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Geſchichte der Chalifen.
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Nach
handſchriftlichen, größtentheils noch unbenützten Quellen bearbeitet
von
Dr. Guſtav Weil,
Profeſſor der morgenländiſchen Sprachen und Bibliothekar an der Univerſität Heidel— berg, Mitgliede der aſiatiſchen Geſellſchaft zu Paris und der deutſchen-morgenlän— diſchen zu Halle-Leipzig, correſpondirendem Mitgliede der American oriental society.
Dritter Band.
Bon der Einnahme von Bagdad durch die Bufiden bis zum Unter- gange des Chalifats von Bagdad. 334—656 d. 9. — 945—1258 n. Ehr.
Mit einem Hegifter Zu ſämmtlichen drei Bänden.
483947 4.1. 49
Mannbeim. Berlag von Friedrich Baffermann.
1S51.
vorrede.
Da die bei Bearbeitung des zweiten Bandes befolgte Methode im Allgemeinen auch in dieſem letzten Theile beibehalten worden iſt, ſo habe ich nur wenige Worte vorauszuſchicken. Die in dieſer Periode um das Chalifat ſich gruppirenden Dynaſtien ſind auch, je nach ihren engern oder weitern Beziehungen zu demſelben, mehr oder weniger ausführlich behan— delt worden, Nur bei den Atabefs und den Ejjubi- ten habe ich eine Eleine Ausnahme gemacht, und das Leben eines Zenki, Nureddin, Saladin, Aladil und Anderer mehr ind Ginzelne verfolgt, weil ich dieſe Gelegenheit nicht verfäumen wollte, manche Partien aus der Gejchichte der Kreuzfahrer zu ergänzen und zu berichtigen.
Die zum zweiten Bande verjprochene literarhiito- riſche Beilage folgt bier al3 Anhang und bietet dem Leſer eine gedrängte Meberficht der arabijchen Literatur bis zur Mitte des vierten Jahrhunderts d. 9. Somit wäre meine Abficht, neben der politifchen Gejchichte
IV
auch Entſtehen und Entwicklung der literariſchen Thätigkeit der Araber, ſo wie ihren Zuſammenhang mit dem Staatsleben anzudeuten, nach Kräften er— füllt. Ein tieferes Eingehen oder eine weitere Fort— ſetzung gehört entweder in eine ſpecielle Literargeſchichte oder in die Geſchichte der einzelnen Dynaſtien, zu welchen in den letzten Jahrhunderten die Träger der Wiſſenſchaft und Kunſt in näherer Beziehung als zu den ohnmächtigen Chalifen ſelbſt geſtanden.
Den verſchiedenen Miniſterien, Bibliotheksbeamten und andern Gelehrten, die mich in meiner Arbeit unterſtützt haben, insbeſondere meinem hochverehrten Freunde H. Reinaud, deſſen Gefälligkeit und Dienſt— fertigfeit feine Grenzen kennt, wiederhole ich meinen verbindlichften Dank.
Heidelberg, im März 1851.
Der Verfofer.
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Eilftes Hauptſtück.
Alnaßir 364451 Zwölftes Hauptſtück.
Azzahir und Almuſtannnn - 2 00... 452—469 Dreizehntes Hauptftück.
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VRegiſtee ee
Erfies Haup tſtück. Almufaddhal Ibnn-I- Muktadir Almuti' lillahi.
Allgemeiner Ueberblickk. Die Bujiden und die Hamdaniden. Naßir Addawlah belagert Bagdad. Bündniß mit den Türfen. Nüd- zug nad Dfbara. Unterhandlungen mit den Bujiden. Zermürfniß mit den Türken. Naßir Addawlahs Flucht. Tekin's Niederlage. Krieg des Muiz Addamlah gegen Abdul Kafım Ibn Albarivi. Cin- nahme von Baßrah, Krieg gegen Imran Ibn Schahin. Muiz Addawlah's Zug nah Moful. Naßir Addawlah's Flucht nah Nißi— bin. Friede zwiſchen den Bujiden und Hamdaniden. Meuterei in Bagdad. Neue Empöcung der Hamdaniden. Muiz zieht wieder nah Moßul. Unterwerfung Naßir Addawlah's. Diefer wird von feinem Sohne eingeferfert. Tod des Naßir und Seif Addawlah. Zerwürfniß unter den Hamdaniden. Muiz Addawlah's Krieg gegen Imran und die Karmaten. Sein Tod. Die Ichfchiden in Egypten und Syrien. Kafur. Die legten Ichſchiden und die Fatimiden. Diauhar’s Zug nah Egypten. Unterhandlungen und Schlacht bei Djizeh. Bau von Kahirah. Djafar Ibn Falah’d Zug nah Syrien. Einnahme von Damazf. Krieg zwifchen den Fatimiden und den Karmaten. Belagerung von Foftat, Nieverlaffung des Muiz in Egypten. Friede mit den Karmaten. Zerwürfniffe in Bagdad zwi— fhen Schlitten und Sunniten, Türfen und Deilemiten. Aufftand Sebuftefinsg und Entthronung des Chalifen. Zuftand des Chalifats unter Muti, Wiffenfhaftlihe Beftrebungen. Feldzüge des Geif Addaulah gegen die Byzantiner, Siege des Nicephorus. Erobe— rung don Greta. Einnahme von Haled, Mopfueftia, Adana, An» tiochien und mehreren fyrifchen Küftenftädten. Feldzüge des Tzimiſ— 08. Unterwerfung von Amida und Meijafarifin.
Wir haben ſchon am Ende des zweiten Bandes die- fer Gefchichte) die verfchiedenen Familien angegeben,
1) ©. 692. III. 1
2 Grftes Hauptftüd.
welche in der erften Hälfte des zehnten Jahrhunderts eine faft unabhängige Gewalt über die einjt mit dem Shalifate eng verbundenen Provinzen des iflamitischen Reichs ausgeuͤbt und zulegt gefehen, daß die Bujiden, welche nach und nad) den größten Theil von Perſien er— oberten, endlich auch die Hauptfiadt des Chalifats einnah- men und fomit der Perſon des Chalifen und der ganzen weltlichen Macht deffelben ſich bemächtigten. Die Chalifen felbft verloren wenig dabei, denn fie waren feit Muftadir nur die Sklaven ihrer Beziere und Heerführer, welche un— ter dem Titel Emir Alumara unumjcränfte Herricher waren.. Das Shalifat hingegen, das in den letzten Jah— ven bis auf das Weichbild von Bagdad zufammengefchrumpft mar, hatte dabei gewonnen, denn es ward jest von einem Fürften ‚getragen, der über eine große Macht zu verfügen hatte und ihm wieder eine anfehnliche Ausdehnung vers fchaffte, die nech größer geworden wäre, wenn die Bujiden, ftatt ihre Kräfte im Norden und Often Berfiens zu zer: fplittern, fie um den Thron des Muiz Addawlah vereinigt hätten. Diefer hatte nämlich vor feinem Zuge nach Bagdad fehon die Provinz Chuziftan und Kerman unterworfen, während feine beiden altern Brüder Imad Addawlah und Rokn Addawlah, Erſterer Fars, und Lebterer das perfiiche Straf Bis an die Grenze von Tabariftan hin unter ihre Botmäfigkeit gebracht hatten. Ste wurden aber durd) diefe Sroberungen in langwierige und mit wechſelndem Glück geführte Kriege gegen die Samaniden und ihre Statthalter verwicelt '), die ihnen nicht geftatteten, Mutz Addawlah mit Nachdruck zu unterftüsen, ja fogar Letztern in feinem Siegeslaufe hemmten, weil er genöthigt war, ihnen einen Theil feiner Truppen zu überlaffen.
Der gefährlichhte Feind des Muiz Addawlah, gegen
1) S. Mirdond Geſch. der Samanivden v. Defremery p 142 und 148 u. ff.
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Almuti’ lillahi. 3
welchen er bald nad der Einnahme von Bagdad einen har- ten Kampf zu beſtehen hatte, war der Hamdanide Naßir Addawlah, der feinen Sit in Moßul hatte und in Ver— bindung mit feinem Bruder Seif Addawlah, der in Halch refidirte, das ganze nördliche Mefopotamien und einen Theil von Syrien beherrichte. Naßir Addawlah war, wie wir im vorhergehenden Bande gefehen, mit dem Chalifen Mut tafi verfchwägert und hatte fich fogar unter deffen Regie— rung zum Emir Alumara emporgefchwungen. Diefer Ham— danide, aus einem der Alteften arabifchen Gefchlechter ent- fprungen, hatte nicht nur unter den Arabern einen großen Anhang, jondern auch die von den Bujiden befiegten und verdrängten Türken unter Abu Djafar Ibn Schirzad fchloffen fih ihm an, fo daß er mit einem anfehnlichen Heere Bagdad belagern und nach einigen Gefechten den öftlichen Theil dev Stadt befegen konnte. Die raſchen Siege und das Vertrauen auf feine Uebermacht waren aber das Berderben des Naßir Addawlah. Er vernach— läßigte alle im Kriege üblichen Borfichtsmaßregeln, ward Daher eines Nachts von den Truppen des Bujiden über fallen und genöthigt die Hauptftadt zu räumen und fid) nah Okbara zurüczuziehen. Hier unterhandelte er mit Muiz Addawlah ohne die mit ihm verbündeten Türken da— von in Kenntnig zu fegen. Diefe waren, als fie von dem hinter ihrem Rücken gefchloffenen Frieden hörten, fo auf- gebracht gegen den Hamdaniden, daß fie jest ihre Waffen gegen ihn Lehrten ). Nur mit Mühe und mit Hülfe der
1) So nah 3. Chald. f. 141. In den gedrudten Quellen fin- det man nichts Näheres über diefen Kampf. Im Cod. Gsth. ließt man: „Als die Deilemiten (Bujiven) Befiß von Bagdad nahmen, brach Naßir Addawlah im Diumadi-I = ahir tes Jahres 334 von
oßul auf und belagerte den Deilemiten Muiz Addawlah Ibn Bujeh und war nahe daran die Hauptftadt zu nehmen, dann hob er aber als Flüchtling die Belagerung auf. Es befanden ſich unter feinem Heere eine Abtheilung Deilemiien, die er unter den Befehl
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4 Erſtes Hauptſtück.
Karmaten gelang es Naßir Addawlah nach Moßul zu entfliehen, aber auch hierher ward er vor den Türken, welche Tekin Affchirafi zu ihrem Oberhaupte erwählten, verfolgt, er mußte fich nach Senn flüchten, wo ihm endlich die Truppen des Bujiden unter Abu Djafar Affeimari zu Hülfe kamen und nad) einem fiegreichen Gefechte gegen Tefin ibn als Bujidiſchen Bafallen wieder nah Moßul zurücbrachten.
Kaum hatte Muiz Addawlah mit den Hamdaniden einen Frieden gefchloffen, EMuharram 335 — Auguft 946) und feine Herrſchaft über die nördlichen Ufer der Euphrats und Tigris ausgedehnt, fo wendete er feine Waffen gegen den Süden und befämpfte den in Baßrah refidirenden Abu-F-Kafim, Neffen und Nachfolger des oft erwähnten Abu Abd Allah Ibn Albaridi. Er brachte ihm noch in diefem Sahre bei Waſit eine große Niederlage bei, nahm im folgenden Jahre, vom Chalifen, den er wie einen Ge— fangenen überall mit fich führte, begleitet, Baßrah und nothigte Ibn Albaridi fich zu den Karmaten zu flüchten. Doc hatte er noch mehrere Jahre hindurch gegen Imran Son Schahin, einen Präfekten des Albaridi, zu Fampfen, welcher in Djamidah, der Hauptftadt des niedern fumpfigten Guphratgebiets zwifchen Baßrah und Waſit, feinen Sit hatte, und ſah ſich, nachdem mehrere feiner Generäle ges Ichlagen wurden, genöthigt, ihn in feiner Statthalterfchaft zu bejtätigen ').
Djaman’s, eines der Gefährten Turuns geftellt hatte. Diefen Zruppen traute er nicht; aus Furcht, fie möchten zu Muiz Addawlah übergehen, befahl er Diaman fie nach Rahabah zu führen u. f. w. Diefe Deilemiten fanden wahrfcheinlih unter Inal Kuſcheh, von dem auch J. Chald a. a. Orte berichtet, er fei noch vor der Be— lagerung von Bagdad zu Nafir Addawlah übergegangen. Der Zug Naßir Addaulah's von Moßul nad) Bagdad hatte nah 5. Ch. Ct. IV. p 154) im Schaaban 334 flatt.
1) Ibn Chald. f. 142,
Almutv’ Tillapı. 5
Im folgenden Jahre, als Naßir Addawlah den im letzten Frieden verſprochenen Tribut verweigerte, unternahm Muiz Addawlah einen Feldzug gegen Moßul. Naßir Addawlah war zu ſchwach, um die Stadt gegen ihn zu vertheidigen, er flüchtete ſich mit ſeiner Familie und allen ſeinen Habſeligkeiten nach Nißibin und vertheilte ſeine Truppen in verſchiedene Feſtungen, aus denen fie häufig die zerjtreuten Truppenabtheilungen dev Bujiden überfielen Der Krieg zog ſich auf diefe Weife in die Länge und da Muiz Addamlah um diefe Zeit feinem Bruder Rokn Ad— dawlah, der von den Samaniden befriegt ward, Hilfs— truppen fehiefen mußte, unterhandelte er abermals mit dem Hamdaniden und feste ihn wieder zum Statthalter von Mopul ein !).
Zum dritten Male emporte fih Naßir Addawlah gegen den Bujiden im Jahre 347 C=95I— 99.) bei Gelegenheit einer Meuterei, welche in Bagdad ſelbſt unter den Deile- miten ausgebrochen war und Muiz Addawlah zu Haufe beichäftigte ?). Sobald aber der Aufruhr überwältigt war, zog Muiz Addawlah wieder nach Moßul und nahm diefe Stadt ſowohl als Nipibin, Sindjar und Andere, welche
1) 3. Ch. a. a. DO. Abulf. p. 452, (wo Zeile 3 v. u. tawalla flatt tawafla zu leſen if) und die übrigen gedrudten Quellen, be= fonders Mirhond Geſch. ter Bujiden in den Berliner Abhandl. der Afademie 3. 1835. IE. p. 111. Naßir Addawlah mußte die Chut— bah im Namen der Bujiven verrichten und einen jährlihen Tribut son 8000000 Dirhem bezahlen.
2) An der Epige der Meuterer fland Rusbehan. Mirchond a.a. D. p- 22. Diefer Aufruhr fand nah Mir. im Jahre 3:5 flatt, ver Zug des Muiz Addawlah nah Moßul aber im J. 347. 3. Chald. f. 142 u. Elmaf. p. 222. Nah J. Eh. t. IV. f, 69 und Abulf. p. 480 nahm Muiz Addawlah im 3. 353 Moßul wieder, von einem Feldzuge im 3. 347 erwähnt Letzterer aber nichts. Im Cod. Goth. in der Gefchichte ver Hamdaniden, wird aud nur dieſer legte Feldzug vom J. 353 berichtet, doch wird angedeutet, daß fi diefe Züge früher Häufig wiederholt hatten.
6 Erſtes Dauptitüd.
zur Provinz Dijar Rabia gehören. Dem treulojen Napir Addawlah blieb nichts übrig als fich nach Haleb, zu fei- nem Bruder Seif Addawlah zu flüchten Muiz Addamwlah konnte indeffen auch diesmal wegen andauernder Kränklich- £eit feinen Steg nicht weiter verfolgen, er ſchloß daher un= ter Bermittlung Seif Addawlah’3 einen neuen Frieden. Naßir Addawlah Eehrte wieder in feine Befigungen als tributpflichtiger Statthalter zurück, ward aber im Jahre 396 von jeinem eigenen Sohne Uddat Addawlah Abu Tagh— lab auf die Gitadelle von Moßul gebracht, wo er als Ge— fangener im Rabia Awwal des Jahres 358 (— Februar 969) fein Leben endete, ')
Mit der Gefangenfchaft des Naßir Addawlah, oder eigentlich mit dem Tode feines Bruders Seif Addawlah, welcher ihr voranging (Safar 356 — Jan. Febr. 967) ward die Macht der Hamdaniden gebrochen, denn während die beiden genannten Brüder in Frieden und Eintracht mit einander gelebt und fich gegenfeitig in ihren Kriegen unterftüßst hatten, fo befehdeten fi) die Söhne des Naßir Addawlah untereinander und die Gegner Abu Taghlabs, an deren Spibe fein Bruder Abu-l-Muzfir Hamdan ftand, dem fchon fein Vater die Herrfchaft uber Rahabah ver— liehen und der nach dem Tode feines Oheims Seif Addaw— lah auc von Raffah und Nißibin Befis genommen hatte, Ihloffen ein Bündniß mit den Bujiden ). Saad Addaw-
1) Cod. Go:h. Als Grund diefer unfindlihen Handlung gibt Elxafin p. 225 an, daß Nasir Addawlah durch den Tod feines B.uders Seif Addawlah trüdfinnig ward und in feiner Melandolie feine Kinder vielfach peinigte, nah andern Quellen handelte es fich um ein Gut, das Abu Taghlab von feiner Mutter geerbt hatte und fein Bater ihm entreißen wollte.
2) ©» im Cod. Goth. „Abu Taghlab nahm Befig von den Gütern Hamdand und jagte deffen Verwalter fort und fandte ein Heer gezen ihn, an deffen Spige er feinen Bruder Abu-l-Barafat ftellte. - Da entfloh Hamdan mit feinem Harem und feinen Schägen nach Bagdad und ließ fih bei Bachtiar, dem Sohne des Muiz Ad-
Almutr’ lillabi. 7
lah Abu-l-Maali aber, der Sohn und Nachfolger des Seif Addawlah, hatte gegen vebellifche Sklaven und Ver— wandten!) zu kämpfen und die Folge davon war, daß der größte Theil feiner Befisungen von den Griechen erobert ward, gegen die fich fein Vater mit fo vieler Tapferfeit vertheidigt hatte.
Den Hamdaniden wäre ein noch raſcherer Untergang bevorgejtanden, wenn nicht dev wackere Muiz Addawlah, der noch in feinem legten Lebensjahre mit Erfolg die Kar maten in Oman und Jınran *) in der Gegend von Djami— dab befämpfte, noch vor Seif Addawlah geftorben wäre (17. Rabia-l-achir 356) ?) und fein Sohn und Nachfolger Izz Addawlah Bachtjar mehr den Kegierungsangelegen- heiten als den finnlichen Genüffen gelebt hätte. Die Ham— daniden waren übrigens nicht blos von den Machthabern von Bagdad und Byzanz bedroht, auch die Schjchiden, welche Egypten und Syrien beherrfchten, waren gefährliche Nachbaren für fie, die ftetS nach Grweiterung ihrer Gren— zen trachteten; und als fie ſelbſt, noch unter dem Chalifate des Muti, von den Katimiden verdrangt wurden, nahmen auch diefe von Syrien Beſitz und waren noch gefährlicher, weil fie für das Schiitiſche Prinzip Fampften, dem auch die Bujiden im Stillen huldigten.
dawlah nieder, der einen Frieden zwiſchen den beiden Brüdern zu Stande bradte.“ Diefer Friede war aber nicht von langer Dauer und im Sabre 360 floh Hamdan abermals nad) Bagdad. Hiernach ift Abulf. p- 483 zu berichtigen, welcher Abu en bei eye Schutz ſuchen laßt. Vergl. auch J. Eh. t. IV. f.
1) Das Nähere über dieſe innern Zwißigteiten unter den Ham— daniden gehört in eine Specialgeſchichte vdiefer Dynaftie, auf Abu- l-Maali werden wir im Tune Hauptftüde zurüdfommen,
2) Abulf. p. 456. Nah J. Eh. f. 143 im Jahre 359.
3) So bei Ibn Challikan, Elmatin und Andern, nicht ven 13. wie bei Abulf. p. 486. Es war ein Montag und entſpricht dem 1. April 967. Nach 3. CH. IV. 183 flarb er in der Mitte des Monais,
8 Erſtes Hauptſtück.
Von dem Ichſchiden Mohammed Ibn Toghedj, dem dieſe aus Ferghana ſtammende Dynaſtie ihren größten Ruhm verdanfte, war im vorhergehenden Bande die Nede, Er ftarb im Sahre 334. Ihm folgte dem Namen nad) fein Sohn Abu-l-Kaſim Anudjur ‘), in der That aber fein unter dem Namen Kafur bekannter abyſſiniſcher Sflave Abu-l-Muſk. Nach dem Tode Anudjur’s ?) (Dſu-l-Kaa— dah 349 — Januar 961) erhielt fein Bruder Abu-l-Haſan Ali den Füritentitel und erjt als auch diefer ſtarb (Mu— harram 355°) — Januar 966) und nur einen minderjäh- rigen Sohn hinterließ, eignete fih Kafur auch den Namen und die Prärogativen eines Fürften zu und es ward auf allen Kanzeln Syriens und Epyptens, ja fogarim Hedjas, für ihn gebetet.
Nach dem Tode?) Kafur’s, (20. Djumadi-1-Awwal
1) Als Anudjur nah Eyypten gieng um die Regierung anzu= treten, nahm Seif Addawlah Damasf, ward aber dann bei Nam- lah von den Egyptiern gefchlagen und genöthigt nad Naffah zu fliehen. Es fam dann ein Friede zu Stante, nach welchem Seif Addawlah Herr von Haleb blieb, Damask aber wieder aufgeben mußte. Abulmahafin f. 79. 3. CH. £. 111. Bedr Alichſchidi ward Statthalter von Damasf.
2) Nah 3. Ch. a. a, D. f. 111 ward er, weil er nach Selbfi- fländigfeit trachtete, von Kafur vergiftet.
3) So bei 3. Chald,a.a.D. 3. Chall. 1. 525 u, Abulmah. f. 90. Nah dem Cod. Goth. im 3. 354.
4) Auch über Kafur’s Todesjahr weichen die Quellen von einander ab, da andere das 3.356 als folches annehmen. (Abulf. p.490) während Eimafin (p. 225) gar Kafur’s Tod erftin das Jahr 358 fegt. Das richtige ift gewiß 357, denn aud der Hiftorifer Alferghani, welcher ein Zeit- genoffe Kafur’s 'war und an deſſen Hof Iebte, gibt diefes Datum an. Vergl. 3. Chall. 1. p. 528. Im Cod. Goth. wird berichtet, daß Kafur, nah dem Tode Alis, den genannten Hiftorifer rufen lieg und ihn um feinen Rath in Betreff der Nachfolge bat. Alfer- ghani rietd ihm Ali's Cohn Ahmed als Herrfcher zu proclamiren und die Herrfchaft in deffen Namen zu üben. Kafur glaubte aber Alferghani rathe ihm fo aus befonderer Vorliebe zu dem aus Ferg- hana ſtammenden Gefchlechte der Ichſchiden und ſchenkte ihm Fein Gehör,
Almutr’ Lillapi. 9
357 — 23. April 968) ward der elfjährige Ichſchide Abu— I-Famwaris Ahmed Ibn Altı) zum Fürften ausgerufen, die Leitung der Regierung aber einem Vetter feines Vaters, dem Abu Mohammed Albufein Fon Abd Allah Ibn Toghedj übergeben, welcher an der Spitze der Truppen in Syrien ftand, aber bald nachher von den Karmaten verjagt ward, Diefer erregte durch feine Härte die Unzufriedenheit der Trup— pen während fein Vezier Djafar Ibn Alfadhl Ibn Alfurat, der auch zugleich Finanzminifter war, ihre Habgier unbefrie- digt laſſen mußte, obgleich er die reichen Bürger durch jeine Grpreffungen drüdte. Unter Lestern war der fpäter be= rühmt gewordene Vezier des Fatimidifchen Chalifen Muiz, Jakub Ibn Killis, der mit mehrern unzufriedenen türfifchen Häuptlingen zu dem Fatimiden Muiz floh und ihn zur Groberung von Egypten anſpornte. Muiz fandte Djauhar, der fich fehon in mehreren Feldzügen nad) dem weſtlichen Afrika ausgezeichnet hatte, mit einem großen Heere nad) Egypten. Djaubar brach am 14. Rabia-l-Awwal ?) 355 (6. Febr, 969) von Naffadah, der Hauptitadt der Fati— miden auf. Als die Nachricht von feinem Anzuge in Egypten befannt ward, fandte ihm der Vezier den Scherif Abu Djafar Muflim Alhuſeini und den Kadhi Abu Tahir mit Gapitulationsanträgenentgegen, die Djauhar auch genehmigte.
1) Folgende Tafel macht die Verwandſchaft der Ichſchiden Far,
deren Herrfchaft über Egypten nad Abulmah. (f, 98) 34 Jahre und 24 Tage dauerte.
Toghedj | u A N u — Mohammed Abd Allah | Ali Hufein
Abimed 2) Nach Abulmah. war es ein Samſtag, ich habe daher den 6. Febr. angenommen, obgleich der 14. Rabia-l-Awwal dem 5. Febr. entfpricht, auch) Quatremere in feinem Mem. sur la vie du Khalif Moezz (journal Asiat. ser, 1. t. 2 u. 3) nennt Samftag, bei 3. Chall. (I. 340) wird Sonntag angegeben, was noch weniger zum Tage des Monats paßt,
10 Erſtes Hauptſtück.
Die Anhänger Kafur's und der Ichſchiden rüſteten ſich aber zum Widerſtande und ernannten Nahriv Aſſchoizani) zum Oberfeldherın. Am 11. Schaban fam es zur Schlacht, bei Djizeh in der Nähe von Kahirah, zwifchen den Ichſchi— den und Djauhar. Diefer fchlug die Ichſchiden in die Flucht, feste über den Nil, ſchlug fein Lager in der Gegend der jeßigen, von Djauhar erbauten Stadt Kahirah auf und hielt am 17. feinen Einzug in die Hauptjtadt. Mit den Ichſchiden endete auch die Scheinherrichaft der Abba= fiden über Egypten, denn fortan ward in allen Mofcheen Egyptens und bald auch in denen Syriens für den fati= midischen Chalifen gebetet.
Die Eroberung Syriens, wohin fi) die gefchlagenen Ichſchiden zurückgezogen hatten, vollbrachte, auf Befehl Djaubar’s, der Feldherr Djafar Ibn Falah. Ex fehlug den oben genannten Ichſchiden Hofein Ibn Abd Allah bei Ramlah und nahm ihn gefangen (Dſu-l-Kaadah 358). Zu Anfang des folgenden Jahres nahm er die Küftenftädte und Damasf nad) einem hartnädigen Kampfe gegen die Sun— nitifchen Bewohner diefer Stadt, welche auch nad der Ein- nahme fi zu wiederholtenmalen empörten. Ganz Syrien ward jedoch im Jahre 360 wieder den Fatimiden entriffen, denn die Ichſchiden und die übrigen Sumniten, der Cha— life 2) ſelbſt an ihrer Spite, fhloffen ein Bündnif mit den Karmaten, welche, unter dem Oberbefehle des Hafan Ibn Ahmed Alaaßam, Djafar Ibn Falah bei Damask ſchlugen und die Fatimiden nicht nur aus Syrien verdrängten, ſon— dern ſogar bis in die Hauptſtadt Egyptens verfolgten, die ſie ſogar einige Zeit belagerten. Djauhar erhielt zwar bald Verſtärkung vom Weſten her, doch blieb Muiz ſelbſt, ob—
1) Bei Quatremere a. a. D. ließt man Aſſuriani.
2) Dies berichtet ausdrüdlih der Cod. Goth. in der Geſchichte der Fatimiden, wo auch, übereinflimmend mit den bei Quatremere angeführten Quellen, erzäplt wird, daß er fih in Nahabah mit dem Pamdaniden Abu Taghleb Ibn Naßir Addawlah vereinigte.
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Almutü lillahi. 11
gleich er feine Nefidenz nah Kahirah (NRamadhan 362) verlegte, nichts übrig, um Egypten zu erhalten und wieder zur Herrfchaft über Syrien zu gelangen, als die Verbün— deten der Karmaten zu beftechen und zuletzt diefen ſelbſt denfelben Tribut zu bewilligen, den ihnen auch die Ich— fchiden alljährlich bezahlt Hatten. Erſt dann erinnerten fie fich, daß fie vermöge ihrer fchtitifchen Lehren es eher mit den Fatimiden als mit deren Feinden halten follten ). Während die Fatimiden nun ihre Herifchaft über Egypten und Syrien durch) diefes Bündniß mit den Kar- maten feſt begründeten und fo das öſtliche Chalifat mit geiftigen und materiellen Waffen befämpften, wurden ſelbſt in Bagdad durch die Bujiden ſchon längſt manche ſchii— tiſche Gebräuche, wie die öffentliche Trauer um den Tod?) Hufeins und dag Freudenfeft3) zum Andenken an Moham—
1) Das Einzelne über den Krieg zwiſchen den Fatimiden und den Karmaten fann man bei Quitremere nachleſen, hier nur die darauf be,üglihe Stelle aus dem Cod. Goth, dem ich gefolgt bin: „Die Karmaten eroberten ganz Syrien und zogen nach Eyypten. Diauhar vermochte nichts gegen fie und mußte hinter den Wällen von Kahira gegen fie fimpfen und wenig fejlte, wären fie von ih- nen genommen worden, dann trat aber der Karmate den Rüdzug an, ohne daß man den wahren Grund wiſſe. .... Inzwiſchen hatte Djaudar Muiz aufzefordert, nah Egypten zu kommen und diefer fchrieb einen drohenden Brief an Hafan, der aber ohne Erfolg blieb. Er kam wieder nah Egypten und nahm vom obern und untern Theile des Landes Beſitz. Muiz fandte ihm mehrere Boten und verpflichtete fih, ihm dieſelben Summen zu bezahlen, die er von den Ichſchiden empfangen u. f. w.
2) Dies war am 10. Moharrem, da mußten die Laden geſchloſ— fen werden und die Frauen zogen mit aufgelöstem Paare und ge— fhwärztem Gefihte, Klageliever fingend, durd die Straßen. Abulf. p- 480 u. 2. ,
3) Dieb war am 18. Dſu⸗l-Hiddjeh nicht am 8. wie bei Abul Teva a. a. D. Vergl. Ibn Chald. f. 143 u. Abulmah. f. 105. Ueber Mohammed’s Neve an diefem Tage ©. Leben Mohammed's ©. 319 u. 320. Er hielt fie am Teiche Chum (ghadir chum) und fo find au bei Abulf. a. a. DO. 3. 6 v. Unten die Worte zu lefen, von denen Neiffe fagt: Arabica hoc loco corrupta,
12 Erſtes Dauptitüd.
meds Nede zu Gunften Ali's, zum großen Aerger der ſun— nitifchen Bevölkerung eingeführt. Im Sabre 351 hatten fogar die Freunde des Muiz Addawlah, aus Eifer für das Geſchlecht Ars, nicht nur Muawiah, fondern fogar Mo— hammed's Gattin Aifcha, jo wie die Ghalifen Abu Bekr, Omar und Othman in großen Inſchriften auf allen Mo— ſcheen Bagdads verflucht. Als jedoch das Volk in der Nacht dieſe Inſchriften wieder zerſtörte, begnügte ſich der Emir Alumara, auf den Rath ſeines Veziers Almuhallebi, damit, nur Muawiah mit Namen zu nennen, die Uebrigen aber blos mit dem Namen „Unterdrücker der Familie des Geſandten Gottes“ zu bezeichnen ). Außer dem Volke war übrigens auch ein Theil der Truppen dem ſchiitiſchen Treiben entgegen. Nur die von Aliden bekehrten Deile— miten hielten es nämlich in diefer Beziehung mit den Bu— jiden, die Türken hingegen waren größtentheils Sunniten und diefe Glaubensverfchiedenheit mochte nicht weniger als die Nationalitits = Giferfucht zu den Zerwürfniffen beitva= gen, welche haufig in offenen Kampf ausarteten und tm Jahre 363 fogar die Entjegung des Shalifen und des Emirs Bachtjar zur Folge hatten. An der Spige der rebellifchen Türken ftand Sebuftefin, welcher in Bachtjars Abwefen- heit von Bagdad, den Franken und fehwächlichen Ghalifen (13. Dſu-l-Kaadah?) — 5. Auguft 974) abzudanfen nö— thigte und das Khalifat dejfen Sohne Altaji übertrug, dann mit diefem neuen Ghalifen und den Türken gegen
1) Abulf. ©. 475 flatt hakamahu 3. 8 ift mahahu (mim, ha alif, ha) zu Iefen und, wie ſchon Reiſke bemerft 3. 7. „Aba“ zu ftreihen, er meint damit Omar, welcher Abbas nicht unter denen beſtimmte, welche über die Nachfolge verfügen follten, wodurch Oth— man dem Alt vorgezogen wurde,
2) So bei Elmak. p. 228 und im Cod. Goth. wo aud richtig Mittwoch als der Wochentag hinzugefegt wird, bei Abulf. p. 514 ungenau, Mitte Dfu-l-Kaadah.
Almutv’ Killabt. 13
Bachtjar nach Wafit zug 1). Hier wurde fünfzig Tage hintereinander gefämpft und Bachtjar hätte unterliegen müfjen, wäre nicht fein Vetter Adhud Addawlah aus Per— fien herbeigeeilt, der, wie wir im folgenden Haupfſtuͤcke feben werden, die Türken, die nach dem Tode Sebuftefins fih unter den Oberbefehl Aftefing ftellten, fehlug und wie— der aus Bagdad verdrängte.
Die Regierung des Chalifen Mutti, welche über 29 Sahre dauerte ?), war für das Haus Abbas eine höchit unglücfelige. Der Ghalife ſelbſt war im eigentlichiten Sinne des Wortes ein Sklave des Muiz Addamlah und feines Nachfolgers, der ihn fogar nöthigte, feine Garderobe zu verfaufen, um feinen eigenen Gelüften frohnen zu kön— nen 3). Egypten, Syrien und Hedjas, wo doch wenigiteng dem Namen nach die Abaffiden noch als Herrfcher galten, auch noch hie und da ein Tribut entrichtet ward”), hul— digten jett den Fatimiden, jelbit die Samaniden beteten nicht für Mutti, weil fie diefen von den Bujiden ernannten Shalifen nicht als rechtmäßigen Herrſcher anerfannten und ließen deffen Namen son ihren Münzen weg’). In Bag=
1) Schon früher hatte Sebuftefin die Abfiht Bachtjar zu ver— rathen. Er unterhandelte nämlich, nah 3. Chald. f. 144 u. IV. 190 als Bachtjar im Rabia-I-amwal diefes Zabres gegen den Ham— daniden Abu Taghlab ins Feld zog, mit diefem und verfprad ihm ihn nah Moßul zurücdzubringen, das Bachtjar genommen hatte, wenn er ihm zur Herrichaft über Bagdad verhelfen wollte Warum diefer Plan wieder aufgegeben ward, wird nicht angegeben. Den Feldzug des Bachtiar nad Moßul, von dem die gedrudten Duellen ſchweigen, berichtet aud) der Cod, Goth. Abu Taghlab zog fih von Moßul nah Sindjar zurüd, erfchien aber dann plöglich vor Bag— dad, wahrfcheinlih im Einverftändniffe mit Sebuftefin.
2) Nach dem Cod. Goth, 29 Jahre 4 Monate und 1 Tag.
3) Abulf. p. 519.
4) Nah dem Cod. Goth. verpflichtete fich der Ichſchide Anud— jur, als ihm die Herrfchaft über Egypten verliehen ward, zu einem jährlichen Tribut von 100000 Dinaren.
5) ©. Frähn im Institut, Sect. 11. No, 98.
14 Erſtes Dauptitüd.
dad ſelbſt brach zu wicderhoftenmalen ein heftiger Kampf zwifchen Sunniten und Schiiten aus, wobei Grftere von den Türfen und Letztere von den Deilemiten unterftüßt wurden. Die nördliche Grenze des Keichs, welche bisher an ben Hamdaniden warere Bertheidiger gegen die Ein— fälle der Byzantiner hatte, ward nun durch Zerwürfniffe in ihrer eigenen Familie und durch ihre Kriege mit den Bujiden und Fatimiden dem Feinde gedffnet. Nur in wiffenfchaftlicher Beziehung bietet diefe Epoche einige Licht- punkte, denn in der Unterftügung von Gelehrten und Dich— tern, wetteiferten die verfchiedenen Machthaber, Bujiden und Samaniden, Hamdaniden, Ichſchiden und Fatimiden miteinander. Wir werden an einem andern Orte auf diefen Punkt zurückkommen und begnügen uns bier nur die Namen der Dichter Mutenebbi und Abul Faradj, der Grammatifer Affadjadj und Mutarriz, der Hiftorifer Tha— bit Ion Sanan und Mlferghani, des Bhilofophen Alfarabi und der Gengraphen Ihn Chaukal und Al-Iſtahri zu nennen.
Was die Kriege der Byzantiner gegen die Mohamme- daner in Aften angeht, fo fand ihr erſter bedeutender Feld- zug im Sahre 339 — 950 — 951 ftatt '). In diefem
1) Bon einem Feldzuge im Jahre 337 erwähnt weder Abulf. no der Cod. Goth. etwas. Nah Abu-l-Faradj p. 311 ward Seif Ad- dawlah im 3. 337 von ten Griechen gefchlagen und Maraſch ge— nommen. Nah Elmafin p. 220 hätte Seif Addawlah im J. 335 eine Schlacht gegen die Griechen gewonnen, in welder von Letztern 20000 erfchlagen und 200) gefangen wurden. Dieſe Nachricht ver— dient um fo weniger Glauben ald nach dem Cod. Goth. Seif Ad- damwlah in diefem Jahre gegen Kafur Krieg führte. Nah Abulmab. ſ. 80 machten die Griechen im Jahr 336 einen Einfall in dag mu— felmäannifche Gebiet, wurden aber von Seif Addawlah zurüdfge- ſchlagen, aber auch er berichtet, daß fie im folgenden Jahre ihn be= fiegten und Maraſch nahmen. Nah J. Ehall. IV. 69 ward Seif Addawlah im Zahr 37 gefhlagen und Marafch und Tarfus von den Griechen genommen. Im Jahr 33 drang er weit ind griechifche Gebiet vor, machte viele Beute, verlor aber Alles wieder auf der Rückkehr, weil er vom Feinde umzingelt ward.
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Almutr’ Lillahı. 15
Sahre rückte Seif Addawlah der Hamdanide, den Die Griechen Chabdan nennen, an der Spite von 30000 Mann von Haleb aus), zog noch einige Tauſend Mann von Tarſus an fih und drang weit in Kleinafien vor, ward aber von den Byzantinern, nad) einer fchon gewon= nenen Schlacht, in einer Gebirgsfchlucht überfallen, feine Truppen zerftreuten ſich und nur mit Mühe rettete er fein Leben. Der nächite bedeutendere Feldzug — die gewöhn— lichen Naubzüge, welche faft alljährlich von beiden Seiten ftatt fanden, übergehen wir — fällt in das Jahr 342 — 9%3—954) wo die Griechen daffelbe Schickſal hatten, wie die Araber im Sahre 339. Während nämlich Seif Abdawlah einen Streifzug in die Gegend von Malatich unternahm, fielen die Griechen in das Gebiet von Haleb und Antiochien ein und fehleppten eine große Anzahl Ge— fangener und eine unermefliche Beute mit fich fort. Seif Addamlah, der davon Kunde erhielt, ſetzte mit feiner Keiterei bei Samofata über den Guphrat, überfiel die
1) Im Rabia-l-Awwal nah Abulmah. (Auguſt — September 950). Die darauf folgende Niederlage findet man nicht nur bei den Byzantinern, fondern auch bei Abulf. p. 456. Elmak. p. 222 und Abulfaradj p. 312. Im Cod. Geth. ließt man: „In diefem Jahre (339) rüflete Seif Addawlah ein Heer aus und belagerte Sariha und zündete deffen Vorſtädte an, fo wie au die Vorflädte von Charfhana ... In Batn Allafan (bei Elmafin Moalafat) ftieß er auf ven Domeftifus, ſchlug ihn in die Flucht und nahm 120 Offi— ziere gefangen, dann fehrte er zu feinem Heere (von dem er einen Theil bei Charſchanag gelaffen) zurüd und als er in das Thal Maktaat Alathfar fam, fand er den Feind Ffampfgerüftet auf den Höhen, er zog fih nun nach dem Fluffe Barda zurück, aber auch bier verfperrien ihm die Griechen den Weg. Er folgte nun einem Führer über dag Gebirg, feine Leute aber verzagten und flohen nach dem Lager, nachdem fie alle Gefangenen niedergemadht, dies war in der Nacht des 11. Diumadi-l-amwal. Er aber er— reichte fein Lager in der Nähe des Fleinen Sees von Hadath. Dieß war einer der berühmteflen Feldzüge, wären nur feine Leute nicht verzagt geweſen.
16 Erſtes Hauptſtück.
heimziehenden Griechen am Fluſſe Sihan, nicht weit von Maraſch, ſchlug ſie in die Flucht, nahm ihnen alle Beute weg und machte ſogar Conſtantin, den dritten Sohn des Phokas, zum Gefangenen! ). Eine zweite Niederlage follen die Byzantiner auch im folgenden Jahre erlitten haben ?), worauf fie um Frieden baten, der ihnen aber, weil fie alle Gefangenen aus dem Haufe Hamdan niedergemacht, nicht gewährt ward’). Seif Addawlah ſetzte daher auch im Sahre 345 feine Raub = und BVerherungszüge gegen die Griechen fort, während dieſe im Gebiete von Edeſſa, Mej- jafarifin und Tarſus Reprefjalten nahmen +). Das Jahr 347 (= 958-959) war für die Waffen der Byzantiner günftiger. Nicephorus fehlug die Araber an der fyrifchen Grenze, während Leo und Bafılius am Euphrat operirten, Samoſata zerftörten und bis Amida vorrüdten ’). Die Hamdaniden waren um diefe Zeit ohnmächtig, weil, wie schon oben erwähnt ward, fie zugleich gegen Muiz Addaw- lah Krieg führen mußten, der in diefem Jahre den größten Theil ihres Landes befebt hielt. Auch das folgende Jahr war für die Araber ein unglückliches. Die Byzantiner
1) Abulmap. £.84 und am Ausführlihfien im Cod, Goth. Nach Cedrenuse (p. 633) ließ ihn der Hamdanide, als er fich weigerte, den Islam anzunehmen, vergiften, während bei Abulmah. berichtet wird, daß Seif Addawlah ihn bis zu feinem Tode gut behandelte.
2) Abulfaradi p. 312 3. Ch. und Abulf. a. a. D. und Abul- mah., mweldher wie Erflerer berichtet, daß ein Enfel und Schwie- gerfohn des Domeftifus gefangen wurden. Im Cod. Goth. wird nichts von einem Feldzuge im 3. 43 erwähnt, wahrſcheinlich hieng er mit dem vom vorigen Jahre zufammen und wurden zwei Schlach= ten geliefert,
3) Cedren. a. a. D. von einer griehifhen Gefandfchaft int Sahre 344 fpricht auch der Cod. Goth. und führt ein von Mutenebbi bei diefer Gelegenheit verfaßtes Gedicht an.
4) Abulmah. f. 85. 3. Ch. a. a. O.
5) Abulmap. f. 86. Elmakin p. 230 und die Byzantiner, die aber das Fahr nicht genau angeben.
Almuti lillahi. 17
bejesten die ganze Provinz Diar Befr bis Mejjafarifin und bemächtigten fich der ſyriſchen Grenzfeftung Harunijjeh 9. Im Fahre 349 drang Seif Addamwlah wieder fiegreich bis nad Charichana vor, ward aber zum zweitenmale im Ge— birge vom Feinde umzingelt, mußte alle Beute im Stich laffen und fein ganzes Heer ward bis auf 300 Mann auf- gerieben ?). Im Jahre 350 61) ward die Infel Greta von den Byzantinern genommen 3) und im folgenden Jahre eroberten fie Anazarba und Deluf, wo fie zahlreiche Ge— fangene machten, dann überfielen fie plötzlich Haleb, die Hauptftadt des Seif Addawlah und bemächtigten fich feiner Schäte, zogen jedoch, ald man von allen Seiten unter den Mufelmännern den heiligen Krieg predigte, mieder ab, ohne die Gitadelle genommen zu haben *). Auch ward in demfelben Jahre ein Better des Seif Addawlah Abu-l— Faras Alharth Ihn Said Ibhn Hamdan, auf einem. Streifzuge in die Gegend von Manbedj, deffen Statthalter er war, gefangen genommen und nad Konjtantinopel ge—
ſchickt 5).
1) Abulmah. f, 87.
2) Albulf. p. 468 3. Ch. a. a. DO. Abulfaradj p. 313. Darauf bezieht fich wahrfcheinlich auch was bei Cedren. p. 237 berichtet wird, demzufolge die Griechen ihren Sieg zum Theil dem Verrath vervanften.
3) Abulmah. f. 88 übereinftimmend mit Cedren. p. 643 wo offen= bar Ate ftatt 14te Indiction zu Iefen ift, da er ja felbft die Einnahme von Ereta in das erfte Regierungsjahr des Romanus feßt. Nach Theoph. Con in. p. 300 fand die Einnahme ver Hauptſtadt, welche die Griechen Chandak nennen, im März ver bten Indiction, alfo erft im J. 963 ftatt. Auch nah J. Ch. wurden die Griechen im J. 51 zurüd- gefchlagen und erft im Jahre 52 die Infel Greta für die Dauer von ihnen befeßt.
4) Sämmtlihe arab. und byzant. Quellen. Die Griechen blieben in Haleb nach dem Cod. Geth. vom 14ten bis zum 21ten Dsul Kaadah 351, nah Elmakin p. 224 zogen fie am iten Dful Hiddjah ab.
9) So bei 3. Ch. a. a. D. Abulf. p. 478 und im Cod. Geth. Nah Elmakin p. 223 im 3. 348. Es ift wahrfcheinlich derfelbe ven Cedren. p 286 Apolasaer nennt. Er ward im 3. 355 ausgelöft, und zwar nah Abulmah. gegen einen Neffen ver KRaiferin.
IL. 2
18 Erſtes Hauptſtück.
Bon dieſer Zeit -an drangen die Byzantiner immer weiter gegen Syrien und das Gufratgebiet vor. Geif Addawlah ward kränklich, Adana und Tarfus fielen von ihm ab und befämpften fich gegenfeitig 1), während Nicepho= rus und Tzimiſzes die Byzantiner von einem Siege zum andern führten. Im Sahre 353 rückte Nicephorus gegen Mopfueitia vor, während Tzimifzes die Araber in der Nähe von Adana ſchlug. Mopſueſtia ward jedoch erſt im fol- genden Fahre genommen, worauf fi) dann auch Tarfus ergab, das fchon früher fein Bruder Leo belagerte 2). Nichts Hinderte jegt Nicephorus, da vorher fchon Anazarba und Adana wieder in feine Macht gefommen waren, weiter nah Syrien vorzudringen, Gr belagerte im Frühjahr des folgenden Jahres (3595966) Antiochten, da ihm jedoch die Einnahme diefer Stadt große Schwierigkeiten bot, drang er weiter füdlich, brandfchagte Haleb, nahm Maarrat Miß— rein und Maarrat Numan, Kafıtab, Scheizar, Hama und Himß, Latafieh, Irkah und das ganze Gebiet von Tripoli, defjen Vorftädte fogar von ihm erftürmt wurden. Nice— phorus kehrte dann in die Hauptftadt zurüd und ließ ein Heer am Taurus in einem befeftigten Lager, deffen An— führer Burzes Antiochten nochmals angriff und mit Hilfe eines verrätherifchen Arabers erftürmte Y. Zum letzten—
. D Abulmap. f. 91.
2) Abulf. p. 482 3. Ch. f. 71. Elmaf. p 424 Abulfaradi p. 314 und die Byzantiner, befonders Cedrenus p. 654 und 655, der auch die Eroberung von Cypern in diefes Jahr feßt.
3) Auch hier bin ich befonders Cedren. gefolgt, ver den Zug des Nicephorus gegen Antiochien und die Einnahme der genannten Städte in Syrien in fein drittes Negierungsjahr feßt. 3. Chald. u. Abulf. berichten (p. 502) die Einfälle in Syrien unter dem Jahre 358 (= 968-969) und die Ginnahme von Antischien erft im folgenden Jahre. Abulfaradi feßt die Einnahme von Antiochien in das Jahr 357, auch Abulmah. (k 97) berichtet die Eroberungen in Syrien unter dem Jahre 357. Da Nicephorus nach feiner Rückkehr längere Zeit in der Hauptftadt verweilte und dann im Sabre 968 oder 969
Almut’ Lillabi. 19
male fiel Nicephorus im Jahre 968 in Mefopotamien ein, die Araber wagten feine Schlacht , vertheidigten aber mit Erfolg Amida und Nifibis, er begnügte ſich damit Melaz= ferd (Maurocastrum) in Armenien zu bejegen '), und Himß niederzudrennen und fehrte wieder nach Konſtantinopel zurüd.
Durch die Entfernung des tapfern Tzimisſces vom Heere, o wie durch die Kriege gegen die Rufen und gegen Dtto und endlich in Folge der Hofintriguen, welche die Ermordung des Kaifers zur Folge hatten, konnten Die Mufelmänner am Euphrat und in Syrien fidh wieder eini— germagen erholen und einen Theil des verlorenen Gebiets wieder erobern, wenig fehlte fogar, jo wäre im Jahre 970 Antiochien wieder in ihre Gewalt gefommen ?). Erft im Sahre 362 (—=I72— 973) als Tzimifzes mit den Ruſſen und mit Otto einen Frieden gefchloffen, fonnte ev feine ganze Macht und Aufmerkfamkeit den Angelegenheiten des Dftend widmen und die von Romanus und Nicephorus ge— machten Eroberungen nod) weiter ausdehnen. Gin zahl» reiches Heer überfchritt den Guphrat, nahm Nifibis und verbreitete einen folhen Schrefen unter den Muſelmän— nern, daß fogar in der Hauptitadt ein Aufruhr ausbrach und der mweichlihe Bachtjar endlich genöthigt war einige Anftalten zur Rettung des Reichs zu treffen. Don allen Seiten ftrömten fampfluftige Mufelmänner an die Grenze, die jedoch den Griechen feinen Ginhalt gethan hätten, wenn es nicht dem tapfern Hibbat Allab, dem Sohne bes Naßir Addamlah gelungen wäre, das griechifche Heer in
noch einen Zug gegen Mefopotamien unternahm, fo haben wahrfchein- Lich die Araber auch deſſen Eroberungen in das Jahr gefeßt, in welchem er zum leßtenmale fie befriegte. Nah 3. Ch. waren die Chriften in Antiochien im Einverſtändniß mit den Griechen.
1) Abulf. a. a. DO. ver aberdas Jahr 359 (= Nov. 969 - 979) nennt, in welchem ver Kaifer ermordet ward.
2) Cedren. p. 666.
2*
20 Erſtes Dauptitüd.
der Nähe von Amida zu überfallen und den Oberfeldheren felbft gefangen zu nehmen, wodurch alle Vortheile dieſes Feldzuges für die Griechen wieder verloren giengen 9. Doch fol nach byzantinifchen Berichten Tzimiſzes, bald dar— auf, mit einem neuen Heere in Mefopotamien eingefallen fein, den ganzen Bezirk von Niſibis verheert, Amida unter= worfen und die reiche Stadt Mejjafarifin gebrandfchagt haben 2).
1) Elmaf. p. 227 u. 228. Abulfaradf p. 315. Abulf. p. 513 u. 514. 3. Ch. f. 73 und am ausführlichften im Cod. Goth. Nach Letzterem nahmen die Griechen Nifibis am 17. Muharram 362 € 29. Dftober 972) und blieben etliche zwanzig Tage in der Stadt. Sie zogen dann in demfelben Jahre gegen Amid, wo Hezarınerd, ein Sflave des Abd Allah Ibn Hamdan, commandirte. Diefer verlangte Hülfe von Abu Taghleb. Er fandte ihm feinen Bruder Hibbat Allah mit Truppen, welche in ver Nacht des legten Ramadhan vor Amida anfangten. Am Iegten Ramadhan lieferten fie dem Domeftifus ein Treffen, fihlugen fein 50,000 Mann ftarfes Heer u. ſ. w. (nach Abuff. überfielen fie es in einer Schlucht, wo die Neiterei nicht gebraucht werden konnte.) Auch Sebef, ver Kommandant von Mejjafarifin, ſchlug eine andere Heeresabtheilung ver Griechen.
2) Leo Diar, p, 100.
Zweites Hauptſtück.
Abd Alkerim Ibn Almufaddhal Abu Behr Attaji lillahi.
Berhäliniß der Bujiden zu Imad Addawlah — Adhud Addamlah und Bachtjar. Stammtafel der Bujiden. Bachtjar dankt ab. Adhud will Bagdad behalten — Wiverftand feines Vaters — Bachtjars