Google This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct to make the world's books discoverablc online. It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover. Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the publisher to a library and finally to you. Usage guidelines Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. 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C;;i:r^%ju-kjSl <3eorie 650 ^efonberc^ 3n(aU^)ierset($ntt* ©cite "S^oxtoovt gur erften Auflage xix SßoxtDOtt gttr fIcBentctt Slupagc xxiii SHc 9latttr (©oeü^e, 1780) xxix (Erfler l)ortra0. :3[n^alt mtb IBebeutung ber tlbftatmmtng^Iel^te ober ^efcenbenatl^eode l ^(ügemeine ©ebcutunß unb mcfentUc^cr 3n^*^It ber t>on jEiarmln rcfor« mirtcu ^bflammuiiödlc^re o^^n I)€fccnbcn3t(?corie. ©efonbcrc ©ebeutunö bev« felbcn für bic ©ioIoQie (Boologic unb 5?otanit). ©efonbcrc SBebcutung bcrfelben für bic natürliche öntmicfctunödöcfcbic^tc bcd ü}?cnf(^cnöcfd)lc(^td. 2)ie ^Ibflammunö^lctjrc aH notürlic^c 8cf)öpfun9d9cfc^i(^tc. 33egriff ber 6*öpfung. ©iffen unb ®Iauben. 8c^ö|)fun9fiiö^fc^id)te unb 6nttt>l(fe« lung^gefc^ici^te. 3ufammenbnng ber inbit>ibuenen unb paläontotogifd^en 6ntnji(fetun9«9cfc^ic^te. Unjmccfmä^igfeitöle^re ober ©iffenfc^aft t»on ben TUbimentären Drflanen. Unnü^e unb übc^flüfftge einric^tungcn im Dr* ganidmud. ©egenfo^ ber beiben Qrunbt>crf^iebencn ffleltanfd^ouunQcn, ber moniflifc^en (mec^anifc^cn, caufolen) unb ber buatiflifd^cn (teleologifc^en, vitalen). ©egrünbunQ ber crfleren burd^ bie ^bftommung«Ie^re. Sin^eit ber organifd^en unb anorglfc^en 9?atur, unb ®(ei(^^cit ber wirfcnben Urfat^en in 33eiben. öntfcfeeibenbe 53ebeutung ber ^Ibflammungdlebre für bie cinjieit* li^e (moniflifc^e) ^uffoffung ber ganjen IRatur. ÜKoniflifc^e $^i(ofop(>ie. SBiffenfc^aftHc^e IBetec^tigutig bet ^efcetiben^tl^eoirie« ^ü^bp^nq^» gefc^ic^te nac^ Sintis 22 2)ie ^bftammungdle^re ober 2)efcenben5t()eorie aU bie einf^citli(^e 6r« fiarung ber organifc^en l^aturerfcf^einungen burd^ natürlid) tuirfenbe Urfad)en. VI Sefonbered 3"Nlt«öerjeic^ni6. @ette ß Ser^lei^ung berfelbcn mit iRenjton'd Oraüitationöt^eorie. Otenjen bet miffen fc^aftlic^en ^rfldrung unb bet menfd^tic^en (5tfenntni§ überhaupt. Qlüe (5t* fenntntg utfptüuglid) butc^ ftnnlic^e (Etfa()tund bebingt, apofletioti. Uebet^ gang bet apofletiottf^en (Stfenntntffe but<^ IBetetbung in aptiotif^e @t* fenntniffe. ®egenfa|» bet übetnatütlid)en @(^dpfungdgef(^i<^ten k)on Sinne, Suöiet, 3lgafftj, unb bet natätli(^en (XntttJirfelunfldt^eotien r>on ßamotrf, ®oet^e, 2)atmin. 3ufammen^anQ bet etfleten mit bet montftifc^en (mec^ani* \ä}tn), bet leiteten mit bet buaUflifc^en (teteologifc^en) SBeltanfc^auung. URonidmud unb «Dtatetialidmud. IBiffenfc^aftlic^et unb ftttti^et «Dtatetialid^ mud. 6d^dpfungdgef(^i(^te bed Q^ofed. fiinn^ ald Segtünbet bet fpflema« tifc^en iRatutbefc^teibung unb ^ttuntetf^eibung. fiinne'd ^laffiftcation unb binäte 9{omenc(atur. Sebeutung bed 6peciedbegtiffd bei fiinne. @eine @(^opfungdgef4i(^te. Sinne d ^nfl^t )?on bet C^ntfle^ung bet Qltten. Dritter l)ortra0. ^^d^ifttttg^efc^id^te na^ 6tU)ieir mtb Kgaffi) 43 ungemeine t^eotetif^e Sebeutung bed @peciedbegtip. Untetfc^ieb in bet t^eotetifd^en unb ptactif^en SefHmmung bed 91ttbegtip. dutiet'd ^e« finition bet 8pecie«. (Sutiet'd 55etbien|le aU ©egtünbet bet öetgteic^enben Qlnatomie. Untetf(^eibung bet üiet ^ouptfotmen (Ippen obet 3^«»ö0 ^c* ZJ)mxtiä)9 but4 (i\xt>\tx unb IBaet. ^ut)iet'd IBetbienfle um bie $atäontO' logie. @eine ^ppot^efe x>on ben 9{e)?otutionen bed (StbbaUd unb ben but4 biefetben gettennten @(^dpfungdpetioben. Unbefannte, übetnatüttic^e Ut« fachen biefet 9{et)oIutionen unb bet batauf fotgenben ^^eufc^öpfungen. Ztf leogifc^ed 9{atutfpftem Don ^gafft). €eine IBotfleUungen )?om @(^dpfungd< plane unb beffen fe(^d ilotegotien (®tuppenflufen bed €9Pcm^). ^flafftj* Anflehten »on bet (Stfc^affung bet 8pecied. ®tobe ©etmenfc^lic^ung (9ln* t()topomotp^idmud) bed @^äpfetd in bet €^6pfungd^ppot6efe )?on ^gafflj. 3nnete Undattbatfeit betfelben unb SBibetfptü^e mit ben ton ^(gafflg ent« becften mic^ti^en palaontotogifd^en ®efe^en. IDterter IDortrag. C^ttittHdPelmtgdt^eoirie Dott ©oetl^e mtb Cfen 65 Siffenfc^aftli^e Un^ulängUc^feit aUet ^BotPeQungeu )?on einet @(^öpfung bet einzelnen bitten« ^{ott^menbigfeit bet entgegengefe^ten (j^ntn^icfetungdt^eo» ©efonbcre« SnJ^altdoerjeic^niS. VII rien. @t\^\ä)i\\d^tx Ueberblicf über bie tvic^tigflen (Sntn)i(fetungdt^eorten. ^Iriflotele«. ©eine l?ebre oon ber Uijeugung. Die S3ebeutunfl bei 9?atur* Pbilofop^i^ Goethe. @etne IBerbienfle aU 9{aturforfc^er. €eine lD?eta* moipbi'f^ ^(t ^flangcn. @eine Sirbeltl^eoiie bed 6(^äbeU. €eine (^nU becfung bed S^if^^nfieferd beim 9)2enf(^en. ©oet^e'd ll^eilnat^me an bem ©tieite gmifc^en ^ut^ier unb (Seoffrop @. .^ilaiie. ®oetbe'd (Sntbecfung ber beiben orgnnif^en S3ilbung«triebe, bed confciüatiDen ©pecificntiondtnebed (ber ©ererbung) unb be« progrefpoen Umbilbunödtriebed (ber Olnpolfung). ®oet^e*« Tlnfic^t öon ber gemeinfamen ^bflammung aller SBirbelt^iere mit Snbegriff bed SWcnf^en. Gntwicfelung^tbeorie üon Oottfrieb fHein^oIb 2ret)ironud. ©eine moniflifc^e IRaturauffaffunQ. Dfen. ©eine 9laturpbitöfopf)ie. Dfen'd ®or|leUung öom Urfc^leim (^Jrotoptodmat^eorie). Dfen'd öorfleDung \>on ben 3nfufo"«n (3eflentbeorie). Dfen*d ßntwirfclunööt^eorie. iFuttfler l)ortra0. ^ttttoidPelmtd^t^eorie t>on Hattt mtb fiamaxd 89 itanf d iBerbienfte um bie ^ntmicfetungdtbeorie. ©eine moniflifc^e Sto9* mologie unb feine bualiflifc^e SBiotogie. 9Biberfpru(^ )?on ÜRec^anidmud unb 3:e(eoIogie. Sergleic^ung ber genealogifc^en ^Biologie mit ber oergleic^enben ©pra(^forfc^und. ^nflc^ten ju ©unflen ber 2)efcenben)t^eorie t>on Seopolb ©u^, 5^aer, ©(f)leiben, Unger, ©c^ooffbflwf«"* öictor Sarud, SBüc^ner. I)ie franjoftfc^e 9?aturpbiIofopbie. fiamarcf' d Philosophie zoologique. $amar(f* d moniftifc^ed (mec^anifc^ed) IRaturfpflem. ©eine ^nflc^ten üon ber ^tä^^tU mirfung ber beiben organifc^en SBilbungefräfte, ber Vererbung unb ^n^ paffung. Samarcf'd ^nftc^t üon ber (Sntmicfeluug bed SJtenfc^engefc^Ieeibtd aud affenartigen ©äugetbieren. ^ert^eibigung ber 2)efcenben}tbeorie bur^ ®eoffrop ©. «^ilaire, IRaubtn unb fiecoq. 2)ie englif^^ 9{atUTp^i(ofopbie. ^nft(!bten gu ®unflen ber S)efcenben5t()eorie von C^rndmud 3)arn)in, 3B. <^cr< bert, ©rant, grerfe, ^txbtxt ©pencer, ^ooUx, ^u|lep. I)oppeIted öerbienfl \>on d^arled S)arn)in. Bt^fitt l)ortra0^ (IttfaoidPeluttgdtl^eotie Don 2^tfi mtb ^ortoin 111 (£^arled SpeQ'd ©runbfä^e ber Q^eologie. ©eine natürliche C^ntn)i(fe< Iungdgef(^i(^te ber Grbe. on CL^arled 3)armin unb illfreb SBaQace. 2)armin'd @tubium ber ^audtbiere unb dulturpflanjen. ^nbread SBagner'd Qlnjlc^t öon ber befonberen 6c^öpfung ber (Sutturorganidmen für ben SWen* fc^en. 2)er IBaum bed C^rfenntniffed im $arabied. S^ergleic^ung ber milben unb ber dutturorganidmen. 2)armin'd 6tubium ber ^oudtauben. ^ebeu« tung ber !lauben}U(^t. ®emeinfame ^bflammung aller Saubenrajfen. Siebenter IDortrag. ^^itx l)orlra0. etiit ^ie S^c^tungdlel^re ober ^electtondtl^eoirie. (^et ^anohtidttutd.) . 133 Dorwinidmud (6eIecHondtbeorie) unb fiamarrfidmud (^^efcenbenjt^eorie). 2)er ©organg ber fün|lli(^en ßöc^tung: Qludtefe (€etection) ber öerf(^iebcnen C^injelmefen jur dla^^wä^i. 3)ie mirfenben Urfac^en ber Umbilbung: %hs änberung, mit ber (£rn3()Tung jufammenbangenb, unb Vererbung, mit ber gortpflanjung jufommenbängenb. SWec^onifc^e iRatur biefer beiben p^xo* logifc^en Functionen. 3)er IBorgang ber natürlichen Su^tung: ^udtefe (6elc(tion) burc^ ben Äampf um'« 2)afein. SWalt^ud' ©cuöIferung«tf)eorie. 9]7igt)erbäUniß jmifc^en ber 3einmenf(!^en. IBererbung k)on J^ronff^eiten, namentli(^ t>on Q^eifledfranf freiten. (Srbfünbe. (Srblic^e SRonarc^ie. (£rbabel. (Srbfic^e Sefonbere« 3n|)alt«oerjcic^ni§. IX €eite !la(fnte unb Seeteneigenf^aften. URateneQe Urfac^en bei Sererbung. S^ famnien()ang bei Vererbung mit bei «^ortpflanjung. Urzeugung unb ^ort« ^Ponjung. Ungefd!)le(^tlt(^e ober monogone gortpflan^ung. Soitpflan^ung hm(S) @elbflt^eilung. 9)?oneren unb ^moeben. Fortpflanzung burc^ Jtnodpen« bilbung, bur4) J^eimfnodpenbilbung unb burc^ ^eim^enenbilbung. (^t\ä)Uä)U i\d}t ober amp^igone Jortpflanjung. 3^itterbitbung ober ^ermap^robittd« mud. ®ef(^Iec^tdtTennung ober ®onoc()oridmud. Sungfraulic^e S^ugung ober Vottbenogeneftd. SWatcriefle Uebertragung ber Sigenfc^aften beiber 6t« tcm auf bad Äinb bei ber gefc(;(c(^tli(ten 5«>rtpflan5ung. Unterf(^ieb ber Vererbung bei ber gef(^le(^tli(^cn unb bei ber ungefc^lec^tlid^en Jortpflonjung. Jlennter l)ortra0* ^everBmtgdgefele« ^ttpaffnng nttb ^mft^rmtg 182 Unterfc^eibung ber er(iaUenben unb fortf^reitenben Vererbung. ®efe^e ber er{>aUenben unb conferöatiöen (Srbtic^feit: ©ererbung ererbter ßbaraftere. Ununterbro^ene ober continuirliclbe öercrbung. Unterbrochene ober latente Sererbung. ©enerationdmed^fel. 9lücff(^lag. Sermilberung. ®cf(^lecl)tli(^)e ober feiueHe 95ererbung. ©ecunbäre ©eyualc^araftere. ©emifc^te ober amp^i* gone Vererbung, ©aftorbjeugung. ^bgefürjte ober t>ereinfaci^te Vererbung. ®efe^e ber fortfc^reitenben ober progrefftoen (Jrblic^feit: ©ererbung erwor* bener G^araftere. 3lngepagte ober erworbene ©ererbung. ©cfcpigte ober conflituirte ©ererbung. (Gleichzeitige ober ^omoc^rone ©ererbung. ^leic^^^ örtlidjje ober (jomotope ©ererbung. ^npaffung unb ©eronberlic^feit. 3"* fammen()ang ber ^npaffung unb ber ^rnä^rung. Unterfc^eibung ber in« birecten unb birecten ^npaffung. 3el)nter Dortra0. HiMMiffimgdöefe^e 203 ®efe^e ber inbirecten ober potentiellen ^npaffiing. 3n^i^i^ueOe Qln« pajfung. SWonfhöfe ober fprungweife »Jlnpaffung. ®ef(^led^tlic^e ober feyueUe 9lnpa{fung. ®efe^e ber birecten ober actueQen Slnpaffung. ^tQgemeine ober unik^erfelle ^npaffiing. ^e^äufte ober cumulatioe ^npaffung. ©e^äufte @in^ toirfung ber anderen (Sfiften^bebingungen unb ge^iäufte ©egenmirfung bed Drganidmud. ^er freie SBiOe. ©ebrauc^ unb IRic^tgebrauc^ ber Organe. Uebung unb (S)en)o^n^eit. Seci^felbezäglic^e ober correlatioe ^npaffung. (Seite SBec^felbejU^un^en bei (£ntn)t(fefung. (Korrelation ber Organe, drfl&rung ber inbirecten ober potentiellen ^npaffung burc^ bie Korrelation ber ®t» f(^Ie(^tdorgane unb ber übrigen 5^örpertbetle. ^bmei(^enbe ober bitergente ^npaffung. Unbefc^ränfte ober unenbUc^e Slnpaffung. ^e natürliche Säc^tung butc^ ben Stampf nm'd ^afeitt ^tbettö« ü^cüung ttttb »ortfil^ritt 225 2Be(^feItt)irfung ber beiben organif^en SBilbungdtriebe, ber Vererbung unb ^npaffung. 9latürlic^e unb fünfilic^e 3öcä^tung. Äampf um'd 3)afein ober Settfampf um bie fiebendbcbürfniffe. SWigoer^oUni^ jmifc^en ber 3a{il ber mögtid!)en (potentiellen) unb ber 3eifIoffenen 3eitiäume. Ablagerung bei Qd)\ä)Un nui mä^ienb bei Genfung, ni(^t n)ä(i^ lenb bei Hebung be« ©oben«. 5lnbeie ßücfen bei 6(^öpfunö«uifunbe. SWeta« moip{)if(^ei 3wPönb bei ältePen ntptunifc^en Qä)\ä)Un, ®eiinge Audbe^* nung bei paläontologifc^en (Sifa^iungen. ©eiingei lBiu(^t^eiI bei Deifleine:: rungdfä^igen Diganidmen unb organtfc^en j^örpeit^^eile. @eUen^eit Dielei t?eiflcineiten 5liten. ÜWanflel foffilei 3*'>»f4)enfoimen. 5Dle 6c^öpfnnfl«^ utfunben bei Dntogenie unb bei oeigleid^enben Anatomie. ^tamntBauttt unb ©ef^i^te bed ^rotiftenrei^d a<;4 Cpecifüe DuK^fübrung bei Dffcenbengtbcoiie in bcm natüilic^jen Softem bei Didani^men. ^onfliuction bei Stammbäume. Abfiammung atlei nu^i^ jettigen Diganidmcn von einjelliöen. Abftnmmung bei ^tütn t?on ÜRoneien. IBegiiff bei oiganifd^en @tämme obei $^plen. 3\tU ^eitlic^e obei pol^p^^letifc^e ^efcenbenjbppotf^efe. S)ad ditiä) bei ^lotiflen obei Umcfcn. Die klaffen bed ^ProtiPenieic^d. SDloncien. Amocben. ©ci^eU fd^waimci obci glagcHaten. glimmeifugcln obei ßatnllacten. 3»fufotien. ^iliaten unb Acineten. Sabpiint^Iäufei obei !Babpnnt()uIcen. ^iefeljeüen obei Diatomeen. SRpjromi^ceten. SBui^elfügei obei Otbijopoben. tBemei* fungen jui aögemeinen *Ratuiöefc^i^te bei ^piotiften : i^ic Ueben^eifc^einun* gen, (^emif^e 3ufammenfe^ung unb ^oimbilbung (3nbit)ibualität unb ^lunb« foim). !P^)ploöcnie bed «piotiftenieic^d. • etantittBaum unb ©ef^i^te bed ^ftaugenrei^d 403 Da« natüilic^e Softem be<» $flan$eniei(^d. (Sintl^eilung bed $flanjen« iei(^d in fed^d ^auptctajfen unb neunje^n klaffen. Unteiieic^ bei ©lumen* lofen (^ipptogamen). Stammgiuppe bei $^aaudpflan§en. ^ange obei Algen (Uitange; (^lüntange, Oiauntange, Diotf^tange, URodtange). Jabenpftanjen obei 3nopJ)9ten (glec^jten unb Wh^)- ©tammgiuppe bei «piot^jafluepflanjen. Sefonbm« 5n^dltdt)cr5ci(^ni§. XIII Gcite SWofe ober SWudcinen (Cebermofe, öaubmofe) garne ober gitidneti (Caub* ferne, 6<^aftfarne, ffiafferfarne, ©(^^uppenfarne). Unterrci(3^ ber 53Iumen* pflanzen (^^^anerogamen). IRacftfamige ober ©pmnofpermen. $almfarne (^pcabeen). f^abelböljcr (Koniferen). üHeningod (®netaceen). IJerffamigc ober ^ngiofpermen. ID^onocotpIen. S)icott;iIen. j?e((^blätbid^ (^petalen). 8ternblätt)ige (^iapetalen). ©lotfenblüt^ige (®amopetaIen). ;Ad|^et|ttter tlortrag. ^toittiitbaiott unb ^efc^^te bed 2:]^ierreicl^d. L ^attaetttl^iere mtb »imut^crc 437 S)ad natürliche ©pflem bed Z^itxxtxdfy^. ©pflem Don Sinn4 unb Samarcf. 3)ie Dier 3:9pen Don SBaer unb ^uoier. IBerme^rung berfelben auf f!eben Xppen. ©enealogifc^e IBebeutung ber fteben ^ppen aU felbflflänbiger Stämme bed X^ierrei^d. 2)ie fünf erflen ^eimformen unb bie entfpred^enben fünf ältej!en Stammformen ber X^icre: SWoneren, 9lmoeben, SWoräa, ölafläa, ®a« fhäa. lIRonopbp(etif(^e unb poIpp()9(etifc^e SDefcenben^bt^pott^efe bed Sbier» rei(^d. ^bflammung ber ^flanjent^iere unb 2Burmer \>on ber ©aflraea. dötenterien unb Silaterien. ®emeinfamcr Urfprung ber bier p^eren X^ier* flamme aud bem 2Bürmerf)amm. C^intbeilung ber \t(!^^ Zi^itxfiammt in 20 ^auptclaffen unb 40 (klaffen. 8tamm ber ^flanjent^iere. ©aflraeaben ((Saflraea unb ®af!rula). €(^n)amme ober ©pongien (6d^Ieimfc^n)amme, 3aferf(^n)dmme, j^alff(^n)ämme). Dteffeltbiere ober ^falep^en ($oIppen, Sto^ raUen, €c^irmquallen, 6taatdquaQen, i^ammquaden). Stamm ber 2Burm« totere ober ^elmintben. C^inaiige unb }n)eifeitige ©runbform. Sterbenfpflem. Urtoürmer. ^lattmürmer. IRunbmürmer. SRodt^iere. 9iabert^iere. 6tern« tt)ürmer. SRanteltfiiere. Hetmjelittter IDortrag- ^totttntbannt tmb ^efc^^te bed ^ierrei^d. n. fBMiS^f^itxt, ^tttnß t^icrc, ©Uebcrt^ietc 477 Stamm ber 2Bei(^t^tere ober SRoQudfen. S)rei $auptcla{[en berSeic^^ tbiere: Si^necfen ((Soc^Iiben). 3Ruf(^eIn (^on^aben). i^racfen ((^epbalo^ poben). Stamm ber Sternt^iere ober C^c^inobermen. ^bftammung berfelben bon ben geglieberten SBürmern (^anjerwürmern ober !P()raft^eImint^en). ^enerationdtoec^fel ber C^c^inobermen. Se(^d klaffen ber Sternt()iere : See« XIV öefonbered Snbaltdüetjei^nig. ©fite ilernc (afleriben). 6cc|iro61en (Dp^iuren). 6eelitien (C^riwoiben). ©ccfnod« pcn (IBtafioibcn). ©eeigel (öc^iniben). ©ce^urfcn (^olot^utien). ©tamm bct ©licbettjiictc ober ^rticulaten. 5)rct |>auptdaffcn ber Oliebert^ierc: iRingcIt^ierc ober «nneliben (eflcl unb IBotjienmürmet). ©rujlcnt^iere ober ©rufloceen (5^reb#t^iere unb Bd^ilbt^lere). Suftro^rt^iere ober Jra^eaten (ropoiben. ?lfrifanif(^e Wenf(^enaffen (®oriUa unb ©d^impanfe). ^patl^e 9Wenf(^enaffen (Drang unb (Gibbon). IBergleic^ung ber berf^iebenen lDtenf(^enaffen unb ber Der« fc^iebenen üWenf(^enra|Tcn. Ueberfx(]^t ber ^^nenreibe bed ÜÄenf^en: ffiirbel* lofe ^^nen unb 2BirbeIttiier>r9l^nen. Bremttbjwcttjtgller IDortrag- Siktttbentitg imb ^l^erBreituttg bed 9)i^eitfd^engef^Ie^tö. 9Renf^etu arten unb äHlenf^enraffen 616 snter bed !D>{enf(j^en9ef(^Ie(j^td. Urfad^en ber (Sntfte^ung beffelben. 2)er Urfpning ber menfd^tid^en €pra(^e. öinpämmiger (monop^ptetifd^er) unb bielflämmiger (poIpp^pI(tif(^er) Urfprung bed ÜJIenfc^engefc^Ied^td. ^bflam« mung ber SWenf^en bon bieten *paaren. ^lafjification ber SWenfd^enrajfen. 6ppem ber jtoölf OHenf^^enarten. 2öoa^)aarige OHenfc^en ober Ulottic^en. 8üf(^el{)aarige (I^*»frj'**niF. formen itüii^tn Un DenoanMen €p(cicd. 9lb(^ängigfeit bei Jormbefiänbid* feit Don bei Seieibung, unb bed 3oimn)e4f(U oon bei Inpaffung. dnU fle^ung fedi jufammengefe^tei Drganifationdeiniic^tungen. @tufentt)eife dnU micfelung bei 3nf^(ncte unb €eelent^atigfeiten. (&uttle(iung bei apriorifc^en (lifenntniffe aud apofleiioiifc^en. difoibemiffe füi bad lic^tige SeiflänbniB bei ^bflammungdtet^ie. 9{ot^tt)enbige tBe(^feItt)ii(nng bei dmpiiie unb !p^ilo< folgte. 9ett)eife füi bie S)efcenben5t^eone. 3nneiei uifac^Uc^i 3ufammen< ^ang aOei biologif^^en (Sifc^einungdiei()en. ^ei biiecte Semeid bei Selec« tiondt^eorie. Sei^altnig ber ^efcenbenitbeoiie $ui ^nt^iopologie. Semeife fui ben t^ieiif^en Uifpning bed lD2enf(^en. $ie ^pit^ecoibent^eorie aU un« tiennbaiei Seflanbt^eil bei jDefcenbenjt^eoiie. Snbucrion- unb 2)ebuction. Stufenweife dntmicfelung bed menfd^Iic^en ©eified. .S^öipei unb &tx% SRen« f(^enfeele unb X^^ieifeele. SBIicf in bie 3ufunft. 6di< ^et^d^tdfi bet im Ze^tt ottgefü^rten Triften 683 ^rfltomg bcr ^^tfelu 688 £af. I. Sebendgef(^id^te eined einfad^ften Diganidmud, eined ID^oneied (Protomyxa aurantiaca) 688 Zal TL unb m. Sttimt obei (Srnbiponen oon oici Siibelt^ieien (@(^ilb« flöte, ^u|in, ^unb, üWenf(^) 689 Jaf. IV. $anb oon neun oeifc^icbenen ©äugct^ieien 689 £af. V. Stammbaum bed $flangeniei(^d, paläontologifc!^ begiünbet . . 690 Xaf. VI. (^efc^ic^tlic^ed maä)^t^um bei fec^d X()iei|lämme 691 Jof. vn. ®iuppe oon qjfranjentf^ieien im OWittelmeeie 691 Zal vm unb rx. ®eneiation«tpe(^fel bei 6teint^ieie 694 Xaf. X unb XI. (I^ntn)i(felunddgef(^i<^te bei j^icbdtt)tere obei ^luflaceen 696 ^af. xn unb Xin. C^ntmiffelungdgefc^ic^te bei ^dcibie unb bed %m* p^ioju« 699 Jaf. XIV. 6tamboum bei SBiibelt^ieie, patäontologifc^ begiünbet . . 701 laf. XV. ^ppot^ftifc^e 6fiaac bed monop^plctifc^en Urfprung« unb bei IBetbieitung bei gwölf ÜHcnf^en«€peded übei bie (Sibe 703 5taf. XVI. iieffee^Siabiolarien bed (S^aüenö« 704 2;af. XVir. Sainwalb bei ©telnfo^Ienjcit 706 «Regiftcr 708 $er$et(tnig ber ^tammBäume* €eite 1. (^inflämmtger Stammbaum bei Organismen 400 2. IBielfidmmiger Stammbaum ber Organismen 401 3. (iinflömmiger Stammbaum beS ^flanjenreic^d 409 4. (Sinftämmiger Stammbaum beS X^ierreic^S 453 5. Stammbaum ber lReffeU|iiere ober ^calep^en 467 6. ., ,, ffiurmtbiere ober ^elmintben 469 7. „ , ffieic^tbiere ober SWoüudfen . 481 8. ,, „ Sterntitere ober (Sc^jinobermen 491 9. „ „ ®IiebertJ>iere ober Urticulaten . 499 10. ^ „ Äruflent^iere ober (Srufiaccen 505 11. „ „ ßuftro^rtbiere ober Jra<^eaten 511 12. ., , aöirbeltbiere ober öertebraten 529 13. ., , amnionlofen Sc^äbelt^iere (gif^e k.) 533 14. „ „ Sauropjlben (Oteptilien unb öögel) 549 15. „ „ Säuget^iere ober üHammalien 567 16. ^ „ Öpfuna9defd^- 7. Ifufl. $er$ci($ntg ber f^ftematifi^en XaMtn. Seite 1. epflemotifc^e Ucberftd^t M fprotipenrci^d 377 2. epPematifc^e Uebetflc^t be« qjflanjentei^d 408 3. 2)ie fünf etflen (Jnhüicfelunödilufcn be« 2:^ictför<)cr« 449 4. e^flematifc^e Uebeirtt^t bed 2:bierrei(^d 452 5. „ „ ber qjflanjcnt^iere ober 3oopbpt«" ^^ 6. , ^ ,, iRept^iere ober Qlfalcp^en 466 7. ^ ,, ^ ffiurmtbicre ober $cl»wintben 468 8. , „ „ ffiei^t^icre ober OWoaudfen 480 9. . ^ „ „ €ternt^iere ober (5(^inobernien 490 10. „ „ „ ®liebert^)ierc ober «rticutotcn 498 11. ,, „ „ j^ruflent^)icre ober druflaceen 504 12. „ „ „ ßuftro^rt^icre ober 3:rac^eaten 510 13. „ H ^ 3«ffcten*Drbnun9en 517 14 ^ ^ „ 2öirbelt^ier*^auptdo|Ten . ....... 524 15. „ « . 29irbeIt^ier.=(SlafTen 528 16. ^ H „ 5if<^*Drbnun9en 532 17. ^ „ „ öleptilien^Drbnungen 548 18. ^ „ „ öööel'Drbnungen 556 19. ^ „ ^ e(^nabelt^)iere unb Seutelt^^iere .... 565 20. ^ . „ ^piacentalt^ier^Orbnungen 566 21. ^ ^ ^ eaugetbier^UntercIafTen 570 22. „ ^ „ l^uft^iere ober Ungulaten 578 23. , „ „ ' ?lffen*5amilien 592 24. ^ ^ „ Vif^txminvx be« ÜWenjc^en ...:.. 600 25. „ ^ bed menf(^(i(^eit @tammbaumd 615 26. „ ^ ber SWenfti^eti-'^rten unb «Wenfd^en^gflaffen . . 628 27. 6tatiflif<^e Ueberjl(]^t ber SWenfd^en^Qlrten *. 647 $ 0 r )o 0 r t jur crftcn Sluflage. 3)ic öorlicgenben freien SBdrtragc über „natürlicl^c @(]^ö<)fun8Ss gefd^ic^te" pnb im SBinterfemefter 18f J öor einem auS Saien unb ©tubirenben aller ^öcultdten gufammengefe^ten publicum l^ier öon mir geilten, unb öon gtoeien meiner ßul^örer, ben ©tubirenben ^arn* lein unb Siöml^elb, ftenogra<)l^irt toorben. Slbgefel^en öon ben rebactio* neDen 35erdnberungen be§ ftenogropl^if^cn 3Kanufcri<)tö, l^abe ii^ an mel^reren ©teilen 6rörterungen loeggelaffen , toeld^e für meinen cn« gercn 3ul^örerfrei§ öon befonberem Sntereffe toarcn, unb bagegen an anberen ©teEen ©rlduterungen eingefugt, toel^e mir für ben toeu teren Sefer!rei§ erforberli^ fcl^ienen. 2)ic Slbfürjungen betreffen be=^ fonberö bie erfte ^älfte, bic ßujäfee bagegen bie gtoeite ^dlfte ber SJortrdge. 3)ie „natürliche ©^öpfungögef^id^te" ober ri^tiger auögebrüdtt: bie „natürlid^e entn)idelung§le]^re'\ bereu felbftftdnbige görberung unb toeitere SSerbreitung ben Qrocd biefer 35ortrdge bilbet, ijl feit nun balb gel^n ^aifxtn burd^ bie grofee ©eifteötl^at öon ßl^arlejS SDartoin in ein neues ©tabium il^rer 6nttt)i(felung getreten. SBaS frül^ere anl^dnger berfelben nur unbeftimmt anbeuteten ober ol^ne Er- folg auöf<)ra^en, toaö IcJ^onSBolfgang ©oetl^e mit bem <)ro<)]^eti* f^en ®eniu!S beS 2)i(j^terö, weit feiner Qüt öorauöeilenb, al^nte, toaS Sean Samard bereits, unüerftanben üon feinen befangenen Qdt^ genoffen, gu einer flaren toiffeuf^aftlid^en Sll^eorie formte, baS ift **2 XX ©omott jur crfJen Qluflac^c. burd^ baö epod^cmad^cnbe SBerf öon (^i)ax\H JDartoin unöcrdufecr= Uc^eä (grbgut ber menfd^Ud^en (gricnntnife unb bic erfte ©nmblagc getoorben, auf ber alle »al^re SBiffenfd^aft in ßufunft toeiter bauen toirb. „(gntmiefelung" l^eifet üon jefet an ba§ 3öwbertoort, burd^ ba§ mir aUe unö umgebenben SRdtl^fel löfen, ober wenigftenö auf bcn SBeg il^r^r Sofung gelangen fönnen. 3lber »ie SBenige l^aben biefeö £ofung§toort »irflid^ öerftanben, unb toie 3Benigen ift feine toeltumgeftaltenbe SBebeuturtg flar geworben ! befangen in ber m^tl^i^ fd^en Srabition oon S^^rtaufenben, unb geblenbet burd^ ben falfd^en ®lanj mäd^tiger Slutoritdten, l^aben felbft l^eroorragenbe 9D?dnner ber SBiffenfd^aft in bem ©iege ber 6ntn)icfelung§tl^eorie nid^t ben größten gortfd^ritt, fonbem einen gefä^rlid^en Stüdfd^ritt ber Sltaturtoiffenfd^aft erblidt, unb namentlid^ ben biologifd^en Sl^eil berfelben, bie Slbftam* mungölelire ober ©efcenbenjtl^eorie, unridf)tiger beurtl^eilt, alö ber ge= funbe 3Wenfd^enöerftanb be§ gebilbeten Saien. S)iefe SBal^rnel^mung oorjüglid^ war e§, toeld^e mid^ jur SBer= öffentlid^ung biefer gemeinöerftänblid^en wiffenfd^aftUd^en 35ortrdge beftimmte. ^i) l)offe baburc^ ber ©ntoicfelungölel^re, toeld^e ic^ für bie grofete Eroberung be§ menfd^lid^en ®eifte§ l^alte, mand^en 2(n= l^dnger aud^ in jenen Äreifen ber ®efellfd^aft juiufüliren, toeld^e gu= ndd^ft nic^t mit bem empirifd^en 9D?aterial ber 9taturn)iffenfd^aft, unb ber 35iologie inöbefonbere, nd^er oertraut, aber burd^ il^r ^ntereffe an bem 5Raturganjen bered^tigt, unb burd^ il^ren natürlid^en 9D?en= fd^enoerftanb befdl)igt pnb, bie entoidfelungötl^eorie ju begreifen unb al§ ©d^luffel jum 35erftdnbnife ber ©rfd^einung^welt ju benu^en. 35ie gorm ber freien 33ortrdge, in loeld^er l^ier bie ©runbjüge ber allge« meinen ©ntoidelungögefd^id^te belianbelt pnb, l)at mand^erlei 9lad^= tl^eile. Slber il^re 33orjügc, namentlid^ ber freie unb unmittelbare SJcrfel^r gtoifd^en bem aSortragenben unb bem Sulf)örcr, übenoiegen in meinen Slugen bie 5lad^tl^eile bebeutenb. 3)er lebl^afte Äantpf, toeld^er in ben legten Seigren um bie ©nt* toicfelungiSlel^re entbrannt ift, mufe frül^er ober f<)dter notl^ioenbig mit il^rer allgemeinen Slnerfennung cnbigen. S)iefer gldnjenbfte @ieg 5Jon\)ort jur erflcn ^uflaQe. XXI beö erfenuenben ä^erftanbc^ über baö blinbc SJorurtl^eU, ber l^öd^fte Jriumpl^, ben ber menfd^Uci^e ®cift erringen fonnte, »irb pd^erlid^ mel^r al§ aUeö 3[nberc nid^t allein jur gciftigen aSefreiung, fonbem auc^ jur pttlid^en SSerüollfommnung ber ^Kenfd^l^eit beitragen, ßtoar l^aben nic^t nur biejenigen engliergigen 8eute, bie alö ^[ngel^örige einer betjorjugten Äafte jebe SSerbreitung allgemeiner Silbung über» l^au^jt jd^euen, fonbem a\x(i) »ol^lmeinenbe unb ebelgejlnnte 3Kdnner bie 35efurd^tnng auSgef^Jrod^en, ba^ bie allgemeine SBerbreihing ber ßntoicfelungötl^eorie bie gefdlirlid^ften moralifd^en unb focialen 501== gen l)aben werbe. 5lur bie fefte Ueberjeugung, bafe biefe Seforgnife gänglid^ unbegrünbet ift, unb bafe im ®egentl)eil jeber grofee 5ort= [d^ritt in ber maleren ^Raturerlenntnife unmittelbar ober mittelbar aud^ eine entjpred)enbe aSerüoKfommnung beö jtttlid^en SRenfd^entoefenö l^er* beiful^ren mu§, fonnte mid^ baju ermut^igen, bie »id^ttgften ®runb» güge ber ßnttoidfelungötlieorie in ber l^ier üorliegenben 5orm einem »eiteren Äreife gugdnglid^ gu mad^en. 2)en »ifebegierigen Sefer, »eld^er jtd^ genauer fiber bie in biefen SSortrdgen bel^anbelten ®egenftdnbe gu unterrid^ten n)ünfd)t, öertoeife id^ auf bie im Sefte mtt Siff^tn angeful^rten ©d^riften, toeld^e am Sc^luffe beffelben im 3ufammenl)ang üergeid^net jinb. 35egüglid^ ber- jenigen Seitrdge gum 2lu§bau ber ©nttüidfelungölel^re , »eld^e mein @igentl)um jinb, öermeife id^ inöbefonbere auf meine 1866 oerötfcnt- lid^te „®enerelle SRorpl^ologie ber Organismen" (©rfter SSanb: 8111= gemeine Anatomie ober SBiffenfd^aft tjon ben entwicfelten formen; Stoeitcr 35anb: allgemeine entwidtelungöefd^id^te ober SBiffenfd^aft öon ben entftel^enben formen). 3)ieö gilt namentlid^ öon meiner im erften SSanbe auSfül^rlid^ begrunbeten SnbiüibualitdtSlel^re unb ©runbformenlel^re, auf meldte id^ in biefen SSortrdgen nid^t eingel^en fonnte, unb öon meiner im gleiten 35anBe entl^attenen med^anifd^en Segrunbung beö urfdd^lid^en Sufammenl^angS gtt)ifd^en ber inbiöi- bueUen unb ber paldontologifd^cn ©nttüidfelungSgefd^id^te. 3)er Sefer, njeld^er pc^ fpecieller für baö natürlid^e ©Jjftem ber 21)iere, ^flangen unb ^rotiften, fotoie für bie barauf begrünbeten ©tammbdume inter* XXir 5Jomort im cr|!cn «uflaöe. cfftrt, pnbct barüber ba§ 3l6i)txt in ber fijftenmtifcl^cn Einleitung jum gtociten 35anbe ber genereEen 3Kor<){)olo9ie. @o unöoflfommen unb tnangclliaft biefe SSortrdge aud^ jlnb, fo l^offe id^ bod^, bafe jie baju bienen »erben, baö fegenöreic^e Sid^t ber 6ntn)idEelung6lel^re in weiteren Greifen ju verbreiten. SKöd^te baburd^ in Dielen benfenben Äö^)fen bie unbeflimmte Sll^nung gur Haren ®e= toifel^eit toerben, ba§ unfer Sal^rl^unbert burd^ bie enbgültige 35egrun= bung ber @nttt)id£elungöt{)eoric, unb namentlid^ burd^ bie ©ntberfung be§ menfd^lid^en Urf<)rung§, bcn bebeutenbften unb rulimüoUften 3Benbe))unft in ber gangen ©nttoidelungögejd^id^te ber SKenfc^l^eit bilbet. 3Röd^ten baburd^ viele 3Renfd^enfreunbe gu ber Uebergeugung geful^rt toerben, tüie frud^tbrtngenb unb fegenöreid^ biefer größte ijort^ fd^ritt in ber ©rfenntnife auf bie »eitere fortfd^reitenbe ©nttoidtelung be§ 9D?enfd^engefd^led^tö eintüirfen mirb, unb an il)rem Sl^eile »erf^ tl)dtig gu feiner Sluöbreitung beitragen. 3Röd^ten aber' vor Slllem ba* burd^ red^t viele ßefer angeregt »erben, tiefer in ba§ innere f)eilig= t^um ber 9latur eingubringen, unb au§ ber nie verjtegenben Quctte ber natürlid^en Offenbarung mel^r unb mel^r jene l^öd^fte SÖefriebigung bc§ 3Serftanbeö burd^ toal^re 5Raturerfenntni^, jenen reinften ©enufe beS ®emüti^eS burd^ tiefet SRaturverftdnbnife, unb jene ftttlid^e 3Ser= ebelung ber 35ernunft burd^ einfädle 5Raturreligion fc^öJpfen, »eld^e auf feinem anberen SBege erlangt »erben fann. 3e na, am 18. Stuguft 1868. $ 0 r )o 0 r t jur fiebentcn Sluflagc. iDic crjlaunlid^cn unb l^öd^ft ertrculid^en Sortfd^rittc bcr ©nt« toicfclungölcl^re in bcn legten Sorten l^aberi eine tl^cUmcifc Umarbd« tung bicfcr flcbcntcn Slujlagc bcr ,,9latürlid^cn ©^öpfungögefd^ teilte'' nJtl^ig gcmad^t. SBoIlftdnbig umgearbeitet ift namentUcJ^ ber öierte Slbfd^nitt, bie ©tamme§gef(J^i(!^te ber Organismen (XVI.— XXI. 58or* trag). JDurd^ bie gal^lreid^en unb mid^tigen Seitrdge auö bem ©ebiete ber t)ergleid)enben Anatomie unb ÄeimeSgefd^id^te, ber ^aldontologie unb ©^ftematif, toüä)t ber emfige Sleife jalilrei^er öortreffU^er Slrbeiter im legten JDecennium gu SEage geförbert l^at, ift bie @tam= meSgefci^id^te ober^l^^logenie ber Organismen fo jel^r geförbert unb befeftigt, bafe pe bereits il^rer älteren unb begünftigteren ©d^toefter, ber ©eologie, als ebenbürtig unb gleid^berecl^tigt an bie Seite treten barf. 2)ie Stammbäume ber organifd^en formen =®ntppen, bie id^ guerft in meiner ^©enereßen 9Kor<)l^ologie" (1866) auffteüte unb in ben frül^eren Sluflagen ber „3llaturHd^en @d)öpfungSgefd^id^te" foöiel toie möglid^ auSfül^rte unb öerbefferte, burften il^ren ß^jcdt bereits tl^eitoeife erreid^t unb als lieuriftifd^e ^^potl^efen gur ©nträtl^felung ber bunfeln unb öertoidEelten ©tammüertoanbtfd^aft ber lebenbigen ©rbbeöölferung gute JDienfte geleiftet l^aben. 35aS fd^eint mir namentUd^ barauS l^erüorgugel^en, ba§ meine Stammbäume be- XXIV 93orh)ort jut fiebentcn ^lufKage. reitö üiclfad^ öon fqftcmatif^en ©pccial^Sorj^em beriu|t, bericj^tigt unb cmeitert »orbcn pnb. 35icje gortfd^rittc bcr ^]^t)logcnic legten mir aber juglei^ bic ^fltd^t auf, fte in biefer neuen Auflage gu öertoertl^en , unb id^ l^abe bem entf))re^enb ba§ gange Stiftern beö ^rotiftenreid^g , ^flangcnreid^§ unb 3:{)ierreid^ö aufö 5Reue burc]^= gearbeitet unb bie ©runbgüge ber 6laf jtfication , bie fi)ftematifd^en SabeHen unb bie gugel^örigen ©tammbdume, tüie id^ glaube, toefent- lid^ öerbcffert unb ber SBal^rl^eit ndl^er geführt. UnöoUftdnbig unb lüdenl^aft, gum Sl^eil unpd^er unb fd^toanf enb , mufe ja baö ^t)poc t§efen=®ebdube ber ^^qlogenie (— ber5latur bcr Sad^e nad^! — ) immer bleiben, gerabc fo tt)ie baöienigc ber ©eologie. Slber baö l^inbert nid^t, ba^ toir ber erfteren ein ebenfo lebl^afteS unb baut bareö 3«tereffe guioenben, »ie eö bie le^tere fd^on feit' einem 3^]^r= l^unbert geniest. 6id^er wirb für aUe ßufunft bie natürlidEie. ©nt» »idelungögefd^id^te ber Organismen einer ber toürbigften unb wid^tigften ©egenftdnbe »iffenfd^afttid^er fjorfd^ung bleiben, »enn aud^ öon il^r in liöl^rem ®rabe al§ öon öiclen anberen SBiffenfd^aften ®oetl)e'ö SBort gilt: „g^^rtl^««^ öerldfet unö nie; bod^ giel^t ein pi^er aSebürfnife leife ben ftrebenben ®eift ndl^er gur SBal^rl^eit l^inan". 2)a meine SBerfud^e einer pl^^logenetifd^en glafjification ber Organismen, toie jie in ben öorliegenben f^ftematifd^en StabeHen unb ©tammbdumen il^ren einfad^ften unb überjtd^tlid^ften SluSbrucI finbert, nid^t nur bei Dielen f^ftematifd^en 9laturf orf d^ern , fonbern aud^ in »eiteren Ärcifen SEI^eilnal^me gefunben l^aben, fo erlaube id^ mir mit toenigen SBorten bie toid^tigften 35crbefferungen angubeuten, »eld^e biefc neue 3luflagc gu bringen l^offt. 3)aö ^rotiftenreid^ ift entf<)rec^enb ber Bearbeitung, toeld^e id^ öon bemfelbcn in einer fleinen <)opuldren ©d^rift (1878) gegeben l^abe, nad^ ^nl^alt unb Umfang fd^drfer begrengt unb namentlid^ baburd^ gu größerer ©elbft' ftdnbigfeit erl^oben toorben, bafe id^ aud^ bie fogenannterf „Urtl^iere ober 5ßrotogoen'' aüS bem Stl^ierreid^e entfernt unb gu ben ^rotiften l^inüber geftellt l^abe. (SSergl. „35aS 5ßrotiftenreid^. ©ine populaxt 5}ottt)ott jur jiebentcn Auflage. XXV Ueber|t(J^t über ba^ i5ormcn=®ebict bcr nicbcrften Sebetocfcn". Scipjig, 1878.) gl^rc Scgrünbung unb SRed^tfcrtigung flnbct biefc eingrcifenbe (— unb tt)ie id^ glaube, erj<)rlefeU(J^c — ) SReform in ben 35eoba^tungen unb Sicpejrtoncn, toeld^e ii^ 1877 in meinen „Stubien jur ®aftrda=^ ^com" gegeben l^abe (IL ^eft ber biologifd^en ©tubien, 3^a, 1877). 3d^ l^abe femer auf ®runb biefer ©aftrda^Sl^eoric bie Sal^l ber eigentlichen Sil^ierftdmme (Metazoa) auf fe(I)§ befd^r&nft, unb ben ^flangentl^ieren (ßooplnjten ober ßölenterien) bie fünf übrigen Stamme als 35ilaterien gegenübergefteUt, um baburd^ bie nälieren Segiel^ungen ber ©tammöertoanbtfc^aft gwif (I)en legieren au§= gubrücfen. 2)ie ^flangentl^iere ober ßölenterien l^abe \i), abtoeid^enb öon frül&eren Stuf fteUungen , in brei üerfc^iebene ^au^)tclaf[en ein* getl^eilt, ba bie ®aftrdaben, obwol^l üou fel^r befclirdnftem Umfang, bod^ begripd^ fotool^l öon ben ©d^toammt^iercn alö t)on ben 9le|fel= tl^ieren getrennt toerben muffen, in pl^^logenetifd^er SSegieliung aber (— ate bie gemeinfame @tammgru^)pe atter 3Retagoen — ) eben fotool^l jenen beiben ßlaffen alö allen 35ilaterien=6laffen gegenüber gefteUt toerben muffen. 3)ie neue 2lnorbnung ber 5leffeltl^iere, »eld^e id^ l^icr (abtoeid^enb üon ben l^errfd^enben 3lnfd)auungcn unb tl)eil= tt)eife auf frül^ere SSerfud^c jurüdtgreifenb) gegeben l^abe, werbe id^ in meiner bemndd^ft crfd^einenben „9Konogra))l^ie ber 9D?ebufen" auö= fül^rlid^ red^tfertigen. ebenfo bin id^ auf dltere Slnfd^auungen gurüdfgegangen, inbem id^ bie geglieberten, mit metameren Drganen unb 35aud^marl »er- fel^enen SRingeltl^iere (Annelida) üon ben SBürmem entfernt unb mit ben (älieberfüfelem (Arthropoda) in ber alten ^auptabtl^eilung ber ® lieb ertl^iere (Articulata) vereinigt l)abe. JDaburd^ ift ebenfo für biefc legieren, toie für bie ^auptgruppe ber eigentUd^en (ungeglie^» berten) SBurmtl^iere (Helminthes) eine einl^eitlic^e Sluffaffung unb befriebigenbc mor<)l^ologifd^e ßl^aracteriftif möglid^ geworben; felbft* öerftdnblid^ foH aber bamit ber ^)l^qlogenetifd^e S^^f^wimenl^ang beiber ©tdmme ebenfo wenig geleugnet werben, al§ berjenige jWifd^en ben SBurmtl^ieren unb ben brei anberen, l^öl^eren S^ier* XXVJ Sotmort jur ficbcntcn ?lupagc. [tämmen. JBon tiefen le|tercn treten l^ier bie SBeicJ^tl^iere (Moflusca) unb ©terntl^iere (Echinoderma) in einer üerbefferten Slbgrenjung unb 3lnorbnung il^rer größeren ©ntppen auf. ^Dagegen ^nb bie ^au^)t= abtl^eilungen ber SBirbeltliiere (Vertebrata) biefelben geblieben, »ie id^ pe 1866 in bem p{)i)logenetif(]^en Softem ber „generellen 2Rorp]^ologie" aufgefteHt l^atte. Slnbrerfeitö toar e§ l^ier, in fjolge ber toid^tigen paldontologifd^en ©ntbedungen ber legten Saläre, mög= lid^ geworben, bie ©qfteme unb Stammbaume ber einjelnen ßlaffen, namentlid^ ber SReptilien unb ©äugetl^iere, »efentlici^ ju üerbeffent. 2(uf eine Slenberung beö antl^ro<)ologi[c^en S^ftemö (im fünften Slbfd^nitt) l^abe id^ nad) reifiid^er Ueberlegung auiS bem ©runbe öer* jiC^tet, toeil bie fqftematifd^en unb <)]^i)logenetifd^en Slnjic^ten felbft ber befferen 2lnt]^ro<)ologen gegentoärtig nod^ fo toeit auö einanber gelten unb f\ä) in fo toefentlid^en fünften tt)iberf<)red^en, ba^ fein§ il^rer S^fteme mir einen unbebingten SSorjug öor meinem <)rot)ifo- rifd^en 58erfuc^e gu befifeen fd^eint. S)ie anfänglid^ gel^egte Slbftd^t, aud^ bie SSortrdge ber erften Slbfd^nitte tlieilmeife umjuarbeiten unb burd^ 3lufna]^me neuerer 33ei= trdge jur aEgemeinen SntwidEelungölel^re ju bereid^em, l^abe id^ fpdter btSifalb aufgegeben, weil ber Umfang be§ Sud^S baburd^ aHjufel^r auögebelint ober öielmel^r ein neues, bo)p)pt\i fo umfangreid^eö 3Berf entftanben tofire. Statt beffen l^abe id^ baö SSerjeid^nife entpfe]^lenö= toertl^er ©d^riften über bie entwirf elungölel^re (am ©d^luffe be§ SejrteS) wcfentlid^ erweitert unb barin bie wid^tigften unter ben gal)lreic^en SBerfen l^eroorgel^oben , bie neuerbingö gum Sluöbau ber entwidte* lungölelire beigetragen l^aben. 6ine auöfül^rlid^e 33ef<)red^ung ber einfd^lägigen Siteratur liefern bie ^ö^teSberid^te über „bie fjort^ fd^ritte bcs 2)arwini§muö'' (6öln unb Sctpgig, 6. §. ÜWa^cr), fowie gal^lreic^e trefflid^e 3luffdfee in ben bisl^er erfd^ienenen 4 Sdm ben beö „Äo§mo§", ßcitfd^rift für einl^eitlid^e SBeltanfd^auung auf ®runb ber entwidelungölel^re. Sei^)gig, ©rnft ©üntl^er'ö äJerlag. 1877—1879. ßal^lreid^e anbere Siteratur -Slad^weife finben ftd^ in e^arleö ©arwin'ö „©efammelten 28erfen" (Stuttgart, 1878). l^oriDort ^ut fiebfnkn fluffa^f. XXVII 2?ic crftc aufläge ber „5}atürli(]^cn ec^öpfungegefd^id^te" er^ fehlen im ^erbft 1868, bic fc(^öte im »rii^ja^r 1875. ad)t Ucber= fe^ungcn crfc^icncn in nac^ftcl^cnber JRei^enfoIgc : 1871 bic polnifd^c, 1872 bie bänifc^c, 1873 bie oruf ftfc^c , 1874 bic franjopfc^e, 1875 bic ferbtfc^c, 1876 bic cnglifc^c, 1877 bic ^oHänbifcbc unb 1878 bic fpanifc^c Ucbcrfe^ung. 3cna, ben 16. gcbruar 1879. Die )l a t n r« 9?atur ! 9Bir^ finb ton i^r umgeben unb umfd^lungen — unt>erm9genb and tfir ^eraudgutreten, unb unt>erm5genb, tiefer in fie hinein gu fcmmen. Ungebeten unb ungetDamt nimmt {le und in ben itreidlauf i^red Sanjed auf unb treibt {1(^ mit und fort, bid loir ermübet pnb unb il^rem ttrme entfaOen. @ie fd^afft eto)ig neue ©eflatten; to)ad ba ifl, xoax no(^ nie; load loar, tommt nid^t to)ieber: SQed ifl neu unb bo(^ immer bad %Ite. ®ie fc^eint aUt9 auf 3nbit>ibualität angelegt }u l^aben, unb mac^t fi(^ Ütic^td aud ben 3nbit)ibuen. ®ie baut immer unb gerflört immer, unb i^re SBerfflatte ifl ungugänglic^. ©ic lebt in lauter Äinbern; unb bic ÜKutter, too ifl fle? ®ic ifl bie etn}ige ftünfilerin: aud bem fimpelflen @toffe }u ben gr>en dontraflen: ol^ne Schein ber Snfhrengung gu ber gr>en S^oßenbung ; jur genaueren 93efiimmt](ieit, immer mit etn>ad äBeid^em über}ogen. 3ebed i^rer 2Ber(e l^at ein eigenem äBefen, jebe i^rer @rf (Meinungen ben ifolirteflen 93egriff, unb bo(4 ma(^t aUed (Sind aud. (Sd ifi ein etoigcd ?cben, SSSerben unb Sctocgen in i^^r, unb boc^ rücft fie nic^t totxUx, ®ie t>ertt)anbelt fld^ eto)ig, unb iß (ein 3RomeQt ©tiUfiel^en in il^ir. gür'd »leiben ^at fie feinen »egriff, unb i^ren glud^ ^at fle an'9 @tiOfle^en gelf^ängt @ie ifl fefi: il^r Siritt ifl gemeffen, i^re Sudnal^men feiten, il^re ©efe^e unn)anbelbar. @ie I> iebed Stinb an i^r lünfiebt, jeben Sporen über fie richten, taufenbe ffatm))f über fie ^ingel^en unb ni(^td \t\)tn, unb l(fat an aUen i^re ^eube unb finbet bei aQen il^re 9te(^nung. XXX ^it 9latur. üRaii ge^or(!^t i^ren ©efe^en, and^ tDcnn man i^nentDtberfhreBt; man xoixtt mit i^r, aud^ tDenn man gegen fie xoixUn tt)iQ. @ie mad^t Wit9, toa9 fie giebt, }ur äBol^It^at; benn fte mac^t ed erfi unentbehrlich. ®ie faumt, bag man fie verlange; fie eilt, baß man fie nid^t fatt xotxU. ©ie ^at feine Sprache no(!^ Siebe, aber fie fc^afft äw^fl^w ««b ©erjen, burc^ bie fie f ü^tt unb fpric^t. 3^re Ärone ifl bie ?iebc ; nur burd^ fie f ommt man il^r nal^e. ©ie mad^t ftlüfte jtoifcben aßen SBefen, unb ÄDeö toitt fie t>erf(^lingen. @ie ^at aQed ifolirt, um aQed }ufammen gu jiel^en. 3!)urd^ ein faar 3^0« ^^^ ^^^ ^td^tx ber Jiebe \)aü fie für ein ?eben toü SRfi^e ©ie ifl aUe«. ©ie belohnt fic^ felbfl unb befhraft fi(^ felbfi, erfreut unb quält fi(^ felbfl. ©ie ifl raub nnb gelinbe, lieblid^ unb fd^redflitb, Iraftlod unb aQgeto)aItig. ilQed iß immer ba in ibr. Vergangenheit unb B^funft fennt fie nic^t. Ocgcutoart ifl ibr @tt)igfeit. ©ie ifi gütig. 3cb prcife fie mit aUen ibrcn 933er!en. ©ie xft tocife unb fHü. SWan reißt i^r feine dx^ fidrung t5om ?eibe, tru^t ibr fein ©efd^enf ah, baß fie nid^t freitoiüig giebt, ©ie ifl liflig, aber ju gutem S^tU, unb am bejien x^\ il^ire Sifl ni(^t gu merfen. ©ie ifl ganj, unb bo(^ immer unt>oncnbet. ©o »ie flc'8 treibt, fann fie'ö immer treiben. 3cbem erfd^eint fie in einer eigenen ©eflalt. ©ie ter* birgt ficb in taufenb 9}amen unb Spermen, unb ifi immer biefelbe. ©ie l^at mid^ b^reingefleUt, fie toirb mic^ aucb l^eraudftt^ren. 3d^ t>er« traue micb ibr. ©ie mag mit mir fcbalten; fie n^irb ibr SBerf nicbt b^^ff^n. 3(b f)>ra(b nicbt t?on ibr: nein, toad toa^r ifl unb xoa9 falfc^ ifl, aUed Ijat fie gefprod^en. «Ue« ifl i^re ©d^ulb, atte« if» ibr «erbicnfl. @oetbe (1780). ober njtjfcttf(i^oft(i(i^c (Stttiöirfclung^ti^eorif. „greubig n)«r, »ot v^iclen Sorten, Ciifrig fo bei ©eifi beflrebt, 3u erfotrtcn, §u erfahren, fflic dlatüx im Schaffen lebt. Unb ed ift bad en)id C^ine, 2)ad ftc^ t)iclfa(3^ offenbart: 5^(ein bad ®ro§e, grog bad steine, ^Qed na(^ bei eignen ^rt; 3mmer »ec^felnb, fe|l ftd^ ^altenb, fRaf) unb fern, unb fern unb na^; .60 öeflaltenb, umgeflaltenb — 3um (Stflaunen bin ic^ ba!" (Erfler tlortrag. ^nl^alt itnb Sebeutung ber SCbftatmnitngdle^re ober Sefcenbenjt^eorie« ^Qgemeine IDebeutung unb tvefentlic^er ^nMt ber t>on 2)amin Teformirten Qlbftammungdle^re ober Xiefcenben^t^eorie. Sefonbere ^ebeutun^ berfelben für bie Siologie Ooologie unb ©otonif). ©cfonbere ©ebeutunQ berfelben für bie natür* lic^e (Sntn)i(feIunQdgef(^i(^te bed f0?enfd^engef(^Ie(i)U. 2)ie ^bflammungdlebre aU natürliche Sc^opfun^dgefc^ic^te. begriff ber €c^öpfung. fßiffen unb ©tauben. €d)6pfung«gef(^i(f)te unb (Snhvitfelung^gefc^ic^te. Bufammenbang ber inbioibueOen unb patäontologifc^en C^ntmitfelungdgefc^ic^te. Un^mecfmäßigfcit^Iebte ober SBiffen« f(baft von ben rubimentären Organen. Unnu^e unb überflüfrige (Sinrici^tungcn im Dröanidmu«. ®egenfa^ ber beiben örunböcrfc^iebenen ffieltanfcftauungen , ber monifiifc^en (mec^anifcften, caufalen) unb ber bualiflifc^en (teleologifcben, t)italen). Segrünbung ber erfteren burc^ bie ^bflammungdlebre. (^in^eit ber organifc^en unb anorganifc^en T^atur, unb (9Iei(^beit ber n)irfenben Urfac^en in Seiben. C^nt« f(^eibenbe Sebeutung ber ^bflammungdle^re für bie einheitliche (moniflifc^e) ^uf« faffung ber ganzen 9}atur. SRoniftifd^e V^itofopbie. SWcinc Ferren ! 3?ic ßciftiflc SBcmcßunfl, ju mcld^cr ber enßUf (]^c Jlaturforfd^cr ßl^arlcö ©armin öor jtoartjig Salären bnxij fein bcrül^mteö SBerf ,,übcr bie ©ntftcl^ung ber Slrten" ') ben Slnftofe gab, l^at »dl^rcnb bicfe« furjen 3citraumö einen Umfang angenommen, ber bie üHgemeinfte S^eilna^me erregen mnfe. 2ltterbing§ ift bie in jenem SBerfc bargefteHte naturmiffenfd^aftUd^e Jl^eorie, meldte man Qttobijn' Mi) furjmeg bie SDarmin'fd^e S^eorie ober ben JDarminiömuö nennt, nnr ein geringer 33ruc^tt)eil einer öiel.umfaffenberen ßel^re, nämlic^ ber nniöerfalen ©ntmicfelnngö-Jl^eorie, loeld^e il)re un^ 2 ^tnßemeine S^cbeutung ber ^Ibpommungdlcfirc. I. erme6U(i)c SBebeutung über ba§ ganje bebtet atter menfd^Uci^cn 3Bif= fenfd^aft crftrerft. Slttem bie Slrt unb SBeife, in »eld^er S)arn)in bie leitete burd^ bie erftere feft begrünbet l^at, i[t fo übcrjcugeub, unb bie entjd^eibenbe SBcnbung, »elc^e burd^ bie notl^inenbigen golgefd^lüffe jener Sl^eorie in ber gefammten SBeltanf(]^auung ber SKenfd^l^eit ange- bal^nt »orben ift, mufe jebem tiefer benfenben SKenfd^en fo getoaltig erfd^cinen, bafe man il^re aUgemeine SBebeutung nid^t l^od^ genug an= fc^lagen fann. Dl^ne S^^if^ ^ufe biefe ungel^euere ©rtüeiterung un- fereö ntenfd^lid^en Oeftd^töfreif eö unter allen ben jal^lreid^en unb grofear^ tigen ^ortfd^ritten, tt)eld^e bie 9latum)iffenfd^aft in unserer 3eit gemad^t l)at, als ber bei tt)eitem folgenreid^fte unb n)id)tigfte angefel^en toerben. SBenn man unfer gci^rl^unbert mit Siecht baö S^italter ber 5ktur= tt)iffenfd^aften nennt, tt)enn man mit ©tolg auf bie unermefelid^ be= beutenben gortfd^ritte in allen S^^iö^n berfelben blidft, fo ^)Pegt man babei gett)ö]^nlid^ tt)eniger an bie ßrtoeiterung' unferer allgemeinen 9laturerfenntnife, al§ öielmel^r an bie unmittelbaren ^)ractifd^en 6r* folge jener f^ortfd^ritte ju benfen. SWan eriodgt babei bie ööHige unb unenblid^ folgenreid^e Umgeftaltung be« menfd^lic^cn SBerfel^riS, toeld^e burd^ ba§ enttoidEeltc ÜKafd^inentt)efen , burd^ bie ©ifenbal^- ncn, S)am^)ffd^iffe, SJ:elegra))]^en unb anbcre ©rfinbungen ber ^l^^ftf l^erüorgebrad^t toorben ift. Dber man benft an ben mdd^tigen 6in= flufe, meldten bie ®^emie in ber ^eilfunft, in ber Sanbioirtl)fd^aft, in allen fünften unb ©ererben gewonnen ^at. SBie l^od^ @ie aber aud^ biefe ©intoirfung ber neueren 5)laturtt)iffenfd^aft auf ba^ prac= tifc^e Seben auf dalagen mögen, fo mu^ biefclbe, öon einem l^öl^eren unb allgemeineren ©tanbpunft au§ gemürbigt, bod^ unbebingt l^iuter bem ungel^euren ©influfe jurüdftel^en, tt)eld^en bie tl^eoretifd^en Sort- fd^ritte ber l^eutigen 9taturn)iffenfd^aft auf bie gefammte ©rfenntnife beö 5Wenfd^en, auf feine ganjc SBeltanfd^auung unb ®cifteöbilbung notl^toenbig gett)innen »erben. S)enfen Sie nur an ben unermefe= lid^en Umfd^mung aller unferer tl^coretifd^en Slnfd^auungen , toeld^cn mir ber allgemeinen Slnnjenbung beö 5!Kifroffo^)^ öerbanfen. 2)enfen Sie allein an bie SeUentl^eorie , bie unö bie fc^einbare @inl)elt be§ I. 9(Qgemeine S^ebeutung ber ^bflammungdlebie. 3 mcnfd^lic^en Drganiömuö al§ baö jufammengefc^tc SRefultat auö ber ftaatlid^cn aSerbinbung einer 5Kaffe elementarer Seben^tn^citen, ber 3^Dcn, nad^weift Ober ertodgen Sic bie ungef)eure ©rmeiterung unfereö tl^eoretifc^cn ©eftd^t^freifeö, tceld^e mir ber @^)ectra^2lnal5fe, ber ge^re öon ber SBdrme - 5Kecl^anif unb öon ber ©r^altnng ber Äraft") öerbanfen. Unter aUen biefen bemunbcrung§tt)ürbigen t]^co= retifc^en §ortf(]^ritten nimmt aber jebenfaUö bie öon 2)arn)in an§^ gebilbete Sß^eorie bei tceitem bem l^öd^ften SRang ein. Seber öon 3^nen »irb ben SRamen 3) arm in gel^ört ^aben. aber bie ÜJleiften öon ginnen »erben toal^rfcj^einlid^ nnr unöollfom- mene aSorftettnngen öon bem eigentli(]^en SBertl^e feiner fiel^re bc= p^en. 35enn menn mftn SlHeö öergleid^t, ma^ feit bem ßrfd^eincn öon ®arititn§ epodjemad^enbem SBerf über baffelbe gefd^rieben tt)or=^ ben ift, fo mnfe bemjenigen, ber ftc^ nid^t ndl^er mit ben organifd)cn ^latnrmiffenfd^aften befafet ^at, ber nid^t in bie inneren ©el^eimniffe ber Soologie nnb SBotanif eingebrungen ift, ber SBertf) jener S^corie fel^r jweifell^aft erfd^einen. ©ie Senrtl^eilnng berfelben ift öoH öon 3Biberf^)rüd^en nnb SKifeöerftdnbniffen. SDal^er barf eö unö ntd^t SBunber nel^men, bafe felbft je^t, jmanjig Saläre nad^ bem ©rfd^einen öon 3) arm in ö SBerf, baöfelbe nod^ nid^t bie öoHe Sebentung er* langt l^at, meldte il^m öon Sted^tömegen gebül^rt, unb meldte eö jeben- faUö frül^er ober fpdter erlangen mirb. 2)ie altermeiften öon ben japofen ©d^riften, meldte für unb gegen ben Sarminiömuö md^- renb biefe§ 3citraum^ üeroffentlidijt mürben, ftnb öon beuten gc= fd^rieben morben, benen ber baju erforberlic^e ®rab öon biologifd^er, unb befonber§ öon joologifd^er aSilbung burd^au^ fel)lt. Dbmol^l faft alle bebeutenben 9laturforf(^er ber ®egenmart je^t ju ben Sln^dm gern jener J^eorie gel^ören, l^aben bod^ nur menige berfelben ®el= tung unb SBerftdnbnife in meiteren Greifen ju öerfd^affcn gefud^t. 2)a]^er rüliren bie befrembenben SBiberfprüd^e unb bie feltfamcn Ur= tfieile, bie man nod^ l^eute altentl^alben über ben ©arminiömuö Igoren fann. ®erabe biefer Umftanb ift e§, meld^er mid^ öorjugsmeife bc* ftimmt, bie £)armin'fc^e Il^eorie unb bie bamit jufammenf)dngenben V 4 SOefentUci^eT 3nC)ott bei ^ibflammungdle^re. I. »eiteren Seigren jum ©egenftanb biefer allgemein öerftdnblid^en SSor« trdge ju mad^en. 3^ I^ölte eS für bie ^flici^t ber 9laturforf(]^er, bafe jte nid^t atteiu in bem engeren Äreife, ben il^re ^Jad^miffenfd^aft il^nen öorfd^reibt, auf Sßerbefferungen nnb ©ntbedhingen jtnnen, ba^ jte pd^ nid^t allein in ba§ ©tubium beö ©injelnen mit Siebe unb Sorgfalt öertiefen, fonbem bafe pe and^ bie wichtigen, attgemeinen Siefultate il^rer befonberen Stubien für baö ®anje nu^bar mad^en, unb bafe pe naturtüiffenfd^aftlic^e SSilbung verbreiten l^elfen. SDer l^öd^fte Sriuntpl) be§ menfd^lid^en ©eifteS, bie »al^re ©rfenntnife ber attgemeinften 9laturgefe^e, barf nid^t ba« ^riöateigentl^um einer ^)ri- öilegirten ©elel^rtcnfafte bleiben, fonbem mufe ©emeingut ber ganjen ÜKenfd^l^eit »erben. SDie Sil^eorie, toeld^e burd^ ©arioin an bie @^)i^e unferer 9^- turerfenntnife gefteHt morben ift, pflegt man gemöl^nlid^ al§ 3lbftam^ mungölel^re ober SDefcenbenjtl^eorie ju bejeid^nen. 3lnbere nen- nen pe Umbilbungölel^re ober Sranömutationötl^eorie ober auc^ für j : StranSformiömuö. SSeibe SBe^eid^nungen pnb rid^tig. 2)enn biefe Seigre bel^auptet, bafe alle oerfd^iebenenen Drganiömen (b. 1^. alle St^ierarten unb ^flanjenarten, meiere jemals auf ber @rbe ge= lebt l^aben, unb nod^ je^t leben) öon einer einjigen ober oon wenigen ^öd^ft einfad^en Stammformen abftammen, unb bafe fie fid^ au§ biefen auf bem natürlid^enSBege allmd]^- lid^er Umbilbung entmidEelt ^aben. Obwohl biefe entnjidflung«^ tl^eorie fd^on im anfange unfereö g^l^rl^unberts oon öerfd^iebenen großen SRaturforfd^em, inj^befonbere öon Sa mar dt') unb ©oetl^e') aufgeftellt unb öert^eibigt tourbe, ^at pe bod^ erft im ga^re 1859 burd^ ©armin il^re öollftdnbige 3lu«bilbung unb il^re urfdd^lid^e SSegrünbung erfal^ren. 2)ieö ift ber ®runb, weöl^alb pe oft auö- fd^liefelid^ (obmol^l nid^t gauj rid^tig) alö ©arioinö Sl^eorie be^ jeid^net »irb. 2)er l^ol^e unb »irflid^ unfd^dpare SBertl^ ber Slbftammungö= leiere erfd^eint in eineih öerfd^iebenen Sid^te, je nad^bem Sie blofe bereu naivere ajebeutung für bie orgauifd^e ülatunoiffenfc^aft, ober I. Sebeutung bei ^bflammungMebre für bie Biologie- 5 aber il^rcn »eiteren ßinpufe auf bie flefammte SBeltcrfenntnife bc§ SRenfc^en in SBetrad^t giel^en. 3)ie orflanifd^e Sflaturtoiffenfd^att ober bie Siologie, meldte a\^ Sooloßie bie Stl^iere, al5 SBotanif bie ^flanjen jum ©egenftanb il^rer ©rienntnife Ijat, »irb burd^ bie Slb* (tammungjSlel^re öon ®runb auö umgeftaltet unb neu begrünbet. S)enn bie ©efcenbenjtl^eorie mad^t unS mit ben »irlenben Ur= fachen ber organifci^en Sormcrfd^einungen belannt, »dl^renb bie biö* l^erige 3;i^ier= unb ^flanjenfunbe pd^ blofe mit ben Sil^atfad^en biefer ©rfd^einungen befd^dftigte. 3Ran fann bal^er aud^ bie 3[b= ftautmungölel^re alö bie med^anifd^e 6rfldrung ber organi= fd^en gormerfd^einungen ober ate „bie Seigre oon ben toal^ren Urfad^en in ber organifc^cn SUatur'' begeid^nen ' 0- S)a id^ nid^t oorau^fe^cn fann, bafe S^nen Sitten bie SluSbrüdte „organifd^e unb anorgifd^e 9latur" geldufig jtnb, unb ba unS bie ®egenüberftettung biefer beiberlei SUaturförper in ber ^olge nod^ oielfad^ befd^dftigen »irb, fo mufe id^ ein paar SBorte gur aSerftdn« bigung barüber öorauSfd^idten. Organismen ober organifd^e 3laturför^)er nennen mir atte ßebcmefen ober belebten Äör^jer, alfo atte ^flangen unb SEl^iere, ben ÜKenfd^en mit inbegriffen, »eil bei il^nen faft immer eine 3ufammenfe^ung auö oerfd^iebcnartigen Sl^ei- len (SBerfjeugen ober „Organen^) nad^gutoeifen ift, toeld^e gufammen^ ttirfen, um bie ßebeniSerfd^einungen l^eroorgubringen. 6ine fold^e 3«= fammenfe^ung oermiffen mir bagegen bei ben Slnorganen ober anorgifd^en SUaturförpern, be« fogcnannten tobten ober unbelebt ten Körpern, ben SWineralien ober ®e[teinen, bem Baffer, ber atmo= f^)l^drifd^en fiuft u. f. ». 2)ie Organismen entl^alten ftets elmeifeartige Äol^lenftoffoerbinbungen in fcftflüfftgem Slggregatguftanbe, »dl^renb biefe ben Sluorganen ftctö fel^len. Sluf biefem toid^tigcn Unterfd^iebe berul^t bie ©intl^eilung ber gefammten 9laturn)iffcnfd^aft in gmei grofee ^auptabtl^eilungen, in bie SBiologie ober SBiffenfd^aft oon ben Dr= ganiSmen (Boologie unb SBotanif) unb bie 3lnorgologie ober Slbio^ logie, bie 3Biffcnfd^aft oon ben Sluorganen (ÜKineralogie , ©eologie, SReteorologie u. f. ».). Ü(f\ iae I 6 3?ebciitiinfl bcr ^tbftammuiu^elebrc für fcic ^utöropologic. I. 5)er unfci)äpare SBertl^ ber Slbftammungölel^re für bie SSiologie liegt alfo, tote bemerft, barin, bafe fte unö bie ©niftel^ung ber organt^ fd^en gormen auf tnec^anifdiem SBege erfldrt unb bereu »irfeube Ur- fad^eu uad)tt)ei[t. @o l^od^ man aber aud^ mit fR^ijt biefeö Sßerbienft ber 2)efcenbenjt]^eorie anfd^lagen mag, fo tritt baffelbe bod^ faft jurüdE öor ber unermefelid^en Sebeutung, meldte eine eiujige not^menbig (^olgening berfelbeu für jtd^ allein in Slnfpruc^ nimmt. 2)iefe notf)^ menbigc unb unüermeiblid^e (Folgerung ift biefiel^re üon ber tl^ierifd^en Slbftammung be§ SKenfd^engefd^led^tö. S)ie Seftimmung ber ©teUung be§ SKeufd^en in ber ülatur unb feiner aSejiefjuugeu jur ©efammtl^eit ber SDinge, biefe ijtage aUer fragen fiir bie 5Kenfd^^eit, wie jte ^ujrle^**) mit SRed^t nennt, wirb burd^ jene @rfenntnife ber tf)ierifd^en Slbftammung be§ ÜJlen« fd^engefc^led^tö enbgültig gelöft. SBir gelangen alfo burd^ ben 3:ranö= formiömuö ober bie ©efcenbenjtl^eorie jum erften 2Wale in bie Sage, eine natürliche ©uttDidEelungögefd^id^te beö SRenfd^enge^ fd^led^tö ttjiffenfd^aftlid^ begrünben ju fönnen. ©otool^l alle Sßer* tl^eibiger, alö alle benfenben ®egner ©artoinö l^aben anerfannt, bafe bie Slbftammung beö 3Renfd^engefd^led^t3 junäd^ft üon affen= artigen ©dugetl^ieren , toeiterl^in aber öon nieberen SBirbeltl^ieren, mit 9tot]^n)enbigfeit auö feiner Jl^eorie folgt. SlHerbingö f)atS)artt)in biefe toid^tigfte üou allen Folgerungen feiner Seigre nid^t fofort felbft auögefprod^en. 3n feinem SBerfe „öon ber ©ntftel^ung ber SIrten" flnbet jtd^ fein SBort X)on ber tl^ierifd^en Slbftammung beö 9Kenfd)en. ©er eben fo öorjtd^tige alö fül^ne SRatur^ forfd^er ging bamal^ abjid^tlid^ mit ©tillfd^toeigen barüber l^intoeg, meil er üorauöfal^, bafe biefer bebeuteubfte öon allen ^^olgefd^lüffen ber Slbftammungölel^re jugleid^ ba^ größte ^inbernife für bie Verbreitung unb 3lnerfennung berfelbeu fein merbe. ®emife f)dtte SDartoinö a3ud^ öon Slnfang an nodl) meit mel^r 3Biberf^)rud) unb Slergemife er= regt, toenn fogleid^ biefe toid^tigfte gonfequeuj barin flar auögef))ro^ c^en »orbcn mdre. ßrft jiüölf ^a^xt fpdter, in bem 1871 erfd^ienenen SBerfe über „bie Slbftammung be« ÜKenfd)en unb bie gefd^led^tlid^e 3]ubnMttd*^^ bot rariria icncn IDatmdvc^^ncn J\o!v;c»cWuf; o^cn oncitimTa sai' am^iriLRü 'eine ürüc Ucbcmnmmnuinti mit bcn ^la- üntoTiibaii crfidit. irdtbc bandbcn injirnAcn *(bcn ^Vlbn ^c;ov^cn bottOL C^aibar in ^ic Jragtpcitt bicicr ^Igcnmct janj uncnnc^ Udi. iraö ff in« SinanAah ©irt iicb bot (>on>cQHcn^cn bcridbcn ait;i€bai tonittn- 2^if Snlbropologif ober We "^tKufcban T>om StatfdKn. Ulli» in ^folge bcncn and^ bic gan^c t?büoiopl)ic wirb in ottoi fin^idncn 3>i^d^ii baburt^ Don i>^ninb au^ umi\cualtct. e« n?irb crft bic ipdtcre Aufgabe meiner 3>orträgc fein, bicfen befonbercn fitnft jn erörtern. :Jd) »erbe bie i^eljre i»on ber tbic- nfebuction^' fc^lufe, ben ©ir anö bcm fieser begrünbeten allgemeinen :5nbuctionvV gefe^e ber £*efcenbenjt^rie nad) ben jtrengen ®cbotcn ber nnerbitt- Ii(!^n ?ogif notj^menbig jicl^ muffen. 3?iellei(]^t ifl nic^t^ geeigneter, :J^ncn bie ganje unb oolle Se- bcutung ber abftammungölcl^re mit jmei SBorten flar ju mad)cn, al^ bie Scgeid^nung bcrfclben mit bem SluSbrud: „'Jlatürlidje Sc^öpfung^gefc^id^tc". 3c!^ l^abc ba^cr auc^ felbft blefc SBejcid^* nung für bie folgenbcn SSortrfige gewdl^lf. :Jcbo(^ ift bicfclbc nur in einem gewiffen ©inne richtig, unb @ic muffen berftdfid^tigen , bafe, ftreng genommen, ber Sluöbrutf „natürlid^c ©d^ö^jfung^gefcl&ic^te" einen inneren Sibcrf^)ru(^, eine contradictio in a^ecto einfdjUcfet. Saffen @ie unö, um bieg ju berftel^en, einen SlugenbHd ben gtoeibeutigen 33egriff ber ©d^opf ung etwa« nfil^er in« Sluge faffen. SBcnn man unter ©c^öpfung bie ©ntftel^ung eineö J?5r^)er« burd^ eine fc^affenbe ©emalt ober Äraft oerftel^t, fo fann man babcl eutwcber an bie ©ntftel^ung feine« ©toffeS (ber för))erUd^en SRaterie) ober an bie ©ntflc^ung feiner Sorm (ber förpcrlld^en ®eftalt) beuten. 8 begriff ber Sc^öpfuiiö- ©iffeu unb ©lauben. L 2)ic @c!^ö^)fiutg im crftcren @inne, als bic entftel^ung ber ÜKaterie, ge^t und ^icr gar nid^tfg an. 35iefcr SSorgang, tocnn er überl^aupt jemals ftattgcfunbcn l^at, ift gdnjlid^ ber menfd^lid^en (Srf enntnife entgogcn ; er !ann bal^er aud^ niemals ©egenftanb natur* n)iffenfd^aftli(]^er ©rforfd^ung fein. 2)ie 9laturtt)if[enfd^aft l^ält bie 2Rat unb feine 9la^rung ju pd^ nel^men, bennod^ S&t)m in il)ren liefern; aud^ biefeS ®ebi§ tritt niemals in S^dtigfeit. gerner beft^en bie meiften l^öl^eren 2:]^iere üWuöfeln, bie nie jur Stnwenbung fommen; felbfl ber ÜRenfd^ bep^t fold^e rubimentdre 2Ru§feln. 2)ie ^Weiften öon uns pnb nid^t fdl)ig, il^re Dl^rcn wiHfurlid^ gu bewegen, obwol^l bie SWuSfeln für biefe ^Bewegung öor^anben pnb, unb obwol^l eö ein=^ 12 Slubimentrtrc ober unjmecfmägige Orööne. I. gellten ^crfonen, bie jlc^ anbauernb ÜRul^e geben biefe SKueMn ju üben, in ber Stl^at gelingt, il^re Dl^ren gn bewegen, ^n biefen nod) ie^t öor^anbenen, aber öertümmerten Organen, weld^e bem öottftän« bigen aSerfd^winben entgegen ge^en, i[t e§ nod^ moglid^, burd^ befom bere Uebung, bnrd^ anbauernben ©inpufe ber SBiUenStl^dtigfeit beö %ert)enfj)ftent§, bie beinahe erlofd^ene S^dtigfeit wiebcr gn beleben, dagegen vermögen »ir bie§ nid^t mel^r in ben fleinen mbimentdren Dl^rmuöfeln, weld^e nod^ am Änorpel nnferer Dl^rmnfd^el öorlommcn, aber immer ööUig wirlungöloiS pnb. Sei nnferen langol^rigen a5or= fal^ren au§ ber Jertidrgeit, Slffen, Halbaffen nnb SBentl^eltl^ieren, »eld^e gleid^ ben meiften anberen ©dugetl^ieren il^re grofee Dl^rmnfd^el frei nnb lebhaft bewegten, waren jene 3Knöfeln Diel ftdr!er enttoidelt nnb öon großer Sebeutung. @o l^aben in gleid^er SBeife aud^ öiele @^)ieU arten ber ^unbe nnb Äanind^en, beren toilbe SJorfal^ren il^re fteifen Dl^ren öielfeitig bewegten, unter bem ßinpuffe be§ Gulturlebenö pd^ jene^ „O^renfpi^en" abgewöl^nt, unb baburd^ öerfummertc D^r= muffeln unb fc^laff l^erab^dngenbe Dl^ren be!ommen. 2tuc^ noc^ an anberen ©teilen feinet Äör^)erö bep^t ber SWenfd^ fold^e rubimentdre Organe, weld^e burd^auö üon feiner SBebeutung für baö Seben jinb unb niemals functioniren. GineS ber merfwür^ bigften, obwol^l unfd^einbarften Organe ber Slrt ift bie Heine ^alb* monbförmige g'Ctlte welche wir am inneren S98infel unfereS SlugciS, nal^e ber SJlafenwurgel beji^en, bie fogcnannte Pliea semilunaris. 3)iefe unbebeutenbe ^autfalte bietet für unfer Singe gar leinen SJlu^en; fte ift nur ber gang üerh"immerte 9ieft eines britten, inneren 3lugen= libeö, welc^ei^ neben bem oberen unb unteren 3lugenlibe bei anberen 6dugetl^ieren, bei SSögeln unb 3te^)tilien fel^r entwidelt ift. 3^ fogar fc^on unfere uralten SSorfal^ren auö ber ©ilurgeit, bie Urpfd^e, fd^einen bieö britte 3lugenlib, bie fogenannte Sflid^aut, bcfeffen gu l^aben. 3)enn öiele öon il^ren ndd^ften Serwanbten , bie in wenig öerdnberter 5orm nod^ l^eutc fortleben, üiele ^aipfc^e ndmlid^, bep^en eine fel^r ftarfe Sflid^aut , bie oom inneren Slugenwinfcl l^er über ben gangen Sluga^)fcl l^inübergegogcn werben lann. I. diubimentäre obet ungtvecfmägige Organe. 13 3u bcn fd^lagcnbftcn Seifpiclcn »on rubimcntärcn Organen gc= ^orcn bie Slugcn, »cld^c ntd^t feigen, ©old^c finben jtd^ bei fcl^r Dielen Stilleren, wc^e im ©unfein, j. S. in |)ö]^len, unter ber 6rbe leben. S)ie Singen pnb l)ier oft wirllid^ in auögebilbetem 3uftanbe Dor^nben; aber jte jtnb Don bider, unburc^p(]^tiger ^ut bebedt, fo ba| fein Sic^tftral^l in pe l^ineinfallen fann, mitl^in fönnen jie arxi^ niemals fe^en. ©old^e Slugen ol^ne ©ejtd^töfunction bejt^en g. 33. mel^rere SIrten üon unterirbifc^ lebenben SKautoürfen unb Slinb= mdufen, öon @d)langen unb ßibed^fen, öon Slm^jl^ibien unb gifd^en; femer jal^lreidje »irbettofe S^l^iere, bie im ©unfein il^r geben ju- bringen: Diele Ädfer, Ärebötl^iere, ©d^necfen, SBürmer u. f. to. eine %Mt ber intereffanteften 33eifpiele üon rubimentären Drga* neu liefert bie Derglei(i^enbe Dfteologie ober ©feletlel^re ber SBirbel- tl^iere, einer ber anjiel^enbften QmiQt ber oergleic^enben 3lnatomie. Sei bcn allermeiften SBirbeltl^ieren finben toir jwei ^aar ©liebmaafeen am SRum^jf, ein ^aar 3Sorberbeine unb ein $aar Hinterbeine. @el^r l^äufig ift ieboc^ ba^ eine ober baö anbere ^aar berfelben oerfümmert, feltener betbe, wie bei ben ©d^langen unb einigen aalartigen iJijc^^n. aber einige ©(i^langen, j. S3. bie SRiefenfd^langen (Boa, Python) fja- ben leinten nod^ einige unnü^e Änod^enftücfd^en im fieibe, meldte bie SRefte ber üerloren gegangenen Hinterbeine jinb. ©benfo ^aben bie tt)alfif(i^artigen ©äugetl^iere ((Setaceen), weld^e nur enttoidelte SSorber^ beine (aSruftfloffen) bejtfeen, leinten im iJleifd^e nod^ ein ^aar gauj über- flüffige ^oc^en, »elc^e ebenfalls Ueberbleibfel ber »erfümmerten Hin* terbcine barftetten. ©affelbe gilt üon Dielen eckten ^ifc^en, bei benen in gleicher SBeife bie Hinterbeine (33aud^floffen) Derloren gegangen finb. Umgefel^rt beji^en unfere 33linbfd^leic^en (Anguis) unb einige anbere eibe(!^fen in»enbig ein DoUftänbigeö ©d^ultergerüft, obiDol^l bie a?or= berbeine, ju bereu 33efeftigung baffelbe bient, nid^t mel^r Dorl^anben finb. fjemer finben fic^ bei Derfd^iebenen SBirbeltl^ieren bie einjelnen Änod^en ber beiben Seinpaare in allen Derfc^iebenen ©tufen ber SBer- fummerung, unb oft bie riidgebilbeten Änod^en unb bie jugeprigen Wuöfeln ftürfiDeife erl^alten, ol)ne bod^ irgenbwie eine 33erric^tung 14 JRubimentäre ober ungmerfmagige Organe. I. auöful^ren ju fönncn. S)a§ ^nftrumcnt ift tool^l no6) ba, aber c§ fann ntd^t mcl^r fpiclen. Saft gauj attgcmein finben @ic ferner rubimentdre Drgane in ben 5ßflanjenblüt]^en öor, tnbem ber eine ober ber anbere 3:T)cil ber mdnnlid^en gortpftanjung^organe (ber ©taubfdben unb Staubbeutel), ober ber weiblid^en ^ortpftanjung^organe (®riffel, Srud^tfnotenu.f.w.) mel^r ober weniger oerKimmert ober „fel^lgefc^lagen" (abortirt) ift. ^ui) l^ier fönnen Sie bei öcrfd^iebenen, nal^c oertoanbten ^pangen^ arten ba§ Organ in aßen ®raben ber SRüdbilbung öerfolgen. @o j. S3. ift bie grofee natürlid^e gamilie ber lippenblütl^igen 5ßflanjen (Sabiaten), gu weld^er 9)?eli{fe, ^feffermünge, ajfajoran, ®unbelrebe, Stl^ijmian u. f. w. gel^ören, baburc^ auögejeid^net, bafe bie rad^en= förmige jweilippige S3lumenfrone gwei lange unb jwei furge @taub= fdben entl^dlt. SlHein bei Dielen eingelnen ^ftangen biejer gamilie, g. 33. bei oerfd^iebenen (Salbeiarten unb beim SRoömarin, ift nur baS eine ^aar ber ©taubfdben auögebilbet, unb baö anbere 5ßaar ift mel^r ober weniger oerfümmert, oft gang oerfd^wunben. SSi^meilen ftnb bie ©taubfdbcn oorl^anben aber ol^ne Staubbeutel, fo bafe jte gang unnü^ jtnb. Seltener aber finbet jtd^ fogar noc^ baö 9tubi= ment ober ber oerfümmerte SReft eine^S fünften StaubfabenS, ein pl^^jtologifd^ (für bie ßebenj^oerrid^tung) gang nu^lojeS, aber mor^)]^o= logijd^ (für bie erfenntnife ber gorm unb ber natürlid^en SSertoanbt* fd^aft) anwerft wertl^oolleö Organ, ^n meiner generellen 3Korpl)0' logie ber Organismen *) ijobt xij in bem Slbfd^nitt oon ber Ungtoerf- mdfeigfeitölel^re ober ©QSteleologie" , nod^ eine grofee Slngal^l oon anberen Seifpielen angefütjrt. Äeine biologifd^e erfd^einung l^at tool^l jemals bie ßoologen unb 33otanifer in größere Sßerlegenl^eit oerje^t als biefe rubimentdren ober abortiven (oerfümmerten) Organe. 6S jtnb SBerfgeuge aufeer 3)ienft, Äörpertl^eile, welche ba jtnb, o^ne ettoaS gu leiften, gtoedfmdfeig ein- gerid^tet; ol^ne il^ren Qmd in SBirflid^feit gu erfüllen. SBenn man bie äJerfud^e betrad^tet, toeld^e bie friil)eren 5kturforfd^er gnr ©rfldrung biefeS atdtl^felS mad^ten, fann man jtd^ in ber Sl^at taum eines I. ©eifümmetung bet Organe burc^ !Wi4)tflebrau*. 15 MifAn§ über bic fcltfamen ajorftellungcn cmcl^rcn , auf bic jte öer* fielen. Slufeer @tanbe, eine wirllid^e (Srflarung gu finbcn, famen ©inige j. 33. ju bem ©nbrefultate, bafe ber ©d^opfer „bcr ©gm« metrie wegen" bieje Drgane angelegt l^abe. ^lai) ber SWeinung Sln= berer ntufete eö bem ©d^öpfer unpaffenb ober unauftdnbig erfd^eincn, bafe biefe Organe bei benjenigen Organismen, bei beneu jte nid^t leiftungSfdl^ig jtnb unb il^rer gangen Seben^toeife nac^ nid^t fein fönnen, öottig fel^lten, wdl^renb bie n&d^ften SSerwanbten jte befdfeen; unb jum 6rfa^ für bte mangelnbe Function öerliel^ er il^nen we= nigftenö bie dufeere Sluöftattung ber leeren fyonn. 6inb bod^ aud^ bie unifonnirten Gioilbeamten bei ^ofe mit einem unfd^ulbigen 35e= gen auögeftattet, ben jte niemals au§ ber Sd^eibe jiel^en ! Sd^ glaube aber laum, bafe @ie öon einer jold^en ßrfldrung bef riebigt fein werben. 5Uun »irb gerabe biefe allgemein verbreitete unb rdtl^fell^afte (Srfd^einung ber rubimentdreR Organe, an weld^er atte übrigen @r* fldrungSöerfud^e fd^eitem, öoBfommen erfldrt, unb jtoar in ber ein^ fad^ften unb einleud^tenbften SBeife erlldrt burd^ 2)artt)inö Sl^eorie öon ber SSererbung unb Don ber Sln^jaffung. 3Bir fönnen bie »id^tigen ®efe|e ber SSererbung unb Slnpafjung an ben ^au^tl^ieren unb ßulturppangen, toeld^e toir fünftlid^ jüd^ten, empirifc^ verfolgen, unb eö ift bereite eine SReil^e fold^er ®efe^e feftgeftellt worben. Ol^ne je^t auf biefe etnjuge^en , will id^ nur oorau^fd^icfen , ba§ einige baüon auf med^anifd^em SBege bie ©ntftel^ung ber rubimentdren Organe ooHfommen erfldren, fo bafe wir ha^ Sluftreten berfelben als einen ganj natürlid^en ^roce^ anfeilen muffen, bebingt burc^ btn 9lic^tgebraud^ ber Organe. 3)urd^ Slnpaffung an be= fonbere Sebenöbebingungen jtnb bie frül^er tl^dtigen unb wirflic^ ar== beitenben Organe aUmdl^lic^ nid^t mel^r gebraucht worben unb aufeer JDienft getreten. 3n Solge ber mangelnben Uebung jtnb fte mei)x unb mel^r üertümmert, tro^bem aber immer nod^ burd^ SSererbung Don einer (Generation auf bie anbere übertragen worben, bi§ fte enblid^ gröfetentl^eilö ober gang oerfd^wanben. SBenn wir nun an= nelimen, bafe alle oben angeffil)rten 3Birbeltl)iere oon einem ein* 16 ^fßcnfa^ ber beiben giunboerfc^iebenen Seltanfc^auungen. I. jigcn gcmdnfamctt ©tatnmöatcr abftammcn, »cld^er gtoci fel^cnbe Slugcn unb jtoci »ol^l cntotdcltc 33ct!q)aare bcfafe, fo erfldrt ^i^ ganj cinfad^ bcr ücrfc^tebcne ®rab bcr SScrfummcrung unb 5Ru(f- bilbung bicfcr Drganc bei fol(]^cn 9fla(i^fommen bcffelbcit, tocld^c bicfc Steile nid^t mcl^r gebraud^cn fonnten. ßbenfo erfldrt jtd^ öottftdnbig ber öcrjd^iebenc Stuöbilbung^grab ber urjprünglid^ (in ber SBlütl^en' fno^pe) angelegten fünf ©taubfäben bei ben Stppenblütl^en , »enn wir annel^men, bafe alle ^Panjen biefer Samilie üon einem gemein- famen, mit fünf 6taubfäben au^geftatteten ©tammüater abftammen. 3c^ ^öbe 3^nen bie ßrfd^einung ber rubimentdren Drgane fd^on je^t tttoa^ au^füJ^rlid^er öorgefül^rt, weil biefelbe öon ber attergrbfeten allgemeinen Sebeutnng ift, unb »eil pe unS auf bie grofeen, allge= meinen, tiepiegenben ®mnbfragen ber ^l^ilofopl^ie unb ber 5Uatur= wiffenfc^aft ^infül^rt, für beren fiöfung bie ©efcenbenj-St^eorie nun= mel^r ber unentbel^rlid^e fieitftem geworben ift. ©obalb wir ndmlid^, biefer 2:^eorie entfpred^enb , bie au^fd^liefelid^e SBirffamfeit ^Jl^^pfa* lifd^^d^emifd^er Urfad^en ebenfo in ber lebenben (organifc^en) Äörper^ weit, wie in ber fogenannten leblofen (anorgifd^en) 9latur anerfennen, fo rdumen wir bamit jener SBeltanfc^auung bie au^fc^liefelic^e ^err^ fd^aft ein, welche man mit bem Flamen ber med^anifd^en bejeid^nen fann, im ®egenfa^e ju ber ^ergebrad^ten tcleologifd^en Sluf^^ faffung. SBenn Sic bie SBeltanfd^auungen ber öerfd^iebenen SSblfer unb Seiten mit einanber öergleid^enb jufammenftellen, lönnen @ie bie* felben jc^liefeUd^ alle in jwei fd^roff gegenüberftel^enbe ®ruppen brin= gen: einecaufale ober med^anifd^e unb eine teleologifd^e ober öitaliftifd^e. ©ie le^tere war in ber Biologie bi^l^er allgemein l^errfd^enb. ÜRan fal^ banac^ ba^ Stl^ierreid^ unb ba§ ^flanjenreid^ al§ ^robucte einer gwedhndfeig wirfenben, fd^opferijd^en 3J)dtigfeit an. aSei bem Slnblidf jebeö Drganiömuö fd^icn pd^ gundd^p unabweislidl) bie Ueberjeugung aufjubrdngen, bafe eine jo fünftlid^e 5Wafd^ine, ein fo oerwicfelter 33ewegungö=2tpparat, wie e§ ber Drganiömuö ip, nur l^eroorgebrad^t werben tonne burd^ eine S^tigfeit, weld^e analog, ob* wol^l unenbfid) oiel ooUfommener ip, alö bie Jl^dtigteit beö SWenjd^en I. 9te<(anifd)e obtt caufale unb te(eo(ogif((e ober vitale SBeUanfc^auung. 1 7 bei ber Gonftruction feiner 9Raf(]^inen. SBie erl^aben man aud^ bie früheren SSorftettungen be«^ @(l^ö^)fer§ unb feiner fd^öpferifc^^en 2^dtig^ feit fleigem, ©ie fel^r man jie oller menfc^lid^en Analogie entfleiben mog, fo bleibt bo(i^ im legten ®runbe bei ber teleologif(]^en 9laturauf= faffung biefcr Sergleid^ unabmeiöli^ unb not^wenbig. 9Ran mufe ficft im ®runbc bonn immer ben Sd)öpfer felbft als einen Organismus Dorfteüen, als ein SBefen weld^eS dl^nlid) bem 5Renfc!)en, wenn aud^ in unenblicft öoHfommnerer gorm, über feine bilbenbe Il^dtigfeit na(ft= benft, ben ^lan ber ÜRafd^inen entwirft, unb bann mittelft ?lntt)en= brnig geeigneter SRatcrialien biefe 5Kafd^inen jwerfcntfpred^enb auS= fü^rt. Ulle biefe . SSorftcllungen leiben not^wenbig an ber ®runb=^ fcftmdc^e beS äntl^ropomorpl^iSmuS ober ber ^Sermcufd^lid^ung. Stets werben babei, wie l^oc^ man jid^ aud^ ben Sd^öpfer öorfteHen mog, bemfelben bie menfd()lic^en Attribute beigelegt, einen ^lan ju enttoerfen unb banadf) ben Organismus jwedtmdfeig ju conftruiren. 3?aS wirb aud^ x>on berjenigen Schule, welche S) arw in S Seigre am fd^roffftcn gegenüber ftcl^t, unb welche unter ben 9taturforfd()ern il^rcn bebeutenbftcn Vertreter inSouiS Slgaffij gcfunben l^at, gauj flar auSgefprod^n. 2)aS berül^mte SBerf (Essay on Classification) öon äg affig"), weld^cS bem 2)arwinfc^en SBerfe üoHfommen entgegen- gefegt ift unb faft gleid^geitig erfc^icn, l^at ganj folgerichtig jene ab^ furben antl^ropomorpl^ifd^en SJorftellungen oom Schöpfer bis jum ^öd^ften ®rabc auSgebilbet. SBaS nun jene oielgerül^mte ß^^^utdfeigfeit in ber 9latur betrifft, fo ift pe überl^aiqjt nur für Denienigen oorl^anben, weld^er bie ©rfd^einungen im Stl^ier* unb ^flanjenlebcn burd^auS oberfldd^lic^ betrachtet, ©c^on jene rubimentdren Organe mußten bicfer Seigre einen l^arten ©tofe üerfc^cn. 3cber aber, ber tiefer in bie Organi^^ fation unb gebcnSweife ber ocrfd^icbenen Siliere unb ^Paujcn ein* bringt, ber jtc^ mit ber SBec^felwirfung ber fiebenSerfd^einungen unb ber fogenannten „Oeconomie ber 9latur" oertrauter mad^t, fommt notl^wenbig gu ber Sufd^auung, bafe biefe S^^tftndfeigfeit nid^t e.ri= ftirt, eben fo wenig als bie oielgerül^mte „ätlgute beS @d[)öpferS". ^aerfel, 9tatürl. öc^cpfungÄgeft^. 7. «ufl, 2 18 Unjmetfmagiöffit unb Unfriebe in ber ^Irttiir. I. 35tcje optimiftifd^cn Slnfd^auungcn l^aben Iciber eben fo menxg reale Segrünbung, alö bie beliebte SRebenöart öon ber „ftttUd^en SBeltorb* ttung", toelc^e burc^ bie ganjc SSölfergejc^id^te in ironifc^er SBeife ittu* ftrirt toirb. ^m 9!Rittelalter ijt bafür bie „ftttlic^e" ^errfd)aft ber d^riftlid^en ^dpfte xmb il^rer frommen, üom 33lute ga^ofer SWenfd^en^ Opfer bampfenben Snquijition nid^t toeniger bejeid^nenb, al^ in ber ©egentoart ber l^errfd^enbe ÜJüUtariömuS mit feinem „fittUd^en" Ap- parate üon 3Ätti^nabelu unb anberen raffinirten ÜKorbwaffen. S98enn Sie baö Sufammenleben unb bie gegenfeitigen Sejiel^un' gen ber ^^Jflanjen unb ber Jl^iere (mit Inbegriff ber ?Wenfd()en) ndl^er betrad^ten, fo finben jte überaß unb ju jeber ^dt ba^ ©egentl^eil üon jenem gemut^Uc^en unb frieblid^en Seifammenfein, »eld^eö bie ®ute beö Schöpfers ben ©efc^öpfen ptte bereiten muffen; öielmel^r feigen Sie überall einen f d^onungSlofen , l^öd^ft erbitterten Äampf 3111er gegen Sllle. 9Urgenbj§ in berOiatur, wol^in Sie aud^ Sl^re SBlidEe lenfen mögen, ift jener ib^Hifc^e, öon ben ©ic^tem befungene triebe öorl^anben, — öielme^r überall Äampf, Streben nad^ SSer- md()tung ber birecten ®egn.er unb nad^ S^ernid^tung be§ ^Wd^ften. Seibenfc^aft unb ©elbftfuc^t, betoufet ober unbetoufet, bleibt überall bie Sriebfeber be§ ßebenS. S)aö be!annte ©id^tenoort : „^'\t fWatur ifl »oOfornmen überaQ, So ber ü}{enf<^ nic^t ^infommt mit feiner Qual'' ift fd^ön, aber leiber nid^t n)al)r. 33ielme^r bilbet aud^ in biefer Se^ jiel^ung ber 5Wenfc^ feine 3luönal)me oon ber übrigen 2t)iertüelt. 2)ie ^Betrachtungen , n)eld^e wir bei ber ßel^re oom „Äampf um'^ JDafein'' aujufteHen l^aben, werben biefe Sel)auptung jur ®enüge rechtfertigen. G^ war aud^ JDarwin, welcher gerabe biefen wid^^ tigen $nnft in feiner l^ol^en unb allgemeinen 33ebeutung rec^t Aar öor Singen ftcllte, unb berjenige Slbfd^nitt feiner Seigre, weld^en er felbft ben „Äampf um'ö 35afein" nennt, ift einer ber wid^tigften 21^eile berfelben. SBenn wir alfo jener oitaliftifd^en ober teleologifd^en Setrad^tung ber lebenbigen 5tatur, weld^e bie Sl)ier^ unb '^Sflanjenformen aU ^ro^ L 9Äomflif*e Qlnorflologie unb buoIi|lif(f)f ©ioIo(^if. 19 bucte cincö gütigen unb weifen @d)öpfer§ ober einer jmecfm&feig tl^ätigen fd^öpferifd^en 9laturfraft anjte^t, burc^auS entgegengutreten gejtt)ungen jinb, fo mxiffen wir uni^ entfc^ieben jene SBeltanfc^auung aneignen, weld^emanbie med^anifdje ober caujale nennt. 2J?an fann jie anc^ aU bie moni[tifd^e ober einl^eitlic^e bejeid^nen, im ©egenja^ jn ber gwiefpältigen ober bnaliftifd^en 3ln= fd)auung, welche in jener teleologifd^en S98eltauffaffung notl^wenbig enthalten ift. S)ie mec^anifc^e 9laturbetracl^tnng i[t feit Sal^rjel^n^ ten aufgewiffen ©ebieten ber 9laturwiffenfd^aft fo fel)r eingebür^ gert, bafe ^ier über bie entgegengefe^te fein SSort mel^r oerloren wirb. 6§ faßt feinem ^l^^jtfer ober ß^emifer, feinem 5!)iineralogen ober äftronomen mcl^r ein, in ben ©rfc^einnngen , welche il^m auf feinem wiffenfd^aftlid^rn ®ebiete fortwdl^renb oor Singen fommen, bie SBirffamfeit eineö jwecfmäfeig t^dtigen @c^ö|)ferö ju erblitfen ober aufjufuc^en. 9Jian betrad^tet bie 6rf (Meinungen, welche auf jenen ®e= bieten ju Sage treten, allgemein unb ol^ne SBiberfpruc^ als bie not]^= wenbigen unb unabanberlid^en SBirfungen ber pj^^jtfalifd^en unb d^e= mifd^en Ärdfte, weld^e an bem Stoffe ober ber SJfaterie l^aften, unb infofem ift biefe Slnfc^auung rein „materialtftifd^", in einem gewiffen «Sinne biefeö oielbeutigen SBorte^S. 2Benn ber ^]^t)jtfer bie 33ewe= gungöerfd^einungen ber eiectrirität ober be§ 5Kagnetiömuö, ben %aU eines ÄörperS ober bie Sd^wingungen - ber 2ic^twcBen ju erflären fud)t, fo ift er bei biefer arbeit burdjauS baoon entfernt, baS ßin- greifen einer übeniatürlid^en fd)öpferifd^en Äraft anjunel^men. ^n biefer Segiel^ung befanb ftd^ bisher bie Biologie, als bie SBiffenfd^aft oon ben fogenannten ,, belebten" 9iaturförpem, in ooHem ®egenfafe ju jenen oorl^er genannten anorganifd^en 9iaturwiffenfd^aften (ber 3ln^ orgologie). 3tt)ar l^at bie neuere ^l^^ftologie, bie ßel^re oon ben SBewegungSerfc^einungen im 5n)ier= unb ^flanjenförper, ben mec^a- nifd^en Stanbpunft ber le^teren ooHfommen angenommen; allein bie 9Rorp]^ologie , bie SBiffenfd^aft üon ben formen ber Siliere unb ^Panjen, fehlen baburdf) gar nic^t beriil^rt ju werben. 2)ie 9Korp]^o= logen be^anbelten nac^ wie oor, unb gröfetent^eils nod) ^eutjutage, 2* 20 (Siitßcit Ux lebenbigen iinb leblofen Watur. I. im ®cgcnfa^e ju jener med^anijd^en SBetrad^tung ber fieiftungen, bic gönnen ber J^iere unb Spangen alö @rf d^eimmgen , bie burd^au^ nid^t med^anifd^ erflärbar feien, bie üielmel^r notl^rocnbig einer ]^öl^e= ren, übcrnatürlid^en , iWcdEinäfeig tl^atigen ©d^öpferfraft i^ren Ur^ jpmng üerbanfen muffen. 2)abei tt)ar eö ganj gleid^gültig, ob man biefe ©c^öpferfraft alö perfönlid^en ®ott anbetete, ober ob man fie üJebenSfraft (vis vitalis) ober Snburfad^e (causa finalis) nannte. 3n allen gätten flüchtete man l^ier, um e§ mit einem SBorte ju fagen, jumSBunber alö ber ©rflärung. 2Kan marf ftd^ einer ®laubenö= bic^tung in bie Strme, »eld^e aU fold^e auf bem ®ebietc natur* »iffenfd^aftUd^er ©rfenntnife burd^au^ feine ®eltung l^aben fann. aneö nun, njaö oor 2)artoin gefc^el^en ift, um eine natürlid^e, med^anifc^e Stuffaffung oon ber ©ntftel^ung ber 2l)ier= unb ^flanjen^ formen ju begrunben, oermod^te biefe nic^t gum S)urd^brud) unb ju allgemeiner Slnerfennung ju bringen. 3)ieö gelang erft S)artt)inö Seigre, unb hierin liegt ein unermefeUd^e^ SSerbienft berfelben. S)enn eö mirb baburd^ bie Stuftest oon ber Sinl^eit ber organifd^en unb ber anorgifd^en Dlatur feft begrunbet. Stud^ berjenige St^eil ber 3Raturtüiffenfd^aft, welcher biel^er am längften unb am ^art= nddfigften ftd^ einer med^anifc^en Sluffaffung unb ©rfldrung toiberfe^te, bie Seigre oom Sau ber lebenbigen formen, oon ber Sebeutung unb ©ntftel^ung berfelben , wirb- baburd^ mit allen übrigen naturn^iffen- fd^aftlid^en Seigren auf einen unb benfelben SBeg ber SBollenbung ge= fül^rt. eo\\ bet (Sntfic^ung bet ^tten. SWeinc Ferren! 3)er SBertl^ einer jeben natuwiffeufc^attUc^cn Sl^eorie wirb fotoo^l burd^ bie Stnjal^l unb baö (äewic^t ber ju er= flärenben ©cgenftdnbc gemeffen, al§ aucft burd^ bie ©infad^l^eit unb Singemeinl^eit ber Urfad)en, meldte a\^ ßrfldrungögrünbe benu^t wer^ ben. 3c größer cinerfeitö bie Slngal)l, je toid^tiger bie Sebeutung ber burd^ bie S^eorie gu erflärenben Srjc^einungen ift, unb je einfad^er anbrerfeitö, je allgemeiner bie Urjad^en fmb, weld^e bie 21)eorie jur ßrflärung in 5lnfprud^ nimmt, befto l^öl^er i[t il^r wiffenfc^aftlid^er n. 'Bergleicftunö oon t^atwind unb Dtemtond Ibcoric. 23 SBcrt^, befto ft(i^erer bcbicncn »ir un§ i^rer £citung, bcfto me^r ftnb wir Dcrpflid^tct ju i^rer Stnnal^mc. 2)cnfcn @tc j. 33. an biqcmge J^coric, »cld^c biöl^cr als bcr größte ©rwcrb beö mcnfd^Ud^cu ®ctftcö galt, an bic ®raDitationö== t^coric, tocld^c bcr ßngldnbcr 9tctDton Dor 200 Sct^ren in feinen 'matl^ematifd^en ^rincipien bcr 5laturpl^ilofop^ic bcgnmbctc. ^ier fln* bcn Sic baö ju crfldrenbc Dbiect fo grofe genommen alö Sic cö nur benfen fönnen. (5r untcmal^m eö, bie SSenjcgungScrfc^einungcn ber Planeten unb bcn 33au beS SBcltgebdubeS auf matl^ematljd^c ®cfe^e jurncfiutü^ren. ^U bic ^öd^ft einfad)c Urfad^e biefcr ücrwicfelten S3c= »cgungSerfd^cinungen begrünbete 3lctt)ton baö ®cfe^ ber Sd^mere ober ber ÜBaffenangiel^ung , baffelbe, mcld^eS bic Urfac^c be« %aUtä ber Äörper, ber abl^djton, bcr ßol^djton unb öieler anberen ©rfd^ci« nungen ift. SBcnn Sic nun ben gleit^en SKafeftab an bic Sl^corie 2)artt)in5 anlegen, fo muffen @ie ju bem ©d^lufe fommen, bafe biefe ebenfalls JU bcn größten ßrobcrungcn bcö menfd^lici^en ©eiftcö gel^ört, unb bafe fte jid^ unmittelbar neben bie ©raoitationötl^coric SJlewtonö ftetten fann. SSicHeid^t erfd^eint Sinnen biefcr SluSfpruc^ übertrieben ober »enigftcnö fe^r gewagt; id^ l^offe @ic aber im aSerlauf biefcr 35ortrdgc JU überjeugen, bafe biefe ©d^d^ung nic^t ju l^od^ gegriffen ift. 3« ber üorigen ©tunbc »urben bereits einige ber toid^tigften unb allge* meinflen ©rfd^cinungen aus ber organifd^en 9iatur naml^aft gemad^t, meldte burd^ ©artoinS Si^coric crfldrt tocrbcn. 2)a^in gcl^örcnüor Stilen bie gormücrdnbcrungcn welche bie inbiüibuclle entwidfc^ lung ber Organismen begleiten, dufeerft mannid^faltige unb oer- widfeltc ßrf d^cinungen , »eld^e bisher einer med^anifd^en erfldrung, b. ^. einer Surüdfül^rung auf wirfenbc Urfad^en bic größten Sd^toie« rigfeiten in ben SBcg legten. SBir l^abcn bic rubimentdren Dr* ganc crtodl^nt, iene aufeerorbentlid^ merfioürbigen ©inrid^tungen in ben 'S^itx^ unb ^Panjcnförpern, meldte leinen ßwcd l^abcn, weld^e iebe teleologifd^e, iebe nac^ einem ©nbäwcd beS Organismus fud^enbe ©rfldrung ooUftdnbig »iberlegcn. @S liefee flc^ noc^ eine grofec Sin- 24 (Stflärung^gcbiet^ bcr 2)ef(cnI>fnjtöforic. H, jal^l Don anbercn ©rjd^cinungcn anfül^ren bic ni(i^tö minbcr »id^tig jinb, bie bii^l^cr nid^t minbcr rdtJ^fcH^aft crfc^icnen, unb bic in bcr cinfad^ften SBcifc bur(i^ bic öon S)artt)in rcformirtc ^Ibftammungö» Icl^rc crfldrt »erben. 3^ erwdl^ne öorlduflfl nod^ bic ©rfd^cinungcn, »cld^c uns bie gcograpl^ifc^e SBcrbrcitung bcr Silier» unb ^flaujcnartcn auf bcr Dbcrfldd^e unfcreö Planeten, fomie bic gcologifd^c SSertl^eilung bcr auögcftorbcncn unb ücr= [teinertcn Organismen in ben ücrfd^icbcncn ©c^ic^ten bcr ©rb- rinbe barbietet. Slud^ biefe n)ic^tigen paldontologifd^cn unb gcogra^ pl^ijd^cn ®efefec, weld^e tt)ir bisl^er hur als 2 l^at fachen !anntcn, »erben burd^ bie SlbftammungSlcl^re in il^rcn »irfenben Urfad^cn erfannt. ©affclbc gilt ferner üou allen allgemeinen ©efefeen bcr Dcr= gleichen ben Slnatomic, inSbefonbcrc öon bem großen ®cfcfe^e bcr arbeitst^cilung ober ©onberung (^ol^morpl^iSmuS ober 2)itfcrenäirung), einem ®eje^c, »clc^eS ebenfo in bcr ganjen mcnfd^= lid^en ®efellfd^aft, wie in bcr Drganifation beS einzelnen 2:^icr= unb ^PaujcnförpcrS bie wid^tigftc geftaltenbc Urfad^e ift, bieienige Urfad^e, toeld^c ebenfo eine immer größere SRannid^faltigleit, mic eine fortfd^reitenbe ßntwidEelung bcr organijd^cn gormen bebingt. 3n gleicher SBcife, wie biefeS biSl^cr nur als Jl^atfd^c erfannte ©c» fe^ ber 3lrbeitStl^eilung , wirb aud^ baS ®ejefe bcr fortfd^rciten* ben ßntwidtclung ober baS ®efe| beS Sortfc^nttS, weld^cS wir ebenfo in ber ®ejd^id^tc ber SBölfcr, wie in ber ©cfd^id^tc ber Spiere unb ^flaujcn überatt wirifam wal^mc^mcn, in feinem Urfprung burd^ bic SlbftammungSlcl^re erlldrt. Unb wenn enjtbeorie in ^er ^iolo^ie. 27 2)icicni9cn ©cgner 3)artt)in^, meiere nid^t gerabcgu in biefer SBcife auf eine biologifd^e ©rfldrung üerjid^ten rooHen, pflegen freiließ ju fagen: ,,35arti)in8 gef)re öon bem gemeinfcl^aftlid)en Urfprung ber üerf(]^iebenartigen Drgani^men ift nur eine^^potl^efe; mir fteHen il^r eine anbere entgegen, bie ^^potl^efe, bafe bie eingelnen 2l^ier= unb ^flanjenarten nicl^t burd^ Slbftanimung jtd^ auöeinanber entoicfelt \ja^ ben, fonbem ba^ {te unabl^ängig Don einanber burc^ ein nod^ unent= betfteiS Sftaturgefe^ entftanben jtnb." @o lange aber nid)t gejeigt »irb, tt)ie biefe 6ntftebung gu ben!en ift, unb »a« ba^ für ein „9latur= gefe^" ift, fo lange nid^t einmal »al^rfd^einlid^e ßrflärungögrünbe geltenb gemacht »erben fönnen, meldte für eine unabl^dngige (Snt* ftel^ung ber Stifter* unb ^flangenarten fpred^en, fo lange ift biefe ®e* genl^Qpotl^efe in ber Sl^at feine ^^potfiefe, fonbem eine leere, nid^tö= fagenbe 3ficbenöart. auc^ öerbient ©arroinö 3:l)eorie nid^t ben Flamen einer ^qpot^efe. S)enn eine wiffenfd^aftlic^e «^qpotliefe ift eine Slnnal^me, »eld^e fid^ auf unbefannte, bi^fier noc^ nid^t burd^ bie finnlid)e ©rfal^rung mal^rgenommene ©igenfc^aften ober ®emegungiS= erfc^einungen ber SRaturförper ftüfet 35arminö Seigre aber nimmt feine berartigen unbefannten SSerl^dltniffe an; fte grunbet ftd) auf Idngft anerfannte allgemeine ßigenfd^aften ber Organismen, unb e§ ift, tt)ie bemerft, bie au^erorbentlic^e geifttjotle, umfaffenbe Serbin^ bung einer 9Renge bisl^er üereingelt bageftanbener ßrfd^einungen, »eld^e biefer SEl^eorie i^ren aufeerorbentlid^ l^ol)en inneren SBertl^ giebt. SBir gelangen burd^ fie gum erften 9Ral in bie Sage, für bie ®efammt= l^eit atter un§ befannten morpl)ologifd^en örfd^einungen in ber 5l]^ier= unb ^angentoelt eine bewirf enbe Urf ad^e nad^guweif en ; unb gwar ift biefe »al^re Urfac^e immer ein unb biefelbe, ndmlid^ bie SBed^feU »irfung ber Slnpaffung unb ber SSererbung. 35iefe ift aber ein P^Qpologifd^eS 33erl)dltnife, unb alö fold^eö burc^ |)f)qjtfalifc^«d^emifc^c ober mec^anifd^e Urfad^en bebingt. Sluö biefen ®rünben ift bie Slnna^me ber burd^ JDartoin mec^anifc^ begrünbeten Slbftammungö^ leiere für bie gefammte 3oologie unb aSotanif eine gmingenbe unb unabweisbare ^lotl^ioenbigfeit. 28 (Ären Jen ber örfläniiiQ unb bcr (5rfenntni§. H. 2)a naii meiner 3lnjtd^t alfo bic uncrmcfeUd^e Sebeutung t)on ©ariüinö Seigre barin liegt, bafe jte bie biöl^er nid^t crlldrten ox- ganifc^en Sormcrfd)einungen med^antfd^ crfldrt, fo ift eö n)ot)l not^mcnbig, l^ier gleid^ noc^ ein SBort über ben üielbeutigen begriff ber ©rfldrung einjufd)alten. «^dupg »irb 5)arö)inö Sl^eorie cntgegengel^alten, bafe jte aUerbingö jene ©rfd^einungen burd^ bie SSererbung unb 2(n^)affung öoKfommen erfldre, bafe baburd^ aber nid^t biefe ßigenfc^aften ber organifd^en SRaterie felbft erfldrt »erben, bafe wir nid^t ju ben legten ®rünben gelangen, ©iefer (Sinwurf ift ganj richtig; allein er gilt in biefer SBeife t)on allen ßrfd^einungen. SBir gelangen nirgenbs ju einer ©rfenntnife ber legten ®rünbe. 2)ie ßntftel^nng jebeö einfad^en ©aljfr^ftaHe«, ben mir beim 2lbbanH)fen einer ÜRutterlauge erl^alten, ift unö im legten ©runbe nid^t minbcr rdtl^fell^aft, unb an ftc^ nid^t minber unbegreiflid^, ate bie 6ntftef)ung iebeö Jl^iereö, bafe ftd^ an^ einer einfachen ßijeße enttoidtelt. 33ei ßrfldmng ber einfac^ften pl)qjtfalifd^en ober d^emifd^en 6rfd)einungen, j. ®. be§ gatleö eineö ©teinö ober ber Silbung einer d^emifd^en 33er* binbung gelangen mir burd) Sluffinbung ber mirfenben Urfad^en, j.33. ber ©d^merfraft ober ber d^emifd^en SSermanbtfd^aft, ju anberen weiter gurfidfliegenben ©rfdieinungen, bie an unb für ftd) Sidtl^fel jtnb. 35aö liegt in ber a3efd)rdnlt]§eit ober SRelatioitdt unfereS erfenntnifeöer* mögend. SBir bürfen niemals öergeffen, bafe bie menfd)lic^e ßrfennt* nifefdl^igfeit aUerbingö abfolut befd^rdnft ift unb nur eine relative 2lu§be]^nung bejt^t. Sie ift jundc^ft fd^on befd^rdnft burd^ bie 33e= fd^affen^eit unferer ©inne unb unfereö ®e]^irn§. Urfprünglid^ ftammt äße (ärfenntnife auö ber ftnnlid^en SBal^r» nel^mung. Wan fü^rt too^ biefer gegenüber bie angeborene, a priori gegebene ©rfenntnife beö SRenfd^cn an ; inbeff en Wunen mir mit ^ülfe ber 3)efcenbenjt^eorie nac^meifeu, ba§ bie fogenannte a))riorifc^e ßr* !enntnife anfduglic^ a posteriori ermorben, in x^xm legten ®rünben burd^ 6rfal)rungen bcbingt ift. ßrfenntniffe, meld)e urf))rünglid^ auf rein enH)irifc^en SBa^rne^mungen berul^en, alfo rein finnlid^c ©rfal^ rungen fmb, meldte aber bann eine 9ieil)e üon ©encrationen l^inburd^ n. ÖTfenntnifff apoftcrlon unb apriori. 29 öererbt tocrben, treten bei ben jüngeren (Generationen f<]^einbar alö unabl^dngigc, angeborene, apriorifd^e auf» Sßon unferen uralten tl^ie« rifc^cn 3Soreltern ftnb atte fogenannten „ßrfenntniffe a priori" ur* fprimglid^ a posteriori gefaxt toorben unb erft burd^ 3Sererbung aUmdl^Ud^ ju opriorifc^en geworben. Sie berul^en in le^ter Siiftanj auf ßrfal^rungen, unb toir fönnen burd^ bie ©efe^e ber SSererbung unb Sln^affung beftimntt nac^ioeifen, bag in ber 9lrt, töie eS geu^öl^n« H(]^ gefc^icl^t, 6r!enntniffe a priori ben ßrfenntniffen a posteriori nid^t entgegen ju fteUcn ftnb. Sßielmel^r ift bie pnnlid^e ©rfa^rung bie urfprunglid^e Duette aller ßrfenntniffe. Sc^on auö biefem ®runbe bleibt atte unfere SBiffenfc^aft befd^ränft, unb nieuiaU oer* mögen »ir bie legten ®rünbe irgenb einer örfd^einung ju erfaffen. 2)ic Är^ftattifationSfraft, bie Sd^toerfraft unb bie d^emifd^e Ser- wanbtfd^aft bleiben un§, an unb für fic^, eben fo unbegrei^ic^, »ie bie Slnpaffung unb bie Vererbung, toie ber SBitte unb baö Sett)ufetfein. 3Benn un§ nun bie 3^eorie £)ar»in§ bie ©efammtl^eit atter öorl^in in einem furjen Ueberblidt jufammengefafeten ©rfd^einungen aus einem einjigen ®efid^tspunft erfidrt, »enn jte eine unb biefelbe Sefd^affenl^it beS DrganiemuS aU bie toirfenbe Urfac^e nac^toeift, fo leiftet fte oorläufig SttteS, toa^ mir oerlangen fönnen. Slußerbem lä^t ftd^ aber aud^ mit gutem @runbe Ijoffen, bag mir bie legten @rünbe, ju roüifcn S^artoin gelangt, nämlid^ bie @igenfd^aften ber ©rbli^feit unb ber anpaffungöfäl^igfeit, no(^ loeiter »erben erfldren lernen; bafe toir j. S. bal^in gelangen »erben, bie SKolefularücrl^dlt' niffe in ber Snfammenfe^ung ber eitt)eifeftoffe als bie »eiter jurücf- liegenben, einfad^en ©rünbe jener ©rfd^inungen aufjubeden. wei- lid^ ift in ber nd^flen Sirfunft ^ier^u noc^ feine SluSfid^t, unb »ir begnügen unS öorldufig mit jener ßurüdEfü^rung , »ie mir nnS in ber 9lett)ton'fc^ J^eorie mit ber Sn^ürffü^rung ber i?laneten* betDegungen auf bie ®<^»erfraft begnügen. 2:^ie gc^merfraft felbft ift uns ebenfatts ein äidt^fel, an ftd) nic^t ertennbar. SeDor »ir nun an unfere 'Hauptaufgabe, an bie einge^enbe Erörterung ber ilbftammungSIe^re unb ber aue i^r fi(^ ergebenben Folgerungen l^erantreten, laffen Sie un§ einen gefd^td^tUd^en fRM^ blid auf bie njid^tigften unb üerbreitetften t>on benienigen Slnjtd^ten n)erfen, meldte f\6) bie SRenjc^en öor 35artt)in über bie organifd^e Schöpfung, über bie ©ntftel^ung ber mannid^faltigen Silier- unb ^Panjenarten gebilbet l^atten. 6ö liegt babei feineömeg^ in meiner Slbjtd)t, ©ie mit einem t)ergleid^enben UeberblidE über alle bie jal^U reid)en ©d^öpfung^bic^tuugen ber öerfc^iebenen 5Kenfd^en = Slrten, ^SRaffen unb =@tämme ju unterl)alten. So intereffant uub lol^nenb biefe Aufgabe, fowol^l in etl^nograpl^ifd^er alö in culturl^iftorifd^er Se= jiel^ung, aud) wdre, fo ttjürbe un§ biefelbe bod^ l^ier üiel gu »eit filieren. 3lud) trägt bie übergroße ÜRefirjal^l aller biejer @(^öpfung§= fagen ju jel^r ba^ ®eprdge witlfürlic^er SDid^tung unb be§ SRangel^ eingel^enber 5laturbetrad^tung , aU ba§ biefelben für eine natur- miffenfd^aftlid)e SSel^anblung ber ©d^öpfungögefd^id^te üon S^tereffe wären. 3^ ^^^^e bal^er t)on ben uid^t h)iffenfd)aftlid^ begrünbeten ©d^öpfungögefd^ic^ten blo§ bie mofaifd^e l^eröorl^eben, »egen be§ bei= fpiellofeu ßinpuffeö, ben biefe morgenldnbifd^e Sage in ber abenb^ länbifd^en 6ulturtt)elt gewonnen l^at. JDann »erbe id^ fogleid^ ju ben miffenfd^aftlid^ formulirten @d^öpfung§]^^potf)efen übergefien, meldte erft nad^ Seginn be^ öerfloffenen Ja^^'^wnbertö, mit 2inn6, i^ren Slnfang nafimen. SlUe üerfd^iebeneu SSorfteHungen, meldte fid^ bie SRenfd^en Jemals öon ber ©ntftel^ung ber öerfd^iebenen Jl^ier^^ unb ^flanjenarten gemad^t l^aben, laffen ftd) füglid) in jwei entgegengefe^te ©ruppen bringen, in natürliche unb übernatürlid^e @d)öpfungSgefd)id^ten. S)iefe beiben ®ruppen entfpred^en im ®ro§en unb ©anjen ben beiben Derfd^iebenen ^auptformen ber menfc^lic^en SBeltanfd^auung, »eld^e mir öorl^er aU moniftifc^e (einf)eitlid)e) unb bualiftifc^e (jmie* fpdltige) 9laturauffaffung gegenüber geftellt l^aben. ®ie gemöfinlid^e bualiftifc^e ober teleologifd)e (üitale) SBeltanfd^auung mu^ bie organifd^e 9latur alö baö gmedfmdfeig au^gefüfirte ^obuct eine^ planöoU mirfenben ©d^öpfer^ anfeljen. Sie mufe in jeber einjelnen illjier* unb ^flanjeuart einen „öwförperteu ©d^öpfung^^gebanfen" n. 9?atÜTH(<)e unb iibeTnatÜTtlcf)f €*6pfMn9döeWi(tten. 31 crblidcn, bcn matcricKen 3lu§brucf einer jtoecfmdfeig tl^dtigen 6nt= urfad^e ober einer jtoedt^ätigen Urfad)e (causa finalis). Sie mufe notl^toenbifl übernatürliche (nid^t mec^anifc^e) SSorgdnge für bie ©ntftel^ung ber Drganiömen in 3lnf|)rud^ nel^men. SBir bürfen jte bal^er mit SRed^t alö übernatürlid^e ©d^öpfungögefc^id^te bejcid^nen. aSon attcn l^ier^er gef)örigen teleologifd^en ©d^opfungö« gefd^id^ten gewann biejenige beö ÜRofei^ ben größten ©nflufe, ba pe burd^ fo bebeutenbc 9laturforfc^er, tt)ie2inn6, felbft in ber SRa= tunoiffenfd^aft allgemeinen ©ingang fanb. auc^ bie ©d^öpfung^- anftd^ten t)on ßuüier nnb Slgaffij, nnb über^au^jt Don ber großen SOlel^rjal^l ber SRaturforfd^er fornol^l aU ber Saien gel^oren in biefe bualiftifd^e ©nippe. 35ie öon 2)artt)in auögebilbete ©ntwidElung^^tl^eorie bagegen, meiere »ir f)ier al^ natürlid^e <2d^öpfung§gefd^i^te ju be* l^anbeln l^aben, unb roeld^e bereite t)on ©oetl^e unb Samardt üufgefteHt »urbe, mu^ bei folgerid^tiger ©urd^fül^rung fd^Uefelid^ notl^toenbig ju ber moniftifd^en ober med)anifc^en (canfalen) SBeltanfc^aunng l^inleiten. 3m ©egenfa^e ju jener bualiftijd^en ober teleologifc^en 9latnrauffaf|ung betrad^tet biefelbe bie gormen ber organifd^en 9laturf örper , ebenfo »ie biejenigen ber anorgifd^en, al§ bie notl^n)enbigen ^robude natürlicher Äräfte. Sie erblidt in ben einjelnen Jl^ier^ unb ^flanjenarten uid^t »erförperte ®ebanfen be« perfönlid^en Sd^öpferö, fonberu ben jeitmeiligen 3lu5brudE eine^ med^anifd^en 6ntn)icfelung§gange§ ber ÜKaterie, b^n Sluöbruc! einer notl^toenbig mirfenben Urjad^e ober einer mec^anifd^en Urfad^e (causa efficiens). SBo ber teleologifd^e 2)ualiömuö in btn @c^öpfung^^ wunbern bie »illtürlid^en ßinfätle eine§ launenl^aften Sd^öpfer^ auffudjt, ba pnbet ber caufale SWoniömu^ in ben @ntmidtelungS' proceffen bie notl^wenbigen SSirfungen ewiger unb unabdnberlid^er 9laturgefe^e. SWan l^at biefen, l^ier öon un§ Dertretenenen 9Roni}ateTiaI{dmud unb 9Re(^an{dmnd. IL fd^cinungöÄclt, iineTn))finbli(]^ für bie uncrfd^öppici^en SRcijc bcr 9latur, mie ol^ne Äcnntni^ öon if)rcn ©efc^en, öerfc^em bicfelbcn bic ganjc 9laturtt)iffenfi^aft uub bie auö il^r entfpringcnbc SBUbung al§ fünb* lid^cn ÜRaterialiömuö, »dl^rcnb pe felbft bcm legieren in ber tt)ibcrlid^= ften ®eftatt fröl^ncn. ^lid^t attein bie ganje ®efd^id)te ber „unfcl^U baren" ^dpfte mit i^rer enblofen Äette üon grduUd^cn aSerbred^en, fonbern aud^ bie wibermftrtige Sittengefc^id^te ber Drtl^obojrie in aßen Sieligionöformen liefert Sinnen l^ierfür genügenbe ©emeife. Um nun in S^if^nft bie ublid^e SSertüed^felung biefe§ gang »er- »erflid^en jtttlid^en ÜRateridiSmui^ mit unferem naturpl^ilofopl^ifd^en SRaterialiömuö ju üermeiben , unb um überfiaupt baö einseitige SBife* t)erftdnbni^ beö le^teren ju befeitigen, l^alten mir e§ für nötl^ig, ben- felben entmeber ÜRoniSmuö ober 6aufalt§muö ju nennen, ^a^ ^rin= cip biefeS 3Roniömuj§ ift baffelbe, maö Äaht baö ,,^rinci^) be§ SRe^ c^aniömuö'' nennt; unb Äant erfidrt auöbrüdflid^, bafe e§ ol^ne baffelbe überl^aupt feine 9laturtt)iffenfd^aft geben fönne. 2)iefe§ ^rincip ift üon unferer „natürlid(en @d(5))fung§gcfd^id^te" ganj untrennbar, unb fennjeidjnet biefelbe gegenüber bem teleologi^ fd^en SBunberglauben ber übematürlidf(en @d^ö))fung8gefd^i(^tc. Saffen @ie unö nun jundc^ft einen f&M auf bie ttjid^tigfte öon atten übematürlid^en @d^öpfunfl§gefd^id)ten werfen, biejenige be§ SWofeö, mie pe un§ burd^ bie alte ®efd^id^tö= mtb ©efe^e^Surfunbe beö jübifd^en 93olfe!§, burd^ bie ©ibel, überliefert morben ift. 33e= fanntlid^ ift bie mofaifd)e ©c^öpfungögefd^id^te, mie pe im erft^n 6a== pitel ber ©enepö ben Eingang jum alten Stepament bilbet, in ber ganjen Jübifd^en unb d^riftlid^en ßulturmelt bi§ auf ben l^eutigcn Stag in altgemeiner Geltung geblieben. S)iefer aufeerorbentlid^e ßrfolg er- fidrt pc^ nid^t allein auö ber engen SSerbinbung berfelbcn mit ben jübi* fd^en unb d^riftUd^en ©laubenölel^ren, fonbern aud^ au§ bem einfad^en unb natürlid^en 3i>cengang, mcld^er biefelbe burd^jiel^t, unb meld^er üortl^eill^aft gegen bie bunte ©d^öpfung^m^tl^ologie ber meipen anbe= reu SBölfer be§ aitert^um« abpid^t. 3uerp f^afp ®ott bcr $err bie @rbe alö anorgifd^en 3Beltför))er. S)ann fd^eibet er Sic^t unb f^nftcmife, barauf SBaffer unb gcftlanb. 9tun crft ift bic ©rbc für Orflaniömen bemofinbar geworben unb e§ »erben jundc^ft bie ^an* jen, fpäter erft bie %^\txt erfd^affen, unb gtt)ar üon ben le^teren jucrft bic a3eti)of)ner bcß SBafferö unb ber fiuft, fpäter erft bie Sewol^ner beö geftlanbeS. ©nblic^ jule^t üon allen Drganiömcn fc^afft ®ott ben SWenfd^en, jtd^ felbft jum (äbenbilbe unb jum SBcl^errfd^er ber ©rbe. 3tt)ei grofee unb »id^tige ©runbgebanfen ber naturlid^en 6nt- wicfelungölel^re treten un§ in biefer Schöpf ung^l^qpotl^efe be^ 9Rof eö mit überrafd^enber Marl^eit unb ©infad^l^eit entgegen, ber ©ebanfe ber (Sonberung ober 2)ifferenjirung, unb ber ®eban!e ber fort- fd^rcitenben ßntioidEelung ober aSenjoUfommnung. Dbwol^l 2Ko^ fe§ biefe großen ®efe^e ber organifd^en enttoidfelung, bie mir fpä- ter aU notl^menbige Folgerungen ber äbftammunggle^re nad^meifen toerben, al^ bie unmittelbare 23ilbungöt^dtig!eit eine^ geftaltenben Sd^öpferö anjtef)t, liegt bod^ barin ber erl^abenere ®ebante einer fort= fd^reitenben @nttt)idtelung unb S)ifferenjirung ber urfprünglid^ ein= fad^en SKatcrie oerborgen. SBir fönnen bal^er bem großartigen ülatur^ öerftdnbnife beö iübifd^cn ©efe^geberö unb ber einfach natürlichen gaffung feiner @d^ö))fung§]^Q))ot]^efe unfere geredete unb aufrid)tige aSe^ »unberung joHen, ol^ne barin eine fogenannte „göttlid^e Offenbarung" ju erblidfen. ©afe jie bieö nid^t fein fann, gel^t einfad^ fc^on barau§ l^croor, bafe barin jroei große ©runbirrtl^ümer bel^auptet n)erben, ndmlid^ erften§ ber geocentrifd^e g^^tl^um, baß bie ©rbe ber fefte SRittetpunft ber ganjen SBelt fei, um meieren jid^ ©onne, 9Wonb unb ©terne bewegen; unb gweitenö ber antliropocentrifd^e 3rr^ tl^um, baß ber 5)?enfd^ ba§ oorbebac^te enbjiel ber irbifd^en Sd^öpfung {ei, für beffen 5)ienft bie ganje übrige Statur nur gefd^af= fen fei. S)er erftere Srrtl^um »urbe burd^ ßopernicuö' SBeltftjftem im Seginn be^ f ed^^je^nten , ber lefetere burc^ Samarcfö 2lbftam= mung8lel)re im ©eginn teö neunjef)nten ^al^rl^unbert^ oernid^tet. SEro^bem burc^ 6o))crnicu§ bereits ber geocentrifc^e Si^rtl^i^m ber mofaifd^en ©d^öpfungSgefd^id^te nac^gewiefen unb bamit bie 3luto= ritdt berfelben al§ einer abfolut öoUfommenen göttlidjen Offenbarung 3* 3ß ©^opfunöegeWic^tc be« «Wofed. U. aufgel^obcn lüurbe, erl^ielt ftd^ bicfclbe bcnnod^ bi§ auf bcn l^cutigcn Sag in folc^cm Slnfcl^cn, bafe jtc in mciten Greifen ba^ ^avopüjxnbcx^ nife für bic ^nnal^me einer natürUd^en enttoidelungj^tl^eorie bilbet. ®efanntti(^ l^aben felbft öiele 9laturforfd)er nod^ in unferem Sal^r- l^unbert öerjnd^t, biejelbe mit ben ßrgebniffen bcr neueren 3llatur' miffenfd^aft, inöbefonbere ber ©eologie, in ßinflang ju bringen, unb j. 58. bie jteben ©d^öpfungötage be§ 5Kofeö alö fteben gro^e geo« logifd^e ^erioben gebeutet. Snbeffen jtnb alle biefe fünftUc^en S)en= tungöüerjuc^e fo DoHfoutmen i)erfe]^lt, bafe jte l^ier feiner SBiberlegung bebürfen. S)ie aSibel ift fein natunDiffenfd^aftUd^eS SBerf, fonbern eine ®efd(id^t^', ®efe^eö^ unb SReligionSurfunbe beö jubifd^en $$olfe^, bereu ^ol^er culturgejd^ic^tlic^er SBert^ baburd^ nid^t gefd^mälert »irb. bafe fte in allen naturtüiffenfd^aftlic^en fragen ol^ne jebe mafegebenbe ©ebeutung unb üoll Don groben 3i^^ötnem ift. SBir fönnen nun einen großen @|)rung üon njel^r alö brei 3af)r= taufenben mad^en, öon 5Kofeö, melc^er unge[äf)r unt ba^ '^ai)x 1480 t)or ©^riftuö ftarb, biö auf Sinn 6, meld)er 1707 nad^ ©^riftuö ge« boren »urbe. SBd^renb biefeö gaujen ßcitraumö würbe feine ©d^öpf- ungögefd^id^te aufgefteUt, meldte eine bleibenbe Sebeutung gewann, ober bereu naivere ©etrad^tung an biefem Drte öon Sntereffe rofire. Snöbefonbere wdl^renb ber legten 1500 ^cii^re, alö ba§ Gl^riftent^um bie SBeltl^errfc^aft gewann, blieb bie mit beffen ©laubenölel^ren öer- fnilpfte mofaifd^e @(^öpfung§gefd^id^te fo aUgemeiu l^errfc^enb, bafe erft baö neuujel^nte Jafirl^unbert jic^ entfd^ieben bagegen aufgulel^nen wagte, ©elbft ber grofee fd^webifd^e SRaturforfd^er Sinn6, ber Se- grünber ber neueren 5laturgef(^ic^te, fc^lofe ftd^ in feinem Staturf^ftem auf baö engfte an bie @c^opfungögefc^id)te beö 50?ofeö an. S)er aufeerorbentlid^e gortfc^ritt, weld)eu Äarl Sinnö in ben fogenannten befc^reibenben 5laturwiffenf(^aften tl^at, befielet befannt* lic^ in ber SluffteHung eineö S^ftemö ber Jl^ier- unb ^pangenarten, weld)eö er in fo folgerid^tiger unb logifd) ootlenbeter 5orm burd^* führte, bafe eö biö auf btn l^eutigen Sag in Dielen Sejiel^ungen bie SÜd^tjd^nur für alle folgenben, mit ben formen ber Siliere unb ^fian- II. tJinne'« jweifat^e ^rt Ux otganifc^en tOenennung. 87 gen ftd^ befd^dftigcnben ^laturforfd^cr geblieben ift. Cbgleid^ baö ®9^ ftem Sinni'ö ein fünftUd^eö war, obgleid^ er fftr bie 6lafpflcation ber S^ier= unb ^an jenarten nnr einjelne 31^eile alö 6int^eilung§grunb* lagen Ijerüorfud^te nnb anwenbete, ^at bennod^ biefeö (Softem jtd) ben grofeten 6afolg ermngen; erften^ burd^ feine confequente ©urc^fnl^' rung, unb jroeitenö burc^ feine ungemein ttjid^tig geworbene Senen* nungSweife ber 9taturförper, auf roeld^e mir ^ier notl^toenbig fogleid^ einen ©lief »erfen muffen. 9lad^bem man ndmlid^ t)or Sinn* ftd^ »ergeblid^ nbgemül^t l^atte, in ba^ unenblid^e ®^ao§ ber fc^on bamaU befannten »erfd^iebcnen 2]^ier= unb $flanjenformen burc^ irgenb eine paffcnbe 9lamengebung unb Sufömmcnfteltung 2id^t ju bringen, ge* lang e$ Sinn 6 burd^ SluffteHung ber fogenannten „binären 91 o - mcnclatur" mit einem glüdflic^en ®riff biefe ttjid^tige unb fd^n)ierige Slufgabe ju löfen. S)ie binäre 9lomenclatur ober bie gmeifad^e Se- nennung »iefieSinni juerft aufftetlte, wirb nod^ l^eutigen laged gang allgemein oon allen Biologen unb Sotanifcm angemenbet unb toirb ftd^ ungmeifell^aft fe^ Ictnge nod^ in gleicher Geltung erl^alten. Sie befielet barin, bafe jebe Zifki'- unb ^flangenart mit gioci Flamen begeid^net »irb, toeld^e ftd^ äl^nlid^ oerl^alten, »ie Jauf- unb gamilien^ namen ber menfd^lid^en 3iii>i^ii>wen.' ®er befonbere 9lame, »elc^er bem mcnfd^lid^en Jaufnamen entfpri^t, unb »cld^er ben ©egriff ber Srt (Species) aui^brfidtt, bicnt gur gemeinfd^aftlid^en Segeid^nung aller t^ierifd^en ober pflangUd^en (Singelwefen, meldte in allen »efent- lid^en ^ormeigenfd^aften ftd^ gleid^ ftnb, unb ftd^ nur burd^ gang untergeorbnete SWerfmale unterfc^eibcn. 5)er allgemeinere 9lame ba^ gegen, »cld^er bem menfd^li^en Familiennamen entfpric^t, unb »eld^er ben Segriff ber ©attung (Genas) auöbrüdtt, bient gur gemeinfc^ft^ lid^en Sqei^nung aller näc^fi dl^nlid^en Wirten ober 8pedee. £er allgemeinere, umfaffenbe ©enu^name »irb nad^Sinn*'^ allgemein gültiger Senennung^meife oorangefe^t; ber befonbere, untergeorbnete @|>edeSname folgt i^m nac^. eo g. 93. I|ei^ bie ^auSta^e Felis domestiea, bie toilbe Aai^t Felis catus, ber ^antl^er Felis pardns, ber S^guar Felis onca, ber Jiger Felis tigris, ber Sötoe Felis leo ; 38 ?ractif(^e unb tbeoretif^c JöebcutuiiQ ber binären fRomcndatur. II. alle jerf)ö 3taubt]§terarten jinb ücrfc^iebcnc @pecicö cincö unb bef«= felben®enuö: Felis. Dber, um ein SBeifpicl auö bcr ^flanjenwclt fitngujufügen , fo l^cifet mä) Sinn6'ö Benennung bic gid^te Pinus abies, bie Spanne Pinus picea, bie Sdrd^e Pinus larix, bic 5ßinic Pinus pinea, bic Sirtclfiefcr Pinus cembra, bic Geber Pinus cedrus, bie gemöI)nUd^e Äiefer Pinus silvestris; äße jtcben 5flabcl= l^oljarten pnb Dcrfd^iebenc ©pecieö eincö unb beffelbcn ®cnu§: Pinus. Sßielleid^t f(]^eint S^nen biefer üon Sinn 6 ^crbeigcfül^rtc gort- fd^ritt in ber practifd^en Unterfc^eibung unb Benennung ber öiclgcftal= tigen Drganiömeu nur öon untergcorbneter SBici^tigfeit ju fein. Slllcin in SBirfUd^feit mar er üon ber allcrgröfeten Sebeutung, unb sttjar fo= ttjol^l in practifc^er alö in t^eoretifd^er Scjiel^ung. 3)cnn eö mürbe nun erft möglich, iic Unmaffe ber »erfc^iebcnartigen organifc^cn %ox' men nad^ bem größeren ober geringeren ®rabe il^rer Slcl^nUd^feit ju* fammenjuftcllen unb überjtd^tlid^ in bem ^cid^wcrf beö ©^ftentS gu orbnen. 35ie SRegiftratur biefcö Sad^merf^ mad^tc Sinn* baburd^ noc^ überjtd^tlid^er, ba^ er bie ndc^ftdfinlid^en ©attungen (Genera) in fogenannte Orbnungen (Ordines) jufammenftettte, unb ba§ er bie nädfjftdl^nUd^en Drbnungen in nod^ umfaffenberen ^auptabtl^eilungen, ben klaffen (Classes) Dcrciuigte. 6j^ jcrfiel alfo gundd^ft icbcö ber beiben organifd^en SReic^e nad^ £inn6 in eine geringe Stngal^l üon ©af=: fen; ba^ ^angenreic^ in 24 ßlaffen, baö Sl^icrrcic^ in 6 ©äffen. 3cbe ßlaffe cntl^ielt lieber mel^rcrc Drbuungen. 3cbe cingelne Drb= nung fonnte eine ÜRcl^rgal^l Don ©attungen unb iebe cingelne ®attung micberum mcl^rcrc Slrten enthalten. 9iid^t minber bebeutenb aber, aliS ber unfd^d^barc practifd^c 9lu^en, meldten Sinni'ö bindre 9lomenclatur fofort für eine ilbcr* pd^tUd^e f^ftematifc^c Unterf d^eibung , Benennung, Slnorbnung unb ©int^eilung ber organifd^en gormenmelt ^atte, mar ber unbered^en= bare tl^corctif c^c ©influ^, meldten bicfelbe alöbalb auf bie gefammte atigemeine Seurtl^cilung ber organifd^en gormcn, unb gang befonber^ auf bie Sd^öpfung^gefd^ic^tc gemann. 9lod^ l^cute breiten ftd^ alle bie »id^tigen ©runbfragen, meiere mir oorl^cr furg erörterten, gule^t n. Sebeutung be« Spectrdbegtijfd bei Sinne. 39 um bic entfd^cibung bcr fd^einbar fel^r abgelegenen unb unwid^tigen aSorfrage, tt)a§ benn eigentlid^ bie Slrt ober Specieö ift? 5Ro(^ ^eute fann ber ©egriff ber organifd^en ©pecie§ d^ ber Slngelpunft ber gangen ©d^öpfungj^frage begeid^net »erben, als ber flreitige SRittelpunIt, um beffen öerfd^iebene auffaffnng ftd^ alle 2)ar»iniften unb Slntibartoiniften l^erumf plagen. 3lad^ ber SReinung 5)artt)inö unb feiner Snl^änger ftnb bie üerfd^iebenen @pecie§ einer unb berfelben ©attung öon SEl^icren unb Spangen weiter nid^tö, als öerfc^iebenartig entoidEelte Sibfömmlinge einer unb berfelben urfprünglid^en Stammform. 5)ie oerfd^iebenen oorl^itt genannten 9labell^oljarten würben bemnad^ oon einer eingigen urfprünglid^en ^inuSform abftammen. ©benfo würben alle oben an* gefül^rten Äa^enarten auS einer eingigen gemeinfamen geliSform il^ren Urfprung ableiten, bem ©tammoater ber gangen ®attung. SBeiter* ^in müßten bann aber, ber SlbftammungSlel^re entfpred^enb , aud^ alle oerfd^iebenen ©attungen einer unb berfelben Drbnung oon einer eingigen gemeinfd^aftlic^en Urform abftammen, unb ebenfo enblid^ alle Drbnungen einer ßlaffe oon einer eingigen Stammform. 9lad^ ber entgegengefe^ten 3Sorftellung ber ®egner 2)anoinS Pub bagegen alle 3:^ier= unb ^flangenfpecieS gang unabl^dngig oon einanber, unb nur bie ©ingelwefen ober 3wbioibuen einer feben Spe- cieS flammen oon einer eingigen gemeinfamen Stammform ab. %xa^ gen wir fte nun aber, wie jte ftd^ benn biefe urfprünglic^en Stamm» formen ber eingelnen Slrten entftanben benfen, fo antworten fte uns mit einem Sprung in baS Unbegreiflid^e : „JDiefe |lnb als fold^e ge= fd^affen worben". 8inni felbft beftimmte ben Segriff ber Si)ecieS bereits in biefer 3Beife, inbem er fagte: „(5S giebt fooiel oerfdfjiebene Slrten, als im 3lnfang oerfd^iebene gormen oon bem unenblid^en SBefen erfd^affen worben jtnb". („Species tot sunt diversae, quot dirersas formas ab initio creavit infinitum ens".) ßr fd^lofe jtd^ alfo in biefer aSegiel^ung aufS (Sngfte an bie mofaifd^e Sd^öpfungSgefc^ld^te an, wcld^e ja ebenfalls bie Spangen unb Stl^iere „ein Jeglid^eS nad^ feiner 40 ?inne*d 6d)öpfunflegcf(^ic^te. U. art" erfd^affcn werben läfet. ^Rdl^er l^ierauf eittflel^enb, meinte ginni, bafe urfprünflUd^ öon jeber ^kx^ unb ^anjenart entweber ein eim gelneö gnbiüibuum ober ein ^drci^en gef (Raffen »orben fei; unb jwar ein ^drci^en, ober »ie 50iof eö fagt: „ein SRännlein unb ein Stau* lein" Don jenen Slrten, tt)eld)e getrennte ®ef(^led)ter l^aben; für fene 3lrten bagegen, bei we^en jebeS Snbiüibuum beiberlei ®efd^lecl^t§* Organe in jid^ Dereinigt (.^erma:pl^robiten ober 3tt)itter) wie j. S. bie Megenwurmer, bie Sßlutegel, bie ©arten- unb SBeinbergöfci^nerfen, fowie bie grofee 50ie]^rja]^l ber ©ewdd^fe, meinte Sinn6, eö fei !^in= reid^enb, wenn ein einjelneö Snbiüibuum erfd^affen worben fei. Sinn 6 fd^lofe ft(^ weiterl^in an bie mofaifci^e Segenbe au(!^ in ^Betreff ber ©ünbflut]^ an, inbem er annal^m, bafe bei biefer großen allgemeinen Ueberfd^wemmung alle oorl^anbenen Organismen ertrdnit worben feien, bis auf iene wenigen gni^i^ibuen üon jeber Slrt (fieben $aar öon ben aSögeln unb öon bem reinen SSiel^, ein ^aar üon bem unreinen 58iel^), wel^e in ber 5lr(]^e 5loal^ gerettet unb nacj^ beenbigter Sünbflut^ auf bem Slrarat an baS Sanb gefegt würben. 3)ie geogra^)]^if(J^e ©ci^wie» rigfeit beö 3wfammenleben§ ber oerfd^iebenften JTl^iere unb ^flanjen fud^te er ftd^ baburd^ ju erfldren: ber Slrarat in Slrmenien, in einem warmen Älima gelegen unb bis über 16,000 Sufe ^iüft auffteigenb, vereinigt in fid^ bie SBebingungen für ben zeitweiligen gemeinfamen Slufentl^alt aud^ fold^er SB^iere, bie in üerfd^iebenen Bonen leben. 6s fonnten jundd^ft alfo bie an baS ^olarllima gewöhnten SEl^iere auf ben falten ®ebirgSrüdten l^inaufflettem , bie an baS warme Älima gewöl^nten an ben %n^ l^inabgel^en, unb bie 39ewol^ner ber gemäßig- ten 3one in ber 2Witte ber Sergl^ö^e ftd^ aufl^alten. S5on l^ier auS war bie SKöglid^feit gegeben, ftd^ über bie 6rbe nad^ 5Rorben unb ©üben ju verbreiten. es ift wol^l faum nötl^ig, ju bemerfen, bafe biefe ©d^opfungS:: l^^pot^efe ßinni'S, weld^e ftd^ offenbar möglid^ft eng an ben l^err* fd^enben SBibelglauben anjufd^ließen fud^t, feiner ernftlid^en ©iber- legung bebarf. SBenn man bie fonftige Älarl^eit beS fd^arffinnigen Sinn6 erwdgt, barf man oieUeid^t jweifeln, baß er felbft baran IL $inne« 9(nft(!)t von ber (Sntflcbung bet 9Uten. 41 glaubte. SBaö bie glcid^jcitige Slbftammung aller ^nbiüibuen einer icbcn @peeicö t)on ie einem 6ltern:paare (ober bei ben l)erma^)^robi' tifd^en Slrten üon je einem Stammjmitter) betrifft, fo ift fte offenbar ganj unl^altbar; benn abgefel^en üon anberen ®rünben, würben fd)on in ben erften Sagen nad^ gefdieliener Sdööpfung bie wenigen 9iaub^ tl^iere ausgereicht l^aben, fdmmtlic^en ^flanjeuf reffern ben ®arau*3 ju mad^en, wie bie pflanjenfreffenben 2:t)iere bie wenigen 3»l^iüibnen ber üerfd^iebenen ^flanjenarten l^ätten jerftören muffen. Sin fold^eö ©leid^gewid^t in ber Deconomie ber 5Ratur, wie e§ gegenwärtig ef iftirt, tonnte unmöglid^ ftattfinben, wenn oon jeber Slrt nur ein ^nbiotbuum ober nur ein ^aar urfprünglic^ unb gleid^jeitig gefd^affen würbe. SBie wenig übrigeng ßinnö auf biefe unlialtbare ©d^öpfungö^ l^^otl^efe ©ewid^t legte, gel|t unter SUnberem barauä l^eroor, ba& /r bie a3aftarberjeugung (Hybridismus) alo eine Quelle ber fönt« ftel^ung neuer Slrten anerlannte. @r nal^m an, bafe eine gro^e Slnjalil oon felbftftdnbigen neuen Specieö auf biefem SBege, burd^ gefd^led)t^ lid^e SSermifd^ung jweier oerfd^iebener ©piecieö, eutftanben fei. 3n ber 2]^at fommen \o\i)t Sßaftarbe (Hybridae) burdt)auö nidl)t feiten in ber 5Ratur oot, unb eö ift je^t erwiefen, ba& eine grofee Slnjal^l oon Slrten j. 39. auö ben ®attungen ber SSrombeere (Rubus), be§ 3Boll= Irautä (Verbascum), ber SBeibe (Salix), ber 2)iftel (Cirsium) a9a«= ftarbe oon ocrfd^iebenen Slrten biefer ©attungen finb. ©benfo len* neu wir Saftarbe oon ^afen unb Äanind^en (jwei @^)ecieö ber ®at= tung Lepuß), femer 39aftarbe oerfd^iebener Slrten ber ^unbegattung (Canis), ber ^irfd^gattung (Cervus) u. f. w., weld^e aU felbftänbige Slrten fid^ fortjupflanjen im ©taube finb. 3^, wir fmb fogar auö oielen wid^tigen ®rünben ju ber Slnnaljme bered^tigt, bafe bie 39 a « ftarbgeugung eine feljr ergiebige Üuelle für bie ©ntfie- l^ung neuer Slrten bilbet; unb biefe Duelle ift ganj unabl)dngig oon ber natürlid^en 3fi<^tung, burd^ weld^e nad) 2)arwiniS Slnfid^t bie mciftcn ©pccieS eutftanben finb. 3Bal^rfd)einlid^ finb fel)r jal^l« rcid^e V^kx^ unb ^flangen« formen, bie wir Ijeute als fogenannte „gute Slrten'' in unferen f^ftematifd^en SRegiftern auffül^ren, weiter 42 Autorität von i^tnne'«t 8(^öpfungdgefc^i(^te. II. 9iid^t^, al^ frud^tbare Saftarbe, wclci^e ganj äufdUifl burc!^ bie gelcgcntUd^c SScrmifd^ung ber ®cf(!^lcd^töprobucte Don j»ci öcrfd^iebe« ncn Slrten entftanbcn pnb. 3lamcntlid^ ift biefc Slnnal^me für bic SBaffcrtl|iere unb SBafferpflanjcn gcred^tferttgt. SBcnn man bcbcnft, meldte ÜÄaffcn öon Dcrfd)xcbcnartiflcn ©amenjcßcn unb ©ijeUcn l^ier im SBaffer beftänbig jufammcntrcffen , fo crfd^cint baburd^ bcr ^a- ftarbjcugung bcr weitcfte @^)iclraum geöffnet. e^ ift gewife fe!)r bemerlenötoertl^, bafe Sinnö bereite bie pl^^* ftologifd^e (alfo med^anifd^e) ©ntftcl^ung öon neuen ©pecieS auf bic« fem SBcgc ber SSaftarbjcugung bcl^auptctc. Offenbar ftel^t biefelbe in unDcreinbarem ©egenfa^e ju ber übernatärlid^cn 6ntfte]^ung ber an* beren ©pecieS burd^ Sd^opfung, ttjcld^e er ber mofaifd^cn ©d^öpfung^ gefd^id^te gemäfe annaf)m. 3)ie eine 3lbti)eilung ber @^)ecie8 »ürbe bemnad^ burd^ bualiftifd^e (teleologifd^e) ©d^opfung, bie anbcre burd^ moniftifd^e (med^anifd^e) ©ntmidtelung entftanben fein. 2)aö grofee unb ttjol^lüerbiente Slnfel^en, weld^eö ftd^ Sinn 6 burd^ feine fqftematifd^e Glafftficatiou unb burd^ [eine übrigen aSer* bienfte um bie Sßiologie erworben l|attc, war offenbar bie Urfad^e, bafe aud^ feine @d)öpfungöanftd^ten ba§ ganje öorige gö^i^^unbcrt !)inburd^ unangefod^tcn in üoßer unb ganj allgemeiner ®eltung bUe= bcn. 3Benn nid^t bie ganje fqftematifd^e Biologie unb Sotanif bic öon Sinn 6 eingeful^rte Unterfd^eibung , (Slafftpcation unb Senem nung bcr Slrten unb bcn bamit ücrbunbcncn bogmatifd^cn ©pccieiS= begriff mcl^r ober minber unöcrdnbcrt bcibcl^altcn !)dtte, würbe man nid^t begreifen, bafe feine SBorfteßung Don einer fclbftftdnbigen ©d^opf*» ung ber eingelnen ©pecicö fclbft bis auf bcn !)cutigcn Sag il^re ^crrfd^aft bel^auptcn lonnte. 2)enn je mcl^r ftd^ unfere Äenntniffe oom Sau unb öon bcr ©ntwidtclung bcr Organismen erweiterten, befto unlialtbarcr mufetc iene 3Sorftcßung erfd^cinen. 9lur burd^ Die grofee Slutoritdt Sinne'S unb burd^ feine Slnlcl^nung an bcn l^crr* fd^cnben aSibclglaubcn war bic ©rl^altung feiner ©d^öpfungSl^^potl^cfe bis auf unfere Qdt möglid^. Dritter tlortrog- @^d^fungdgef^tc!^te naäf ^nt)itx unb 3(gafft}. Qlüöemelne t^eoretifcfee SBebeutung be« ©pecieebegtiffd Unterfc^ieb in bet' t^eoTetif(^en unb practif^en 9ef)immung bed Olrtbegriff^. (£ut>ierd !S)efinttion ber €pfciee. ßupieid ©erbifnfie nU ©cgrünbet bet »ergleic^enben Anatomie. Untfr* (Reibung bei oiei ^auptformen (Xppen ober 3n>tid0 bed XbterTeid)d buic^ (^uoier unb Saei. duoiere Seibienfle um bie Paläontologie. 6eine ^^pot^efe oon ben 9)ePoIutionen bed (SibbaQd unb ben bur(^ biefelben getrennten Cc^öpfungeperioben. Unbefannte, übernatürliche Urfacf^en biefer 9{euoIutionen unb ber barauf folgenben IReufc^dpfungen. ^eleologifc^ed fRaturf^flem t>on ^gaffi^. 8eine 93or|}eQungen t'om @(!)öpfungdplane unb beffen fec^d j^ategorien (®ruppenflufen bed Sptteml). ^d^ff^i' ^nficf^ten oon ber C^rf(i)affun9 ber €pecied. (^robe IBermenfd^Ii^ung (^nt^ropomorpbi^mud) bed €c6öpferd in ber 6(^öpfung0t)9Pot^efe oon ^gafftj. 3nnere Unbaltbarfeit berfelben unb SBiberfprüc^e mit ben von ^dafftj entbecften roid^tigen paläontologifc^en @efe|^en. 3Rctne ^crrcn! S)cr cntfd^eibenbe @d)»erpunft in bem SRci^ nunflölampfc , ber öon ben ülaturforjd^crn über bie ©ntftel^ung ber Organismen, über il^e ©(J^öpfung ober ©ntoicfelung gefüfjrt toirb, liegt in ben SSorftettungen, meldte man pd^ öon bem 3Befen ber Slrt ober @pecic§ mad^t. ßnttoeber l^dlt man mit Sinn 6 bie oerfd)ie= benen arten für felbftftänbige, Don einanber nnabl^ängige @d)opfungö== formen, ober man nimmt mit 3) arm in beren aSlutSüertoanbtfd^aft an. 3Benn man 2inn*'ö Slnftd^t tl^eilt (tt)eld)c wir in bem legten Vortrag anSeinanberfe^ten), bafe bie öerfd^iebenen organifd^en ©pe= cieS unabpngig üon einanber entftanben pnb, bafe pe feine JBlutS- 44 ^ügemciue t()cöretifd)c ^^ebeutunQ M SvtcieÄbcgtiffe. HI. tjerwanbtfd^aft l^aben, jo ift man ju bcr 2lnnal^me gejtoungen, bafe bicjelben fclbftftänbig erjd^affcn jtnb; man mu& cntoeber für iebcö eittjclne organifd^c 3nbiüibuum einen bejonberen ©d^öpfungöact an* nelimen (woju jtd) »of)l fein 5Raturforjd^er entfd^licfecn mirb), ober man mu§ alle SnbiDibnen einer jeben Slrt Don einem einzigen S^bi- t)ibunm ober oon einem einzigen Stammpaare ableiten, we^eS nici^t anf natürlichem SBege entftanben, fonbern burd^ ben Sßaci^tfprnd^ eineö @d)öpferö in ba^ 2)afein gerufen ift. 2)amit oerläfet man aber baö pd^ere ®ebiet öernunftgemäfeer 9latur=@rtenntni& unb pd^tet ftd^ in baö mijtliologifd^e SReid^ beS SBunberglaubenS. SBenn man bagegen mit 2)anoin bie gormenäl^nlid^Ieit ber »er* fd^iebenen Slrten auf wirflid^e Slutöoerioanbtfd^aft bejiel^t, fo mufe man alle oerfd^iebenen au|)tf ormen , ®eneral^)ldne ober Bw^igc beö 3:f)ierreic^ö nannte. 48 Unterfcfteibung bcr Pin ^>auptformfn ober Jppen bed JMeneitfte m. 2)icje ©mbrand^emcntö jinb: 1) bic 3Birbcltl|ierc (Vertebrata), 2) bie ©Uebertl^icre (Articulata), 3) bic SBcid^t^ierc (Mollusca), unb 4) bie @trtt]^lcnt{)iere (Radiata). ßuüier tt)ic§ ferner naci^, bafe in iebem biefer öier Steige ein eigentpuiUd^er 3^au^)lan ober J^pu§ erfennbar fei, weld^er benfelben üon jebem ber brei anbern S^^W unterjd)eibet. Sei ben 3Birbeltl|ieren ift berjelbe bwxö) bie Sßefd^affem l^eit beö inneren ©felet<§ ober Änoc^engerüfteö, fowie burd) ben Sau unb bie Sage beö SRücfenmarfö, abgefeljen Don t)ielen anberen 6igen= ti)ümUd)Ieiten, beftimmt auögebrücft. 2)ie ®liebcrtl|iere werben brxxäi if)x Sßaud^marf unb il^r SRürfenfierj d)arafterijirt. Sür bie 3Bei(]^tl^iere ift bie farfartige, ungeglieberte Äör^}erfo^n bejeid^nenb. 3)ie ©tral^l^ liniere enblid^ untei-fd^eiben jtd^ öon ben brei anberen ^auptformen burcj^ bie 3uföM^wienfe^ung if)re§ Äörperö auö öier ober mel^reren, ftral)lenfönnig oereinigten ^au^)tabfcl^nitten (^arameren). ^ian pflegt gewöl^nUcI^ bie Unterjd^eibung biefer üier tl^ierifd^en ^auptformen , welci^e ungemein fruchtbar für bie meitere ©ntioirfe* lung ber 3oologie »urbe, ßuoier allein jujufd)reiben. Snbcffen mürbe berfelbe ®ebanfe faft gleid^jeitig , unb unabl^dngig Don 6u- oier, oon einem ber größten beutfd^en 3laturforf(]^er audgefproc^en, t)on Sa er, melci^er um bie ©ntmidelungögefd^id^te ber Jl^ierc ftd^ bie l^eroorragenbften Sßerbienfte ermarb. Sa er jeigte, ba§ man aud^ in ber (Jntioidelung^meife ber Spiere oier oerfci^iebene ^a\xpU formen ober S^pen unterfd^eiben muffe '"*). 2)iefe entfpred^en ben oier tf|ierifd)en Sauplänen, meldte (Suoier auf ®runb ber oerglei= d^enben 9lnatomie unterfd)ieben l)atte. So j. S. ftimmt bie inbi« üibuelle 6ntmic!elung aUer 3Birbeltf)iere in ifjren ©runbgügen oon Anfang an fo fel^r überein, bafe man bie Äeimanlagen ober @m= bnjonen ber oerfd^iebenen 3Birbeltl^iere (j. S. ber SWcptilien, Sögel unb ©äuget^iere) in ber frül^eften 3cit gar nic^t unterfd^eiben fann. erft im weiteren Serlaufe ber GntwidEelung treten aHmäl^Ud^ bic tieferen ^yormunterfd^iebe auf, meldte jene oerfd^iebenen ©äffen unb bereu Orbnungen oon einanber trennen, ©benfo ift bie Äörpcran- läge, »eld^e fid) bei ber inbioibueUen ßntmidelung ber ®liebertl)iere HI. €tommt)fmanbtfcf>aft otfer 2h\txt eitted Ippue. 49 (Snfcctcn, spinnen, Ärebfc) auSgebilbct, üon Anfang an bei aßen ©liebertl^ieren im SBefentli(]^en glei(]^, bagcgen »erfd^ieben Don ber^ lenigen aller SBirbeltl^iere. 2)affelbe gilt mit gcwiffen 6inf(^ränfun^ gen t)on ben SBeid^tl^ieren unb t)on t>tn ©tral)lt^icren. SBeber 35a er, welcher auf bem SBege ber inbiDibuetten ©ntoicfe' lung§gcfd^i(]^te (ober Dntogenie), no(J^ (Suöier, »eld^er auf bem SBege ber öergleid^enben Anatomie jur Unterfd^eibung ber öier tl^ieri^ fc^en Ztjpcn ober ipauptformen gelangte, erfannte bie »al^re Urfacj^e biefe^ t^pifd^en Unterfd^iebe^. $Diefe »irb un§ nur bur(j^ bie abftam- mung^lel^re ent^t. $Dic wunberbare unb toirflid^ überrafd^enbe Siel^nUcl^fcit in ber inneren Organifation, in ben anatomifd^en Struc^ turt)erl^dltniffen, unb bie nod^ merfmürbigerc Uebereinftimmung in ber inbioibueKen Snttoidelung bei oQen Spieren, »eld^e ju einem unb bemfelben J^puö, j. 33. ju bem SöJ^iflc ber SBirbeltfjiere gel^ören, erflfirt fid^ in ber einfad^ften SBeife burd^ bie annal^mc einer gemein^ famen Äbftammung berfelben Don einer einjigen Stammform. ent= fd^Uefet man fid^ nid^t ju biefer Slnnal^me, fo bleibt jene burd^greifenbe Uebereinftimmung ber »erfd^iebenften SBirbelt^ierc im inneren 33au unb in ber entioidEelungömeife Dollfommen unerfldrlic^. Sie fann nur burd^ bie SJcrerbung crflärt »erben. 9lfid^ft ber Dergleic^enben Anatomie ber J^iere unb ber burd) biefe neu begrünbeten f^ftematifd^en ä^ologie, mar e^ befonbere bie SSerftetnerungSfunbe ober Paläontologie, um meiere fic^ ßuDier bie größten Skrbienfte enoarb. 3Bir muffen biefer um fo mel^r gebenten, ol^ gerobe bie paldontologifc^en unb bie bamit oer- bunbenen gcologifc^en Änfid^ten GuDiere in ber erften ^älfte unferee 3a^unbertS fic^ fafi allgemein im l^öi^ften Slnfe^en erhielten, unb ber SntoidEdung ber natürlichen Sd^opfungegefc^id^te bie gröfeten ^inbemiffe entgegenftellten. 2Hc Serfleinerungen ober ^etrefacten, bereu miffen= fc^ftlic^ ilenntnt$ ßuuier im anfange unferes Jo^r^unbertö in itmfaffenbftem 9ta^ förbertc unb für bie Sirbeltljierc gan^ neu bc^ grünbete, fpiden in ber »naturiidjen 2d)öpfung6gef(^id)tc'' eine ber 50 Srü^ere 9lnMten t>on ber Qi^atur ber 55frflelnerungen. HI. njid^tigften Sioßcn. S)enn biefc in öerftelnertem Suftanbe unS crl^al^ tenen 9fie[te unb Slbbrücfe Don auiSfleftorbencn Stilleren unb ^flanjcn jtnb bic ttjal^ren »^JDenfmünjen ber ©d^öpfung", bie untrufl= Ud)cn unb unanfcd^tbaren Urfunbcn, weld^e für eine »al^rl^aftige ®ef(]^id)te ber Organismen bie unerfd^ütterli(]^e ©runblage bilben. Sitte üerfteinerten ober fofftlen SRefte unb Slbbrücfe berid^ten unä üon ber ©eftalt unb bem 33au fo^er Jfjiere unb ^flaujen, öjeld^e cnt» »eber bie Ural^nen unb bie Sßoreltem ber je^t lebenben Organismen jtnb, ober aber auSgeftorbene Seitenlinien, bie ftd) öon einem ge= meinfamen Stamme mit ben je^t lebenben Organismen frül^er ober fpäter abgcjttjeigt l^aben. 5)ieje unfd^ä^bar wertl^Dottcn Urhinben ber ©d^ö^jfungSgefd^id^tc l^aben fel^r lange ß^it tiinburd^ eine l^öd^ft untergeorbnete SHotte in ber SBiffenfd^aft gefpielt. SltterbingS würbe bie »al^re 9tatur ber« felben fd^on mel^r als ein l^albeS 3öt|rtaufenb üor ßl^riftuS gauj rici^tig erfannt, unb jwar t)on bem großen gried^ifd^cn ^]^ilofo^)l^en 3£eno^)]^aneS üon Äolopf)on, bemfelben, njeld^er bie fogenannte cleatifd^e ^]^ilofo^)l|ie begrunbete unb gum erften ÜRale mit über- geugcnber ©d^drfe ben SßenjeiS ful^rte, ba§ aßc SSorfteßungen Don ^)erf5nlid)en ®öttern nur auf mel^r ober weniger grobe Slnt]^ro^)o= mor^)l)iSmen ober SBermenfd^lid^ungen l|inauSlaufen. Xcno^)]^aneS ftettte jum erften 3Kale bie Se^auptung auf, ba§ bie fofjtlen Slb- brüde oon Jl^ieren unb ^flanjen wirflid^c SWefte oon oormals leben= ben ©efd^öpfen feien, unb bafe bie Serge, in bereu ®eftein man jie finbet, frül^er unter SBaffer geftanben fiabcn mußten. Slber ob- fd^on aud^ anbere grofee ^l^ilofopl^en beS Slltcrtl|umS , unb unter biefen uamentlid^ SlriftoteleS, jene rid^tige @rfenntni§ tl^eiltcn, blieb bennod^ wal^renb bcS rollen ÜÄittelalterS aUgemein, unb bei oielen 9laturforfd)em. felbft nod^ im oorigen 3öl^rl)unbert, bie Sln= ftd^t ]^errfd)enb, bafe bie aSerfteinerungen fogenannte 9laturfpiele feien (Lußus naturae), ober ^robucte einer unbefannten SßilbungSfraft ber 51atur, eines ©eftaltungStriebeS (Nisus formativus, Vis pla- stica). Ueber baS SBefen unb bie S^ätigfeit biefer rätfifell^aften unb m. 5^<>ere «nfi(!&ten oon bet Watur bfT ©erfteinerunflfn. 51 m^flifd^en Stlbung^fraft maci^tc man f d^ bic abcntcucrlid^ften SSor- ftcHuitflcn. ßinige glaubten, ba§ biefe bilbcnbe @(]^ö^)fun0öfraft, bicfclbc, bcr f c aud) bie ©ntftcl^ung bcr Icbcnbcn J^icr- unb ^flan- gcnartcn gufd^ricbcn, jal^lreici^e SJerfud^c gcmad^t l^abe, Drganiömcn üerfc^icbcner Sonn ju fc^ajfcn; biefe SSerfud^e feien aber nur tl^cil^ weife gerungen, pufig fel^lgefd^lagen, unb fold^e mifeglücfte Sierfuci^e feien bie SSerfteinerungen. ^ai) Änberen foHten bie ^etrefacten burc^ ben einflu^ ber Sterne im 3nnem ber @rbe entftel^en. SlnDere maiefe Slnftd^ten legte ßuöier in einem befonberen, aud^ ins 35eutfd^e uberfe^ten SBud^e nieber: „Ueber bie 9let)olutionen ber @rb» oberflfic^e, unb bie SSeränberungen, njeld^e fie im SE^ierreid^ !^ert)or= gebrad^t l^aben". Sie erl|ielten fid^ lange ^ext !)inburd^ in allgemein ner ®eltung, unb »urben ba§ größte ^inbemife für bie ©ntoldfelung einer naturlid^en @d^ö^)fung§gefd^id^te. S)enn wenn »irflid^ fold^e, aUe^ öernid^tenbe Äataftropl^en e^iftirt l^atten, fo »ar naturlid^ eine Gontinuität ber Slrtenentoidtelung , ein gufammenl|ängenber %Qbtn ber organifd^en ©rbgefd^id^te gar nid^t anjunel^men, unb man mufete bann feine ßufiud^t ju ber SBirffamleit übernatürlid^er Äräftc, jum Eingriff Don 3Bunbern in ben naturlid^en ®ang ber S)inge nel^men. 5lur burd^ SBunber lonnten bie SReöolutionen ber @rbe l^erbeigeful^rt fein, unb nur burd^ 3Bunber fonnte nad^ bereu Slufl^oren, am Sin- fange jeber neuen ^eriobe, eine neue SCI^ier- unb ^flanjen»elt gefd^af* fen fein. %nx baö SBunber l^at aber bie 9laturtt)iffenfd^aft nirgenbö einen $la^, fofem man unter 3Bunber einen Eingriff übernatürlid^er »Gräfte in ben naturlid^en ©uttoidEelungSgang ber SRaterie Derftel^t. ebenfo tt)ie bie grofee Autorität, meldte ftd^ Sinn* burd^ bie fgftematifd^e Unterfd^eibung unb SBenennung ber organifd^en Slrten gewonnen l^atte, bei feinen 9lad)folgern ju einer ööHigen S5erfnöd^e= rung bej§ bogmatifd^en (£pecieöbegriff§, unb ju einem »al^ren ^li^^ in. ßuoierd ^öpotöefe »on ten 9flcDoIutionen Ux (Srboberfläc^c. oo braud^e bcr fqftctnatifd^cn Slrtuntcrfd^eibung fül^rte; cbcnfo mürben bic großen Scrbienftc, »eld^c fld^ ßuöler um Äcnntnife unb Untcr= fd^cibung bcr auögeftorbcncn Slrten crtoorbcn ^atte, bic Urfaci^e einer oKgcmcincn Slnnal^me feiner Sftcöolutionö = ober Äataftropl^cnlel^re, nntf bcr bamit öcrbunbcncn grunbtalfd^en (Sd^öpfungSanpd^tcn. Sn golgc beffen l^icltcn wäl^renb bcr erften ^dlftc unfcrc^ 3ö^t^nbcrtö bic mciften ßoologcn unb SSotanÜcr an bcr Slnjid^t fcft, bafe eine SRcil^c unabl^dngigcr ^criobcn bcr organifd^cn erbgef(l^id)te ej:iftirt l^abc; jcbc ^ßcriobe fei burd^ eine bcftimmtc, il^r ganj eigcntl^ümlid)e SBcDölferung t)on 3;]^icr= unb ^flanjenarten auSgcjcici^nct gettjcfcn; bicfc fei am @nbc bcr ^ßcriobe burd^ eine allgemeine Sftcöolution »er- nid^tct, unb nad^ bem Slufl^ören bcr Ic^teren »icberum eine neue, f<)cciflfd^ öcrfd^icbcnc "^m- unb ^flanjcuttjclt crfd^affcn toorben. 3tt)ar mad^tcn fd^on frül^jcitig einjclnc fclbftftdnbig benfenbc Mp^t, öor aßen bcr grofee 9laturp]^iIofo|)]^ SamardE, eine 3fleil^c öon gc« wid^tigcn ©rünben gcltcnb, »eld^e bicfc Äataftropl^cntl^coric ßuöicrö »iberlcgteU; unb toü6)t öielmcl^r auf eine ganj gufammcnl^ängcnbe unb ununterbrod^cnc entoidfclungSgcfd^id^te bcr gcfammten organi^ fd^cn erbbct)5lfcrung aller Qtxkn l^intoicfen. Sie bcl^au^jtctcn, bafe bic Sil^icr^ unb ^flanjcnartcn bcr cinjcincn ^criobcn t)on benen bcr näd^ft t)or]^crge]^cnbcn ^eriobe abftammen unb nur bic öeränbcrten !Rad^fommen bcr crfteren feien. S^beffen bcr großen Autorität 6u= t)icr8 gegenüber öcrmod^te bamalö bicfc rid^tige Slnftd)t nod^ nid)t burd^jubringen. 3ct fclbft nad^bcm burd^ S^clU 1830 erfd^iencnc, claf^* fifd^c ^^ßrinctpicn bcr ®eologie" bic ^ataftro))]^enlc^re 6uöicr§ au^ bem ©cbietc bcr ®cologic gdnjlid^ t)crbrängt ttjorben »ar, blieb feine Slnfid^t t)on bcr fpccipfd^en SJcrfd^icbcnl^cit bcr öcrfd^icbcnen organi^ fd^cn Sd^öpfungen tro^bem auf bem ®cbictc bcr ^aldontologie nod^ Diclfad^ in (Geltung. 2)urd^ einen feltfamcn Sufall gcfd^al^ t^ t)or gtijanjig Salären, ba§ faft ju bcrfelbcn 3citf alö SuöieriS ©d^öpfungögefd^id^te burd^ 35ar = win^^ SBcrf il^rcn Stobcf^ftofe erl^iclt, ein anbercr bcrul^mter ^laturfor^ fd^cr ben 58crfud^ untcrnal^m, biefclbc öon bleuem ju begrünben, unb 56 leUologifc^e« «Raturfpflcm t»on ^gafrij. III. in fd^rofffter 5orm alö Sl^cil eine^ tcleologifd^^tl^eologifd^en SRatur« fqftemö burd^juful^ren. 2)er ©d^ttjeijcr ®coWgc SouiS Slflaffij ndmlid^, melier burci^ feine öon Q6)xmpcx unb ßl^arpcntier entlel^nten ®letfd)er* unb (giögeittl^eorien einen l^ol^en Stuf erlangt l^at, unb votli)tv eine JRcil^c t)on Salären in 5lorbameri!a lebte (geftorben 1873), begann 1858 bie 3Seröffentli(^ung eineö großartig angelegten SBerleö, wel^eö ben Sitel fu^rt: „Beiträge jur SRaturgefd^id^te ber vereinigten (Staaten t)on 5lorbamerifa'' . 35er erfte SSanb biefer 9la* turgefd^id^te, toeld^e burd^ ben Patriotismus ber Süorbamerifaner eine für ein fo großes unb foftfpieligeS SBerf unerl^örte SSerbreitung erl^ielt, fu^rt ben Jitel: „(Sin aSerfuc^ über ßlafPflcation'O". »gaff ij er-- Idutert in biefent SBerfud^e nid^t aHein baS natürlid^e ©Aftern ber Or- ganismen unb bie üerfd^iebenen barauf abjielenben ßlafPficationS- öerfud^e ber 9laturforfd^er, fonbern aud) aKe allgemeinen biologifd^en SSerl^dltniffe, meldte barauf aSejug l^aben. 2)ie ßnttoidtelungSgefd^id^te ber Organismen, unb jtoar fotool^l bie embrt)ologifd^e als bie pa^ Idontologif d^e , ferner bie üergleid^enbe Slnatomie, fobann bie aKge* meine Deconomie ber 9latur, bie geograp]^ifd)e unb topogropl^ifd^c SSerbreitung ber Spiere unb ^flanjen, !urj faft aUe allgemeinen 6r= fd)einungSreil)en ber organifd^en 5latur, fommen in bem ©afPfica^ tionSüerfud^e öonSlgaffij gur Sefpred^ung, unb werben fdmmtlid^ in einem ©inne unb öon einem @tanb|)unfte aus erldutert, weld^er bemjenigen 35 a r» i n S auf baS ©d^rofffte gegenfiberfte^t. 2)aS ^aupt= üerbienft ©artoinS befielet gerabe barin, natürlid^eUrfad^en für bie ©ntftel^ung ber Silier- unb ^flangenarten nad^juweifen, unb fo= mit bie med^anifd^e ober moniftifd^e S98eltanfd^auung aud^ auf biefem fd^toierigften ®ebiete ber @d^ö|)fungsgefd^id^te geltenb ju mad^en. Slgaffij l^ingegen ift überall beftrebt, jeben med^anifd^en SSorgang aus biefem ganjen ®ebiete ööHig auSjufd^lielen unb überall ben übernatürlid^en ©ingriff eincS perfönlid^en ©d^opferS an bie Stelle ber natürlid^en Ärdfte ber ÜKaterie ju fe|en, mitl^in eine ent- fd^ieben teleologifd)e ober bualiftifd^e SBeltanfd^auung jur ®eltung ju bringen, ©d^on aus biefem ®runbe ift eS gettjife angemeffen, toenn in. ^flaffij' ^nft*ten uon ber %xt ober ©pecie«. 57 i(]^ l^icr auf bic biologifd^cn Slnpd^tcn öon Slgaffij, unb inöbcfon» bcrc auf feine ©d^öpfungSöorftettungeit; etoaö näl^er eingel^e. 2)ied lol^nt pd^ um fo mcl^r, aU fein anbereö SBcrf unferer ©egner icne wid^tigen allgemeinen ®runbfragen mit gleid^er Sluöfül^rlid^feit bel^an- belt, unb als juglcid^ bie öottige Unl^altbatfeit i!)rer bualiftifd^en SBelt« anfd^auung fd^ barauS auf baS Älarfte ergiebt. 2)ie organifd^e 2lrt ober @pecie§, beten uerfd^iebenartige auffaffung »ir oben al§ ben eigentlid^en Slngelpunft ber entgegen- gefegten ©d^öpfungöanjid^ten bejeid^net l^aben, wirb oon Sl^affig, ebcnfo wie t)on ßuoier unb Sinnö, alö eine in aßen toefcntUd^en SRerfmalcn unDerdnberlid^e ©eftalt angef el^en ; jwar Knncn bie arten innerl^alb enger ©rengen abänbem ober oariiren, aber nur in um »efentUcJ^en, niemals in tocfentlid^en eigent^mlid^feiten. SHiemalS !önnen auö ben Slbanberungen ober SSarietäten einer 3lrt »irflid^ neue @^)ecie5 l^roorgel^en. Äcine oon atten organifij^en Slrten ftammt alfo Jemals uon einer anberen ab, oiclmel^r ift jebe einjelne für pd^ Don ®ott gefd^affen »orben. S^be eiujclne 21^ierart ift, »ie fid^ Slgaff ij auäbrüdt, ein oerförperter ©d^öpfungSgcbanfe ©otteS. SJurd^ bie paldontologifd^en ©rfal^rungen »iffen mir, bafe bie Scitbouer ber cinjelnen organifd^en Slrten eine l^öd^ft ungleid^e ift, unb bafe irtde ©pecieS unDerdnbert burd^ mel^rere aufeinanber tot gcnbc ^Perioben ber ©rbgefd^id^te l^inburd^ge^en, toäl^cnb Slnbere nur einen Hetnen Srud^tl^ einer fold^cn ^eriobe burd^lebten. ^n fd^roffem ^egenfo^ baju bel^ou^tet Hg affig, ba^ niemals eine unb btefelbe SpecieS in gmei oerfd^iebenen ^erioben Dorfomme, ba^ tndme^r iebe eingelne ^[kriobe burd^ eine gang eigentl^fimlid^e, il^r attSfd^lie^id^ ange^orige SeDölferung oon S^^ier- unb ^flangenarten (^raftrriftrt fet @r t^lt femer SuDierS 9ln{t(^t, ba% buxdf bie grofien nitb allgemeinen SieDolutUmen ber 6rboberfld(^e, melc^ {e gioet auf etnanber folgenbe ^Serioben trennten, jene gange Seüolfe- ntng Mnid^tet unb nac^ bereu Untergang eine neue, baDon f;)ecifif(^ i>trf(^tebfne gefc^en tmtrbe. SHefe 9leufd^ö|)fung läßt 21 gaff ig in ber SBetfe gefc^e^, boB lebeSmoI bie gefammte SrbbeDöltemng in 58 ^Ö^fPj' ^nficfeten t»om natürlichen 6\)fiemc ber CrganiÄmen. m. il^rcr bürd^fd^nittlid^en Snbiöibuenjal^l unb in bcn bcr Dcconomic bcr 9latur cntjprcd^enbcn SBed^fclbejicI^ungcn bcr elnjclnen Slrtcn t)om ©d^öpfer alö ©anjeö plö|U(l^ in bie SBclt gefegt toorben fei. ^icr^ mit tritt er einem ber beftbegrfinbeten unb ttjid^tigften ®efc|e ber Sn^ier^ unb ^anjengeogr(H)]^ie entgegen, bem ®efe^e ndmlid^, bafe jcbe ©pecie^ einen elnjigen urfprünglidien ©niftel^ungi^ort ober einen jogenannten ©diöpfungömittelpunft bejt^t, t)on bem auS jie jid^ über bie übrige ©rbe attmd^Iic^ verbreitet ^at. Statt beffen Idfet «gaff ig Jcbe @pecie§ an öcrfd^icbcncn Stellen ber erboberfldd^e unb jogleid^ in einer größeren Stnjal^l von 3«bit)ibuen gefd^affen »erben. 3)aS natürlid^e Softem ber Organismen, beffen t)er= fd^iebene über einanber georbnete ©ruppenftufen ober Kategorien, bie Steige, klaffen, Drbnungen, Familien, ©attungen unb Strten, »ir ber Slbftammungölel^re gemdfe als üerfd^iebene Slefte unb SttJ^ige beö gemeinfdiaftlid^en organifd^en Stammbaume« betrad^ten, ift nad^ Slgaffij ber unmittelbare Sluöbrudt beö göttlidien @d^o|)fung§^ plane«, unb inbem ber 9laturforfd^er ba« natürlid^e Softem erforfd^t, beult er bie Sd^öpfungögebanfen ®otte« nad^. hierin pnbet Slgaffij ben frdftigften SBewei« bafür, bafe ber 5Kenfd^ ba« ©benbilb unb Äinb ®otte« ift. 3)ie öerfd^iebenen ®ruppenftufen ober Kategorien beS natürlid^en @t)ftem§ entfpred^en ben oerfd^iebenen Stufen ber 3lu«- bilbung, meldte ber göttlid^e Sd)ö|)fung8plan erlangt l^atte. Seim entttjurf unb bei ber Sluöfül^rung biefe« ^lane« vertiefte jid^ ber Sd^opfcr, oon aUgemeinften Sd^dpfungöibeen auögel^enb, immer mel^r in bie befonberen eiujell^eiten. SBaS alfo g. 35. ba§ Sil^ierreid^ betrifft, fo l^atte ®ott bei beffen Sd^dpfung jundd^ft oier grunboerfd^iebene Sbeen oom Jl^ierförper, loeld^e er in bem verfd^iebenen a5au^)lane ber oier großen ^au^)tformen, Stqpen ober Steige be§ Sil^ierreid^« oerfdr* perte, in ben SBirbeltl^ieren, ©liebertl^ieren, SBeid^tl^ieren unb Stral^l- tl^icren. S^bem nun ber Sd^ö|)fer barüber nad^bad^te, in »eld^er Slrt unb SBeife er biefe oier oerfd^iebenen a3au))ldne mannid^faltig auö= fül^ren fönne, fd^uf er jundd^ft innerl^alb jeber ber oier ^au^)tformen mel^rere verfd^iebene ©äffen, j. 93. in ber SBirbeltl^ierform bie ©laffen III. ^dtJffij' 'Jlnftc^Un Dom 8i1)öpfunft«plane. 59 bcr ©dugetJjicre, SSögcI, 9le|)tiUen, Slmp^ibicn unb %\\ijt. SBcitcr* ffxn öcrtlcftc ^(ij bann ®ott in bic eingclncn Glaffcn unb braij^tc burd^ ücrf^icbcnc Slbltufungcn im 33au ieber ßlaffc bereu einjelnc Orbnungen ]^en)or. SJurd^ weitere Variation ber Orbnungöform erfd^uf er bie uatürlid^en götnilien. Sni^^wi ^^^ ^6)bp^cx ferner in ieber ^öwiilie bie legten ©truchireigcntl^ümlid^feiten einjelner Sl^eile üarürte, entftanbcn bie ©attungen ober ®enera. Snblid^ gule^t ging ®ott im weiteren SluSbenfen feinet ©d^öpfung^^plane^ fo fel^r in« ©ingelne, bafe bie eiujelnen 3lrten ober Specieö in« Seben traten, ©iefe finb alfo bie öerförperten ©d^öpfungögebanfen ber fpeciettften art. 3tt bebauem ift babei nur, ba§ ber ©d^öpfer bicje feine fpe* cieHften unb am ticfften burd^gebad^ten „@d^öpfung«gebanfen" in fo fel^r unflarer unb lodterer gorm auöbrüdtte unb il^nen einen fo ocr» fd^wommenen ^kmpA aufprägte, eine fo freie a?ariation«=6rlaubni§ mitgab, bafe fein einjiger 9laturforfd^er im ©taube ift, bie „guten" oon bcn „fd^Ied^ten 2lrten'\ bie ed^ten ©pedeö" oon ben Spielarten, Sarietdten, SRaffen u. f. w. fd^arf ju unterfd^eiben. Sic feigen, ber ©d^dpfer Oerfäl^rt nad^ 8(gaffij' SJorftettung beim ^eroorbringen ber organifd^en formen genau ebenfo wie ein menfd^lid^er SSaufünftler, ber pd^ bie Aufgabe gefteöt l^at, möglid^ft t)iel uerfd^iebene aSauwerfe, gu mdglid^ft mannid^faltigen 3tt>cdten, in möglid^ft abwcid^enbem ©t^Ie, in mdglid^ft oerfd^iebenen ®raben ber einfad^l^eit , ^rad^t, (Sröfee unb 3Sott!ommen]^eit auögubenfen unb audgufül^rett. ©icfer Slrd^iteft würbe gundd^ft üietteid^t für atte biefe ®ebdube oier Derfd^iebene ©t^le anwenben, etwa ben gotl^ifd^en, bq- gantinifdien, maurifd^en unb d^ineftfd^en @tql. gn jebem biefcr @tqle würbe er eine Slngal^l oon Äird^en, ^aldften, Äafemcn, ©efdng^ niffen unb SBol^npufem bauen. Sebe biefer oerfd^iebenen ®ebdube= formen würbe er in rolleren unb ooHIommneren, in größeren unb flcineren, in cinfad^en unb prdd^tigen Slrten au^fül^ren u. f. w. 3n« fofern wdre jebod^ bcr menfd^Ud^c Strd^iteft oieKeid^t nod^ beffer al§ ber göttlid^e ©d^opfer baran, bafe il^m in bcr Slngal^l ber ©nippen^ flufcn aUe gi^cil^cit gelaffen wdre. 2)er ©d^öpfer bagcgen barf jid^ 60 ^lö^ffij' ^nrtc<)ten t>om Schöpfet unb t^on ber ©d^öpfung. lU. nad^ 31 g affig immer nur inncrl^alb ber gcitanttten fcd^ö ©ntppcn» ftufcn ober Äategorien bettjegen, innerl^db ber 3lrt, ©attung, ^a- milic, Drbnung, (Slaffc unb 3;t)puö. 3Ke]^r afö biefe fe^§ Äate* gorien giebt e§ für il^n nid^t. SBenn Sie in Slgaffij' SBer! über bie (Siafftflcation felbft bie »eitere Sluöfül^rung unb 33egrünbung biefer feltfamen Slnjiditen lefen, fo »erben @ie faum begreifen, »ie man mit allem 2lnf(]^ein »iffen- fd^aftlid^en ßmfteö bie SSermeufd^Iid^ung (ben Slntl^ropomor^ pl^iömuö) be§ gottUd^en ©d^öpferö fo toeit treiben, unb eben burd^ bie Sluöfül^rung im ©injelnen bi§ jum oerlel^rteften Unfinn anomalen fann. 3« biefer ganjen SSorfteHungöreil^e ift ber ©d^öpfer weiter nid)tö aliS ein aömäd^tiger 3Kenfd^, ber, oon Sangeweile ge))lagt, ftd^ mit bem Slnöbenfen xxwb Slufbauen möglid^ft mannid^faltiger @|)ieljeuge, ber organifd^en Slrten, beluftigt. 5lad^bem er ftd^ mit benfelben eine SReil^e oon S^^rtaufenben l^inburd^ unterl^alten, wirb er il^rer überbrüfPg; er oernid^tet jie burd^ eine allgemeine SReoolution ber ©rboberfldd^e, inbem er ba§ ganje nnnü^e ©pieljeug in Raufen jufammenwirft; bann ruft er, um fid^ an etwas 5lenem unb SSefferem bie Qtxt ju vertreiben, eine neue unb ooHfommnere Sil^ier- unb ^flanjenwclt inö Seben. Um iebod^ nid^t bie 3Kül^e ber ganjen ©d^öpfungSarbeit oon oorn anjufangen, bel^dlt er immer ben einmal auSgebad^ten @d^5pfungd|)lan im ®rofeen unb ®anjen bei, unb fd^afft nur lauter nene Slrten, ober l^od^ftenS neue ©attungen, oiel feltener neue gamilien, Drbnungen ober gar klaffen. 3^ ^^"^^ ^^wcn StqpuS ober @tqle bringt er eö nie. 2)abei bleibt er immer ftreng innerl^alb jener fed^S Kategorien ober ©ruppenftufen. 5lad^bem ber @d^ö|)fer fo nad^ Slgciffij' Slnftd^t ftd^ SWillionen oon S<^]^rtaufenben l^inburd^ mit bem Slufbauen unb ß^^ftören einer SReil^e oerfd^iebener @d^opfungen unterl^alten l^atte, fömmt er enblid^ jule^t — obwol^l fel^r fpdt! — auf ben guten ®ebanfcn, fid^ feineS- gleid^en gu erfd^affen, unb er formt ben 3Kenfd^en nad^ feinem eben= bilbe! hiermit ift baS ©nbjiel aller Sd^öpfungSgefd^id^te erreid^t unb bie SReil^e ber ©rbreoolutionen abgefd^loffen. 2)er 3Kenfd^, baS Äinb rnib ebenbilb Oottcö, giebt bemjclbcn fo Diel ju tl^un, maä^t i^m fo iriel Skrgimgen unb Wä^tf ba^ er nun niemals mel^r Sangmeile l^t, unb feine nenc ec^öpfung mel^r eintreten gn laffen brandet. @ie fe^ offenbar, »enn man einmal in berSBcife, »ie Slgaffij, bem Sd^opfer burd^auö menfd^lid^e Attribute unb Sigenfd^aften beilegt, unb fein ^(^öpfung^kDerf burd^auS analog einer menfc^Iic^en Sc^öpfung^ t^dtigfeit betrad^tet, f o i^ man notl^menbig aud^ jur Knnal^me biefer gan} abfnrben &)nfequenjen gejmungen. 3)ie Diden inneren Siberfprfid^e unb bie auffattenben Skrfel^rt* ^ten ber Sd^o|>fnngiSanfid^ten Don Slgaffij, toeld^e i^n not^menbig JU bem entfc^ebenflen Siberftanb gegen bie Slbflamnlung^le^ fül^r* ten, mnffen ober ttm fo me^r unfer @rflaunen erregen, al^ berfelbe bnrd^ feine früheren natmtoiffenfc^ftUd^en arbeiten in oielerSejie^ng t^d(^Ud^ S^arioin iwrgearbeitet 1^, in^befonbere bnrd^ feine 33fi' tigteü auf bem paldontologifd^en @ebiete. Unter ben jal^Ireid^ Un- terfud^nngen, todc^e ber fungen ^äontologie fc^nell bie aSgemeine S^I^eilnal^e enoorben, f (fliesen fid^ biejenigen oon ägaffij, nament^ lid^ boS berühmte SSerf «über bie foffilen ^f(^', jundc^fl ebenbürtig an bie gnmblegenben arbeiten oon 6uoier an. 9lid^t aUein l^ben bie t>erfteineTten ^Hd^, mit benen und Sgaffi} befannt mad^te, eine on^erorbentlid^ ^o^ Sebeutung für bae SerftdnbniB ber ganjen Sir= beU^ergmppe intb i^rer gefdbid^üid^n ßntTüidelung gemonnen; fon- bent vir finb bobnrd^ aud^ }ur fidleren @rf enntni^ mid^tiger aUgemeiner (ggtarirfdmifl^gefe^ gelangt, ^^nebeionbere ^t Sgaüi} mit befon- bercm %ul^bnuf auf ben merteürDigen fktraMi$mu^ ^ifd^ ber embrqowtlen unb ^er poläontolcgi^'d^en ^nmictelung. ;nnfd^ ber Cntogosie unb ^fe^logenie btngenrieien. :rieie bebeutung^ootte Heber- einfliMggng, irdc^ bereite Me düere 3iaturp^i0vbic erfannte, ^be idb f<^ Dorfcin \ S. 10 1 als eine ber ftdrfften etü|en hir bie älbftam^ msaiqßlUbn'mMirzTu± geurmmen. jRiemanb battc oor^ io bertimmt, me e4 ILgaini tSot. Sen)orge6:ben. büß wn ben Sirbdt^eren 5öerft wtti %v±€ aUein erinirt beben. Dob ern 'paler ämpbi&ien aof^ tnttea. mab d«B «^ in I:^± xnti »>i:eTer ^dx $ccd unb eduaethiere ß2 Vafäontologifc^e (^nttvitfelungdgefe^e t>on ^gafTts- III. erfd^icnen; bafe ferner öon ben Sdugetl^ieren, ebenfo »ie üon ben %X' f(]^en, anfangt unöoHfommnere, nicbere Drbnungen, jpdter erft öott* fommnere unb l^öl^ere auftraten. Slg affig geigte mitl^in, ba| bie pa- Idontoloflifd^e @nttt)iclelunfl ber gangen S98irbeltl^iergruppe nid^t aKein bcr embryonalen paraöel fei, fonbem aud^ ber fgftematifd^en @nt* »icfelnng, b. l). ber Stufenleiter, »eld^e wir überall im @t)ftem öon ben nieberen gu ben l^öl^eren Glaffen, Drbnungen u. f. ». auffteigenb crbliden. 3ucrft erfd^ienen in ber ©rbgefd^id^te nur niebere, f|)dter erft l^öl^ere gormen. 35iefe »id^tige Jl^atfad^e erfldrt jtd^, ebenfo wie bie Uebereinftimmung ber embnjonalen unb paldontologifd^en entwide- lung, gang einfadi) unb natürlid^ auö ber Slbftammungölel^re, wdl^- renb jte ol^ne biefe gang unerfldrlid^ ift. 2)affelbe gilt femer aud^ oon bem großen ®efe^ ber fortfd^reitenben ©ntwicfelung, oon bem l^iftorifd^en gortfd^ritt ber Drganifation, weld^er fowol^l im ©rofeen unb ®angen in ber gefd^id^tUd^en Slufeinanberfolge aller Organismen ftd^tbar ift, alö in ber befonberen S5en)oÜfommnung eingelner Stl^eile beS Sl^ierforperS. on Slgaffij mit greuben begrübt unb erblidten barin eine öoKenbete SSewci^ffil^rung für bie unmittelbare ©d^öpfung«* tl^dttgfeit eine« perfonlid^en (Sotteö. Slllein jte überfeinen babei, bafe biefer perfönlid^e ©d^öpfer blofe ein mit menfd^lid^en Attributen au«= gerüfteter, ibealijtrter Organismus ift. 3)iefe niebere bualiftifd^e ®ot* teSöorftellung entf^jrid^t einer nieberen tl^ierifd^en ©nttöidEelungSftufe beS menfd^lid^en Organismus. 35er l^öl^er entwidfelte SMenfd^ ber ©e^ genmart ift befdl^igt unb bered^ttgt ju jener unenblid^ ebleren unb er^ l^abeneren ®otteSöorftellung, »eld^e allein mit ber moniftifd^en SBelt- anfd^auung öerttäglid^ ift, unb »eld^e ©otteS ®eift unb ^aft in allen erfd[)einungen ol^ne Ausnahme erblidtt. 2)iefe moniftifd^e ©otteSibee, »eld^er bie 3ufunft gel^ört, l^at fd^on ©iorbano SSruno einft mit ben Borten auSgefprod^en : „Sin ©eift finbet jtc^ in allen ©ingen, unb es ift fein Äörper fo Kein, bafe er nid^t einen 2:i)eil ber göttlid^en ©ubftang in fid^ entl^iette, tooburd^ er befeelt wirb." 2)iefe öerebelte ©otteSibee liegt berjenigen ^Religion ju ©runbe, in bereu ©inne bie ebelften ©eifter beS SHtertl^umS wie ber 9leujeit gebadet unb gelebt l^aben, bem ^antl^eiSmuS; unb jte ift eS, öon »eld^er ©oetl^e fagt; ^©ewi^ eS giebt feine fd^önere ©otteSöere^rung, als biejenige, toeld^e fein SBilb bebarf, »eld^e auS bem SBed^felgef^jrdd^ mtt ber 9la^ tur in unferem Sufen entfpringt." JDurd^ jte gelangen »ir gu ber erl^abenen pantl^eiftifd^en SSorftellung Don ber ©inl^eit ©otteS unb ber 5latur. Vierter IJortrag. GtttttitcIelHttgdtl^eorie naäf ®otti)t Httb Ofen* ffiiffenfd^aftlic^e Unjulängltd^feit allet SorfleQungen t>on einet ^^öpfung ber ein§etnen ^rten. Dlotf^toenbigfeit ber entgegengefe^ten ChtttoiMungdt^eorien. &t* r^ic^tlic^er Ueberbli(f über bie »id^tigflen dntwicfelungdt^eorien. ©riec^ifc^e $bi« lofop^ie. 2)ie Qebeutung ber IRaturp^itofop^ie. ©oet^e. 6eine 93erbienfle aU SÄaturforfc^er. ©eine SWetamorp^ofe ber ^flanjcn. ©eine ffiirbeIt(jeorie bee e^äbeU. ©eine (Sntberfung be« Smifd^enfiefer« beim SWenfc^en. ©oet^e'« Z^tiU natime an bem ©treite ^h)if4en (S^ut>ier unb ©eoffco^ ©. {)ilaire. (S^oet^e'd C^nt« becTung ber beiben organifd^en SBilbungdtriebe, bed confert^atit^en ©pecipcationd« triebed (ber 93ererbunQ) unb bed progreffloen Umbilbungdtriebed (ber ^npajTung). ®oet^e'd ^nfid^t \>on ber gemeinfamen ^bflammung aQer SBirbelt^iere mit 3"^ begriff bed 10}enfciben. orf!eI!ungen. lY. fein aSautoerf. SBcnn fclbft fo l^ciDorragcnbc 9laturforf(]^cr toieStnnö, ©uöicr uttb Slgafjij, bic ^aitptocrtretcr ber buaUjtif(]^cn @(l^6pf= ungi^l^qpotl^cjc , ju feiner genügenbcrcn Slnft(]^t gelangen tonnten, fo toirb barauö am beften bie Unjuldnglid^feit atter berfenigen 35or^ fteHungen l^eiDorgel^en, »e^e bie STOannid^t^ltigfeit ber organif(]^en 9latur anö einer fold^en ©d^öpfung ber einjelnen Slrten ableiten tootten. &^ l^aben jttjar einige ^latnrtorfd^er, »e^e baS tt)iffen= j(]^attli(]^ ganj Unbefriebigenbe biefer SJorftettungen einfallen, Derfud^t, ben Segriff be§ perfönlid^en ©d^öpferS burd^ benjenigen einer nnbe* »nfet »Irfenben fd^öpferifd^en 3latnrfraft ju erfe^en; inbeffen ift biefer 2ln8bmcf offenbar eine blofee umfd^reibenbe Sftebenöart, fobalb nid^t ndl^er gejeigt njirb, toorin biefe 9laturfraft befielet, unb »ie pe »irft. 3)al^er l^aben and^ biefe Unteren SSerfnd^e bnrd^auö feine ®eltung in ber SBiffenfdiaft ermngen. JBielmel^r l^at man ftd^ genötl^igt gefel^n, fobalb man eine felbftftänbige ©ntftel^nng ber oerfd^iebenen 2:]^ier= unb ^anjenformen annal^m, immer auf ebenfo oiele ©d^öpfungS- acte jurudf jugreifen, b. 1^. auf übematurlid^e Eingriffe be« @d^öt)fer8 in btn natürlid^en ®ang ber 35inge, ber im übrigen ol^ne feine STOit«^ loirfung abläuft. Shin l^ben atterbing^S oerfd^iebene teleologifd^e 5Raturforfd^er, »eld^e bie »iffenfd^aftlid^e Unjuldfjigfeit einer übematurlid^en ^©d^öpfung'' fü^en, bie le^tere nod^ baburd^ ju retten gefud^t, bafe jte unter ©d^öpfung „9lid^tjS »eiter als eine unS unbefannte, m^ faPare SBeife ber (Sntftel^ung" oerftanben »iffen sollten. 2)iefer fo= pl^iftifd^en «uSflud^t fd^neibet ber trepd^e 5ri| 5Kuller mit folgern ber fd^lagenben ©egenbemerfung Jeben JRettungSpfab ab: „&^ foll baburd^ nur in verblümter SBeife baS oerfd^ämte ©eftänbnife auSge* f^jrod^en »erben, bafe man über bie ©ntftel^ung ber Slrten „gar feine STOeinung l^abe" unb ^aben toolle. 9lad^ biefer ©rflärung beS SBorteS würbe man ebenfowol^l oon ber ©d^öpfung ber Spolera unb ber ©9|)PiS, oon ber @d^ö|)fung einer SeuerSbrunft unb eines eif enbal^nunglüdtS , wie t)on ber ©d^ö|)fung beS aWenfd^en reben fönnen.'' (Senaifc^e 3eitfc^rift f. 2». u. 91. V. 33. @. 272.) rV. ©iffenfc^ftlid^t Uneiit6ejTlic|feit bei anttoicfelungWeorien. 67 ©cgenübcr nun biejer öottftänbigen toiffenf(]^aftU(]^en Unjuldjftg* feit aUcr ©d^pfungöl^^otl^efen jtnb toir geattungcn, ju ben cnt* flcgcngcfcfetcn ©nttoicIclungiStlieoricn ber OrganiÄmcn unjcrc Sufliui^t gu ncl^mcn, wenn mir un§ übcrl^aiipt eine öemünftifle SJor= ftettung öon ber ©niftel^unfl ber Drganiömen mad^en wollen. SBir finb gejmungen unb öerpflid^tet bajn, felbft »enn biefe .entoidlungStl^eo* rien nur einen ©d^iuimer t)on SBal^rfd^einlid^feit auf eine me^anij(]^e, natürlid^e ©nifteliung ber Stl^ier^ nnb ^flan jenarten fallen laffen; um fo mel^r aber, toenn, toie @ie fel^n »erben, biefe SS^eorien eben fo einfad^ unb flar, aU DoUftönbig unb umfaffenb bie gefammten 3:]^atfa(!^en erHären. 2)iefe ©nttoidelungötl^eorien jtnb leineStoegö, »ie fle oft fdlfd^Ud^ angefel^en werben, wittfürlid^e ©infdUe, ober beliebige ßrjeugniffe ber einbilbungöfraft, weld^c nur bie ©ntftel^ung bicfeö ober ieneö einjelnen Organismus anndl^emb ju erH&ren oer^ fuci^en; fonbcrn jte finb ftreng wiffenfd^aftlid^ begrunbete 3:]^ricn, weld^e oon einem feften unb Haren @tanb<)unfte aus bie ©cfammt* l^eit ber organifci^en Slaturerfd^einungen, unb inSbefonbere bie @nt= ftel^ung ber organifd^en ©pecieS auf baS ßinfad^fte erfldren, unb als bie notl^toenbigen Solgen med^anifd^er 9laturt)orgdnge nad^weijen. SBie id^ bereits im jweiten SSortrage Sinnen jeigte, fallen biefe (äntwidtelungStl^eorien naturgemdfe mit berjenigen allgemeinen SBelt- anfd^auung jufammen, meldte man gewöl^nlid^ als bie einl^eitlid^e ober moniftifd^e, l^duflg aud^ als bie med^anifd^e ober caufale JU bejeid^nen pflegt, weil fte nur med^anifd^e ober notl^wenbig Wirlenbe Urfad^en (causae efficientes) jur ©rfldrung ber SRatur* erfd^einungen in Slnf^jrud^ nimmt, ßbenfo fallen auf ber anberen Seite bie Don uns bereits betrad^teten ubernatörlid^en @d^ö|)fungS]^|)0' tl^efcn mit berjenigen, oöttig entgegengefejjten SBcltauffaffung ju= fammen, weld^e man im ®egenfa^ jur erfteren bie gwiefpdltige ober bualifMfd^e, oft aud^ bie teleologifd^e ober oitale nennt, weil fte bie organifd^cn Slaturerfd^einungen aus ber SBirIfamfeit jwedttl^dtiger ober jwedEmdfeig wirfenber Urfad^en (causae finales) ableitet. ®erabc in biefem tiefen inneren Si^fö^w^^nl^ang ber oerfd^iebenen 5* 68 (Srunbgebanfen ter ©ntmitfelung^t^eorien. IV. @(l^ö))tunflgt^coricn mit bcn l^ödiftcn Etagen ber ^^ilofopl^tc Hegt für unö bic Stnrcijung ju tl^rcr cingel^cnbcn SSetraci^tung. 2)cr ©runbgebanfe, »cld^cr allen natürUd^cn ©ntoidclungö- tl^coricn notl^iDcnbig ju ®runbe liegen mufe, ift berjenige einer all- mdl^licl^en entmicfelung aller (and^ ber öollfommenften) Organismen auö einem einjigen ober au§ fel^r toenigen, gang einfad^en ober ganj nnooHfommenen Urtoejen, toeld^e nid^t bnrd^ ubematurlid^e Sd^öpfung, fonbem bnrd^ Urjeugung ober 8lrd^i» gonie (Generatio spontanea) auö anorganifd^er STOaterie entftanben. eigentlid^ jtnb in biefem ©runbgebanfen jwei oerfd^iebene aSorftelIun= gen oerbunben, toeld^e aber in tiefem inneren ßufammenl^ang ftel^en, nämlid^ erfteniS bie SSorfteHnng ber Urjengnng ober Slrd^igonie ber nrfprunglld^en ©tammwefen, nnb jtteiteniS bie SSorftellung ber fort- fd^reitenben ©nttoidfelung ber Oerfd^iebenen Drganiömenarten auS jenen einfad^ften ©tammtoefen. 2)icfe beiben »id^tigen med^anifd^en SSorftettnngen jinb bie unjertrennlid^en ©runbgebanfen Jeber ftreng ttiiffenfd^aftlid^ bnrd^geful^rten ©nttoidfelungötl^eorie. 3Beil biefelbe eine Slbftammung ber oerfd^iebenen 3:i^ier= nnb ^flangenarten oon einfad^- ften gemeinfamen (Stammarten bel^au^)tet, tonnten toir jte and^ al§ Slbftammungölel^re (35efcenbenjtl^eorie), unb »eil bamit jugleid^ eine Umbilbnng ber Slrten oerbunben ift, alö Um bilbungö leiere (JranSmutationStl^eorie) ober SranSformiömuö bejeid^nen. SBdl^renb nbematurlid^e ©d^opfnngSgefd^id^ten fd^on oor oielen Sal^rtanfenben, in jener nnoorbenflid^en Urjeit entftanben fein muffen, als ber ÜRenfd^, eben erft anö bem Stjfenjuftanbe jtd^ enttoidtelnb, jnm erften SWale anfing, eingel^enber über jtd^ felbft unb über bie ©ntfte^ng ber il^n umgebenben Äör^jertoelt nad^jubenfen, fo Pnb ba- gegen bie natürlid^en ©ntttiidfelungStl^eorien notl^wenbig oiel Jüngeren Urf^jrungö. SBir fönnen biefen erft bei gereiftercn ßulturoölfem be« gegnen, benen burd^ |)l)ilofo))^ifd^e aSilbung bie SHotl^wenbigleit einer natürlid^en Urfad^ener!enntni| flar getoorben tt)ar; unb aud^ bei bie== f en bürfen »ir jundd^ft nur oon eingelnen beoorjugten 9laturen erwar^ ten, bafe pe bcn Urfprung ber ©rfd^einungöttelt eben fo »ie beren ent= IV. (Sntn)i(fetung«t^eone bed ^tiflotete«. 69 »idclungsgang , aU bic notl^wcnbige ^olge öon mecj^anif d^cn , na- türlid^ »irfcnbcn Urfad^cn crfanntcn. Sei leincm aSolfe waren bicfc Siorbcbinguttgcn für bic ©ntftel^ung einer natürlid^en ©ntoidelungö^ t^eorle jemals fo öorl^anben, wie bei im ®ried^en bt^ clafjifd^en aitertl^umö. 3)iefen[. fehlte aber auf ber anberen Seite ju fel^r bie naivere SBelanntfd^aft mit ben Stl^atfad^en ber SRaturöorgdnge nnb il^ren formen, unb fomit'.bic erfal^rungömdfeige ©runblage für eine weitere ©urd^bilbung ber entwicfelnngätl^eorie. 35ie ejracte 5flatur= forfd^ung unb bie überall auf enH)irifd^er 33apö begrünbete 9flatur* erlenntnife war Ja bem Slltert^um ebenfo wie bem ÜKittelalter faft ganj unbefannt unb^ift erft eine (Srrungenfd^aft ber neueren ^dt SBir l^aben bal^er aud^ l^ier feine ndl^ere aSeranlaffung , auf bie natürlid^en 6ntwidtelung8tl^eorien ber öerfd^iebenen gried^ijd^en SBelt- weifen einjugel^en, ba benfelbcn ju fel^r bie erfal^rungSmä^ige Äenntnife fowol^l t)on ber organifdien alö öon ber anorganifd^en Statur abging. SRur baö woßen wir l^ier nod^ l^enjorl^eben , bafe fd^on im jie- beuten Sal^rl^unbert öor ©^riftuiS bie ^du^)ter ber Sonifd^en 5Ratur= pl^ilofo|)l^ie, bie brei 5Kilefier Stl^aleö, 3[naj:imeneö unb 3lnaf i= man ber, namentlid^ aber ber le^tere, wid^tige ©runbfä^e unjereö heutigen 5Woniömu8 auffleKten. Sie leierten bereit« ein einl^eit^ Hd^eiS 9laturgefe^ aU Urgrunb ber mannid^faltigen ©rfd^einungen, bie einl^eit ber gejammten Slatur unb ben beftdnbigen SBed^fel ber gormen. Änafimanber Idfet bie lebenben SBefcn im SBaffer burd^ ben einflu^ ber @onnenwdrme entftel^en unb nimmt an, bafe ber aRenfd^ jtd^ auS flfd^artigen Stl^ieren entwidfelt ^abe. aber aud^ fpdter finben wir in ber 9flaturpPofo|)]^ie bt^ ^eraflit unb (Smpt= bocleö, wie in ben naturwijfenfd^aftUd^en Sd^riften beö 2)emo- fritoö unb Slriftoteleö öielfad^ Slnfldnge an aSorftettungen , bie wir JU ben ©runbpfeilem ber l^eutigen ©ntwidtelungglel^re red^nen. ©mpebocle« jeigt, wie Stoedhnd^igeö auö UujWedEmdfeigem ]^er= »orgelten fann. ÄriftoteleiS nimmt bie Urjeugung alfS bie na= turlid^e 6ntfte^ungSart ber nieberen organifd^en SBefen an. ©r 70 ©ebeutung btr 9laturp|ilofopbie. IV. Idfet j. S. gWottcti au§ SBottc, glöl^c au§ faulem SRift, ^Kilben au$ feud^tcm ^olj cntftcl^cn u. f. to. '•). S)cr ©runbflcbanfc bcr enttolrf clungötl^coric , bafe bic Dcrfd^ic^ benctt Silier- unb ^anjcnartctt fld^ au§ ßcmcinfamcn ©tammartcn burd^ Umbilbuttfl cnttoicfcU l^abcn, fonntc natürlid^ crft Aar auSgc* f^)rod^en »erben, nad^bem bte arten ober Specieö fclbft genauer be* fannt getoorben, unb nad^bem aud^ fd^on bie auögeftorbenen ©pecieö neben ben lebenben in Setrad^t gejogen unb eingel^enber mit legieren Derglid^en worben »aren. S)ieS gefd^al^ erft gegen 6nbe be^ Dorigen unb im Seginn unfereS S^^rl^unbertS. ©rft im ga^te 1801 fprad^ ber grofee SamardE bie ^rinci^)ien ber enttoidfelungSlel^re au§, löeld^ er 1809 in feiner dafpfd^en „Philosophie zoologique" »eiter auS^ ffil^rte'). SBd^renb gamardf unb fein 8anb§mann ©eoffro^ @. ^ilaire in t^ranfreid^ ben Änfid^ten 6uDier§ gegenüber traten unb eine natürlid^e ©ntmidfelung ber organifd^en ©pecieö burd^ UmbUbung unb Äbftammung bel^aupteten, vertraten in 3)eutfd^lanb ©oetl^e unb Ofen biefelbe Slid^tung unb legten l^ier felbftftänbig bie erften Äeime ber @nttoidfelungStl^eorie. 2)a man gcwöl^nlid^ alle biefe 5llatur* forfd^r al« ,,9latur|)]^ilofol)]^en'' gu'^begeid^nen 1)flegt, unb ba biefe Sejeid^nung in einem getoiffen @inne ganj rid^tig ift, fo er- fd^nt e* tod^l angemeffen, l^ier einige SBorte über bie rid^tige S3Bürbigung ber 9llaturp]^ilofo|)l^ie öorauSjufd^idEcn. aSdl^renb man in ©nglanb fd^on feit langer Qdt 9laturtt)iffen* fd^aft unb tp^ofopl^ie in bie engfte SSerbinbung bringt unb Jeben t)on aHgemeinen ®efld^tspunften geleiteten SHaturforf d^er einen „?latur= |)l^llofopl^cn'' nennt, »irb bagegen in ©eutfd^lanb fd^on feit mel^r al« einem l^alben S^I^r^unbert bie %aturti)iffenfd^aft ftreng Don bcr ^l^ilofopl^e gefd^leben, unb bic naturgem&fee SSerfd^melgung bclber gu einer »al^ren „5llaturp]^ilofop]^ie'' toirb nur oon SBenigen aner* fannt. 8ln biefcr SSetfennung flnb bie pl^ntaftifd^cn äuöfd^rei* tuttgen ber frfil^ren beutfc^en *atur<)l^ilofo<)]^en , Dfenö, @d^cl= ling« u. f. tt). ©d^ulb, »eld^e glaubten, bie Äaturgefe^e aus il^rem. Äopfe conftruircn gu fdnnen, ol^ne auf hm. SSoben ber tl^atfdd^» rV. (Empirie unb 56itofop^ie. 71 Ud^cn (grfal^runfl ftcl^en bleiben gu muffen. Site fl^ blefe 9in^ mafenngen in il^rer gangen Scerl^eit l^erauögefteHt l)atten, fd^lugen btc 3(laturforf^er unter ber „Nation Don ©enfern'' in ba8 gerabe ©egentl^eil um, unb glaubten, baö l^ol^e 3id ber SBiff enf d^aft , bie erfenntni^ ber SBal^rl^t, auf bem SBege ber nacften pnnlid^en @r« fol^rung ol^ne j|ebe pl^tlofoiJl^ifd^e ®ebanlcnarbelt erretd^en ju Wnncn. aSon nun an, befonberö feit bem ^af^xt 1830, mad^te ftd^ bei ben meiften Sflaturforfd^em eine ftarfe Abneigung gegen Jebe allgemeinere, pl^ilofo^)]^ifd^e Setrad^tung ber SHatur geltenb. SKan fanb nun baö eigentUd^e Qkl ber 5Raturtt)iffenfd^aft in ber erfenntnife be8 (Sin* jelnen; in ber Siologie fc^ien baffelbe erreid^t, toenn man mit ^ülfe ber feinften Snftrumente unb Seobad^tungömittel bie ?5ormen unb bie Sebeuj^rfd^einungen atter einjelnen Organismen ganj genau er= fannt l^ben toftrbe. 3tt>ar gab es immerl^in unter biefen ftreng ennnrifd^cn ober fogenannten ejraftcn 5Raturforfd^em ©ingelne, toeld^e fid^ über biefen bcfd^rdnlten ©tanb^junft erl^oben unb ba« le^te ^iü in einer 6rlenntni§ allgemeiner DrganifationSgefe^ flnben »oUten. 3nbeffen bie gro^e SWei^rgal^l ber S^ologen unb Sotaniler in ben legten Dier S)ecennien mollte Don fold^en allgemeinen ©efe^en 9lid^tS »iffen; fle geftanb l^öd^ftenS ju, bafe oieUeid^t in ganj entfernter Subtnft, toenn man einmal am ©nbe aller em|)irifd^en 6rfenntni§ angelangt fein »ürbe, »enn alle einzelnen Stl^iere unb ^Jflanjen öottftdnbig unterfud^t toorben feien, fold^e ©efe^e aufgcfteUt »er« ben önnten. SBenn man bie »id^tigften fjortfd^ritte, bie ber menfd^lid^e ®eift in ber er!enntni& ber SBal^rl^eit gemad^t ^t, jufammenfaffenb ijer«= gleid^t, fD erlennt man balb, ba^ eS ftets 4)]^ilofop]^ifd^e ©ebanlen« o^)er5ationen finb, burd^ »eld^e biefe ^ortfd^ritte erjielt »urben. 2)ie Dorl^rgel^nbe {innlid^e Srfal^rung unb bie baburd^ getoonnene Aennt« ni^ beS @ingelnen f ann nur bie fefte ®runblage f&r jene allgemeinen ®efe^e liefern. Empirie unb ^l^ilofo^il^ie ftel^en bal^er leineöioeg« in fo ouSfd^liefeenbem ©egenfa^ ju einanber, loie biSl^ t)on im 3Reiflen angenommen »urbe; jie ergingen jid^ üielmel^r notl^toenbig. 72 Empirie unb *p<>itofopbie. IV. 35cr ^l^Uofo))]^, »cld^cm bcr unumftöfeUd^e Sobcn bcr jlnnlid^cn ©rfal^rung, bcr empirifd^cti Äcnntnt^ fel^lt, gelangt in feinen all* gemeinen ©|)ecuIationen fel^r leiiJ^t ju gel^If d^lüff en , »eld^e felbft ein mdfeig gebilbeter 5Jlaturforfcl^er fofort toiberlegcn lann. Slnbrer= feite fönnen bie rein em))irifcl^en 3latnrforf d^er , bic fld^ nid^t um pl)ilofo))]^ifd^e Sufammenfaffung il^rer ftnnlid^cn SBal^mel^mungen bemul^en unb nid^t na(^ allgemeinen ©rfenntniffen ftreben, bie SBiffenfd^aft nur in fel^r geringem 2Ha§e förbern; ber ^auptmertl^ il^rer mül^fam gewonnenen ßinjellenntniffe liegt in ben allgemeinen SRefultaten, »eld^e fpdter umfaffenbere ®ei(ter auS benfelben jiel^en. 38ei einem allgemeinen Ueberblid über ben enttoidelungSgang ber ^Biologie feit £inn6 finben @ie leidet, toie bieö Sa er auögeful^rt l^at, ein beftänbige^ ©d^toanfen jtoifd^en biefen beiben Siid^tungen, ein Uebertoiegen einmal ber empirifd^en (fogenannten eyacten) unb bann ttjieber ber <)]^ilofopl)ifdf)en (f<)eculatiDen) Sftid^tung. So l^atte ftd^ fd^on gu 6nbe be§ vorigen Sci^rl^unbert^, im ®egenfa^ gegen Sinnö'S rein empirifdfie ©d^ule, eine natur<)]^ilofo<)]^ifdf)e SReaction erl^oben, beren bctoegenbe ®eifter, Äant, gamard , ©eoffro^ ©.^ilaire, ©oetl^e unb Dien, burd^ il^re ©ebanfenarbeit Sid^t unb Drbnung in ba« ßl^aoS beö aufgel^duften em<)irifdf)en SRol^materialS ju bringen fud^ten. Gegenüber ben öielfad^en Strtl^umem unb ben ju »eit gcl^enben @|)eculationen biefer 3latur|)Pofo))]^en trat bann ßuöier auf, toel= d^er eine jtoeite, rein enH)irifdf)e ^eriobe l^erbeiffil^rte. 2)iefe erreid^te il^re einfeitigfte enttoidelung »ftl^renb ber 3al)re 1830—1860, unb nun folgte ein jtoeiter |)l)ilofop]^ifd^er SRüdf f df)lag , burd^ 2)arttjin'ö SBerf oeranlafet. üKan fing nun im legten 2)ecennium toieber an, ftd^ gur ©rfenntnife ber attgemeinen 5ftaturgefe^e l)injutt)enben, benen bo(^ fd^liefelid^ alle eingelnen ©rfal^rungöfenntniffe nur ate ®runb= läge bleuen, unb burd^ toeld^e le^tere erft il^ren toal^ren SBertl^ er« langen. 3)urdf) bie ®ebanfen^3lrbeit ber 5ßl^ilofo<)]^ie toirb bie ^Jlatur» funbe erft jur toal^ren SBiffenfdfiaft, gur „5»atur|)l^ilofoi)^ie". Unter ben großen 5ftaturp]^ilofo<)l)en, benen toir bie erfte SSegrün^ bung einer organifd^en enttoidelungi^tl^eorie Derbanfen, unb toeld^e IV. ©oct&c'« 35erbicnfle aU WatutforWer. 73 neben ßl^arle« SJarwin al^ bie Url^cber ber Umbilbunfl^lc^rc fliänjen, ftel^en obenan Sean Samartf unb SBolfgang ©oetl^e. 3d^ »enbe mict) jundd^ftgu unfcrm unöergleid^Ii^en (Soetl^e, mh d^er öon Sitten un^ S)eutfd^en am nddiften [tel^t. Seöor id^ jebod^ feine befonberen aSerbicnfte nm bie ßntwirfelnnßötlieorie erldntere, fd^eint eö mir paffenb, ©inige^ über feine Sebentung al^ 5Ratnr== forf(^er nhn^avipi jn fagen, ba biefelbe getoöl^nlid^ fel^r öerfannt toirb. ®ett)i6 bie meiften nnter Sinnen öerel^ren ©oetl^e nur alö 2)id^= ter mb 3Renfd^en; nur SBenige »erben eine 3Sorftettung öon htm l^ol^en SBertl^ l^aben, ben feine natnrtt)iffenf(i)aftUd^en Slrbeiten befl^en, Don bem Jftiefenfd^ritt, mit bem er feiner ^dt öorauöeilte, — fo t)or= auöeilte, bafe eben bie meiften 5ftaturforfcl^er ber bamaligen 3eit il^m nid^t nad^fommeu fonnten. S)aö SJKfegefd^idt, ba^ feine naturpl^ilo« fol)]^ifdf)en aSerbienfte öon feinen S^tgenoffen tjerfannt »urben, l^at ©oetl^e oft fd^merjlid^ empfunben. Sin tjerfd^iebenen ©tetten feiner naturtoiffenfd^aftlid^en ©d^riften beflagt er jid^ bitter über bie be* fd^ränften Sad^Ieute, »eldfie feine Slrbeiten nid)t ju »ürbigen Derftel^en, »eld^e ben SBalb öor lauter Säumen nid^t feigen, unb »eld^e jld^ nid^t baju ergeben fonnen, auö bem SBuft beö @ingelnen attgemeine 5Jlatur* gcfe^e l^erauöjufinben. 5ftur ju geredet ift fein aSortourf : „2)er ^l^ilo* fo|)]^ toirb gar balb entbeden, bafe jld^ bie Seobad^ter feiten ju einem @tanb|)unlt erl^eben, Don »eld^em fle fo öiele bebeutenb bejüglid^e ®egenftänbe überfeinen ttnnen". SBefentlid^ atterbingS »urbe biefe aSerlennung Derfd^ulbet burd^ ben falfd^en SBeg, auf »eld^en ©oetl^e in feiner garbenlel^e geriet]^. S)ie garbenlel^re, bie er felbft aliS baS gieblingöKnb feiner SKufee bejeid^net, ift in il^ren ©runblagen burd^^ auö üerfe^lt, fo Diel ©d^öneö fle aud^ im ßingelnen entl^alten mag. S)ie ej:acte matl^ematl^ifd^e SRetl^obe, mittelft toeld^er man aUein ju* ndd^ft in ben anorganifd^en ^laturtoiffenfd^aften , in ber ^l^^ftf Dor attem, (gd^ritt für ©d^ritt auf unumftöfelid^ fefter Saftes »eiter bauen lann, »ar ©oetl^e burdfiauiS juioiber. @r liefe fld^ in ber SSertoer^ fung berfelben nid^t attein gu großen Ungered^tigfeiten gegen bie l^er* öorragenbften ^l^^flfer l^inreifeen, fonbem aud^ auf Srrtoege Derleiten, 74 (9o€t^'d Wctamorp^ofe ber ^^Qnytn. IV. btc feinen übrigen »ertl^öollen arbeiten fcl^r gefd^abct l^aben. ®anj ettioaö SInbereö ift cd in bcn organifd^en 5llaturtt)iffenfd^aften, in mh d^en tt)ir nur feiten im ©tanbe flnb, Don Slnfang an gleid^ auf ber unttmftöfelid^ feflen matl^ematifi^en Safld üorjugel^n, öielmel^r gc» jtoungen finb, toegen ber unenbUd^ fd^toierigen unb Dertoidelten 9la* tur ber Aufgabe, und jundd^ft gnt^uctiondfd^lüffe ju bilben; b. 1^. »ir muffen aud jal^lreid^en einzelnen S3eobad^tungen, bie bod^ nid^t ganj DoKfl&nbig finb, ein aSgemeined ®efe^ ju begränben fud^en. S)ie bentenbe äSergleid^ung ber t^enoaubten (Srfd^einungdreil^en , bie Kombination ift l^ier ba« toid^tigfte fjorfd^ungöinftrument , unb biefe »urbe »on ©oetl^e mit ebenfo Diel ®lftd al« bcnmfeter SBertl^ erlenntnife bei feinen naturpl^ilofopl^ifdfien SIrbeiten angewanbt. SSon ben ©d^riften ©oetl^e'd, bie ftd^ auf bie organifd^e SHatur begiel^en, ift am berfil^mteften bie 5Ketamor|)]^ofe ber ^flanjen geworben, »eld^e 1790 erfd^ien; ein SBerf, »eld^e« bereit« ben ®runb* gebanlen ber ^nttoidfelungdtl^orie beutlid^ erfennen Idfet S:>tnn ©oetl^etüor barin bemalet, ein einjiges ®runborgan nad^jutoeifen, burd^ beffen unenblid^ mannid^faltige SluSbilbung unb ttmbilbung man fid^ ben ganjen f^rmenreid^tl^um ber ^anjenkoelt entjtanbeu beulen föune; biefed ©runborgan fanb er im SBlatt. SBcnn bamald fd^on bie 9nU)enbung bed 9)KfrofIo:pd eine allgemeine geioefen todre, toenn ©oetl^e ben SBau ber Organismen mit bem 5Dlifroflo|) burd^forfd^t l^dtte, fo umrbe er nod^ iveiter gegangen fein, unb bad Slatt bereits als ein SBidfad^eS oon inbiDibuellen Sil^ilen niebererOrbrntug, txm Seilen, erfannt l^aben. @r loürbe bann nid^t bad SSlatt, fonbem bie Seile als baS eigentltd^e ©runborgan aufgefteSt l^ben, burd^ bef« fen aSermel^rung , Umbilbung unb SSerbinbung (S^ntl^e) jundd^ft baS Slatt entftel^t; fotoie u^eiterl^in burd^ ttmbilbung, äSariation unb Sufammenfe^ung ber Sldtter aUe bie mannid^faltigen @d^5n]^eiten in ^orm unb garbe entftel^en, »eld^e »ir ebenfo an btn ed^teu emdl^ rungSbldttem, mie an ben $ort))flaniungSblättem ober ben ^ü,fffta^ ti^eilen ber ^flanjen betounbem. S^beffen fd^on fener ©runbgebanfe loar burd^auS rid^tig. ^oetl^e jeigte barin, ba^ man, um bas IV. ®oet&e« ©irbelt^eotie bed 6<^äbfW. 75 ®anjc bcr erfd^cinung ju crfaffen, crften^ tjcrglci^cn unb bann jwei« tcnS ctnen einfachen S^puö, eine einfad)c ©runbfomt, ein Jl^ema gcioiffcrmafeen fud^en muffe, Don bem atte übrigen ®cftalten nur bie unenbUd^ mannid^faltigen SBariationen feien. attoa^ ae]^nli(j^§, »ie er l^ier in ber 9Metamor))l)ofe ber ^flangen leiftete, gab er bann für bie SBirbeltl^iere in fetner berül^mten SBir* beltl^eorie beiS ®(]^dbeU. ©oetl^e jeigte juerft, unabl^dngig öon Dien, toel(()er faft gleidijeitig auf benfelben ©ebanfen fam, bafe ber @^dbel beö ^Renfd^en unb atter anberen SBirbeltl^iere, jun&d^ft ber ©duget^iere, Slid^t« toeiter fei al§ ba^ umgenjanbelte öorberfte Stürf ber SBirbelfdule ober be^ JRüctgrat^. 5)ie Äno^enfa^)feI beS @(]^bel8 erf^eint bana^ au« mel^reren Änod^enringen jufammenge* fe|t, »elctie ben SBirbeln beö SRüdgratö urf))rünglid^ gleici^wertl^ig flnb. SOlerbingS ift biefe Sbee fürjU^ burd^ bie fd^arffinnigen Untere fud^ungen öon ©egenbaur') fel^r bebeutenb mobificirt »orben. 35ettnod^ gel^örte fie in jener Seit gu ben größten iJortfdiritten bcr Dergleid^enben Slnatomle unb tourbe für baö aSerftdnbnife be« SBtrbel* tl^ierbaueS eine ber erften ®runblagen. 3Benn jtoei Äöri)ertl^eile, bie auf ben erften SBlicf fo Derfdiieben auiSfel^en, toie ber ^imfd^dbel unb bie SBirbelfdule, fld^ alö urfprünglid^ gleichartige, auö einer unb berfelben ©runblage l^erüorgebilbete 3:]^eile nad^weifen Uefeen, fo mar bamit eine ber fd^wierigften naturpl^ilofopl^ifdfien aufgaben ge^ löft. Slud^ l^ier begegnet unö »ieber ber ®ebante be§ einl^eitUd^eu %XfpVi^, ber ©ebanle beg einjigen 3:]^emaö, bafe nur in ben t)er* fd^iebenen SIrten unb in ben Steilen ber einjelnen Slrten unenblid^ Dariirt loirb. 6* toaren aber nic^t blofe fold^e »eitgreifenbe ®efe^e, um bereu ($rfenntni| fid^ ©oetl^e bemül^te, fonbem e§ toaren aud^ ja^lreid^ einjelne, namentUd^ t)ergleid^enb«anatomifd^e Unterfud^ungen, bie tl^n lange Seit l^inburd^ aufiS lebl^aftefte befd^dftigten. Unter biefen ift DieHeid^t feine intereff anter, al§ bie ©ntbedfung beS 3»^^^^«* lieferö beim üKenfd^en. 2)a biefe in mel^rfadf)cr Segiel^ung t)on äßebeutnng für bie entwidfelungStl^eoric ift, fo erlaube id^ mir. 76 &ottf)t*^ (SntbecTung bed Stoifd^enfieferd beim lDlenf(^en. lY. glitten biefelbc furj l^icr barjulcgcn. @S c;riftlrcn bei fdmmtUd^cn ©äugctl^lcren in bcr oberen Äinnlabc jtt)ei Änod^enftürfcticn, »eld^c in ber 3RitteUinie beö ®ejid^tö, unterl^alb ber ^a\t, fld^ berül^ren, unb in ber SRitte jtoifd^en ben beiben ^dlften be« eigentlichen Oberfiefer^ fno(^enö gelegen finb. S)iefeö Änod^en<)aar, »eld^eö bie öier oberen ©d^neibegäl^ne trdgt, Ift bei ben meiften ©dngetl^ieren ol^ne SBeitereS fel^r lei^t jn erfennen; beim 3Renfd^en bagegen toar e« ju jener 3cit nid^t belannt, unb berül^mte tjergleid^enbe Slnatomen legten fogar auf biefen SRangel beS 3tt3if(i^cnficferö einen fel^r großen SBertl^, inbem fle benfclben alö ^au^)tunterf(l^ieb jtoifd^en SKenfi^en unb Sltfen an* fallen; eö tourbe ber 5Kangel bt^ Stoifd^enfiefer« feltfamer SBeife alö ber menfd^lid^fte aller menf^lW^en ßl^araftere ]^ert)orge]^oben. 5»un »oUte eö ©oetl^e bur^au§ ni(()t in ben Äo^jf, ha^ ber SWenfd^, bcr in allen übrigen för<)erlid^en Sejiel^ungen offenbar nur ein l^od^ cnt»* »idelte« ©dugetl^ier fei, biefen 3tt3if^enficfer entbel^ren foHe. @r jog aus ber allgemeinen aSerbreitung beS 3tt)if^enfiefer§ bei fdmmt* lid^en ©dugetl^ieren ben befonberen ©^lufe, ba& berfelbe aud^ beim SRenfd^en öorlommen muffe; unb er l^atte leine SRul^e, bi« er bei aSergleW^ung einer großen Slnjal^l öon ©d^dbeln »irflid^ ben S^Ji'' fd^enfiefer auffanb. Sei einjelnen gnbiöibuen ift berfelbe bie gange Sebenögeit l^inburd^ erl^alten, »dl^renb er geioöl^nlld^ frfil^geitig mit bem benachbarten Dberfiefer öertodd^ft unb nur bei fel^r iugenblid^en 5Kenfd^enfd^dbeln alö felbftftdnbiger Änodien nad^gutoeifen ift. »ei ben menfd^lld^en ©mbr^onen lann man il^n ie^t ieben Slugenblid üorgeigen. 2)er 3tt3ifci)enfiefer ift alfo beim 3Renfd^en in ber SD^at üorl^anben, unb ©oetl^e gebül^rt ber SRul^m, biefe in öielfad^er SBe«» giel^ung »id^tige Sl^atfad^e guerft feftgefteUt gu l^aben, unb gtoar ge* gen ben 2Biberfl)rud^ ber toid^tigften gad^autoritdten, g. 8. bt^ be* rül^mten SInatomen ^eter ßamper. IBefonberS intereffant ift babei ber SBeg, auf bem er gu biefer fJeftfteHung gelangte; e« ift ber SBeg, auf bem »ir beftdnbig in htn organifd^en 5ftaturtt)iffenfd^afteu fort* fd^reiten, ber SBeg bergnbuction unb 2)ebuction. 35ie Snbuction ift ein ©d^lufe aus gal^lreid^en eingelnen beobad^teten gdUen auf ein lY. ©oet^e'd X^cilnojjme on ber IWatutp^ilofop^ic. 77 attgcmeinc^ ®cfc^; bie 2)cbuction bogcgcu ift ein Sftfidfd^lufe m^ bicfctn aUgcmeinen @cfc^ auf ritten citt jclitett , ttod^ tttd^t tolrflid^ bcobad^tetctt fJaU. Sluö bcit botitalö gcfauttitcltctt ctitpirifd^cit Äcttit^ itiffcn gittg ber Sttbuctioni^fc^lu^ \)ttoox, ba§ fdtittiitUd^e @duge« tl^iere ben Sw^if^^wKef^ bejl^en. ©oetl^e jog barauö beit 2)e* buctiott^f d^lu^ , bafe ber SKetifd^, ber in aUett übrtgett Sejiel^un' gett friiter Drgattifatiott itid^t tt)efeittUd^ tjoit bcit ©dugetl^ieren t^tx' fd^iebett fri, anä) biefett 3tt)if^ettfiefer befl^cti titüffe; uttb Unterer fattb pd^ itt ber SEl^at bri riitgel^ettber Uttterfud^uttg. 68 »urbe ber 2)ebuctiott8fd^Iu& burd^ bie itad^folgeitbe ©rfal^ruitg beftdtigt ober Deriflctrt. ©d^ott bicfe tocitlgeu Sßfl^ tnögeit S^itett bett l^ol^ett SBert^ t)or Slugett fül^rett, bett tt)lr®oet]^e'§ biologif(()eit i5orfct)uttgeit jufd^rei« bett tttüffett. Sriber flttb bie meiftett feitter barauf bejöglid^ett 8lr= britett fo öerftedt itt fritteti gefatitttieltett SBerlett, unb bie toid^tigftett 8eoba(]^|tuttgett uttb SBemerfungen fo jerftreut in jal^Irrid^en ein» jelnen Sluffd^en, bie anbere Stl^emata bel^anbeln, bafe eö f(]^|toer ift, jie l^erauiSjuflnben. Slud^ ift bistoeilen eine t)ortreffli^e, tool^rl^aft toiffenfctiafttW^e Semerfung fo eng mit einem Raufen unbroud^barer natur|)]^ilofop]^ifd^er ^l^antaflegebilbe oerfnü^jft, bofe le^tere ber er= fteren grofeen Eintrag tl^un. %vix bog aufeerorbentlid^e Sntereffe, toel(()eö ©octl^e für bie organifd^e Sftaturforfd^ung liegte, ift oiellrid^t Sftid^ti^ bejeid^nenber, ate bie lebenbige Sl^rilnal^me, mit toelctier er no(^ in frinen legten gebend« ial^ren ben in Sranfrrid^ ouögebro(()enen ©trrit jtoifd^en ßuoier unb ®eoffro9 @. ^ilaire »erfolgte, ©oetl^e l^at eine intereffante SJarftellung biefeiS merftoürbigen ©trriteS unb frincr attgemrinen Sebeutung, fotoie rine trefflid^e ©^arafteriftil ber beiben großen ®egner in einer befonberen Slbl^anblung gegeben, toeI(()e er erft loe* nige Sage oor feinem Stöbe, im 5Kdrj 1832, ooHettbete. 2)iefe 8lb= l^anblung fül^rt ben Sitel: „Principes de Philosophie zoologique par Mr. Geoflfroy de Saint-Hiiaire"; fle ift ©oetl^e'd le^tei^ SBerf, unb bilbet in ber ®efammtauSgabe feiner SBerfe beren ©d^lufe. 35er 78 streit jtt)tfd&cn (Xuöier unb ®coffrop 6. ^ilaire. IV. ©trcit fclbft »ar in mt})x\ai^tx Scgicl^ung öon ]^ö(i^ftcm Stttcreffc. ©r breite pd^ mefetitUd^ um bie Sercd^tigung bcr ©ntoltfclungStl^eoric. 2)abci »urbc er im @c()oofec bcr frangöjtfiJ^ett Slcabemie öon bcibcn ©egncm mit einer <)erfönli(()en Seibenfd^aftlid^feit gefül^rt, weld^e in ben toftrbeöoUen ©i^ungen jener geleierten Äör|)erfdeaft faft unerl^ort ipar, unb »eld^e betoieö, ba^ beibe Slaturforfd^er für il^re l^eiligften unb tiefften Ueberjeugungen Idntpften. 3lm 22(ten gebruar 1830 fanb ber erfte ßonflict ftatt, »eld^em balb mel^rere anbere folgten, ber l^igfte am 19. guli 1830. ©eoffro^ al§ baö ^oupt ber fran* göftfcieen 5tatur<)]eilofopieen öertrat bie naturlid^e föntmidelungötl^eorie unb bie cinl^eitlictie (moniftifd^e) 5ftaturauffaffung. 6r bel^auptete bie aSerfinberli(]^|feit ber organifd^en @))ecie«, bie gemeinld^aftlid^e 8lb= ftammung ber einzelnen 3trten öon gemeinfamcn Stammformen, unb bie einl^eit ber Drganifation, ober bie ©inl^eit beö SauplaneS, »ie man jid^ bamalö auöbriidCte. ßuöier toar ber entltj^icbenfte ®egner blefer Slnf d^auungen , toie eö ja nad^ bem, toa^ Sie gel^ört l^aben, nid^t anberö fein fonnte. @r oerfud^te ju jeigen, bafe bie 5»atur|)]eilo- \oplitn fein SRed^t l^dtten, auf ®runb be« bamals oorliegenben ^m}pu rifd^en SKaterialö fo toeitgel^enbe ©d^lüffe ju jiel^en, unb ba§ bie be]eau|;)tete ©inl^eit ber Drganifation ober beö a3au|;)laneig ber Orga- nismen nid^t eriftire. @r oertrat bie teleologifd^e (bualiftifd^e) 5Ratur= auffaf[ung unb beieau^)tete, ba^ „bieUnöerdnberlid^Ieit ber @))ecieS eine notl^tocnbige Sebingung für bie 6? iftenj ber »iffeufd^aftlid^en 9latur= gefd^id^te fei.'' ßuoier l^atte btn großen aSortl^eil oor feinem ©eg'* ner öorauS, für feine a3el)auptungen lauter unmittelbar öor äugen liegenbe IBeU)ei§grunbe vorbringen ju fönnen, toeld^e allerbingö nur aus bem Sitf^wimenl^ang geriffene einjelne SC^atfad^en »aren. ©eof- fro^ bagegen toar nid^t im @tanbe, ben oon il^m oerfod^tenen p* leeren allgemeinen ßufammenl^ang ber einjelnen (Srfd^einungen mit fo greifbaren ©injell^eiten belegen ju fönnen. ©al^er bel^ielt ßuoier in ben Singen ber SKel^rlieit ben @ieg, unb entfd^ieb für bie folgenben brei Sal^rjel^nte bie 9lieberlage ber Slaturpl^ilofo^jl^ie unb bie ^errfd^aft ber ftreng em<)irifdeen SRid^tung. ©oetl^e bagegen nal^m natürlid^ ly, streit jtoif^en (Sutiier unb (^eoffrop 6. ^ilaire. 79 entf^eben f&t ©eoffro^ Partei. Sie lebl^aft il^n ttod^ in feinem Slftcn ^(äftt biefcr grofee Äantpf bcf d^dftigtc , mag folgenbe, xxm @oret erjäl^Ue ^nätbote bezeugen: „3Rotttag, 2. anguft 1830. 3)ie 5lac|rid^ten t)on ber begönne« nm 3uUre9oIution gelangten l^eute nad^ SBeimar unb fe^t^ ^Uled in 9[ufregttng. 3d^ ging im Saufe beS ^ad^miitagiS gu ©oetl^e. jjSRun?'' rief er mir entgegen, „toü& benlen «Sie öon biefer gro^n SBegebenl^it? S)er SSulcan ift jum 3lu§brud^ gelommen; attciS fielet in flammen, unb t§ ift nid^t ferner eine aSerl^anblung bei gef(i^loffenen ^vix^nl" @ine furd^tbare ©efd^id^te! ertoibcrte id^. 3tber »aö liefe pd^ bei ben belannten 3uftdnbcn unb bei einem fold^en SOlinifterium anber« erwarten, alä bafe man mit ber SSertreibung ber biöl^erigen fbniglid^ien S^tnilie enbigen »ürbe. „SBir fd^einen nn^ nid^t ju t)er= ftel^en, mein SlHerbefter,* crtoiberte ©oetl^e. „^ä) rebe gar nid^t öoit Jenen Seuten ; e« l^anbelt fid^ bei mir um ganj anbere 2)inge. 3d^ rebe t^on bem in ber Scabemie jum öffentlid^en 9(ui$brud^ gelom» menen, für bie SBiffenfd^aft fo l^öd^ft bebeutenben Streite jwifd^ien ßuöier unb ©eoffro^ be @. ^ilaire." S)iefe Slcufeerung ®oe« tl^e'd tiMir mir fo unenoartet, bafe id^ nid^t toufete, loaS id^ fagen foHte, unb bafe id^ todl^renb einiger SRinuten einen ))(nigen ©tiUftanb in meinen ©ebanlen öerfpürte. „3)ic @ad^e ift öon ber l^öd^ften Se- beutung,'' ful^r ©oetl^e fort, „unb @te fönnen jtd^ feinen 33egriff baoon mad^en, toai iä) bei ber 9lad(|rid^t oon ber @i^ung beS 19. 2[uU empfinbe. SBir l^ben fe^t an®eoffro9 be ©aint ^ilaire einen mdd^tigen Slßiirten auf bie S)auer. 3d^ fel^e aber gugleid^ baraug, tt)ie grofe bie 33^eilna]^me ber frangöfifd^en toiffenfd^aftlid^en SBelt in biefer Süigelegenl^eit fein mufe, inbem tro^ ber furd^tbaren ^)olitifd^en Aufregung , bie ©i^ung be« 19. 3uli bennod^ bei einem gefußten ipaufe ftattfanb. 3)aa 33efte aber ift, bafe bie oon ®eoffroq in Srranfreid^ eingeful^rte ftjntl^etifd^e Sei^anblungStoeifc ber 3llatur je^t nid^t mcl^r rudfgdngig ju mad^en ift. S)iefc Slngelegenl^eit ift burd^ bie freien ^DiÄcuffionen in ber Slcabemie, unb jtoar in ©egentoart eine« großen ^licum«, je^t öffentlid^ geworben, fte Idfet fid^ nid^t mel^r 80 ®oet(e*d (Sntbecfung ber beiben »coanifd^en 9{(bung«triebe. IV. an flcl^cimc 3luSfd^üffc öemctfen unb bei gcfd^loffcncn STl^ürcn abtl^un unb untcrbrürfcn." SSon bcn gal^lrcid^en intcrcffontcn unb bcbcutcnben ©ä^en, in todd^cn ftd^ ®oct]^c Aar fibcr (eine auffaffung bcr organifd^en 9latur unb il^rer bcftdnblgcn (Sutoidclung au§f|)rid^t, l^abc id^ in meiner generellen 2Hor<)]^ologie ber Organismen*) eine 8luStt)a^l alö Seit^ »orte an ben ©ingang ber einjelnen SBud^er unb 6a^)itel gefegt, ^ier fö^re id^ S^nen jundd^ft eine ©teile auö bem ®ebid^te an, toeld^eö bie Ueberfd^rift trägt : „bie 2Hetamort)^ofe ber Jl^iere" (1819). ^9(Qe (^lieber bilben flc^ mi noc^ etv'gen (Sefe^en, ^Unb bie feltenfte Sform bema^rt im ©e^eimen bad Urbilb. M^o befHmmt bie (Seflalt bie Sebendmeife bed Z^itxt^, ^Unb bie Seife ju teben, fie tvirft auf aUe ©eftalten .^IDtä^tig jUTütf. €^0 geiget \\ä) fefl bie georbnete 9i(bung, ^ffiel(^e sum ©e<^fel jlc^ neigt bur(^ äugerli* mirfenbe ffiefen." ©d^on l^ier ift ber®egenfa^ gwifd^en gwei öerfd^iebcnen organifd^en Silbungölrdften angebeutet, toeld^e fld^ gegen- über fielen, unb burd^ i^re SBed^feltoirfung biegorm beö Drga^ niSmuS beftimmen; einerfeit^S ein gemeinfameS inneres, fejt pd^ er= l^altenbeS Urbilb, toeldfieS ben Derfd^iebenften ©eftalten ju ®runbe liegt ; anbrerfeitö ber dufeerlid^ wirf enbe ©influ^ ber Umgebung unb ber SebenStoeife, »eld^er umbilbenb auf baö Urbilb einmirft. 9lod^ beftimmter tritt biefer ©egenfa^ in folgenbem SluSfprud^ l^eröor. „eine innere urfprünglid^e ©emeinfd^aft liegt aller Drganifation gu ®runbe; bie SSerfd^iebenl^eit ber ©eftalten bagegen entf<)ringt auö ben notl^toenbigen Segiel^ungötJerl^dltniffen gur Slufeentoelt, unb man barf bal^er eine urf<)rünglid^e, gleid^geitige SSerfdfiiebenl^eit unb eine unaufl^altfam fortfd^reitenbe Umbilbung mit SRed^t annel^men, um bie ebenfo conftanten als abtoeid^enben ©rf dfieinungen begreifen gufonnen." 2)aS „Urbilb" ober ber „S^puS", »eld^er als „innere urfprüng^ lid^e ®emeinfd^aft'' allen organifd)en formen gu ®runbe liegt, ift bie innere a3ilbungs!raft, toeld)e bie urf))runglid^e SilbungSrid^tung erl^dlt nnb burd^ SSererbung fortpflangt. S)ie „unauft)altfam fort* IV. ^ie €pecipcatio!i (Seterbung) unb bie Wetamotpbofe (tMnpaffung). 81 fd^rcttcnbc Umbilbung" bagcgcn, mldjc ,,auö bcn notl^wenbigen Sejicl^ung^öcrl^dltniffcn jur Slu^cntoclt cntj|)rin9t" , betoirft al§ du^crc SilbungiSfratt, burd^ 3ln<)affung an bic umgebenben ScbcnSbcbingungcn , bic uncnblid^c ^SScrfctiiebenl^eit ber ®e[taltcn". S)cn inneren Silbungötricb ber SSererbung, »eld^cr bie ©inl^eit be§ UrbilbeS erl^dlt, nennt ®oet]^e an einer anbercn @teUe bie 6entri<)etallraft be^S Drgani^mnö, feinen @<)ecification§trieb ; im ©egenfa^ bajn nennt er ben dn^eren Silbnngötrieb ber 2ln== |)affnng, toeld^er bie SRannid^faltigfeit ber organifd^en ©eftalten l^erDorbringt, bie ßentrifugalfraft beö Drgani^mn^, feinen 3}a= riation^trieb. $Die betreff enbe ©teile, in toeld^er er ganj flar ba^ „®egengeti)i(()t" biefer beiben dnfeerft »id^tigen organif(()en Silbungö* frdfte bejeid^net, lautet folgenbermafeen: „$Die ^l^ee ber 3Retamor= pl)ofe ift gleid^ ber Vis centrifuga unb ttürbe fid^ in§ UnenbUd^e tjer^^ Heren, »dre il^r nid^t ein ®egengett)id^t jugegeben: id^ meine ben ©pecification^trieb, baS jdl^e Sel^arrlid^feitööermögen beffen, »aö einmal jur SBirflid^!eit gelommen, eine Vis centripeta, toeldfier in il^rem ttefften ®runbc leine Sleu^erlid^feit etwas anl^aben fann." Unter SKetamorpl^ofe öerftel^t ®oet^e nid^t aHein, »ie eö ^eutjutage gemöl^nlid^ öerftanben »irb, bie gormöerdnberungen, »eld^e ba§ organifd^e Snbiöibuum »dl^renb feiner inbiöibueHen @nt= »idelung erleibet, fonbern in weiterem Sinne überl^au^t bie Um= bilbung ber organifd^en formen. 2)ie „3bee ber 3Retamor= |)]^ofe" ift beinal^e gleid^bebeutenb mit unferer „ßnttoidelungötl^eorie''. S)ie§ ergiebt ftd^ unter Slnberem aud^ auö folgenbem SluSfprud^: „2)er Sriump]^ ber ^)]^9fiologifd)en SWetamorpl^ofe jeigt ftd^ ba, m bas ®anje*ftd^ in gamilien, gamilien fid^ in ®efd^led)ter, ®efdf)led^ter in ©ippen, unb biefe toicber in anbere SRannid^faltigfeiten bis jur 3n* biöibualitdt fd^eiben, fonbern unb umbilbcn. ®anj inö Unenblid^e gel^t biefes ®efd^dft ber 3llatur; fte fann nid^t rul^en, nod^ bel)arren, aber aud^ nid^t SlUeö, was fie l)ert)orbradf)te, bewal^ren unb erl)alten. SluS *bem ©amen entmideln fid^ immer abweid^enbe, bie SSerpUniffe il^rer %^t\k ju einanber üerdnbert beftimmenbe ^^Jflanjcn." •^aecffl, 9laturl. ^(^ct;fund«9()0. 7. Aufl. 6 82 ®cet^e*« 9lnfid)t oon ber «luWuermanbtWaft aller fflirbeltbiere. IV. 3n ben bcibcn organif(()cn IBUbungötriebcn, in bcm conferDa^ tii>ctt, ccntripctalcn, irtncrlid^cn aSilbungStricbe ber Sßererbung ober ber ©peäflcatton einerfeitö, iti bem progrefftöen, centrifugalcn, äu^er- Ud^cn aSilbungötriebe ber Slapaffung ober ber W^tamoxpt)o\t anbrcr* feitö, l^atte ©octl^e bereite bie beiben grofeen med^anifd^en 5Ratur=^ frdfte entbedt, ttjeld^e bie »irfenben Urfad^en ber organijd^en &t\taU tungcn Pnb. 3)iefe tiefe biologifd^e 6rfenntni§ mufete il^n naturgemäß ju bem ©runbgebanfen ber Slbftammungöleftre filieren, ju ber SSor* [teHung, ba^ bie formöertoanbten organifd^en Slrten »irflid^ blutö^ öertoanbt jinb, unb baß biejelben öon gemeinfamen urfprünglid^en (Stammformen abftammen. gür bie mid^tigfte tjon aUen äl^ier- gnippen, bie ^au^)tabt]^eilung ber SBirbeltl^iere, brücft bie§®oetl^e in folgenbem merftoürbigen @a^e auö (1796!): ^3)ie^ alfo l)dtten tt)ir gewonnen, ungefd)eut itiiaupkn ju bürfen, bafe alte tJoHfomm- neren organifd^en 9iaturen, »orunter wir %i\6)t, Ämpl^ibien, SJögel, ©dugetl^iere unb an ber @pi^c ber legten ben aWenjd^en feigen, alle nad^i einem Urbilbe geformt feien, ba§ nur in feinen fel^r beftdm bigen Sielen mel^r ober toeniger ]^in= unb l^ertoeic^t, unb jtd^ nod^ tdglid^ burd^ 5art|)flanjung an^ unb umbilbet." S)iefer @a^ ift in mel^rfad^er IBejiel^ung oon Sntereffe. S)ie SB^rie, baß ,,alle t)ollfommneren organifd^en 9laturen", b. 1^. alle SBirbeltl^ere , oon einem gemeinfamen Urbilbe abftammen, baß fte au^ biefem burc^ gortpflanjung (Siererbung) unb Umbilbung (8ln= paffung) entftanben ftnb, ift barau^ beutlid^ ju entneljmen. Sefon^ ber« intereffant aber ift, baß ®oet^e aud^ l)ier für ben SReufd^en leine Slu^nal^me geftattet, il^n oielmelir auöbrüdflid^ in ben Stamm ber übrigen SBirbeltl^iere ]^ineinjiel)t. 2)ie toid^tigfte f<)ecielle .§olge^ rung ber Slbftammungälel^re, baß ber SKenfd^ oon anbeten 35BirbeU tl^ieren abftammt, Idßt pd^ l^ier im Äeime erfennen '). 9iod^ flarer fprid^t ®oet^e biefe überaus mid^tige ®runb==3bce an einer anberen Stelle (1807) in folgenben SBorten auö: „35Benn man ^pangen unb Untere in iljrem unöoHfommenften ßuftanbe be« trad^tet, fo jtnb fte faum ju unterfd^eiben. 6o oiel aber fönnen IV. Ooetbe*» monop^pIetiWe tiefccnbenj.^ppotbfff. 83 »ir fagcn, bafe bie au^ einer faum ju fonbcrnben SSewanbtfd^aft als ^panjctt unb ^mt nad^ unb nac^ l^erüortrctenben ©cfd^öpfc nad^ jtt)ei entgegcngcfe^tcn ©citen ^ij öcrtJoHfommncu, fo ba§ bie ^Panje fxij jule^t im Saunte bauernb unb ftarr, ha^ %i}\tx im SKenfd^en jur l^öd^ftcn Settjeglidifeit unb Steilheit jid^ öerl^errlid^t.'' 3n biejcm merftüürbigen @a^e ijt niiJ^t attein ba§ genealogifd^e aSemanbtfd^aftö'SSerl^äUni^ t>t^ ^flangenreid^S jum ä^ierrcid^e l)5d^ft trejfcnb beurtl^eilt, fonbem aud^ bereits ber Äem ber cinl^citlid^en ober monopl^^letifd^en 35efcenbeng=^9|)ot]^efe entl^alten, beren Se- beutung id^ Sinnen fpdter auSeinanber ju fe^en l^abe. (SSergl. über ©oetl^e'S JranSformiSmuS namentlid^ Äalifd^er'S ©d^rift»). 3u berjelben S^it, alS®oet]^e in bieferSBeife bie ©runbgüge ber JDejccnbenj'Sl^eorie enttoarf, finben »ir bereits einen anberen bcutfd)en 9latur|)]^ilofop]^en angclegentlid^ mit berfelben befd^dfiigt, ndmlid^ ©ottfrieb SReinl^olb StreöiranuS auS 33remen (geb. 1776, geft. 1837). SBie fürglic^ SBil^elm Sode in Sremen ge^ jeigt l^at, entwidfelte SreöiranuS fd^on in bem frul^eften feiner größeren SBerfe, in ber ^Siologie ober 5ßl^iIofo|)]^ie ber lebenben Äatur'', bereits ganj im Slnfange unfereS Söl^rl^unbcrts, moniftifd^e Slnjld^ten oon ber ©inl^eit ber Sftatur unb oon bem genealogifd^en 3ufammen]^ang ber DrganiSmen-Slrten , bie gang unferem je^igen @tanb|)unlte entfpred^en. 3" ben brei erften Sdnben ber Siologie, bie 1802, 1803 unb 1805 erfd^ienen, alfo jd^on mel^rere Sa^re oor ben ^aupttoerfen öon D!en unb ßamarrf, finben ftd^ galjlreid^e ©teilen, »eld^e in biefer a9egiel)ung öon Jntereffe ftnb. 3d^ miU nur einige ber »id^tigften l^ier anful^ren. Ueber bie ^au^)tfrage unferer S^eorie, über ben Urf<)rung ber organifd^en @|)ecieS, f))rid^t ftd^ 3:reüiranuS folgenberma^en auS: „3^e gorm beS ßebenS fann bnrd^ ^)^9ftfdf)e Ärdfte auf boppelte SIrt ^eroorgebrad^t fein: entweber burd^ ©ntftel^ung auS formlofer 2Raterie, ober burd^ abdnberung ber fjorm bei bauernber ©eftaltung, 3m le^teren %a\it fann bie Urfad^e biefer Slbdnberung enttoeber in ber @intt)irfung eines ungleid)artigen mdnnlic^en 3cugungSftoffeS f»» 84 (Sntnjitfetung^t^eodc t»on Iretkiranu?. IV. auf ben »cibli^en Äeim, ober in bem erft nact) ber ©rjcugung [tattfinbenben ßinfluffe anbcrer ^otcnjen liegen. — 3n iebem le- benben SBefen liegt bie gdl^igfeit ju einer enblofen SKannictitaltigfeit ber ©eftaltungen ; jebeS bejt^t ba§ 3Senn5gen, feine Drganifation ben SSerdnberungen ber dufeeren SBelt anju^affen, unb biefeö burd^ ben SBed^fel beö Uniöerfumö in Sl^dtigfeit gefegte Sßermögen ift eö, »aö bie einfad^en Qoop^t)tm ber aSortoelt ju immer ^öl^eren Stufen ber Drganifation gefteigert unb eine jal^llofe aRannid^faltigfeit in bie lebenbe 9latur gebrad^t l^at." Unter Soopl^^ten öerftel^t l)ier Streu iranu^ bie Organismen nieberften SRangeö unb einfad^fter Sefd^affenl^eit , inöbefonbere jene neutralen, jtoifdfien Stl^ier unb ^flan je in ber 5Kitte ftel^enben Umjefen, bie im ®anjen unferen 5ßrotiften entfpred^en. „S)iefe Soopl^^ten", fagt er an einer anberen ©tette, „fmb bie Urformen, auS weld^en aUe Organismen ber l^ö^eren Glaffen burd^ aHmdl^lidfie ©ntmidelung entftanben finb. SBir ftnb femer ber 3Keinung, ba& febe Slrt, toie iebes 3nbit)ibuum, geioiffe ^erioben beö SBad^Stl^umS , ber Slfitlie unb beö abfterbenS l^at, bafe aber il^r abfterben nid^t Slup&fung, toie bei bem Snbiöibuum, fonbern Degeneration ift. Unb l^ierauS fd^eint uns ju folgen, bafe eS nid^t, wie man getoölinlid^ annimmt, bie großen Äataftroi)^en ber @rbe jinb, toaS bie Sll^iere ber aSortoelt oertilgt l)at, fonbern bafe SJiele biefe überlebt l)aben, unb ba& pe oielmel^r besiegen aus ber je^igen Statur oerfd^wunben jinb, »eil bie Slrten, ju »eld^en jte gel^örten, btn Kreislauf i^reS S)ajeinS oollenbet ^aben unb in anbere Gattungen übergegangen jtnb." SBenn StreoiranuS an biefen unb anberen Stellen ©egene^^ ration als bie toid^tigfte Urfad^e ber Umbilbung ber 21^ier= unb ^flanjen-Slrten anfielet, fo öerftel^t er barunter nid^t „Entartung" ober ^Degeneration in bem l^eute gebrdud^Iid^en Sinne. SSielmel^r ift feine „Degeneration" ganj baffelbe, »aS toir l^eute 3tn<)affung ober Slbdnberung burd^ ben duneren SilbungStrieb nennen. $Dafe2:re= üiranuS biefe Umbilbung ber organifd^en @))ecieS burd) Slnpaffung, unb il^re @rl^altung burd^ 35ererbung, bie ganje 3Rannic^faltigfeit ber IV. SWoniftifc^e S'laturanfc^auunQ x>on Ixmxanm. 86 organifd^cn gofmcn aber burd^ bic SBcdifclwirfung Dön Slnpaffung unb SScrcrbung crfldrtc, gcl^t aud^ auS mcl)rcrcn anbcrcn ©teilen flar ^ert)or. SBie tief er babei bie gegenfeitige Slbl^ängigfeit aller lebenben SBefen Don einanber, unb überl^aiipt ben uniDerfalen ßaufal* nejru§, b.f). ben einl^eitlid^en urfdci)Ud)en 3ufammenl)ang jwifd^en allen ©liebem unb Jl^eilen beö 3Beltall§ erfaßte, jeigt unter anbem nod^ folgenber @a^ ber ©iologie: ,,2)a§ lebenbe 3nbit)ibuum ift ab^ pngig Don ber Strt, bie 2lrt Don bem ©efd^led^te, biefeS Don ber garijen lebenben 9latur, unb bic le^tere Don bem Drgani^muö ber erbe. 2)aö 3nbioibuum bejt^t jttjar ein eigent]^ümlici)e§ Seben unb bilbet infofern eine eigene 2Belt. 2lber eben »eil baö ßcbcn beffelben befd^ränft ift, fo mad)t cö bod) jugleid^ aud) ein Organ in bem aUge* meinen Drganiömuö auö. 3^ber lebenbe Mxptx beftel^t burd) ba§ Unioerfum; aber ba§ UniDerfum beftel^t aud^ gegenfeitig burd^ il)n." 2)afe biefer großartigen med^anifd)en Sluffaffung beS Unioerfumö jufolge3:reoiranuS aud^ für ben SRenfd^cn feine prioilegirte auS^^ nal^meftellung in ber 9latur juliefe, oielmel^r bie allmdl^lid^e ©nt^ »idfelung beffelben au§ nieberen Jl^ierformcn annal^m, ift bei einem fo tief unb flar benfenben 9laturi)f)ilofoi)]^en felbftocrftänblid^. Unb eben fo felbftDerftanblid) ift eö anbererf eit^S , baß er feine Äluft jmifd)en organifd)er unb anorganifd^er 9latur anerfannte, oielmel^r bie abfolute ©infieit in ber Drganifation be§ gangen SBeltgebdubeö bel^auptete. 35ie§ bejeugt namentlidf) ber folgenbe @a^: ,,3cbe Unterfud^ung über ben ©influfe ber gefammten 9latur auf bie lebenbe SBelt muß Don bem ©runbfa^e auömentale§ SBerf, bie „Philosophie zoologique" erfd^ien. Sd^on 1802 l^atte Ofen einen „©runbrife ber 9laturp^ilofo))]^ie'' öeröffentlidf)t. 3Sie fd^on frül^er angebeutet würbe, flnben wir bei Ofen, tjerftedft unter einer Sülle Don irrigen, gum Stl^eil fel^r abenteuerlid^en unb pl^antaftifd^en Sorfteltungen , eine Slngal^l öon mertl^öoHen unb tiefen ©ebanfen. ©inige Don biefen 3been l^aben erft in neuerer 3eit, Diele ^ai)xt nad^bem jte Don i^vx anögefprod^en »urben, all* mäl^lid^ tt)iffenfdf)aftlid^e ©eltung erlangt. ^6^ mill ginnen l^ier Don biefen, faft i)rop]^etifd^ au8gefi)rod^enen ©ebanfen nur gmel anfül^ren, meldte gugleid^ gu ber entttJidfelungStl^eorie in ber innig- ften a3egiel)ung fiel)en. eine ber mid^tigften Stl^eorien Dfen'ö, meldf)e frül^erl^in fel^r Derfdf)rieen, unb namentlid^ Don ben fogenannten ejracten emi)irifern auf ba^ ftärffte befdnq)ft tourbe, ift bie ^bee, bafe bie Sebenö* erfd^einungen aller Organismen Don einem gemeinfd^aftlid^en d^emi* fd^en ©ubftrate auögel^en, gemiffermafeen einem allgemeinen, einfad^en „SebenSftoff", totlijtn er mit bem 9lamen „Urfd^leim^^ belegte, er bad)te pdf) barunter, mie ber 9lame fagt, eine fd^leimartige ©üb-- ftang, eine ©imeifeDerbinbung, bie in feftflüfflgem SIggregatguftanbe be* finblidf) ift, unb baö SSermögen befl^t, burd^ Unpaffung an Derfd^iebene ejciftengbebingungen ber Stufeentoelt, unb in SBed^felmirfung mit bereu 3Katerie, bie Derfd^iebenften gormen l^eroorgubringen. 5lun braud^en (Sie blo§ baö SBort Urfd^leim in baö SBort ^rotoplaöma ober Bellfto^f umgufe^en, um gu einer ber grbfeten ©rrungeufd^aften gu gelangen, meldte wir ben mifroffopifd)en Sorfd^ungen ber legten gel^n Saläre, inSbefonbere benienigen Don SKajc @df)ul^e, Derbanfen. rV. UrfAUimtbfon« unb Jnfwforientbfotie t»on Cfen. 87 JTurt^ btcfc Untcrjuc^ungen l^at ^d) ^erau^geftcllt, bafe in aBcn leben« bigen 9Raturförpern ol^nc Hu§nal)me eine gewiffc SRenge einet f(%lei« migen, eiroeifeartigen 5Waterie in fcftflüfPgem 3Mcl)tigfeiWju|lanbe Pd^ Dorfinbet, unb bafe biefc ftirfftopaltige Äo^lenftofftjerbinbung au«« fd^Uefelid^ ber urfprünglici^c Irdger unb SBetoirfer aßet fiebcnöerfd^ei« nungen unb aller organifd^cn ?cormbilbung ift. Sllle anbercn ©toffe, meldte au^erbem nod^ im Organismus Dorfommen, werben erj) t)on biefem actiDen SebenSftoff gebilbet, ober Don aufeen aufgenommen. 3>aS organifd^e (Si, bie urfprünglid^e BeDe, aus »elc^er jtd^ JebeS Stiller unb Jebc ^flanje juerft entmicfclt, befielet tocfentlic^ nur auS einem runben Älümpd)cn folc^er eimcifeartigen SWatcrle. aiud^ ber ^ibotter ift nur (Simeife, mit ?fcttferndf)en gemengt. Ofen l^atte alfo n)irflid^ aUed^t, inbem er, mel^r al^nenb als miffenb, ben ©a^ ausfprac^: „Alles Organifd^e ift aus Schleim l)eroorgegangen, ift 9lid^tS als oerfd^ieben geftalteter ©d^leim. 2)iefer Urfdf)leim ift im SWeere im SSerfolge ber ^laneten^iäntioicfelung aus anorganifd^er 3Katerie entftanben.'' 3ln bie Urfd^leimtl^eorieDfen^S, m\i)t njefentUd^ mit ber neuer» lid^ crfi feft begrünbeten, äufeerft toid^tigen ^rotoplaSmatl^eorie jufammenfäHt, fd^liefet pdf) eine anbere, eben fo großartige 3bee beffelben 9laturp^ilofop]^en eng an. Ofen bel^auptete ndmlid^ fd^on 1809, ba^ ber burd) Urgeugung im 9!Keere entftel^enbe Urfd^letm alsbalb bie iJorm Don mifroflopifd^ fleinen ©IdSÄjen annel^me, meldte er 5Klle ober gnfuforien nannte. „2)le organifd^e SBelt l)at ju i^rer »ajtS eine llnenblidf)feit oon foldf)en a3ldsdf)en.'' $Die SldSc^en entftel^en aus ben urfl)rünglid^en feftflüffigen Urfd^leimfugeln baburd^, baß bie ^tx\p^mt berfelben fld^ öerbid^tet. 2)ie einfad^ften Drga« niSmen flnb einfädle fold)e SBldSdEien ober Snfuforien. 3cber ^öl^ere Organismus, jebes J^ier unb jcbe ^flange Dollfommnerer Art ift »elter 9lidf)tS als „eine 3ufammenl)dufung (©^ntl^ejis) oon fold)en infuforia^^ len SBldSd^en, bie burd^ oerfd)iebenc Kombinationen jid) oerfd^leben ge= ftalten unb fo gu l^öl^eren Organismen aufmad^fen''. ©ic braudf)en nun mieberum bas SBort SöldSd^en ober Snfuforium nur burd^ baS SBort 3cUe ju erfe^en, um ju einer ber größten biologifdf)en S:()eorien 88 SittTOicfelunöt^eorie t)on Cfen. IV. unfcrcö 3^1^r]^unbcrt<§, jur ScHentl^coric, ju gelangen, ©d^teiben nnb ©d^ttjann l^aben juerjl im ^af)xt 1838 bea cnH)irif(i^en 33ett)ei§ geliefert, bafe aUe Drganiömen entoeber einfädle SzUen ober 3u= jammenl^äntungen (@^ntl§efen) öon fold^en S^Utn flnb; unb bie neuere ^rotoplaSmatl^eorie l^at nad^getoief en , bafe ber tt)efentlid)fte (unb biöttjeilen ber einjige!) Seftanbtl^eil ber ed^ten ßeHe baS $ro^ to))la§ma (ber Urfd^leim) ift. 2)ie ©igenf d^aften , bie Ofen feinen 3nfuforien jufd^reibt, ftnb eben bie ®igenfd^aften ber Sitten, bie eigenfd^aften ber elementaren Snbiüibuen, burd^ beren 3wfammen= Pufung, 33erbinbung unb mannid^f altige Sluöbilbung bie Isolieren Organismen eutftanben jtnb. 2)iefe beiben, aufeerorbentlid^ frud^tbaren®ebanfenDfen'S mür- ben ttjegen ber abfurben ^Jorm, in ber er jte auSfprad^, nur wenig berüdEftdf)tigt, ober gänjlid^ öerfannt; unb eS mar einer öiel fpdteren Seit Dorbelialten, biefelben burdf) bie ©rfalirung ju begrünben. ^vx cngften 3ufammenl)ang mit biefen SorfteHungen ftanben aud^ anbere ©runbfd^e feiner 6ntn)idfelung8lel^re. SSom Urfi)rung beS SRenfd^em gefd^ledf)t§ fagte er: „2)er SWenfdE) ift entmidtelt, nid^t erfd^affen.'^ @o t)iele tt)ill!urlid)e SBerfel^rtl^eiten unb auöfd)tt}eifenbe ^l^antaflefpriinge ftd^ aud^ in Dfen'S 5laturi)l|ilofopl)ie finben mögen, fo fönnen jte un§ bodf) nid^t l^inbern, biefen großen unb il^rer ß^t ttjeit Dorauöeilem ben Sbeen unfere geredete SBetounberung ju jollen. @o t)iel gel)t au§ ben angefül^rten a3e]^au))tungen ©oetl^e'S unb Dlen'8, unb au§ bcn bemndd^ft gu erörternben Slnjtd^ten Samardt'S unb ©eoffro^'ö mit ©idierl^eit l^eröor, bafe in ben erften 2)ecennien unfereS ^af)x^ l^unbertö 9liemanb ber natürlid^en, burd^ 3) arm in neu begrünbeten ©nttoidtelungötl^eorie fo nal§e fam, alö bie t)ielt)erfdf)rieene 3ftatur= pl^ilofopl^ie. Gntmitfelungöt^eorie t)on ^ant unb ^gamartf« 5(ant d Serbienfle um bie (Sntn)i(feIungdtheone. 6e(ne moniflif^e 5^odmcIogie iinb feine bualiflif4)e Siologie. fßiberfpruc^ \>on SRecbaniemud uub Xeleologie. iDerglei^ung bei geneaIogtf(^en Biologie mit ber t>eTg(ei(^enben ^practforfd^ung. 9lnfi4ten ^u @unflen ber ^efcenbenjt^^eorie t>on Qeopolb ]6u(^, ^atx, 6(^(eiben, Unger, 8(^aapaufen, iDictoi danid, Süc^uer. 2)ie franjdfifc^e 9latuTP()iIofop()ie. gamarcfd $(^iIofop()ie joologique. $amai(f'd monif!if(^ed (mec^anif^ee) IRaturfpflem. @eine 9(nft(^ten von ber Ifflec^feltvirfung ber beiben organifc^en Qilbung^fräfte, ber ^Dererbund unb ^npaffung. $amar(f'd ^nfi^t von ber (intn)i(fclung bed IDtenfc^engeWec^td aud offenortigen 8äugetf)ieren. Sertbeibigung ber ^efcenbenj« t^eorie bur(!^ ©eoffrop 6. <&ilaire, 9}aubin unb Secoq.^ ^ie euglifc^e lRaturp()il0' fop()ie. ^njtc^ten ju (ä^unflen ber ^efcenbenjtl^eorie pon (iradmud 2)arn)in, S. <^er^ bert, ®rant, grefe, Herbert €pencer, ^oofer, ^uytep. 2)oppelted ©erbicnfl pon ill)« Olnorgologie. V. gcnfa^c ju crftercr burd^ jttjctfmäfeig tl^dtigc Urfaci)en (causae finales) crfldrt »erben mufe. (SSergl. @. 31.) 2)iefer 2)uaUömuö tritt un^ auffallenb entgeßen, menn n)ir bie ^laturanfd^auunfl eineö ber größten bcutfci)en ^pofoi)l)en, Äant'^r betraci)ten, unb bie SorfteHungen in'ö äuge faffen, tüe^e er jtd^ Don ber ©ntftel^ung ber Organiömen bilbete. @tne ndl^erc S3e- tradfitung biefer aSorfteHungen ift l^ier fd^on be^^ fül^nen SSerfud^, „bie SSerfaffung unb ben med^a^ nifd^en Urfprung beö ganjen SBeltgebäubeö nad^ 9lett)ton*fd^en ©runbfd^en abju]^anbeln'\ unb mit 2luöfdf)lufe aller. SBunber au§ bem naturlid^en (äntwidfelungSgange ber SKaterie medf)anifd^ ju er^ erfldren. 2)iefe Äantifd^e Äoömogenie ober bie „foömologifdf)e ©aö- tl^eorie'' , »eld^e mir nad^l^er (im XIII. aSortrage) für j erörtern mer^ ben, »urbe fpdterl^in öon bem franjöjtfdfien 9Wat]^ematiler Saplace unb Don bem englifd^en 3lftronomen ^erf d^el auöful^rlid^er begrünbet unb erfreut fld^ nod^ l^eute einer faft allgemeinen Slnerfennung. @d^on allein megen biefeö mid^tigen SBerfe^, in meld^em ejcacteä i)]^9jtfalifd^eS SBiffen mit ber geiftDoUften ©peculation ge))aart ift, öerbientÄant ben (Sl^rennamen eines 9latur|)l^ilofo|)]^en im heften unb reinften ©inne be§ SBorteö. 9lun finbet jid^ aber in öerfdf)iebenen ©d^riften t)on Smma« nuel Ä'ant, namentlid^ aus ben jüngeren ^afyctn (t)on 1755— 1775) eine Änjal^l Don l^öd^ft mid^tigen 3[uSf|)rüd^en jerftreut, »eld^e unö bagu bered^tigen, Äant neben Samardf unb ©oetl^e aU ben erften unb bebeutenbften SSorldufer JDarmin'S l^er- V. Ä«ii> ^flalim(dx «iclc^ie. 91 Mr^n^bfit rtr tiffflidK t>öilofop]^ Jvri^ e(^ul^c in Joia bot ffldf torglid^ bae grofef Serbienjl croorbcn, bifjc »icbtigcn, aber fc^r oerftedtm imb roai\% brfonntdi eteOen au:> bcn Scrfen b«» groBen ^öitigdberger ^ilofopb^ gn fammeln unb fritifcb ju erlautem. (gri| ec^nl^e, „Äont unb S^aroin, ein Seitrag jur ®ef(bi(bte ber entwicWnngeleb«* 3«na, 18Tö.) (S^ gebt barau^ b^nwr, bafe Äant bereite mit ©oUer Älarbcit ben großen ©ebanlen ber 5latur« 6in^eit (e. 32, 4ß) unb ber aüumfaffenbcn einbeitlicben (Jnt' »icfelung erfaßt i^aitc; nicbt allein bebauptet er in Jvolge beffen bic Sn^ammung ber üerfcbiebenen Crganiomcn Don gemeinfamen Stammformen (2)efcenbenj=Jbwrie!), bie „abartung oon bem Ur« bilbe ber Stammgattung 'bur(b natürlicbe Säuberungen " (TOigra* tion^ =^ 3:b^rie ! S. 65); fonbem er nimmt aud^ an (fcbon 17711) „ba^ bie urf|)rüngli(be ©angart bee 5Kenfcben bie oierfüfeige geioe» fen ifl, bafe bic jioeifüfeige jtcb erft attmäbUcb entmicfelt unb bafe ber 2Renf(b erft aümdblit^ fein |)au|)t über feine alten Äameraben, bie 3:^iere, fo ftolj erboben l^at'' (a. a. D. 6.47—50), Ja Äant ift fogar ber ©rfte, ber baö ^rinci^) beö ,,Äam))feö um'« Dafein" unb ber „©electionötbeorie" entberft l^at, wie mir nad^l^er nod^ feben merbeu (a. a. D. @. 25, 56, 57, 61, 140 u. f. ».). SBir würben bal^er unbebingt in ber ©efc^icbte ber ©nttoicfC' lung8lel)re unferem gewaltigen Äönig^berger ^l^ilofopb^n ben erften $la^ einräumen muffen, wenn nicbt leiber biefe bewunberungöwür» bigen moniftifc^cn Sbeen be« Jungen Äant fpdter burcb ben über« wdltigenben (äinflufe ber bualiftifcben cbriftUcl^en SBeltanfcbauung gauj jurüdgebrdngt worben wdren. Sin i^re Stelle treten in ben fpdte» ren Scbriften Äant'S tl^eil« ganj unl^altbare bualiftifcbe Sorftettun- gen, t^eilö unflareö Scbwanfen jwifc^en crftercn unb le^teren. SBenn Sie Äant'S Äritif ber teleologifd^en Urt^cilöfraft, fein angefel^enfted biologifcbeö SBerf, lefen, fo gewahren Sie, bafe er jtcb bei SSetradf)» tung ber organifd^en 9latur wefcntlidf) immer auf bem tclcologifd^en ober bualiftifd^en Stanb|)unft crl^dlt, wdbrenb er für bie anorgifd^e 9latur unbebingt unb ol^ne StüdCl^alt bie med^anifcbe ober moni« 92 ^önf« buoliflifi^e 5?iolo9ie. V. ftifd^c ertldrunflginctl^obc annimmt, ©r ht\)a\xpkt, bafe ftd^ im ®cbictc bcr anorgif(f)cn 9latur fämmtlici)c ®rjd^einungcn auiS me= (l^anif(]^cn Urfad^cn, au§ bcn bctt)Cflen6cn Säften bcr 3Ratcric fclbft crflaren laffcn, im ®cbictc ber organifd^cn 5Ratur bagcgcn nid^t. 3n bcr gcfammtcn 2lnorgologic (in bcr ©cologic unb SKincralogic, in bcr 3KctcoroIogic unb Slftronomic, in bcr ^l^^jtf unb ßl^cmic bcr anorganifd^cn 9laturför))cr) foUcn attc ©rfd^cinungcn blofe burd^ 9Rc» d^aniömuö (causa efficiens), ol^nc 2)agtt)ifd^cnfunft eine« &nb' jtt)ccfc§ crfldrbar fein. 3" bcr gcfammtcn S3iologic bagcgcn, in ber Sotanif, 3oologic unb 2lnt]^roi)ologic , foH bcr ÜWcd^aniSmu« nid)t auSrcid^cnb fein, unö alle @rfd)cinungcn ju crfldrcn; Diclmcl^r fönncn tt)ir bicfelbcn nur burd^ Slnnal^mc einer gibccfmdfeig toirfenben ®nb* urfad^c (causa finalis) begreifen. 2ln mcl^rcrcn Stellen l^cbt Äant auSbrüdUid^ l^cröor, bafe man, öon einem ftreng naturtöiffcnfd^aft' Ud^'1)l)ilofoi)l§ifd^cn ©tanbpunft auS, für alle ©rfd^cinungen ol^nc 2lu«nal)me eine mcdf)anifd^c 6rlldrung§tt)cife forbern muffe, unb bafe ber 3Kcd^aniSmu§ allein eine mirflid^e ®rfldrung einfd^licfee. 3uglcid^ meint er aber, bafe gegenüber bcn belebten Slaturlörpcrn, bcn Silieren unb ^flanjen, unfer menfdf)lid^e§ erfcnntnifetjcrmögcn befd^rdnft fei, unb nid)t au^reid^c, um l^intcr bie eigentlidf)e toixt^ fame Urfad^e bcr organifd^en aSorgdnge, inöbefonbere bcr (äntftcl^ung bcr organifd^en gormen, gu gelangen. 2)ie SSefugnife ber menfd^* lid^en SJernunft gur med^anifd^en ©rfldrung aller ©rfd^cinungen fei unbefd^rdnft , aber il^r SScrmögen bagu begrengt, inbcm man bie organifd^e 9latur nur tcleologifd^ betrad^ten fönne. 2lbtt)eidf)cnb Don biefem bualiftifd^en ©tanbpunft bcl^auptet Äant »iebcr an anberen ©teilen bie SRotl^ttJcnbigfcit einer gcnealogifd^en Sluffaffung be§ organifd^en ©^ftcmö, »enn man überhaupt gu einem tt)iffenfd^aftlidf)en SScrftdnbnife bcffelben gelangen njoUc. 2)ie mid^^ tigfte unb mcrftoürbigftc Don biefen ©teilen flnbet fldf) in ber „9Re* tl^obcnlcl^re ber telcologifd^cn Urt^cilöfraft" (§. 79), »cld^c 1790 in ber „Äritif ber Urt^cilöfraft'' erfd^ien. a3ei bem aufecrorbcntlidien Sntcreffe, mcld^cö biefc ©teile fomo^l für bie Seurtl^eilung bcr Äam V. ^anVi 9eneaIogif(^e dnttvitfelungdt^eorie. 93 tif(%cn ^]^ilofo|)]^ie, aU für bic ®cfci)i(]^tc bcr ©cfcenbctijtl^coric bc* p^t, erlaube id^ mir, 3l)nen biefelbe l)ier njörtUd^ mitgutl^eilen. „6§ ift rül^mUci^, mittelft einer coml)aratit)en Anatomie bie grofee Sd^opfunfl organiftrter Staturen burd^jugel^en, um ju feigen: ob fld^ baran nid^t etoa^S einem ©Aftern Slel^nlicl^eö, unb jtoar bem ßrgeu« 9ung§i)rincip nad^, öorfinbe, o^ne bafe wir nötJ^ig l)aben, beim blofeen 33eurtl§eilunö8|)rinci^), »eld^eö für bie ßinfid^t il^rer (ärjeuflung feineu Sluffd^lufe giebt, [teilen gu blriben, unb mutl^loö allen änfprud^ auf 9latureinfid^t in biefem f5fclbe aufjugeben. 2)ie Uebereinfunft fo Dieler SO^iergattungen in einem getoiffen gemeinfamen ©d^ema, baS nid^t allein in il^rem Änod^enbau, fonbem aud^ in ber Slnorbnung ber übrigen Sl^eile jum ®runbe ju liegen fd^eint, m bewunberungä^^ »ürbige (äinfalt beö ®runbriffe§ burd^ Serlürjung einer unb SJerldn- gerung anberer, burd^ (gntoidfelung biefer unb Sluömidfelung jener ^Alt, eine fo grofee 5Wannidf)faltigfeit oon ©pecieö l^at ^erDorbringen fbnnen, läfet einen obgleid^ fd^wad^en Stral^l öon Hoffnung in§ ®e- mütl^ fallen, bafe l^ier mo^l ©twa^ mit bem ^rinci^) beS 5Wed^ani§^ muS ber 9latur, ol^nebaö eS ol)nebieS feine 9laturtt)iffenfd)aft ge« ben fann, auöjurid^ten fein möd^te. 2)iefe ^Inalogie ber fjormen, fo* fem fie bei aller SSerf d^iebenl^eit einem gemeinf d^aftlid^en Urbilbe gemdfe ctgeugt gu fein fd^einen, Derftdrft bie Sermutl^ung einer mirflid^en SJermanbtfd^aft berfelben in ber ßrgeugung Don einer gemeinfd^aft* lidf)en Urmutter burd) bie ftufenartige Slnndl^erung einer Stl^iergattung gur anberen, Don berienigen an, in meld^er baö ^rinctp ber 3 W) e dfe am meiften betodl^rt gu fein fdf)eint, ndmlidf) bem SKenfd^en, hi^ gum ^ol^)), t)on biefem fogar biö gu SWofen unb fjl^d^ten, unb enblid^ gu ber niebrigften unö merflid^en ©tufe ber 9latur, gur rollen SRaterie: auS meld^er unb il^ren Ärdften nad^ med^anifd^en ©e- fe^en (gleid^ benen, -banad^ fie in Är^ftallergeugungen »irft) bie gange Sled^nif ber 9latur, bie un§ in organijtrten SBefen fo unbegreipid^ ift, bafe toir unö bagu ein anbereö 5ßrinci)) gu benfen ge* nötl^igt glauben, abguftammen fd^eint. ^ier fte()t eö nun bem Sir* d)dologen ber 9latur frei, auö ben übrig gebliebenen ©puren i^rer 94 itonf« Qenealogtf^e eittwirfdung^tbeode. V. öltcftcn SRcDolutioncn, nai) allem il^m bcfanntcn ober gemutl^mafetcn 9We(i^ani§mcn berfelbcn, jene grofec Sötnilic Don ®ef(l^ö))fen (benn fo müfete man fte jtd^ Dorftcllcn, mcnn bie flcnanntc, buxi)- ßdngig gufammcnl^dngcnbc SSemanbifcl^aft einen ®runb l^aben foll) entfpringen ju laffen.'' SWan mufe barüber erftaunen, mie tief unb flar ber grofee 3)enfer l)ier bie innere 9lotl^n)enbigfeit ber Slbftammungölel^re erfannte, unb jte aU ben eingig mßglidien SBeg gur (Srüdrung ber organifd^cn §Ratur burd^ med^anifci)e ®efe^e, b. 1^. gu einer »al^rl^aft miffenfcl^attUcl^en ©rfenntnife begeid^nete. ©obalb man inbeffen biefe ©teile im 3wföm- menl)ang mit bem übrigen ©ebanfengang ber „Äritif ber Urtl^eil^« fraff' betrad^tet, unb anberen gerabegu tt)iberf|)reci)enben Stellen ge- genüber l^dlt, geigt jtd^ beutlid^, bö§ Äant in biefen unb einigen dl^n^ lid^en @d^en über jtd) felbft l^inauöging unb feinen in ber Biologie gemöl^nlid^ eingenommenen teleologifd^en @tanbi)unft verliefe, ©elbft unmittelbar auf jenen »örtlid^ angefül^rten, bemunberungsmürbigen @a^ folgt ein 3ufa^, njeld^er bemfelben bie @|)i^e abbrid^t. 5Rad^^ b^m Äant fo eben gang rid^tig bie „ßntftel^ung ber organifd^en gor== men auö ber rol)en SWaterie nad^ med^anifd^en ®efe^en (gleid^ benen ber Är^ftallergeugung)", fotoie eine ftufenmeife ©nttoidtelung ber Der- fd^iebenen ©pecieS burd^ 3lbftammung oon einer gemeinfd^aftlid^en Urmutter bel^au^)tet l)at, fügt er l)ingu: „Sllletn er (ber Slrd^dolog ber 9latur, b. 1^. ber ^aldontolog) mufe gleid^n)ol)l gu bem &r{i>c bie- fer allgemeinen 5Wutter eine auf aUe biefe &t\ijbp^c gwedEmd^ig ge- fteHte Drganifation beilegen, mibrigenfallö bie 3w^dfform ber ^ro« bude beö SEI^ier^ unb $f[angenreid^§ il^rer SWöglid^feit nac^ gar nid^t gu beulen ift." Offenbar l^ebt biefer 3ufa^ ben »id^tigften ®runb= gebanfen be§ Dorl^ergel^enben @a^e§, ba^ burd^ bie 2)efcenbengt^eorie eine rein med^anifd^e Srlldrung ber organtjdf)en 5Ratur moglid^ »erbe, öollftänbig »ieber auf. Unb bafe biefe teleologifd^e SBetrad^tung ber organifd^en Jlatur bei Äant Dorl^errfd^te, geigt fd^on bie Ueberfd^rift be§ merfwürbigen §. 79, weld^er jene beiben tt)iberfl)red^enben @d^e entljdlt: „aSon ber notl^wenbigen Unterorbnung be^ ^rinci|)ö be# Sted^aniiStnuS unter bo^ telcologifd^c in &rfl&nutg einc^ £>inflc« olö XotnrjJDed* am fd^rfiten fprid^t ftd^ Äant gegen bic med^anifd^ ^rflidrung ber organifd^cn Statur in folgcnber eteUe aue (§, 74) : ,6^ iii ganj gemiBr ba^ toir bie organiftrten SSefen unb beren innere ^5gli(^feit nad^ blo^ med^anifd^ ^rincipien ber 5iatur nid^t einmal jureic^enb fennen lernen, öiel toeniger uni^ erflären fönnen, unb §»ar fo gemi^, ba§ man breift jagen fann: ©ö iji für Wenfd^n ungereimt, aud^ nur einen fold^en Snfd^Iag ju fajfen, ober ju l^ojfen, bafe nod^ etwa bereinft ein 9lett)ton auffte^ tonne, ber anc^ nur bie ©rjeugung eine^ @ra#l^aImS na(^ 9taturgefe^en, bie feine Stbftd^t georbnet l^t, begreiflid^ mad^en »erbe, fonbem man mu§ biefe ©injtd^t bem- 3Renfc^n fd^lec^terbing^ abfpred^en.* 5Jun ifl aber biefer unmög* lic^e SRewton ficbenjig ^afjxt fpdter in 2)artt)in »irflid^ erfd^ienen, unb feine c ?lnfi(^ten t»cn 6d)let*er, iBaer. ©bleiben. 97 Untcrfd^icbc burd^ bic 2lnl)affung, il^rc gctncinfamcn ®runb- d^araftcrc bur(^ bic Screrbung erfldrcn, fo ftammcn audf) bic Dcrfd^icbcncn Slrten, Gattungen, Scttnilicn, Drbnungcn unb ©äffen bcr SBirbcltl^icre öon einer einjigen gcmcinfci^aftUci^cn SBirbcltl^icrfonn ab; aud^ l^ier ift bic Sln|)affung bie Urjad)c ber aScrfd^iebcnl)citcn, bic aSererbnng bie Urfad^e be§ gemeinfamen ®runbc!^arafter§. 2)icfer in== terejfantc ^arallcliömuö in ber biöcrgenten (äntwidtclung ber ©prad^^ gormen nnb bcr Drgani^memSormen i[t in fcl^r cinlend^tcnber SSeife Don einem unferer er[ten ücrgleid^enben @pradf)forfd^cr erörtert morben, Don btm genialen Slnguft @d^leidf)cr, ber namcntlidf) ben ©tamm- bäum ber inbogermanifd^en @i)rad^en in ber fdf)arfpnnigften SBcifc l)]^^logenctifd^ cntwirfeU l^at*). S8on anberen l^crtjorragenben beutfd^en 9laturforfd^em , bie jid^ mä)x ober minber beftimmt für bic $D*efcenbenjtl)eorie aui^f|)rad^en, nnb bic auf gan j Dcrf c^iebenen SBcgcn ju berfelben l^ingef ül^rt tourben, l^abe id^ jundd^ft 6arl ßrnftSaer ju nennen, ben großen 9flefor= mator ber t(|icrifd^n 6ntn)idEelungSgcfd^idf)tc. 3n einem 1834 gel)al= tenen 33ortrage, betitelt: „2)a§ allgemeinfte ®efe^ ber 9latur in aller ©nttioicfelung", erläutert berfelbe Dortrefflid^, bafe nur eine ganj fin* bifd^e 9laturbetrad^tung bie organifd^en arten alö blcibenbe unb un== öeranbcrlic^e J^pen anfeilen fonne, unb bafe im ©cgentl^eil biefel* ben nur Dorubergcl^cnbe ScugungSreil^en fein fönnen, bie burd^ Um* bilbung au§ gemeinfamen Stammformen jtd^ cnttioidEclt l^aben. 2)ie^ felbe Slnjtd^t begrünbete Saer fpdter (1859) burd^ bie Oefe^c bcr geogra^)]^ifdf)en Verbreitung ber Organismen. 3. 5W. ©d^leiben, njcld^er Dor 40^a\)xm l^icr in Sena burd^ feine ftreng emi)irijd)*))]^ilofop]^ifd^e unb »al^rl^aft »iffenfd^aftlid^e 9iKe= tl^obe eine neue 6pod^e für bie ^flanjcnfunbe begrünbete, erlduterte in feinen bal^nbred^enben ©runbjügen ber tt)iffenfd)aftlid^en SBotanit bie pl^ilofopl^ifd^e SBebeutung beö organifd^en ©))ccieöbegriffeö, unb geigte, bafe berfelbe nur in bem allgemeinen ®efc^e ber Specific cation feinen fubicctiöen Urfl)rung l^abe^). ©ie öcrfd^icbenen ^flan« genarten finb nur bie fpecificirten ^robucte bcr ^flangenbilbungStriebe, 98 ö^ematogifcfce 9tniicbten fon Ui^eT unb bietet (Sarud. V. ml6)t burd^ bic öerfci)icbcncn ßombinattonen ber ®runbfrdftc bcr orflamf(]^cn SKatcrie cntftel^cn. 2)er auögejcid^nctc SBicncr Sotanifcr %. Ungcr »urbe burdö feine grünbUdö^« unb umfaffenbcn Unterfud^ungen über bie auöge^ ftorbenen ^flanjenarteu ju einer paldontologifd^en ©nttoidtelungöge- fd^id^te beS ^jianjenreid^ö gefül^rt, ttjelc^e ben ®runbgebanfen ber Slbftammungölel^re Aar au§fpridf)t. ^n feinem „SSerfud^ einer ®e* fd^idf)te ber ^flangentoelt" (1852) bel^auptet er bie Slbftammung aller öerfd^iebenen ^flanjenarten üon einigen wenigen Stammformen, unb öielleid^t Don einer einjigen Urflanje, einer einfad^ftcn ^anjenjeHe. 6r geigt, bafe biefe Slnfdfjauungömrtfe oon bem genetifd)en 3wfötn- menl^ang aller ^flanjenformen nid^t nur pl^^ftologifd^ notl^ioenbig, fonbern aud^ empirifd^ begrünbet fei^). 3n ber ßinleitung jü bem 1853 erfc^ienenen „®i)ftem ber tl^ierifd^en 3Korl)]^ologie" oon 3Sictor Garu^ ftel)t folgenber Sluö^ fprud): „©ie in ben dlteften geologifd^en Sagern begrabenen Or- ganismen ftnb als bie Ural^nen ju betrad^ten, aus benen burd^ fort- gefegte S^wgung unb 3lccomobation au progreffto fel^r oerfd^iebene fiebenSoerl^dltniffe ber fyormenreid^tl^um ber fe^igen ©d^öpfung ent^ ftanb.'' 3n bemfelben ^al^re (1853) erfldrte ftc^ ber Söonner ^\üi)xopO'' löge @d^aff]^aufen in einem Sluffa^e „über 58eftdnbigfeit unb Umtoanblung ber Slrten" entfti^ieben ju ®unften ber ©efcenbenj- tl^eorie. 2)ie Icbenben ^jianjen^ unb S:]^ierarten ftnb nad^ il)m bie umgebilbeten 5Rad^fommen ber auSgeftorbenen ©pecieS, aus benen fte burc^ allmdl)lid^e abdnberung entftanben ftnb. 3)aS SluSeinanber^ toeid^en (bie ©iöergenj ober ©onberung) ber ndd^ftoerioanbten Slrten gefd^iel^t burdf) ßerftörung ber tjerbinbenben ßmifd^enftufen. 3lud^ für ben tl^ierifd^en Urfprung bcS 5Keufd)engefd^led)tS unb feine aü= mdl^lid^e ©nttoicfelung aus affendl^nlid^en linieren, bie wid^tigfte 6onfequenj ber SlbftammmtgSle^re , fprad^ ftd^ @c^affl)aufcn (1857) aus. ßnblid^ ift üon beutfc^en 5taturpl)ilofopl)en uod^ befonbcröSouiS V. ©enealoc^ifÄe ^np<^ttii öcn iBücfencT iinb IJamarcf. 99 33üd^ncr l^crüorjul^cbcn, meld^cr in feinem berül^mten Sud^e „Äraft nnb Stoff'' 1855 ebenfaHö bie ©runbjüge ber ©cfcenbengtl^corie felbftftdnbig entoirfeltc, nnb jmar Dorjüglici^ anf ®mnb ber nnmiber^ Icglid^en cm^irifd^en 3^ÖWiffCf »cld^e nnö bic paldontologifd^e nnb bie inbiöibnelle ßntnjicfelnng ber Organismen, fomie il^re öergleid^enbe Slnatomie, nnb ber ^aralleliömnö biefer (äntwidelnngöreil^en liefert. SBüc^ner jcigte fel^r einlend)^enb, bafe fd^on l^ieranS eine ©nttoide« Inng ber Derfd^iebenen organifc^en @pecie§ anö gemeinfamen @tamm=^ formen not^menbig folge, nnb bafe bie ©ntftel^nng biefer nrf|)riing' Ud^en (Stammformen nnr bnrd^ Urjeugnng benfbar fei^®). an ber ©pi^e ber frangöfifdf)en 9iatnri)l^llofo))]^ie fielet "^tan Samardt, meld^er in ber ®efd^idf)tc ber Slbftammnnjgdlel^re neben 2)arn)in nnb ©oetl^e ben erften ^la^ einnimmt. 3^m mirb ber nnfterblid)e 9lnl^m bleiben, jnm erften 5Wale bie 2)efcenbenjtl§eorie alö felbftftdnbige miffenfd^aftlic^e Sl^eorie erften 9langeö burc^gefnl^rt nnb als bie natnrpl^ilofopl^ifd^e ®rnnblage ber gangen 33iologie fcft* geftellt jn l^aben. Dbtool^l fiamardf bereits 1744 geboren mnrbe, begann er bod^ mit SSeröffentlid^nng feiner 3:i^eorie erfi im SBeginn nnfereS gal^rl^nnberts, im ^a^re 1801, nnb begrünbete biefelbe erft anSfnl^rUd^er 1809, in feiner dafjifdf)en „Philosophie zoologique" '). S)iefeS bewunberungStoürbige SBerf ift bie erfte jnfammenl^dngenbe nnb ftreng bis jn allen ßonfeqnenjcn bnrd^gefnl^rte S)arftennng ber abftammnngSlel^re. ©nrd^ bie rein med^anifd^e a3etrad^tnngStt)cife ber organifdf)en 3?atnr nnb bie ftreng p]^ilofo))l^ifd^e Segrnnbung oon beren $Rotl^menbigfeit erl^ebt ftd^ SamardE'S SBerf meit über bie öor= l^errfdf)enb bnaliftifd^en Slnfd^anungen feiner Seit, nnb bis anf JDar- min*S SBerl, »elc^eS gerabe ein l^albeS 3öl|i^^unbert fpdter erfdf)ien, finben wir fein jweiteS, »eld^eS wir in biefer Sejiel^nng ber Philoso- phie zoologique an bie Seite fe^en fönnten. SBie meit biefelbe il^rer Seit ooranSeilte, gel^t mol^l am heften baranS ^eröor, ba^ fte oon bm 2)ieiften gar nic^t Derftanben nnb fnnfjig "^afixt ^inburc^ tobtgefc^loie^ gen »nrbe. 2am arcf 'S größter ©cgner, (Snoier, crtt?dl^nt in feinem 33eric^t über bie Jortfc^ritte ber SRatnrmiffenfc^aften, in meld^em bie 7* 100 eamarrf'« joologifAf «Pbilofopftie. V. unbcbcutcnbftcn anatomifd^cnUnterjud^ungenSlufnal^mcfanbcn, bicfcö epod^cmad^cnbc SBcrf mit Icinem 3Borte. Slud^ ©octl^c, »cld^cr jtd^ fo Icbl^aft für bic franjöftfci^c 9latur<)]^ilof o<)]^ic , für ,,bic ®ebanlcn bcr üemjanbtcn ©ciftcr icnfeitö bc§ SRI^ein«", intcrcf jtrtc , gebcnft Samard'ö nirgcnbö unb fd^cint bic Philosophie zoologique gar nid^t flcfannt ju l^abcn. 35cn I)o]^cn 9iuf, »eld^cn Samarcf jtd^ aliJ Slaturforfd^cr crtoarb, öcrbanft berfclbc nid^t feinem l^öd^ft bcbeuten^ bcn allgemeinen SBerfe, fonbern jal^lreid^en fpecietten arbeiten über niebere Siliere, in^befonbere SBoIlu^fen, fott)ie einer auSgejeid^neten „gtaturgcfd^id^te ber »irbellofen 2:^iere\ tt)eld)e 1815—1822 in fte^ ben Sänben erfci^ien. 3)er erfte Sanb biefeS bernl^mten 2ßerfe§ (1815) enl^ält in ber attgemeinen Einleitung ebenfattö eine au^fül^rlid^e ©ar- ftettung feiner äbftammungSlel^re. aSon ber ungemeinen 35ebeutung ber Philosophie zoologique lann iij 3^"^^ öietteid^t feine beffere aSorftettung geben, al§ »enn i(!^ I^ier barauö einige ber wid^tigften ©ä^e mörtlid^ anfül^re: „35ie f^ftematifd^cn ©intl^eilungen, bie Glaffen, Drbnungen, 5a= milien, ®attungcn unb Strten, fott)ic bereu SSenennungen, pnb miU* furlid^e Äunfterjeugniffe bc^ ÜWenfd^en. 35ie 3lrten ober ©pecieö ber Organismen jtnb öon ungleid^em älter, nad^ einanber enttoidfelt unb jeigen nur relative, jeittoeilige a3eftdnbigfeit; au§ 58arietäten gelten arten l^eröor. 35ie SSerfd^iebenl^eit in ben £eben§bebingungen wirft öeränbemb auf bie Drganifation , bie allgemeine gorm unb bic SEI^eilc ber Siliere ein, cbcnfo ber ®ebraud^ ober 9lid^tgebrau(]^ ber Organe. 3m erften SInfang jtnb nur bie aUercinfad^ftcn unb niebrig^ ften Siliere unb ^flanjen entftanben unb erft gulc^t bieienigen öon ber l^od^ft gufammengefe^ten Drganifation. ©er 6nttt)idelung§gang ber 6rbe unb il^rer organifd^cn aScüölfcrung toar ganj continuirlid^, nid^t burd^ gciüaltfame SRcöolutioncn untcrbrod^en. S)aö 2eben ift nur ein pl^^jifalifd^cö ^l^dnomcn. alle ßcbenöcrfd^cinungcn bcrul^cn auf med^anifd^en, auf pl^^jtfalifd^ctt unb d^emifd^en Urfad^en, bie in ber a3efd^affen]^eit bcr organijd^en SBateric felbft liegen. 5)ie einfad^* ften 2:]^icre unb bic cinfad^ften ^panjen, meldte auf ber tiefften Stufe V. ^omatrf'd moniflifdje dnliDitfelung^tbeone. 101 bcr Organifatton^Iciter ftel^en, jtnb cntftanbcn uitb cntftcl^en nocl^ l^eute burd^ Urjeugung (Generatio epontanea). SIlKe lebenbigen ^Raturförper ober Drganiömcn ftnb bcnfelben 9laturgefe^cn »ic bie leblofen 9laturför|)er ober bic Slnorgane untemortcn. 35ie 3bcen unb 3;i^ätiflfcitcn be§ aScrftanbeS pnb SBctücgungöcrjci^cinungcn bc« 6cntraIncn)cnJ9Pcin§. 35cr SBlUc ift in SBal^rl^eit niemafö frei. 3)ic Semunft ift nur ein l^öl^erer ®rab öon ßntoidelung unb 3Ser* binbung bcr Urtl^cilc." 3)aö ftnb nun in bcr Jl^at crftaunlid^ fftl^nc, großartige unb »eitreid^cnbc Slnftd^tcn, »eld^c Sarnard oor 70 Jal^rcn in bicfcn ©filmen nicbcrlegtc, unb jtoar ju einer 3^^ ^^ »cld^cr bereu 99e» grünbung burd^ maffen^fte SEl^atfad^cn nid^t entfernt fo, toie l^eut« jutage, möglid^ »ar. @ie feigen, baß Samarcf'ö JBcrf eigentUd^ ein oollftdnbigcö, ftreng moniftifd^cö (med^anifd^c«) 9iaturf9ftem ift, baß attc »id^tigen allgemeinen ©nmbfd^c ber moniftifd^en ^Biologie bereites oon il^m oertreten »erben: 2)ie @in{)eit ber toirlenben Ur» fad^en in ber organifd^en unb anorganifd^en 9iatur, ber le^te ®runb biefer Urfad^en in ben d^emifd^en unb <)]^9ftfaHfd^en ßigeufd^aften ber SMateric, ber SKangcl einer befonberen SebenSfraft ober einer organifd^en ©nburfad^c; bic Slbftauimung aller Organismen Don einigen »enigen, l^öd^ft einfad^en Stammformen ober UrtoefeUr tocld^e burd^ Urgeugung au^ anorganifd^cr ÜWaterie entftanben Pub; ber jufammenl^dngenbc SBerlauf ber gangen ßrbgef d^id^te , ber SKangel ber gewaltfamen unb totalen ©rbreoolutioncn , unb überl^au^t bie Unbenfbarfeit iebeö SBunberS, iebe« übernatfirlid^en eingriff« in ben natürlid^en SBcltlauf. 3)aß gamardt'« betounberung«tt)ürbige ®eifteöt^at faft gar feine 3lnerfennung fanb, liegt tl^eifö in ber ungel^curcn Sßeitc be« SRiefenf d^ritt« , mit »cld^cm er bem folgenben l^alben Sa^rl^unbert oorauöexltCr tl^eil« aber aud^ in ber mangcll^aften empirifd^en Segrfm^ bung berfclben, unb in bcr oft etioa« einfeitigen 3lrt feiner SBctoei««' ful^rung. 3lte bie nä<^ften med^anifd^en Urfad^en, »eld^e bie beftdn- bige Umbilbung ber organifd^en gormen betoirfeur erfennt Samardt 102 V*amar(f'd ^nft(^t von ber ^flnpaffunö »nb tcr ^ercvbin^. ^ V. gaitj rid^tig bic aSerl^ältniffe ber Slnpaffung an, »dl^renb er bic Sonndl^uHci^fcit ber üerfd^iebenen Slrten, Oattungen, iJöntilien u. f. ». mit üoUem Sftec^te auf il^re Slut^öerwanbtfd^aft gunicfful^rt, alfo burc^ bie SSererbung erfldrt. 2)ie Sln^affung befielet nad^ il^m barin, bafe bie beftdnbige langfame SSerdnberung ber Sufeenwelt eine entfpred^enbe SBerdnberung in bcn Stl^dtigfeiten unb baburd^ auc^ weiter in ben iJormen ber Organismen bewirft. 3>a§ größte ©ewid^t legt er babci auf bie SBirfung ber ©ewol^nl^eit, auf ben ©ebraud^ unb 5Ric^t= gebraud^ ber Drgane. SWierbingö ift biefe, wie Sie fpdter feigen »erben, für bie Umbilbung ber organifd^en ^^ormen üon ber l^öd^ften 33ebeutung. SIKein in ber SBeife, wie fiamard l^ierauö attein ober bod^ üorwiegenb bie SSerdnberuug ber formen erfldren wollte, ift baS meiftenö bod^ nid^t möglid^. ©r fagt j. 33., bafe ber lange ^aU ber ®iraffe entftanben fei burc^ ba^ beftdnbige ^inaufreden beS ^alfeS nad^ l^ol^en Sdumen, unb baö 33eftreben, bie Sldtter öon beren heften gu pflüdten; ba bie ®iraffe meiftenS in trodEenen ©egenben lebt, wo nur ba^ Saub ber aSdume il^r 9lal^rung gewd^rt, war fte ju biefer Sptigfeit gejwungen. @benfo ftnb bie langen 3iingen ber ^piä)k, ßolibriS unb ämeifenfreffer burd^ bie ©ewol^nl^eit entftanben, il^re Slal^rung auö engen, fd^malen unb tiefen ©palten ober ßandlen ^er= auSjul^olen. 2)ie ©d^wimml^dute gwifd^en ben ßc^^n ber @d^wimm= fufee bei ^öfd^en unb anberen SBaffertl^ieren finb lebiglid^ burd^ baö fortwdl^renbe Semul^ett ju fd^wimmen, burd^ baö ©dalagen ber %ix^c in baiS SBaffer, burd^ bie Sd^wimmbewegungen felbft entftanben. 2)urd^ SSererbung auf bie 5lad^fommen würben biefe ©ewol^nl^eiten befeftigt unb burd^ weitere SluSbilbung berfelben fd^liefelid^ bie Drgane ganj umgebilbet. @o rid^tig im ©anjen biefer ©runbgebanfe ift, fo legt bod^ Samardt ju auSfd^Uefelid^ baö ®ewid^t auf bie ®ewo]^n=^ l^eit (®ebraud^ unD 9lid^tgebraud^ ber Organe), atterbingö eine ber wid^tigften, aber nid^t bie einjige Urfad^e ber §ormt)erdnberung. 35ieS lann unö jebod^ nid^t l^inbern, anjuerfennen, bafe SamardE bie Bed^felwirfung ber beiben organifd^en Silbungötriebe , ber 2ln^)af' fung unb SSercrbung, ganj rid^tig begriff. 3lur fel^lte il^m babei baS V. ^antarcf'e ^llnftc^t Dom Urfprutiö be* aWenWcn. 103 dufecrft »id^tigc ^rincip ber „uatürlid^en Süc^tung im Äam<)tc um ba^ 3>afcin", tücld^eö ©artoin erft 50 ^al^re \pcdtx aufftetttc. 2ll§ ein befonbcre«s SSerbienft Samarcf'^ ift nun nod^ l^crt)or= jul^cben, ha^ er bereite t)erfud)te, bie ßntmicfelung bc§ 3Wcn= fci^cngefd^led^t^ auö anbercn, jundd^jt affenartigen ©dugetl^ieren bargutl^un. 3luc^ l^ier war eö »ieber in crfter ßinie bie ©emol^nl^eit, ber er ben umbilbenben, üerebelnben ßinfiufe jufd^rieb. 6r nal^m alfo an, bafe bie nieberften, urfprünglid^en Urmenfd^en entftanbcn feien auö ben meufd^endl^nlid^en Slffen, inbcm bie le^teren jt(i^ an* gettjöl^nt l^dtten, aufredet gu gelten. 3)ie ©rl^ebung beö SRuutpfeö, baö beftdnbige Streben, jtd^ aufredet ju erl^alten, ful^rte jundd^ft ju einer Umbilbung ber ©liebmafeen, ju einer ftdrferen 3)ifferenjirung ober ©onberung ber öorberen unb l^interen ©jrtremitdten, meldte mit SRed^t alö einer ber mefentUd^ften Unterfd^iebe jtoifd^en 3Wenfc^en unb Slffen gilt. *^inten entwidelten pd^ SBaben unb platte Sufefol^len, t)orn ©reifarme unb ^dnbe. 2)er aufredete ®ang l^atte jundd^ft eine freiere Umfd^au über bie Umgebung jur Solge, unb bamit einen be» beutenben fjortfd^ritt in ber geiftigen ©ntiüidelung. ©ie SKenfd^en- äffen erlangten baburd^ balb ein grofeeö Uebergetüid^t über bie anbe» ren Slffen, unb »eitcrl^in uberl^aupt über bie umgebcnben Organis- men. Um bie ^errfd^aft über biefe ju bel^aupten, tl^aten jie ftd^ in Oefellfd^aften gufammen, unb e§ entloidelte ftd^, »ie bei aßen gefettig lebenben Silieren, baö 33ebürfnife einer SKittl^eilung il^rer Seftrebungen unb ®eban!en. @o entftanb ba§ Seburfnife ber ©prad^e, bereu an« faugö rol^e, ungeglieberte Saute balb mel^r unb mel^r in 58erbinbung gefegt, auSgebilbet unb artifulirt würben. 2)ie ©ntwidEelung ber artifulirten ©prad^e war nun toieber ber ftdrffte ^ebel für eine »eiter fortfd^reitenbe ©ntwidfelung beö Organismus unb öor Slttem beS ®e= l^irnS, unb fo üerwanbelten ftd^ attmdl^lid^ unb langfam bie Slffen» menfd^en in ed^te SKenfd^en. 2)ie wirflid^e Slbftammung ber nieber^' ften unb rol^eften Urmenfc^en öon ben l^öd^ft entwidelten Slffen würbe alfo üon Samardf bereits auf baS 33eftimmtefte bel^auptet, unb burd^ eine Steige ber wic^tigften SöeweiSgrünbe unterftü^t. 104 ©ntmirfelungdtbeorie »on ÖeoffröD e. ^ilaire. V. aiö ber bcbcutcnbftc bcr franjöftfd^en 5laturp]^ilofo<)l^en gilt gc^ »öl^nlic^ nici^t Santard, fonbcrn ßtiennc ®eoffro^ @t. ^u lairc (ber Sleltere), geb. 1771, berjenige, für tüeld^en aud^ ©oetl^c jtd^ befonber^ interef prte , unb ben »ir oben bereite al§ ben ent fd^iebenften ®egner ßuöier'ö feniten gelernt l^aben. ©r entoidclte feine ^b^tn öon ber Umbilbung ber organifd^en ©pecie^ bereite gegen 6nbe beö öorigen S^lirl^unbert^ , öeroffentlid^tc biefelbcn aber erft im Saläre 1828, unb öertl^cibigte pe bann in ben folgcnben Salären, befonberö 1830, ta:pfer gegen 6ut)ier. ®eoffro^ @. •^ilaire nal^m imSBejentUd^en bieS)efcenbenj%orie2amardE'§ an, glaubte jeboc^, ba^ bie Umbilbung ber 2:]^ier^ unb ^flanjenarten »eniger burd^ bie eigene Stl^dtigfeit bcö Drgani*3muö, (burd^ ©etool^nl^eit, Uebung, ®e= braud^ ober Slid^tgebraud^ ber Drgane) bewirft werbe, alö öielmel^r burd^ ben „Monde ambiaut", b. 1^. burd^ bie beftdnbige 3Serdnbe= rung ber Slufeentoelt, inöbefonbere ber Sltmofpl^dre. @r fafet ben Organi^mu^ gegenüber ben Sebenöbebingungen ber Slufeentoelt mel^r pafjtö ober leibenb auf, Samardf bagegen mel^r actio ober l^anbelnb. ®coffro9 glaubt j. 33., bafe blofe burd^ SSerminberung ber Äol^len^^ fdure in bcr Sttmofpl^dre auö eibed^fenartigen 5Re^}tilien bie 3Sögel entftanben feien, inbem burd^ ben größeren ©auerftoffgcl^alt ber Slt]^mungö<)rocefe lebl^after unb energifd^er »urbc. 2)aburd^ entftanb eine l^öl^erc Slutteniperatur, eine gcfteigerte Slcrüen^ unb 3Wu§feU tl^dtigfeit, auö ben ^äivOfptn ber 9ie^}tilien würben bie S^bern ber aSögel u. f. w. 2lud^ biefer SSorfteHung liegt ein rid^tiger ®ebanfe ju ®runbe. Slbcr wenn aud^ gewife bie SSerdnberung ber 2ltmof<)l^äre, wie bie aSerdnberung jeber anbern dufeem Stiften jbebingung, auf ben Organismus bircct ober inbirect umgeftaltenb einwirft, fo ift bennod^ biefe einjelne Urfad^e an ftd^ t)iel ju unbebeutenb, um il^r fold^c 2Bir* fungen jujufd^reibcn. @ie ift felbft unbebeutenber, als bie öonSa = mar dt ju cinfeitig betonte Uebung unb ®ewo]^n]^cit. 35aS ^au^t- üerbienft üon ®eoffro9 beftel^t barin, bem mdd^tigen ©influffe öon ßuüier gegenüber bie einl^eitlid^e 5Raturanfd^auung, bie ©inl^eit ber organifd^en Sormbilbung unb ben tiefen genealogifd^en B^tf^mmen« V. ^nbonger ber Tefcenben^tbeoiic in C^nglanb. 105 l^ang bcr ücrfd^icbcncn organifd^en ®eftalten geltenb gemad^t gu 1^- bcn. ©ic bcrül^mtcn Streitigfeiten gtoifd^en ben beiben großen ®cg=» nern in ber ^arifer Slcabemic, inSbefonberc bie l^eftigen Gonflicte am 22. Februar unb am 19. ^vAx 1830, an benen ®oet]^e ben leben- bigften 3lntl^eil nal^m, l^abe id) bereite in bem öor^erge^enben 3Sor- trage ertodl^nt (@. 77, 78). ©arnaB blieb ßuüier ber anerfannte Sieger, unb feit Jener 3cit ift in granfrei*; fel^r SBenig mel^r für bic »eitere 6ntti)iclelung ber Slbftammungölcl^re, für ben Sluöbau einer moniftifd^en enttoidelungötl^eorie, gefc^el^en. Offenbar ift bieö üor^ jugdmcife bem ^inberlid^en ©inpuffe jugufcl)reiben, meldten Guöier'ö grofee Slutoritdt ausübte. 3loc^ ^eute ftnb bie meiften franäöftfd^en 9laturforfd^er Sd^üler unb blinbe ainl^änger ßuüier'ö. unfeinem wiffenfd^aftlid^ 4jebilbeten 2anbe @uropa'§ ^at ©armin'ö 8el)re fo wenig getoirft unb ift fo »enig üerftanben worben, »ie in ^ranfreid^. 3)ie Slcabemie ber SBiffenfc^aften in ^aris ^at fogar btn SSorfc^lag, a5ar»in ju il&rem ÜRitgliebe gu ernennen, mel)nnalö öertoorfen, e^e fte fid^ felbft biefer l^öd^ften e^re für mürbig erfldrte. Unter bin neueren frangöftfd^en 9iaturforfd^ern ftnb nur nod^ jtoei angefel^ene Sotanifer l^ertjorgul^eben, 5laubin (1852) unb Secoq (1854), »eld^e ftd^ fd^on üor 35artt)in ju ®unften ber aSeränberlidt)feit unb Um* bilbung ber Slrten auöjufpred^en »agten. 9lad^bem »ir nun bie älteren 58erbienfte ber beutfd^en unb fran« göfifd^en 9laturppofo|)l^ie um bie SBegrünbung berSlbftammungölel^re erörtert l^aben, wenben tt)ir unö gu bem britten großen Gulturlanbe europa'ö, gu bem freien ©nglanb, »elc^eö feit bem Saläre 1859 ber eigentlid^e Sluögangöl^eerb für bie weitere aiuöbilbung unb bie befini* tiüc iJeftftettung ber ©nttoidelungötl^eorie geworben ift. *Jm Anfange unfereS Sal^rl^unbertö l^aben bie ©ngldnber, welche je^t fo lebenbig an iebcm großen »iffenfc^aftlid^cn gortfc^ritt ber 5)Jenfd^]^eit Jl^eil nel^men unb bie ewigen SBal^rl^eiten ber Jlaturwiffenfd^aft in erfter 2inie förbem, an ber feftlfinbifd^en 9latur|)l^ilofopl)ie unb an bereu bebeutenbftem gortfd^ritte, ber ©efcenbengtl^eorie, nur wenig Slnt^eil genommen. Saft ber eingige ältere englifc^e 9laturforfd^er, ben wir 106 ^nbäi^et Der Defceitbenjtbeorie in önglanb. V. l^ier gu nennen l^aben, ift ©raömnö £)artt)in, ber ©rofeüatcr bc§ Slcformatorö bcr £)efccnbenjtl^corie. 6r öcröffentUd^tc im Saläre 1794 unter bcm Jitel „Zoonomia" ein naturpl^Uofopl^ifd^cS SBerf, in mh c^em er ganj dl^nlid^e 3lnft(!^ten, mie ®oct]^c unb Samarcf, auS* fprid^t, ol^nc itboä^ t)on biefen ÜRdnnern bamalö irgenb ©toaö ge- ttjufet gu l^aben. £)ic 3>efccnbengtl^eoric lag fd^on bamafö gleid^fam in ber Suft. 3luc^ ©raiSmug JDartüin legt grofeeg ©etoid^t auf bie Umgeftaltung bcr ^itX' unb ^flangenarten burd^ il^re eigene SebeniS* tl^ätigfeit, burd^ bie Slngetüöl^nung an öerdnberte ©pftengbebingungen u. f. tt). ©obann fpric^t jtc^ im ^aijxt 1822 B. Herbert bal^in au«, bafe bie 3lrten ober @<)ecie^ ber SEl^icre unb fangen SHid^tö »eiter feien, al^ beftdnbig geworbene SSarietdten ober Spielarten. 6benfo erfldrte 1826 ®rant in ©binburg, bafe neue Slrten burd^ fortbaucrnbe Umbilbung au^ beftel^enben Slrten l^erüorgel^en. 1841 bel^auptete Srefe, bafe äße organifd^en SBefen oon einer eingigen Urform ab* ftammen mußten. ^uöful^rUd^er unb in fel^r Ilarer pl)ilofo<)l^ifd^er gorm bewies 1852 Herbert Qptnctx bie SJlotl^tocnbigleit ber 3lb= ftammungölel^re unb begrunbete biefelbe ndl^er in feinen 1858 er- fd^ienenen öortrefflid^cn „Essays** unb in ben fpdter üeröffcntlid^ten „Principles of Biology" **). 2)erfelbe l^at gugleic^ baö grofee Ser* bienft, bie enttoidtelungötl^eorie auf bie ^f^d^ologic angewanbt unb gegeigt gu l^aben, bafe auc^ bie Seelentlidtiglciten unb bie ®eifteöfrdfte nur ftufeutoeife erworben unb attmdl^Ud^ entwidelt werben fonntcn. ©nblid^ ift nod^ l^eröorgul^eben, bafe 1859 ber ©rfte unter ben eng=^ lifd^en 3oologen, ^u;rle^, bie 35efcenbengtl^eoric alö bie eingige @d^ö|)fung$l)^pot]^efe bcgeid^nete, weld^e mit ber wiffenfd^aftlid^en ^liqfiologie vereinbar fei. 3^ bcmfelben ^a\)xc erfd^ien bie ,,6in* Leitung in bie SaSmanifd^e 5tora'', worin ber berftl^mtc englifd^e Sotanifer ^oofer bie 3)efcenbengt]^eorie annimmt unb burd^ wid^* tige eigene Seobad^tungen unterftü^t. SdmmtUd^e 3laturforfd^er unb ^Pofo<)]^en, weld^e Sie in biefer hirgen l^iftorifd^en Ueberftd^t als Slnl^dnger ber ©ntwidtelungötl^eorie fenncn gelernt l^aben, gelangten im beftcn gaUe gu ber Slnfd^auung, V. Xcppelted iPerbienfl oon (S^arlc« Iiarwin. 107 • bafe atte üerfd^iebencn Zi)itx^ uub ^flanjenartcn, bic ju irgcnb einer Seit an^ ber 6rbe gelebt l^aben unb nod) je^t leben, bie allmdl^lic]^ öeränbcrten unb umgebilbeten ^tad^fommen üon einer einjigen, ober öon einigen wenigen, urfprünglid^en, l^oc^ft einfachen Stammformen ftnb, meldte le^tere einft burd^ Urjeugung (Geueratio spontanea) au§ anorganifc^cr SJtaterie entftanben. Slber feiner t)on jenen 9latnr= pllilofoptien gelangte baju, biefen ©runbgebanfen ber Slbftammung^« le^re urjäd^Ud^ ju begrünben, unb bie Umbilbung ber organifd^en ©pecieiS burd^ btn »al^ren 9lac^n?ei§ il^rer medianifc^en Urfad^en wirf- lic^ JU crlldrcn. JDiefe fd^mierigfte Slufgabe üermod^te erft ßl^arleö 2)artt)in gu löfen, unb l^ierin liegt bie weite Äluft, meldte ben= felben öon feinen SSorgdngem trennt. £)a^ aufeerorbentlid^e SSerbienft 6^arleö JDartoin'jS ift nad^ meiner Slnjtd^t ein bop^jelteö: er l^at erftcn«^ bie 3lbftammungölel)re, bereu ©runbgebanfen fd^on ®oet^e unb fiamarö flar auöfpra* c^en, t)iel umfaffenbcr entwidEelt, öiel eingefienber verfolgt unb öiel ftrengcr im Siif^mmcnl^ang burd^geful^rt, al^ alle feine SJorgdnger; unb er l^at jtoeitenS eine neue S^eorie aufgefteUt, meld)e unö bie na- türlid^en Urfad^en ber organifd^en ©ntwidfelung, bie maleren bewirf cn= ben Urfad^en ber organifd^en ^ormbilbung, ber SScrdnberungen unb Umformungen ber 5E]^ier= unb ^aujenarten entl^üUt. 5)aö ift bie Sl^eorie öon ber natürlid^en 3fi^tung (Selectio naturalis). SBenn Sie bebenfen, bafe faft bie gefammte ^Biologie öor2)ar' min ben entgegengefe^ten 3[nfd^auungen l^ulbigte, unb bafe faft bei attcn ßoologen unb Sotanifem bie abfolute ©elbftftdnbigfeit ber orga« nifd^en Specieö alö felbftöerftdnblic^eSJorauöfe^ung aUer J^ormbetrac^* tungen galt, fo werben Sie jeneö boppcltt SSerbienft S)arwin'ö gewife nid^t gering anfd^lagen. 2)aö falfc^e 2)ogma t)on ber Seftdnbigfeit unb unablidngigen ©rfd^affung ber einjelnen Slrten l^attc eine fo l^o^e Slutoritdt unb eine fo allgemeine ©eltung gewonnen, unb würbe aufeer== bem burd^ ben trügenbcn Slugenfd^cin bei oberfldd^lidier ^Betrachtung fo fel^r begünftigt, bafe wal^rlid^ fein geringer ®rab öon aWutl^, Äraft unb 95erftanb baju gel^orte, ftd^ reformatorifd^ gegen jeneö aUmdd^tige 108 Doppeltce 5?ert»ienfl »on ö^orle* I)ar»in V. SJogma ju erl^cbcn unb baö ffmftHci^ barauf crrid^tctc Scl^rgcbdubc ju gcrtrümmcrn. 3lufecrbcm brad^tc un§ aber 2)artt)in itod^ bcn neuen unb l^öd^ft »id^tigen ®runbgebanfen ber „natürlid^en Sfi^tung". 9Ban mufe bicfe beiben fünfte fd^arf untcrfd^eibcn , — freilid^ gefd^iel^t e^ getüöl^nlid^ nid^t, — man mufe fd^arf unterfd^ciben erften« bie SlbftammungSlel^re ober JDefcenbenjtJ^eorie öon Samardt, »eld^e blofe bel^auptet, bafe atte Jl^ier^ unb ^pangenarten öon 8^ meinfamen, einfad^ften, f<)ontan entftanbenen Urformen abftammen — unb jtt)citen§ bie Söd^tungölel^re ober ©clectionStl^eorie üon 3)artt)in, »eld^e un§ jeigt, »arum biefe fortfd^reitenbc Umbilbung ber organifd^en ©eftalten ftattfanb, »eld^e med^anifd^ »irfenben Ur* fad^en bie ununterbrod^ene 5lcubilbung unb immer größere SRannid^« faltigfeit ber 31^iere unb ^flanjen bebingcn. 6ine geredete SBurbigung fann JDartoin'^ unfterblic^e« 3Ser^ bienft erft \p&kx enoarten, wenn bie ©ntoidtelungötl^eorle, nad^ Uebcr* »inbung aller entgegcngefe^ten ©d^öpfungötl^corien, als ba$ oberfte 6rflärungf^<)rinci|) ber Slntl^ropologie, unb baburd^ aller anberen 2Bif* fenfd^aften, anerfannt fein »irb. ©egentodrtig, mo in bcm l^eife ent* brannten Äam<)fe um bie SBal^rl^eit 2)ar»in'§ 9tame btn Slnl^dngem ber naturlid^en ©ntoidtelungötl^eorie alö Carole bicnt, wirb fein SSer^^ bienft in entgegengefe^ter Siid^tung Derfannt, inbem bie einen cö cben^ fo überfd^ä^en, alö eö bie Slnberen l^erabfe^en. Ueberfd^ä^t toirb 35artt)in'§ Serbienft, »enn man il^n als ben SBegrünber ber ©efcenbengtl^eorie ober gar ber gefammten ^nttoidte* lungötlieorie bejeid^net. SBie @ie an^ ber l^iftorifd^en JDarftellung bie= fe« unb ber üorl^ergel^enben SJortrdge bereits entnommen l^aben, ift bie ©nttoidtelungStl^eoric als fold^e nic^t neu; alle 9laturpl^ilofo<)l)en, »eld^e fld^ nic^t bem blinben 3)ogma einer ubematürlid^en ®d^5<)fung gebunben überliefern wollten, mußten eine natürlid^e Gntwidtelung annel^men. Slber aud^ bie 3)cfcenbenjtl)eoric, als ber umfaffenbe bio» logifd^e 31^eil ber unioerfalen ©ntioidtelungStl^eorie, »urbe üon Sa» mar dt bereits fo Aar auSgef<)rod^en, unb bis gu ben totd^tigften (Jon* fequengen auSgefül^rt, ba^ wir il^n als bcn eigentlid^en Segrünber ber» V. ^Igaffij'd Ci»pofttion ge^en ben ^aminilmu«. 109 • fclben Dcrcl^ren muffen. JDol^cr barf nid^t bic 3)cfccnbcnj%ori€ ate 3)ar»iniömu« bcjcid^nct »erben, fonbcrn nur bie ©electionötl^eorie. Unterf<]^ä|t nnrb 3)ar»in'^ SSerbienft naturlid^ öon allen feinen ©egnem. 2)o(^ fann man Don »iffenfd^aftlicl^en ©egnem beffelben, bie burd^ grünblicj^e biologifd^e Silbung gur Abgabe eine^ Urtl^eilS legitimirt tt)dren, eigentUd^ nid^t mel)r reben. 2)enn unter atten gegen 2)armin unb bie JDefcenbenjtl^eorie öeröffentlid^ten ©d^rif^ ten lann mit SluSnal^me berjenigen t>on Slgaffij leine einjige 8ln* f<)rud^ über^upt auf 33erüd[ftd^tigung, gefd^meige benn ©iberlegung erl^eben; fo offenbar ftnb fte aUe entweber ol^nc grünblid^e Äennt* nife ber biologifd^en 3:]^atfad^en, ober ol)ne flare^ <)]^ilofo<)]^ifd^eg SSer- ftdnbnife berfelben gefd^rieben. Um bie angriffe t)on 3:]^eologen unb anbercn Saien aber, bie überl^aupt 5Rid^t« öon ber 5latur toiffen, braud^en mir un§ nid^t »eiter ju fümmem. 35er eingige l^erüorragenbe »iffenfd^aftUd^e ©egner, ber bi^ Dor Äurjem nod^ 3)artt)in unb ber gangen SnttoidEelungötl^eorie gegen* überftanb, beffen <)rinci^)iene Dp<)ojttion aber freilid^ aud^ nur al« p\)x^ lofopl^ifd^e ßuriojttdt Sead^tung üerDiente, »ar Souiö 3lgaf f ig. 3n ber 1869 in $ari$ erfd^ienenen frangöpfd^en Ueberfe^ung feineö öor= t)er öon un^ betrad^tcten „Essay on Classification"*), l^at ägaffig feinen fd^on friil^er üielfac^ gedufeerten ®cgenfa^ gegen ben „2)ar= toiniiJmu«'' in bie entfd^iebenfte 5orm gebrad^t. ©r l^at biefer Ueber* fejjung einen befonberen, 16 Seiten langen Slbfd^nitt angcl^dngt, toeld^er ben Sitel fül^rt: „Le Darwinisme. Classification de Haeckel." 5n biefem fonberbaren 6a:pitel ftel^en bie »um berlid^ften 35inge gu lefen, mie g. 33.: ,,£)ie 2)am)in'fd^e gbee ift eine 6once^}tion a priori. — S)er 5)artt)iniömuö ift eine Jraüeftie ber Sl^atfad^en. — 3)er 5)artt)iniömu§ fd^liefet faft bic gange 5Haffe ber ertoorbenen Äenntniffe auö, um nur ba^ gurudtgubel^alten unb ftd^ gu afjtmiliren, »aö feiner 35octrin bienen fann!" ^ad l^ei^t benn bod^ bie gange Sad^lage üoQftdnbig auf btw ilopf ftellen ! ©er SBiologe, ber bie J^atfad^en lennt, mufe über ben 3Rut]^ erftaunen, mit bem Slgaffig fold^e @d^e auSfprid^t, Sd^e, 110 ^öaffij'^ OppoPtion gegen ben 2>aminidmud. V. • an bcncn fein »al^rcr Snd^ftabc ift, unb bic er felbft nid^t glanbcn fann! 2)ie unerfd^utterlid^e ©tdrie ber ©efcenbenjtl^eorie liegt ge= rabe barin, ba^ fdmmtlid^e biologifd^e J^tfad^en eben nnr burd^ jie erfldrbar jinb, ol^nc jte bagegen unüerftänblid^e 2Bunber bleiben. 8lUe unfere „erworbenen Äenntniffe'' in ber öergleid^enben Anatomie unb 'ipi^^jtologie , in ber (Smbr^ologie unb Paläontologie, in ber Seigre oon ber geogropl^ifd^en unb topograpl^ifd^en SJerbreitung ber Organismen u. f. »., jte jtnb aUe unwiberleglid^e 3^gniffe für bie SBaJirl^eit ber 5)efcenbenät]^eorie. 3Bit SouiS Slgafjij ift im ©ecember 1873 ber lefete ©egner beö 35artt)iniömuö xn'§ ®rab geftiegen, ber überl^aupt »iffenfd^aftlici^e Sead^tung oerbiente. ©eine le^te ©d^rift (erft nad^ feinem Sobe in bem „Atlantic Monthly" oom ^^önuar 1874 erfc^ienen) bejubelt bie ,,enttt)idfelung unb ^ermaneng beö J^puö" unb ift fpeciett gegen S)artt)in'ö 3been unb gegen meine ))]^j)logenetifd^en 3:]^eorien gerid^tet. 2)ie aufeerorbentUd^e ©d^iodd^e biejeö legten SJerfud^eö, ber ben Äern ber ©ad^e gar nid^t berül^rt, betoeift beutlid^er, alö aUeS 3lnbere, bafe ba^ Slrfenal unferer ®egner oöllig erfd^öpft ift. • 5d^ l^abe in meiner generellen 5!Kor))]^ologie *) unb befonberö im fcd^ften 35ud^e berfelben (in ber generellen ^l^^logenie) ben „Essay on Classification" oon Slgaffij in allen toefentlid^en fünften ein* gel^enb toiberlegt. ^\x meinem 24ften Gapitel l^abe id^ bemjenigen Slbfd^nitte, ben er felbft für ben toid^tigften l^ielt (über bie ®ru^- penftufen ober Kategorien be§ ©^ftemö) eine fel^r auöfül^rlid^e unb ftreng loiffenfc^aftlidie Erörterung getoibmet, unb gejeigt, bafe biefer ganje abfd^nitt ein reineö 8uftfd)lofe, ol^ne jebe ©pur oon realer S3e= grunbung ift. Slgaf jij l^at ftd^ aber »ol^l gelautet, auf biefe SBiber- legung irgenbmie einjugel^en, toie er ja aud^ nid^t im ©taube toar, irgenb etwas ©tid^l)altigeS bagegen oorjubringen. ©r fdmpfte nid^t mit aSetoeiSgriinben, fonbem mit ^l^rajen! 6ine berartige ®egner= jd^aft toirb aber ben oollftdnDigen ©ieg ber ©ntwitfelungStl^eorie nid^t aufhalten, fonbem nur befd^leunigen! G^arle^ 9pefl'« ©tunbfäfe Ux ©eologie. ©eine natürliche öntwirfehing«* gefc^id^te ter (Srbe. ^ntfle^ung bcr gröBtcn SBirfungen burt^ Summirung bei fUinflen Urfac^en. Unbcgrenjte ßängc bcr fleologifAcn 3aTtt)in. ®lei^$eitige Veröffentlichung ber €eIection«tbeoric i»on ßbarle^ ^artpin unb 9llfreb SBaQace. ^armin'd 6tubium ber ^audtbiere unb (iulturpflangen. 9tn< bread Söngner'^ 9lnftc^t von ber befonberen S^opfung ber (Sulturoröonidmcn für ben fWenfc^en. 2)er ©aum bed (5rfenntni|fcd im *parabied. ^Jergleic^ung ber milbcn nnb ber (Sulturorgani^men. j^arn>in*^ €tubium ber ^audtauben 9e^ beutung ber Saubenjuc^t. ^emeinfame 9(b{)ammung aUer ^aubenraffen. 9Rcinc Ferren! ^n bcn legten brci ^al^rjcl^ntcti , mclcfie üor bcm erfd^cittcn üon SDartoin'ö SBcrf ücrfloff ctt , öom Seigre 1830 bi^ 1859, blieben in bcn organifd^en 5taturtDiffenf(l^aften bic Sd^öpf^ ung^öorftcttungen burd^au§ l^errjcfienb, ttjeld^e öon ßuöier eingefül^rt »aren. üMan bequemte ftd^ ju ber untt)iffenf(i^aftU(^en Slnnal^me, bafe im aSerlaufe ber ©rbgefd^id^te eine SReil^e öon unerfldrli(!^en 6rbr€öo= lutionen periobifd^ bie ganje Sl^ier^ unb ^flanjentoelt öemid^tet l^abe, unb bafe am 6nbe jeber Steüolutien, beim SBeginne einer neuen ^eriobe, eine neue, üermel^rte unb öerbefferte Sluflage ber organifd^en SBeüöHe^ rung erfc^ienen fei. Jro^bem bie Slnjal^l biefer Sd)5pfung$auPagen 112 JWn^Baltigct (liitflu§ \>on dm'xtfi ©c^öpfimg^bppotbefe. VI. burd^auS ftrcitig unb in SBa^rl^cit gar nid^t fcftjuftcttcn toar, tro^bem bic ja]^lrei(f)cn ^Jortfd^rittc, lücld^c in attcn ©cbictcn bcr 3oologic nnb SBotanif »dl^renb bicfer 3cit gcmad^t würben, auf bic Unl^alt^^ barfeit jener bobenlofen ^tjpottjt^c ßuöier'« unb auf bie SBal^rl^cit ber naturlid^en ©ntoidclungstl^eorie 2amard'ö immer bringenber ]^intt)iefen, blieb bennod^ bie erftere faft attgemein bei ben Siologen in ®eltung. 2)ie§ ift üor StUem ber l^ol^cn Autorität jugufd^reiben, »eld^e jtd^ 6ut)ier ertüorbeu l^atte, unb e§ jeigt fid^ l^ier wieber fd^lagenb, tt)ie fd^dblid^ ber ®laube an eine beftimmte 3lutoritdt bem 6nttt)idelungöleben ber 3Kenfd^en wirb — bie Slutoritdt öon ber ®oetl)e einmal treffenb jagt: bafe pe im ©injjtlnen verewigt, maö cinjeln üorubergcl^en foUte, bafe jte ablcl^nt unb an fld^ üorübergel^en Idfet, tt)a§ feftgel^alten hjerben foHte, unb bafe pe ]^au:|)tfdd^lid^ Sd^ulb ift, »enn bie ÜWenfd^l^eit nid^t öom %kdt fommt. 9lur burd^ ba§ grofee ©ewid^t üon 6uöier'§ autoritdt, unb burd^ bie gemaltige 3Kad^t ber menfd^lid^en Srdgl^eit, meldte pd^ fd^mer entfd^Uefet, öon bem breitgetretenen Sßege ber atttdglid^en SSorftellun^ gen abjugel^en unb neue, nod^ nid^t bequem gebal^nte ^fabe ju be* treten, Idfet e§ pd^ begreifen, bafe SamardE'ig 5)efcenbenjt]^eorie erft 1859 jur ®eltung gelangte, nad^bem 5) arm in il^r ein neueö Sun^ bament gegeben l^atte. ©er empfdnglid^e Soben für biefelbe mar Idngft vorbereitet, gauj bejonberS burd^ baö SBerbienp eine« anberen englifd^en 5laturforfd^erö , be§ 1875 geftorbenen ßl^arleö 89 eil, auf beffen ]^ot)e Sebeutung für bie „natürlidie ©d^opfungögefd^id^te" mir l^icr notl^menbig einen Slidf merfen muffen. Unter bem Jitel: ©runbfd^e ber ©eologie (Principles of geology)'^ öeröffentlid^te ßl^arleö g^ell 1830 ein SBerf , meld^eö bie ©eologie, bie ©ntmidtelungögefd^id^te ber @rbe, öon ®runb auö umgeftaltete, unb biefelbe in dl^nlid^er SBeije reformirte, mie 30 gal^re fpdter S)armin'§ SBerf bie ^Biologie. S^eir^ epod^emad^enbeö Sud^, meld^eö ßuöier'ö ©d^öpfungöl^^potl^efe an ber SBurgel jer=^ ftörte, erfd^ien in bemfelben :5a]^re, in meld^em guöier feine großen Jriumpl^e über bie 5taturp]^ilofo<)]^ie feierte, unb feine Dberl^errfd^aft VI. 9t)ene natüdicfte ffntwi(felunft«flffc6t*tf t>tx (frbe. 113 Über ba§ mor|)]^oIogifc^e ®cbiet auf brct S^^rjcl^^itc l^inau§ bcfeftigte. ßuDicr l^attc burd^ feine fünftlid^c @(l^ö|)fungf^]^^<)ot]^efc unb bie bamit üerbunbene Äataftrop]^en==2:^corie einer naturlid^en ßntoidfe- lung^tl^eorie gerabeju ben SBeg verlegt unb ben gaben ber natura lid^en ©rfldrung abgefd^nitten. 2^eU brad^ berfelbenwieber freie SBal^n, unb fül^rte einleud^tenb ben geologif(^en 35ett)ei§, ia^ jene bualiftifd^en aSorfteUungen (|uöier'ö ebenfomol^l ganj unbegrünbet, al^ aud^ ganj überpüfftg feien. @r tt)ieö nad), ba^ biejenigen 93erdnberungen ber ©rboberflddie , »eld^e nod^ je^t unter unfern äugen öor pd^ gelten, öottlommen l^inreid^enb feien, SlUe^ ju ertldren, toa^ mir öon ber ©ntoidtelung ber ©rbrinbe überl^aupt wiffen; unb bafe e§ öollftdnbig übcrflüfjtg unb unnü^ fei, in rdtl^fell^aften SReüolutionen bie uncr^ Hdrlid^en Urfad^en bafür gu fud^en. ©r jeigte, bafe man weiter 9lid^tö JU ^ulfe JU nel^men braud^e, aU aufeerorbentlid^ lange 3citrdume, um bie entftel^ung beö Saueö ber 6rbrinbc auf bie einfad^fte unb natür^^ lic^fte SBeife auj^ benfelben Urfad^en ju erfidren, »eld^e nod^ l^eutju- tage »irffam jtnb. 9?iele ©eolagen ^tten fid^ frul^er gebadet, ba^ bie l^öd^ften ®ebirg§fetten, »eld^e auf ber ©rboberfldd^e ]^en)ortreten, iliren Urfprung nur ungel^euren, einen großen Sll^eil ber ©rbober^ fldd^e umgeftaltenben Sieöolutionen, inöbefonbere coloffalen öulfani^ fd^en Sluöbrüd^en »erbanfen fönnten. @old^e SBergfetten j. 33. »ie bie 3ll|)en, ober tt)ie bie ßorbilleren, foKten auf einmal auö bem feuer^ Püfjtgen ©rbinnem bun^ einen ungel^euren ©palt ber »eit gebor* ftenen erbrinbe em<)orgeftiegen fein. Sqell jeigte bagegen, bafe mir un§ bie entmidtelung fold^er ungel^euren ®ebirg§Ietten ganj natürlid^ auö benfelben langfamen, unmerflid^en Hebungen unb ©enfungen ber erboberfldd^e erfidren fönnen, bie nod^ |e^t fortmdl^renb üor ftd^ gelten, unb bereu Urfad^en feineömegö munberbar jinb. SBenn biefe ©enfungen unb Hebungen aud^ öieHeic^t im ^^^^^unbert nur ein paar Soll ober l)öd^ftenö einige Sufe betragen, fo fönnen fie bod^ bei einer JDauer öon einigen 5al)r=9Bißionen ooUftdnbig genügen, um bie l^öd^ften ®ebirg§fetten l^eroortreten ju laffen, ol^ne ba^ baju jene rdtl^fell^aften unb unbegreiflid^en JRcoolutionen not^ig mdren. 114 Sntfle^iing ber ßrögten ©irfungen burc^ bie fleinftcn Utfacfeen. VI. Slud^ bie mctcorologifd^e SE^dtigfeit bcr atmof))l^drc, bie 3Birffamfcit bei5 SRcgenö unb bc§ ©d^nccS, ferner bie Sranbung ber Äüfte, »eld^e an nnb für jid^ nur unbebeutenb gu »irfen fd^einen, muffen bie größten SSerdnberungen ]^cn)orbringen , menn man nur l^inldnglid^ grofee ßeitrdume für bereu SBirffamfeit in anf<)ru(]^ nimmt. 2)ic @ummirung ber fleinften Urfad^en bringt bie größten SBir* fungen l^eröor. S)er SBaffertro<)fen l^otjlt ben (Stein au^. 2luf bie uncrmefelicfie 2dnge ber geologtfd^en ß^itrdume, weld^e ^iergu erforberlid^ jtnb, muffen toxx nott)tt)enbig fpdter noc^ einmal jurüdtfommen , ba, tt)ie @ie feigen werben, aud^ für 35armin'§ 2t)eorie, eben fo tt)ie für biejenige £^eir§, bieSlnnal^me ganj um gel^eurer S^itmaafee abfolut unentbel^rlid^ ift. Sßenn bie @rbe unb il^re Organismen ftd^ »irflid^ auf natürlid)em 235ege entmidfelt l^aben, fo mufe biefe langfame unb aUmdl^Udie ©ntwidelung iebenfalls eine 3eitbauer in Slnfprnd^ genommen l^aben, bereu 93orfteUung unfer %a\- fungsoermögen gdnjlid^ überfteigt. 2)a Stiele aber gerabe l^ierin eine i?)au:|)tfd^tt)ierig!eit jener ©nttoicfelungötl^eorien erblidEen, fo toitt id^ je^t fc^on oorauögreifeub bemerfen, bafe mir nic^t einen eingigen vernünftigen ®runb l^aben, irgeub mie unö bie l^ierju erforberlid^e 3eit befd^rduft gu beulen. SBenn nid^t allein oiele Saien, fonbern felbft ]^ert)orragenbe 9iaturf orf d^er , alö §au<)teintt)anb gegen biefe 3:l)eorien einmerfen, bafe biefelben mittfürlid) gu lange ßeitrdume in Slnfprud^ ndl^men, fo ift biefer ©inmanb foum gu begreifen. 35enn es ift abfolut nid^t eingufel^en, maS unS iu ber 2lnnal)me berfelben irgeubmie befd^rdnfen foHte. 3Bir miffen Idngft allein fd^on aus bem 33au ber gefc^ic^teten ©rbrinbe, ba^ bie ßntftel^ung berfelben, ber Slbfa^ ber neptunifd^en ®efteine auS bem SBaffcr, aUermin^ beftenS mel^rere ^Millionen S^l^re gebauert ^ben mufe. Db toir aber l^^potl^etifc^ für biefen $roce§ gel^n SWiUionen ober gel^ntaufenb SBiUionen Ja^re annel^men, ift oom ©tanbpunfte ber ftrengften ^ia- turpl^ilofop^ie gdnglid^ gleid^gültig. SBor unS unb l^inter unS liegt bie @migfeit. SBenn fid^ bei Stielen gegen bie ännal)me oou fo un- gel)euren S^itrdumen baS ®efü]^l ftrdubt, fo ift ba^ bie Solge ber VI. Unbegrenjte ^än^e ber (^eoIo(^ifd)en 3c bargetl^an. 2)aS befonbere SSerbienft 35arwin'S ift nun, wie bereits in bem oorigen SSortrage bemerft würbe, ein boppelteS. 6r l^at erftenS bie üon Samarcf unb ®oetl)e aufgeftellte 3)efcenbenjtl)eorie in oiel umfaffenberer SBeife als ®anjeS bel^anbelt unb im Sufammenl^ang burd^geffil^rt, als eS öon allen feinen SSorgängern gefc^el^en war. 3tt)eitenS aber l^at er biefer SlbftimmungSlel^re burc^ feine, il^m eigent* tl^fimlid^e ßüclÖtungSle^re (bie SelectionSt^eorie) baS caufale gunba^ ment gegeben, b. 1^. er l^at bie wirfenben Urfad^en ber SJeranbe* rungen nad^gewiefen , weld^e Don ber StbftammungSlel^re nur als S^atfad^en bel^auptet werben. 5)ie öon fiamarcf 1809 in bie Biologie eingeful^rte ©efcenbenjtl^eorie bel^auptet, bafe aUe oerfd^ie- benen Jl^ier- unb ^flanjenarten oon einer einjigen ober einigen we* nigen, l^öd^ft einfad^en, fpontan entftanbenen Urformen abftammen. 3)ie öon SDarwin 1859 begrünbete Tirrts in ia Knnni jljur:^ ^bc 2'x nun uH Tiirrin'* Jbccr.c bcrantrYtcn rir^ w J^^«l %Tü%cn Samrcricre ;ü bC^nrn. ür^T »ein tcbcn un^ ^ic 5^Ji^. aut bcnax er »nr äirncUung ^'rincr ^cbnr jclanate. Cbarlcis Stöbert iTariria ift ca 1*2. ^cbniar l^.n» ju ^bretts^bun) am erTt ?fliiB gebcrcn. a,h acvicinrdrtij neb;iai Jobre alt Jm ncbjebnten 3abre ;i'^2.V bc;og er ^ie Uniwrntät ^^inburol. unb ;iKi o^ibrc f|>üter Cbrin A C:lIcJie ;u CambriDoie. Äaum 22 ;Jabre alt. würbe er 1S31 ;ur "2bcüaahme an einer irinenicbahliien ^pei^ition bc rufen, npelcfce pon bcn (?^gldn^em au^>3cfdjicfl würbe, torsüalid) um bic Sübipi^e SüDamerifa* genauer jU ertorfcben unb t»erid)iebcue fünfte ber eüDiee ;u unteriudjen. riefe ^pebition hatte, gleiifc üiclcu anberen, rübmlic^n, Don ßnglanb au^gcrüfteten Jvorfdjungi^ reifen, foroobl roiffenfcfaaftlic^e , aU au(!^ proctif(!^e, auf bie Sd)iff» fal^rt be^üglicbe aufgaben gu erfüllen. I'a^ ed)i{f. ^on 6a^itän ^i^roQ commanbirt, fübrtc in treffenb ft)mboUf(!^er Seife ben 5lamen „aSeagIc" ober epür^unb. 3)ic Äcife be^ »eagle, »elcfte fünf 3a^rc baucrtc, »urbc für ^ortoin'^S gan^e ©ntroidelung Don ber größten ©ebeutung, unb f^on im erften 3a^re, al^ er jum erftcnmal ben ©oben 3übamerifa*!$ betrat, feimte in il^m ber ®cbautc ber abflammungöle^re auf, ben er bann fpdter^in ju fo ooUenbeter Slütl^e entmidelte, ^k Steife felbft l^at JDarwin in einem Don 3?ieffenbad) in baö 2)eutf(^e überfefeten 3Berfc bcfc^riebcn, mel« d^c^ fe^r anjic^enb gefij^rieben ift, unb beffen ficctüre i(^ Jl^nen an- gdcgcntlicl^ empf el^lc ' '). :Jn bief er JReifcbef (i^reibung , meiere fic^ weit über ben gewöl^nlid^en ©urd^fc^nitt ergebt, tritt J^ncn nid^t attein bie liebenömürbige ^crfönlici^fcit ©arwin'^^ in fel)r anjie^cu' ber 3Beifc entgegen, fonbem Sic lönnen au(^ t)lclfa(3^ bic Spuren 118 '^nvunn'^ Iheotie von ^cr (^ntflcbuuö ber .in. 119 ber grofecn SBcltftabt würbe iebcnfattö äufecrft jcgcnöreic^ t*^^ 3)ar' »in, unb e^ ift walirfc^einUd^, bafe wir il^r t^eiliDeifc mit bic ©nt- ftcl^ung ber @cIcctionöt()corie üerbanfen. Unbel^cUigt burd^ bic Dcr^ fd^iebcnen (Sefd^dfte, wcld^e in 2onbon feine Äräfte jerfpUttert l^aben würben, fonnte er feine ganje Sl^dtigleit auf ba^ Stubium be§ gro- ßen 5problem§ concentriren, auf weld^eö er burci^ jene SReife l^inge^ lenft worben war. Um Sinnen ju geigen, weld^e SBal^mel^mungen wäl^renb feiner SBeltumfegelung üorgüglid^ ben ®runbgebanfen ber Selection^tl^eorie in i^m anregten, unb in weld^er SBeife er benfelben bann weiter entwicfelte, erlauben ©ie mir, Sinnen eine ©teile au§ einem Sriefe mitgutl^eilen, weld^en 5)arwin am 8. Dctober 1864 an mid^ rid^tete: „^n ©übamerifa traten mir befonberö brei klaffen öon &x- fd^einungen fel^r lebl^aft öor bie Seele: Srftenö bie 2lrt unb SBeife, in weld^er nal^e öerujanbte @pecie^ einanber vertreten unb er- fe^en, wenn man öon 5lorben nad^ @uben gel^t; -— 3wcitenö bie nal^e SSerwanbtfd^aft berjenigen ©pecieS, weld^e bie ©ubamertfa nal^e gelegenen S^feln bewol^nen, unb berjenigen ©pecieS, weld^e biefem Seftlanb eigentl^ümlid^ finb; bieö fe^te mid^ in tiefeö ßrftaunen, be= fonberö bie 3Serfd^ieben]^eit berjenigen ©pecieiS, weld)e bie nal^e ge= legenen "^n^tln beö ©alopago^ard^ipelö bewol^nen; — 35rittenö bie nal^e Segie^ung ber lebenben ja^nlofen ©dugetl^iere (Edentata) unb ■Ragetl^iere (Rodentia) ju ben auögeftorbenen 3(rten. 3^ totxbt nie- mals mein ©rftaunen oergeffen, alö id^ ein riefengrofee^ ^Panjerftüdt auiSgrub, d^lid^ bemjenigen eineö lebenben Oürteltl^ierö. „2llö i^ über biefe SD^atfad^en nad^bad^te unb einige äl^nlid^e 6r* fd^einungen bamit öerglid^, fd^ien e§ mir wal^rf d^einlid^ , bafe nal^e Derwanbte ©pecieö öon einer gemeinfamen Stammform abftammen fönnten. 3lber einige Saläre lang fonnte id^ nid^t begreifen, wie eine iebe iJorm fo auögejeic^net i^ren befonberen Sebenöuerl^ältniffen ange* pafet werben fonnte. 3^ begann barauf f^ftematifd^ bie ^auötl^iere unb bie ©artenpflanjen ju ftubiren, unb fal^ nac^ einiger 3^it beut= lid^ ein, bafe bie wic^tigfte umbilbenbe Äraft in beS SWenfd^en 3ud^t^ 120 dntwicfdunö bcr £eUcticn«tbcorie. VI. wal^löermögen liege, in feiner SSenn^nng anöerlejener ^nbiöibucn jur ^taijiwijt 2)abur(j^ bafe id^ öiclfac^ bie fiebcnötocife nnb Sitten ber Spiere [tubirt l^atte, war i6) barauf öorbereitet, ben Äanipf um'iS 3)a== fein richtig ju würbigen ; unb meine geologif d^en Slrbeiten gaben mir eine SSorfteßung öon ber ungel^euren fiänge ber öcrfloffenen 3citräume. 2115- i(J^ bann burd^ einen glucfUd^en Sufatt baö fflud^ öon 5KaItt(u§ „über bie Seöölferung" laö, taud^te ber ®ebanfe ber natürlid^en Süd^tung in mir auf. Unter aßen ben untergeorbneten fünften war ber le^te, ben id^ fd^d^en lernte, bie Sebeutung unb Urfad^e be§ JDiöergengprincipö.'' 3Bä^renb ber 2Rufee unb 3urüdgegogeu^eit , in ber ©arwin nad^ ber SRüdEfe^r öou feiner SReife lebte, befd^dftigte er fid^,- wie au^ biefer SKittl^eilung ^erDorgel^t, jundd^ft öorgug^weife mit bem Stu- bium ber Drganiömen im (Sulturjuftanbe, ber ^auöt^iere unb ®ar= ten^)flanjen. UngweifelJ^aft war bieö ber ndd^fte unb rid^tigfte SBeg, um jur ©election^tl^eorie gu gelangen. SBie in allen feinen 3[rbeiten, üerful^r 3)arwin babei du^erft forgfdltig unb genau. @r t(at mit bewunberung^würbiger SSorftd^t unb ©elbftöerleugnung oom Sa^r« 1837—1858, alfo 21 3a^re lang, über biefe Sac^e 3lic^tö m= öffentlid^t, felbft nid^t eine öorldufige ©figge feiner Stjeorie, weld^e er fd^on 1844 niebergefd^rieben l^atte. @r wollte immer nod^ mel^r ftd^er begrünbete empirifc^e Seweife fammeln, um fo bie Sl^eorie gang t)oll= [tdnbig, auf mögUd^ft breiter ßrfal^rungögrunblage feftgefteüt, mit^ tl^eilen gu fönncn. 3um ®lü(f würbe er in biefem Streben nad^ möglid^fter SBeröollfommnung, welc^eö öieHeic^t bagu gefül^rt l^aben würbe, bie J^eorie überhaupt nid^t gu üeröffentlid^en , burd^ einen ßanbömann geftört, weld^er unab^dngig öon 3)arwin bie Selec- tionöt^eorie fid^ auögebad^t unb aufgeftellt ^atte, unb weld^er 1858 bie ®runbgüge berfelben an ©arwin felbft einfenbete, mit ber SBltte, biefelben an £9 eil gur SSeröffentlid^ung in einem englifd^en Sournalc gu übergeben. SDiefer ©ngldnber iftSllfreb SBallace*'), einer ber tül^nften unb öerbienteften naturwiffenfc^aftlic^en SReifenben ber neue- ren Seit. 3Siele Ja^re war SBallace allein in ben SBilbniffen ber krüEc glnrrlrjt icit Sr-,r.: ;i x-:,:^,'!:, :^vt t^>x^ i:isi .« X 2:baPatei »s ^ssntai ki:m Jbccnc cnrt\V,:cn »ouU\ ro o^tv JKi\ feine* vcm £arvia in Su^n*: cicncUrcn ^vaiMUH'ih^^ \\\ IS^V< imter bcm Jud: ,£^üe 3^riirtn &cr ^bicix un^ i'Han^cu iw ;\« ftasbe bcr £omrinocmon* crfcbicncn uub fon Victor ^S\r«vv uk^ 3>cittf(^ ubOTc^ nporbm'*), ^ euthAlt eine mct^o r^üUc \>o« ^c« trffflid^^ Sdegcn für bic au^erorbeutUcbcu ^^cu\^^^cvu«^K^^ ^^'V orgoirifi^ formen, »d^ bcr Wcufcb bui* icinc V^iiUuv nnb Muft Ii(^ ßüc^tung ^rDorbringen fauu, v£o jchr umv a«it) I^avu^tu für bicfcn Uebcrpufe an bmcifcnbcn Iftatjacbcu \wbuubou (lub, |o t^cUcn XDxx bo4 Wnc^wegö bie 3»cinun(i jener ^)}v\tuifo\ivt)cv, mW flloubcn, bafe burc^ bicfe »eiteren anv^fül)runfleu blo ielcctlouvMbeovle eigentlich erft feft begrilnbet merben mufete, %\A) unfcrcv )Hu(lrt)t entl^dlt bereit« 3)artt)in'« erfte^, IftW) er|d)lc«cncvN Ükxf blefv iV* grünbung in Döllig auSreic^enbem TOaafte. SDle uuauflrolfbavc ^U\\1< feiner Sl^eorie liegt nic^t in ber Unmaffe \>o\\ einzelnen Il)alfod)cn, tteld^e man al« aSeweiS bafür anführen fan«, foubcru In bcm l)av* 116 3n"cldjcr nabe Dcnwinbte väpccie^ einaubcr Krtwten unb er fe^en, menn man r>on Sorben nad) >£üben gebt; — 3tt>eitcni5 bie na^ 3?cnDanbtf(^art bcrienigcn epceie^. »eld^ bic ^jSübamcrifa nahe gelegenen Jnfeln bewohnen, unb berjenigcn ^S^)ceie^S, wcl(l)c biefcm Jxeftlanb eigent^ümlid^ jtnb; biev> fc^tc micft in tiefet (Jrftauuca, be- fonberö bie 2?erf(l)iebcn^cit berienigen <£pceie^, melcftc bic nabo ge- legenen 3njeln be$ ®alopago^ard^ipcl<> bettjo^ncn; — Dritten v^ bie nal^e Sejiel^ung ber Icbcnben ja^nlofen ^^cdugetljicre (Edentutn) unb ')laget]^iere (Rodentia) ju ben auit^geftorbcnen 3lrtcn. :Jcl) werbe nle^ mal^ mein ©rjtaunen Dergeffen, alö id^ ein ricjengroftc^ '^Jaujerftilcf ausgrub, d^nlid^ bcmienigen eineö lebcnbcn ©flrteltljlervN. „211^ i^ über bicfe Jl^atfad^cn nad^bad^tc unb einige Äl)nUcl)e t^r- fd^einnngen bamit Derglid^, fd^ien cö mir ml^rfd^elnlic^, baft ual)e berttjanbte @pecieö Don einer gemeinfamcn Stammform abftammen lönnten. 3lber einige 3al^re lang fonntc id^ nid)t begreifen, wie eine jebe 5orm fo auögejeid^net il^ren befonberen 2ebenöberl)ftltulffcn ange- paßt werben tonnte, gd^ begann barauf f^ftcmatljc^ bic .^auötl)lcre unb bie ®artenpflanjen ju ftubiren, unb fa^ nad^ einiger i^elt beut- li(^ ein, baß bic wic^tigftc umbilbenbe Äraft iu bcö SKcufc^cu i}uct)t- 120 <5ntn)i(fclung bct SelecticnÄtbeorie. VI. roal^toermögcn liege, in feiner Senu^ung anöerlejener 3»tbiöibuen jur 5Ra(l^jucl^t. ©aburd^ bafe xi) öielfaci^ bie Seben^weife unb Sitten ber liniere ftubirt ^atte, »ar xä) barauf vorbereitet, ben Äanipf um'^ JDa* fein rid^tig ju ttürbigen; unb meine geologifd^en arbeiten gaben mir eine SSorfteUung Don ber ungeheuren fiänge ber oerfioffenen 3citrdume. Sllö^id^ bann burd^ einen glücflici^en Suf^ü ba§ Sud^ Don 5Kalt^u§ „über bie Seoölferung'' laö, taud^te ber ®ebanfe ber natürlid^en Süd^tung in mir auf. Unter aüen b^n untergeorbneten ^ßunften war ber le|te, ben id^ fd^a^en lernte, bie Sebeutung unb Urfad^e beS JDioergengprincipg.'' Bäl^renb ber SKufee unb ßiiriicf gegogen^eit , in ber 3)artt)in nad^ ber SRüdRe^r oon feiner SRcife lebte, befd^dftigte er ftd^,* mie au§ biefer SKittl^eilung l^erDorgel^t, gunäc^ft Dorgugö weife mit bem ©tu- bium ber Drganiömen im (Sulturguftanbe, ber ^au^t^iere unb ©ar- ten^)flangen. Ungweifell^aft war biei^ ber näd^fte unb rid^tigfte SBeg, um gur (gelectionStl^eorie gu gelangen. SBie in allen feinen älrbeiten, oerfu^r 3)arwin babei dufeerft forgfdltig unb genau. @r l^at mit bewunberungöwürbiger SSorftd^t unb @elb[toerleugnung oom 3a§^^= 1837—1858, alfo 21 Sa^re lang, über biefe Sac^e 3li(i^tö Der^ öffentUd^t, felbft nid^t eine oorldufige ©figge feiner Sl^eorie, weld^e er fd^on 1844 niebergefd^rieben tjatte. @r wollte immer nod^ mcl^r ftd^er begrünbete empirifd^e Seweife fammeln, um fo bie Sl^eorie gang öoll= ftdnbig, auf möglid^ft breiter ©rfal^nmgögrunblage feftgefteHt, mit= tl^eilen gu fönnen. 3um ®lücf würbe er in biefem Streben nac^ möglid^fter SSertJollfommnung, weld^cö oielleic^t bagu gefül^rt ^aben würbe, bie Jljeorie überhaupt nid^t gu oeröffentlid^en , bur(^ einen Sanbömann geftört, weld^er unabhängig oon 3)arwin bie Selec= tionöt^eorie fic^ auögebad^t unb aufgeftellt ^atte, unb weld^er 1858 bie ®runbgüge berfelben an ©arwin felbft einfenbete, mit ber SBltte, biefelben an Sgell gur SBeröffentlid^ung in einem englifd^en Journale gu übergeben. SDiefer ©ngldnber ift^lfreb SBallace^"), einer ber tül^nften unb oerbienteften naturwiffeufd^aftUdien JReifenben ber neue- ren 3cit. SSiele Jatjre war 3Ballace allein in ben SBilbniffen ber VL SE«ir.''rÄrr --r 3vn ? ?u. j* £" i t! n i i^ 3 ' -«^ 5s; * ä * «^ *t- -. *>>' S^ariria 5 .Uiicr ri; err:£t™a N:r irtcn*. in trclicn ^k ec* fdbft tir<5 Si:±. iK:a »dica 1^72 f:c »ccb^c :Jlu^.aac un^ bcmt^ lSd> riiif bcn^'i« Ueberc^ang von ^ronn crvtun 'K nur al>> einen üoriösfigfB Ibir^ug au* einem groBerrn un^ au\^h;brtictKnrn ^rfc. todife^ in mn^anfn^CT cmpiriidkT 3S«pci^>nibrua3 eine iVatfe Don üfotiaiiai pi ©ramcn feiner Jfteorie enthalten iollte. rer erfte Ibeil biefcÄ XHm Sarvin in au^ficbt geftellten ^auptn>erhN< ift IS^VS nnter bcm Jitel: ,2Ni§ Soriiren ber Jbiere uub i'flanjen im 3«- flanbe ber ShnaefHcatüm' erfd)ienen unb Don "i>ictor (5arnx^ ini$ S)entf(^ fiberfe^ »orben'*). &r enthält eine reiche Jvülle oon ben treffUc^ften Sdegen für bic auBcrorbentlicben ^^eranbernnßen ber organifd^ formen, totliic ber ÜRcnfcft burcft feine Q\\\t\\x nnb fünft lic^ Süd^hmg ^rDorbringcn fann. ^io'febr mx aud) rariDin für biefen Ueberflug an betucifcnbcn I^otfad)en t)erbunben finb, fo t^eilen loir bo4 feineöttcg^ bie SReinung jener 'Maturfoifdjer, »elcbe glauben, bafe burc^ biefe »eiteren ÄuöKi^rungen bie ^election<^tbeorle eigentlich erft feft begrunbet werben mufete. 9lacft unfever Slnficl)t entölt bereit« 3)artt)in'ö erfte^, 1859 erfd^lcnene^ SSerf biefe ©e- grunbung in Döllig auarcid^enbem TOaafee. 2)ie unangreifbare etÄrfe feiner S^eorie liegt nid^t in ber Unmaffe Don clngclncn ll)atfad)en, U)el(i)e man aU aSewciS bafür anfül^ren fann, fonbern In bem l)av 122 l^armin'« ^tubium ber ^oudthiere unb Gulturpflongen. VI. monijd^en ßufammenl^ang atter grofecn unb attgcmeincn ©rfd^cinunfl^* reiben bcr organifci^cn Statur, weld^c übcrctnftimmcnb für bic SBal^r- l^eit ber ©elcctionötl^coric B^iig^ife ablegen. ©en bebcutenbften 5olgefd)lufe ber ©efcenbengtl^eorie , bic W)' ftammung be§ 3Renj(]^engejd)Ic(l^tö Don anberen ©augctl^ieren , l^at 2)artt)in anfangs abjici^tlid^ öerfd^wiegen. @rft nad^bcm biejcr l^öd^ft wid^tige ©d^Infe öon anberen 5Raturforf(]^crn cntfd^ieben als notl^tten« bige ßonfeqncnj ber ^[bftammungSlel^re feftgeftettt war, l^at 3)artt)in bcnfelben anSbrüdflid) anerfannt, nnb bamit „bie Ärönnng feines ®c» bdubeS" öofljogen. 3)ies gefd^al^ in bem l^öd^ft intereffanten , erft 1871 erfd^ienenen SBerle über „bie Slbftammung beS SKenfd^en unb bie gefd^led^tlid^e S^c^tmal^l" , weld^eS ebenfalls öonSSictor ßaruS in bds ©eutfc^e überfe^t roorben ift*'). aiS ein SHad^trag ju biefeni fß\x6)z fann bas geiftreid^e pl^^jiognomifd^e SBerf angefel^en »erben, »eld^eS 2)artt)in 1872 „über ben SluSbrud ber ©emütl^S- 33ett)egungen bei bem SRenfd^en nnb ben Spieren" »eröffentlid^t ^at*'). SBon ber größten 33ebentung für bie Segrünbung ber SclectionS^ tl^eorie war baS eingel)enbe ©tubium, »eld^eS 3)artt)in ben ^auS= fixieren unb ßulturpflanjen wibmete. 2)ie unenblid^ mannid^ faltigen ^ormöerdnbernngen , weld^e ber 5Wenfd^ an biefen bomefti* cirten Organismen burd^ fünftlic^e Büd^tung erjcugt l^at, jtnb für baS richtige aSerftdnbnife ber 3:i^ier== unb ^flangenformen öon ber allergrößten 3Bid^tigfeit; nnb bennod^ ift in faum glanblid^er SBeife biefeS ©tubium öon ben Soologcn unb SBotanilern bis in bie neucfte Seit in ber gröbften SBeife Dernad^ldfftgt worben. ©S jtnb nid^t allein birfe Sdnbe, fonbern ganje Sibliotl^efen angefüllt worben mit Se* fd)reibungen ber eingelnen Slrten ober @pecieS, unb mit l^öd^ft fin- bifd)en ©treitigfeiten barüber, ob biefe SpecieS gute ober äiemlid^ gute, fd^led^te ober jiemlid^ fd^lec^te Slrten feien, ol^ne bafe bem Slrt- begriff felbff barin gu Seibe gegangen ift. Benn bie SRaturforfd^er, ftatt auf biefe unnü^en Spielereien i^re 3cit ju öertoenben, bie Gultur« Organismen gel^brig ftubirt unb nid^t bie einjelnen tobten formen, I -K • ►^ *^- ma&tt alio ^ca Sfcn^l«! au^ änon \?r^:nfloK. t*i<^ ^^»H \c^c« bigai Cbfm in tciac 5Ia^> u^^ »cta^ Ninn hir \bn bic iviKtioJ^M^v« nä|lid)ai «pauÄtbinr unb ^rtcnr^an5cu. Kn bcncn er tut) m N'V J^ bie 9Rn^ bcr epocics>unKricbcibuiui fpaivu JiM\«t\\ Cb bcv Saum bc^ erfcnntniffee^ im i^imbicv^^WUM^ duc ».^\«tV wUbo e^)ecicö, ober oliS ßuinirpflanic übcrhau>>t J<\\\< i^ovlcv^** toar, erfahren »ir leibcr burtj^ Slnbrcav^ Ä^iflucr \\\^l rv\ bcv Saum bcö erfcnnttiiffe^ Dom ecl)ö^)^.T mitten In bcu >l^\n\MovNrtrtvtcn flefc|t ©urbc , m6(^tc man el&cr glanbcn , bnft er eine \M)\\ be\H>v jugtc ßulturppanac , alfo ftberl^anpt feine ^EpedevN uhu\ ra obev anbrerfcit« bie grüd^te oom SBanme bevH t^rfenntnlfiov^ bem Wen fd^en ocrboten loaren, nnb oielc ÜRenfd)en, n)le WoftnerV^ <\\\k'\\k'^ Seijpicl flar geigt, nicmalö bon blefen Är(\cl)ten flenoffen lioben, fo ift er offenbar nid^t für ben ©ebraud) bc<^ 9Renjd)en cifd)aftcn nnb 124 ^aöleid)un9 Ut mltxn unb cuUiüiiten Dtflani^meit. VI. alfo wal|rf(^cinli(^ äne »irfUd^e ©pccieS! SBie ©c^abe, bafe un^ SBagner über biefetüic^tigeunb fd^wierige S^agc nic^t belel^rt ^at! @o Idd^erlid^ 3^nen nun bicfe Slnftc^t auc^ t)orfommen mag, fo ift biefclbe bod^ nur ein folgerichtiger äui^wuc^ö einer falfc^en, in ber I^at aber weit verbreiteten Slnfic^t t)on bem befonberen SBefen ber GulturorganiSmen, unb @ie fönnen bisweilen üon gang angefel^enen Slaturforfd^ern dl^nlid^e einnjurfe ^ören. ®egen bie[e grunbfalfd^e Sluffaffung mufe ici^ mic^ üon üornl^erein ganj beftimmt wenben. S)aö ift biefelbe SSerfel^rtl^eit, »ie fie bie aerjte begeben, welche be* Raupten, bie Äranf^eiten feien fünftUc^e ©rgeugniffe, feine 9latur= erfc^einungen. &ä l^at üiel SRü^e gefoftet, biefe^ SSorurtl^eil ju be= fämpfen; unb erft in neuerer 3^it if* ^'^^ anfid^t gur attgemeinen älnerfennung gelangt, bafe bie Ärant^eiten 5li(^tiS ftnb, ali^ natura lic^e SSeränberungen beö Crgani^Smuö, wirflid^ notürlid^ Sebenj^er== fd^einungen, bie nur ^erDorgebrad^t »erben burd^ t)erfinberte, abnorme eriftcngbebingungen. 2)ie Äranfl^eit ift alfo nic^t, wie bie dlteren 3lergte oft fagten, ein Seben aufeerl^alb ber 5latur (vita praeter na- turani), fonbern ein natürlic^e^S !^eben unter beftimmten, Iran! ma= c^enben, ben Körper mit ©efal^r bebrol^enben Sebingungcn. ®ang ebenfo finb bie ßulturerjeugniff e nid^t fünftlic^e ^robucte beS SKenfd^en, fonbern fie ftnb iWaturprobucte, welche unter eigentl^ümlid^en gebend bebingungen entftanben ftnb. 35er SHenfc^ t)ermag burd^ feine Kultur niemals unmittelbar eine neue organifc^e %oxm gu ergeugen; fonbern er !ann nur bie Organismen unter neuen 2eben§bebingungen güd^ten, meldte umbilbenb auf fie einwirfen. Sllle ^auStl^iere unb alle ©ar« tenppangen ftammen urfprunglid^ oon wilben arten ab, welche erft burc^ bie 6ultur umgebilbet würben. 2)ie eingel^enbe SSergleid^ung ber ßulturformen (SRaffen unb Spielarten) mit ben wilben, nic^t burc^ ßultur t)erdnberten Drganiö^ men (SIrten unb aSarietdten) ift für bie ©elcctionStl^eorie t)on ber größten SBic^tigleit. 2Baö Sinnen bei biefer SSergleic^ung gundd^ft am SKeiften auffdDt, ba§ ift bie ungewöl^nlid^ furge 3rtt, in weld^er ber SKenfd^ im Staube ift, eine neue gorm ]^ert)orgubringen , unb ber VT. SetftleiÄung bcr »üben unb bfv cultiöitten Dtoaniemen. 125 ungmöl^nUci^ l^ol^c ®rab, in welchem biefc üom SWcnfd^cn probucirtc Sonn t)on bcr urj^)rün9U(^cn ©tammform abweid^en lann. SBdl^rcnb bic »Üben Sil^tcre unb ^flangcn, im freien 3uftanbc, '^df^x anö, Sal^r ein bem fammclnbcn 3oologen unb Sotanüer anndl^ernb in ber* felbcn 5orm crfd^eincn, |o bafe eben l^ierauö ba^ falfd^e 35ogma bcr ©pccicöconftanj entftcl^cn tonnte, fo geigen uns bagegen bic ^auS- tl^icre unb bic ©arten^flanjen innerl^alb weniger ^affxt bic größten SSerdnberungen. S)ie SSerDollfommnung, mlä^t bie ßü^tungi^funft bcr ®drtner unb bcr Sanbwirtl^e erreid^t l|at, geftattet eö jefet in fcl^r furjcr 3^itr in »enigen Salären, eine ganj neue Sll^ier- ober ^flan- jenfonn »iUfurlic!^ gu jci^affen. ÜRan braucht gu biefem Qxocä^ blofe ben Drganii^muS unter bem ©inPuffe bcr befonberen Sebingungen gu crl^altcn unb fortgupflangen, weld^e neue fflilbungen gu ergeugen im ©taube jtnb; unb man fann fd^on nad^ SSerlauf üon wenigen ©ene^^ rationen neue Slrtcn erhalten, weld^e oon bcr Stammform in oiel l^öl^erem ®rabe abweid^en, aU bie fogenannten guten Slrten im wilbcn Suftanbc üon cinanber oerfd^ieben finb. JDiefe Jl^atfad^c ift dufeerft wid^tig unb !ann nic^t genug l^erDorgcl^obcn »erben. (S§ ift nid)t mal^r, wenn bcl^auptet wirb, bie ßulturformen , bie öon einer unb bcrfelben Sorm abftammen, feien nid^t fo fel^r oon einanber t)erf(^ie' ben, wie bie wilben Jl^ier^ unb 5ßflangenarten unter ftd^. 2Benn man nur unbefangen SJerglcid^c aufteilt, fo Idfet fid^ fel^r leidet erfennen, bafe rine ÜRenge öon SRaffen ober Spielarten, bie wir in einer furgen Sleil^e öon Salären üon einer eingigen ßulturform abgeleitet ^aben, in l^öl^erem @rabe oon einanber unterfd^ieben ftnb , aU fogenannte gute arten („bonae species^') ober felbft öerfd^iebene Gattungen (Genera) einer gamilie im wilben ßuftanbc ftc^ unterfd^eiben. Um biefc dufeerft wid^tige Sl^atfad^e möglid^ft feft entpirifd^ gu begrunben, befc^lofe 2)arwin, eine eingclne ®ruppe üon ^au^tl^iercn fpcdell in bem gangen Umfang il^rer gormenmannid^faltigfeit gu ftu= biren, unb er wdl^lte bagu bie ^^auötauben, weld^e in mcl^rfac^cr ©egiel^ung für biefen äxotd gang befonber^ geeignet ftnb. ßr l^iclt fid^ lange Beit ^inburc^ auf feinem ®ute alle möglid^en SRaffen unb 126 ^uffatlfnbe Serfcticbenbeit ber llaubenroffen. VI. ©pielarten öon Sauben, m\6)t er befommen tonnte, unb würbe mit reichlichen ßufenbungen an^ atten SBeltgegenben unterftü^t. gernei: liefe er jtcj^ in jwei fionboner Jaubenclubö aufnel^men, welche bie Süd^tung ber öerfcj^iebenen Saubenformen mit »a^rl^aft fünftlerifc^er aSirtuojttdt unb unermüblic^er ßeibenfcj^aft betreiben. 6nbUc^ fe^te er jic^ noci^ mit einigen ber berül^mteften Saubenliebl^aber in SSerbin- bung. abU Vermögen be« WcnfAen. 137 5laturguftanbc tl^un. 2)ic Su^^tung^funft ift Je^t fo mcit gcbiel^en, ba§ bcr Wm\i) oft wiDfürlid^ beftimmte ßigcntl^umUcJ^fciten bei bcn cultiöirtcn arten ber Siliere unb ^flangen erjeugen fann. 5Kan fann an bie geiibteften ®drtner unb Sanbujtrtl^e beftimmte Aufträge geben, unb j. 33. fagen: ^ij »ünfd^e biefe ^flanjeuart in ber unb bcr %axht mit ber unb ber ßeid^nung ju l^aben. SBo bie ßüd^tung fo üerDoMommnet ift, toie in ©nglanb, finb bie ®drtner unb £anb= wirtl^e l^äufig im (Staube, innerl^alb einer beftimmten B^itbauer, nad^ Sßcrlauf einer Slnjal^l üon Generationen, ba§ »erlangte SRefultat auf SefteUung ju liefern. 6iner ber erfal^renften englifd^en Softer, @ir 3ol^n ©ebrigl^t, fonnte fagen „er motte eine il^m aufge= gcbene gebcr in brei 3ö^ren ^ert)orbringen , er bebiirfe aber fec^^ 3a]^re, um eine gewünfc^te gorm be$ Äopfeö unb Sd^nabelS ju erlangen''. Sei ber ^uö^t ber 5Kerinofcl^afe in Sad^fen merben bie 4n)iere breimal mieberl^olt neben einanber auf lifd^e gelegt unb auf baö ©orgfältigfte öergleid^enb ftubirt. S^beömal merben nur bie beften ©d^afe, mit ber feinften SBoKe, aui^gelefen, fo ba^ jule^t üon einer großen SKenge nur einjelne menige, aber gang auöerlefen feine Siliere übrig bleiben. 9lur biefe legten werben jur SRac^jud^t öer= manbt. @§ ftnb alfo, mie Sie feigen, ungemein einfädle Urfac^en, mittelft meld^er bie funftlic^e 3üd^tung gule^t grofee SBirtungen ]^er= üorbringt; unb biefe großen SBirfungen werben nur ergielt burd^ ©ummirung ber einjelnen an pd^ fel^r unbebeutenben Unterfd^iebe, meldte bie fortmd^renb mieberl^olte Sluölefe ober ©election öergröfeert. ei^e wir nun jur SSergleid^ung biefer funftlid^en Sud^tung mit ber natürlid^en übergel^en, wollen wir un§ !lar mad^en, weld^e na- türlid^en ßigenfd^aften ber Organismen ber funftlid^e 3^^^^^ ober 6ultit)ateur benu^t. ÜRan !ann alle oerfc^icbenen ßigenfc^aften, bie l^ierbei in baö Spiel fommen, fd^liefelid^ jurudEfül^rcn auf jwei pi^^Po* logifd^e ©runbeigenfd^aften beS Organismus, bie fdmmtlid^en Silieren unb ^flangen gemeinfd^aftlic^ jtnb, unb bie mit ben beiben Sil^dtig« feiten ber gortpflangung unb ©rndl^rung auf ia^ Snnigfte gu= fammenl^dngen. 3)iefe beiben ®runbeigenfd^aften finb bie (Srblid^^ 138 3nbit»ibueüe Unterfcbicbe aller Otftani«mfit. VII. feit ober bie gäl^tgfeit ber 3Sercrbung, unb bic SBeränberlid^« feit ober bie gä^igteit ber Slnpaffung. 2)cr ^ni^kx gel^t au8 Don ber Jl^atfac^c, bafe atte ^nbioibuen einer unb berfclben Art oer* fd^teben jtnb, n^enn a\x6) in fel^r geringem ®rabe, eine Sl^atfad^e, bie fowol^I oon ben Organismen im »ilben wie im 6ulturju[tanbe gilt. SBenn Sie ftd^ in einem SBalbe umfcl^en, ber nur a\x^ etner einzigen Saumart/ j. 33. Sud^e, befielet, »erben Sie gauj getoife im ganjcn 2Balbe nid^t gwei Sdume biefer Slrt finben, bie abfolut gleid^ flnb, bic in ber gorm ber SSerdftelung, in ber Qaiji ber 3»ciflc unb Slätter, ber Slutl^en unb f^rud^te, jtd^ ooHtommen gleichen. ßiS finben jtd^ inbiöibuette Unterjdf)iebe überall, gerabe fo toie bei ben SKenjd^en. @j^ giebt nid^t gwei ÜRenfd^en, meldte abfolut ibentifd^ flnb, oott* fommen gleid^ in ®röfee, ©efid^t^Sbilbung, S<^^ ber ^aare, Z^ixipt' rament , (Sf)axatkx n. f. w. ®an j baffelbe gilt aber auc^ oon ben ©ingeltoefen aller oerfd^iebenen Stifter* unb ^flanjenarten. Sei ben meiften Organismen erfd^einen atterbingS bie Unterfd^iebc für ben Saien fcl^r geringfügig. 6s lommt aber l^ierbei toefentlid^ an auf bie Uebung in ber (Srfenntnife biefer oft fel^r feinen Sormd^araftere. ein ©d^afl^irt j. S. fennt in feiner beerbe iebeS einjelne gnbioibuum blofe burdf) genaue S3eobad^tung ber ©igeufc^aften, wfil^renb ein Saie nic^t im Staube ift, alle bie öerfc^iebenen Si^bioibuen einer unb berfelben beerbe ju unterfc^eiben. a)ie SEl^atfad^e ber inbioibuellcn SSerfd^iebenl^eit ift bie dufeerft toid^tige ®runblage, auf tocld^c ftd^ baS gange Sö^tungS« oermögcn beS SRenfd^en grünbet. SBenn nid^t überall Jene inbiDi- buellen Unterfdf)iebe todren, fo tonnte er nic^t auS einer unb ber^ felben Stammform eine SKaffe oerfc^iebener @^)ielartcn ober SRaffen crjiel^en. 9lun ift aber in ber 31^at biefe ©rfd^einung gang allge* mein. SBir muffen notl^wenbig biefelbe aud^ ba tjorauöfe^en, wo mir mit unferen groben finnlid^en ^ülfSmitteln nid^t im ©taube finb, bie Unterfd^icbe gu erfennen. Sei ben l^öberen ^flangen, bei ben ^a^ ncrogamen ober Slütl^enpflangen , too bie eingelnen inbioibucDen ©töcfe fo gal^lreic^e Unterfd^iebe in ber 2^))\ ber Äcfte unb Sldtter, VII. ^ttipaffung unb (Stndbrun^. 139 in bcr Silbung beS ©tamtneö unb ber Sleftc äcigcn, !önncn tt)ir fafl immer jene 2)iffercnjcn leidet »al^rncfimcn. Slber bei ben nie== beten ^anjen, j. 33. SRofen, Sllflen, tilgen, unb bei ben meiften Spieren, namentlid) ben nieberen Spieren, ift bieö nid^t ber %aU. 3)ie inbiüibneHe Untcrfd^eibung aller (gingelwefen einer 2trt ift l^ier meiften« anwerft fd^tüierig ober gang unmöglid^. &^ liegt jebod^ fein ®runb t)or, blofe benjenigen Organismen eine inbitribueHe 35er* fd^iebenl^eit gujufd^reiben, bei benen ttjir jte fogleid) erfennen fönnen. aSielmel^r fönnen »ir biefelbe mit üoHer Sid^erfieit alö allgemeine (5igenf(i^oft aller Organi^en annel^men. 3Bir bürfen bie§ um fo mel^r, ba mir im ©tanbe jtnb, bie aSerdnberlid^feit ber 3nbit)ibuen gurüdgufül^ren auf bie medianifd^en aSerf)dltniffe ber ©rnäi^rung. SBir fönnen »irflid^ allein burd^ SBeeinfluffung ber ßrnä^rung auf* faHenbe inbiüibuelle Unterfdiiebe ba l^eröorbringen , tt)o jte unter nid^t Deränberten @rnd]^rung§öerf)dltnif[en nid)t walirgunel^men fein »ürben. a)ie Dielen üertüidfelten SBebingungen ber 6rndl|rung jtnb aber niemals bei jtoei Snbiüibuen einer Srt abfolut gleid(). ßbenfo nun, »ie njir bie SSerdnberlid^feit ober SlnpaffungS* fdl^igfeit in urfäd)lid^em ßufammenliang mit ben altgemeinen 6rnd]^= rungSt)erl|dltniffen ber Stl^iere unb ^flanjen feigen, ebenfo finben »ir bie gtoeite funbamentale SebenSerfd)einung, mit ber mir eS l^ier ju tl^unl^aben, ndmlid^ bie aSererbungSfdf)igfeit ober ©rblid^feit, in unmittelbarem Sufammenl^ang mit ben 6rfd)einungen ber 5ort= <)flanjung. 3)aS jtüeite, toaS ber Sanbioirt]^ unb ber ©drtner bei ber fünftlid^en 3üd^tung tl|ut, nadbbem er auSgefud^t, alfo bie 9Ser= dnberlid^feit benu^t l^at, ift, bafe er bie üerdnbertcn formen burd^ aSererbung feftjul^alten unb auSgubilben fud)t. 6r gel|t t)on ber aH« gemeinen Sll^atfad^e aus, bafe bie Äinber il^ren Altern dl^nlid) jtnb: „2)er 2^)fel fdllt nid^t toeit oom Stamm." 2)iefe ©rfd^einung ber ©rblid^feit ift biSl^er in fel^r geringem 5D?aa6e ttjiffenfd^aftlid) unter* fud^t toorben, toaS jum Jlieil baran liegen mag, ba^ bie ßrfd^einung gu aHtdglid^ ift. 3^bermann pnbet eS gang natürlid^, bafe eine jebe art il^reS (Sleid^en ergeugt, bafe nid^t plö^lid^ ein ^ferb eine ®an§ 140 ^eurbung imb gortpfTon^un^. VII. ober eine ®an§ einen ^ofd^ erzeugt. 3Ran ift getDÖl^nt, biefe atttäg« lid^en SSorgange ber ©rbliiä^feit aU felbftt)erftdnblt(]^ anjufe^cn. 3llun ift aber biefe erf(]^einung nid^t fo felbftt)erftänbU(]^ einfad), »ie fte auf ben erften S3H(f erfdieint, unb namentlid^ »irb fel^r l^dufig bei ber 33e= trad^tung ber ©rblid^feit überfeinen, bafe bie üerfd^iebenen 5ftad(Iom= men , bie üon einem unb bentf elben ©Itenipaar !)erftammen , in ber Stl^at niemals einanber ganj gleid), aud^ niemals abfolut gleid^ ben Altern, fonbern immer ein »enig t)erfdnieben jinb. SBir fonnen ben ®runbfa^ ber ©rblid^feit nid^t bai^in formuliren: „®leid)eS ergeugt ®leid)e§", fonbern »ir muffen il^n oielmelir bebingter bol^in auSf<)re* d^en: „ael^nUd^eS ergeugt Slel^nUdneS''. 3)er ®drtner »ie berfianb« »irt^ benu^t in biefer Segiel^ung bie Sil^atfad^e ber SSererbung im tt)ei= teften Umfang, unb gtoar mit bejonberer afJüdjtd^t barauf, bafe nid^t allein biejenigen ©igenfd^aften oon ben Organismen oererbt toerben, bie jte bereits üon ben 6ltern ererbt liabeu; jonbem aud^ biejenigen, bie jie felbft ermorben ^ben. 25aS ift ein l^öd^ft »id^tiger $unft, auf ben fef)r Sßiel anfommt. 3)er Organismus üermag nid^t allein auf feine 5llad)fommen biejenigen ©igenfd^aften, biejenige ®eftalt, %axbt, ©rofee ju übertragen, bie er felbft oon feinen ©Item ererbt l^at; er oermag aud^ Slbänberungen biefer ©igenfd^aften gu oererben, bie er erft »dl^renb feines SebenS burd^ btn ©influfe dufeerer Umftdnbe, beS ÄlimaS, ber 5Ral|rung, ber ©rgiel^ung u. f. tt). ertoorben l^at. 3)aS jtnb bie beiben ®runbeigenfdnaften ber Siliere unb ^am gen, toeld^e bie Softer benu^en, um neue formen gu ergeugen. @o aufeerorbentlid^ einfad^ baS tl^eoretifd^e ?Jrincip ber Sü^tong ift, fo fd)tt)ierig unb ungel^euer oermidelt ift im ©ingeinen bie practifd^e 9Sertt)ertl|ung biefeS einfad^en ^rinctps. 25er benfenbe, planmdfeig arbeitenbe 3fi^ter mufe bie Äunft t)erftel|en, bie allgemeine SBed^feU toirfung gtoifd^en ben beiben ®runbeigeujd)aften ber ©rblid^feit unb aSerdnberlid^feit rid)tig in jebem eingelnen %aUt gu t)ertt)ert^en. SBenn »ir nun bie eigentlid^e Sttatur jener beiben »id^tigen 2e- benSeigenfdiaften unterfud^en, fo finben tt)ir, bafe »ir jte, gleid^ allen pin9Jtologifd)en Functionen, auf pli^pfalifd^e unb d^emijd^e Urfad^en VII. üJle^onlWe IRatur bet «tMic^feit unb iöii^ii^n »irb uni^ gegeben burd^ bießö^l ber 6ier unb ber ungefd^led^tlid^en Äeime, weld^e bie Organismen erjeugen. 33ie ^dijl biefer Äeime, auö beren jebem unter günftigen aSerl^dltniffen ein 3nbit)ibuum entfielen fönnte, ift fel)r inel größer, als bie Söl^l ^^^ »irflid^en ober actuellen S^bioibuen, b. l|. berjlenigen, tt)eld)e »irflid^ aus biefcn Äeimen entftel^en, gum geben gelangen unb jid^ fortpflangen. 2)ie bei »eitem größte ßö^l öHer Äeime gel)t in ber frül^eften fiebenSgeit gu ®runbe, unb eS finb im* mer nur eingelne beoorgugte Organismen, »eld^e jid^ auSbilben fön* neu, meldte namentlid^ bie erfte Sugenbgeit glüdflid^ übcrftel^en unb fd^liefeUd^ gur f^ortpflangung gelangen. 2)iefe toid^tige 3:]^atfadöe »irb einfad^ beioiefen burd^ bie 3Jcrgleid^ung ber 6iergaf)l bei ben eingelnen Slrten mit ber 3^1)1 ber 3nbit)ibuen, bie oon biefen Slrten eriftiren. 3)iefe 3cil^lent)er^dltniffe geigen bie auffaUenbften SBiberfprud^e. 6S giebt g. S. Jpfif)nerarten, meldte fe^r gal^lreic^c gier legen, unb bie bennod^ gu ben feltenften 5?ögeln gel|ören ; unb berjenige SSogcl, ber ber gemeinfte oon allen fein foH, ber ©iSfturmoogel (Procellaria glacialis), legt nur ein eingigeS @i. ßbenfo ift haä 3Jer]^dltni§ bei anberen 2]f)ieren. 6s giebt oiele, fel^r jeltenc, »irbellofe 3;l|iere, ttjeldje eine ungel^eure ÜRaffe oon 6iem legen; unb lieber anbere, bie nur fel^r wenige 6ier probuciren unb bod) gu ben gemeinften 3^l)ic* ren gel^ören. 33enfen Sie g. 33. an bas S3er()dltni§, welches pd^ bei ben menfd^Ud^en Sanbmürmern finbet. 3eber 33anbtt)urm ergeugt bin* neu turger 3«it ^Millionen oon ©iern, wd^renb ber SDtenfd^, ber belt 144 Urfa^tn bcd ilampfe« um'« tafeln. Vü. Sanbtüurm bcl^crbcrgt; eine üicl geringere 3ö^l @tcr in pd^ bilbet; unb bennod^ ift glüdtlid^er SBeife bic Qa^ ber Sanbafimer öiel ge= ringer, alf bie ber ÜHenfd^en. Unter ben ^flanjen jtnb t)iele pxaijU t)otte Drd^ibeen, bie S^aufcnbe t)on ©amen erjengcn, fel^r feiten, nnb einige afterdfinlici^e ßonipojtten, bie nur »enige Samen bilben, äufeerft gemein. 33ief e »id^tige S^tf ad^e liefee fid^ nod^ burd^ eine ungel^eure SMaffe anberer SBeifpiele erläutern. @ö bebingt alfo offenbar nid)t bie 3# ber »irflid^ öorl^anbenen ^eime bie QoijH ber fpdter in'S Seben treten^ ben unb ftd^ am Seben erl^altenben gnbiüibuen, fonbern e^ ift üiel- mel^r bie 3ci^l biefer legieren burd^ ganj anbere SSerl^ältniffc bebingt, jumal burd^ bie SBed^felbejiel^ungen, in benen jtd^ ber Drganiömuö ju feiner organifd^en, wie anorganifd^en Umgebung befinbet. 3eber Organismus f&mpft öon Anbeginn feiner ©jriftenj an mit einer Sln= gal|l öon feinblid^en ©inpuffen, er fdmpft mit Jl^ieren, aeld^e öon biefem Organismus leben, benen er als natürlid^e Slal^rung bient, mit Siaubtl^ieren unb mit. ©d^maro^ertljieren ; er fdntjjft mit anorgani» fc^en ©inpüffen ber üerfd^iebenften Slrt, mit Temperatur, SBittcrung unb anbtttn Umftdnben; er fdmpft aber (unb baS ift t)iel tüid^tiger!) üor allem mit ben il^m dl)nlid)ften, gleid^artigen Organismen. 3ebcS 3nbit)ibuum einer iebcn SlEfier- unb ^pan jenart ift im lieftigften SBctt« ftreit mit ben anbercn Snbiüibuen berfelben Slrt begriffen, bie mit il^m an bemfelben Orte leben. 3)ie ÜKittel jum SebenSunterl^alt ftnb in ber Oeconomie ber 9latur nirgenbs in Süße auSgeftreut, t)ielmel)r im ®anjen feljr befd^rdnft, unb nid^t entfernt für bie SMaffc öon g^bi* üibuen auSreid^enb, bie ftd^ auS bm Äeimen entttjidfeln fönnte. 3)a^ l^er muffen bei b'en meiften Jl^ier^ unb ^flanjenarten bie jugenblic^en Snbiöibuen eS ftd^ red^t fauer »erben laffen, um bie nöt^igen 3Mittel jum SebenSunter^alte ju erlangen. 9lot^tt)enbiger SBcife enttt)idEelt fic^ barauS ein SBettfampf jmifd^en benfelben um bic er* langung biefer unentbe^rlid^en ßjrifteujbebingungen. 33icfer grofee SBettfampf um bie SebenSbebürfniffe finbet überall nnb jeberjeit ftatt, ebenfo bei ben 3Kcnfdt)en unb Silieren, »ie bei ben VII. ^flftfmeinjeit b«d 5^ampf«« wm'd X'offtn. 145 ^flaujcn, bei weld^cn au[ ben crften Slid bieö aSerl^dltnife ni(I)t fo flar am Jage ju liegen fd^eint. SBenn ein Heiner Slcferfelb übermdfeig reid^Iid^ mit SBeijen befäct ift, fo fann öon ben jafilreid^en jungen SBeijen:pfl(Utgen (üietteid^t oon einigen Saufenben), bie auf einem gang befdirfinften SRaume emporfeimen , nur ein ganj Keiner a3rucl^= t^eil ftd^ am fieben erf)alten. S)a pnbet ein SBettfampf um ben 33obenraum ftatt, ben jebe ^flanje jur Sefeftigung il^rer SBurgel braud(t; ein SBettfampf um ©onnenlid^t unb geud^tigfeit. ©benjo finben @ic bei jcber Sll^ierart, bafe aVit Snbimbuen einer unb ber^ felben ?lrt mit einanber um bie ©rlangung ber unentbcl^rlid^en gebenSbebingungen im toeiteren Sinne beö SBortö fäm<)fen. 8lllen ftnb fte gleid^ unentbel^rlid^ ; aber nur wenigen werben fie wirflid^ ju äl^eil. Sitte finb berufen; aber wenige jtnb auöerwäi^lt! 33ie ZijaU fad^e beiJ großen SBettfant|)fe§ ift ganj attgemein. Sie braud^en blofe Sl^ren Slidf auf bie menfd^Iid^e ®efettfd^aft gu lenfen, in ber \a überall, in atten üerfd^iebenen %aijtxn ber menfd^lid^en Sl^ätigfeit, biefer SBett= fampf ebenfattö ejriftirt. Slud^ l^ier »erben bie SSer^ältniffe beö 2Bett= fampfed wefentlid^ burd^ bie freie Goncurreng ber üerfd^iebenen 2lr= beiter einer unb berfelben ßlaffe beftimmt. Slud^ l^ier, mie überall, fd^ldgt biefer SBettfampf jum aSortl^eil ber @ad^e au§, gum SJort^eil ber Slrbeit, »eld^e ber ®egenftanb ber Goncurreng ift. S^ größer unb attgemeiner ber SBettfanqjf ober bie ßoncurreng, befto fd^neUer l^äufen fid^ bie aSerbefferungen unb ©rfinbungen auf biefem Arbeitsgebiete, befto me^r öertjottfommnen jtd^ bie Arbeiter. 5Run ift offenbar bie Stellung ber oerfc^iebenen Snbioibuen in biefem Kampfe um ba§ JDafein gang ungleid^. Auögel^enb wieber Don ber tl^atfäd^Ud^en Ungleid^l^eit ber gnbioibuen, muffen mir überall notl^ioenbig dnnel^men, bafe nid^t atte gnbioibuen einer unb berfelben Art gleid^ günftige AuiSfid^ten l^aben. ictrad^t in bie SRenfd^engattung gelegt, unb biefe ift baö ÜHittel, bie 5ßerfectionirung beS 5Wem fd^en burd^ fortfd^reitenbe Kultur ju bewirfen. 35er innere ober äußere Ärieg ift bie Sriebfeber, auS bem rollen Slaturäuftanbe in ben bürgerlid^en überguge!|en , alö ein ÜKa f deinen wefen, wo bie einanber entgegenftrebenben Ärdfte gwar burd^ 9fieibung .einan* ber Slbbrud^ tl^un, aber bod^ burd^ ben ©tofe ober 3wg anberer Iriebfebern im ®ange erl^alten werben.'' SRdd^ft biefen dlteften ©puren ber ©electionS^JI^eorie bei Äant finben wir bie erften 3lnbeutungen berfelben in einer 1818 erfd^ie« neuen (bereits 1813 öor ber Sto^al Society gelefenen) Slb^anblung Don Dr. SB. 6. SBellS, betitelt: „Slad^rid^t über eine grau ber weisen SRaffe, bereu ^aut jum 'S^tW ber elneö 9legerö gleid^t.'' 2)er SSerfaffer berfelben fül^rt an, bafe 5Reger uub 3Kulatten fld^ burd^ 152 ^nb«utung ter :$fUctionet^eorie \>on tZBcO«. VII. Stnmunitdt gegen gctoiffe Sropenfranfl^eiten t)or bcr toeifecn Siaffe au^gcidinen. Sei tiefet ©elegcnl^eit bemerft er, bafe atte Siliere bi§ ju einem getoiffen ®rabe abjuänbem ftreben, bafe bie Sanbmirtl^c bnrd^ Scnnfeung biefer eigenfd^oft unb burd^ Biid^twol^l il^re ^aui^- fixiere t)erebeln, unb fäl^rt bann fort: „SBaS aber im legten gaUe burd^ Äunft gefd^iel^t, fd^eint mit gleid^er SBirff amfeit , wenn aud^ langfamer, bei ber Silbnng ber 3Renfd^enraffen , bie für bie öon i^nen beujol^nten Oegenben eingerid^tet finb, burd^ bie 9latur ju gefd^el^en. Unter ben gufäHigen SSarietäten t)on 5Wenfd^en, bie unter ben ujenigen unb gerft reuten ©inwol^nern ber mittleren ®egenben üon Slfrifa auftreten, »erben einige beffer aU anbere bie Äranf^citen be§ Sanbeö überfte!|en. 3« Solge baöon loirb fid^ biefe Siaffe per- meieren, »äl^renb bie Slnberen abnel^men, unb jmar nid^t blofe meil fte unfäl^ig finb, bie ©rfranfungen ju überftel^en, fonbem »eil fic nid^t im ©taube finb, mit il^ren trdftigeren 9lad^barn ju concur- riren. 3^ nel^me al§ auSgemad^t an, bafe bie garbe biefer fräf= tigeren JRaffe bunfel fein mirb. 3)a aber bie 9leigung SSarietdten gu bilben nod^ befte^t, fo mirb *fid^ eine immer bunflere SRaffe im Saufe ber S^it auöbilben; unb ba bie bunfelfte am beften für baS Älima pafet, fo loirb biefe gule^t in il^rer ^eimat^, tocnn nid^t bie eingige, bod^ bie l^errfd^enbe »erben." Dbtool^I in biefem 8luffa^e t)on SBelU baö ^rinci^) ber natura Ud^en ßfi^tung beutlid^ au8gef<)rod^en unb anerfannt ift, fo »irb e§ bod^ blofe in fcl^r befd^ränfter Slu^bel^nung auf bie ©ntftel^ung ber SWenfd^enraffen angetoenbet unb nid^t weiter für ben Urfprung ber Silier ^ unb ^flangen - Slrten ücrwertl^et. 2)a§ l^ol^e SSerbienft 3)ar»in'§, bie Selectionötl^eorie felbftftänbig au^gcbilbet unb gur üollen unb oerbienten ®eltung gebrad^t gu ^abeif, wirb burd^ jene frül^eren, »erborgen gebliebenen SBemerfungen oon Äant unb üon SBellö eben fo wenig gefd^mälert, alö burd^ einige fragmentarifd^e Semerfungen fiber natürlid^e 3üd^tung öon ^atrid ÜRatt^ew, bie in einem 1831 erfd^ienenen SBud^e über „@d^iff«bau^olg unb Saum» cultur'' oerfterft finb. »ud^ bcr berühmte JReifenbe aif reb SBallace, VII. IRaturHc^e un^ fünfilic^c 3ötx TltnW}t'\i burct natürliche Sü^tung. VH. unna(]^jt(^tUd)c auörottung aUer unücrbcffcrlici^cn SScrbrct^cr ntd^t allein bcm bcffcren Sl^eilc bcr SKcnft^l^eit bcr „Äam^jf um'ö JDafcin'' erleichtert, fonbem ani^ ein üortl^eill^after funftlid^er Sö^tung^^^ro« cefe ausgeübt, inbem jenem entarteten SluötDurfe ber SRenfd^l^eit bte ÜWöglid^feit benommen »ürbe, feine üerberblid^en ©igenfd^aften bur(^ SSererbung ju übertragen. ®egen ben öerberblit^en ©influfe üieler funftlid^en 3Ä^tung§* ))roceffe pnben »ir glücflid^er SBeije ein l^eilfameiJ ®egengett)id^t in bem überall »altenben unb unübertt)inbli(^en ©influffe ber t)iel ftdrferen natürlid^en 3tic^tung. 2)enn biefe ift überall aud^ im aWenft^enleben, »ie im Sl^ier^^ unb ^Pangenleben, ba§ »id^tigfte umgeftaltenbe ^rinctp unb ber frdftigfte ^ebel beö Sortfd^rittS unb ber aSeröoWommnung. 2)er Äam))f um'iJ 2)afein ober bie „6om currenj'' bringt eiJ mit jt(^, bafe im ©rofeen unb ®anjen ber SBeffere, »eil ber 3Sollf ommnere , über ben Sd^mdd^eren unb Untjottfornm^ neren pegt. ^m SRenfd^enleben aber »irb biefer ^amp^ um'§ 35a= fein immer mel^r ju einem Äanq)fe be^ ®eifteö »erben, nid^t ju einem jfanq)fe ber ^Dlorbwajfen. JDaiJienige Organ, »eld^eö beim 3Wenf(]^en oor allen anberen bur(^ ben oerebelnben ©in^ufe ber na? türlit^en 3u^toöt)l oerüollfommnet »Irb," ift baö ©el^irn. 2)er SRenfd^ mit bem öollfommenften Sßerftanbe bleibt jule^t Sieger unb »ererbt auf feine ^lad^fommen bie ©igenfd^aften be« ®el)imö, bie il^m jum ©ieg t)er]^olfen l^atten. @o bürfen »ir benn mit gug unb SRed^t l^offen, bafe tro^ aller änftrengungen ber rüdtodrt« ftre- benben ©ehalten ber Sortfd^ritt be« SWenfd^engefd^led^tö. jur %xc\^ ^eit — unb baburt^ jur möglid^ften SSerDollfommnung — unter bem fegen^Sreid^en ©influffe ber natürlid^en 3fi^twng immer mel^r unb mel^r jur SBal^rl^eit »erben wirb. ^Iflgemeinfeeit bet (Srblicfefeit unb bet ©ererbung. TluffaUenbe befonbere 9(euSf* ruitgen berfelben. ÜÄenf^en mit t»ier, fecfe« ober fiebeit gingern unb S^htn. 6t(rd)e!Wn)einmenfcften. *Bcrerbun(i öon Äronfbciten, namentlich öon öeiMfronN beiten. drbfünbe. *(&tbüä)t 9J2onard^ie. (irbabel. dxblid^t Xalente unb ©eelen» eigenfc^aften. SltaterieQe Urfa^en bcr IBererbung. S^f^nimenbang bei IBererbung mit ber Jortpfiangung. Urzeugung unb Jortpflanjung. Ungefc^Iec^tlic^e ober mo« nogone Sortpffan^ung. ^i'^^Pf^^njung burd^ £6(b)ltbeilung. (Dloneren unb ^moe« ben. f^ortpflangung burc^ ^tnodpenbilbung, burd^ i^eimfnodpenbilbung unb bur(^ ^teimgeflenbilbung. ^efcibled^tlic^e ober ampbigone ilrortpflanjung. B^itterbilbung ober ^ermapbrobitidmud. @ef<^Ie(^tdtrennung ober ^onoc&ori^mud. Sunfif^^^ulic^e Beugung ober ^artbenogenefld. SDUterieQe Uebertragung ber @igenf(^aften beiber Gltern auf ba« Jlinb bei ber gefc^Iecbtlid^en gortpflangung. Unterfc^ieb ber Ser« erbung bei ber gefc^Iec^tlii^en unb bei ber ungefd)(ed)tn(^en ^^ortpflanjung. SKctnc Ferren! ^l^ bie fonnbUbcnbe 9laturfraft, toclc^c blc pcrfd^icbcnctt ®cftaltcn bcr Jl^icr^ unb ^panjcnartcn crjeußt, l^aben Sic in bcm legten Vortrage nad^ 5)artt)tn'§ Sl^eorie btc natflr- H(^c3üc^tunfl fenncn flclemt. SBtr öerftanbcn unter bicfem 3lu^= brud bic allgemeine SBet^fetoirfung , »eld^e im Kampfe um baS 3)ajein jtoifd^en ber erbli(J^fcit unb ber SScrdnberlic^feit ber Organismen ftattpnbet; jtoifd^en jtoei pl^^pologifd^en Functionen, ttjeld^e atten Silieren unb ^panjen eigentl^ümlic^ jinb, unb ©eld^e jtd^ auf anbere SebemStl^dtigf eiten , auf bie Functionen ber Fort^ ppanjung unb ßrn&l^rung jurüdffül^ren laffen. ?lDe bie oerf(^ie* 15R (5rHi*ffit unb ©ererbuitg. VIII. bcnen Sonnen ber Organismen, »elt^e man getoöl^nUd^ geneigt ift als ^robucte einer jtoedmdfeig tl^dtigen ©d^öpferhaft anjujel^en, fonnten toxx nad^ jener Süd^tungStl^eorie auffaffen als bie notJ^- mcnbigen ^robncte ber jtDedloS »irfenben natürlid^en 3ü^tnng, ber unbetDnfeten SBeci^felwirfung ä»ifd^en jenen beiben ©igenft^aften ber aSerdnberlid^feit unb ber 6rbli(^feit. Sei ber aufeerorbentlid^en 3Bid)tigfeit, welche biefen SebenSeigenfd^aften ber Organismen bem^ gcmdfe jufommt, muffen wir junäd^ft biefelben etoaS naiver in baS äuge fajfen, unb to\x tooBen uns l^eute mit ber SJererbung befc^dftigen. ®cnau genommen muffen toir unterfc^eiben gtoifd^en ber @rblic^» !eit unb ber aSererbung. $Die ©rblid^feit Ift bie SererbungSlraft, bie gdl^igfeit ber Organismen, il^re ßigenfd^aften auf il^re yia&j'- fommen burd^ bie gortpflanjung ju iibertragen. S)ie SJcrcrbung ober ^erebitdt bagegen bejeid^net bie loirflic^e Ausübung bicfer %&^ ^igfeit, bie tl)atfdd^lic^ ftattfinbenbe Uebertragung. erblid^feit unb SSererbung finb fo allgemeine, alltdglid^e @r* f(]^einungen , bafe bie meiften 5Kenfcl^en biefelben über^u))t nit^t beachten, unb bafe bie »enigften geneigt finb, befonbere Stefierioncn über ben SBert^ unb bie Sebeutung biefer fiebenSerfc^cinungen an- juftellcn. 9)ian finbet eS allgemein ganj natürlid) unb felbftoer- ftdnblit^, bafe jeber Organismus feines ©leid^en erzeugt, unb t>a^ bie Äinber ben Altern im ®anjen »ie im ßinjelnen dl^nlici^ finb. ©eiool^nlic^ pflegt man bie ©rblit^feit nur in jenen gdUen l^eroor- jul^eben unb ju befpred^en, »o fie eine befonbere @igentl^ümlic^!eit betritft, bie an einem menfdjlid^en Jnbioibuum, ol^ne ererbt ju fein, gum erften 5Kale auftrat unb oon biefcm auf feine 5lad^fommen übertragen »urbe. ^n befonberS auffaHenbem ®rabe geigt fi(^ fo bie a?ererbung bei beftimmten Äranfl^eiten unb bei gang unge= möl^nlid^en, monftröfen 3lbtt)eid^ungen oon ber gett)öl^nli(^en Äörper- bilbung. Unter biefen fallen oon SSererbung monftröfer - Slbdnberungen finb befonberS lel^rreid^ biejenigen, meld)e eine abnorme SSermel^rung Vin. aWenWen mit \>\tx, ff*« ober ^thtn Jingern unb 3e^en. 159 ober SBcrtninbcrung bcr günfgal^l ber tnenfd)li(^cn Singer unb Qt^m betreffen. 6ö fotnmen nid^t feiten mcnfci^Ud^e fjömilien üor, in benen mel^rcre Generationen l^inburc^ je(^§ Singer an jeber ^anb ober fed^^ Selben an jebem Sufee beobad^tet werben. «Seltener ftnb SBeifpiele pon Siebenjal^I ober öon SSiergal^l ber Sitiger unb 3^^^"- 3)ic wn- getool^nUd^e Silbung gel^t immer juerft oon einem einzigen Snbtoi- buum anö, toelt^eö au§ unbefannten Urfat^en mit einem Ueberfd^uft über bie gemöl^nlid^e gunfjal^l ber Singer unb B^\}tn geboren toirb unb biefen bur(^ 35ererbung auf einen ^l^eil feiner 9iad^fommen über- trägt. 3« einer unb berfelben Scimilie fann man bie Sed^öjal^l ber Singer unb Seiten nun brei, üier unb mel^r ©enerationen l^inburd^ verfolgen, gn einer jpanifd&en S^niilie toaren nid^l weniger alö üier= jig Snbiöibuen burd^ biefe Ucberjal)l auögejeid^net. Sn aüen Säßen ift bie SSererbung ber fed^ften überjäl^ligen 3^^^ ober beö fed)ften Singeren mit monflröfer ^out. VIII. butifl unb i^drbung bcr tncnfd^Hd^en ^aut unb ^aare. 6« ift aUbc* fannt, »ic genau in Dielen mcnfd^Ut^en Sowiilien eine eigcntl^ümlici^e »ejd^affenl^eit be« ^autfqftemö, j. S. eine befonberö »eid^e ober fpröbe ^aut, eine befonbere Ue^jpiflfeit beö ^aamud^f e§ , eine befonbere garbe unb ®röfee ber Slugen u. f. ». öiele ®enerationen l^inburc^ forterbt, ©benfo toerben befonbere locale äuöioüd^fe unb %\tdt ber ^aut, fogenannte SKuttermale, Seberfletfe unb anbere ^gmentan- l^dufunflen, bie an beftimmten ©teilen oortommen, gar nid^t feiten mel^rere ®enerationen l^inburd^ fo genau »ererbt, bafe fte bei ben 3ftaci^fommen an benfelben ©teilen ftd^ jeigen , an benen fte bei ben eitern oorl^anben »aren. 33efonberö berül^mt geworben ftnb bie ©tad^elfd^ioeinmenfd^en au^ ber gamilie gambert, ©eld^e im oorigen gal^rl^unbert in Sonbon lebte, ©b^arb Sambert, ber 1717 geboren »urbe, ä^id^nete ftd^ burd^ eine gauj ungemöl^nlid^e unb monftröfe Silbung ber ^aut auö. 2)er ganje Äörper toar mit einer jottbidten l^omartigen Prüfte bebedtt, »eld^e pd^ in gorm jal^lreid^er ftad^el* förmiger unb fd^uppenförmiger gortfd^e (biö über einen 3oll fang) erl^ob. 5)iefe monftröfe Silbung ber Dberl^aut ober ßpibermi^ \>tX' erbte Sambert auf feine ©öl^ne unb fönfel, aber nid^t auf bie ©nfelin^ neu. S)ie Uebertragung blieb alfo l^ier in ber mdnnlic^en ßinie, toie e« auc^ fonft oft ber %a\i ift. ©benfo oererbt pd^ übermdfeige ^ctt» entmidfelung an geioiffen Äör))erft eilen oft nur innerl^alb ber »eiblid^en Sinie. 2Bie genau fid^ bie d^arafteriftift^e ®eftd^tabilbung erblid^ übe^ trdgt, brandet rool^l !aum erinnert ju toerben; balb bleibt biefelbe in^ nerl^alb ber mdnnlid^en, balb innerl^alb ber weiblichen Sinie; balb Dermifc^t fte jtd^ in beiben Sinien. ©el^r lel^rreid^ unb aöbefannt jtnb ferner bie äJererbung^erfd^ei* nungen ))atl^ologifd^er 3uftänbe, befonberö ber menfd^lid^en Äranfl^eitö=^ formen. 6§ jinb inöbefonbere befanntlid^ Äranfl^eiten ber 3ltl)mungö= Organe, ber 5)riifen unb beö Sleroenf^ftemö , weld^e ftd^ fel^r leicht erblid^ übertragen, ©el^r l^dufig tritt plö^lid^ in einer fonft gefunben Samilie eine berfelben bi^l^er unbefannte ßrfrantung auf; jie wirb erworben burd^ dufeere Urfad^en, burd^ franfmad^enbe SebeniSbebin- VTIf. Woteriefle ©eretbunfi öclfliger ttigenfd^aften. 161 gungcn. JDlcje Äranfl^cit, rodd)t bei einem eingelnen 3nbiülbuum burd^ dufeere Urfad^en bewirft »urbe, pflanjt pd^ t)on le^terem auf feine 9lad^Iommen fort, unb bieje l^aben nttn ade ober gum 2]^eil an ber- felben Äranfl^eit ju leiben. Sei Sunflenfranfl^eiten, j. S. ©d^toinb* fud^t, ift \>a^ tranrige Serl^äUnife ber örblid^feit attbefannt, ebenfo bei Seberfranf^eitcn, bei S^pl^iliö, bei ©eifteSfranfl^eiten. 35iefe le^» teren pnb pon ganj befonberem g^tereffe. ©benfo toic befonbere ©^araftetjüge bci^ aWenjd^en, ©tolj, ®]^rgeij, Seid^tpnn u. f.». ftreng burc^ bie SSererbung auf bie 9lad^fommenfd^aft übertragen »erben, fo gilt ba§ aud^ pon ben befonbcren, abnormen Sleufeerungen ber @eclentl^dtig!eit, »eld^e man al^ fijre 3l>een, @d^»ermut]^, Slöbjtnn unb fiberl^aupt a\^ ©eifteSfranfl^ten bejeid^net. 6ö geigt pd^ l^ier beutlid^ unb unwiberlegUc^ , bafe bie Seele* be« SWenfd^en, ebenfo »ie bie Seele ber Siliere, eine rein med^anifd^e Sl^dtigfeit, eine Summe oon molefularen 35etoegung«erfd^einungen ber ©el^imtl^eil* d^en ift, unb ba% jie mit il^rem Subftrate, ebenfo »ie jebe anbere Äör^)ereigenfd^aft, burd^ bie gortpflanjung materiell übertragen, b. 1^. oererbt »irb. 3)iefe dugerft toid^tige unb unleugbare Sl^atfad^e erregt, loenn man fie au^fprid^t, getoöl^nlid^ grofeeiS Slergemife, unb bod^ mirb fte eigentlid^ ftillfd^meigenb allgemein anerfannt. 3)enn »orauf berul^ bie aSorfteHungen oon ber „ßrbfünbe", ber „förbmeiöl^eit", bem „@rb* abel" u. f. w. anberö, al§ auf ber Ueberjeugung, bafe bie menfd^lid^e ®eifte«befd^affen]^eit burd^ bie gortppanjung — alfo burd^ einen rein materiellen SJorgang!— förperlid^ Don ben (Sltem auf bie SHad^fommen übertragen »irb? — 5)ie Slnerfennung biefer gro* feen SBebeutung ber @rblid^feit dufeert jtd^ in einer 2Wenge \)on menfd^» liefen einrid^tungen, »ie j. 33. in ber ^afteneintl^eilung üieler SSölfer in ^riegerlaften , ^riefterfaften , Slrbeiterfaften u. f. ». Offenbar berul^t urfprünglid^ bie ©inrid^tung fold^er Äaften auf ber SJorftel* lung oon ber l^o^n SBit^tigfeit erblid^er SJorjüge, »elc^e gemiffen Familien beimol^nten, unb t)on benen man PorauSfe^te, bafe jte im» mer »ieber oon ben ©tem auf bie 9lad)fommen übertragen »erben 162 Watetieae ©embung geifli^er (5i(^en fünften. VIII. toürbcn. 3)ic einrid^tunfl be^ crblid^cn abcfö unb ber erblid^en Wonard^ic ift auf bic SJorftettung einer fold^en aSererbung bejon* beter SEugenben jurüdjuffil^ren. Slllerbinga jtnb e§ leibet ntt^t nur bie Sugenben, fonbem aud^ bie Saftet, toeld^e butd^ Sßetetbung ubetttagen unb gel^äuft toetben, unb toenn 6ic in bet SBeltgef d^id^tc bie öetfd^iebeiten gnbiPibuen bet einjelnen JDqnaftien petgleid^en, fo »etben @ie jtoat übetatt eine gtofee änjal^l öon 35e»eifen füt bie ©tblid^feit aüfflnben fönnen, abet »cniget ffit Die ©tb- Ud^feit ber Sugenben, als bet entflegengefe^ten ©igenfd^aften. 2)enfen ©ie j. SB. nut an bie tömifd^en Äaifet, an bie SwHet unb bie glaubtet , obet an bie Soutbonen in iJtanfteid^, @))anien unb Stölien! 3^ ber ^at bütfte faum itgenbtoo eine fold^e Sülle \)on fd^la« genben SBeif<)ielen füt bie metf»ütbige SJetetbung bet feinften Ux* <)etUd^ unb geiftigen ßüge gefunben »etben, afö in bet ®efd^id^te bet tegietenben ^dufet in ben etblid^en SKonatd^ien. ®ang befon« betS gilt bieg mit 35ejug auf bie \)ot]^et enodl^nten ©eiftegftanfl^ei- ten. ®etabe in tegietenben gamilien jtnb ®eifteöftanfl^eiten in un- getoöl^nlid^em ÜRafee etblid^. @d^on bet betül^mte Sttenatjt 6S= quitol ttieö nad^, bafe bießölll bet ®eifte«ftanfen in ben tegietenben ^fiufetn ju il^tet Slnjal^l in bet gemöl^nlid^en 35et)ölfctung fid^ »et- l^lt, tt)ie 60 ju 1, b. 1^. bafe ®eifte«ftanfl^eit in ben bet)otjugten gttmilien bet tegietenben Raufet fed^jig mal fo l^dufig öotlommt, als in bet gemöl^nlid^en SRenfd^l^eit. äBütbe eine gleid^e genaue @ta^ tiftil au(^ füt ben etblid^en »bei but(^gefü^tt, fo bütfte pd^ leicht l^etanöftellen, bafe aud^ biefet ein ungleid^ gtöfeeteS Kontingent üon ©eifteSftanfen ftellt, alö bie gemeine, nid^tabelige SWenfd^^eit. 3)iefe (gtfd^nung »itb uns faum mel^t »unbetn, »enn »it bebenfen, toeld^en SHad^tl^eil fid^ biefe ptioilegitten Äaften felbft butd^ i^te un» natütlld^e einfeitige (Stjiel^ung unb butd^ i^te tünftlid^e abf^jettung t)Ott ber übrigen aWenfd^l^eit jufügen. 6« »etben babutt^ mand^c buntte ©d^attenjeiten bet menfd^lid^en 5Jlatut befonbetS entmidtelt, glrid^fam fünftlid^ gejüd^tet, unb ^jflanjen jid^ nun nad^ ben SJet» VIII. TOoterifOf «Bererbuitö geifliger öigenfcftaftcn. 163 crbungöflcfc^en mit Immer üerftdrftcr Äraft unb ©infeitigfcit burd^ bie SRcil^e bcr ®cnerationen fort. SBie jtd^ in bcr ©cncrationäfolgc mand^er 359naftien bie eble aSorliebc für SBiffenfd^aft unb ^nft burd^ öiele ®enerationen erblid^ überträgt unb erl^ält, »ie bagegen in fielen anberen JD^naftien ^affx^ ^unberte l^inburt^ eine befonberc Steigung für ba« Ärieg^^nbmerf, für Unterbrüdhing ber menfd^Uci^en greil^eit unb für anberc rol^e ®e* ©altt^dtigfeiten öcrerbt »irb, ift auö ber aSölfergefd^id^te 3^nen l^in* reid^enb befannt. ebenfo »ererben fld^ in mand^en ^ömilien üiele ®enerationen l^inburd^ ganj beftimmte 5&]^igf eiten für einjelne®eifle«= tl^dtigfeiten, j. S. ©ic^tfunft, Jonfunft, bilbenbe jfunft, aWat^emattt, SRaturforfd^ung, ^l^ilofopl^ie u. f. ». 3n ber gamllie SBad^ ffoi e« nid^t weniger al« jweiunbjmanjig l^ertjorragenbe mupfalifd^e Salente gegeben. 9latürlid^ berul^t bie SSererbung fold^er ©eifte^eigentl^ümUdö:« feiten, wie bie Sßererbung ber ©eifteöeigenfd^aften über]^au^)t, auf bem materiellen SJorgang ber S^flwng. 3lud^ l^ier ifl bie SebenSerfd^ei* nung, bie Äraftdufeerung , unmittelbar (wie überall in ber 3ftatur) perbunben mit öerfd^iebenen 5!Rifd^ungöPerl^dltniffen beö StoffeiJ. 2)ie SKifd^ung unb 2Wolefularbewegung be^ Stoffe« ift e«, weld^e bei ber 3«Jgung übertragen wirb. 35et)or wir nun bie oerfd^icbenen unb jum 3]^eil fel^r intereffon« ten unb bebeutenben ®efe^e ber SJererbung ndl^er unterfud^en, wol= len wir über bie eigentUd^e ülatur biefeiS SSorgange« un§ öerftdnbi« gen. 9Kan pflegt öielfad^ bie 6rblid^feit«erfd^einungen alö etwaig ganj SRdtl^fell^afte« anjufel^en, alö eigentl^ümlid^e SJorgdnge, weld^e burd^ bie 5laturwiffenfd^aft nid^t ergrünbet, in il^ren Urfad^en unb eigentUd^em 3Befen nid^t erfaßt werben fönnten. ÜRan pflegt gerabe l^ier fel^r allgemein übematürlid^e einwirfungen aujunel^men. @« Idfet fid^ aber fd^on je^t, bei bem l^eutigen Suftanbe ber ^l^^flologie, mit DoUfommener Sid^erl^eit nad^weifen, bafe alle erblid^feitiSerfd^einungen burd)au$ natürliche SSorgdnge ftnb, bag fie burd^ med^anifd^e Ur^ fad^en bewirft werben, unb ha^ fie auf materiellen SBewegungiSerfd^ei- nungen im Äörper ber Organismen berul^en, weld^e wir alö 31^eil- 11* 164 Sufrtwmenjang bet ©ererbunfl mit ber 0ort<)fIanjunö. VIII. crfd^cinungcn ber gortppangung betrad^ten fönncn. 3lIIc ©rbltd)» fcitSerfd^etnungcn unb SScrcrbungggcfc^c laffcn jtd^ auf bic tnatc* ricttcn SSorgdttflc ber gortpflanjung jurudfül^ren. Sebcr elngelne Organismus, jebcS Icbcnbigc Snbbibuum t)cr* banlt fein 3)afein enttoeber einem Slcte ber eltemlofen S^wflwwfl ober Urjeugung (Generatio spontanea, Archigonia), ober einem Slcte ber elterlichen S^ugung ober ^ortpflaujung (Generatio parentalis, Tocogonia). Sluf bie Urjeugung ober Slrd^igonie, burd^ weld^e blofe Organismen ber attcreinfad^ften Slrt, SKoneren, entftel^en fönnen, »erben toir in einem fpdteren SSortrage gurüdfommen. 3e^t l^aben toir unS nur mit ber fjortpflanjung ober Socogonie ju befd^ä^ tigen, bereu ndl^ere Setrad^tung für baS SSerftdnbnife ber SJererbung \)on ber größten 3Bid^tigfeit ift. 2)ie 2Weiftcn \)on 3'^nen »erben üon ben tJortpflanjungöerfd^einungen »al^rfd^einlid^ nur bieienigen fennen, toeld^e Sie attgemein bei ben l^öl^eren ^Panjen unb Silieren beob^ ad^ten, bie SJorgduge ber gefd^led^tUd^en fjortpflanjung ober ber Slm* pl^igonie. SBiel tocniger attgemein befannt ftnb bie Sorgdnge ber ungefd^led^tlid^en fjortpflanjung ober ber SKonogonie. ®erabe biefe finb aber bei toeitem mel^r als bie ijorl^ergel^enben geeignet, ein er^ fldrenbeS Sid^t auf bie SHatur ber mit ber gortpftanjung jufammen^ Pngenben 93ererbung ju »erfen. SluS biefem ®runbe erfud^e id^ Sie, je^t jundd^ft blofe bie @r- fd^einungen ber ungefd^led^tlit^en ober monogonen gort- pflaujung (Monogonia) in bas Slugc ju faffen. $Diefe tritt in manni(^fa(^ \)erfd^iebener gorm auf, als ©elbftt^eilung , Sino&ptn^ bilbung unb Äeimjetten= ober ©porenbilbung. 31m lel^rreid^ften ift es l^ier, ju^ä^ft i^ic gortpflangung bei ben einfad^ften Organismen JU betrad^ten, »eld^e »ir fennen, unb auf toeld^e »ir fpdter bei ber grage oon ber Urzeugung jurudtfommen muffen. 5)iefe atterein* fad^ften unS bis jefet befanntcn, unb gugleid^ bie benfbar einfad^ften Organismen finb bie mafferbemol^nenben SRoneren: fel^r Heine le- benbige Äörpcrd^en, tt)eld)e eigentlid^ ftreng genommen ben Flamen beS Organismus gar nic^t tjerbienen. SDenn bie Sejeid^nung Vni. Drgaitldmen o^me Organe tWoneren. 165 „OrganiSmu«" für bie lebenbcn SBcjcn berul^t auf bcr SßorftcBung, bafe jcbcr belebte 9laturför))er au§ Drflanen jufammengefe^t ijt, auö Derfd^tebenartigen Sil^eilen, bic alö SBerljeuge, dl^nlid^ ben \)er^ fd^iebenen Sl^eilen einer fünftlit^en ÜRafd^ine, in einanber greifen unb jufammentoirfen , nm bie S^ätigfeit be§ ®anjen l^eröorgn^ bringen. SRun l^aben mir aber in ben SKoneren \)or »enigen Solaren fleine Organismen !ennen gelernt, weld^e in ber a:]^at nid^t an« Organen jnfammengefe^t finb, fonbern ganj nnb gar aus einer firucturlofen gleid^artigen ÜRaterie befleißen. 35er ganje Äörper biefer 2Woneren Ift jeitlebenS weiter 9lid^tö, als ein formlofeS be* »eglid^eS ©d^leimfliim^d^en, auS einer eitoeifeartigen Äo]^len[tofft)er* blnbung beftel^enb. ©infad^ere, unöoUfommnere Organismen finb gar nid^t benfbar ''). 2)ie erften PoBftdnbigen SBeobad^tungen über bie 9laturgefd^id^te eines SWonereS (Protogenes primordialis) l^abe id^ 1864 bei SRijga angefiettt. Slnbere fel^r merfwürbige SRoneren l^abe id^ \p&Ux (1866) auf ber canarift^en 3nfel Sanjarote unb (1867) an ber SKeerenge t)on ®ibraltar beobad^tet. 3)ie \)ott[tänbige SebenSgefd^ld^te eines biefer canarifd^en SRoneren, ber orangerotl^en Protomyxa auran- tiaca, ift auf 3:afel I (@. 167) bargejtettt unb in beren ©rfldnmg befd^rieben (im Slnl^ang). 3lud^ in ber 9lorbfee, an ber norttegifd^en Mfte bei SSergen, l^abe id^ (1869) einige eigentl^ümlid^e 9Woneren aufgefunben. (Sin intereffanteS Vtontt beS fü^en SBafferS l^at 6ienfott)Sfi (1865) unter bem Flamen Vampyrella befd^rieben, ein anbereS ©orofin unter bem SRamen Gloidium (1878). 3)aS mertoürbigfte aber \)ietteid^t \)on allen SWoneren l^at (1868) ber bc= rül^mte englifd^e 3oolog |)u;rleQ entbedtt unb Bathybius Haeckelii genannt. „SBatl^^biuS" l^eifet: in ber Siefe lebenb. 3)iefer »un« berbare Organismus lebt ndmlid^ in ben ungel^euren Slbgrünben beS SKeereS, »elc^e uns im legten Sal^rjel^nt burd^ bie mül^eöoUen Unterfud^ungen ber ©ngldnber belannt geworben jinb, unb »eld^e über 12,000, ja an mand^en iStetten über 24,000 fjufe Siefe er- reid^en. ^ier finbet ftd^ jtDifd^en ben jal^lreid^en ^olqtl^alamien 166 i^otmen unb Öeben^erf(^on mafd^igen @d^leimne^en , meldte (Steintriimmer unb anbere ©egen- jtdnbe überjicl^en. 35iefclben befleißen, flleid^ ben anbeten SRoneren, einjig unb attein au§ [tructurlofem ^laSma ober ^roto))laöma, b. 1^. aus berfclben eiwcifeartigen Äol^lcnftoffijerbinbunfl, »cld^e in unenblid^ oielen SKobipcationen als ber »efentUd^fte unb nie fd^lenbe Jrdger ber Sebenöerfd^einungen in allen Drganiömen fid^ flnbet. @ine audfuJ^rlid^e 93e|d^reibung unb Sbbilbung bed Sa^ tl^^biuö unb ber übrigen ÜRoneren ^abe id^ 1870 in meiner „3Wono- gropl^ie ber SRoneren'' gegeben, aus ber aud^ S^afel I coptrt tft '*). 9leuerbingS ift jmar bie ©piftenj beS SBatl^^biuS oielfad^ beftritten, aber feineStoegS beftimmt toiberlegt »orben. (SSergl. meinen Sluffa^ über „SBotl^^biuS unb bie 2Woneren" im ^ÄoSmoS", Sb. I, @. 293.) 3m JRul^ejuftanbe erfd^einen bie meiften 2Woneren alö fleine ©d^leimfügelt^en, ffir baS unbetoaffuete Sluge nid^t jtd^tbar ober A^n fid^tbar, l^öd^ftenS oon ber ®röfee eines ©tedtnabeüopfes. SBenn bas SKoner ftd^ bemegt, bilben ftd^ an ber Oberfldt^e ber Keinen ©d^leimfugel formlofe fingerartige gortfd^e ober jel^r feine ftral^lenbe gdben, jogenannte ©d^einfüfee ober ^fenbopobien. 2)iefe @d^ein= füfee pnb einfache, unmittelbare Sortierungen ber ftructurlofen eimeife* artigen ÜRaffe, aus ber ber ganje Sibxptt beftel^t. SBir ftnb nit^t im ©tanbe, oerfd^iebenartige äl^eile in bemfelben »al^rjunel^men, unb »ir ttnnen ben bireden löemeis für bie abfolute ©infad^l^it ber feftpüfUgen (Simeifemaffe babur(^ fül^ren, bafe »ir bie 9llal)rungS= aufnal^me ber 2Roneren unter bem 9Kifroffo<)e oerfolgen. 3Benn Heine Jför))erd^en, bie jur ©mäl^ng berfelben tauglid^ flnb, j. 33. Heine Sl^eild^en oon jcrftörten organifd^en Äör<)em ober mifroflo- pifd^e ^dnjd^en unb SnfujionStl^ierd^en, jufäUig in SSerül^rung mit ben ÜRoneren fommen, fo bleiben fle an ber Hebrigen Dberfldd^e beS feftflüf Hgen @d^leimflünq)d^enS l^dngen, ergeugen l^ier einen Sleij, toeld^er fldrferen Suflufe ber fd^leimigen ^ör^)ermaffe jur Solge l^at VIII. SoTtPflaniuns ^t' 3)toncttn iwä) 6tlbf)tf)tilung. 167 uitb merben enMi<^ gattj t)on biefer uinf(!^loffen , ober fe Uerben bun^ SGerffJ^iebungen ber einjelnen ©iweigt^eild^en bts Wonaeatbt' ferS in biefen ^ineingejogen unb bort veriMut, bur^ einfalle S)iffu= (ton {enboflmofe) auSflEjDfleii. ebenfo einfach mie bie ernfii^runfl ift bie gortlitUnjunfl bte|er Urmefen, bie man eigentüi^ loebet 31|iere noc^ ^flanjtn iien< nen fann. 31Qe SRoneren pfianjen ii^ nur auf bem unge{<^le(^t< litten äBege fort, burt!^ ÜRonogonie; unb jioar im einfa(!^ften ^aQe but(!^ bieienige Strt ber @;ialtung, meldte toic an bie ©{ri^e ber ixr< f(^tebenen ^ortpflanjungSformen fteden, burd^ @db{ttE|eiInnfl. S liflangung, Don Steuern beginnt. Sei anberen 3Roneren (VampTrella unb Gloidiam) jerfAQt ber ^brptx bei ber $ort;>fIanjung nic^t in gtoei, fonbern Vier glel(f)e Stade, unb bei no^ anberen (ProtomonM, Protomyxa, Uyxafltnim) fogleic^ in eine groge Stujal^l Don fleic nen Sd^leimtfigel^en , bereu iebee buri^ elnfad^es SSac^t^um bem clterlid^en Mxptx »icbcr gleid^ toirb (SEafcl I). 6« g^igt pd^ l^ier beutUd^r ba^ ber SSorgang ber ^ort^flanjung meiter 3lxon ah len \)erfd^iebenen gortpflanjungiSarten ; benn burd^ benfelben einfad^en ^roce^ ber Sl^eilung pflanjen fid^ aud^ bie Sollen fort, biejenigen einfad^en organifd^en 3nbi\)ibuen, »eld^e in fel^r großer S^afjjl bcn Äörper ber attennelften Organismen, ben menfd^lid^en Mxptx nid^t aufgenommen, jnfammenfe^en. Slbgefel^en \)on bm Organismen nieberfien 9tangeS, meldte nod^ nid^t einmal ben f^ornmertl^ einer Bette l^aben (SRoneren), ober jeitlebenS eine einfädle 3cttc barftetten (ttie bie meiften ^rotiften) ift ber Äörper jcbeS organifd^en "^nbi- t)ibuumS aus einer großen Slnjal^l \)on Sitten jufammengefc^t. ^tbc organifd^e 3^0e ift bis ju einem gewiffen ®rabe ein felbftftdnbiger Organismus, ein fogenannter „@lementarorganiSmuS" ober ein „3«" bioibuum erfter Orbnung". g^ber pi^ere Organismus ift gewiffer« mafeen eine ©efettfd^aft ober ein Staat \)on fold^cn oielgeftaltigen, burd^ SlrbeitStl^eilung mannid^faltig auSgebilbeten @lementarinbioi^ buen**). Urf<)rünglid^ ift febe organifd^e ßctte aud^ nur ein ein* fad^eS Sd^leimllüntpd^en , gleid^ einem ^oner, jebod^ ))on biefem baburd^ ))erfd^ieben, ba^ bie gleid^artige Simei^maffe in gmei oer^ fd^iebene Seftanbtl^eile fid^ gefonbert l^at: ein inneres^ feftereS 6i» tt)ei§för^)erd^en, ben 3cUf ern (Nucleus), unb einen fiufeeren, »eid^eren eimeifelörper, ben 3cllf^I^i"i (Protoplasma), äufeerbem bilben üiele Betten f))dterl^in nod^ einen britten (iebod^ l^&ufig fel^lenben) Sformbeftanbtl^ell, inbem fie fid^ einfa^)feln, eine äußere ^utte ober 3 einbaut (Membrana) auSfd^toi^en. 9Qe übrigen ^ormbeftanbtl^eile, bie fonft nod^ in ben Bitten üorfommen, flnb oon utttergeorbneter aSebeutung unb interefflren uns l^ier nid^t. Urf))rünglid^ ift aud^ ieber mel^rjettige Organismus eine ein* fad^c Bette, unb er »irb baburd^ mel^rjettig, ba% jene QtVit ftd^ VIII. Sotipflanjuns ttt tinjtaigtn Vmotbtn tUii^ I^tilung. 169 burdi SIEtetlung fort^ipangt, uitb bag bie fo entftel^ben neuen S^^^^ mbivibuen betfammen bleiben unb bnn^ SCrbettöt^etlung eine &^ meinbe ober einen Staat bitben. S)ie (tfonnen nnb SebenSecfdiet' nnngen aDer me^rjeUigen OrganiiSmen finb tebiglic^ bie Strtung ober ber SluSbnid ber gefammten t^ormen unb SebenSerfcfieinuneen aller einjelnen fie jufammenfe^enben 3EQen. !Da§ €i, aus ttelc^ fW^ bie meiften VfxvK unb $flanjen entttideln, ift eine einfache 3;. buti!^ Sl^ilung fort. Siefer $roce^ unterfd^eibet fld^ oon ber dot: ^er bei ben SRoneren befd^riebenen Selbftt^eilung nur babur^, bag jundc^ft aus bem fefteren ßdltem (Nueleue) ftd| jroei neue jteme bilben. ^ie beiben jungen Aeme entfernen fi(t| Don einanber unb Wirten nun wie jwei Derfd|icbene anjie^ungSmitte^Junfte auf bie umgebenbe nei<^ere Siwei^maffe, ben SeSfdlleini (Protoplasma). Siaburdi jerfant fii^licfelic^ mit biefer in gmei Itfilften, unb eä finb nun jWei neue B^Den Dorl^anben, welche ber SRutterjeDe gleidi finb. SBar bie 3e&e Don einer üRembran umgeben, fo t^eilt ficti biefe ent^ Weber ni(f)t, wie bei ber @ifur(^ung ($ig. 3, 4), ober fie folgt pafflo 170 Stginntn6t ßnlmitftluiig iti Snu^tttituSitt. VIII. ber actiDen @inf(^nürunB bes ^protoiJlaflma, ober e& »irb ooit iebcr iungen Belle eine neue |iaut auggef(!^n)i^t. ®anj ebenfo Wie bte felbftftdnbigen eingfUigen OiganiSmm, j. fQ. Amoeba (^g. 2) pflanzen jic^ nun aui!^ bie untelbftftdnbigen 3eDen fett, Kieldie in ©emeinben ober Staaten pereinigt bleiben unb fo ben jföryer ber ^ö^eten Organismen pfammenfe^en. @benfo »ermei^rt ^(^ auä) burt^ einfädle S^eilung bie QtOit, mit weidet bie meiften 3:i^iere unb ^fionjen i^re inbiDibueQe @^^eng beginnen, n&mlii!^ ba§ @i. Senn fi(^ auä einem @i ein S^ier, g. S. ein Süuget^ier {Sig- B, 4) entwldtlt, fo. beginnt biefer ©ntBi(feIung«= gig. 3. ei tinii €äugt^tftt« (eint tlnfa^t 3(n0- » ftnnKtptr*en ob« Nnclttolu ((»etnann' ttr fitimficif bei Qiti); b Xtxa obti Nudai» ((D' etnannlei Atlmbläed^tn btt üttA); e 3tSfif)ltini obei PratoplBADia (fogtnanntti Sotttl bcC uxrben enbU^ ganj t>on btefer umf (^loffen , ober fie »erben burtft aSerfc^ieliungen ber emjelnen @tirei6%ilij^en be« TOonerenlör' perS in biefen ^ineingejoflen unb bort oerbaut, burd^ cinfaii^e 3)iffu' fion (@nbi)2inofe) ausgesogen. @beitjo eintat^ mie bie @rnä^ntng tft bte Sortpflanjung biefer Urwefen, bie man eigentli^ Weber Siliere nod^ ^fEonaen nen= nen tonn. SXQe Moneren pflanjen fid^ nur auf bem ungefc^leij^t' litten SBege fort, burd^ ÜRonogonie; unb jraar im einfaii^fien ^aOe bur(4 biejenige Üxi ber Spaltung, meldte toir an bte @)}t^e ber Der" fil^iebenen ^ortpftanjungeformen fteQen, burc^ Selbftt^eilung. Senn ein folt^e« Älünqj^en, j. ffl. eine Protamoeba ober ein Protogenea, eine geniffe ©tSge burt^ Sufna^me frember ©itoei^matcrie ei^attcn ^at, fo jerfäKt es in jmei Stüde; es btlbet ft<^ eine Sinf^nüning, meldte ringförmig l^erumget)t, unb fi^liegli(^ gur Sirennung ber beiben Hälften füljrt. («ergl. 5ig. 1.) 3ebe Hälfte runbet fid| als« 3ig. 1. 3i>ttvf1aniung tintj tinfadifltn Organiimul, tine* Snontrti, battb €tlbflt|KUuna. A. So« flankt ÜRonti:, tint Proiamoeba. B. X)l(ftlbt jttfiOl Dur^ tint mlltitit Hinf^nürune In jWti ^alfttn. C. 3t*>t bn btlbtn $a(fttn iat 04 von in nnbtm gtticnnt unb fltOf nun tfn ftlbflftanbigtl 3nbliiibuuni bot. balb ab unb erfd^eint nun als ein felbft^änbtgeS Snbtslbuum, mläfti baS einfache Spiel ber fiebenSerft^einungen, @rnä^rung unb ^ort* ppanjung, wn 91euem beginnt Sei anberen TOoneren (Vampyrella unb Gloidium) jerfäUt ber Äörper bei ber gortppanjung ntd^t In jwei, fonbem vier gleiche Stüde, unb bei mic^ anberen (Protomonaa, ProtoiDTxa, MTiaetrum) foglei(^ in eine groge Snja:^! von flei< nen Sd^letmKgeld^en , beren febeS bur<^ einfädle« Sai^St^um bem 168 Ungefc^Ied^tUd^e Sortpflan^un^ bec organifi^en Seilen. vm. cItcrU(]^cn Äörpcr tuicber gleid^ tuirb (SCafcI I). 68 geigt jt(i^ l^icr bcutl^, bafe ber aSorgong bcr fjortpflangung »citer 3lxijU ift, aU ein äSad^Stl^um be^S OrganiiSmuS über fein inbit^i» buelleS 9Rag l^inauiS. 35ie einfaii^e ^ortpftanjungötDeife ber SRoneren burd^ ©elbft* tl^ellung ift eigcntUd^ bie allgemeinfte unb »eiteft öerbreitete öon ah len t)crf(i^icbencn gortpponjung^arten ; benn burd^ benfelben einf ad^en ^rocefe ber S^eilung pflanjen fld^ aud^ bie S^Uen fort, biejenigen elnfad^en organifd^en g^biulbuen, toeld^e in fcl^r großer S^^l i^^n Äörper ber allermeiflen Organismen, bcn menfd^Ud^en Äörper nid^t aufgenommen, jufammenfe^en. Slbgefel^en üon ben Organismen nieberften SRangeS, »eld^e nod^ nid^t einmal ben Sormnjertl^ einer 3ette l^aben (SWoneren), ober geitlebenS eine einfädle ßtU^ barftellen (wie bie meiften ^rotiften) ift ber Äörper jebeS organifd^en 3nbi- DibuumS aus einer großen ^[njal^l üon Sollen gufammengefe^t. ^^bt organifd^c S^Ke ift bis gu einem gett)iffen ®rabe ein felbftftdnbiger Organismus, ein fogenannter „ßlementarorganiSmuS'' ober ein „3n= bioibuum erfter Orbnung''. ^ticx l^öl^ere Organismus ift gemiffer« mafeen eine ©efellfd^aft ober ein Staat üon fold^en üielgeftaltigen, burd^ SlrbeitStl^eilung mannid^faltig auSgebilbeten @lementarinbit)i^ buen*')- UrfprüngUd^ ift jebe organifd^e QtUt aud^ nur ein ein* fad^eS Sd^leimHüntpd^en , gleid^ einem 3Roner, jebod^ t)on biefem boburd^ Derfd^ieben, bag bie gletd^artige @iu)eigmaffe in gmei t^er« fd^iebene SSeftaubtl^eile ftd^ gefonbert l^at: ein inneres, feftereS ©i« loeifettrperd^en, ben S^Hf ern (Nucleus), unb einen äußeren, weid^eren ©»eifeförper, ben 3^nfd^Ieim (Protoplasma). Slufeerbcm bilben olele QtUzn fpdterl^in nod^ einen britten (jebod^ häufig fel^lenben) gormbeftanbtl^eil, inbem fte ftd^ einfapfeln, eine dufeere ^ülle ober 3 einbaut (Membrana) auSfd^mi^en. SlUe übrigen i^ormbeftanbtl^eile, bie fonft nod^ in ben 3^Wen öorfommen, ftnb öon utttergeorbneter aScbeutung unb intereffiren unS l^ier nid^t. UrfprüngUd^ ift aud^ jjeber mel^rjellige Organismus eine ein* fad^e Q^Uz, unb er loirb baburd^ mel^rgeOig, ba^ jene S^Ut ftd^ VIII. 3erlpfIan)uno bti tinjtQig«! nmothtn biir^ 3.|ieiluna- 169 bur(^ Streuung fort^flanjt, unti bag ble fo ent^e^enben neuen QeUtn' inbioibuen ticifammen bleiben unb bitrc^ arbeitöttteilung eine ^e^^ meinbe ober einen ©taat bilben. 9>ie Sotmen unb ße6enflerf(iiei= nungen aller me^rjeUtgen Organismen flnb lebiglid^ bie Sirfung ober ber SuSbrucf ber gefammten t^ormen unb Seben§erf(^einungen aüer einzelnen fie jufammenfe^enben StVien. ^aS @i, aud melt^em fid^ bie meinen 3^iere unb $f{anjen enttoideln, ift eine einfache 3cDe- 3)ie einjeQigen OtganlSinen, b. f|. biejenigen, nelc^e jelttebemS ben jiformmert^ einer einjigen 3eße beibel^alten , j. S. bie Slinoe= ben (ilrtg. 2), fiflanjen fii^ in ber Siegel auf bie einfai^pe Seife ^ig.2. ^ottpflaniung tinti tin)ttIiotef(lb( beginnt jl<% }u tgciltn, inbtm i^rJttTn in ^nti Jttint )tT> fant unb btr BtÜi^Ulm jnlfdicn bcibtn {I4 dnfdinüit. D. Sit Xbtüung i|) foQtn' btt, Inbtm au<^ btr 3ie juei Derf(!^iebene 3lnjiel^ungSmittel))unfte auf bie umgebenbe n>eii^ere Siuettmaffe, ben B^I^fi^Icim (Protoplasma). S)aburd^ gerf&Qt fd|liegli<^ aud| biefer in gaiei Hälften, unb eS ffnb nun jmei neue Bellen vor^anben, »eilige ber SRuttergeKe gleich finb. Sßar bie BeQe oon einer 9Rembran umgeben, fo t^eiU fit!^ biefe ent= nieber ntd|t, nie bei ber Sifur^ung (9ig- 3, 4), ober fie folgt paffto a^tginntiitt Qninitftluiie bti Säugttbitt-ai«. VIII. ber actiDen @inf<^narung bed ^cotoplaäma, ober es uirb Don {eber iungen 3eQc eine neue $aut ausgefd^mi^t. @ani ebenfo »ie bie fetbftft&nbtgen einhelligen Organismen, j. fS. Amoeba (^g. 2) pflanjen ft(^ nun au(^ bie unfelbftft&nbigen 3eIIen fort, weifte in ©emeinben ober Staaten »eteinigt bleiben unb fo ben Äör^ier bet ^ö^eren Draanismen jufommen(efeen. ©benfo netmel^rt fi^ au(^ bur^ einta(^e Si^eilung bte B^it, mit neli^ bie meiften Siliere unb ^flangen i^te iitbiDibuelle ©jrlflenj beginnen, nämli(^ baS @i. Senn ft(i^ au& einem @t ein ä^^ier, g. iB. ein @äuget^ter (^tg. 3, 4) entwicteU, fo beginnt biefer gntmidelungd» 3ig. 3. ei cinti eäuectbUitC (tlnt (Infant Seilt)- a Stnntixvn^ia ob» Naeleolni (fogtnann' ttt fltimflMr itt GitS)) 6 Stxn obtr Nucleai (fD> Otnnnnttj Admblätt^cn tti üxä) ^tnodpenbtlbung. VUI. ganen in jioei gleid^e Hälften, fobalb er bnxäi SBad^dtl^um ein ge< tolffcs 5Wa§ ber ©röfee errei(]^t l^at. 3ebe |)dlfte erfldnjt jid^ al«:' balb mieber burd^ äBad^dtl^um ju einem DoUftanbigen SnbtDibuum. Slud^ l^ier ftnben @ie eS getoig felbftoerft&nbUd^ , ba^ bie beiben ^^eilungdprobucte bie @igenfd^aften beS elterlid^en OrganiiStnniS tl^i» len, ba pe ja felbft ©ubjlanjl^dltten beffdben jinb. Sin bie t^ort^flaninng burd^ Sil^eilung \äfi\^t ^ä^ gund(i^ft bie Fortpflanzung burJ*t*T6iIbimg unb ®ef*te(^tdtrennung. VÜI. bencn 3^^flwng8ftoffc, bcr mdnnlW^c ©amen unb ba§ »cibUd^c (51, toerben ctttweber öon einem unb betnfelbcn gnbiötbuum erjengt (Suoitterbilbung , Hermaphroditismus) ober Don guoei t)erf. 7. Hurt. 12 178 IBererbung h\\xä> fleWe4tli*e {^ortpfTanjimt^. VHT. fcntUd)e biefc§ Sßorgangö immer bic Slblöfung eines Stl^eilcS be§ clter= Ud^en Organismus unb bie SSefdl^igunfl beffelbcn gur inbiDibueHen, felbftftdnbigcn 6fiftenj. 3« allen gäHen bürfen wir bal^cr öon Dorn* l^ercin fd^on crtoartcn, ba| bie finblid^en 3ttbit)ibuen biefelben SebenS- erfdjeinungen unb gormeigenfd^aften erlangen »erben, totläft bie cUerlid^en Snbiöibuen bep^en; benn jie pnb ja „Slcifd^ unb Sein berSItem"! gwmerijteS nur eine größere ober geringere Quanti- tät Don ber etteriid)en 5SRaterie, unb jtoar Don bem eiioei^artigen ^roto<)laSma ober 3ettWeim, weld^e auf baS finblid^e gwi^iöibuum übcrgel^t. SRit ber 50laterie werben aber aud^ bereu ßebenSeigen* fd^aften, bie molefularen Setoegungen beS ^laSma, übertragen, tt)eld^e ft(J^ bann in il^ter Sorm du^em. SBenn @ie ^d^ bie ange* fül^rte Jtette Don Derfd^iebenen tJortpflangungSformen in il^rem Snfammenl^ange Dor Singen ftetten, fo Derliert bie aSererbung burd^ gefdt)led^tlid^e S^^fiung fel^r aSiel Don bem SRdtl^fell^aften unb SBunberbaren , baS jie auf ben erften SUdt für ben Saien be== ji^t. es crfd^eint anfdnglid^ l^od^ft »unberbar, bafe bei ber gefd^Ied^t? lid^en Sfortpflaujung beS 9Wenfdt)en, wie atter l^öl^eren Sil^ieren, baS fleine ©i, eine noingige, für baS blo|e Sliige oft faum jid^tbare 3^tte, im Staube ift, aU^ ©igenfd^afteu beS mütterlid^en Organismus auf ben finblid^en gu übertragen; unb nid^t weniger rdtl^fell^aft mufe CS erfd^einen, bafe gugleid^ bie toefentlid^en ©igenfd^aften beS Ddter* lid^en Organismus auf ben finblid^en übertragen werben Dermittelft beS mdnnlidtien ©perma, weld^eS bie ©igeHe befrudt)tcte; Dermittelft einer fd^leimigen 3Raffe, in ber feine ©ei^elgeUen, bie 3oof<)ermien, jtd) um^rbewegen. Sobalb @ie aber jene gufammenl^dngenbe Stufen- leiter ber Derfd^iebenen iJörtpflangungSarten Dergleid^en, bei weld^er ber finblid^e Organismus als fiberfd^üfftgeS SBad^St]^umS<)robuct beS eitem*3nbiDibuumS jid^ immer mel^r Don erfterem abfonbert unb immer frfil^geitiger bie felbftftdnbige fiaufbal^n betritt; fobalb @ie gugleid^ erwägen, ba^ aud^ baS SSad^Stl^um unb bie SluSbilbung jebeS l^öl^eren Organismus blo^ auf ber aSermefjrung ber il^n gu=^ fammenfe^enben Q^^m, auf ber einfad^en Sortpflangung burd^ Vni. OTüteriefler Sorgan^ ber fleWIe*tU*en ©embung. 179 Sl^cilung bcrul^t, fo wirb cä S^nen flar, bafe atte bicfe mcrtiDürblflcn 38orgdngc in eine 9ici|c gcl^orcn. S)a« 2cben jcbci^ organifd^cn Snbiülbuumö ift ^lid^te tDctter, als eine jufammenl^äng^be Äcttc Don fel^r öcmiddtcn materiellen a3etDegnngiM5rfd)einungen. JDiefe SBewegungen ftnb ate SSerdnberun- gen in ber Sage unb Sufönimenf e^ung bcr 3Wolef ein ju benlen, ber fleinften (au§ Atomen in I^Jd^ft mannid^faltiger SBeije jufammenge* Jetten) S^eil^en ber belebten 50laterie. 3)ie fv^cipf^ bejtimmte aWd^- tung biefer gleid^artigen, anl^altenben, Immanenten Sebenöbetoegung wirb in jebem Organismus burd) bie d^emifd^e SKifd^ung beS eitoei^'» artigen ScugnngSftoffeS bebingt, toeld^er il^m ben Urfprung gab. 93ei bem 9Renjd)en, uoie bei ben l^öl^eren S^l^ieren, uoeld^e gefd^led^t« lid^ jtd^ fortppanjen , beginnt bie inbiöibuette SebenSbetoegung in bem ÜRomente, in »eld^em bie (äijeHe Don ben Samenfdben beS @<)erma befrud^tet wirb, in weldjem beibe S^flungSftoffe ftd^ tl^at* fdd^lid^ oermifd^en ; oon ba an »irb nun bie SRW^tung ber SebenSbe* »egung burd^ bie fpecipfd^e, ober rid^tiger inbiöibuelle Sefdiaffen* l^cit fott)o]^l beS ©amenS als beS ©ieS beftimmt. Ueber bie rein med^anifd^e, materielle SHatur biefeS SßorgangeS lann fein SttJcifel fein, aber jtaunenb unb bewunbemb müjfen tt)ir l^ier Dor ber un- enblid^ uertoidclten 5Kolefular=@tructur ber eitt)ei|artigen SKaterie ftiU ftel^en. Staunen muffen tt)ir über bie unleugbare Si^atfad^e, bafe bie einfädle ßijette ber ÜRutter, ber einjige ©amenfaben ober bie flimmembe ©permajelle beS SJaterS fo genau bie molefulare inbiDibuelle gebenSbcwegung biefer beiben 3nt>iöibuen auf baS Äinb übertragt, ba^ nad^l^er bie feinften förperlid^en unb geiftlgen ©igen« tl^ümlid^feiten ber beiben ßltem an biefem »ieber etfd^einen. ^ier (teilen toir üor einer med^anifdtjen 5laturerfd^einung , oon »eld^er SSird^ow, bcr berül^mte Sßegrünber ber „(5ellularpat]^olo= gie", mit üollem Siedete fagt: „ffienn ber 5laturforfd^er bem ©e- braud^c bcr ®efd^id^tfd^reiber unb Äanjelrebner gu folgen liebte, un^ gel^eure unb in il^rer 2lrt einglge 6rfd)einungen mit bem l^ol^len ®e= ^)ränge fc^ioerer unb tönenber SBorte ju übergiel^en, fo mdre l^ier 12* 180 SJererbunö biit* flef(ftte^tti*e unb ungefcftleAtlic^e Jorippfanj^unö. VIII. bcr Drt baju; bcnn mir jtnb an cinc§ bcj großen 3R^ftcrlcn bcr t]^icrlfd)cn 5Ratur getreten, »eld^e bie ©tettnng beS Sll^icreS gegen* über ber ganjen übrigen ©rfd^einungöwelt entl^alten. 35ie gtage Don ber ßettenbilbnng , bie S^age t)on ber ßrregung anl^altenber gleid^artiger "Setoegung , enbli^ bie Etagen t)on ber ©elbftftdnbig« feit be§ 5lert)enf^ftemö nnb ber ©eele — baö jtnb bie großen Slnf* gaben, an benen ber 50lenfd^engei[t feine Äraft mifet. JDie SBejie* l^ung be§ 50lanne^ nnb beö SBeibe^ jur ßijeHe ju erfennen, l^ei^t faft fo Diel, aU alle jene 3R^[terien löfen. SDie ©ntftel^ung nnb ©nttoidelung ber ©gelle im mütterlid^en Körper, bie Uebertragung förperli^er -nnb geiftiger (äigentl^ümlid^feiten be^ 3Sater§ bnrd^ ben Samen anf biefelbe, berül^ren alle Srogcn, wel^e ber 3Wenfd^engeift ie über beö 50lenfd^en ©ein aufgeworfen l^at." Unb, fügen »ir l^injn, fie löfen biefe l^öd^ften fragen mittelft ber JDefcenbcnjtl^eorie in rein med^anifd^em, rein moniftifd^em Sinne! 3)afe alfo aud^ bei ber gefd^led^tUd^en gortpflanjung beö 3Wem fd^en unb aller l^öl^eren Organismen bie SSererbung, ein rein me* d^anifd^er SSorgang, unmittelbar burd^ ben materiellen ßufammen* l^ang beS geugenben nnb beS gegeugten Organismus bebingt ift, ebenfo toxt bei ber einfad^ften ungefd^led^tlid^en ^ortpflangung ber nieberen Organismen, barüber fann fein 3»eifel mel^r fein. SDod^ wiU id^ Sie bei biefer ®elegcnl^eit fogleid^ auf einen wid^tigen Unterfd^ieb aufmerffam madtjen, weld^en bie aSererbung bei ber gefd^led^tlid^en unb bei ber ungefd^led^tlid^en Sortpflangung barbietet. @s ift eine längft betannte Sl^atfad^e, ba^ bie inbioibuelleu @igent]^ümlid^feiten beS geugenben Organismus t)iel genauer burd^ bie ungefd^led^tlid^e als burd^ bie gefd^led^tlid^e gortpflangung auf bas ergeugte Snbiöi* buum übertragen werben. SDie ®drtner mad^en oon biefer %\faU fad^e fd^on lange öielfad^ ®ebraud^. 3Benn g. 33. t)on einer SSaum« art mit fteifen, aufredet ftel^enben Sleften gufällig ein eingelneS 3nbi= üibuum ^erabl^dngenbe 3tt>rtge befömmt, fo fann ber ®drtner in ber Siegel biefe (gigentl^ümlid^feit nid^t burd^ gefd^led^tlid^e, fonbem nur burd) ungefd)led^tlid^e ^ortpflangung »ererben. 2)ic Don einem \t>h VIII. ^eretbung burc^ ^tWtd)t\\ä)t unb ungefc^Uc^tlic^c ^ortpflaujung. 181 c^cn Irauerbaum abgcfd^nittcncn QtotXQt, ate ©tccfllnflc gepflanät, bilben f:pdterl^in Sdume, meldte cbenfaHiS pngenbe 9efte l^aben, toxt j. S. bic Sraucrtocibcn , Iraucrbu^en. ©amcnppangen bagc^ gegen, meldie man au$ ben @anien eine^ fo^en SrauerbaumeS jiel^t, erl^Uen in ber SRegel wicber bic urfprünglid^e, fteife unb aufregte Srocigform ber 3SoreItcrn. ^n fel^r auffaHenber SBeifc fann man baffelbe aud^ an ben fogenannten „Sßlutbdumen'' »al^rnel^men, b. 1^. @<)ielarten t)on iBdnmen, weld^e jtd) burd^ rotl^c ober rotl^braune Satbe ber Sldtter auiSjcid^ncn. Slblömmlinge Don fold^en SBIutbdu^ men (j. S. Slutbudjen), meldte man bwrd^ ungefd^led^tlid^e Sfortpflan* jung, burd^ ©tecflinge erjeugt, geigen bie eigentl^ümUd^e ^örbe unb Sefd^affenl^eit ber Sldtter, weld^e ba§ elterlid^e gnbiDibuum au^jeid^» net, mdl^renb anbcre, au^ ben ©amen ber Slutbdumc gegogene 3n^ biöibuen in bie grüne SBlattfarbe gurucffd^Iajjen. 2)iefer Unterfd)ieb in ber aSererbung ©irb 3f(nen fel^r natürlicl^ Dorfommen, fobalb Sie erwdgen, bafe ber materiette Sufötnmenl^ang gtoifd^en geugenben unb ergeugten SnbiDibuen bei ber ungefd^led^tli^ d^en tJortppangung Diel inniger ift unb Diel Idnger bauert, afö bei ber gefd^led^tlid^en. 35ie inbiDibueHe SRid^tung ber molefularen 2e* bengbetoegung fann fid^ bal^er bei ber ungefd^ledt)tlid^en ^ortppan* gung Diel Idnger unb grünblidf)er in bem finblid^en Organismus be* feftigen unb Diel [trenger Dererben. Ätte biefe ©rfd^einungen im Sufammenl^ang betrad^tet begeugen flar, ba| bie SBcrerbung ber för= perlid^en unb geiftlgen eigenfdt)aften ein rein materieller, med^anl« fd^er 33organg ift. 2)urd^ bie Sortpflangung wirb eine größere ober geringere Duantitdt eiweifeartiger ©tofftl^eildtien, unb bamrt gugleid^ bie biefen ^rotoplasma«50loleleln anl^aftenbe inbioibuelle SewegungS« form oom elterlidtjen Organismus auf ben finblid^en übertragen. 3nbem biefe SBewegungSform ftd^ beftdnbig erl^dlt, muffen aud^ bie feineren (äigentl^ümUd^Ieiten, bie am elterlid^en Organismus l^aften, frül^erober fpdter am finblid^en Organismus toieber erfd^einen. neunter ^Dortrag. 93erer6ttngdgefe^e* Slttpaffung unb @tn&^ntng* Unterf(^etbung bei ec^altenben unb fortfc^reitenben Vererbung, ©efe^e ber etdaltenben ober conferoatioen (txhiiä^ttit: Vererbung ererbter (S^araftere. Unun« terbro^ene ober conttnuirli<^e 'I)ererbung. Unterbrochene ober latente IBererbung. ®enerationdn9e4fel. düäcffc^Iag. fBertoilberung. ®ef(^Ie(^tU(^e ober fefueae $er» erbung. Gecunbore @e|cuoI(^araftere. (^emifc^te ober amp^igone Vererbung. $a<' ftorbjeugung. ^Ibgefür^te ober oereinfad^te Vererbung. ®efe|^e «ber fortfc^reitenben ober progreffit)en €rbli(^fett: IBererbung ertoorbener ^^araftere. ^ngepa§te ober em>orbene Vererbung. SefefHgte ober conftituirte IBererbung. (S)lei(^deitlid^e ober (»omo^Tone 9$ererbung. tx^ fd^iebenen SkrerbungiSgefe^en weife, berul^t auf ben ©rfal^rungcn ber £anbwirt]^e unb ber ©drtner. S)a]^er ift eiS nid^t gu Derwunbem, bafe im fangen biefe dufeerft intereffanten unb widtjtigen ©rfd^einungen nid^t mit ber wünfd^enöwertl^en wiffenfd^aftlid^en @d)drfe unterfud^t unb in bie gorm üon naturwiffenfd^aftUd^en ®efefeen gcbrad^t worben ^ni>, SBa« id^ S^nen bemnad^ im golgenben üon ben Derfd^iebenen SSererbungögefe^n mittl^eilen werbe, ftnb nur einige t)orIduflge SBrud^* ftüdCe, l^eraudgenommen aus bem unenblid^ reid)en @d^a^e, weld^er für bie ßrfenntnife l^ier offen liegt. aSir tonnen gundd^ft aUe öerfd^iebenen ©rblid^feitSerfd^einungen in gwei ®rup|)en bringen, weld^e wir al§ SSererbung ererbter ®^a* rattere unb Ißererbung erworbener ßl^araftere unterfd^eiben; unb wir lönnen bie erftere als bie erl^altenbe (conferDatiöe) SSererbung, Me gweite als bie fortfd^reitenbe (progrcfjiDe) aSererbung begeid^* neu. S)iefe Unterfd)eibung berul^t auf ber dufeerft wid^tigen 5tl^t' fad^e, bafe bie ©ingelwefen einer jieben Art öon Silieren unb ^fton«^ gen nid^t allein biefenigen @igenfd^aften auf il^re !Rad)Iommen t)er« erben fonnen, weldtje jte felbft Don il^ren SSorfal^ren ererbt l^aben, foniem aud^ bie inbioibuellen ©igenfd^aften, bie pe erfl wdl^renb il^res SebenS erworben l^aben. S)iefe le^teren werben burd^ bie fortfd^rei^ tenbc, bie erfteren burd^ bie erl^altenbe ©rblid^feit übertragen. 3^* ndd^ft l^aben wir nun l^ier bie @r|d^einungen ber conferoatioen 184 Ununtetbtod^ene o^er continuirlic^c 25ererbung. IX. ober erl^altcnben SSercrbung ju unterfuhren; b. 1^. ber aScrcrbung fold^cr (äigcnf^aften, mli^t ber betreffenbe OrganiömuiS t)on feinen eitern ober aSorfal^ren fd)on erl^alten l^at. Unter bm ©rfd^einungen ber conferuattDen SSererbung tritt unö jund^ft alö ba§ aflgemeinfte ®efe^ baöienige entgegen, weld^e^ wir ba§ ®efe^ ber ununterbrod)enen ober continuirli^en Vererbung nennen lonnen. 35affelbe l^at unter ben l^ol^eren %^k^ ren unb ^fiangen fo allgemeine ©ültigleit, ba| ber ßaie jundd)ft feine SBirIfamfeit überfd)d^en unb eiS für baS eingige, allein mafe^ gebenbe S3ererbung«gefe^ Italien bürfte. 6ö befielet biefeS ®efefe ein« \ai) barin, bafe innerl^alb ber meiften Silier« ober ^flangenartcn jebe ®eneration im ©angen ber anbem glei^ ift, bafe bie ©Itern ebenfo ben ®rofeeltern, roie ben Äinbern dl^nli^ ftnb. „®lei^ei^ ergeugt ®leidreö'\ fagt man gewol^nlicir, rid^tiger aber: „aeJ^nlid^eö ergeugt ae]rnlid^e§'^ 3)enn in ber Sl^at ftnb bie ^lad^Iommen ober S)efcenbenten eines jeben Organii^muS bemfelben niemals in allen Studen abfolut gleid^, fonbern immer nur in einem mel^r ober tt)e= niger Ijol^en ®rabe d^nlid^. 2)iefe§ ®efe^ ift fo allgemein befannt, baö id) feine SSeifpiele angufül^ren brause. 3n einem geioiffen ®egenfa^e gu bemfelben ftel^t baö ®efe^ ber unterbroiä^cnen ober latenten 35ererbung, toeld^e man aud^ aU abwed^felnbe ober alternirenbe Vererbung begeid^nen fönnte. 2)iefes toid^tige ®efe^ erfd^eint ^au<)tfddriidr in SBirffamfeit bei oie- len nieberen Jl^ieren unb ^flangen, unb dufeert ftd^ l^ier im ®c^ genfa^ gu bem erfteren barin, bafe bie Äinber ben eitern nid^t gleid^, fonbern fel^r undj^nlid^ ftnb, unb ba| erft bie britte ober eine fpdtere ®encration ber erften wieber dl^nlid^ wirb. 35ie ©nlel ftnb ben ®ro6eltem gleidt), btn eitern aber gang undl^nlid^. es ift baö eine meriwürbige ©rfd^einung, meldte befanntermafeen in geringerem ®rabe aud^ in ben meufd^lidtjen gamilien fel^r l^dufig auftritt. 3tt)ci- felSol^ne Wirb 3^ber oon ginnen eingelne fjamilienglieber fennen, weld^e in biefer ober jener eigentl^ümlid^feit oiel mel^r bem ®ro6' oater ober ber ®ro6mutter, als bem aSater ober ber 3Wutter gleid^en. IX. Unterbrochene ober latente IBererbung. Q^enerationen)ed)feI. 185 * aSalb ftnb e« lörpcrlid^c eigcnfd)aftcn, j. S. ©cjtd^töjüge, Haarfarbe, Mxptxixb^t f balb gciftigc ©igcnl^eiten, g. S. $:ciiq)crament, @ncr* gie, SScrftanb, wel^c in blcfcr Slrt f|)run9tt)cife öcrcrbt werben, ©benfo tt)ie beim SWenf d^en fönnen @ie biefe a:l^atfad)e bei bcn ^am5= tl^icrcn bcobad^ten. 35ci bcn am mciften Dcränberlid)en $auöt|iercn, beim |)unb, ^fcrb, SKnb, mad^en bic Sil^iergüd^ter fel^r l^äuflg bic ßrfal^rung, ba^ i^r 3üa^ id^ IX. ©tmifÄte ober omiobiöone ©tTerbimfl SPaffatbjeugung. 189 ^icr barauf nid^t »citcr cinjugcl^cn braud^e. 2)urd^ bcn Dcrfd^icbcncn antl^il il^rcS ®^araftcrS, tioc^cn Später unb SRuttcr auf tl^rc Äinbcr oercrbcn, »erben Dorjüglid^ bie InbiöibueHen 38crfd^tebenl&citen ber ®efd^tt)ijler bebingt. Unter biefe« ®efe^ ber gcmifd^ten ober ampl^igonen SBererbung gel^ört aud^ bie fel^r »id^tigc unb iiitereffante ©rfd^einung ber S a = ftarbjeugug (Hybridismus). SRid^tig getoürbigt, genügt jte allein fd^on DoUftdnbig, um ba$ l^errfd^enbe S)ogma Don ber Sonftanj ber arten ju »iberlegen. ^panjen fotool^I al« liniere, toeld^e jtoel ganj »erfd^iebenen @l)ecieS angel^ören, tonnen fid^ mit einanber gefd^Ied^t- IW^ Dermifd^en unb eine Slad^fommenfd^aft ergeugen, bie in Dielen %&U len fW^ felbft »ieber fortpflanjen fann, unb jmar entweber (l^dupger) burd^ aSermifd^ung mit tinem ber beiben ©tammeltem , ober aber (feltener) burd^ reine Jnjud^t, inbem Saftarb jtd^ mit Saftarb üermifd^t, 3)a8 le^tere ift 3. S. bei ben Saftarben Don ^afen unb Äanind^en feftgefleHt (Lepus Darwinii, iS. 131). Slttbefannt finb bie Saftarbe jmifd^en $ferb unb 6fel, jmei ganj üerfd^iebenen Slrten einer ®attung (Equus). S)iefe Saftarbe jtnb »erfd^ieben, je nad^bem ber SBater ober bie 5Wutter ju ber einen ober gu ber anberen 3lrt, jum $ferb ober jum efel gel^ört. 3)a« SRaultl^ier (Mulus), toeld^eö oon einer ^ferbe* ftute unb einem ©fell^engft erjeugt ift, l^at gang anbere eigenfd^aften aU ber SRaulefel (Hinnus), ber Saftarb 00m ^ferbel^engft unb ber efelftute. 3n jebem gaU ift berSajlarb (Hybrida), ber au« ber Äreiigung gtoeier oerfd^iebener arten ergeugte Drgani«mu«, eine SRifd^form, meldte eigenfd^aften oon beiben ©Item angenommen l^at; allein bie ©genfd^aften be« Saftarbö pnb gang öerfd^ieben, je nad^ ber gorm ber Äreugung. @o geigen aud^ bie SRulattenfinber, meldte oon einem @uroi)fter mit einer Siegerin ergeugt werben, eine anbere 3JHfd^ung ber ©l^araftere, al§ biejenigen Saftarbe, meldte ein Sfteger mit einer euro^)äerin ergeugt. Sei biefen ©rfd^einungen ber Saftarbgeugung finb wir (wie bei ben anberen Dorl^er ertoäl^nten Sererbungggefe^en) jejjt nod^ nid^t im ©tanbe, bie bewirfenben Ur- fad^en im ßingelnen nad^guweifen. aber lein 5laturforfd^er gweifelt 190 9(bgefuTUf ober tJtreinfocfcte Serer^nft. TX. baran, bafe bic Urfaci^cn l^icr überall rein med^anifd^, in bcr 9la= tur ber orflatiifd^cn SRatcric felbft begrünbet jtnb. SBenn mir fei* nerc Unterfud^ungömittel aU unferc groben Sinnesorgane unb be- ren ^ulfömittcl l^ätten, fo mürben mir jene Urfad^en erfennen, unb auf bie d^emifd^en unb ^)]^^fifalifd^en @iflenf(]^atten ber SWaterie ju^ rüdfül^ren fönnen. afö ein fünfte« ®efe^ muffen wir nun unter ben ©rfd^einum gen ber confcrüatiöen ober erl^altenben SSererbung nod^ ba§®efe^ ber abgelürgten ober »ereinfaii^ten SBer erbung anfül^ren. SJiefe« ®efe^ ifl fel^r »id^tig für bie Äeime^gefd^id^te ober Onto^ genie, b.J^. für bie 6ntioi(Ielung8gef(]^id^te ber organifd^en '^nbiox^ buen. SBie id^ bereites im erften SSortrage (@. 10) ertodl^nte unb f|)ä* ter nod^ auSfül^rlid^ ju erldufem l^abe, ift bie Dntogenie ober bie 6nt= U)id(elungi^gefd^id^fe ber Snbioibuen weiter nid^ts atö eine furge unb f d^neUe , . burd^ bie ®efe^e ber SSererbung unb 8ln^)af[ung bebingte SBieberl^olung ber ^l^^logenie, b. 1^. ber ^)aldontologifd^en (Snt^ widelungSgefd^id^te beS ganjen organifd^en @tammeS ober ^l^^Ium, gu ttjeld^em ber betreffenbe Organismus gel^ört. SBenn @ie g. SB. bie inbioibueUe ©ntwidtetung beS ÜRenfd^en, beS Slffen, ober irgenb eines anberen l^öl^eren ©dugetl^iereS innerl^alb beS SRutterleibeS oom ßi an oerfolgen, fo finben @ie, baft ber auS bem 6i entftel^enbe Äeim ober ßmbr^o eine SReil^e oon fel^r oerfd^iebenen gormen burd^Iduft, toeld^e im ®angen übereinftimmt ober menigftenS ^)aranel ift mit ber Sormenreil^e, weld^e bie l^iftorifd^e SBorfal^renlettc ber l^öl^eren @duge= t^iere uns barbietet. 3" i>i^«t SSorfol^ren gel^ören gewiffe Sifd^e, ^mpl^ibien, SSeuteltl^iere u. f. to. SlQein ber $araIIeliSmuS ober bie Uebereinftimmung biefer beiben @ntmidEeIungSreil^en ift niemals gang oollftdnbig. SSielmel^r finb in ber Dntogenie immer Süden unb @|)rfinge, meldte bem 3luSfaH eingelner ©tabien ber ^J&^logenie ent« fpred^en. SBie §ri^ SRüller in feiner auSgegeid^neten Sd^rift ^^ür 3)artt)in'"') an bem SBeifpiel ber ßruftaceen ober Ärebfe Dortrefflid^ erläutert ^at, „wirb bie in ber inbioibuetten @nttt)ide= lungSgefd^id^te erl^altene gefd^id^tlid^e Urhtnbe allmäl^Ud^ oermifc^t. IX. ©eff^f htx fortfÄTeilenben ober pTOflTeffitoen ^eteTbung. 191 inbcm bic ©ntoiclclung einen immer gerabcren SBeg Dom 6i gum fertigen SD^icre einfd^lägt." 2)iefc aSertoifd^ung ober äbfurjung toixb bnrd^ ba^ @efe^ ber abgeturjten SSererbung bebingt, unb id^ toiK baffelbe l^er beSl^alb befonberö l^eroorl^eben, »eil eö Don großer Sebeutung für bai SSerftdnbni^ ber Embryologie ift; e« erfidrt bie anfangt befrembenbe "S^a^ai^t, ba^ nid^t alle ©nüotdelungiSfonnen, »e^c unfere ©tammeltem burd^laufen l^dben, in ber gormenreil^c ünferer eigenen inbiDibueHen (Snüoidelung no^ {i(]^tbar finb. 3)en Wolter erörterten ©efe^en ber erl^altenben ober confertjatiDen SSererbung ftel^en gegenüber bie Vererbung« «erfd^einungen ber jtoei« ten JReil^e, bie ®efe|e ber fortfd^reitenben ober l)rogreffiDen aSererbung. Sie berul^en, wie ertodl^nt, barauf, bafe ber Organismus nid^t allein biefenigen 6igenfd^aften auf feine ^lad^fommen überträgt, bie er bereit« Don ben SBoreltern ererbt fytt, fonbem aud^ eine Ängal^l Don benjenigen inbiDibueHen ©igentl^ümlid^feiten, toeld^e er felbft erft »fil^renb feines SebenS erworben l^at. S)ie Sln^)affung Derbinbet fid^ ^ier bereits mit ber SBererbung unb wirft mit il^r jufammen. Unter biefen wid^tigen ©rfd^einungen ber fortfd^reitenben ober progrefftDen 93ererbung fönnen wir an bi£ @))i^e als baS aUge- meinfte baS ®efe^ ber angepaßten ober erworbenen SBer« erbung fkellen. JDaffelbe befagt eigentlid^ weiter 9Hd^ts, als was id^ eben fd^on auSfprad^, baß unter beftimmten Umftdnben ber Dr« ganiSmuS fdl^ig ift, alle eigenfd^aften auf feine 9lad^!ommen ju Der« erben, weld^e er felbft erft wdl^renb feines SebenS burd^ Änpaffung erworben l^at. 8lm beutlid^ften geigt fid^ biefe ßrfd^einung natürlid^ bann, wenn bie heu erworbene ©igentl^ümlid^leit bie ererbte gorm bebeutenb abdnbert. 3)aS war in ben Seifplelen ber %aJi, weld^e id^ 3^nen in bem Dorigen SSortrage Don ber SBererbung überl^aupt angefül^rt l^abe, bei ben OJlenfd^en mit fed^S Singern unb ß^^cn, ben ©tad^elfd^weinmenfd^en , ben 33lutbud^en, Srauerweiben u. f. w. 3lud^ bie SSererbung erworbener Äranfl^eiten, g. 33. ber ©d^winbfud^t, beS a^l^nftnnS, beweift bieS @efe^ fel^r auffdllig, ebenfo bie SSerer^ bung beS aibiniSmuS. »IbinoS ober Äaferlafen nennt man fold^e 192 9lngepoSte obet emorbene ^Jererbung. IX. StibtDibucn, tocld^c pd^ bur^ SRangcl bcr ^arbftoffc ober ^gmentc in ber ^aut aui^jcid^ncn. ©old^e forntncn bei SRcnfd^en, Jl^iercn unb ^flanjcn fel^r Derbreitet Dor. SBei SD^ieren, toeld^e eine beftimmte bunfle §arbe l^aben, »erben nid^t feiten eingelnc Snbitjibuen geboren, »eld^e ber garbe gdnjlicl^ cntbel^ren, unb bei ben mit Äugen oerfel^enen Silieren ift biefer ^ßigmentmangel aud^ auf bie Äugen au^ebel^nt, fo bafe bie gemöl^nlid^ Icbl^aft ober bunfel gefdrbte SRegenbogenl^aut ober Sri« be§ Äuge« farblos ift, aber »egen ber burd^fdöimmemben Slut^' gefäfte rotl^ erfd^eint. Sei mand^en 2:^ieren, j. 33. ben Äanind^en, SRfiufen , finb fold^e Albino« mit toeifeem gell unb rotl^en Äugen fo beliebt, bafe man ftc in großer 5Wenge al« befonbere 9laffe fortppanjt. 3)ie« »dre nid^t möglid^ ol^ne ba« ®efe^ ber angepaßten SJererbung. äBeld^e ))on einem Drgani«mu« erworbenen Äbdnberungen ftd^ auf feine Slad^fommen übertragen werben, »eld^e nid^t, ift oon oom» l^erein nid^t gu beftimmen, unb mir fennen leiber bie beftimmtcn Sebingungen nid^t, unter benen bie SBererbung erfolgt. SBir »iffen nur im Allgemeinen, baß gemiffe erworbene (Sigenfd^aften ftd^ Diel leidster »ererben al« c^nbere, g. S. als bie burd^ SSerwunbung entfte- l^enben SSerftummelungen. SDiefe le^teren werben in ber SRegel nid^t erblid^ fibertragen; fonft müßten bie 35efcenbenten Don SRenfd^n, bie il^re Arme ober Seine verloren l^aben, auc^ mit bem 3Rangel be§ entfpred^enben Arme« ober Seine« geboren werben. Äu«nal^* men finb aber aud^ ^ier Dorl^anben, unb man l^at g. IB. eine fd^wang« lofe ^unberaffe baburd^ gegogen, ba% man mel^rei^ ®enerationen l^inburd^ beiben ©efd^led^tem be« ^unbe« confequent ben @d^wang abfd^nitt. 9lod^ t)or einigen Jo^ren fam l^ier in ber SRdl^e oon 3ena auf einem ®utc ber %aU öor, baß beim unDorfid^tigen 3wfd^lagen be« ©talltl^ore« einem ßud^tftier ber ©d^wang an ber SBurgel abge^ quetfd^t würbe, unb bie öon biefem Stiere ergeugten Ädlber würben fdmmtlid^ fd^wanglo« geboren. S)a« ift aQerbing« eine Äu«na]^me. @« ift aber fel^r wid^tig, bie Sil^atfad^e fefkgufteHen , baß unter gewiffen un« unbefannten Sebingungen aud^ fold^e gewaltfame Serdnberungen erblich übertragen werben, in gleid^er SBeife wie oiele Äranf^eiten. rx. ^nge^jopte ober emorbene Vererbung. 19B 3n fcl^r Dielen gfitten ift bie Slbdnberunfl, rne^e burd^ ange^ pafete SBererbung übertragen unb erl^alten »irb, angeboren, fo bei bem Dorl^er eriDdl^nten SlIbinidmu^öv\nnmt\df. 7. «uA. 13 194 ^efffHflte ober conflituirte «BererbunQ IX. ®cfcfe bcr bcfcfttgtcn ober conftituirtcnSJcrcrbung nennen. 2)affelbe dufeert jtd^ barin, ba^ ©igenfdöaften , bte Don einem Ot* gantömuiS m&l^renb feinet inbiDibneSen SebensS emorben mürben, um fo fidlerer auf feine 5flaci^!ommen erblid^ übertragen »erben, [t längere 3cit l^inburi]^ bie Urfad^en jener abdnberung einmirlten, unb bafe biefe Slbdnberunfl um fo fidlerer ©igentl^um aud^ atter folgen* ben ©enerationen toirb, je längere ß^it l^inburd^ aud^ auf biefe bie abdnbernbe Urfad^e einmirft. S)ie burd^ Slnpaffung ober Äbdnbe* rung neu ertoorbene 6igenfd^aft mu^ in ber SRegel erft bid gu einem getoiffen ®rabe befeftigt ober conftituirt fein, el^ mit SBal^rfd^ein» lid^Ieit barauf gu red^nen ift, ba^ jid^ biefeflbe aud^ auf bie 9lad^= fommenfd^aft erblid^ überträgt. 3« biefer SSegiel^ung Derljdlt pd^ bie SSererbung dl^nlid^ toie bie Sln^^affung. Se längere Seit l^inburd^ eine neu ertoorbene (Sigenfd^aft bereits burd^ SBererbung übertragen ift, befto fidlerer mirb jte aud^ in ben fommenben Generationen jtd^ erl^alten. SBenn alfo g. JB. ein ©drtner burd^ metl^obifd^e SBel^nb* luttg eine neue Äepfelforte gegüd^tet .l^at, fo fann er um fo jtd^erer barauf red^nen, bie enoünfd^te ©igentliümlid^feit biefer ©orte gu er= l^alten, ie länger er biefelbe bereit« oererbt l^at. S)affelbe geigt jt^ beutUd^ in ber SBererbung Don Äranf^eiten. 3^ länger bereit« in einer Familie ©d^toinbfud^t ober SBal^njtnn erblid^ ift, befto tiefer gegurgelt ift baö Uebel, befto malirfd^einlid^er »erben aud^ alle fol^ genben ®enerationen baoon ergriffen »erben. 6nblic^ Knnen »ir bie Setrad^tung ber @rblid^feit«erfd^einungen fd^lie^en mit btn beiben ungemein »id^tigen ©efe^en ber gleic^ort- lid^en unb ber gleid^geitlid^en SSererbung. SBir oerftel^en barunter bie Stl^tfad^, baft SBeränbcrungen, »eld^e Don einem DrganiSmu« toäl^ renb feine« Seben« ertoorbcn unb erblid^ auf feine 9lad^fommen über* tragen tourben, bei biefen an berfelben Stelle be« Äörper« l^erDor* treten, an toeld^er ber elterlid^e Drgani«mu« guerft Don il^nen be* troffen »urbe, unb ba^ fie bei ben 9lad^!ommen aud^ im gleid^en 2eben«alter erfd^einen, »ie bei bem erfteren. S)a« ®efe|^ ber gleid^geitlid^en ober l^omod^ronen IX. 0Iei(^S«U(i4e unb %Uiä>btHiä^t 9txttbun%. 195 aScrcrbung, »eld^eö 2)artt)in ba§ ®cfc^ bcr „IScrcrbung in cor«^ rcfponbirenbetn ßcbcn^alter'' nennt, läfet fid^ »icbcrum fcl^ bcutlid^ an bcr Vererbung Don JbranB^citen nad^wcifcn, gumal Don fo^en, btc »cgcn ll^rcr erblid^fcit fcf)r oerbcrblid^ merben. SJicfc treten im finbUd^en Drganiömu« in ber JRegel ju einer Qüt auf, meldte ber« feniflen entfprW^t, in toeld^er ber elterlW^e Organismus bie Ärant* l^eit erwarb, ßrblidöe ©rfranfungen ber fiunge, ber Seber, ber S^^ne, bed ®e]^imS, ber ^ut u. f. ». erfd^einen bei ben Slad^fommen ge* wftl^nlid^ in ber gleid^en 3rtt ober nur »enig frül^er, als jte beim elterlid^en Organismus eintraten ober oon biefem überl^aupt ertoor« ben mürben. 2)aS Äalb belommt feine Jpörner in bemfelben Se^ benSalter mie feine eitern. 6benfo erl^dlt baS iunge ^irfiä^folb fein ©emeil^ in berfelben gebenSgeit, in mel(i^r eS bei feinem SJater unb ©rofeoater l^eroorgefprofet mar. Sei jeber ber oerfd^iebenen S38cin« forten reifen bie STrauben jur felben ß^itr »ic ^^^ ^W^ SJoreltem. aSefanntlid^ ift biefe 9leif jeit bei ben oerfd^iebenen ©orten fel^r oer* fd^ieben; ba aber aUe oon einer einjigen Slrt abftammen, ift biefe SSerfd^iebeul^eit oon ben ©tammeltem ber eingelnen Sorten erft er* morben morben unb l^at fid^ bann erblid^ fortgepflangt. ®as ®efe^ ber gleid^örtlid^en ober ]^omotoi)en 5ßer= erbung enblid^, meld^eS mit bem le^termdl^nten ®efe^e im engften Bufammenl^ange fielet, unb meld^eS man aud^ „baS ®efe|j ber SSer« erbung an correfponbirenber Äörperftelle" nennen fönnte, Idfet ftd^ mieberum in patl^ologifd^en (grblid^feitsfdllen fel^r beutUd^ erfennen. ®rofee SWuttermale j. 33. ober ^igmentan^dufungen an eingelnen ^autfteUen, ebenfo ®efc^mülfte ber ^aut, erfd^einen oft ©eneratio- n^ tjinburc^ nid^t oDein in bemfelben ßebenSalter, fonbem aud^ an berfelben Stelle ber ^aut. ßbenfo ift ubermdfeige gettentmirfelung an eingelnen Äör^^rfteHen erblid^. ßigentlid^ aber jinb für biefeS ®efe|j, mie für baS üorige, ga^ofe ©eif^)iele überall in ber ßm^ br^ologie gu finben. ©omo^l baS ®efefe ber gleld^geitlid^en als baS®efe^ ber gleic^örtlld^en SJererbung finb ®runb- gefe^e ber Embryologie ober Ontogeuie. ©enn mir erfldreu 13* 196 9Beon pl^fiologifd^cn Sl^dtigfeiten l^eiDor, bie bei ber f^onnbilbung ber Organismen in ber 21^at »irffam finb. 9Bad nun bie Srfd^einung ber 9[bänberung ober 9n|)af[ung im Sittgemeinen betrifft, fo muffen mir biefelbe, ebenfo mie bie SB^at» \a6it ber SSererbung, a\^ eine gang allgemeine ))l|9{iologif(l^e ®runb^ eigenfd^aft aUer Organismen ol^ne SluSnal^me l^inftellen, al8 eine gebenSdu^erung, meldte ton bem Segriffe be« Organismus gar nid^t ju trennen ift. Streng genommen muffen toir aud^ l^ier, mie bei ber aSererbung, jtoifd^en ber 8ln^)affung felbft unb ber 8[n<)affungS« fdl^gfeit unterfd^eiben. Unter 3[n^)affung (Adaptatio) ober Ab« dnberung (Variatio) öerftel^en mir bie Jl^atfad^e, bafe ber Or= ganiSmuS in Solge Don einmirfungen ber umgebenben Slu^enmelt gemiffe neue eigentl^ümlid^feiten in feiner gebenStl^dtigfeit, SDKfd^ung unb gorm annimmt, meldte er nid^t Don feinen (gltem geerbt l^at; biefe ermorbenen inbioibuetten ©igenfc^aften ftel^en ben ererbe» ten gegenüber, meldte feine @ltem unb SBoreltem auf il^n übertra« gen l^aben. dagegen nennen mir 8[n^)affungSfd]^igfeit (Adap- tabilitas) ober Serdnberlid^feit (Variabilitas) bie atten Orga> niSmen inne mol^nenbe %iif^\QUxtf berartige neue ©igenfd^aften unter bem 6inpu|fe ber Slufeenmelt ju erwerben. 3)ie unleugbare Stl^atfad^e ber organifd^en 9[n^affung ober 9ih dnberung ift attbe!annt unb an taufenb uns umgebenben (Srfd^ei» nungen ieben SugenblidE mal^rgune^men. Sttein gerabe beSl^b, »eil bie @rfd^einungen ber Slbduberung burd^ dufeere (ginpüffe felbft» Derftdnblid^ erfd^einen, l^at man biefelben biSl^er nod^ faft gar nid^t einer genaueren miffenfd^aftlid^en Unterfud^ung unterjogen. (5S ge» l^ören bal^in atte ©rfd^einungen, meldte mir als bie folgen ber Singe» mil^nung unb Slbgembl^nung , ber Uebung unb 9lid^tübung betrad^» ten, ober als bie folgen ber 2)reffur, ber ©rjiel^ung, ber Slcclimati» fation, ber ©qmnaflil u. f. m. Slud^ üiele bleibenbe SJerduberungen 198 ^Npofrun() unb a^eränbcrlid^feit. IX. burd^ franfmac^enbc Urfad^cn, Diele Äranf^tcn ftnb weiter nid^tö old gef dl^rlld^ atq)affungen be§ DrflaniiSmu« an öerberMid^e SebcnSbebin« , gungen. SBei ben 6ulturl)fl(uijen unb ^ou^t^ieren tritt bie ©rfd^ei« nung ber ^bdnberung fo auffaHenb unb m&d^tig ]^ert)or, bag eben barauf ber 3:]^ierjüd^ter unb ®drtner feine gange Stl^ätigWt grÄnbet, ober tülelme^r auf bie SBed^felbegiel^ung, in weld^ er biefc ©rfd^einun« gen mit benen ber Sererbung fe^t. ©benfo ift e« bei ben ^anjen unb V)\eun im »Üben ßwftanbe allbdannt, bafe jie abdnbem ober oariiren. 3^^^ f^ftematifd^e ^Bearbeitung einer ^kv- ober ^^anjen^ gruppe mügte, toenn fle gang ooUftdnbig unb erf(]^o))fenb fein tooBte, bei jeber einjelnen Art eine SKenge oon Äbduberungen anful^ren, toeld^e mel^r ober toeniger oon ber l^errfd^enben ober t^if(]^en ^au<)tform ber ©pecieg abtoeid^en. 3« ^^ ^W finben Sie in jebem genauer gear» beiteten f^ftematifd^en ©pecialtoerl bei ben meiften Slrten eine Slngal^l oon fold^en Variationen ober Umbilbungen angeful^rt, toeld^e balb (Ai inbioibueUe Slbtoeid^ungen, balb ald fogenannte 6t)ielarten, klaffen, SSarietdten, Abarten ober Unterarten bejeid^net merben. Oft entfernen fid^ biefelben angerorbenttid^ toeit oon ber Stammart, unb bod^ flnb fie lebiglid^ burd^ bie ^npaffung bed Organidmu^ an bie duneren SebeniSbebingungen entftanben. Senn tt)ir nun jundd^ft bie allgemeinen Urfad^en biefer SUtpof^ fungiSerfd^einungen gu begrfinben fud^en, fo !ommen »ir gu bem Stt-- fultate, ba^ biefelben in SSBirflid^feit fo einfad^ ftnb, aU bie ttrfad^en ber ©rblid^feitöerfd^einungen. SBie toir für bie SSererbungSt^atfad^cn bie f^ortpflangung ald allgemeine ©runburfad^e nad^ioiefen, bie Uebertragung ber elterlichen SKaterie auf ben finblid^en Äörper, fo fönnen toir für bie ^atfad^en ber Slnpaffung ober 8U»dnberung, ald bie allgemeine 6)runburf ad^e , bie ))^^logifd^e 2:]^ätig!eit ber (Sr» ndl^rung ober bed Stoff loec^feU l^infteUen. äßenn td^ l^ier bie „(Srndl^rung^ atö ®runburfad^e ber Slbdnberung unb Snpaffung an« fül^re, fo nel^me id^ biefcS 3ßort im toeiteften Sinne, unb oerftcl^e barunter bie gefammten materieUen Serdnberungen, meldte ber Dr« gani^mu^ in allen feinen 2:^eilen burc^ bie (Sinflüffe ber il^n um« IX. Bufammen^ang bei ^npaffung unb. bei dmäftiung. 199 Qcbenbcn SlufeenmcU crlcibct. 6« gcl^ört alfo jur 6rnäl^rung nid^t aOein Me Hufnal^me ber \oxxtl\ii ndl^tenben Stoffe unb ber (Sinßug ber Derf(]^iebenartigen 9la^rung, fonbem au(i^ g. 93. bie @inmirtung bed SSafferi^ unb ber Sltmofpl^dre, ber @tnfiug beiS ©onnenlid^tö, ber 2:ein))eratur unb aller berienigen meteorologifd^enCSrfci^inungen, meld^ man unter bem 93egriff „J^Uma'' gufammenfa^t. Sluung Derdnbem, müf« fen l^ier beim ©toffmed^fel in Setracj^t gebogen loerbett. S)emgemdg »irb bie Slnpaf fung bie golge aller jener materiellen aSerdnberungen fein, meld^ bie duneren @;t:iftenj<93ebingungen in ber (Srndl^rung ber @lementart]^eile, bie @inflüffe ber umgebenben 9lu|entt)elt im @tofftt)e(l^fel bed OrganiiSmud ]^er)}orbringen. SBie fel^r ieber Organii^mud t)on feiner gefammten duneren Um^^ gebung abl^dngt unb burc^ beren Sßed^el ^rdnbert mirb, ift ^fyntn fUtten im Slllgemeinen befannt. S)enlen @ic blo^ baran, »ie bie menfd^lid^e ^tfraft oon ber ^Temperatur ber Suft abl^dngig ift, ober bie ®emftt]^i$ftimmung Don ber $arbe b^ Fimmel«. 3e nad^bem ber ^immel »olfenloö unb fonnig ift, ober mit trüben, fd^toercn Sollen bebcrft, ift unfere Stimmung l^eiter ober trübe. 3ßie an«» ber« empfinben nnb beulen mir im Salbe iodl^enb einer fkürmi^ fd^en Sßintemac^t unb mdl^enb eined l^eitem Sommertoge«! 9Xit biefe üerfd^iebenen'Stimmungen unferer Seele berul^n auf rein mo* terieQen äkrdnberungen unfered ^el^imd, auf molefularen ^a^ma« 93en>€gungen, meldte mittelft ber Sinne burd^ bie Derfd^iebene Sin- »irtttttg be« Sid^te«, ber SSBdrme, ber geud^tigteit u. f. U). l^ett)orge= brad^t »erben. „SBir ftnb ein S^riel öon iebem 3)rudt ber 2uft!" 3Rid^t minber mid^tig unb tiefgreifenb ftnb bie ©imoirlungen, 200 3"fön^>wentonfl bet ^npaffung unb ber (Stnöbrunö. IX. mlift unfcr ®cift unb unfcr Äörpcr burd^ bic Dcrfd^icbenc Qualität unb Quantität ber ^Ral^rungSmittcl im engeren Sinne erfdl^rt. Un« fere ®eifte§arbeit , bie JB^ätiglcit unfere^ 95erftonbcö unb unfcrer ^l^antajte ift gdnjlid^ Derfd^icben, je nad^bem mir Dor unb »dl^renb berfelben 21^ec unb Äaffec, ober SBein unb SSler genoffen l^aben. Un- tere Stimmungen, SBünfd^e unb ©efül^Ie finb gang anber^, »enn tt)ir l)ungem unb mcnn wir gefdtttgt finb. 2)er 5flational(]^aratter ber @ngldnber unb ber ©aud^oiS in Subamerila, rne^e DorgugiS- meife Don gleifd^, oon ftirfftoffreid^er Slal^rung leben, ift gdnjlM^ oerfd^ieben oon bemjenigen ber fartoffeleffenben S^ldnber unb ber reiöeffenben ®^inefcn, meldte portoiegenb ftirfftofflofe 5Ra]^rung ge^ niefeen. 8lu(]^ lagern bie le^teren Diel mel^r %ttt ab, ate bie erfleren. ^ier wie überall gel^n bie SSerdnberungen be^ ®eifteg mit entf|)re== d^enben Umbilbungen be§ Körper« ^anb in ^anb ; beibe finb burd^ rein materielle Urfad^en bebingt. ®anj ebenfo mie 'ber SRenfc^, mer« ben aber aud^ alle anberen Organismen burd^ bie üerfd^iebenen 6in* flüffe ber ©mdlirung abgednbert unb umgebilbet. 3^nen allen ift befannt, bafe mir ganj miUfftrlid^ bie %otm, ®röfee, garbe u. f. m. bei unferen 6ulturl)Pangen unb ^auötl)ieren burd^ SBerdnberung ber 9lal^^ rung abdnbern lönnen, bafe mir j. 33. einer ^^ange ganj beftimmte ©igenfd^aften nel^men ober geben fönnen, Je nad^bem mir pe einem größeren ober geringeren @rabe Don ©onnenlid^t unb §eud^tigf eit auö= fe^en. 35a biefe ©rfd^einungen gang allgemein Derbreitet unb befannt jtnb, unb mir fogleid^ gur Setrad^tung ber Derfd^iebenen Slnpaffungö^ gefe^e übergel^en merben, motten mir uns l^ier nid^t Idnger bei btxx attgemeinen SCl^atfad^en ber Slbdnberung aufl^alten. ®leid^mie bie Derfd^iebenen JßererbungSgefe^e jtd^ naturgemdfe in bie beiben SReil^en ber conferoatiDen unb ber progreffiDen SBererbung fonbern laffen, fo fann man unter ben SnpaffungSgefe^en ebenfatts gmei Derfd^iebene Sfieil^en unterfd^eiben, ndmlid^ erftenS bie SReil^e ber inbirecten ober mittelbaren, unb gmeitenS bie Stellte ber birecten ober unmittelbaren Slnpaffungdgefe^e. Se^tere !ann man aud^ als actueUe, erftere als potentiette SlnpaffungSgefe^e begeic^nen. IX. ttücrf^rthiMi ta laMncttB mmJt Nmtca Ibmivmb^. 201 3)ie erfte SKei^. lodd^ bif GTtcbdnungen bfr tmnittdbarni obnr inbtrfctfit (pototticOen) Xnpatfiuis amfa^. ifi im 9aii^n bi^ ftp fdbr »firig ber&cfficl^t toorbm. itnb t^ bleibt ba^ 3^ bienft 3)anoin'4, oitf biffe 9tfibe Don Storinbmingtn gon^ befon« brrd ^ingomefen }u ^ben. 6$ ift etioa^ fd^wierig. btefen 9egfn* fhmb g^^g Rar bor^itfldltit: i(b »erbe DcrfadKn, $^ncn bfn> fdbfn niu^^ burc^ Setfpide beiitli(6 ju mQ(^. ©an; oOgemdit an^fbräilt bffi^ bie inbirecte ober potentidlc 9im>affang in bfr S^ifcu^, bo^ gctDtffe Seränbarnngen im Crgoni^mud, mdcbe banb beti Sin^ ber Sto^nnig (im meiteflfn Sinne) unb überhaupt ber änderen ^ftenjbebingimgen betvirtt »erben, md)t in ber inbiüi« bneOen frormbefc^otfen^ bed betroffenen Crgoni^mnS felbft. fom bem in berjenigen feiner 5lQ(l^mmen fid) du^em unb in bie ^ f^mtng treten. So xoixb namentUd^ bei ben Crgani^men» meld)e fi(6 auf gefd^Ied^tlic^ Sege fort|)f[anjen, ba# SieprobuctionSfqflem ober ber (Sefd^lec^t^ot^Mirat oft burd^ dunere Sirfungen, meldte im Uebrigen ben Orgonidmud menig berühren, bergefialt beeinflußt, baß bie 5lQd)^ fommenf4 neu im @tanbe {tnb. Waffen @ie und gundd^ bie merho&rbigen vmb ^dft mid^tigen, obmol^l bidl^er fel^r oemad^ldffgten (Srfd^einungen ber inbirecten ober mittelbaren Slbinberung in*d Singe faffcn. 202 Unteff(^ettun0 bei iitbtmten unb bttecten 'Xnpoffund. IX. • 3nbcm man bicfc fcl^r »id^ttgc unb fel^r attgcmeinc ©rfd^ci* nung bidl^er ganj Dernad^Idfftgt l^atte, mar man geneigt, aUe OHil^r« nel^mbaren Slbänberungen unb Umbilbungen ber organtfcl^en formen als Slnpaffungderjc^einungen ber gleiten äleil^ gu betrachten, ber- ienigen ber unmittelbaren ober birecten (actueUen) $(nt)af[ung. S)ad SSefen biefer SinpaffungSgefe^e liegt barin, ba^ bie ben OrganiiS« muiS betreffenbe Sßerdnberung (in ber ©rndl^rung u- f. ».) bereit« in beffen eigener ttmbilbung unb nid^t erft in berienigen feiner ^ad^« fommen fid^ äußert, ^ierl^er gel^ören aUe bie betannten Srfd^inun« gen, bei benen mir htn umgeftaltenben ßinflu^ beiS ^KmaS, ber Sftal^ng, ber (Srjiel^ung, JDreffur u. f. m. unmittelbar an ben be» troffenen g^biöibuen felbft in feiner SBirfung »erfolgen Idnnen. aSie bie beiben ©rfd^einunggreil^ett ber conferüatioen unb ber l^rogrefftDen äSererbung tro^ il^red ))rinci)>ieaen Unterfd^iebeiS oielfad^ in einanber greifen unb jtc^ gegenfeitig mobificiren, Diclfad^ jufam« menmirten unb {td^ burd^freugen, fo gilt bad in nod^ l^l^erem SRa^e oon ben beiben entgegengefej^ten unb boc^ innig jufammenl^ngenben (5rf d^elnungdreil^en ber inblrecten unb ber birecten 8[n|)affttttg. ©inige Slaturforfd^er, namentlid^ JDarmin unb 6arl Sogt, fd^reiben ben inbirecten ober ))otentiellen Slnpaffungen eine »iel bebeutenbere ober felbft eine faft audf(^liegli(^e Sßirifamleit ju. 3)ie SRe^rja^l ber 9Raturforfd^er ober mar bial^er geneigt, umgefel^rt ba« |)att<)tgemic^t auf bie SSirlung ber birecten ober actueQen 9[n))affungen gu legen. 3d^ l^alte biefen Streit oorldnflg für jiemlid^ uunu^. 3lur feiten finb mir in ber Sage, im einzelnen SlbdnberungdfaQe beurtl^eilen gu ttnnen, mie oiel baoon auf SRcd^nung ber birecten, mieöid auf Sled^* nung ber inbirecten 9[n))affung tömmt. Slir fennen im dangen biefe augerorbentlid^ mid^tigen unb oermidelten Serl^<niffe no^i>Mwfk ^nivtf*»tm^ Wbnmam «twt imnii^wtit *ni»rf*unut> mit lhti^chx»)4t) l« C^w. H^in^ wn^ ^kv^wKm«. W<*fiMb»^ Mnmg, mtUft in Serbinbung unb en gebmd)t» erft«tt4 b(« SHt?!^« ^n (n- bircden ober |)otcntienen unb jwriten« blc Äcl^c bif^' blwct^it öb^v octneBen Xn^affungen. SBir wcnben tut« tttttt \)t\\\t j\ti t\t\tf wMj^* ren Setrad^tnng ber t^rf(^leben(it attßCtttdHCtt O^^fi^t)^ Hidd)« t^lf unter biefen beiben Steigen üon abdnb(rttitfl«orfd)dttytt()tm ®eburt an ungletd^ jtnb. @§ wirb 5fliemanb bel^aupten, bafe jioei ®efd^ö)ifter bei ber ®eburt nod^ öolltommen gleich pnb, bafe bie ©röfee aller einjelnen itörpertl^eile, bie 3# ber Äopfl^aare, ber Dber^^ I(autjellen/ ber Slutjetten in beiben ©efd^wiftem ganj gleid^ fei, bafe beibe biefelben Anlagen unb Talente mit auf bie SBelt gebrad^t l^aben. ®dnj befonber« betoeifenb für biefeS ®efej> ber inbiDibuctten SSer* fd^iebenl^eit ift aber bie Sl^atfad^e, ba^ bei benienigen 2:]^ieren, »eld^e mel^rere Sunge toerfen, g. 33. bei ben ^unben unb ita^en, alle S^ingen eines jeben BurfeS oon einanber öerfd^ieben pnb, balb burd^ gerin« gere, balb burd^ auffattenbere JDijferenjen in ber ©röfee, ^Ä^^bung, Sdnge ber einjelnen Äbrpertl^eile, ©tdrte u. f. to. 3(lun gilt aber biefeS ®efe^ gang allgemein. SlUe organifd^en ^nbiDibuen ftnb Don Slnfang an burd^ gemiffe, »enn aud^ oft l^öd^ft feine ttnterfc^iebe auSgegeid^net, unb bie ttrfad^e biefer inbiDibueOen ttnterfd^iebe, »enn aud^ im @ingelnen uns getobl^nlid^ gang unbetannt, Hegt tl^eiltoeife ober ausfd^lieglid^ in gemiffen Sinmirlungen, toeld^e bie f^ortpflam gungSorgane beö elterlichen DrganiSmue erfal^ren l^aben. X. Wonfhdfe ober j^rungweife 9(npaffun(|. 205 SBeniflcr »id^tig unb attgcmdn, alö bicfcS ®cfc^ bcr inblDi* buettcn Äbfinberunfl, tft dn jtoeiteö ®cfc^ bcr inbircctcn Slnpaffung, »eld^eiS xoxt bad @)efe^ ber monfiröfen ober fprungmeifen ^In^affung nennen motten, ^ier {inb bie Sbmeid^ungen be$ finb« lid^en Drgantömud oon ber elterlid^en ^orm fo antfoUenb, bog mir jte in ber SRegel al« SWi^geburten ober SKonftrojttdten bejeici^nen tonnen. JDiefe »erben in oielen gfitten, wie e§ bnrd^ 6f|)erimente na(i^gen)iefen ift, baburd^ erjeugt, ba^ man ben elterlici^en OrganiiS« mniS einer beftimmten SBel^anblung nntenoirft, in eigentJ^ümlid^e ©r^ ndl^mngSöerl^dltnlffe öerfe^t, j. S. ßuft unb Sici^t il^ui entjiel^t ober anbere auf feine (ämdl^rung mäd^tig einmirfenbe 6inpuffe in be- ftimmter SBeife abdnbert. 5)ie neue ©jriftenjbebingung bewirft eine ftarte unb auffaUenbe Slbdnberung ber @)eftalt, aber nid^t an beut unmittelbar baöon betroffenen OrganiiSmu^ , fonbern erft an beffen Slad^fommenfd^aft. 5)ie Srt unb 3Beife biefer eintoirhing im @in* seinen gu erlennen, ift und aud^ l^ier nid^t moglid^, unb mir fönnen nur gang im SlUgemeinen ben urfdd^lid^en ßufammenl^ang jmifd^en ber monftrSfen Silbung be« jtinbeg unb einer gemiffen SJerdnberung in ben (Sjriftengbebingungen feiner ©Item, fomie bereu (Sinflufe auf bie iJortpflanjung^organe ber le^teren, feftfteHen. 3n biefe SReil^e ber monftröfen ober fprungmeifen Slbdnberungen gel^ören »al^rfd^ein« Ud^ bie frül^er eriodl^nten erfd^einungen beö SllbiniömuS, fomie bie eiujelnen ^dlle oon SJlenfd^en mit fed^§ Ringern unb Selben, oon ungel^örnten SRinbern, fomie öon ©d^afen unb Biegen mit oicr ober fed^S Römern. äßal^rfd^einUd^ oerbanft in allen biefen ^^dUen bie monftrofe Sbdnberung il^re (Sntftel^ung einer Urfad^e, meldte gundd^ft nur bad Ste^robuctionSf^ftem beS elterlid^en DrganidmuiS, bad @i ber 3Ruttcr ober baiS Sperma be§ SJaterS affidrte. fiU eine brittc eigentl^umlid^e Sleufeerung ber inbirecten ^npa\^ fung fönnen mir ba§ ®efet ber gcfd^led^tlid^en ober fejruel* len an|)affung begdc^nen. @o nennen mir bie merfmurbigc Sl^at^ fad^e, bafe beftimmtc (ginflüffe, mdd^e auf bie mdnnlid^en gortpflan- jung^organe dnmirfen, nur in ber Sormbilbung ber mdnnlid^en 9lad^* 206 ©ef*le#tlic6e ^npaffun^j. UrftK^en ber inbirecten 9(n<)offung. X. fommcn , unb -cBcnfo anbcre einpjfc , tocld^c bic tociMtd^n ®c^ jd^lcc^töorganc betreffen, nur in ber ®eftaltocränberunfl ber toeib^ U(]^en ^Had^fommen t^re SBirfung duftem. 2)iefe mcrfwürbigc 6r= fd^einung ift nod^ fel^r bunlel unb toentg bead^tet, maJ^rfd^einltd^ aber t)on großer SBebcutung für btc @ntftel^ung ber frfil^cr betracj^tetcn „fecunbären ©cjruald^arafterc". Sitte bie angcfül^rten @rf(i^inungen ber gef d^led^tlid^en , ber fprungnoeifen unb ber inbiDibuetten 3ln|>affung, »eld^e mir als „®t^ fc^e ber inbirecten ober mittelbaren (|)otentlettcn) Sln^jaffung'' ju* fammenf äffen fSnncn, ftnb uns in il^rem cigentlid^en SSkfcn, in il^rem tieferen urfäd^lici^n 3ufammenl^ng nod^ duftcrft wenig befannt. 9hir foDiel l&ftt fid^ fd^on je^t mit Sid^erl^eit be^u^ten, baft fel^r jal^lreic^e unb koid^tige ttmbilbungen ber organifd^en Qformen biefem äSorgange il^re (Sntftel^ung verbauten. SSiele unb auffattenbe f^orm« Derdnberungen finb lebiglic^ bebingt burd^ ttrfad^en, koeld^e gundd^ft nur auf bie @rndl^rung beS elterltd^en DrganiSmuS unb gkoar auf bcffcn SortpflanjungSorgane einttirften. Offenbar ^nb l^ierbei bie mid^tigen SBed^felbejiel^ungen, in benen bie ©efd^led^Sorgane gu ben übrigen Ä6r|)crt]^eilen ftel^en, Don ber gräftten SBebeutung. I^on bie» fen »erben »ir fogleic^ bei bem ®efe^e ber »ed^felbejüglid^en »n^ |)affung nod^ mel^r gu fagen l^aben. SBie mdd^tig überl^aupt SSer^ dnbcrungen in ben SebenSbebingungen, in ber erndl^rung auf bie gortpflangung ber Organismen einwirfen, beweift attcin fd^On bie merfmürbigc Sl^atfac^c, baft gal^lreid^e »ilbe Stl^iere, bie mir in um fercn goologifd^en ®drten l^altcn, unb ebcnfo Diele in unferer bota* nifd^en @drten oerpflangte e]rotifd^ ©emdc^fe nic^t mel^r im (Staube ftnb, fld^ fortgu|)flangen, fo g. 33. bie meiften SRauböögel, ^a|)agcien unb Slffen. Sud^ ber @le|)]^ant unb bie bdrenartigen dlaubtl^iere werfen in ber ®efangcnfd^aft faft niemals S^nge. ©benfo »erben üicle Spangen im ©ulturguftanbe unfrud^tbar. @S erfolgt gmar bie SJerbinbung ber beiben ©efd^led^ter, aber feine JBefrud^tuug ober feine (Sntttjidfelung ber befrud^teten Äeimc. hieraus ergiebt fld^ ungmeifeU ^ft, baft bie burd^ ben ßulturguftanb perdnberte emdl^rungSmeife X. ®efej>e bet bimten ^(npaffung. 207 bte f^ort|)fIangungdfdl^igIeit g&ngU(i^ aufgul^ben, alfo ben größten Ginflitg auf bte @ff(]^Ie »ol^l bie Subioibuen einer unb berfelben 8lrt ftd^ meiftenS fel^r dl^n- lid^ bleiben.'' (Sine ge»iffe Ungleid^l^eit ber organifd^en Stibioibuen »urbe, »ie @ie fallen , f^n burd) baS @efe^ ber inbioibueUen (in^ birecten) Slnpaffung bebingt. SQein biefe urfprunglid^e Ungleid^l^eit ber @in}el»efen »irb fpdterl^in baburc^ nod^ gefteigert, ba^ iebeS Snbioibuum ft(^ »dl^renb feines felbftftdnbigen £ebenS feinen eigene tl^ämlid^en @;riftenjbebingungen unter»irft unb anpaßt. SlUe oer^ fc^iebenen einjel»efen einer jebcn 2lrt, fo dl)nlic^ fte in il^ren erftcn 198 ^iipafuii() unb Seiätibtrlic^fett. IX. burci^ franlmad^cnbe Urfaci^en, Diele Äranf^iten pnb weiter nid^tö ald gefdl^rli^ 9ln))affungen be^ Drgani^muS an Derberblid^e Sebendbcbin« gungen. 39et bcn 6ultur|)flangen unb ^ou^tl^ieren tritt bte (Srfd^ei« nung ber %bdnberung fo auffaKenb unb mdd^tig l^en)or, ba^ eben barauf ber Sl^iergüd^ter unb ®drtner feine gange SD^dtlgMt grfinbet, ober ötelmel^r auf bie SBed^felbegiel^ung, in mlifc er biefe erfd^einum gen mit benen ber 38ererbung fejjt. ©benfo ift e« bei ben fangen unb ^xtxtn im »Üben S^ftanbe aUbdonnt, ba^ {te abdnbem ober Dariiren. ^tbt f^ftematifd^e SBearbeitung einer Sll^ier- ober ^angen== gru^^e mü^te, »enn fie gang DoUftdnbig unb erfd^bpfenb fein koottte, bei ieber eingelnen Slrt eine SKenge öon 8lbdnberungen anfill^ren, meldte mel^r ober weniger oon ber l^errfd^enben ober t^ifcj^en ^auptform ber @^)ccieS abtteicj^en. 3^ ^^ '^^^ finben Sie in jebem genauer gear« betteten fgftematifd^en @|)ccialtt)crf bei ben meiften SIrten eine Ängal^l Don fold^en Variationen ober ttmbilbungen angeful^rt, meldte balb olö inbiöibuette Slbweid^ungen, balb al« fogenannte ®|)ielarten, JRaffen, 33orietdten, äbartcn ober Unterarten begeic^net »erben. Oft entfernen fid^ biefelben an^erorbentlid^ toeit oon ber ®tammart, unb bod^ finb fie lebiglid^ burc^ bie Slnpaffung bed OrganiiSmud an bie duneren 8ebendbebingungen entfianben. Senn toir nun gundd^ft bie aUgemeinen Urfad^en biefer SUtpaf^ fungSerf (Meinungen gu begrünben fud^en, fo fommen toir gu bem 9l^ fultate, ba^ biefelben in SBirflid^!eit fo einfad^ finb, al$ bie llrfad^en ber 6rblid^feit8erfd^einungen. SBie »ir für bie Sßererbung^t^atfad^en bie f^ortpflangung al$ aKgemeine ©runburfac^e nad^ttiefen, bie Uebertragung ber elterlid^en SWaterie auf ben finblid^en Äörper, fo Ibnnen »ir für bie Sl^atfad^en ber Sln))affung ober Slbdnberung, ald bie aKgemeine ©runburf ad^e , bie ^^^fbloglfd^e Sl^dtigfeit ber @r« ndl^rung ober bed Stofftoed^feU l^infteUen. 9ßenn id^ ^ier bie „ßrndl^rung'' ate ©runburfad^e ber Slbdnbcrung unb Änpaffung am fül^re, fo nel^me id^ biefeö SBort im »eiteften Sinne, unb oerfld^e barunter bie gefammten materietten SSerdnberungen, »eld^e ber Dr« ganii^mu^ in allen feinen 2:^eilen burc^ bie @infUtffe t)er il^n um^ i IX. 3ufainmcn()an9 bei Q{n))o{fung unb. bei dxnä^xun^. 199 gcbcnben aufeenwclt erlcibct. @« gcl^brt alfo jur ©rndl^rung nic^t aHein bxt «ufnal^tnc ber »irflid^ näl^rcnbcn Stoffe unb ber ©influfe ber üerfd^iebenartigen ^Ra^rungr fonbem aud^ j. S. bie ©nmirfung bed SBaffer« unb ber atmofpl^dre, ber ©ttflufe beiS ©onnenlid^tä, ber Slemperotur unb aller berienlgen meteorologlfd^enerfc^elnungen, »eld^ man unter bem SBegriff ^ÄHma'' jufantmenfa^t. 8lu^ ber mlttel^^ bare unb unmittelbare ©influfe ber SBobenbefd^affenl^eit unb beö SBol^n« ort« gel^ört l^ierl^er, femer ber dufeerft »id^tige unb oielfeitige ©n* {{u^, »eld^en bie umgebenben Organii^men, bief^reunbeunbSlacJ^bam, bie geinbe unb aUduber, bie ©d^maro^er ober ^arafiten u. f. ». auf je* be« Silier unb auf jebe $flan}e ausüben. StDe biefe unb nod^ Diele an« bere l^d^ft mid^tige @intt)irtungen, meldte aUe ben Organidmu« mel^r ober weniger in feiner materietten 3iifötwmenfet>ung oerdnbem, mfif« fen l^ier beim ©toffmet^fel in SBetrad^t gejogen »erben. 3)emgemd| »irb bie Slnpaffung bie Solge aller jjener materietten aSerdnberungen fein, tt)eld^e bie duneren @riften}<93ebingungen in ber Srndl^rung ber (Clement artl^eile, bie @infiüffe ber umgebenben Slulenioelt im @tofftoed^fel beiS DrganiiSmud l^erDorbringen. 9ßie fel^r jieber Organismus» oon feiner gefammten duneren Um« gebung abl^dngt unb burc^ beren äBed^el Derdnbert mirb, ift ^l^en Sitten im Sittgemeinen befannt. S)tnfm @ie blo^ baran, koie bie menfd^lid^e Sl^fraft oon ber Temperatur ber Buft abl^dngig ift, ober bie ©emütl^Sftimmung oon ber ^arbe beiS Fimmels, ^t nad^bem ber ^immel wollenloö unb fonnig ift, ober mit trüben, fd^weren SBolfen bebedtt, ift unfere Stimmung l^eiter ober trübe. 3Bie an» ber« empfinben nnb beulen koir im SBalbe m&l^enb einer ftürmi« fd^en Sßintemad^t unb »dl^renb eines l^eitem @ommertageS! Sitte biefe oerfc^iebenen "Stimmungen unferer Seele berul^en auf rein ma« teridlen äkrdnberungen unfereS ©el^imS, auf molelularen ^asma« ^etoegungen, n)eld^e mittelft ber Sinne burd^ bie oerfd^iebene @in« »itfung bed Std^teS, ber äSdrme, ber ^eud^tigteit u. f. ko. ^erüorge« brad^t n)erben. ,,Bir finb ein Spiel oon iebem Simd ber Suft!'' 9Kd^t minber koid^tig unb tiefgreifenb finb bie @intt)irfungen, 202 Untetfc^eitung bei mbiiecten unb biiecten 'Xitpaffung. IX. • Snbcm man bicfc fcl^r toid^tigc unb fel^r aEgcmeinc ©rfd^ci- nung bidl^er ganj t)ema(i^ldf{tgt l^atte, mar man geneigt, aQe OHil^r« nel^mbaren SIbänberungen unb Umbilbungen ber organtfcl^en formen als Snpaffungderjd^einungen ber gleiten fR^ gu betrad^ten, ber- ienigen ber unmittelbaren ober birecten (actueUen) Sinpaffung. S>ü& SBefen biefer Änpaffungögefejje liegt barin, bafe bie ben Drgani«« mu« betrcffenbe Sßerdnberung (in ber ©mSl^rung u. f. ».) bereit« in beffen eigener Umbilbung unb nic^t erft in berjenigen feiner 5Rac^« fommen fid^ du^ert. ^ierl^er gel^ören aUe bie betannten (Srfd^inum gen, bei benen mir ben umgeftaltenben ßinflu^ bed ^limad, ber Sftal^rung, ber (Srjiel^ung, 5)reffur u. f. ». unmittelbar an ben be* troffenen 3»ibiöibuen felbft in feiner SBirfung »erfolgen Ibnnen- 3Bic bie beiben ©rfd^einungdrcü^en ber conferüatioen unb ber |)rogreffioen !8ererbung tro^ il^red ))rinci)>iellen Unterfd^iebeiS oielfad^ in einanber greifen unb pc^ gegenfeitig mobificiren, Dielfad^ jufam* mentoirlen unb pd^ burd^freujen, fo gilt ba« in nod^ l^l^erem SRafee oon ben beiben entgegengefe^ten unb boc^ innig gufammenl^ngenben erfd^einungiSreil^en ber inbirecten unb ber birecten 8[n|)affmig. einige Slaturforfd^er, namentlid^ 2)ar»in unb 6arl Sogt, fd^reiben ben inbirecten ober ))otentiellen 9ln))affungen eine oiel bebentenbere ober felbft eine faft auSf(^lieglid^e Sßirtfamleit gu. S)ie SRel^rga^l ber 9laturforfd^er ober »mr biöl^er geneigt, umge!el^rt bad ^an))tgett>id^t auf bie SSirfung ber birecten ober actuellen Sln^)affuttgcn ju legen. 3(^ l^alte biefen Streit oorlduflg für jiemlid^ unnu^. Slur feiten finb mir in ber Sage, im eingelnen StbdnberungdfaQe beurtl^ilen gu fönnen, »ie oiel baoon auf JRcd^nung ber birecten, nneoid auf ffUi^^ nung ber inbirecten 8ln))affung tömmt. Slir fennen im dangen biefe au^erorbentlid^ mid^tigen unb oermidtelten Serl^dltniffe nod^ oiel gu »enig, unb fonnen bal^er nur im ätUgemeinen bie 93e]^au|)tung aufftel» len, bag bie Umbilbung ber organifd^en t^ormen enttoeber blo^ ber birecten, ober blo^ ber inbirecten, ober enblid^ brittend bem 3ufam« menmirfen ber birecten unb ber inbirecten 8ln|>affung gugnfd^reiben ift. 3ln)iaffung6gefe|e. (^efe^e bei inbttecten obet potentieQcn ^npaffung. 3nbtt>ibiieae ^npojfung Wonfhöfe ober frniii0n)«ife «npÄffung. ®ef^le(^tlieife iHe ^rt|>^tt)ttngi^ffi^gtett g&nglic^ aufgu^eben, alfo ben gröfsten Sinfbi^ auf bie Ocfc^cd^töorgaiie audittuben im Stonbf ift ßbenfo tonnen onbcre IUi|)a|fungen ober Srnd^runsSoerinbeningen be$ elter« l\ätm Organidmud jnKir nic^t ben gdnjUd^n SudfaQ ber 9lad)toni» menf(^, mo^l aber bebeutenbe Umbilbnngen in beren gönn oer> (tnlafien. Siel befamiter ald bie &rf(^nungen ber inbirecten ober|H>> tentiellen SUiiHifinng fbib biejenigen ber birecten oberoctuellen Xnpaffnng, ju beren n&^erer ä^etrac^tnng mir uni^ je^t n>enben. @d gel^iren ^ier^ oOe biefenigen Slbänberungen ber Organismen, mdift man als bie folgen ber Uebung, @eoo^n^, S)rejfnr, &r» ji^ng u. f. 10. betrad^et, ebenfo biejenigen UmbUbungen ber or» gantfb^c unb bie Krone bleibt flein unb gebrungen. SBie mdd^tig atte biefe Umftdnbe, wie mdd^tig ber feinblid^e ober freunblid^e ßinflufe ber umgebenben Organismen, ber ^araftten u. f. w. auf febeS ^ict unb iebe ^flonje einwirf en, ift fo befannt, ba^ eine SUnfül^rung weiterer a9eif|)iele 14* 212 ^0^ Do^ma \>on ber J^reibeit bed SiHend. X. übcrpüfpg crfd^cint. * a)ic 35crftnbcrung bcr fjorm, bie Umbilbunfl, meldte baburd^ betoirtt toirb, ift niemals blo^ bie unmittelbare Sfolge beö äußeren 6influffeöu«t^ieren, inSbefonberc bei oielen JRaffen Don ^unben unb ^anind^en, bemerfen ®ie ferner, bafe biefelben burd^ ben ^ 214 Umbübun^ burc^ &mot^n^it, Ucbung unb ^ebrauc^ bei Organe. X. SultuTiuftanb l^erabl^dngenbe Dl^ren betommen l^aben. S)ie$ tft ein« fad^ eine %o\Qt bt9 t)ermiRberten ©ebraud^^ ber Ol^nnudleln. ^m »üben 3iiftanbe muffen biefe ^kxt il^re Dl^en gel^rifl anftrengen, um einen nal^enben $einb ju bemerfen, unb ei^ l^at fld^ baburti^ ein ftarfer SJhiSfelo^parat entwidelt, »eld^er bie äußeren Dl^ren in auf« redetet ©tettung erl^dlt, unb nad^ atten SRid^tungen brel^t. 3^ 6ultur- gujtanbe l^aben biefelben Siliere nid^t mel^r nöt^ig, fo aufmerffam JU laufd^en; fte fpi^en unb breiten bie O^ren nur menig; bie Dl^r- muiS!eln lommen auger ®ebraud^r t)ertftmmem aUmäl^lid^, unb bie Dl^ren pnfen nun fd^laff ^erab ober »erben rubimentär. SBie in biefen gdHen bie Function unb baburd^ aud^ bie gorm be« Organa burd^ Sdid^tgebraud^ rüdtgebilbet »irb , f o »irb biefelbe anbrerfeitö burd^ ftdrferen ®ebraud^ mel^r entoidfelt. ^\t& tritt uns befonberö beutUd^ entgegen, »enn »ir baö ©el^im unb bie baburd^ betoirften ©eelentl^dtigfeiten bei ben »Üben sanieren unb ben |)auS- tl^ieren, meldte öon il^nen abjtammen, öergleid^en. 3nöbefoubere ber ^unb unb ba^ ^erb, »eld^e in fo erftaunlid^em SKafee burd^ bie ©ut tur Derebelt jtnb, jeigen im 5Bergleid^e mit i^ren »ilben ©tammöer* »anbten einen aufeerorbeutUd^en ®rab Don auöbilbung ber ©eifteS^ tl^ätigfeit, unb offenbar ift bie bamit jufammenl^fingenbe Umbilbung beS ®el^imd grögtentl^eils burd^ bie anbauembe Uebung bebingt. SQ« bdannt ift c& ferner, »ie fd^nett unb mfid^tig bie aJhi«feln burd^ an* l^ttenbe Uebung »ad^fen unb il^re %oxvx t)erfinbem. SSergleid^en Sie j. S9. arme unb Seine eine« geübten Surner« mit benjenigen eineö unbetoegUd^en ©tubenfi^er«. SBie mdd^tig Äußere ©nftuffe bie ©eioo^n^eiten ber Stl^iere, i^re 8eben«»eife beeinftuffen unb baburd^ weiterhin aud^ il^re ^orm um«^ bilben, geigen fel^r auffaflenb mand^e a3eifi)iele oon am|)]^ibien unb JReptilien. Unfere l^fiuflgfte einl^eimifd^e ©d^lange, bie SRingelnatter, legt ©er, »eld^e ju il^rer entioidtelung nod^ brei SBod^en braud^en. S3knn man jie aber in ©efangenfd^aft l^dlt unb in ben Ädfig feinen @anb ftreut, fo legt fle bie ©ier nid^t ab, fonbern bel^dlt fie bei ftd^, fo lange bi« bie gungen entioidtelt jinb. 2)er Unterfd^ieb jWifd^en X. ®((»äufte ober cHmulatioe ^Inpoffund. 215 lebcnbtfl gcbdrcnbcn Jl^ieren unb fold^cn, bic (gier legen, töirb l^er einfad^ burc^ bie SSerdnberung b^ )93obend, auf Doelc^em ba^ S^ier lebt, »emifd^t. SlufeerorbentUc]^ intereffant pnb in biefer fflejiel^ttng aud^ bie ©ajfennold^e ober Sritonen, löclc^e man gejttmngen l^t, il^re ur* fprüngli(i^en Giemen beijubel^alten. 2)ie Jritoncn , «ntpl^ibien, welche ben ?rrbfc^en nal^e tjerwanbt flnb, befl^en gleich biefen in il^rer 3u* genb öufeere Sltl^mung^organe, Giemen, mit »eld^en flc, im Boffer lebenb, SBajfer atl^men. ©p&tcr tritt bei ben a:ritonen eine 5Reta* morpl^ofe ein, »ie bei ben grbfd^en. @ie gel^ auf ba« Sanb, Der* Heren bie Giemen unb gembl^nen jt(i^ an ba« Sungenatl^men. fRtnn man jie nun baran Derl^inbert, inbem man fie in einem gefd^loffenen SBRafferbcdten l^dlt, fo verlieren pe bie Äiemen nid^i SHefe bleiben t)ielme]^r beftel^cn, unb ber SBaffermold^ öerl^arrt jeitleben« auf Jener nieberen SluSbilbungSfiutc, meldte feine tiefer ftel^enben SSermanbten, bie Äiemenmold^c ober Sojobrand^ien niemal« überfd^reiten. 2)er SBaffermold^ erreid^t feine ooUe ©röfee, toirb gejd^led^tÄreif unb <)Panjt fid^ fort, ol^e bie Äiemen ju t)erlieren. @xo^t^ Sluffel^cn erregte unter ben ßoologen t)or einigen Solaren ber 3(]rolotl (Siredon pisciformis), ein bem 2:ritDn nal^e Penoanbter Äiemenmold^ au8 SKejrico, meldten man fd^on feit langer Seit Jennt unb in ben legten gal^ren im ^arifer ^anjengarten im ®ro§cn ge* Jodetet l^at. 3)iefeö SEI^ier l^at aud^ dufeere'Äiemen, »ie ber SBaffer* mold^, bcl^dlt aber biefelben gleid^ atten anberen ©ojobrand^ien jelt* lebeni^ bei. %üx gewbl^nlid^ bleibt biefer Äiemenmold^ mit feinen äJafferatl^mung^organen im SBaffer unb pflanjt fid^ l^ier aud^ fort. 9htn !rod^en aber plb^lid^ im ^anjengarten unter ^unberten biefer S^itxt eine geringe Slnjal^l au8 bem SBaffer auf baö Sanb, t)erloren i^xt Äiemen unb oertoanbelten fld^ in eine fiemenlofe SWold^form, »eld^e oon einer norbamerilanifd^en SEritonengattung (Amblystoma) nid^t mel^r gu unterfd^eiben ift unb nur nod^ burd^ Sungen atl^met. 3n biefem legten l^öd^ft merfmfirbigen fJaUe fönnen toir unmittelbar ben großen Sprung öon einem »afferatl^menben gu einem luftatl^ 216 ' , Se^felbe^üglic^e oUx comUtit^e ^npaffung. X. mcnben Siliere t)erfolgcn, einen Sprung, ber aflerblng^ bei ber inbiöi* bueQen (Sntoicfelungi&gefcl^ii^te ber f^dfd^e unb @alamanber in iebem 3rru]^ling beobatj^tet »erben fann. Sbenfo aber, töte ieber einjclne %xo\6i unb jeber einzelne @alamanber aud beut urfprunglid^ Kernen« atl^menben 3(m|)]^ibium f:t)dter]^in in ein lungenat^menbeS fid^ Der- »anbelt, fo tft auc!^ bie gange ®ru<)pe ber $röfc!^e unb ©alamanber urfprunglid^ auS fiemenatl^menben, bem @irebon Dertöanbten Silieren entftanben. S)ie ©ogobrand^ien ftnb nod^ bis auf ben l^eutigen S^ag auf iener niebrigen ©tufe ftcl^en geblieben. 3)ie Ontogenie erldutert aud^ l^ier bie ^l^^logenie, bie ©ntoidelungSgefd^id^te ber Snbiöibuen biejenige ber ganjen ®nq)pe (@. 10). 3(n bie gel^dufte ober cumulatit)e Knpaffung fd^liegt {t(i^ als eine brltte @rf(]^einung ber birecten ober actueflen an^)affung baS ©e- fe^ ber toed^felbegügUd^en ober correlatiöen Änpaffung an. 9lad^ biefem »id^tigen ©efe^e »erben burd^ bie actueHe Sln= paffung nid^t nur biejenigen Sl^eile be« Organismus abgednbert, weld^c unmittelbar burd^ bie öufeere ©iniolrfung betroffen loerbcn, fonbem aud^ anbere, nid^t unmittelbar bat)on berül^rte Jl^eile. 5)ieS ift eine golge beS organifd^en Sufammenl^angeS, unb namentlid^ ber einl^eitUd^en (gmdl^rungsoerl^aitniff e , loeld^e gtoifd^en allen Stl^eilen iebeS Organismus beftelien. SBenn g. 33. bei einer ^flange burd^ SSer« fe^ung an einen trodtenen ©tanbort bie fflel^aarung ber Sldtter ju^ nimmt, fo »irft biefc 3Serdnberung auf bie ©rndl^rung anberer I^eile gurudt unb fann eine SSerfürjung ber ©tengelglieber unb fomit eine gebrungenere gorm ber gangen ^flange gur 5olge ^aben. a3ei einigen SRaffen oon ©d^ioeinen unb ^unben, g. 33. bei bem türfifd^en ^unbe, »eld^e burd^ Änpaffung an ein »drmereS jflima i^re aSel^aarung mel^r ober »eniger t)erloren, »urbe gugleid^ baS ®ebife gurüdtgebilbet. @o geigen aud^ bie Sßalfifd^e unb bie @bentaten (©d^uppentl^ieref ©firteltl^iere k.), »eld^e ftd^ burd^ il^re eigent^ftmlid^e ^autbebedfung am meiften oon ben übrigen ©dugetl^ieren entfernt l^aben, bie grbfe* ten äbioeid^ungen in ber S3ilbung beS ®ebiffeS. gerner befommen fold^e JRaffen oon ^auStl^ieren (g. 33. SRinbem, Schweinen), bei benen X. ®«(^felbe}ugli<^t obet comlatioc ^npaffung. 217 pd^ bie 33cinc öcrfürjen, in ber SRcgcl aud^ einen furjen unb gebrun* genen Äo<)f. So jeid^nen fld^ u. a. bie 3:aubenraffcn, »dd^e bie Idngs ften 93eine l^aben, gugleic^ auc^ bnrc^ bie Idngften @d^näbel m^. S)iefelbe SBe<]^felbejie]^unfl gtcifd^en ber gfinge ber Seine unb beS Sd^nabetö geigt ftd^ gang aUgemein in ber Drbnung ber @tel)Dögel (Grallatoreß), beim ©tord^, Äranid^, ber @d^ne|)fe u. f. ». 2)ie SBed^felbejiel^ungen, »eld^ in biefer SBeife jwifd^en Derfd^iebenen Sil^ei* len beö DrganiMu« beftel^en, flnb äufeerft merfmürbig, unb im ©n» gelnen il^rer Urfad^e nad^ uns unbefannt. ^m allgemeinen fönnen tt)ir natürlid^ fagen : bie ©mäl^rungSöerdnberungen, bie einen einjel» nen SEl^eil betreffen, muffen notl^toenbig auf bie übrigen 21^eile jurüdt* töirfen, toett bie (gmöl^rung eine« feben Organismus eine jufammen« l^ängenbe, centraliflrte Sl^fitigfeit ift. 8lttein warum nun gerabe bie^ f er ober Jener Jl^eil in biefer merftourbigen SBed^felbegiel^ung ju einem anbern ftel^t, ift unS in ben meiften gdDen gunj unbefannt. SBir tennen eine grofee änjal^l fold^er SBed^felbegiel^ungen in ber fflilbung, namentUd^ bei itn frül^er bereits ertoäl^nten Slbfinberungen ber 3:]^iere unb ^ftanjen, bie ftd^ burd^ ^igmentmangel auSjeid^nen, ben SllbinoS ober Äaferlafen. 55er 5Kangel beS gewbl^nlid^en ^arbeftoffs bebingt ^ier getoiffc 3Serftnberungen in ber SBUbung anberer Steile, j. SB. beS SKuSfelf^ftemS, beS Änod^enf^ftemS , alfo organifd^er @^fteme, bie junäd^ft gar nid^t mit bem ©^fteme ber äußeren ^aut jufammenl^än« gen. @e]^r l^&uftg finb biefe fd^mad^er enttoid(elt unb bal^er ber gange Äör^)erbau jarter unb fd^todd^er, als bei ben gefdrbten Silieren berfel- ben Slrt. (Sbcnfo »erben aud^ bie Sinnesorgane unb baS ülerDen» f^ftem burd^ biefen $igmentmangel cigentl^mlid^ afficirt. SBeifee Ita^en mit blauen äugen ftnb faft immer taub. 3)ie ©d^immel geid^nen fld^ oor ben gefdrbten ^ferben burd^ bie befonbere Steigung gur fflilbung farcomatöfer ©efd^ioftlfte auS. 2lud^ beim SKenfd^en ift ber ®rab ber ^igmententmidtelung in ber dufeeren ^aut oom grbfeten (ginfluffe auf bie enH)fdnglid^feit beS Organismus ffir ge* gewiffe Äranfl^eiten, fo bafe g. 33. ©uropder mit bunfler Hautfarbe, fc^margen paaren unb braunen Slugen fid^ leidster in ben 2;ro))en< 218 3Be(^ffI6ejiebungen bei (^efc^ted^tdorgane unb ber ubitgen Stbxptxt^tiU. X. gegenbcn accUmatiflrcn unb Diel »cnigcr bcn bort l^crrfd^cnbcn Äranfl^eitcn (Sebcrentjünbungcn, gelbem lieber u. f. ».) unterworfen {tnb, aU @uro:t)&er mit ^eDer |)autfarbe, blonbem ^ar unb blauen äluflen. (aSerfll. oben @. 134.) SSorjug^toeife merftoürbig finb unter bicfen SBed^felbegieJ^ungen ber SBilbung öerfi^iebener Organe bicjenigen, »eld^e jtoif^en ben ©efd^led^töorganen unb ben übrigen S;]^cilcn beS Äbrper^ bejtel^en. Äeine SJeränberung eine« Stl^eileö wirft fo md<]^tig jurüd auf bie übrigen itirpertl^eile, al§ eine beftimmte fflel^anblung ber ®ef(l^le<]^t*» Organe. 3)ie ganbwirt^e, weld^c bei ©d^weinen, ©tj^afen u. f. w. reid^lid^e fjettbilbung erzielen »oßenr entfernen bie ©efi^leij^töorgane burd^ l^erauiSfd^neiben (6aftration), unb jwar gefti^iel^t bie§ bei Sl^ie* reu beiberlci ®efc!^lecl^t§. ^n i5olge baoon tritt übermfifeige gettcnt* »idelung ein. 35affelbe tl^ut aud^ ©eine ^eiligfeit, ber ^unfel^lbare'' ^apft, bei ben ©aftraten, weldie in ber ^eterSfird^e gu (gieren ®otte8 fingen muffen. JDiefe UnglüdHid^en werben in frfil^cr ^ugenb caftrirt, bamit fte il^re l^ol^en Änabenftimmen beibel^alten. 3« fjolge biefer SSerftftmmelung ber ©enitalien bleibt ber Äel^lfopf auf ber jugenblid^en entwitfelungöftufe fielen. Sh^^^^ 'b'i^lW i>ic aJhiShilatur be« gonjen Äir^jerö fd^wad^ entwidtelt, wfil^renb fid^ unter ber ^aut reid^lid^e t!rettmengen anfammeln. Slber aud^ auf bie äluSbilbung bed Sentral^ neroenf^ftemiS, ber SBillenöenergie u. f. w. wirft Jene SJerftümmelung mdd^tig gurfid, unb eS ift befannt, ba^ bie menfd^lid^en €aftraten ober 6unud^en ebenfo wie bte caftrirten mdnnltd^en ^ui^^iere beiS beftimmten pf^d^ifd^en (Sl^arafterdr weld^er baiS m&nnlid^ ©efd^led^t aujSjeid^net, gdnjlid^ entbel^ren. 35er SRann ifi eben Seib unb Seele nad^ nur 9Rann burd^ feine mdnnlid^e ®eneration<^brüfe. 3)iefe dufeerft wid^tigen unb einflufereid^en SBec^elbejie^ungen gwifd^en ben ©efd^led^töorganen unb ben übrigen it6r^)ert]^ilen, öor allem bem ®el^irn, flnben fid^ in gleid^er SBeife bei beiben ©efd^lec^^^ tern. @S Id^t fid^ bieS fd^on oon oornl^erein beiSl^alb erwarten, weil bei ben meiften Silieren bie beiberlei Organe au8 gleid^er ©runblage fid^ entwidfeln. aSeim ajlenfd^en, wie bei aHen übrigen SBirbeltl^ie* X. Se<^felbe|Ü0lid)e ober comtattoc ^npaffung. 219 m rcn^ finb in ber urfprünfllid^cn Slnlagc bc« Äcimc« blc mfinnlid^cn unb »eibllti^cn Organe neben einanber öorl^anben. 3cbe§ Snbiüi- buum ijt urfprungUcI^ ein 3tt>itter ober |)cnna|)]^robit (@. 176), »ie eö bie ben SBirbelt^eren nöd^ftüerttanbten ÄiScibien mx^ l^eute jeit leben« finb. ©rft aHmdl^licl^ entftel^en im Saufe ber embryonalen ©ntotdelung (beim SKenfd^en in ber neunten SBod^e feineö ßmbr^o* leben«) bie Unterfd^iebe ber beiben ©efd^led^ter, inbem beim SBeibe allein ber ©ierftod, beim SWanne attein ber leftifel jur @ntioi(felunfl gelangt, l^ingegen bie anbere ©efd^lec^töbrüfe oerfummert. 3^c aSerdnberung be« toeiblid^en @ierftorf« dufeert eine nid^t minber be» beutenbe Sfiücfmirtung auf bm gefammten »eiblid^en Crganidmu«, ttie jebe SSerdnberung beö 2:eftifel« auf ben mönnlid^en Drganl«mu«. iDie SBid^tigfeit biefer SBed^felbejiel^ng l^at SJirdiott) in feinem oor- trefflid^en äuffa^ ^bp« SBeib unb bie Seile'' mit folgenben SBorten auögefprod^en: ^2)a« SBeib ift eben SBeib nur burd^ feine ®enera* tion«brufe ; alle eigentl^umliti^f eiten feine« Äörper« unb ®eifte« ober feiner (Srndl^rung unb SderDentl^dtigfeit: bie füfee ßcirtl^eit unb JRum bung ber ©lieber bei ber eigentl^ümlidien Slu«bilbung be« SBeden«, bie enttoidelung ber Ißrujte bei bem Stehenbleiben ber ©timmorgane, iener fd^one @d^mudt be« ^opfl^aare« bei bem faum merflid^en, mU d^en fjlaum ber übrigen ^aut, unb bann toieberum bicfe Stiefe be« ©efftl^l«, biefe SBal^rl^eit ber unmittelbaren Slnfd^auung, biefe ©anft« mutl^, 4>tegcbung unb Streue — furj, Sitte«, toa« »ir an bem »al^« ren SSJeibe Seiblid^e« beiounbem unb oerel^en, ift nur eine S)e» penbenj be« (SierftodE«. äRan nel^me ben @ierftod( Iiinmeg, unb ba« 5Kanntöeib in feiner l^dfelid^ften ^albl^eit jtel^t öor un«." JDiefelbe innige ßorrelation ober SBed^felbegiel^ung jtoifd^en ben ®efd^led^t«organen unb ben übrigen itorpertl^eilen flnbet pd^ aud^ bei ben ^flanjen eben fo aflgemein loie bei ben Jl^ieren oor. 3Benn man bei einer ®artenpflanje reid^lid^ere Srud^te gu erzielen toünfd^t, be= fd^rdnft man ben 93ldttertt)ud^« burd^ Slbfd^neiben eine« 3:]^eil« ber SBldtter. SBfinfd^t man umgelel^rt eine ßi^^Pflönje mit einer iJütte oon großen unb fd^önen 93ldttem gu erl^alten, fo oerl^inbert man bie 220 örftärung ber inbirecteu ober potentiellen ^npaffunß. X. 33löt]^cn= unb i^rud^tbilbung bnxäi Slbfd^ncibcn ber ffllütl^cnfnospcn. 3n bctbcn %&Vitn entwidclt ^ä) baS eine Organf^ftem auf Äoftcn beS anbereu. @o jiel^en aud^ bie meiften Slbdnberungen ber Degetatiöen SBlattbilbung bei ben wilbcn ^flanjen eine entfpred^enbe Umbilbung in ben geueratiöeu SBlütl^eutl^eilen nad^ fid^. JDie l^ol^e Ißebeutung biefer „Gompenfation ber entoidelung'' , biefer „Gorrelation ber 5t]^eile'' ift bereite oon ®oet^e, t)on ©eoffroq @. |)ilaire unb oon onberen Slaturpl^ilofopl^en Iieroorgel^oben »orben. Sie beruht toefentlid^ barauf, bafe bie birecte ober actuette 2ln^)affung feinen einzigen Äörpertl^eil »efentlid^ oeräubern fonn, ol^ne jugleiti^ auf ben gaujen DrgauiSmuö einjuioirfen. 3!)ie correlatioe 3[n^)affung ber ^ortpfiangungSorgane unb ber übrigen Äörpertl^eile oerbient be^l^alb eine ganj befonbere fflerüdpd^' ttgung, »eil pe oor SlBem geeignet ift, ein erfl^renbeö ßid^t auf bie üorl^er betraditeten bunfeln unb rätl^fell^aften ©rfd^cinungen ber im birecten ober potentiellen Slnpaffung ju toerfen. S)enn ebenfo tt)ie iebe SSeränberung ber ®ef(i^le(i^tdorgane mdd^tig auf ben übrigen Mxptx jurücfmirft, fo mufe natürlid) umgefel^rt aud^ lebe eingrei- fenbe aSeranberung eineiS anberen Äörpertl^eilö mel^r ober »eniger auf bie ®eneration«organe jurücfmirfen. 3)iefe SRücfmirfung loirb pd^ aber erft in ber Silbung ber SHad^tommenfcl^aft, toelc^e a\x& ben tterdnberten ©eneration^tl^eilen entfielet, »al^rne^mbar dufeern. ©e^^ rabe jene merftoürbigen , aber unmerflid^en unb an pd^ ungel^euer geringfügigen SJeränberungen beö ©enitalf^ftemö, ber 6ier unb be« Sperma, toeld^e burd^ fold^e SBed^felbejiel^ungen l^erDorgebrad^t »er* ben, pnb t)om größten ©inPuffe auf bie Silbung ber ülad^fommen- fd^aft, unb aUe oorl^er enod^nten @rfd^einungen ber inbirecten ober potentiellen anpaffung fonnen fd^lie^lid^ auf bie »ed^felbejüglid^e Slnpaffung jurüdfgefül^rt »erben. @ine »eitere SReil^e oon auiSgejeid^neten SBeifpielen ber correla« tioen Stupaflung liefern bie oerfc^icbenen SÖ^iere unb ^panjen, »eld^e burd^ baö ©d^maro^erleben ober ben ^arapti«muS rfidfgebilbet pnb. Äeine anbere SSerdnberung ber geben8»eife »irft fo bebeutenb auf bie X. ©eAfelbejäftlicJe ober corretatitie ^npaffung. 221 i^ormbttbung ber Organismen ein, mie bie Slngemöl^nung an baiS Sd^maro^erleben. ^anjen verlieren baburc!^ il^re grünen Sldtter, töie j. S. unfcre einl^eimifd^en ©d^maro^erpflanjcn : Orobanche, La- thraea, Monotropa. Jl^tere, meldte urfprftngUd^ felbftjtänbig nnb frei gelebt l^aben, bann aber eine parofltifcl^e SebenStoeife auf onbem Silieren ober auf ^anjen annel^men, geben iunäd^ft bie Sl^&tigleit i^rer 33ett)egungdorgane unb il^rer ©inneöorgone auf. 3)er Sßerluft ber 31^&tigfeit jiel^t aber ben S5erluft-ber Organe, burd^ weld^e fle be« tt)tr(t tt)urbe, nad^ pd^, unb fo finben wir g. SB. »tele Ärebötl^iere ober ©ruftaceen, bie in ber Sugenb einen jiemlid^ l^ol^en OrganifationS'» grab, Seine, fjul^ll^ömer unb Äugen bcfafeen, im älter als ^ara* fiten öoHfommen begenerirt wieber, ol^ne Äugen, ol^ne fflewegungS« Doertjeuge unb ol^ne f^ül^ll^omer. ÄuS ber munteren, bewegUd^en 3ugenbform ift ein unförmlid^er, unbewegUd^er Älum|)en geworben. 9lur bie nötl^igften 6md^rungS= unb gortpflanjungöorgane jinb nod^ in a:]^&tigfeit. S)er gange übrige Körper ift riidfgebilbet. Offenbar finb biefe tiefgreifenben Umbilbungen grofeentl^eils birecte folgen ber gel^äuften ober cumulatit)en Änpaffung, beS 9lid^tgebraud^d unb ber mangelnben Uebung ber Organe; aber gum anberen Stl^eile fommen biefelben fidler aud^ auf 3fied^nung ber toe(^felbegfiglid)en ober corre* latioen «n^jaffung. (Sßergl. Saf. X unb XI.) @in jiebenteS ?ln^)affungSgefe^ , baö oierte in ber ®nippe ber birecten ?ln^)affungen , ift baö ®efefe ber abweid^enben ober bioergenten Änpaffung. SBir oerftel^en barunter bie 6rfd^ei- nung, bafe urfprüngUd^ gleichartig angelegte 5ll^eile fid^ burd^ ben ©influfe Äußerer SBebingungen in oerfd^iebener SBeife auSbilben. 3!)ie« feS änpaffungSgefe^ ift ungemein mld)tig für bie erflärung ber SJr- beltstl^eilung ober beS ^olqmorpl^iSmuS. An unS felbft fönnen wir es fel^r leidet erfennen, g. S. in ber Jl^ätigfeit unferer beiben ^änbe. 3)ie redete ^anb wirb gewöl^nlid^ oon unS an gang anbere Arbeiten gewöl^nt, als bie linle; eS entfielet in golge ber abweid^enben SBe- fd^äftigung aud^ eine oerfd^iebene 93ilbung ber beiben ^&nbe. 3)ie redete ^anb, weld&e man gewöl^nlid^ oiel mel^r braud)t, als bie linfe, 222 ^6tt)fl(ftenbe ober biüergente ^bmeic^ung. X. jctflt jtfirfcr cntwidcltc SHertJcn, SWuöfcltt unb itnod^en. 2)affclbc gilt auäi öom ganjcn Slrtn. Änod^cn unb %ltx\äi bc8 reti^ten Ann« flnb bei ben meiftcn 9Kenfc!^cn in ^olfle ftdrfcrcn ©cbraud^S ftdrfer unb fc!^tt)crcr alö bic bcS linfcn SlrntiS. S)a nun aber bcr beöorjugtc ®c= brau(i^ beö redeten armS bei ber mitteHänbifti^en SWcnfdienart (©. 604) fc^on feit Sal^rtaufenben eingebürgert unb öererbt ift, fo ift aud^ bie ftdrfere gorm unb ©röfee beö redeten Slrmö bereit« erbU(i& gett)or= ben. 3)er trefflid^e J^oUdnbifd^e SHaturforfd^er ^. |) artin g l^at burd^ ÜReffung unb SBdgung an 9leugeborenen gejeigt, bafe aud^ bei biefen bereit« ber redete Slrm ben Unfen übertrifft. ^aäi bemfelben ®efe^e ber bit)ergenten Änpaffung finb. aud^ l^dufig bie beiben äugen üerfd^ieben entioidelt. SSenn man fid^ g. S. als SRaturforfd^er getodl^nt, immer nur mit bem einen Sluge (am be* ften mit bem Unfen) ju mifroffo^)iren, unb mit bem anbem nid^t, fo erlangt bo« eine Sluge eine ganj anbere Sefd^affenl^eit, al« ba« anbere, unb biefe Ärbeit^tl^eilung ift üon großem SSort^eil. 35a« eine Äuge »irb.furjftd^tiger, geeignet für ba« Selben in bie SRdl^e, ba« anbere Sluge »eitfld^tiger, fd^drfer für ben SBlidt in bie g^eme. SBenn mon bagegen abiöed^felnb mit beiben Singen milroffopirt, fo erlongt mon nid^t auf bem einen Sluge ben ®rab ber Äur jftd^tigfeit, auf bem an* bem ben ®rab ber SBeitftd)tigfeit, loeld^en man bnrd^ gtoedhndfeige SSer* tl^eilung biefer oerfd^iebenen ®eftd^t«functionen auf beibe Singen er^ reid^t Sundd^ft wirb aud^ l^ier »iebcr burd^ bie ®eiDO]^n]&eit bie Function, bie Sl^dtigleit ber urfprünglid^ gleid^ gebilbeten Drgone ungleid^, biüergent; allein bie Function wirft »ieberum auf bie f^orm unb bie innere ©tructur be« Organ« jurüdt. Unter ben fangen fönnen toxx bie abioeid^enbe ober bioergente Slnpaffung befonber« bei ben ©d^linggewdd^fen fel^r leidet »al^me^s men. Slefte einer unb berfelben ©d^Ungpflange, toeld^e urf<)rüngUd^ gleid^artig angelegt ftnb, erl^alten eine gang oerfd^iebene iJorm unb Slu«be]^nung, einen gang oerfd^iebenen Ärümmung«grab unb SJurd^- meffer ber ©piralioinbung, je nad^bem fte um einen bünneren ober birferen ©tab ftd^ l^erumwinben. ßbenfo ift aud^ bie abmcid^enbe X. Un^efi^ranfte obet imenbU(f)e ^ttipaffun^. 223 aScrdnbcrung bct fjortnen urfprüngUd^ gletd^ anflclcgtcr S^ctle, tocld^e biöcrgent nad^ uerfd^lebcnen SWd^tunflcn unter abttjeiti^cnben äußeren Sebtngungen {tc^ entoideln, in Dielen anbeten $&Ilen beutlid^ nad^^ toeii^bar. Swi^cwt l^tefe abweid^enbe ober biöergente Sln^jaffung mit ber fortfd^reitenben Sererbung in SBec^felwirfung tritt, löirb jte bie Urfad^e ber ärbeitstl^eilung ber t)erf(i^iebenen Organe. @in ad^ted unb le^ted Slnpaffungdgefe^ tonnen toir aU ba^ @efe^ ber unbefd^rdnften ober unenblid)en 8lnpaffung bejeid^nen. SBir tootten bamit einfad^ auöbrudfen, bafe un§ feine ®renje für bie 3Serdnberung ber organifd^en gormen burd^ ben 6in* flu§ ber ftufeeren ejtiftenjbebingungen befannt ijt. SBir Knnen oon feinem einzigen 3^eil bed DrganiiSmui^ bel^npten, bag er nid^t mel^r t)erdnberlid^ fcl, ba§, toenn man il^n unter neue äußere Sebingun= gen brfid^te, er burd^ biefe nid^t oerfinbert werben würbe. 9lod^ nie« mafö l^at fid^ in ber ©rfal^rung eine ®renje für bie Äbanberung nad^- »eifen laffeu. SBenn g. 33. ein Drgan burd^ 9lid^tgebraud^ begenerirt, fo gel^t biefe ^Degeneration fd^liefelid^ biö jum ooUftdnbigen ©d^wunbe beö Organa fort, wie e§ bei ben Stugen oieler SEI^iere ber gatt ift. SlnbrerfeitS finnen wir burd^ fortwdl^renbe Uebung, (Sewol^nl^eit unb immer gefteigerten ©ebraud^ eine§ Organs baffelbe in einem SKafee oertjottfommnen, wie wir eö üon oorn^erein für unmöglid^ gel^alten l^aben würben. SBenn man bie uncioilijtrt^n SBilben mit ben ßuU turDilfern oergleid^t , fo finbet man bei fenen eine SwSbilbung ber Sinnesorgane, ©eftd^t, ®eru(^, ©el^ör, oon ber bie 6ulturt)ilfer feine Sll^nung l^ben. Umgefel^rt ift bei bm ^ö^eren 6ulturt)ölfem baS ©el^im, bie ©eifteStl^dtigfeit in einem ®rabe entwidtelt, t)on weld^em bie rollen SBilben feine SSorftettung bejt^en. SUlerbingS fd^eint für feben Organismus eine ®renge ber Sin- paffungSfdl^igfeit burd^ ben 2:9puS feines Stammes ober ^l^^lum gegeben ju fein, b. 1^. burd^ bie wefentlid^en ©runbeigcnfd^aften biefeS Stammes, weld^e Don bem gemeinfamen Stammvater beffelben ererbt jtnb unb jtd^ burd^ conferuatioe aSererbung auf alle S)efcen* beuten beffelben übertragen. So fann g. 33. niemals ein SBirbel^ 224 UnbeWrSnfte ober unenb(i(^e 9(ni^a|Tung. X. t^icr ftatt be^ d^araftcriftifd^cn 9lücfcnmarcf§ bcr SBirbclt^icrc ba§ aSaud^marf ber ®licbcrt^icrc jtd^ cmcrbcn. SIttctn innerhalb bcr crblid^cn ©runbform, inncrl^alb bicfcS unücräu^crlid^en S^puS, ifl bcr ®rab bcr Slnpaffungöfd^igfcit unbcjd^ränft. 3)ic Sicgfamfcit unb fJIüfPgfcit bcr organifd^cn fjorm äußert pd^ inncrl^alb bcffclbcn frei nad^ allen SRid^tungcn l^in, unb in ganj unbcjd^ränftcm Um- fang. 6S giebt aber einjelne Siliere, wie j. 39. bic bnrd^ ^orafttiö- mvi^ rüdtgcbilbcten ÄrebiSt^icrc unb SBürmer, »eld^e felbft j[ene ®renjc beö %Xfp\x^ ju ubcrfpringen fd^cinen, unb burd^ crftaunlid^ weit ge« ^enbc ^Degeneration atte wefentUd^en ©l^araftere i^re§ ©tammcö cin= gebüfet l^abcn. SBa« bic anpaffungöfä^lgfeit bt& 9Kcnfd^cn betrifft, ' fo ifl biefelbc, wie bei atten anberen Spieren, ebenfall« unbegrenzt, unb ba jtd^ biefelbe beim SBcnfd^cn öor Slttcm in ber Umbilbung be§ ©cl^irn« fiufeert, fo Idfet jtd^ burd^au« feine ®rcnje bcr grfcnntnife fe^cn, weld^e bcr ÜRenfd^ bei weiter fortfd^rcitcnbcr ®ciftc«bilbung nid^t würbe überfd^reitcn fönnen. Slud^ bcr menfd^lid^e ®rift genickt alfo nad^ bem ®cfe^c ber unbefd^räntten Slnpaffung eine unenblid^e ^crfpcctiüc für feine SSerDottfommnung in ber ßufunft. 3)icfc Semerfungen genügen wol^l , um bic Tragweite bcr Sln^ paffungScrfd^einungcn l^eröorju^cben unb il^ncn baS größte ®etotd^t jujufd^reibcn. 3)ie SlnpaffungSgcfc^e, bic Sil^atfad^cn ber SSerdnbe* rung burd^ ben 6influfe dufterer Scbingungen, ftnb üon cbcnfo grofter Sebcutung, wie bic aJererbungSgcfc^c. Sitte SlnpaffungScrfd^cinungen laffcn jtd^ in Ic^tcr Sinic jurüdEfül^rcn auf bic ©md^rungööcrl^dltniffe beö Organismus, in gleid^er SBeife wie bic aScrcrbungScrfd^cinungcn in ben ^ortpflanjungSöcr^dltniffcn begrünbet jinb; biefe aber fowol^l als iene jinb weiter jurücf jufül^ren auf d^cmif d^e unb pl^^jtf alif d^e ®rünbe, alfo auf med^anifd^e Urfad^en. ficbiglid^ burd^ bic 3Bcd^fel= wirfung berfclbcn cntftel^cn nad^ 2)arwin'S ©clcctionStl^coric bie neuen formen bcr ©rganiSmcn, bie Umbilbungcn, weld^e bie fünfte Ud^c ßüd^tung im ©ulturjuftanbc, bie natürlid^c ßft^tung im 9la= turjuftanbe ^crt)orbringt. dlftet Dortrag. S)ie nat&xiiäft QüäftunQ hwcdf bett ^aist:)>f'um*d ®afe{n. HxUimfftttmi uttb ^oxt^äfvitt. Sec^felrotTfung bei beiben organifc^en ^itbungdtiiebe, ber Seteibuno iinb ^Inpaifung. 9{atüilt4e unb fünf)tt(^e 3ü<^^n0. Jtampf um'd ^afein ober 2Bett' fampf um bie Sebendbebärfniffe. 9nift>fT^ä(tnif an>if(^en bcr 3a^t bcr mdgt^en (potentieaen) unb Ux 3a^t ber toiifUd^en (actueaen) 3nbit>ibufn. Semitfelte 2Be<^< felbe^iebungen aOer bcna^baiten Organismen. SBirfungdweife bei natürlid^en Süc^tung. Gleichfarbige 3u(^tn)ab( aU Urfac^e ber f9mpatbif4en Färbungen. &t\ä)Ud>tl\ä^t 3u<^tn)abl aU Urfac^e ber fecunbären 6efua(4aTa!tere. ®efe|^ ber 6onberung ober ^rbettetbtilung (^olpmorpbi^niud, ^ifferenjirung, ^it^ergenj be4 ^b^rafterd). Uebergang ber Varietäten in 6pecied. begriff ber ©peded. 8aflarb< geugung. @efe( bee gortfc^rittd ober ber VertDoQfommnung (^rogreffud, Xeleofld). SRcinc Ferren! Um gu einem rld^tigcn SSerftdnbnife beiS 2)ar» iDtntdmulS gu gelangett, ift t^ t>ox ÜKem not]^U)enbig , bie beiben organifd^cn f^nctionen genau in ba§ Sluge ju f äffen, bie »ir in ben legten SSortrdgen betrad^tet ^aben, bie SSercrbung unb Sin« paffung. iBenn man nid^t einerfeitö bie rein med^anifd^e 9latur biefer beiben pl^^fiologijd^en 3:]^fitigfeiten unb bie mannid^faltlge SBir» hing il^rer üerfd^iebenen @efe^e W^ Sluge fa^t, unb U)enn man nid^t anbrerfeit« ewdgt, ti)ie üertoidtelt bie SBed^feltoirtung biefer uerfd^iebenen aSererbungiS^ unb SlupaffungiSgefe^e not^toenbig fein mufe, fo wirb man nid^t begreifen, bafe biefe beiben Functionen für fid^ allein bie gange SRannid^faltigteit ber ^ier» unb ^flangenfor« men f oUen ergeugen f 5nnen ; unb bod^ ift bai^ in ber Zffot ber ^aU. 226 2)ie bfiben otgoniftfcen ©ilbung*frafte Vererbung unb ^npafTimg. XI. 2Bir jtnb ©cmgftcniS biö Jc^t nid^t im ©tanbc gcwcfcn, anbcrc fonn* bilbcnbc Urfad^cn aufjuflnbcn, aliS bicfc bcibcn; unb wenn »tr btc not^wcnbtgc unb uncnblid^ öcmicfcltc SBcd^fctoirtuufl bcr SScrcrbunfl unb Slnpaffung rid^tig öcrftcl^cn, fo l^abcn wir anä) gar nid^t mcl^r nötl^ig, nod^ nad^ anbcrcn unbcfanntcn Urfad^cn bcr Umbilbung bcr organifd^cn ®cftaltcn ju fud^cn. Scnc bcibcn ©runburfad^en er« fd^cincn und bann DöHig gcnAgenb. @d^on frii^cr, lange bcöor SJarwin feine ©clcctionStl^rie aufjtcllte, nal^mcn einige Slaturforfd^cr, iniSbejonbcrc ©oetl^c, alö Urfad^c bcr organifd^en Sormcnmannid^faltigfcit bie SBcd^jctoirfung jweier Dcrfd^icbcncr SilbungStricbc an, eine« confert)atiüen ober cr= ^altenben, unb cincö uuibilbenben ober fortfd^rcitenben SilbungÄtrie* bciJ. ©rftcren nannte ©octl^e bcn centripetalcn ober ©pecificas tionStrieb, Ic^teren bcn ccntrifugalen ober bcn SErieb bcr ÜRctauior- pl^ofe (@. 81). 3)icfe bcibcn triebe entfpred^cn öoüftdnbig bcn bcibcn t^unctionen bcr SSererbung unb bcr änpaffung. 3)ic SS er er* bung ifl bcr centripetale ober innere SilbungiStricb, toth d^er beftrebt ift, bie organifd^e ^orm in i^rer SIrt ju crl^altcn, bie 5Rad^fommen bcn ©Itern glcid^ ju gcftalten, unb ®cnerationcn ^in* burd^ immer ®leid^artige§ ju crjeugen. 3)ie Slnpaffung bagegen, »eld^e bcr 5ßererbung cntgcgentDirft , ift bcr ccntrifugale ober dunere Säilbungötrieb, »cld^er bcfldnbig beftrebt ift, burd^ bie öeränberlid^cn ßinpüffe ber aufecntoelt bie organifd^cn Sonnen um* jubilben, neue gönnen aus bcn öorl^anbcncn ju fd^affen unb bie @onftanj ber @|>ecied, bie 93eftdnbigfeit ber Slrt, gdnglid^ auf^ul^eben. Sc nad^bcm bie SSererbung ober bie Slnpaffung ba« Uebergewid^t credit, bleibt bie ©pccicöform beftdnbig ober ftc bittet ftd^ in eine neue SIrt um. 3)er in icbem Slugenblidt ftattfinbcnbe ®rab ber gormbeftdnbigfcit bei bcn öcrfd^iebcncn Silier* unb ^flangcnarten ift einfad^ ba§ notl^tocnbigc SUcfultat bc8 augenblidCIid^en Ucbergewid^ti^, wcld^ed bie eine biefer bcibcn SilbungSfrdftc (ober p^^fiologifd^cn f^unctionen) über bie anbere erlangt l^at. XI. ^ünfllit^e unb natürliche Böt^tung. 227 SBcnn wir nun jurudRcl^rcn ju bcr Sctrad^tung bcS ßüd^tunflS^ uorgangcö, bcr 8luglcfc ober (Sclcction, btc »ir bereite im jtebcnten aSortrag in il^ren ©runbjügen unterfud^ten, fo werben wir je^t um fo flarer unb beftimmter erfennen, bafe fowol^l bie fünftlid^e afö bie natürlid^e 3ü<^tung einjig unb attein auf ber SBed^felwirfung biefer beiben formbilbenben ^fifte ober fjunctionen berul^en. SBenn Sie bie S^tigfeit be« funftlid^en Büd^terö, beö fianbwirt^« ober ®drtner«, fd^arf itt'§ Sluge faffen, fo erfennen @ie, bafe nur jene beiben Silb* ungöfrdfte t)on il^m jur ^ert)orbringung neuer gormen benu^t »er* ben. 3)ie ganje Äunft ber funftUd^en Sud^ttoa^I berul^t eben nur auf einer benfenben unb vernünftigen änwenbung ber 5ßererbung§= unb anpaffungSgefe^e, auf einer funftootten unb planmdfeigen Senu^ung unb Äegulirung berfelben. 3)abei ift ber üeröottfommnete menfd^Ud^e SBitte bie au^lefenbe, güd^tenbe Äraft. ©an; dl^nlid^ t)erl^dlt ftd^ bie naturlid^e Sud^tung. 9lud^ biefe benu^t blofe jene beiben organifd^en SilbungSfrdfte, jene p]^^jiologi= fd^en ®runbeigenfd^aften ber SInpaffung unb SJererbung, um bie öer* fd^iebenen Slrten ober ©pecieö l^ert)orjubringen. JDaöjenige jud^tenbe ^rinjip aber, biejenige auölefenbe ^aft, »eld^e bei ber fünft lid^en Süd^tung burd^ ben planmdfeig »irlenben unb bewußten SBillen be^ SKenfd^en vertreten wirb, ift bei ber natürlid^en ßüd^tung ber planlos ©irfenbe unb unbemufete Äampf um'i^ 3)afein. 3Ba§ »ir unter „Äam|)f um'ö JDafein" öerftel^en, ^aben »ir im fiebenten aSortrage bereits auiSeinanbergefe^t. ®erabe bie ©rfenntnife biefeS dufeerft wid^tigen aSerl^dltniffeö ift eine« ber größten SSerbienfte 3)ar= vo\n% 3)a aber biefe« SSer^dltnife fe^r ^dufig unöoHfommen ober falfd^ Derftanben wirb , ift eS notl^wenbig , baffelbe je^t nod^ nd^er in'i§ äuge ju faffen, unb an einigen SSeifpielen bie SBirffamfeit be« Kampfe« um'« 3)afein, bie 3:]^dtigfeit ber natürlid^en Süd^tung burd^ ben Äampf um'« JDafein ju erldutem. SBir gingen bei ber SSetrad^tung be« Äampfe« um'« 3)afein üon ber S^atfad^e au«, bafe bie Qafjil ber Äeime, »eld^e alle SD^iere unb ^Panjen erjeugen, unenblid^ uiel größer ift, al« bie 3ö^I ber Snbiui- 15* 228 Äampf um'« 2)afein. XL bucn, wcld^c wirfltd^ in ba§ Scbcn treten unb jld^ längere ober Wirjere Seit am ßeben erl^alten fönnen. £)le meljlen Organismen erjcugen tüdl^renb il^re« geben« Jaufenbe ober ?IRittionen üon iteimen, auö beren iebem jid^ unter günftigen Umftfinben ein neue« Snbiüibuum enttüicfeln fonnte. 33ei ben meiften SEl^ieren unb ^flanjen jinb biefe Äeime @ier, b. 1^. S^Ö^n, »eld^e ju il^rer weiteren ©ntioidelung ber gefd^led^tlid^en SBefrud^tung bebfirfen. .3)agegen bei ben ^rotiften, nieberften Organismen, weld^e Weber S^l^iere nod^ ^flanjen pnb, unb »eld^e jtd^ blofe ungefd^led^tlid^ fortpflanjen, bebürfen bie Äeimjetten ober Sporen feiner Sefrud^tung. 3n attcn gdllen fielet bie ^aijl fo* tool^l biefer ungefd^led^tlid^cn als Jener gejd^led^tUd^en Äeime in gar feinem 5ßer^filtnife jur Qalfl ber wirflid^ lebenben Snbiuibuen. Sm ®rofeen unb ®anjen genommen bleibt bie 3ß^l ber leben« ben Spiere unb ^flanjen auf unjerer 6rbe burd^fd^nittlid^ faft bie= felbe. *S)ie ßa^l ber Stellen im 9ilaturl^au«^alt ift befd^ränft, unb an ben meiften fünften ber ©rboberflfid^e pnb bieje Stellen immer an* näl^emb befe^t. ©etoife finben überall in jebem Sa^re Sd^wanfungen in ber abfoluten unb in ber relatioen Snbiüibuenjal^l aller Arten ftatt. allein im ®ro§en unb ®anjen genommen werben biefe Sd^wanfun* gen nur geringe Sebeutung l^aben gegenüber ber 2:i^atfad^e, bafe bie ®efammtja]^l aller Snbiüibuen burd^fd^nittlid^ beinahe conftant bleibt. 5)er SBed^fel, ber überatt ftattflnbet, befielt barin, bafe in einem Saläre bieje unb im anberen Sa^re jene SReil^e öon Vfkrtn unb Span- gen überwiegt, unb bafe in jebem gci^re ber Äam|)f um'« 3)afein biefe« aSer^ältnife wieber etwa« anber« geftaltet. 3ebe einjelne 8lrt üon Silieren unb ^flanjen würbe in furjer Seit bie ganje ©rboberflfid^e bid^t beoölfert l^aben, wenn fie nid^t mit einer ÜRenge oon fjeinben unb feinblid^en ©iuflüffen ju fdmpfen l^ätte. Sd^on Sinnö bered^nete, ba§, wenn eine einfäl^rige ^flanje nur jwei Samen l^eroorbräd^te (unb e« giebt feine, bie fo wenig erjeugt), fie in 20 gal^ren fc^on eine SBillion gnbioibuen geliefert l^aben würbe. 3)arwin bered^nete öom 6le^)]^anten , ber ftd^ am langfamften oon allen Jl^ieren ju oermel^ren fd^eint, bafe in 500 Salären bie 9lad^fom= XL 3at)lent>et^altnig ber md^lic^en unt toirfli^en 3nbit>ibuen. 229 menfd^aft cincS einjtflcn ^aareö bereits 15 SRittlonen gnbtoibuen be* tragen U)ürbe, üorouSgef e^t , boS jeber (Sle^l^ant tod^renb ber Qüt feiner ^nul^tbarfeit (öom 30. bis 90. S^l^re) nur 3 ^aar Sunge er» jeuflte. ©benjo »ürbe bie 3^^! ^^^ SWenfd^en, wenn man bie mitt:* lere ^orippanjungSja^l ju ®runbe legt, unb wenn feine ^inberniffe ber natürlid^en SSenne^rung im SBege ftünben, bereits in 25 3al^ren Pd^ t)erbop<)elt ^aben. 3« jebem g^l^trl^unbert würbe bie ®efammt* ja^l ber menfd^lid^en Seüölferung um baS fed^Sjel^nfad^e geftiegen fein. SHun wiffen Sie aber, bafe bie ©efammtjal^l ber SRenfd^en nur fel^r langfam wdd^ft, unb ba^ bie ßunal^me ber 93e))5llerung in üerjd^iebenen ©egenben fel^r üerfd^ieben ift. SBfil^renb europfiifd^e @tdmme pd^ über ben ganjen SrbbaU ausbreiten, gelten anbere @tdmme, ja fogar ganje Srten ober ©pecieS beS Sßenfc^engefd^led^tS mit jebem Saläre mel^r i^rem völligen 8luSfterben entgegen. 2)ieS gilt namentlich t)on ben Siotl^l^duten SmerilaS unb ebenfo \>i>n ben fd^wargbraunen Eingeborenen SluftralienS. @elbft wenn biefe 9}öller fld^ reid^lid^er fortpflanjten , als bie wei^e Sßenfd^enart Europas, Würben fie bennod^ früher ober fpdter ber le^teren im Kampfe um'S 3)afein erliegen. aSon allen menfd^lid^en Snbiüibuen aber, ebenfo wie t)on aQen übrigen Organismen, gel^t bei weitem bie über- Wiegenbe ÜRel^rjal^l in ber frül^eften SebenSjeit ju ®runbe. SSon ber ungel^euren ÜRaffe üon Äeimen, bie jebe 8lrt erjeugt, gelangen nur fel^r wenige wirflid^ jur Entwidtelung, unb üon biefen wenigen ift cS wieber nur ein gang fleiner Srud^tl^eil, weld^er baS 9llter erreid^t, in bem er jid^ fortpflanjen fann. (SSergl. @. 145.) SluS biefem SRiftöerl^dltni^ jwifd^en ber ungel^euren Ueberja^l ber organifd^en j^eime unb ber geringen Slnjal^l üon auSerwdl^lten Snbiöibuen, bie wirflid^ neben unb mit einanber fortbeftel^en fönnen, folgt mit Sftotl^wenbigfeit Jener allgemeine Äampf um*S 3)afein, jeneS beftdnbige SRingen um bie Efiftenj, jener unaufl^örlid^e SBettfampf um bie SebenSbebürfniffe, üon weld^em id^ 3^nen bereits im pcben= ten Vortrage ein S3ilb entwarf. S^ner Äam|)f um'S £)afein ift eS, weld^er bie natürlid^e S^i^twa^l ausübt, weld^er bie SBed^felwir» 230 Urfac^en un^ ^ol^tn be« Kampfe« um'd Dofein. XI. fung ber SSererbungö* unb anpaffungScrfd^cinungen güd^tenb bcnu^t unb baburc^ an einer befldnbigen Umbilbung aller organifd^cn %ox^ men arbeitet, gmmer toerben In jenem Äampf um bie ©rlangung ber notl^wenbigen @]ciftenjbebingungcn bieienigcn g^btoibuen i^re 3flebenbul^ler belegen, tüeld^e irgenb eine inbiöibueHe Segünfiigung, eine öortl^eill^afte @igenjd^aft bejt^en, bie il^ren ?IRitbett)erbern fel^lt. ^reilid^ fönnen wir nur in bcn wenigften 54Ken, nur bei näl^er befannten 2:i^ieren unb fangen, un§ eine ungefäl^re 95orfteIlung t)on ber unenblic^ couiplicirten SBed^fetoirfung ber gal^lrcid^en 5ßer- l^ältniffe machen, welche atte l^ierbei in iJrage fommen. 3)enfen @ie nur baran, wie unenblld^ mannid^faltig unb üemrtcfclt bie S3e- jiel^ungen iebeiS einjelnen 5D!enfc^en gu ben übrigen unb überl^aupt gu ber il^n umgebenbcn ?lu§entt)elt pnb. Slc^nlid^e Regierungen ©alten aber aud^ gwifd^en allen ^kxtn unb ^flangen, bie an einem Orte mit einanber leben. aUle wirfen gegenfeitig, actio ober pafflt), auf einanber ein. ^ebtS S^ier fämpft, wie jebe ^ange, birect mit einer Slngal^l öon Seinben, inSbefonbere mit SÜaubtl^ieren unb ^ara- jttcn. 3)ie gufammenftel^enben fangen fdm|)fen mit einanber um bcn Sobenraum, btn il^re SBurgeln beJÄrfen, um bie notl^wenbige SRenge üon Sid^t, 2uft, geud^tigfeit u. f. w. ©benfo ringen bie liniere eines jeben Segirfö mit einanber um il^re 9la]^rung, SBol^nung u. f. w. e« wirb in biefem äufeerft lebl^aften unb üerwidelten ^axxip^ jcber nod^ \o fleine pcrfönlid^e SSorgug, jeber inbiüibuelle SSortl^eil möglid^erweife ben Sluöfd^lag gu ©unften feinet 39ep^er§ geben fönnen. SJiefeö beöorgugte eingelne Snbiöibuum bleibt im Kampfe Sieger unb ppangt jid^ fort," wäl^renb feine 5Witbewerbcr gu ®runbe gelten, el^e jie gur görtpflangung gelangen. 3)er perfönlid^e SJorgug, weld^er il^m ben Sieg oerliel^, wirb auf feine %ad^fommen oererbt, unb fann burd^ weitere Sefejligung unb SSeroottfommnung bie Urfad^e gur 39il« bung einer neuen 5lrt werben. 3)ie unenblid^ oerwidCelten SBed^felbegie^ungen , weld^e gwifd^en ben Organismen eineö jeben SegirfS befleißen, unb welche als bie eigentlid^en SBebingungen beS Äam|)feS um*S 2)afeln angefel^en wer^ XI. 9enoionifl aui^ bem ®runbe ber itlecblfitl^e fangen, bringen {ie ben Slütl^enftaub mit ber 9larbe in Serul^rung unb t)ermitteln fo bie Sefrud^tung ber SSlütl^e, »eld^e ol^ne fie niemali^ erfolgt. 3)artt)in l^ot burd^ iBerfud^e gegeigt, bafe rotl^cr Älee, ben man t)on bem Sefud^e ber {)ummeln abf^errt, feinen einzigen @amen liefert. 3)ie 3a^l ber fummeln ift bebingt burd^ bie 3# tl^^er geinbe, unter benen bie Selbmdufe bie öerberblid^ften ftnb. 3e mel^r bie gelbmdufe überl^anb nel^men, befto »eniger »irb ber Älee be* frud^tet. 3)ie Sal^l ber gelbmdufe ift »ieberum öon ber 3# i^ter Seinbe abl^ängig, gu benen namentlid^ bie ^a^en ge]^5ren. 3)al^er giebt eö in ber 9ld]^e ber ^Dörfer unb ©tdbte, »o uiel Äa^en ge« l^ten merben, befonberi^ üiel fummeln. 6ine gro^e 3^1^^ ^^n JSa^en ift alfo offenbar t)on großem SSortl^eil für bie Sefrud^tung beö JHeeiS. ÜRan lann nun, toit t^ t)on j^arl SSogt gefd^el^en ift, an biefeiS Seif|)iel nod^ »eitere SnoAgungen anlnu^fen. 3)enn ba^ 3Wnbt)ie]^, meld^eS pd^ oon bem rotl^ Älee ndl^rt, ift eine ber mid^tigften ©rynblagen be^S SBol^lftanbed üon @nglanb. 3)ie @ng^ Idnber confert)iren il^re förperlid^en unb geiftigen Ärdfte öorjugöwäfe baburd^, ba^ fte ftd^ gro^tentl^eitö oon trefflid^em f^leifd^, namentUd^ audgegeid^netem SRoftbeaf unb Seaffteat ndl^ren. 3)iefer oorguglid^en grleifd^nal^rung öerbanfen bie ©ritten gum großen S^eil ha^ Heber- getoid^t il^re« ®e]^im§ unb ®eifte^ über bie anberen Nationen. Dffen« bar ift biefe« aber inbirect abl^dngig t)on ben ^a^en, meldte bie gelbm&ttfe »erfolgen. 2Ran fann aud^ mit ^uyle^ auf bie alten ^[ungfem gur&cfgel^n, meldte Dorgug^meife bie j^a^en liegen unb 232 Sed^felnbe Sebingungen be^ JCampfee um'e X>aretn. XI. pflegen unb fomit für bie Sefrud^tung bed ^Itt^ unb ben Sol^I« ftanb (SnglanbiS t)on l^ol^er Sßic^tigleit fhib. %n biefem Seifptel f önnen Sie erlernten , bafe , je »eitcr man baff elbe »erfolgt , befto größer ber itreiö ber SBirfungen unb ber SBed^felbejiel^ungen wirb. 2Ran fann aber mit Seftimmtl^eit be]^am)ten, bafe bei jeber ^onje unb bei jebem Siliere eine 3Raffe fold^er SBed^felbejicl^ungen ejriftiren. 9hir ftnb »ir feiten im Staube, bie Äette berfelben fo l^ergufiellen, unb gu überfeinen, »ie t^ ^ier anndl^emb ber %aSi ift. @in anbered mertoürbigei^ Seifpiel t)on loid^tigen Sßed^felbe« giel^ungen ifi nad^ 2)arti)in folgenbe« : 3n ^aragua^ flnben ftd^ feine uerttilberten SRinber unb ^ferbe, wie in ben benad^barten ffl^ilen ©übamerifa«, nfirblid^ unb füblid^ öon ^aragua^. 3)iefer auffal» lenbe Umftanb erfidrt fid^ einfad^ baburd^, ba^ in biefem Sanbe eine Heine Erliege f e^r l^äufig ift , »eld^e bie ©ewol^nineit, l^at, il^re ©ier in ben SHabel ber neugeborenen SRinber unb ^ferbe ju legen. 3)ie neugeborenen ^xttt flerben in golge biefeö 6ingriff§, unb jene tleine gefftrd^tete gliege ifl alfo bie Urfad^e, bafe bie SRinber unb ^erbe in biefem 3)iftrict niemals öenoilbem. angenommen, bafe burd^ irgenb einen infeftenfreffenben SSogel Jene fliege gerfiort »urbe, fo würben in ^aragua^ ebenfo wie in ben benad^barten Sl^eilen @üb= amerilaS biefe großen Säugetl^iere maffenl^aft t^erwilbern, unb ba biefelben eine SRenge öon befttmmten ^angenarten üergel^ren, würbe bie gange $lora, unb in $olge baton wieberum bie gange f^auna biefed fianbes eine anbere werben. 3)a^ baburd^ gugleid^ aud^ bie gange Delonomie unb fomit ber ßl^arafter ber meufd^lid^en Seoöl* ferung fid^ dnbem würbe, brandet nid^t erft gefagt gu werben. So fann ba« ©ebeil^en ober felbft bie 6]rifteng ganger SSolfer« fd^aften burd^ eine eingige fleine, an ftd^ l^öd^ft unbebeutenbe SE^ier^ ober ^flangen*gorm inbirect bebingt werben. 6S giebt fleine ocea* nifd^e S^feln, bereu menfd^lid^e Sewol^ner wefentlid^ nur oon einer ^almenart leben. 2)ie Sefrud^tung biefer ^alme wirb oorgüglid^ burd^ Snfecten »ermittelt, bie ben Slütl^enftaub oon ben mdnnlid^en auf bie weiblid^en $almbdume ilbertragen. ^ie @ftifteng biefer nü^^ XL Se^felnte Sebingungen be« stampfe« um'« Dafein. 233 Ud^cn 3ttfcftcn toirb burd^ infeftcnfrcffcnbc aSögcl gcfdl^rbct, btc il^rcr^ feitö U)iebeT i^on StoubDogeln ))erfoIgt werben. 3)ie afiaub))ogeI aber unterliegen oft bem Slnflriffc einer fleinen parajttifd^en 2Rilbe, bie Pd^ ju SWittionen in i^rem S^berfleibe entmidelt. JDiefer Keine ge^ fdl^rlid^e ^arajit fann wieberum burd^ parafitifd^e ^ilge getöbtet »erben, ^ilje, SRaubuogel unb 3«^cten njürben in biefem ^attc ha^ ©ebei^en ber Halmen unb fomit ber SRenfd^en begünftigen, SSogelmilben unb infeftenfreffenbe SSögel bagegen gefäl^rben. Sntereffante Seifpiele für bieSSerdnberungberSBed^felbejie^ungen im ÄanH)f um'8 2)afein liefern aud^ j[ene ifolirten unb üon 2Renfd^en unbewol^nten oceanifd^en S^feln , auf benen gu Derfd^iebenen SRalen uon ©eefal^rem Qk^tn ober ©d^toeine auiSgefe^t würben. 3)iefe Siliere oenoilberten unb normen an Sö^^l au« ?Wangcl an tJeinben balb fo übermd^lg ju, bafe bie ganje übrige Silier« unb $flanjen* bet)5IIerung barunter litt, unb ba^ fd^Ue^Ud^ bie ^nfel beinal^e üer« dbete, »eil ben ju maffenl^aft fid^ oermel^renben großen Säugetl^ieren bie l^inreid^enbe 9lal^rung fel^lte. 3n einigen gätten würben auf einer fold^en oon Qk^vx ober ©d^weinen übert)ölfcrten Stifel fpdter uon anberen ©eefal^rem ein ^aar ^unbe auggefe^t, bie pd^ in biefem ^tterüberflttfe fel^r m\)l tefanben, fid^ »ieber fel^r rafd^ öermel^rten unb furd^tbar unter ben beerben aufrdumten, fo bafe nad^ einer 5ln* ^al^l t)on Solaren ben ^mbm felbfl baö ^tter fel^Ite, unb aud^ pe beinal^e auiSftarben. @o wed^felt beftdnbig in ber Defonomie ber SHatur baiS ®leid^gett)id^t ber 5lrten, je nad^bem bie eine ober anbere art fid^ auf Äoften ber übrigen üermel^rt. gn ben meiften gdllen finb freilid^ bie SÖegiel^ungen ber oerfd^iebenen 3:]^ier= unb ^anjen» arten ju einanber üiel gu oertoidtelt, als ba^ tirir il^nen nad^fommen lonnten, unb id^ überlaffe eö 3^rem eigenen Slad^benfen, jtd^ auö* gumalen, loeld^ed unenblid^ oenoidtelte betriebe an ieber ©teile ber 6rbe in fjolge biefed ÄanH)fe§ flattfinben mu^. 3n legtet Snftang Pnb bie 3;riebfebem, weld^c ben Äam|)f bebingen, unb toeld^e ben JSampf an aKen Derfd^iebenen ©teilen oerfd^ieben geftalten unb mobi^ ficiren, bie 3^riebfebem ber ©elbflerl^altung , unb gtoar fowol^l ber 234 Iriebfebem be« Äawpfe* um'e Ddfein: junger unb ^itht. XI. erl^altungStricb bcr g^bbibuen (ßmd^runfli^tricb), ate bcr ©rl^al^ tungötricb bcr Slrtcn (gortpflanjunflStricb). 3)icfc bclbcn ©runbtricbc bcr organifd^cn ©clbftcrl^altunfl pnb c§, t)on bcncn fogar ©d^iUcr, bcr Sbcalifl (nic^t ®oct^c, bcr SRcalifi!) fagt: ^C^infhoetlen hU bcn iBau bei Seit ,,$^tIofop^te jufammen^ält ^dxWt fi(4 i^r betriebe ^iDuT(^ junget unb bui(^ ^iebe." S)icfc bcibcn mäd^tigcn ®runbtricbc j!nb c$, meldte burd^ i^rc Dcrfd^icbcnc Slu^bilbung in bcn t^crfd^icbcncn Srtcn bcn j^amf f um*S 3)afcin fo ungemein mannid^faltig gcftaltcn, unb »cld^c bcn (Sx* fd^cinungcn bcr Vererbung unb Knpaffnng ju ®runbc Hegen. Sir lonntcn aDc SScrcrbung auf bie f^ort^flanjung, alle 8n|)affung auf bie @md^rung als bie materielle ©runburfad^c iurädCf&l^rcn. 3)er Äam|)f um baö 2)afcln wirft bei bcr notürlid^cn S^^tung cbcnfo güd^tcnb ober auSlcfcnb, wie bcr SBitte beS SWenfd^cn bei bcr funftUd^cn ßud^tung. Slbcr biefer tüirft planmdfeig unb beiDufet, Jener planbd unb unbciou^t. 3)icfer n)id^tige Itnterfd^icb jttHfd^cn bcr fftnft« lid^cn unb natärlid^en 3ü<^tung ücrbicnt befonbere Sead^tung. S>enn »ir lernen l^icrburd^ ücrftel^cn, »arum jtocdtmdftige ©inrid^tun* gen cbcnfo burd^ gmedtlod toirfenbe. med^anifd^c Urfad^cn, U)ic burd^ }tt}cd(md^ig tl^dtigc @nburfad^cn ergeugt toerben fdnncn. 2)ie ^robufte bcr naturlid^cn d^^^bt^g jinb ebenfo unb nod^ mcl^r jwecfmdfeig cingerid^tet, toit bie Äunflprobufte bc« SRenfd^en, unb bcnnod^ t)crban{cn jte i^re ©ntftel^ung nid^t einer gtoedCmd^ig t^dtigen @d^5pferfraft , fonbem einem unbeiou^t unb plonloiS mir» fenben med^anifd^cn SScrl^dltni^. SBcnn man nid^t tiefer Aber bie SBcd^fctoirfung bcr Skrerbung unb Slnpaffung unter bem ßinflufe bes j^ampfcs um'S S)afcin nad^gebad^t l^at, fo ift man gundd^ft nid^t geneigt, fold^c ©rfolgc üon biefem natürlid^cn Sud^tungSprojcfe ju enoarten, wie berfclbe in bcr Sil^at liefert. 6j5 ift bol^cr tool^l an* gemeffen, ^ier ein ^aar befonber« cinleud^tcnbe a3eif^)iele öon bcr SBirffamfeit bcr natürlid^en 3fi<^nö anjuffil^ren. XI. Gleichfarbige 3u4tma^l ald Urfac^e bet fpmpat^if^en prbungen. 235 Saffen @ie und gundd^ft bie t)on 3)artt)in ^eiDorge^obene glei(l^farbige3u(l^tU)a^l ober bie fogenannte „fQm|)at]^if(!^e t^or» imtocX^V* bcr Spiere bctrad^cn. @d^on frühere Slaturforfd^cr l^abcn ed fonberbar gefunben, ba^ ja^Ireid^e ^kxt im @ro^en unb ^^angen biefelbe ^drbuug jeigen mie ber SBol^nort, ober bie Umgebung, in ber Pe pc^ befldnbifl aufhalten. €o pnb j. 39. bie aSlattldufe unb öiele anbere auf S3ldttem lebenbe gnfcften grün gefdrbt. 3)ie SBüftenbe* tDOl^ner: @pringmduje, SBüftenfüd^je, ©ajellen, Sdioen u. f. U). {inb meifl gelb ober gelblid^braun gefdrbt, tt)ie ber ©anb ber SBüfte. 2)ie $oIart^iere, loeld^e auf @id unb Sd^nee leben, finb loei^ ober grau, mie 6id unb @a6I. XL crl^altunfl, fonbcm blc grl^altung bcr 8lrt, bic gotpflanjunfl , baö 3Rottt) unb bie bejtimmenbe Urfad^e baS J^am^fe^S. 6d giebt eine gan}e SRenge öon SBaffen, bie in bicfer SBeife öon ben Spieren eTOorben tDurben, jotoo^I pafjtöe Sd^u^waffen ate actiüe angriff«ti)affen. ©ine fold^e (Sd^u^moffe ift stoeifeldol^ne bie SRdl^ne bed 2btom, bie bem äßäbd^en abgebt; fie ift bei ben 99iffen, bie bie mdnnlid^en 2ömen ftd^ am ^alfe beijubringen fud^en , »enn fie um bie SSeibd^n tdm» pfen, ein tüd^tiged ©d^u^mittel; unb bol^r finb bie mit ber ftdrfften SRd^ne uerfel^nen ?Kdnnd^en in bem fepietten Äauipfe am 3Reiften begünftigt. (Sine d^nlid^e @d^u|tt}affe ift bie SBamme beS @tierd unb ber ^eberfragen beS ^al^nö. Slctiöe Slngriff^watfen pnb ba- gegen ba^S @tmxf) bed ^irfd^ed, ber ^aujal^n be^^ ßberiS, ber @^om be^ ^al^nö unb ber enttoidfelte DBerfiefer beö mdnnlid^en ^irfd^- fdferö; atte§ 3nftrumente, »eld^e beim Äampfe ber 3Rdnnd^en um bie SBeibd^en jur SSemid^tung ober SJertreibung ber 9lebenbu]^ler bienen. 3n ben le^termdl^nten Sdtten pnb t& bie unmittelbaren SSer« nid^tungöfdmpfe ber %ebenbul^Ier, meldte bie ©ntftel^ung beö fecun:* bdren ©ejcuald^orafter^ bebingen. Slufeer biefen unmittelbaren SSer* nid^tungStdmpfen Pnb aber bei ber gefd^Ied^tlid^en SluSlefe aud^ bie me^r mittelbaren SBettfdmpfe öon großer Sid^tigfeit, »eld^e auf bie Sllebenbul^ler nid^ minber umbilbenb einiDirfen. 3)iefe bepel^en uor* jugStoeife barin, bafe bai^ werbenbe ©efd^led^t bem anberen ju ge^ fallen fud^t: burd^ dufteren ^^, burd^ ©d^bnl^eit, ober burd^ eine melobifd^e ©timme. Uujweifel^aft ift bie fd^öne Stimme ber @ing= öögel wefentlid^ auf biefem SBege entftanben. Sei fielen SSögeln pnbet ein »irflid^er ©dngerfrieg jwifd^en ben 5D!dnnd^en ftatt, bie um ben S3ep^ ber SBeibd^en fdmpfen. S3on mehreren ©ingöogeln weift man, baft jur Seit ber Sortppanjung bie ÜRdmtd^en pd^ ja^U reid^ öor ben SBeibd^en öerfammeln unb oor i^nen i^ren ®efang erfd^aDen la^en, unb baft bann bie äBeibd^en benjenigen @dnger, meld^er i^nen am Ij^eften gefdilt, gu il^rem ©emal^l erkodl^en. Sei anberen @ingDögeIn la^en bie einjelnen Stdnnd^en in ber (Sinfam^ feit beS SalbeS il^ren ®efang ertdnen, um bie SSeibd^en anjulocfen, XI. ?Wuf!faIif*e 3u*t»a^I im ÄanH)f um bie gortpflonaun^. 239 utib biffe folgen bem anjtel^enbften Sodtone. @tn &]^nU(]^er muftta« Ufd^er äöcttfampf, ber aBcrbingö »enigcr melobifd^ ift, flnbet bei ben (Sifaben unb ^eufc^reden ftatt. JBei btn ßifaben l^at ba« aRdnn^ d^en am Unterleib jioei trommelartige gnjirumente unb ergeugt bamit bie fd^arfen jir^jenben 25ne, »eld^e bie alten ©ried^en felt^ famer SBeife ate fc^öne aRnfif |)riefen. Sei ben ^eufc^reden bringen bie aRdnnd^, tl^eil« inbem fie bie ^interfd^enfel »ie SSiolinbogen an ben gfögelbeden reiben, tl^eilg burd^ SReiben ber .glügelbeden an einanber, Söne l^erüor, bie für unö anerbingg nid^t melobifd^ flnb, bie aber ben toeiblid^n ^eufd^reden fo gut gefaUen, ba^ fie bie am beften geigenben fR&nnd^en ftd^ auisfud^en. Sei onberen Snfdten unb SSögeln ift eö nid^t ber ®efang ober überl^aupt bie muftfalifd^e Seiftung, fonbern ber $u^ ober bie ©d^ön^^ l^eit beis einen @efd^led^td, loeld^eiS ba^ anbere anjiel^t. @o finben tt)ir, ba§ bei ben meiften ^ül^nerDögeln bie ^äl^ne burd^ ^auücopp^n auf bem ^opfe fid^ auiSgeid^nen, ober burd^ einen fd^önen @d^n)eif, ben fte rabartig ausbreiten, toie j. S. ber ^fau unb ber Srutl^al^n. aud^ ber ^nrad^tooUe ©d^weif bed ^arabie«oogete ift eine auSfd^liefelid^e 3ierbe beö mdnnlid^en ©cfd^led^t«. ©benfo geid^nen fid^ bei fel^r oielen anberen SJogeln unb bei fel^r oielen Siif^ft^n» namentlid^ Sd^metter^ lingen, bie aRftnnd^en burd^ bcfonbere färben ober anbere 3ic^l>«i oor ben SBeibd^en au«. Offenbar ftnb bicfelben ^robufte ber fejruet len Sfid^tung. S)a ben SBeibd^en biefe JReije unb Sergierungen fel^len, fo »Äffen wir fd^liefeen, bafe biefclben oon ben 5Kdnnd^cn im SBett* lantpf um bie SBeibd^en erft mütifam erworben worben finb , wobei bie SSBeibd^en auSlefenb wirften. a)ie Slnwenbung biefeö intereffanten ©d^luffeö auf bie menfd^Ud^e ®cfcllfa& ®efe^ bcr arbcit^tl^cilung ober 3)iffc^ renjirung unb ba§ Oefefe be^ Sortfd^rittiS ober ber 35er'* XI. 9}ot^tvenb{0e Sollen ber notfirlid^en 3fiAhtng. 241 DoUIommnung. 2Ran toax frül^cr, afö man in ber gcfci^ld^tl^cn entoidclung, in ber inbiDibucHcn (äntoidclung unb in ber Derglei^ d^enben Anatomie ber SEI^iere unb ^flangen burd^ bie erfal^rung blefc beiben ®efe^e (ennen lernte, geneigt, biefelben »iebcr auf eine un^ mittelbare j(l^ö|)ferif(l^e ©ntoirfung inxudin^ffxm. ©iS foUte in bem gmecfmd^igen ^lane beö ©d^ö^jferö gelegen l^aben, bie formen ber Spiere unb ^anjen im 2aufe ber 3cit immer mannid^faltiger auiJ» gubilben unb immer tjollfommener gu geftalten. SBir »erben offen* bar einen großen ©d^ritt in ber ©rfenntnife ber 5Ratur tl^un, »enn mir biefe teleologifd^e unb ant]^ro^)omor^)l(e SßorfteHung jurürfmeifen, unb bie beiben ®efe^e ber StrbeitStl^eilung unb SßerDottfommnung aU notl^menbige f^olgen ber naturlid^en 3ütr^ fd^icbener Strt bicnen; unb jtoar »erben batjon um fo me^n)erf(!^ic= bene Arten unb Snbiuibuen neben einanber ejriftiren lönnen, je beffer bie öerfd^iebenen Unfrautarten geeignet finb, ^ä) btn öerfd^iebenen ©tetten be8 Slderboben« anju^)affen. ebenfo ift e§ mit ben SS^ieren. Offenbar ttnnen in einem unb bemjelben befd^ränften SBejirf eine ölel größere Slngal^I üon tl)ierif(!^en Snbit)ibuen gufammenleben, menn bie^ felben üon mannid^fa^ üerfd^iebener 9latur, a\& menn fte alle gleid^ flnb. 6d giebt SBdume (wie j. 33. bie ©id^e), auf toeld^en ein paar ^unbert »erfd^iebene Snfeftenarten neben einanber leben. 3)ie einen ndl^ren fic^ Don ben i^d^ten be^ Saumes, bie anberen Don ben Slät- tem, nod^ anbere tjon ber 9linbe, ber SBurgel u. f. f. @ö ©öre gang uitmöglid^, ba^ bie gleid^e 3c^^l )>on ^nbiDibuen auf biefem ä3aume lebte, »enn alle Don einer SÄrt lodren, wenn g. 33. alle nur Don ber SRinbe ober nur Don ben 33ldtteni lebten. ®ang baffelbe ift in ber menfdfelid^en ©efeUfd^aft ber Sali. Sn einer unb berfelben fleinen @tabt (ann eine bestimmte Stngal^l Don ^anbtoerfcrn nur leben, toenn biefelben Derfd^iebene ®efd^äfte betreiben. SDie arbeitötl^eilung, weld^e foDDol^l ber gangen (S^emeinbe, als aud^ bem eingelnen Slrbeiter ben grbfeten ^lu^en bringt, ift eine unmittelbare golge beS Äam^)feS um'S SDafein, ber naturlid^en Süd^tung ; benn bief er Äau4)f ift um f o leidster gu beftd^en, ie mel^r jid^ bie 3:]^ätigleit unb fomit aud^ bie gorm ber Derfd^iebenen SnbiDibuen Don einanber entfernt. 9latürlid^ mirft bie Derfd^iebene fjuhction umbilbenb auf bie gorm gurudE^ unb bie |)]^fiologifd^e SlrbeitStl^eilung bebingt uotl^wenbig bie mor:p]^ologifd^e a)ifferengirung, bie „S)iDergeng beS ßl^arafterS'*"). 9Run bitte id^ @ie wiebcr gu ermdgen, bafe alle 'SJijm^ unb ^flan* genarten Derdnberlid) finb, unb bie Sd^igfeit beft^en, ftd^ an Derfd^ie^^ b«ien Orten ben localen SSerl^ltniffen angu^jaffen. 3)ie @^)ielarten, SSarietdten ober SRaffen einer jeben @^)ccies werben ftd^ ben Än^)af» fungSgefe^n gemd^ um fo mel^r Don ber urf:prunglid^eu ©tammart entfernen, je Derfd^iebenartiger bie netien 33erl)ältniffe ftnb, benen jie XI. ®efe{» ^er Gonberung ober 9lrbeim(e{(un{(. 24S ^ä) aitpaffcn. SBcnn wir nun bicfc »on einer gemeinjamen Orunb* form au§0el(cnben SSarietdtcn un§ in %OTm eineö öerjtoeigten ©trol^- lenbäf(]^efö öorftetten, fo toerben biejenigen @^)ielarten am beftcn neben cinanbcr ejriftiren unb fld^ fortpflanjen fönnen, toeld^e am toeiteften tjon einanber entfernt .ftnb, »eld^e an ben @nben ber SRetl^e ober auf entgegengef e^ten Seiten beS SBüf (i^efö fteljen. 3)ie in ber SRitte fte* l)enben UebergangSformen bagegen l^aben ben fd^mierigften @tanb im Äam|)fe um'« S)afein. 3Me notl^wenbigen Seben^bebürfniffc finb bei ben e;rtremen, am toeiteften au^einanber gel^enben @^)ielarten am meiften t)erf(]^ieben , unb baljer »erben biefe in btm allgemeinen itam^)fe um'j^ 3)afein am »enigften in emftlid^en ßonflict geratl^en. S)ie tjermlttelnben 3»ifci^cnformen bagegen, melcj^e fid^ am »enigften Don ber urj^)runglid^cn Stammform entfernt l^aben, tl^eilen mel^r ober minber biefelben fiebenöbebürfniffe, unb bal^er »erben fte in ber SDWt* bewerbung um biefelben am meiften ju Iäm^)fen l^aben unb am ge* fd]^rli(]^ften bebrol^t fein. Benn alfo gal^lreici^e SSarietdten ober ^pkh arten einer @^)ecie§ auf einem unb bemfelben Sied ber 6rbe mit ein* anber leben, fo fönnen oiel e^er bie 6]rtreme, bie am meiften ab=^ weid^enben Sonnen, neben einanber fort befleißen, aU bie »ermittelnben 3tt)iffT0en). XL pxoct^ immer weiter, unb bilbet in ben ©jrtremen ©eftaltcn auiJ, bie tt)ir ate neue Strien unterf^eiben. Obgleich atte Slaturforfc^er bie SSariabilitdt ober »cränberlic^felt aUer Silier* unb $flan jenarten jugcben muffen, l^aben bod^ bie mei» ften h\it)tx beftritten, bafe bie Äbänberung oberUmbilbung ber orga^ nijd^en 5orm bie urf^)rün9Ucl^e Orenge beg @^)ecieö(i^arafteri^ über* fd^rcite. Unfere ©egner Ijalten an bem ©a^e feft: „©oweit aud^ eine Slrt in SSarietdtenbüfd^el aus einanber gelten mag, fo finb bie ©^)ie^ arten ober SSarietäten berfelben bod^ niemals in bem ®rabe oon ein* anber unterfd^ieben, »ie gtoei loirflid^e gute Strien.'' 3)iefe SBel^au^)* tung, bie getoJ^nlid^ Don S)artt)in'S ®egnem an bie @^)i^e il^rer SetoeiSfül^rung gefteUt mirb, ift t)oIIIommen unl)altbar unb unbe* grüttbet. S)ieS wirb Sinnen -fofort flar, fobalb @ie fritifd^ bie oer= fd^iebenen SSerfud^e Dergleid^en, ben Segriff ber ©pecieS ober Slrt feftjuftetten. SBaS eigentlid^ eine „ed^te ober gute Slrt" („bona species") fei, biefe Srage oermag (ein 9laturforfd^er ju beantworten, obgleid^ jeber ©^ftematiler täglid^ biefe SluSbrüde gebrandet, unb tro^bem ganje SBibliotl^elen über bie Srage gefd^rieben »orbcn ftnb, ob biefe ober jene beobad^tete 5orm eine ©pecieS ober SSarietät, eine toirflid^ gute ober fc^led^te Slrt fei. 3)ie am meiften verbreitete Slnt^ »ort auf biefe grage mar folgenbe: „3u einer Slrt gel^ören alle 3n= biöibuen, bie in allen »efentlid^en SWerhnalen übereinftimmen. SBe- fentlid^e ©pecieSd^araftere finb aber fold^e, meldte beftänbig ober con* ftant finb, unb niemals abdnbern ober oariiren." ©obalb nun aber ber SfaU eintrat, bafe ein SRerfmal, baS man bisl^er für mefentlid^ l^ielt, bennod^ abdnberte, jo fagte man: „JDiejeS SKerhnal ift für bie Slrt nid^t mefentlid^ gemefen, benn »efentlid^e ß^araftere oariiren nid^t." 9Ran bemegte jid^ alfo in einem offenbaren Sirtelfd^lufe, unb bie Sftaiöetdt ift »irflid^ erftaunlid^, mit ber biefe ÄreiSbemegnng ber Slrtbefinition in S^aufenben t)on Sudlern als unumftö^lic^e äSal^rl^eit l^ingeftellt unb immer nod^ mieberl^olt mirb. « ebenfo »ie biefer, fo finb aud^ alle übrigen SJerfud^e, toeld^e man ju einer feften unb logifc^en SegriffSbeftimmung ber organifc^en XI. CIntftebung bei ^rten burc^ 6af}atb$eudnn(). 245 „Qptcxt^** gcma(]^t l^at, ööHig fruci^tloö unb r>cxQtU\ä) gctocfcn. 2)cr 9latur bcr ©ad^e na(]^ fann cö nid^t anbcrij fein. 2)er Scgrlff ber @^)ccie§ ift cbcnfo gut rclatit), unb nid^t abfolut »tc bcr Segriff ber aSarictat, Gattung, f5familie, Orbnung, Älaffe u. f. to. ^ä) l^abe bie« in bcr Äritif bcö S^jccicöbcgriffö in meiner generellen 5Dlor|)]^ologie tl^coretifd^ naci^gemiefen (®en. 9Ror^)]^. n, 323—364). ^rattifci^ l^abe \ä) biefen Seweiö in meinem „Softem ber ÄaWfcJ^njämme" ge- liefert (1872). Sei biejen meriwörbigen Jl^ieren erfd^eint bie üblid^e ©pecieö^Unterf (Reibung DöUig toiHfürlid^. '$ä) »iH mit biefer ©r^ örterung l^ier (eine 3cit verlieren, unb nur nod^ ein paar SBorte über baS Serl^<ni^ ber @:))ecied jur Saftarbjeugung fagen. Srül^er galt eö al§ JDogma, bafe jtoei gute Arten niemals mit ein* anber Saftarbe jcugen fönnten, weld^e fid^ afö fold^e fortpflanjten. 5Dlan berief jid^ babei faft immer auf bie Saftarbe »on ^ferb unb efel, bie SKaultl^iere unb ^JJaulefel, bie in ber Sß^at nur feiten fid^ fortpflanjen (önnen. Allein fold^e unfrud^tbare Saftarbe pnb, toie ftd^ l(eraui5geftellt t)at, feltene Sluänal^men, unb in ber SKel^rgal^l ber fJoEe pnb Saftarbe jweier ganj Derfd^iebenen Arten frud^tbar unb Knnen fid^ fortpflanjen. gaft immer fönnen fie mit einer ber beiben @lternarten, biötoeilen aber aud^ rein unter fid^ frud^tbar fid^ Der« mifd^en. 3)arauö (önnen aber nad^ bem „®efc^e ber Dermifd^ten Vererbung'' ganj neue formen entftel^en. 3n ber Jl^at ift fo bie 33aftarbgeugung eine Duelle ber ©ntftel^ung neuer SÄrten, Derfd^ieben öon ber bii^l^er betrad^te* ten Duelle ber natürlid^en 3ö^hi^9- ®^on frül^er l^abc id^ ge* legentlid^ fold^e Saftarb-SÄrten (Species hybridae) angefül^rt, iniJbefonbere ba^ ^afenfanind^en (Lepus Darwinii), »eld^eö aus ber Ären jung Don ^afen-SRdnnd^en mit Äanind^en^SBeibd^en entf^)rungen ift, baö Sicfl^^f^^t (Capra ovina), toeld^e« an^ ber Paarung be« 3icgenbodfi5 mit bem toeiblid^en ©d^afe entftanben ift, femer öerfd^iebene Slrten ber 35ifteln (Cirsium), ber SBrombeeren (Rubuß) u. f. m. (@. 130—132). SSietteid^t finb Diele »ilbe @^)e- cicS auf biefem SBege entftanben, wie eö aud^ Sinn* fd^on annaljm. 246 Unmögli*feit ber Unterfdjeibung \>on %xt unb Varietät. XI. SebcnfaH^ aber bcmcifcn bicfc SBaftarb-Slrtcn, bic fld^ fo gut »ic reine ©pecic« erl^alten unb fortpflanjen, bafe bie Saftarb jcugung nid^t baju bleuen fann , ben Segriff ber ©pecieö irgenbwie ju d^arafteriftren. 35a§ bic Dielen Dergeblid^en SSerfud^e, ben ©pecieöbegriff tl^eo* retifd^ f eftguftetten , mit ber praftifd^en @^)ecieSunterfd^eibung gar 9lid^t5 gu tl^un l^aben, würbe fd^Du früher angefül^rt (@. 45). S)ie perfd^iebenartige pxaUx\ä)e SSertoertl^ung beS @^)ecieiSbegriffö, wie fte fld^ in ber f^ftcmatifd^en ßoologie unb Sotanil burd^gefül^rt finbet, ift fcl^r lel^rreid^ für bie erfenntnife ber menfd^Ud^en Sl^orl^eit. 2)ie bei »eitern überwiegenbe SKel^rjal^l ber Soologen unb SBotaniler toar higijtx bei Unterfd^eibung unb Scfd^reibung ber öerfd^iebenen Sl^ier^ unb ^flangenfonnen r>ox SKUem beftrebt, bie öerttanbten formen als ^gute ©^jecicjS" fd^arf gu trennen. SlHein eine fd^arfe unb folgerid^tige Unterfd^eibung fold^er „ed^ten unb gutenSlrten" geigte ftd^ faft nirgenbiS mbglid^. @d giebt nid^t gwei Soologen, nid^t gtoei Sotanifer, weld^e in allen f^&llen baruber einig kodren, »eld^e Don ben nal^e Dermanb- ten formen einer ®attung gute Slrtcn feien unb »eld^e nid^t. Sllle Autoren l^aben baruber tierfd^iebene Slnfid^ten. aSei ber ©attung Hieraoium g. fö,, einer ber gemeinften beutfd^en ^flangengattungen, l^at man über 300 Slrten in S)eutfd^lanb attein unterfd^ieben. S)er aSotaniler %xU^ Idfet baDon aber nur 106, Äod^ nur 52 alö ^gute Arten'' gelten, unb Änbere nel^men beren faum 20 an. @benfo gro^ finb bie 2)ifferengen bei ben Srombeerarten (Rubus). SBo ber eine Sotanifer über l^unbert Strien mad^t, nimmt ber gleite blofe etma bie ^filfte, ein britter nur fünf biä fed^iS ober nod^ weniger SIrien an. 2)ic SSögel JDeutfd^lanbö (ennt man feit Iftngerer Qtxt fel(r genau. 39ed^ftein l^t in feiner forgfdltigen Slaturgefd^id^te ber beutfd^en aSögel 367 Urien unterf d^ieben , 8. Sfteid^enbad^ 379, SWe^er unb SBolf 406, unb ber öogelfunbige ^aftor SSrel^m fogar mel^r al« 900 Derfd^iebene SIrien. SBon ben Äalffd^wdmmen l(abe id^ felbft in meiner 2Ronogra|)]^ie biefer l^bd^ft tjerdnberlid^en ^flangentl^ierc gegeigt, ba^ man barunter nad^ Selieben 3 SIrien ober 21 ober 111 ober 289 ober 591 ^ptck^ unterfd^eiben fann*^). XI. ®efe^ be« 5ortfc<^ntW ober bet ©enDoflfommnujtß. 247 @ic jcl^en alfo, bafe bic grJfetc SBillfür l^icr tolc in icbem am beren ®cbiete bcr joologifd^cn unb botanifd^cn ©^ftcmatil l^rrfd^t, unb bcr SRatur bcr ©ad^c nad^ l^crrfd^cn tnu^. 35cnn cö ift gang unmögUd^, SSarictdtcn, @^)iclartcn unb SRaffcn ücn bcn fogfnanntcn „guten Arten" fd^arf ju untcrfd^eiben. SSarietdten finb begtu* ncnbe Arten. Slu§ bcr SSariabiUtdt ober an^affung^fdl^lgfeit ber arten folgt mit 5llotl(tt)enbigfcit unter bem ßinfluffe be« Äanq}fe« um'8 2)afein bie immer tocitcr gcljenbc ©onberung ober ©iffercn- jirung ber Spielarten, bic beftdnbige S)it)ergenj ber neuen iJormen, unb inbem biefe burd^ 6rblld^feit eine 3lnjal(l öon ©enerationen l^inburd^ conftant erl^altcn »erben, mdljrcnb bie tjermittelnbcn 3tt)i= fd^cnformen auäfterben, bilben fic fclbftftdnbige „neue Arten''. 3)ie ©ntftel^ung neuer @^)ecie§ burd^ bie Ärbeitötl^eilung ober ©onberung, 2)löergcnj ober JDifferenjirung ber SSarietdten, ift mitl^in eine notl^^ »enbige Solgc ber natürlid^en Sücl^tung*')- 35affelbe gilt nun aud^ tjon bem gleiten großen ®efe^e, toeU d^c8 wir unmittelbar au^ ber naturlid^en ßöci^tung ableiten, unb weld^e« bem SJioergenggefe^e gwar fel)r nal^e öcrtoanbt, aber feine«* weg« bamit ibentifd^ ift, ndmlld^ oon bem ®efe^e bc« gort» fd^ritt« (Progreßsuß) ober bcr SSeroollfommnung (Teleosis). Slud^ biefe« grofee unb toid^tige ®efe^ ift gleid^ bem ©iffcren- girung«gefc^e Idngft cntpirifd^ burd^ bie ^)aldontologifd^e ©rfal^rung feftgeftcHt morben, el^e un« ©arwin'« @clcction«t]^eorie ben ©d^lüffel gu feiner urfdd^lid^en ©rfldrung lieferte. 2)ic meiften au«gegcid^neten ^aldontologen l^abcn' ba« f^ortfd^rittdgefe^ al« aUgemeinftc« SRefultat il^rer Unterfud^ungen über bie SSerfteinerun* gen unb bereu l(iftorifd^e JRcitienfolge l^ingeftellt, fo nomentlid^ ber tjcrbienfttiolle Sronn, beffen Unterfud^ungen über bie ®eftaltung«= gefe^c unb entn)i(felung«gcfc^e ber Organismen, obiool^l tocnig geiofirbigt, bennod^ tjortrefflid) finb, unb bie attgemeinfte. Sead^= tung tjerbienen*'). 3)ie allgemeinen JRefultate, gu »eld^en JBronn begüglid^ be« ^Differengirung«- unb gortfd^ritt«gefefec« auf rein cm« ^)irifd^em SBege, burd^ aufecrorbentlid^ fleißige unb forgfdltige Un« 248 ®efefc ^e« gortWritW obet bei üBerooDfornrnnung. XL terfud^ungcn gcfommcn ift, ftnb gldnjenbc SBcftdtigungcn bcr @^ Icction^tl^coric. a)aö ®eje^ bc^ Sortfd^ritt« ober bcr SSerDottlommnung confta* tirt auf ®runb ber paldontologifd^cn ©rfal^rung bie äu^crft toid^tigc Stl^atfad^e, bafe ju aBcn Seiten be^^ organifc^^en Sebcn§ auf bcr ©rbc eine beftdnbiflc ßunal^mc in bcr SSoUfommcnl^eit bcr organifd^en ®iU bungcn ftattflcfunben l^at. Seit jenSr unDorbeuHid^cn 3eit» in mel* d^cr ba§ Sebcn auf unfcrem Paneten mit ber Urgeugung öon ?Ko= neren begann, l^aben ftd^ bie DrganijJmen atter ©ru^jpen beftänbig im ®anjen tt)ic im ©ingclncn öcttJoHIommnet unb l^ö^cr auögcbilbet. 25ie ftetig guncl(menbe 5Dlanni(]^faltigfeit ber Sebenöformen »ar ftct§ jugleid^ Don 5ortjd)rittcn in ber Drganifation begleitet. 3e tiefer @ie in bie ©d^id^ten ber 6rbc l(inabfteigen, in weld^cn bie SRcftc ber auö= geftorbenen SEl^icrc unb ^Hangen begraben liegen, je dlter bie Ic^tc:^ ren mitl^in ftnb, befto einförmiger, einfad^er unb unöoUIommencr finb il^re ©eftalten. S)ieg gilt fotool^l öon btn Organismen im ®ro^en unb ®anjen, als öon ieber eingelnen grbfeercn ober flcineren ®n4)|)e berfelbcn, abgefcl^en natürlid^ tjon lenen augnal(men, bie burd^ Sftüdbilbung eingelner formen cntftcl^cn. Snr Scftdtigung biefeiJ ®efe^eg will id^ 3^nen l^icr mieber nur bie »id^tigfte oon allen SCl^iergntppen, ben Stamm bcr SBirbcltl^iere, anfül^ren. S)ie dltcften fofftlen SBirbeltl^ierrefte, toeld^e loir Icnnen, gel^örcn ber tiefflel^cnben tJifd^flaffe an. Sluf biefe folgten f^)dter]^in bie öollfommneren S!tm|)]^ibien , bann bie gieptilien, unb enblid^ in nod^ Diel fpdterer Seit bie l^öd^ftorganijirtcn 3Birbeltl(ierflaffen , bie S3ögel unb ©dugctl^iere. aSon ben lefeteren erfd^ienen guerft nur bie nicbrigften unb unoottlommenftcn gormcn, ol^ne ^lacenta, bie Seu* teltl^ierc, unb Diel f^jdter toieberum bie ooMommneren ©dugetl^icrc, mit Pacenta. Äud^ oon bicfen traten guerft nur niebere, fpdter l^öl^cre formen auf, unb erft in ber Jüngeren Stertidrgeit entwidelte ftd^ au» ben le^teren aßmdl^lid^ ber 3Renfd^. SBerfolgcn @ie bie l^iftorifd^e entwidfelung beö ^flangcnrcid^ö, fo flnben @ie l^icr baffelbe ®efe^ beftdtigt. Slud^ öon ben ^{langen XL ®i(felunQ^ef(^i(^te bed (£entralnerk)enf9flemd, ber (S|tre« mitaten, ber 5(iemenbogen unb bed Sc^an^ed bei ben 9BirbeIt()ieren. Urfac^Iic^et 3ufammen^and unb $araQeH«mud ber Dntogeneftd unb $(ipIogenejid, ber inbit^i* buellen unb ber ^tammedentroicfelung. Urfa(^Ii4er Sufammeni^ang unb ^araQe* It^mud ber ^bplogenefid unb ber fpftemotifc^en C^ntmicfetung. $araQeIidmud bet brei organifc^en (Sntroitfelungdrei^en. SRcinc Ferren! SBcnn ber 5Kenf(]^ feine SteBung in ber 9latur begreifen unb fein Sßerl^ftltnife ju ber für il^n erlennbaren ©rf c^einungö«' melt naturgemäß erfaffen toiU, fo ift eS burd^dud notl^koenbig, ba| er obfectit) bie 9laturgefd^i(j^te ht^ SRenfd^en mit berfenigen ber übrigen Organismen, unb befonberS ber Stl^iere tiergleid^t. SBir l^ben.be^ reitS frul^er gefeiten, bafe bie wid^tigen ^)]^9fioIogifd^en ®efe^e ber SBererbung unb ber Slnpaffung in ganj gleicj^er 3SBeife für ben menfcl^H(]^en Organismus, toie für bie SEl^iere unb ^anjen il^re XIL I^iffetenjitunc^ in ber üntwirfdung bet *Wenf*()cit. 251 ®cltung f)abtn, unb l^icr »ic bort in SBcd^fcltoirfung mit cinanbcr [teilen. 2)a]^cr »irft auc^ bic naturUd^c 3ü^tung burd^ bcn Äampf wm'ö 3)afcin cbcnfo in ber mcnfd^licj^en ©cfcttjd^aft, mic im Scben ber Zf)itxt unb ^flangcn umgcftaltcnb ein, unb ruft l^ier mic bort immer neue formen l^crDor. ®anj bcfonbcrö »id^tig ift bicfc 3Scr= glcicj^ung ber mcnfd^Iici^cn unb ber tl(ierifd^en SSerl^ältniffe bei 33e* trad^tung beS ©iöergeujgcfe^eö unb beö Sortfd^rittögefc^e«, ber bei* ben ©runbgefe^e, bie »ir am @nbe beö legten SSortrag^ aB unmit» telbare unb not^menbige folgen ber natnrUd^en Büd^tung im Äampf um'§ ©ajein nad^getoiefen l^aben. @in oergleid^enber Ucberblid über bie SSölfergefd^id^te ober bie fogenannte ^SBeltgefd^id^te'' jeigt 3^nen jundd^ft als aUgemeinfteä Sffefultat eine beftdnbig junel^menbe ÜRannid^faltigfeit ber menfd^Ud^en Sl^dtigfeit , im einjelnen 3Renfd^enleben fotool^I alö im Familien* unb ©taatenleben 3)iefe SDiffereujirung ober Sonberung, biefe ftetig junel^menbe S)ii)ergenj be^ menfd^lid^en ßl^arafterS unb ber menfd^Ud^en Sebengform toirb burd^ bie immer weiter ge^enbe unb tiefer greifenbe 3lrbeit^tl(eilung ber gwbioibuen l^eroorgebrad^t. SBdl)renb bie dlteften unb niebrigften Stufen ber menfd^lid^en Äultur unö überall nal^egu biefelben rol(en unb einfad^en SSerl^dltniffe oor Singen ful(ren, bemerfen toir in jeber folgenben Verlobe ber (äefd^id^te eine größere SKannid^faltigleit in Sitten, ®ebrdud^en unb 6inrid^tun= gen bei ben oerfd^iebenen SRationen. S)ie junel^menbe 3lrbeitötl^eilung bebingt eine fteigenbe 5Kannid^faltigfeit ber formen in jeberSegiel^ung. 35aä fprid^t ftd^ felbft in ber menfd^lid^en ®ej!d^töbilbung auö. Unter ben nieberften SJolteftdmmen gleid^en ftd^ bie meiften S^bioibuen fo fel^r, bafe bie euro^)difd^en JReifenben biefelben oft gar nid^t unter* fd^eiben fonnen. 3Jüt junel^menber Äultur befferengirt ftd^ bie ^l^q* fiognomie ber SnbiDibuen in entf^)red^enbem ®rabe. ©nblid^ bei ben l^öd^ft entioldfelten Äulturoölfem gel^t bie JDioergenj ber ©ejtd^tsbil' bung bei aßen ftammöertoanbten Snbiüibuen fo toeit, bafe mir nur feiten in bie SSerlegenl^eit (ommen, jtt)ei ®ej!d^ter gdnglic^ mit ein= anber ju oertoed^feln. 252 gortWritt in bet (Sntmicfelung bet tWenf^beit. XII. Sll§ gwcitcö obcrftcö ©runbgcfc^ tritt un« in ber SJölIcrgefd^ic^tc baS grofec ®cfe^ beö Sottfd^rittö ober ber SSerüottfommnung cntflcgen. 3m ©rofecn unb ©anjen ift bic ®ef(]^i(]^tc ber aRenjd^l^it bie ®e= \6ixä)tt il^rer fortfci^rcitcnben enttüidelung. %xd\iä) fommcn überall unb gu jeber S^it SRüdfcJ^rittc im ©injelncn t)or, ober eg wer* ben fd^iefe Salinen beö §ortf(3^ritt§ eingefd^lagen , toe^c nur einer einfeitigen unb dufeerlid^cn SScroollfommnung cntgegenfül^ren , unb babei »on bem l^ö^cren 2^^\t ber inneren unb mcrt^DoHeren SBer- ebelung ftd^ me^r unb mel^r entfernen, allein im ©rofeen unb ®anjen ift unb bleibt bie ©nüoidelunßj^bemegung ber ganjen 2Rcnfd^]^ett eine fortfd^reitenbe, inbem ber 2Renf(]^ ftd^ immer weiter öon feinen affen= artigen SSorfal^ren entfernt unb immer mel^r feinen felbftgeftcctten ibealen S^clc« nähert. Sßenn @ie nun erlennen wollen, burd^ we^e ttrfaci^en eigent* lid^ biefe beiben großen ©ntwidfelungögefe^e ber SWenfd^l^eit, baö 2)i= oergenggefe^ unb ba^ 5ortf(]^ritt§gefe^ bebingt ftnb, fo muffen @ie biefelben mit ben entf^)re(]^enben ©ntwidelungögefe^en ber Stl^ierl^eit oergleid^en, unb (Sie werben bei tieferem ©ingel^en notl^wenbig gu bem @(]^luffe lommen, bafe fowol(l bie ©rfd^einungen wie il^re Ur* fad^en in beiben gäHen gang biefelben finb. 6benfo in bem ©ntwidc* lungggange ber ÜRenfd^enwelt wie in bemjenigen ber S^ierwelt finb bie beiben ©runbgefe^e ber 3)ifferengirung unb SSeroollIommnung lebiglic^ buri^ rein med^anifd^c Urfad^en bebingt, lebiglid^ bic notl^* wenbigen Solgen ber naturlid^en S^^tw^Ö i^ Äanq}f um'g JDafein. aSieHeid^t l^at ftd^ Sinnen bei ber tjorl^ergel^enben SBetrad^tung bie grage aufgebrängt: „@inb nid^t biefe beiben ©efe^e ibentifd^? 3ft nid^t immer ber gortfd^ritt notl^wenbig mit ber ©iüergeng öerbum ben?'' ©iefe grage ift oft befallt worben, unb 6arl ©ruft Sdr g. S., einer ber größten Sorfd^cr im ©ebiete ber 6ntwidfelung«ge== fd^id^te, l^at afö eine« ber oberften ®efe^e, bie ben Silbung^gang be« werbenben Sl^ierför^jerö bel^errf d^en , ben @a^ auögef^)rod^en: „5)er ®rab ber äuSbilbung (ober SSerooUfommnung) beftel(t in ber Stufe ber Soi^^erung (ober 3)ifferengirung) ber SEl^eile" '*"). @o rid^* Xn. goTtfd^HH o^ne ©iffmnjitung. 253 tig biefer @a^ im ©anjen ift, fo l^at er bennod^ (eine aUgemeine ®fih tigfeit. SSielmcl^r jeigt fid^ in fielen einjelncn gfiDen, bafe 3)iDcr^ gcnj unb ^ortfd^ritt lelne^wcg^ burd^wcg jufammcnfattcn. Sftid^t icber Sortjd^ritt ift eine ©ifferenjirung, \xnb ni(]^t jebc iDifferenjirung ift ein gortfd^ritt. SBa« jundd^ft bic SSerüoniommnung ober ben iJortfd^ritt betrifft, fo Ifat man fd^on frul^er, burd^ rein anatomifd^e SBetrad^tungen ge^ leitet, ba^ (äefe^ oufgefteUt, ba^ aKerbing^ bie SSerDoUtommnung beS DrganiiJmu« gröfttentl^eitö auf ber Slrbeitöt^eilung ber eingelnen Dr* gane unb ^örpertl^eile berul)t, bag eS iebod^ aud^ anbere organifd^e Umbilbungen giebt, toeld^e einen Sortfd^ritt in ber Drganifation be=^ bingen. @inc fold^e ift befonber^ bie ß^^l^ci^winberung gleid^* artiger SEljeile. SSergleid^en Sie j. 33. bie nieberen (reb^artigen ©liebertl^iere, meldte fel^r jal^lreid^e 33einpaare befi^en, mit ben Spin- nen, bie ftetö nur öier 33einpaare, unb mit ben Snfctten, bie ftet^ nur brei SSeinpaare befi^en. ^ier flnben Sie biefe§ ®efe^, »ie burd^ gal^lreid^e äl^nlid^e SSeifpiele, beftätigt. $Die Sal^lrebuction ber SSeim paare ift ein gortfd^ritt in ber Örganifation ber ©liebertl^iere. eben» fo ift bie 3a^lrebuction ber gleid^artigen SBirbelabjd^nitte be^ Stumpfes bei ben SBirbelt^ieren ein i^ortfd^ritt in bereu Drganifation. SDie fjifd^c unb ampl^ibien mit einer fe^r großen Stnjal^l üon gleid^artigen SBirbeln finb fd^on be«l)alb unöoHfommener unb niebriger alö bie 336= gel unb ©dugetl^iere , bei benen bie SBirbel nid^t nur im ®anjen Diel mel^r biffcrenjirt, fonbem aud^ bie 3a^l ber gleid^artigen SBirbel t)iel geringer ift. 9lad^ bemfelben ©efefee ber 3öl)lDerminberung jtnb ferner bie 33lütf)en mit jal^lreid^en ©taubfftben untJoUfommener alö bie aSlutl^en ber tjertoanbten ^fiangen mit einer geringen ©taubfäben= gal^l u. f. m. SBenn alfo urfprünglid^ eine fet|r grofee Slngal^l t)on gleid^artigen Stl^eilen im Äörper öorl^anben mar, unb menn biefe 3al)l im Saufe jal^lreid^er ® enerationen aHmd^lid^ abnal^m , f o »ar biefe Umbilbung eine SSerüoUIommnung "*). ein anbereS gortfd^rittögef e^ , toelc^Ci^ Don ber 3)ifferenjirung ganj unabhängig, ja fogar biefer gemiffermafeen entgegengefe^t er= 254 3)iffetenjirung ojne {fort^ritt. Xu. f(i^cint, ift ba^ ®cfc^ bcr ßcntralifation. ^m attgcmcmcn ift bcr ganjc Drganiömuö um fo Dottlommcncr, je chtl^citUd^cr er orga^ nijlrt ift, je mcl^r bic SEI^cilc bcm ®anjcn untcrgcorbnct, ic mcl^r bic lyunctioncn unb il^rc Organe ccntraliftrt pnb. @o ift j. SB. ba^ Slutgcfdfefqftcm ba am Dottfommcnftcn , mo ein ccntraliftrtcö ^crj cjiftirt. ebcnfo ift bic jufammcngcbrdngtc aRarfmaffc, meldte baö SRücfcnmarf bcr SBirbelt^ierc unb bag Saud^marf bcr l^öl^eren ©lieber^ t^ierc bilbet, üottf ommcner , alö bie beccntraliftrtc ©anglicntcttc bcr nicbercn ©Uebcrtl^icre unb ba^ jcrftreutc Oanglicnf^ftcm bcr SBcid^* tl^icrc. 33ei bcr ©d^toicrigfcit, »cld^c bic ßrldutcrung bicfcr öcr- mideltcn gortfd^rittiJgefc^c im ßinjclncn l^at, fann xä) ^ier nid^t naiver barauf cingcl^cn, unb mufe ©ic bcjüglid^ bcrfelben auf Sronn'ö trcfflid^e ^Worpl^ologifd^c ©tubien" **) unb auf meine generelle SÄor- p^ologie ücrweifcn (®en. 2Korp^. I, 370, 550; II, 257-266). SBdl^renb Sic l^ier gortfd^rittSerfd^cinungen fcnnen lernten, bic gang unabl^dngig üon bcr ©iüergenj jinb, fo begegnen @ie anbrer- feit« fcl^r l^dupg ©ifferenjirungen, meldte feine SSerDollfommnungcn, fonbern üiclmel^r baö ©cgcnt^cil, SRüdfd^ritte fmb. &^ ift leicht ein- jufcl^cn, ba^ bie Umbilbungen, meldte iebe I^icr* unb ^panjcnart erleibet, nid^t immer aSerbefferungen fein tonnen. SJiclmcl^r ftnb Diele 3)iffcrenjirungöcrfd^einungen, »eld^c öon unmittelbarem SSortl^cil für ben Drgani^muiS ftnb, infofem fd^dblid^, alö fte bic allgemeine £ei* ftungöfdl^igfeit beffelben bccinträd^tigcn. ^dufig finbet ein SRudfd)ritt ju einfad^eren gcbenöbcbingungcn unb burd^ anpaffung an bicfclben eine ©ifferenjirung in rüdEfd^rcitenber SRid^tung ftatt. SBcnn g. 33. Organismen, bic biöl^cr frei lebten, jid) an ba§ ^)arafttifd^c Scben ge^ »öl^ncn, fo bilben fte ftd^ baburd^ jurucf. ©old^c 3:i^icrc, bie bidl^cr ein mol^lcntioidtcltcö 9lert)enf9ftem unb fd^arfe Sinnesorgane, fon?ic freie SSemegung befafeen, verlieren bicfclben, menu pe pd^ an paxa^ ptif d^e fiebenSmeife gcwöl^ncn ; pe bilben pd^ baburd^ mcl^r ober min= bcr gurüdf. ^ier ift, für pdf) betrad^tet, bie 2)ifferengirung ein ^Hüd- fd^ritt, obwol^l pe für ben paraptifd^en Organismus felbft üon SSor^ t^il ip. 5m Äampf um'S 5)afein würbe ein fold^eS linier, baS pc^ Xn. SUubimentarc ober t^crfümmeTte Otgone. 255 gcÄöl^nt l^at, auf Äoftcn Änbcrcr ju leben, bur(% aSeibel^altung feiner Sittgen ttnb 93ett)egungi^tt)eTf jeuge , bte il^m ntd^tö mel^r nü^en, nur on SRaterial üerlteren; unb »enn eiS biefe Organe einbüßt, fo fommt bafür eine üRaffe öon ©mdl^rungöntaterial, ba§ jur ©rl^altung biefer Sl^elle üertöanbt »urbe, anberen Sl^eilen ju ®ute. ^vx Äampf um'ö S)afein jtoifd^en ben öerfd^iebencn ^rajttcn werben bal^er blejenigen, tDeld^e am toenigflen ^n^px&ijt mad^en, im SBortl^eil t)or ben anberen fein, unb bleö begünfligt il^re SRucfbilbung. (gbenfo »ie in biefem pralle mit ben ganjen Organismen, fo t>tv^ l^dlt ed ftd^ aud^. mit ben ^ör^^ertl^ilen be§ einjelnen Drganidmud. äud^ eine JDifferengirung biefer Sil^eile, öoeld^e gu einer tl^eilmeifen 3flüdbilbung, unb fd^liefelid^ felbfl jum SBerlufl einjelncr Organe filiert, ift an jtd^ betrad^tet ein SRüdffd^ritt, fann aber für ben Organismus im Äam^)f um'S S)afein Don SSortl^il fein. SKan fam^}ft leidster unb beffer, menn man unnü|eS ®tpad forttoirft. ©al^er begegnen wir überall im enttt)idtelteren 2:]^ier= unb ^panjenIor))er 35iDcrgenjpro^ ceffen, weld^e mefentUd^ bie 9iüdtbilbung unb fd^Ueglid^ ben SSerluft einjelner Sil^eile bennrfen. ^ier tritt un^ nun öor atten bie l^dd^ft toid^tige unb le^rreld^ ©rfd^inungSreil^e ber rubimentären ober öerfümmerten Organe entgegen. Sie erinncm ftc^, bafe id^ fd^on im erften SJortrage biefe aufeer^ orbentUc^ merftoürbige ©rfd^einungSrcil^e als eine ber »id^tigften in tl^eorctifd^er Sejiel^ung J^eröorgel^oben Ifaht^ als einen ber fd^lagenb^^ ften SeweiSgrünbe für bie SBal^rl^eit ber SlbftammungSle^re. SBir begeidineten als rubimcntdre Organe fold^e ^txU beS Äör))erS, bie für einen beftimmten Qmd eingerid^tet unb bennod^ ganj jmedloS jinb. 3d^ erinnere Sie an bie Äugen berjenigen SEl^iere, »eld^e in ^öl^len ober unter ber ©rbe im ©unfein leben, unb bal^er niemals il^re Slugen gebraud^en tonnen. Sei biefen Sil^ieren finben wir unter ber ^aut t>erftedtt tt)irllid^e Äugen , oft gerabe fo gebilbet »ie bie Äugen ber toirflid^ fel^enben Siliere; unb bennod^ functioniren bie je Äugen nie^ mals, unb fönhen nid)t functioniren, fd^on einfad^ auS bem ®runbe, weil biefelben oon bem unburd^pd^tigen ^Jelle überjogcn pnb unb ba- 256 Wubimentare {^lugel imitier ©ögel unb 3nfeften. XII. I^cr fein Sid^tftral^l in.pc ^incinfättt (Dcrgl. oben @. 13). »cl bcn SSorfal^rcn bicjer Siliere, »cld^e frei am SEageSlid^t^ lebten, »arcn bie Slugen wol^l cntoidelt, öon ber burd^pd^tigen ^ornl^aut überjogen unb bienten toirfl^ jum Selben. 8lber alö jle p(j^ nad^ unb nad^ an unterirbifd^e Sebenötoelfe getoöl^nten, jld^ bem StageSUd^t entjogen unb il^re Singen nld^t mel^r brandeten, würben blefelben rüdtgebilbet. @e^r anjd)aulid^e a3etf^)iele üon rubimentdren Organen jlnb fer^» ner bie i^lügel öon linieren, meldte md)t fliegen fönnen, j. ©. unter ben SBogeln bie Slugel ber ftraufeartigen Saufuögel, (©traufe, (Sa» fuar u. f. tt).) , bei »eldien pd^ bie 33einei aufeerorbentlid^ cntmidEelt ^aben. 2)iefe ä^ögel l^aben jtd^ ba^ fliegen abgeiDol^nt unb l^aben baburd^ ben ©ebraud^ ber %VxQt\ verloren; aDein bie glÄgel pnb nod^ ba, obwol^l in Dcrfummerter §orm. @e^r l^dupg pnben Sie f old^e , Der!ümmerte Slöflcl in berÄlaffe ber^nfeften, Don benen bie meiften fliegen fönnen. Slu§ öergleid^enb atiatomifd^en unb anberen ©rünben fönnen »ir mit ©id^erl^eit ben ©c^lufe jie^en, ba^ atte je^t lebenben Snfcften (alle ^eujd^redten, Ädfer, Sienen, SBangen, fliegen , ©d^metterlinge u^ f. to.) Don einer eingigcn gemeinjamen @ltemform, einem @tamminfeft abftammen, toAä^t^ gn)ei entmidelte Slügeltl^iere unb brei Seinpaare befafe. 9lun giebt c« aber fel^r jal^lreid^e Snfeften, bei benen enttoeber eine« ober beibe glügdpaare me^r ober minber rüdtgebilbet, unb oiele, bei benen pe fogar oöl- lig Derfc^wunben pnb. 3n ber gangen Drbnung ber ^li^flcn ober 3)ipteren g. 33. ift ia^ l^intere ^lügel^Jaar, bei ben 3)re]^püglern ober ®trepp))teren bagegen ba« oorbere Slugelpaar oerfümmert ober faft gauj oerloren. Slu^erbem pnben Sie in leber Snfeftenorbnung ein- jelne ©attungen ober 2lrten, bei benen bie §lugel mel^r ober min- ber rüdfgebilbet ober oerfd^wunben pnb. 3«ö'&cfonbere ift le^tere« bei ^arapten ber Satt. Dft pnb bie SBeibd^en flügellos, wdl^renb bie SWdnnd^en geflügelt pnb, j. 33. bei ben fieud^tfdfem ober 3o- l^anni^fdfern (Lampyris), bei ben @tre|)ppteren u. f. ». Offen- bar ifl biefe tl^eiltoeife ober gdnglic^e SRüdbilbung ber Snfettenflügel burc^ natürliche Bw^i^tung im Äam))f um'« 2)afein entftanbeu. 2)enn Xn. WubimentöTe ober t»erfämmctte ^lügel t>(e(er 3nfeften. 257 tt)ir flnben bic Snfeften ^^orjugStoelfc bort ol^nc Slüfld, too ba8 t5Ii^ gen il^nen ttu^lod ober fogar entfd^ieben fd^dbltd^ fein n)ärbe. äßenn g. 33. Snfeften , toeld^e 3nf ein beiool^nen , Diel unb gut fliegen , fo fann eö leidet üorfommen, bafe fte beim fliegen burd^ ben SBinb in ba« aReer gewelkt »erben, unb »enn (»ie eö immer ber 5^11 ift) ba« ^lugoermögen inbiöibueß Derfd^ieben entmidelt ift, fo l^ben bie fd^led^tfliegenben 3nbit)ibuen einen SJorjug Dor ben gutfliegenben; fie »erben weniger leidet in ia^ SWeer gemelkt, unb bleiben Idnger am geben ate bie gutfliegenben Snbiüibuen berfelben Art. 3m S3er* laufe üieler ©enerationen mufe burd^ bie SBirffamfeit ber natür* lid^en Sü^tung biefer Umftanb notl^ioenbtg ju einer Dollft&nbigen SSertümmerung ber Flügel fül^ren. SBir l^dtten unS biefen ©d^lufe rein tl^eoretifd^ entioideln t5nnen unb flnben i^n nun burd^ Diele Seotad^tungen beftdtigt. 3n ber SD^at ift auf ifolirt gelegenen 3n» fein bad SSerl^dltnig ber flAgellofen Snfeften gu ben mit klügeln Derf eigenen gang auffallenb gro^, Diel größer ald bei ben Snfeften beö ^eftlanbe^. @o finb g. S. nad^ äßollafton Don ben 550 j^dfer« arten, »eld^e bie Snfel SRabeira betool^nen, 200 flügeUoS ober mit fo unDottfommenen klügeln Derfel^en, bafe fie nid^t mel^r fliegen Wn* nen; unb Don 29 Gattungen, weld^er fener Snfel au^fd^Ue^lid^ eigen» tl^ümlid^ finb, entl^alten nid^t toeniger afö 23 nur fold^e Arten. Offen» bar ift biefer merftoürbige Umftanb nid^t burd^ bie befonbere SBeiiS» ^eit beS ©d^ö^)fer« gu erfldren, fonbem burd^ bie natürlid^e 3ö^' tung, inbem l^ier ber erblid^e 9lid^tgebraud^ ber ^lügd, bie Slbgc» mö^nung beiS f^liegeni^ im ^am:))fe mit ben gefdl^rlid^en SBinben, ben trdgeren Ädfern einen großen SSortl^eil im Äam^)fe um'i5 JDafein gemdi^rte. SBei anberen pfigellofen Snfeften toar ber glügelmangel au« anberen ©rfinben Dortl^eill^aft. 3ln fid^ betrad^tet ift ber SSerluft ber Slögd ein SRödff d^ritt ; aber ffir ben Organismus unter biefen be» fonberen fiebenSoer^dltniffen ift er einSBortl^eil im Äauq)f um'« 3)afein. SSon anberen rubimentdren Organen n)ill id^ l^ier nod^ beif)7iels» toeife bie fiungen ber ©d^langen unb ber fd^langenartigen ©ibec^fen enodl^nen. Sllle SSirbeltl^iere , loeld^e Sungen bejt^en, 9lnq)^ibien, 258 fRuMmentöre Crgane be« Wenf*en. XII. SÜeptilien, SSögel irnb ©fiugctl^crc, l^abcn ein ^aar Sungcn, eine t^d^te uitb eine linfe. SBenn aber ber Mxptx fid^ aufeerorbcntlid^ Der* bannt nnb in bie Sdnge ftrerft, mie bei ben (Sd^Iangen nnb fd^langen« artigen ©ibed^fen, fo l^at bie eine ßnnge neben ber anbem nid^t mel^r Pa^, unb eS ift für ben aRed^ani^muö ber at^mnng ein offene barer Sortl^eil, »enn nur eine fiunge entmidtelt ift @ine einjige grofee 2unge leiftet l^ier wel^r, alö jtoei fleine neben einanber, unb bal^er flnben toir bei biefen SEl^ieren faft burd^gdngig bie redete ober bie linle Sunge allein au^gebilbet. S)ie anbere ift gang Derfümmert, obiool^I al» unnä^eS Siubiment üorl^anben. @benfo ift bei aUen S35geln ber redete ©ierftod öerfümmert unb ol^ne Function; ber Unte ©ierftodf allein ift entmicfelt unb liefert atte ©ier. 3)a6 aud^ ber SKenfd^ fold^e ganj unnü^e unb ftberflü^ige rubi^ ntentftre Organe befi^t, l^abe id^ bereit« im erften Vortrage erwdl^nt, unb bantald bie SRuSfelUr n)eld^e bie Dl^ren belegen, als fold^e an^ gefül^rt. ^[ugerbem gel^ört l^ierl^er ba^ Stubiment bed ©d^ioanjed, toeld^eö ber SWenfd^ in feinen 3—5 ©d^toanjtoirbeln bejt^t, unb »el* d^eiS beim menfd^lid)en ©mbr^o n)dl^renb ber beiben erften SRonate ber ©itttidelung nod^ frei l^erDorflel^t. (SSgl. Jaf. II unb III.) ©pdterl^in Derbirgt eö jid^ üollftdnbig im f^kifd^^- S)iefei5 öerfummerte ©d^wdnj* d^en be« üRenfd^en ift ein untt)iberleglidt)er ßcnge für bie unleugbare Sl^atfad^e, bag er \>on gefdiiDdugten SBoreltern abftammt. 93eim SSeibe ift iai @d^n)dn}d^en gemöl^nlid) um einen äßirbel Idnger, al« beim SKanne. Äud^ rubimentdre ÜRuäfeln ftnb am ©d^toange bt& ÜRen- fd^en noc^ Dorl^anben, toeld^e benfelben DormalS bewegten. @in anbered rubimentdre« Organ be« SRenfd^en, »eld^e« aber blog bem ÜRanne gufommt, unb meldte« ebenfo bei fdmmtlid^en mdnn- lid^en ©dugetl^ieren jid^ pnbet, jinb bie ÜRild^brüfen an ber Sruft, iDeld^e in ber Siegel blog beim »eiblid^en ®efd^led)te in Sl^dtigfeit treten. Snbeffen fennt man Don l^erfd^iebenen ©dugetl^ieren, nament* lid^ t>t>vx SKenfd^en, t)om ©d^afe unb üon ber 3iege, eingelne Sdlle, in benen bie SRild^brüfen aud^ beim mdnnlid^en @}efd^led^te »ol^l ent^ toidelt waren unb 5Wil(l^ jur ©rndl^rung beö Sungen lieferten, ©afe XII. Unfcböjbare pbitofop^iWe ©ebeutung bcr tubtmeittäten Organe. 259 aud^ bie rubimentdrett Ol^renmitöfeln bed ÜRenfd^en Don eiitielnen ^crfonen in Jolflc anbaucmbct ttcbung nod^ jur ScÄCftung bcr Dl^rcn ücnoenbct »erben tonnen, »utbc bereite ftül^er ertodl^nt (®. 12). tteberl^an^t pnb bie rubimentdren Organe bei öerfd^iebenen Snbiüi« buen berfelben Slrt oft fel^r öerfd^ieben entoidtelt, bei im einen jiem* lid^ grofe, bei ben anberen fel^r Kein. S)iefer Umfianb ift für il^re &x^ fldrung fe^r toid^tig, ebenfo »ie ber anbere ttmftanb, bafe f e attge^ meinen bei ben (gmbr^onen, ober überl^an^t in fel^r frül^er Sebendgeit, Diel größer nnb ftdrfer im JBerl^dltnife jum übrigen Äörper jinb, al8 bei ben auögebilbeten unb ertoad^fenen Organismen. S^äbefonbere ift bie« leidet naij^gntoeifen an ben mbimentdren ©efd^led^tSorganen ber ^flanjen (Staubfdben unb ©riffeln), »eldie id^ frül^er bereit« an- gefül^rt l^abe. 2)iefe finb oerl^dltnigmä^ig Diel grb^er in ber jungen 93lut]^enhio«)7e ald in ber entmidelten WAfft. @(j^on bamalS (@. 1.4) bemerlte id^, ba^ bie rubimentdren ober Derfftmmerten Organe ju ben ftdrfften Stufen ber moniftifd^en ober med^aniftifd^en SBeltanfd^auung gel^Sren. SBenn bie ®egner berfelben, bie ©ualiften unb Seleologen, ba« ungel^eure ®ett)id^t biefer Sl^at- fad^en begriffen , müßten pe baburd^ jur Serjioeipung gebrad^t toer- ben. S)ie läd^erlid)en 6rfldrung«Derfu(l^e berfelben, bafe bie rubimen* tdren Organe Dom @d^ö))fer ,,ber Symmetrie l^alber" ober „gur for^^ malen 9u«ftattung'' ober ,,au« Stüdtftd^t auf feinen allgemeinen @d^ö))fung«))lan'' ben Organismen Derliel^en feien, beioeifen jur ©e- nüge bie Döllige Oi^nmad^t fener Derf eierten SBeltanfd^auung. 3^ wiufe l^ier mieberl^olen, ba% menn mir aud^ gar 9lid^td Don ben übrigen @ntmid(elungSerfd^einungen n)u|ten, mir gang allein fd^on auf @runb ber rubimentdren Organe bie ©efcenbenjtl^eorie für »a^r l^alten müßten. Äein ®egner berfelben l^at Dermod^t, audt) nur einen fd^ma^ d^en ©d^immer Don einer annel^mbaren (grildrung auf biefe dufeerft mertmürbigen unb bebeutenben @rfd^einungen fallen gu laffen. @S giebt beinal^e feine irgenb l^öl^er entmidfelte ^itx^ ober $flangenform, bie nid^t irgenb meldte rubimentdre Organe l^dtte, unb faft immer Idfet ftd^ nad^meifen, bafe biefelben ^robufte ber natürlid^en Sö^towß 17* 260 6ntf)ebung ber nibimentären Organe burd^ 9{i fad^en ber menfd^lic^en ^eimedgefd^id^te nod^ l^ute ben SReiften gonj unbelannt pnb. ©elbft oon SSielen, »eld^e fe fennen, »erben fle bod^ teinedmegd in gebäl^renber Sßeife getoärbigt hierbei »erben mir beutlid^ getool^r, auf loeld^em fd^iefen unb einseitigen SBege fid^ bie oielgerül^mte Silbung be$ neunjei^nten ^al^rl^unbertd nod^ gegen- to&rtig befinbet. Unioiffenl^eit unb Aberglauben ftnb bie ©runblagen, auf benen ftd^ bie meiften SRenfd^en bad Sl^erftdnbni^ il^red eigenen Organismus unb feiner Sejiel^ungen gur ®ef ammtl^eit ber S)inge auf' bauen, unb jene l^anbgreißid^en 2:]^atfad^en ber SntmidelungSgefd^id^te, meldte baS Sid^t ber Sal^rl^eit barüber oerbreiten fbnnten, »erben ig« norirt. SinerbingS ftnb biefe bebeutungSüollen Sil^atfad^en nid^t geeig* netr äßol^IgefaUen bei benjenigen gu erregen, »eld^e einen burd^greifen« ben Unterfd^ieb jttnfd^en bem SWenfd^en unb ber übrigen Statur annel^ men unb namentlid^ ben tl^ierifd^en Urf))rung beS SRenfd^engefd^led^tS nid^t jugeben »otten. gnSbcfonbere muffen bei ben|enigen SSölfem, bei benen in golgc oon falfd^er 3luffaffung ber ©rblid^feitSgefelje eine erblid^e Äaftcncintl^eilung ejciftirt, bie SWitglieber ber l^errfd^enbcn px\t>U legirten haften baburd^ fel^r unangenel^m berül^rt »erben. 93elanntlid^ gel^t l^eute nod^ in üielen Äulturldnbern bie crblid^e Slbftufung ber ®t&nbe fo »eit, bag g. 93. ber Slbel gang anberer 9latur, als ber Sür« gerftanb gu fein glaubt, unb ia^ Sbelleute, »eld^e ein entel^renbes 93er« bred^en begel^en, gur (Strafe bafür aus ber SlbelStafte ausgeflogen unb in bie ^ariafafte beS ,, gemeinen" aSürgcrfianbeS l^inabgefd^leubert »er« ben. SBaS foUen biefe @belleute nod^ t)on bem SSoKblut, bas in il^ren |)rioilegirten 3lbem rollt, beulen, »enn fie erfal^ren, ba^ alle menfd^« Ud^en (Smbrqonen, abelige ebenfo »ie bürgerlid^e, »dl^renb ber erfien beiben SRonate ber @nt»idelung t>m ben gefd^»ängten Smbr^onen beS ^unbes unb anberer ©dugetl^iere faum gu unterfd^eiben finb? 264 ^«« <5i ^e« «Wenden. XII. S)a bic abpd^t blefcr SJortrdflc IcbigUd^ ifl, bic allgemeine ßr. fenntnife ber natüriid^en SSBol^tl^etten ju förbem, uitb etne naturgem&fee Slnfd^auunß Don ben Sejiel^ungen be8 SKenfd^en gur übrigen Statur in »eiteren Äreifen ju i^erbreiten, fo »erben @ie e« l^ier getoi^ gered^fc« fertigt flnben, toenn id^ jene toeit verbreiteten SBorurtl^eUe üon einer priDilegirten auSnal^mejlettung beS SKenfd^en in ber @c]^o))tung nid^t berüdjid^tige. SSielmel^r toerbe id^ Sinnen einfad^ bie embr^ologifd^en 5tl^atfad^en üorfül^ren, and benen @ie felbft fd^ bie @d^Iuffe Don ber ®ruhbIoPgIeit jener SSorurtl^eile bilben f5nnen. 3<^ möd^te Sie um fo mel^r bitten, über biefe SEl^atfad^en ber Äeimeögefd^id^te eingel^enb nad^ jubenf en , al§ ed meine fefte Ueberjeugung ift, bafe bie attge* meine Äenntni^ berfelben nur bie inteHectuette SSerebelung unb fomit bie geiftige aSerDotttommnung beS SRenfd^engefd^led^tiS förbem tann. aus bem unenblid^ reid^en unb intereffanten ßrfal^rungSmaterial, ba« und bie Aeimedgefd^id^te ber SBitbeltl^iere bietet, loitt id^ »undd^ft einige Sl^atfad^en l^ertjorl^eben, loeld^e foiool^I für bie 2)efcenbenj* tl^eorie im SÜIgemeinen, als für beren Slnioenbung auf ben aRen:^ fd^en t)on ber l^öd^fien Sebeutung jinb. 3)er aWenfd^ ift im Seginn feiner inbiDibueHen ©jrifienj ein einfädle« 6i, eine einjige fleine Sette, fo gut loie jeber anbere tl^ierifd^e DrganiSmu«, toeld^er auf bem SSege ber gefd^Ied^tlid^en 3^ugung entfielet. S)ad menfd^Iid^e 6i ift loefcntlid^ bemjenigen atter anberen ^dugetl^iere gleid^, unb namentlid^ oon bem @i ber ]^5l^eren @dugetl^iere abfolut nid^t ju unterfd^eiben. 2)a« in 5ig- 5 abgebilbete 6i lönnte ebenfo gut Dom ÜRenfd^en ober Dom Sffen, atö Dom $unbe, Dom $ferbe ober irgenb einem anberen l^öl^eren ©dugetl^iere l^errül^ren. Sftid^t attein bie Sform unb ©trudurr fonbem aud^ bie ©röfee be« @ie« ift bei ben meiften ©dugetl^ieren biefelbe loie beim 3Renfd^en> ndmlid^ üngefdl^r V,o'" ©urd^meffer, ber 120 fle SEl^eil eines SoHeS, fo bafe man ba« ei unter günftigen Umftdnben mit blofeem Äuge eben als ein feines ^nltd^en Daal^mel^men fann. 3)ie ttnterfd^iebe, loeld^e jttrtfd^en ben 6iem ber Derfd^iebenen ©dugetl^iere unb 3Renfd^en Dairflid^ Dorl^an« ben flnb, befleißen nid^t in ber Sormbilbung, fonbem in ber d^emi« Xn. 3wfö»«TO)enf4cn, (unbertmal t>et' grdgert. a ^txntoxptxäftn ober Nncleolns (fogcnann« tcr Äeimflecf be« (Sie*); 6 Äctn ober Nncleus (fo» genannte« 5(eimbläd4en be« (Sied); e SeQfloff obet Protoplasma (fogenannter IDotter bed Qied); oUm Sflcife« grab erlangt l^at, tritt baffelbe au« bem ©erjlodC beö SSBeibe«, in bem 266 St(|inntnb( Qnlnicttluns it6 @äuQtt6itrti(i. XII. es entpanb, !^erouS, unb gelangt in ben gileiter, unb burc^ bie|e enfle 9tö^re in bm tneiteren jfeimbetiälteT obet t^i^tbe^älter (Uterue). SSirb injU)ifd)en bas @i burd| ben entgegentontinenben männlichen ©amen (Sperma) 66(111(^161, fo entoidelt eS (l(& in biefem SBe^filter weiter jum Äeim (Embryon), unb nerlÄfet benfelöen ni(^t e^er, als bi« ber Aetm voQtommen auSgebilbet unb fd^ig i(t, atö junges @änget^iei burii^ ben @eburtSact in bie SBelt ju treten. SDie ^onnDer&nbemneen unb Umbilbungen, ueli^e bas befrui^' tete @i innerhalb bes jEeimbe^dlterS burd)laufen ntug, e^e e§ bie @efter je^t iprdfentirt, beftel^t jundd^ft barin, ba^ berfelbe jid^ in eine higelige Slafe i^ermanbclt, inbem im 3n* neren fld^ SlüfPflWt anfammelt. S)iefe Slafe nennt man Äeimblafe (Vesicula blastodermioa). S)ie SBanb berfelben ift anfangt aud lauter gleid^artigen Qtüm jufammengefeljt. SBalb aber entfielet an einer Stelle ber SBanb eine fd^eibenförmige Scrbidtung, inbem jid^ l^ier bie 3^0en rafd^ üermel^ren; unb bicfe SSerbidtung ifi nun bie Einlage für ben eigentlichen Seib bed Äeime« ober Smbr^Or mdl^renb ber übrige Vfcxl ber Äeimblafe blog jur @mdl^rung bed Smbrqo üer« menbet mirb. ^iet)erbid(te @d^eibe ber (Smbr^onalanlage nimmt balb eine Idnglid^ runbe unb bann, inbem red^ter unb linfcr ©citenranb audgefd^toeift merben, eine fol^lenförmige ober bidquitförmige ®eftalt an (Srig. 7, Seite 271). gn biefem Stabium ber @nttt)idelung, in ber erften Unlage beS ÄeimS ober @mbr^o, finb nit^t allein alle ©dugetl^iere mit Inbegriff be« SKenfd^en, fonbem fogar alle SBirbeU tl^iere überl^au^jt, alle ©dugetl^iere, Sogel, 3le|)tilien, ampl^ibien unb 268 ^ilbung unb {Bebeutung ber \>itx 5(eimb(&tter. Xu. f^f(i^c im aScfcntlid^ctt nod^ glcid^; tl^ctte faitn man fc gar nid^t, tl^cil« nur burti^ ll^rc ®xb^t, ober burd^ umocfcntUd^c gformbtffctcnacn, fowic burd^ bic Silbung bcr ©il^üUcn Don elnanber untcrfd^clbcn. Sei «ttcn bcjld^t bcr ganjc 2eib au8 toeitcr nid^t«, al8 au« jtDei büm nen ©d^id^tcn ober Sagen oon einfad^en QtUm; biefe liegen loie jloel runbe bünne Sldtter über einanber unb l^ei^en bal^er ble ^^)rimdren Äeimbidtter''. S)a8 fiu^ere ober obere Äelmblatt ift ba« J^aut* blatt (Exoderma), ba8 innere ober untere l^ingegen be« 2)arm» Matt (Eutoderma). Salb üerbidCen fid^ bie beiben iprimdren Äeimbidtter unb jerf allen bur(!^ ^Jldd^enfpaltung in bie üier fecun* bdren Äeimbldtter. «ud^ biefe befleißen au8 weiter 9Wd^t8, al8 au8 gleid^artigen 3^0^^; i^^^^ ^<^i <^^^^ ^ine anbere Sebeutung für ben Aufbau beS 9Sirbeltl^ier{5rper8. Und bem oberen ober duneren j^eimblatt entfielet bIo| bie dunere Dberl^aut (Spibermtö) nebft ben ßcntraltl^eilen beS 5Ren)enf9fiem8 (Sdüdenmarf unb ©el^im); au8 bem unteren ober inneren Slatt entftel^t blofe bie innere garte J&aut ((Spitl^elium), meldte ben gangen ^armlanal oom Sd^Iunb btö gum after, nebft allen feinen Slnl^angSbrüfen (Sunge, 2eber, Sp^tl* brüfen u. f. m.) auSfteibet; au8 ben gioifd^en jenen gelegenen mittte« reu beiben Äeimbldttem entftel^en atte übrigen Drgane. (SBergL über bie SBorgdnge ber ÄeimeS-entmicfelung beim 3)?enfd^en unb bei ben Stl^ieren meine ^Untl^ro^JOgenle" ••) unb meine ^©tubien gur ©ajtrda^^SJ^eorie" '»). S)ie Sorgdnge nun, burc^ loeld^e au8 fo einfad^em Saumate« rial, au8 ben oier einfad^en, nur au8 QtUm gufammengefe^ten Äeim« bldttem, bie oerfd^iebenartigen unb l^öd^ft oenoidelt gufammengefe^ ten Sil^eile be8 reifen aBirbelt]^ierf5r^)er8 entflel^en, fnb erften« toie* berl^olte 2:]^eilungen unb baburd^ Sermel^rung ber Sdlen, gmeitenS Ärbeitötl^eilung ober JDifferengirung biefer Seilen, unb brittenS Ser* binbung ber oerfd^iebenartig au8gebilben ober bifferengirten 3^0^ gur Silbung ber oerfd^iebenen Organe, ©o entfielet ber ftufentoeife f^ortfd^ritt ober bie SerooSfommnung, loeld^e in ber SuSbilbung be8 embryonalen Seibe8 ©d^ritt für ©d^ritt gu Verfölgen ift. 3)ie ein» Xn. Setgtei^ung M me^rjenigen Drgoniimud mit einem 6taate. 269 fa(]^en (Srnbr^onaljeUen, toelii^e ben 9BirbeU]^iert$r))er jufammenfe^en iDoIlen, Derl^alten jld^ mie Sürger, votlift einen @taat gränben tDoQen. S)ie einen ergreifen biefe, bie anberen jene 3:i^dtigteit, unb bilben biefelbe jum Seften bed ©anjen au^ 5>uxii biefe Slrbeitö- t^eilung ober 3)ifferenjirung, unb bie bamit im Sufammenl^g fte^enbe äSerttoOIommung (ben organif(I)en $ort[(I)ritt), mirb c& bem ganzen Staate möglid^, Seiftungen ju t>oIl}ie]^en, loeld^e bem eingelnen 3nbi))ibuum unmbglid^ todren. ^er ganje äSirbeltl^ierfbr^er, U)ie {eber onbere mel^rgellige OrganüSmuS, ift ein repubUtanifd)er QtUtn- ftaat, unb bal^er tann berfelbe organifd^e f^nctionen DoQgiel^enr iDel^e bie eingelne S^le aU @injiebler (j. 93. eine SImoebe ober eine eingettige ^flanje) niemal« leiften Ibnnte"). 6d toirb teinem vernünftigen ![Renfd)en einfaUen, in ben gmecf« md^igen (Sinrid^tungen, toeldie gum SSol^le bed ©angen unb ber (Sin« gelnen in jebem menfd)Ii(l^en Staate getroffen ftnb, bie gtoedmd^ige S^dtigteit eined |)erfönU(]^ea fiberirbifd^en @d)5))ferd erlennen gu kDoQen. Sielme^r toei^ S^^nnann, ba^ jene gtoedCmd^igen £)rga^ nifationdeinrid^tungen bei^ @taated bie fjrolge t>on bem Sufammen« toirlen ber eingelnen SSürger unb il^rer ^Regierung, fotoie Don beren 9n))affung an bie (Sjtiftengbebingungen ber Slu^entoelt finb. ®ang ebenfo muffen toir aber aud^ ben mel^rgelligen Organiömud beurtl^eilen. 9ud^ in biefem ftnb alle gmedCmd^igen @inrid^tungen lebigUd^ bie naturlid^e unb notl^menbige f^olge beS SufammentoirfenS, ber S)iffe« rengirung unb SBerDoUtommnung ber eingelnen Staatsbürger, ber SeUen; unb nid^t etkoa bie lünftlid^en @inrid^tungen eined gtoedCmd^ig tl^dtigen @d^ö|)ferd. 9Benn @ie biefen äSergleid^ red^t enodgen unb loeiter »erfolgen, toirb Sinnen beutlid^ bie SSerfel^rtl^eit jener bualifti* fd^en 9laturanfd^auung Rar werben, n)eld()e in ber 3toedtmd^igteit ber Organifation bie äSirlung eine^S fd^ö))ferifd^en SSauplanS fud^t. Saffen ®ie und nun bie inbioibuelle (Sntioicfelung beS Siirbel« t^ierIör|)erÄ nod^ einige ©df)ritte »eiter oerfolgen, unb feigen, »a« bie Staatsbürger biefeS embryonalen DrganiSmuS gundd^ft anfangen. 3n ber Wittellinie ber geigenförmigen ©d^eibe, »eld^e aus ben oier •Jh 270 (Sntpebwng be« «iKfenitiatf« ber ©irbelt&iere. XII. jeQigen j^eimbldttem jufammengefe^t ift, entfielet eine gerabe feine fjurd^c, bie fogenannte „^rimitiürinne", burd^ ©eld^e ber flcigcn* förmige £eib in giDei gleici^e Seitenl^dlften abget^eilt mirb, ein red^ted unb ein UnfeS ©egenftüd ober Slntimer. Seiberfeitö jener SRinne ober f^rd^e erl^ebt fid^ ba^ obere ober dunere Keimblatt in f^orm einer Sängöfalte, unb beibe galten »ad^fen bann über ber SRlnne in ber SKittellinie jufammen unb bilben fo ein c^linbrifd^eiS SRol^r. 35iefe« JRol^r l^eifet ba« SKarfrol^r ober SKebuttarrol^r, »eil eö bie Anlage beS 6entralnert)enf^ftem«, bcö JRüdenmarfi^ (Medulla spinalis) ift. anfangt ift baffelbe Dom unb leinten 8ugef|)i^t, unb fo bleibt baffelbe bei ben nieberften SBirbeltl^ieren, ben gel^imlofen unb fd^dbelbfen San- jettljieren (Amphioxuß) geitlebenö. Sei atten übrigen SBirbeltl^ieren aber, bie toir oon le^teren al« ©d^dbeltl^iere ober Äraniotcn unter* fd^eiben, n)irb atebalb ein Unterfd()ieb gmifd^en oorberem unb l^interem (gnbe be« 9Rebuttarro^r« pd^tbar, inbem baS erftere pd^ aufbläht unb in eine runblid^e Slafe, bie Einlage beö ©el^irniS oenoanbelt. Sei atten i^ranioten , b. 1^. bei atten mit ©d^dbcl unb ©el^im oerfel^enen SBirbeltl^ieren, gerfdttt baö ©el^im, meldte« anfangiS, blofe bie blafenförmige Sluftreibung oom oorberen @nbe beS Slädenmarfd ift, balb in fünf l^inter einanber liegenbe Slafen, inbem pd^ 9ier oberfldd^lid^e quere (Sinfd^nürungen bilben. 2)iefe fünf ^irnblafen, au« benen pd^ fpdterl^in atte öerfdf)iebenen 'SiftxU beg fo oerioidEelt gebauten ©el^im« l^eroorbilben, pnb an bem in 5ig. 7 abgebilbeten (Smbr^o in il^rer utfprünglidf)en Anlage ju crblicfen. (58 ift ganj gleid^, ob ©ir ben (Smbr^o eine« ^unbe«, eine« ^ul^ne«, einer ©d^ilbtrbte ober irgenb eine«^ anberen l^öl^eren 38irbelt^iere« be* trad^ten. S)enn bie Smbr^onen ber t>erfd()iebenen @d^dbeltl^iere (minbeften« ber brei l^ö^eren Älaffen, ber SReptilien, SSögel unb ©dugetl^iere) pnb in bem, Sig. 7 bargeftettten ©tabium nod^ gar nid^t }u unterfd^iben. S)ie gange ^ör|)erform ift nod^ ]^5d()P einfad^, eine bünne, blattförmige ©d^eibe. ®epd^t, Seine, (gingeioeibe u- f. m. feilten nodf) gdnjlid^. Slber bie fünf ^irnblafen pnb fd^on bcutlic^ oon einanber abgefegt. xn. Qni^thviH ^^^ <9^eMrnd ber mxhtUhitxt. 271 5i«. 7. 3ig. 7. ^mbrpo eined ©äuget^^iered ober So# geld, in bem foeben bte fünf ^itnbkfen angelegt fmb. V ©oTberbirn. z 3wifd)enbirn. m WtUU bim. A ^intetbirn. n 9{acb^irn. p iHucfenmoTf. a ^ugenblafcn w Urroirbel. d 9)ü(fenfhang ober (S^orba. S)ic erfteSlafe, baS SSorberljirn (v) ift infofern bie toid^tigftc, alö pc öorjugS^ meifc bie fogenannten großen ^emifpl^ä^ ren, ober bie ^albfugeln beö' großen ©e^ l^im« bilbet, beöjenigen Stl^eile^, »eld^er ber @ife ber f|5f|eren ®eifteStl(dtigfeiten ift. 3e l^Ö^er biefe le^teren fid^ bei bem SSirbeltl^ier enhoicfeln, befto mel^r toad^fen bie beiben ©eitenl^älften be§ a3orberl(im§ ober bie gro* feen .t^emifpl^drcn auf Äoften ber üier übri=» gen Slafen unb legen ftd^ oon öom unb oben l^er über bie anberen herüber. Seim ^Äenfd^en, wo fie oer= l^dltnifemdfeig am ftdrfften enteidfelt finb, entfpred^enb ber i|ö^eren ®eifte§entn)i(felung, bebedfen pe fpdter bie übrigen 3^^\U oon oben l^er faft ganj. (SSergl. Jaf. II unb III.) S)ie jmeite »lafe, Va^ 3tDifd^enf|irn (z) bilbet befonber^ benjenigen ©el^imt^eil, tocld^en man Sel^l^ügel nennt, unb fielet in ber ndd^ften Sejiel^ung ju ben Slugen (a), toeld^e alö jmei Slafen red^ts unb linfs aui5 bem SBor* bcrljim l^eröormad^fen unb fpdter am Soben beö 3^if^^^iniö lic* gen. 2)ie britte »lafe, bai^ aJIittel^irn (m) gel^t gröfetentl^eil« in berSilbung ber fogenannten SBierpgel auf, eines l^od^gembl^ ten ®e]^imtl^eile§, toeld^er befonber« bei ben 3le^)tilien unb bei ben aSögeln flarf auSgebilbet ift (Sig. E, F, laf. II), todl^renb er bei ben ©duget^ieren öiel me^r jurürftritt (&. G, H, Jaf. UI). S)ie oierte Slafe, ba§ ^interl)irn (h) bilbet bie fogenannten flei« neu 4)^ttiifpl^dren ober bie ^albfugeln nebft bem SKitteltl^eil beS fleinen ©el^irnö (ßerebettum), einen ©el^irntl^eil, über beffen Sebeutung 272 59ilbung unb ©ebeutung bet ffmf ^irnMofe« bet fBirbeltbiete. XII. man bie tDiberf|)re(]^enbften S^ermut^ungen liegt, ber aber DorjugS« meife bie Soorbination ber SSetoegungen ju regeln fd)etnt. SnbUd^ bie fünfte Slafe, baS SHacJ^l^irn (n), bilbet pc^ ju bemienigen fel^r tt)i(]^tigen Sl^eile beS Sentralneroenf^ftemiS auS, meldten man baiS 9la((enmart ober baS verlängerte 9Rar! (Medulla oblongata) nennt. (S» ift baS ^ntralorgan ber 9ltl)emben)egungen unb anberer toiii^tiger Sfunctionen, unb feine SBerle^ung ful^rt fofort ben 2:ob l(er= bei, todl^renb man bie großen ^emifpl^dren beö SSorberl^imd (ober baS Organ ber ^^©eele'' im engeren Sinne) ftüdtoeife abtragen unb jule^t ganj Demid^ten tann, ol^ne ba^ ia^ äSirbeltl^ier begl^alb ftirbt ; nur feine l^öl^eren ©eiftei^tl^dtigfeiten fd^minben baburd^. JDiefe fünf ^^itnblafen pnb urfprungUd) bei atten SBirbeltl^ieren, bie äberl^aupt ein ©el^im befi^en, gleichmäßig angelegt, unb bilben fld^ erft attmdl^lii^ bei ben Derfd^iebenen ©nippen fo oerfd^iebenartig aud, baß ed nad^l^er fel^r fd^toierig ift, in ben ganj entioidelten ®e^ leimen, bie gleid^en SEl^eile toieber gu erlennen. 3n bem frül^en 6nt* loicfelungdftabium, loeld^ed in %%%. 7 bargefteUt ift, erfd^eint eS nod^ gang unmbglid^, bie (Smbr^onen ber t>erfd^iebenen Sdugetl^iere, S35gel unb SReptUien oon einanber gu unterfd^eiben. 9Benn @ie bagegen bie Diel toeiter enttoidelten (Smbr^onen auf Saf. II unb III mit ein^ anber t>ergleid^en, loerben @ie fd^on beutlid^ bie ungleid^artige ^M^ bUbung erlennen, unb namentlid^ loal^mel^men, baß ba& &tt)xxn ber beiben ©dugetl^iere (6) unb (H) fd^on ftarl oon bem ber SSögel (F) unb JReptilien (E) abtoeid^t. »ei lejjteren beiben geigt bereit« baS SKittell^im, bei ben erfteren bagegen ba« SSorberl^im fein Ueber« getoid^t. Siber aud^ nod^ in biefem @tabium ift ba« ©el^irn bed SSogel« (F) Don bem ber ©d^ilbfröte (E) faum Derfd^ieben, unb ebenfo ift baS ®e^im beö ^unbe« (6) bemjenigen beö 5p?enfd^en (H) fe^t nod^ faft gleid^. SSenn @ie bagegen bie ©el^ime biefer oier SBirbeltl^iere im auiSgebilbeten 3itftergleid^en, fo flnben @ie biefelben in allen anatomifd^en ©ingell^eiten fo fel^r oer= fd^ieben, baß Sie nid^t einen Slugenblidt baruber in ßtocifel fein fön» neu, toeld^em Siliere iebe« ©el^irn angehört. Keime tuler Emhiym mm wie/- mHieltliieren . XII. öntwirfelung ber «ytremitaten ber ©irbeltbiere. 273 Sd^ l^abe g^^cn Ijlcr blc urf|)runglicl^c ©leid^l^cit unb btc crft aUmdl^UcJ^ eintretenbe unb bann immer toad^fenbe @onberung ober ©Ijferenjirung be« ©mbr^o bei ben öerfcJ^iebenen SBlrbeltl^ieren f^)^ cieil an bem S3eif|)iele be« ©el^tm« erldutert, tocil gerabe btefe« Organ berSeelentl^dttgfeit öon ganj befonberem Sntereffe tft. Sd^ l^dtte aber eben fo gut baö ^erj ober bie ©Hebmafeen, lurj Jeben anberen Äör|)ertl(eil ftatt beffen anfftl^ren fonnen, ba pd^ immer baffelbe @(3^6« |)tungdn)unber ^ier loieberl^olt: ndmli(]^ bie 'Sifat\ai)t, ba^ aUe 3:i^eile urf|)rüngli(l^ bei ben oerfd^lebenen SBlrbeltl^leren gleliä^ jlnb, unb bafe erjt attmdl^l^ ll^re aSerfd^lebenl^elten fl(ä^ auSbllben. 3n meinen SSor^ trdgen über ^(SntioldelungÄgefd^ld^te be« SKeufd^en''") fln* ben @le ben Setoel« für lebe« einjelne Organ geführt. es glebt getolfe loenlge Äorpertl^eüe, toelc^e fo oerfc^lebenartlg auiSgebllbet ftnb, tole bie ©llebma^en ober (Sjrtremltdten ber oerfc^lebenen SBlrbeltl^lere. (»ergl. Jaf. IV, @. 363, unb beren (Sr« ttdrung Im Slnl^ang.) Sinn bitte iöi Sie, In %i%. A— H auf Jaf. n unb ni bie oorberen (Sjrtremltdten (b v) ber üerfd^lebenen (Smbr^onen mit elnanber ju oergleld^en, unb ®le toerben laum Im @tanbe fein, Irgenb meldte bebeutenbe Unterf(I)lebe jlolfd^en bem Sinn beS 3Ren^ f d^en (H b v), bem glügel be« SSogel« (F b v), bem f d^lanfen SBor^ berbem beg 4>Jinbeö (6 b v) unb bem plumpen SSorberbeln ber ©d^llb* fröte (E b v) gu erfennen. (Sben fo toenlg toerben Sie bei SSerglel* d^ung ber l^lnteren ßjrtremltdt (b h) In blefen f^guren l^erauSflnben, kooburd^ \>a& Sein bt^ SRenfd^en (Hbb) unb bed 93ogeId (Fbh), ba« 4)lnterbeln be« 4)unbe« (G b h) unb ber ©d^llbfröte (E b h) ftd^ unterfd^elben. SSorbere fotool^l ate wintere eytremltdten jlnb iejjt nod^ lurge unb breite platten, an beren (Snbaui^breltung bie Einlagen ber fünf Selben nod^ burd^ eine ©d^tolmml^aut Derbunben jlnb. 3n rinem nod^ frül^eren ©tablum (glg. A— D) flnb bie fünf Selben noc^ nld^t einmal angelegt, unb ed Ift gang unmöglld^, aud^ nur oorbere unb wintere ®llebmafeen ju unterfd^elben. S)lefe fotool^l al« Jene flnb nld()ts als gang einfädle, runblld^e i^ortfdj^e, meldte aud ber @elte beS SRumpfe« l^eroorgefprofet flnb. ^n bem frühen ©tablum, »eld^e« jpae(fel, 9on ®Itebma^en. Sin ben auf SCaf. 11 unb III bargeftettten ©mbr^onen avA ber öierten SBod^e ber ©ntoidelung {%i%. A— D), in bcnen Sie ie^t m!f)l nod^ feine ©pur be8 ertoad^fenen 3]^iere« »erben erfennen fönnen, mdd^te id^ @ie nod^ befonberd aufmerifam mad^en auf eine Anwerft mid^tige 93ilbung, loeld^e oUen SBirbeltl^ieren urfpränglid^ gemeinfam ift, iDeld^e aber f|)dter]^in gu ben Derfd^iebenften Organen umgebilbet toirb. @ie fennen gewife aße bie Äiemenbogen berfjifd^, Jene fndd^emen Sogen, meldte gu brei ober oier l^inter einanber auf feber Seite bei8 ^aljeö Hegen, unb toeld^e bie Sltl^mung^organe ber Srifd^, bie jhemen, tragen (S^oppelreil^ oon rotl^en SBIdttd^en, loeld^ ba& SSol! ^gifd^ol^rcn" nennt). JDiefe Äiemenbogen nun pnb beim 9Ren* fd^en (D) unb beim ^unbe (C), beim 4>u]^ne (B) unb bei ber ©d^ilb» frbte (A) urfiprAngUdE) gang eben fo oor^anben, toie bei aßen übrigen SBirbeltl^ieren. (3n §ig. A— D flnb bie brei Äiemenbogen ber red^» ten .^aldfeite mit ben Sud^ftaben k 1, k 2, k 3 begeid^net.) Kllein nur bei ben Sfifd^en bleiben biefelben in ber urf<)rünglid^n anläge beftel^en unb bilben ftd^ gu Sltl^mung^organen auiS. Sei ben äbri« gen SSirbeltl^ieren toerben biefelben tl^itö gur Silbung bed ©efid^tS, t^eild gur Silbung bed ©eprorgand oertoenbet. @nbKd^ miß id^ nid^t oerfel^len, @ie bei SSergleid^ung ber auf Saf. n unb m abgebilbeten Smbr^onen nod^matö auf ba^ @d^tt) fing« d^en beiS SRenfd^en (s) aufmerffam gu mad^en, n)eId^eiS berf elfte mit aßen übrigen SSirbeltl^ieren in ber urf|)rünglid^en Einlage tl^eilt. 3)ie Sluffinbung „gefd^wdngter SKenfd^en" »urbe lange 3eit oon oielen SRonifien mit @el^nfud^t ertoartet , um barauf eine naivere Sertoanbt- fd^aft bed SRenfd^en mit ben übrigen Sdugetl^ieren begrünben gu Ibn« neu. Unb eben fo Ijobcn il^re bualiftifd^en ©egtier oft mit ©tolg 1^« oor, ba^ ber gdnglid^e 3Rangel be^ @d^n>anged einen ber mid^tigften f6r|)erlid^en Unterfd^iebe gioif d^en bem 9Renfd^en unb ben SEI^ieren bilbe, toobei fie nid^t an bie bieten fd^ioanglofen ^kxt badeten, bie t& mirt« lid^ giebt. 5lun bejtjft aber ber 9Renfd^ in ben erften SRonaten ber Xn. ^et 6*»anj be« 5Wenf*en. 275 (Sntoicfclung eben fo gut einen »irfltcJ^en ©(j^toang, »ic bie nd(^ft« oemanbten fd^iDanglojen 9(ffen (Drang, ©d^intpanfe, ®orUIa) unb »ie bie SSirbeltl^iere überljaupt. SBdl^renb berfelbe aber bei ben mel« ften, j. S. beim 4)unbe (gfig. C, G), im Saufe ber (Sntoidfelung immer länger toirb, bilbet er pd^ beim SKenfcJ^en (fjig. D, H) unb bei ben ungef(]^tt)dnjten ©dugetl^ieren öon einem geioiffen 3eltpunft ber ©nt^ »idelung an jurücf unb öenodcJ^ft jule^t ödttig. Snbcffen ift aud^ beim audgebilbeten SRenfd^en ber Steft betS @d^manged aU t^erfüm« mete^S ober rubimentdrei^ Organ nod^ in ben brei bii5 fünf @on beiben nmnber« barer ift, fo mufe un§ bie Dntogenie ober bie für je unb fd^nette enttt)idfelung«gefd^id^te be« SnbioibuumiS oiel rdtl^fell^after er«: fd^nen, al^ bie ^l^^logenie ober bie lange unb langfame ®nU loidtelungSgefd^id^te bed @tammeiS. 2)enn eine unb biefelbe gro^« artige t^ormuanbelung unb Umbilbung mirb oon ber le^teren im Äauf oon oielen taufenb Salären, oon ber erfteren bagegen im ßaufe weniger SWonate DoUbrad^t. Offenbar ift biefe überaus fd^nette unb 18* 276 Urfnd^Ii^er 3ufammen6ang ber Dntogenefl« unb ^^plogenefld. XII. auffaHenbe Umbilbung bed ^nbiDibuitmi» in ber Ontogenefid, toeld^e tDtr tlfatf&d^Ud^ bitrd^ btrecte SSeobacJ^tung feftfteUen tonnen, an ^6) Dtel »unbcrbarcr, öiel erftannlici^cr, al« bie cntf<)rc(3^enbe, aber ötel langfantere unb aUmdl^UcJ^ere Umbilbung, toe^e bie lange Sorfa]^- rentette beffelben SlttbiDibuumS in ber ^l^^logenefti^ burd^gemacj^t l^ot. SBeibe Steigen ber organifd^en (Sntoicfelung, bie Ontogenejtd bei^ SnbiDibuum^, unb bie ^I^^IogeneftiS beiS @tamnies, ju toüi^m. baf^ felbe gel^ört, ftel^en im innigften urfdd^Iid^en Sufammenl^ange. 2^ l^abe biefe Sitcom, ipeld^e i(]^ für du^erft tt)i för|)er mit feinen beftimmten ®^arafteren, unb man fann l^ier ttieber in ben auf einanber folgenben entwidelungäftabien eine SReil^ Don Stufen fortfd^reitenber Umbilbung erfennen, toel(]^e offenbar ben SSer* f(]^ieben]^eiten DerfcJ^iebener ©dugetl^ier^Drbnungen unb gamUien ent* \pxt6itn. 3« berfelben Sieil^enfolge feigen »ir aber au6i bie SBorfal^ren beS ÜRenfd^en unb ber l^öl^eren ©dugetl^iere in ber @rbgef(j^i(i^te nad^ einanber auftreten: juerft Sifd^e, bann Umpl^ibien, f|)dter niebere unb jule^ erft l^öl^ere ©dugetl^iere. @o Iduft bie embryonale Snttoide« lung beg 3i^it)ibuumd burd^auS |)arallel ber ))aIdontologifd^en (SnU loidelung bed gangen jugel^örigen Stammet; unb biefe du^erft inter^ effante unb toid^tige @rfd^einung ift einjig unb allein burd^ bie Sßed^» fetoirfung ber Vererbung«* unb Slnpaffung^efe^e ju erfldren. S>ad jule^t angeffil^rte 9eif|)iel oon bem ^araUelidmud ber pa* Idontologifd^en unb ber inbioibueUen @ntu)idelungdreil)e lentt nun unfere Slufmerlfamfeit nod^ auf eine britte (gnttoidtelungSreil^e, toeld^e JU biefen beiben in ben innigften Sejiel^ungen ftel^t unb benfelben eben« fand im ©anjen paraUel Iduft. S)ad ift ndmttd^ biefenige Suttoide» lungÄreil^e oon formen, tteld^e 6a« Unterfud^ungSobjert berüer glei* d^enben Unatomie ift, unb toeld^e toir furg bie f^flematifd^e (Sntwidelung nennen tootten. 3Bir öerflel^en barunter bie Äette oon ))erfd^iebenartigen, aber bod^ ))ertt)anbten unb gujammenl^dngen« ben ^formen, toeld^e ju irgenb einer Seit ber ©rbgefd^id^te, aljo j. 33. in ber ©egentoart, neben einanber ejcifHren. 3nbem bie oerglei* d^enbe Knatomie bie oerfd^iebenen audgebilbeten i^ormen ber enttoidel« ten Organismen mit einanber oergleid^t, fu^t fie baö gemeinfame Ur* 278 ^araaeltdmud bet inbitoibueQen unb htx f^fiemattfc^en (inttt)i(f(lung. XIL büb ju crtcnncn, ttcld^c« bcn manmd^faltigcn tJformen bcr Dcrtoanb* ten Urtcn, ®attungcn, Älaffcn u. f. ». gu ®runbe liegt, unb todd^eö bur(J^ bcrcn S)iffercnjirung nur mcl^r ober minber Derftecft ttnrb. @ie fud^t btc Stufenleiter be« 5ortf(J^ritt8 feftjuftetten, m\cige be^J ©tarn* me« bebingt ifl. Um bei bem angefül^rten a3elf|)iele gu bleiben, fo jeigt und bie t>ergleid^enbe Slnatomie, loie bie einzelnen Organe unb Drganf^fteme be« SBirbeltl^ierftamme« in ben üerfd^iebenen Äloffen, gamilien unb SIrten beffclben fid^ ungleid^artig entwidelt , bifferen* jirt unb ))erk)oniomninet l^ben. @ie erildrt un^, in toeld^en .Se^ Stellungen bie Sfteil^enfolge ber SSirbeltl^ierflaffen wn ben §ijd^ auftt)drts burd^ bie 9nq)]^bien ju ben @&uget]^ieren, unb Ifier nrteber Don ben nieberen ju ben I^Öl^eren ©ftugetl^ierorbnungen, eine auf* fteigenbe Stufenleiter bilbet. SBeld^eS ttare 2id^t bie erfenntnift biefer fkufentoeifen (5nttt)idtelung ber Drgone »trbrcitet, fönnen Sie aud ben ))ergleid^enb«anatomifd^en Slrbeiten oon®oet]^e, SRedel, ßuöier, Sol^anneS SWfiller, ®egenbaur unb^ujcle^ feigen*). IDie (gnttt)id(elung«rei]^e ber auögebilbeten formen, toeld^e bie Dcrgleid^enbe Unatomie in ben öerfd^iebenen S)ioergenj= unb gort« fd^ritti^fhtfen beS organifd^en @))ftemd nad^koeift, unb meldte tt)ir bie f^ftematifd^ (Sntn^idtdungdreil^ nannten, ift parallel ber paldontolo* gifd^en (Snttoidtelungdreil^e, toeil {ie ha» anatomifd^e äüefultat ber le|* teren betrad^tet, unb fie ift |)aranel ber inbit)ibuellen SuttoidCelungd- reil^, »eil biefe felbft »ieberum ber |)aldontologifd^en parallel ijt. SSÖenn jtoei parallelen einer britten <)arallel pnb, fo muffen fie aud^ unter einanber <)arattel fein. 3)ie mannid^faltige JDifferenjirung unb ber ungleid^e ®rab oon SSeröoHIommnung, tteldfjen bie iwgleid^enbe Anatomie in ber ©nt'» tt^idtelungSreil^e bed S^ftemd nad^toeift, ift mefentlid^ bebingt burd^ bie junel^menbe SWannid^faltigleit ber Sfiftenjbebingungen, benen fidt) bie oerfd^iebenen ®rup))en im j^ampf um ba& 3)afein anf)a^ten, unb burd^ ben »erfd^iebenen ®rab oon ©d^neUigfeit unb SSottftdnbigfeit, mit meld^em biefe 9ln:paff)ing gefd^a^ 3)ie conferoatioen ®nq)pen, XII. 9Hebere confen>aHo( unb bd^re ptogtefftüe O^nippcn. 279 todd^c bic ererbten ©igcntJ^ümlid^fclten am jdl^eflen feftl^ielten, blieben In golge beffen auf ber ttefflen unb rol^ften enttDtdelungSftttfe ftel^en. Siit am fd^neQften unb Dielfeitigften fortfd^reitenben ®ru:t)))en, toeld^e ^ij ben Den)oIßommneten (Sjriftengbebingungen am bereitoiKigften anpa^tttif erretd^ten felbft ben ^öd^ften 93oQtommen^eiti$grab. 3^ »euer jld^ bie organifd^e SBelt im ßaufe ber ©rbgefd^ic^te enteidelte, befto größer mu^te bie S)iK)ergeni ber nieberen conferoatioen unb ber l^bl^en ))rogrefflüen ©rupfen toerben, toie bad ja eben fo oud^ aud ber «öHergef(^i(]^te tt^ifüiii ift. hieraus erfldrt ji(]^ au(^ bie l^ifto* rifd^e Zfyü^ai^t, ba^ bie Doütommenften 3^x^^ unb ^angengruppen {id^ in ))er]^dltni^md^ig lurger 3eit gu fe^r bebeutenber ^51^ entmidelt l^aben, tt^dl^renb bie niebrigften, confen)atiDften ©nippen burd^ aUe Seiten l^burd^ auf ber urfprüngUd^en, rollen ©tufe [teilen geblie« ben, ober nur fel^r langfam unb aUmdl^Iid^ etmaiS fortgefd^ritten jinb. üud^ bie a^nenreil^e bt» aRenf(^en geigt bUiS äSerl^dltni^ beutlid^. 2He ^aifif d^e ber Se^eit flehen ben Urfif d^en , weld^e ju ben dlte^en Sirbettl^ieral^nen beS SRenfd^en gel^ören, nod^ fel^r nal^e, ebenfo bie heutigen nieberften %mp]^tbien (Jhemenmold^e unb @alamanber) ben 9mp]^bien, meldte ^ aud jenen gundd^ft enttoidelten. Unb eben fo {htb unter ben fpdteren'S^orfal^ren ht^ Wenfd^en bie SRonotremen unb Seuteltl^iere , bie diteften Sdugetl^ere, gugleid^ bie unDoQbm^ menften Siliere biefer klaffe, bie l^eute nod() leben. S)ie und bdtann« ten ®efe)^e ber SSererbung unb Slnpaffung genägen DoIIftdnbig, um biefe du^erft »id^tige unb intereffante 6rfd^elnung gu erfldren, bie mm lurg ald ben ^aralleliSmuS ber inbi))ibueUen, ber paldontologifd^en unb ber f^jtematifd^en @nttt)idelung, beö betreffcuben grortfd^ritteö unb ber betreff.enben 3)ifferen* girung begeid^nen tann. j(ein ®egner ber 3)efcenbengt]^eorie ift im @taitbe getoefen, für biefe l^öd^ft munberbare SEI^atfad^ eine 6rndrung gu liefern, todl^renb fte ftd^ nod^ ber S)efcenbengt^eorie au» ben ®e< fe^en ber SSererbung unb SInpaffung t)oDtommen erfldrt. SBenn Sie biefen ^aralleliSmuS ber Drei organifd^en ©ntmide» lungdreil^en fd^drfer in'g Sluge faffen, fo muffen fte nod^ folgenbe nd* 280 ^ataQelUmud bei brei organtfc^en (Unttvitfeluno^rei^n. XU. l^crc Scftimmung l^injufftgcn. 2)ic Dntogcnic ober bic inbiDi« bueDe SntoidelungSgefd^id^te jebed Drgantömud ((Smbr^ologie unb 5Kctainor|)]^oloflic) bllbct eine einfädle, unücrjtocigtc ober leiter* fdrmtfle Äette üon formen; unb eben fo berjenige Sl^eil ber ^1^^* löge nie, meld^er bie ))aI&ontoIog{fd^e SntmidelungSgefd^id^te ber btrecten SSorfal^ren jene« inbiöibueHen DrganfeSmui^ entl^dlt. S)agegen bilbet bie ganje ^l^^logenie, loeld^e und in bem na^ türlid^en ©qftem jebeS organifd^en ©tarnmeS ober ^l^^lum ent« gegentritt, unb meldte bie paldontologifd^e (Sntmidelung aller 3^^6^ biefeö ©tammeö unterfud^t, eine üerjweigte ober baumfJrmige @ntn)i(Ielung$rei]^e, einen iDirUid^en Stammbaum, ttnterfud^en @ie Dergleid^enb bie entmidelten 3^^6^ ^tefed @tanunbaumd unb {teilen @ie biefelben mäi bem ®rabe il^rer ©ifferengirung unb aSeröoMomm- nung jufammen, fo erl^altenSie bie baumfdnnig Derjioeigte f^fte» matifd^e (SntmidelungSreil^e ber oergleid^enben Slnatomie. ®enau genommen ift alfo biefele^tere ber ganjen $l^))U)genie unb mitl^in nur tl^eilioeife ber Dntogenie |)arallel; benn bie Dntogenie felbft ift nur einem Sl^eile ber ^l^^logenie paxaUtl Sine im SSorl^ergel^enben erläuterten (Srfd^einungen ber organi« fd^en @ntmidelung, indbefonbere biefer breifad^e genealogifd^e $araQe» lidmud, unb bie 2)ifferenjirungS» unb f^ortfd^rittSgefe^e , meldte in jeber biefer 4rei organifd^en entmidelungöreil^en fid^tbar finb, fobann bie gange 6rfd^einung8reil^e ber rubimentdren Organe, finb anwerft »id^tige aSelege für bie SBal^rl^eit ber 2)efcenbenjtl^eorie. 35enn fic finb nur burd^ biefe gu eriliren, loil^renb bie ®egner berfelben aud^ nid^t bie @pur einer @rll&rung baf&r aufbringen tonnen. Ol^ne bie Slbftammungdlel^re. l&^t fid^ bie Stl^atfad^e ber organifd^en (Sntmide» lung äberl^au|)t nid^t begreifen. SBir mürben bal^er gegmungen fetn, auf ®runb berfelben Samard'S SlbftammungiStl^eorie angunel^men, aud^ toenn toir nid^t ^arioin'S QüäitanQ&üitdxit befä^en. @ntwicfeIttngöt^eorie bed tSeltattö unb ber @tbe. tttgeugung. ^o^Ienftofft^eorie* ^laftibettt^eorie« (Sntmitfelungdgefc^ic^te ber (Srbe. 5(ant'^ (Sntmitfelungdtlieotie bed SeltaHd ober bie fodmologif^e (Sa^t^eorie. Clnttoitfelung ber Sonnen, Planeten unb SRonbe. (Srfle (Sntfle^ung M Safferd. S^ergleic^ung ber Organidmen unb ^nor^ane. Dr« gonifi^e unb anordif<4e @toffe. ^ic^tigfeitdgrabe ober ^goregat^uflänbe. (Sin>ei§< artige ^toHenftoffberbinbungen. Organif^e unb anorgifc^e formen. Jtrpflafle unb fhufturtofe Organidmen obne Organe. @tereometrif4e ®runbformen ber Jtrpfiade unb ber Organismen. Organifc^e unb anorgif(^e 5(räfte. fiebendfraft. 3Ba(^«< t^um unb ^npaffung bei J^rpflaQen unb bei Organismen. IBilbungStriebe ber Jlrpflafle. ^int^^it ber organif^en unb anorgifc^en 9{ahtr. Urzeugung ober ^xä^U gonie. ^utogonie unb ^faSmogonie. C^ntfle^ung ber SRoneren burc^ Urzeugung. (Sntfle^ung ber SeOen auS SDVoneren. BeUent^orie. 9Iaflibent(»eorie. ^fafHben ober 9ilbnerinnen. (it^toben unb itütn. ^itx berf<4iebene 9(rten bon $Iafliben. ÜRetne Ferren! S)urd^ unfere btöl^erigen Setrad^tungen l^aben mir t)or)ugdtt)eife bie ^age ju beantworten Derfnd^t, bnrd^ meldte ttrfad^en neue SIrten t)on Stilleren unb ^flanjen auS beftel^enben 9[r> ten ]^ert)orgegangen finb. Sßir l^aben biefe i^age bal^in beantwortet, ba^ einerfeitfS bie Saftarbjeugung, anbererfeits bie naturlid^e 3ud^^ tung im Äam<)f um'8 2)afein, bie SBed^fetotrfung ber SSererbungS* unb Slnpaffungdgefet^e t)5Ilig genügenb ift, um bie unenbUd^e 3Ran« nid^faltigleit ber Derf d^iebenen , fd^einbar gwedm&^ig nad^ einem Sauplane organifirten Sil^iere unb ^flanjen med^anifd^ gu erzeugen. 282 (Sntfie^ung bei etfien OrganUmen. XIII. SnjiDifd^cn wirb jtd^ Sinnen fd^on wtcberl^ott bic %xaQt aufflcbrÄnflt l^abcn: SBie cntftanbcn bic crften Drflantömen, ober ber dnc urf|)rfinfl» Itd^c ©tammc^organigmuS, üon »cld^cm tt)ir alle übrigen ableiten? 2)lefe ^age l^at Samard') bnrd^ bie $^^)ot]^efe ber Urjen* gnng ober ^rd^igonie beanttoortet. S)artt)in bagegen gel^t über biefelbe l^inioeg, inbem er auSbrüdlid^ l^eroorl^ebt, ba^ er ^SUd^tö mit bem Urf|)rnng ber geiftigen ©runbfrdftc, nod^ mit bem beö geben« felbft jn f(ä^affen ]^abe^ »m @i(feIung«t6eoTie ht^ Seftaa«. 285 gen l^aben eine aUmdl^Itd^e Slbnal^me ber Semperatur beS @rbtörperd im ©angen, nnb indbefonbere eine etfi f))ät eingetretene ^ffil^Inng ber erbrinbe t)on ben ^olen l^er fennen geleiert. 3n feinen au«ge* geid^neten ^ttnterfnd^ungen über bie Sntmirfelnngdgefe^e ber organi^ fd^en Seit" l^at ber üortrefpld^e Sronn**) bie gal^lreid^en geologi* fd^en nnb {)aIdontologif(]^en Semeife baf&r gnfammengeftellt. Slnf biefe @rfd^einnngen einerfeitd nnb anf bie matl^ematifd^^aftro« nomifd^en 6rlenntniffe üom San beö SBeltgebänbe« anbererfeitö grün- bet ^ä) nnn bie SD^eorie, ba| bie gange @rbe Dor nnbenflid^er 3^it, lange Dor ber erftcn ©ntftel^nng t)on Organismen auf berfelben, ein feuerfInfPger Sali »ar. 2)iefe Sf)tom aber fielet »ieberum in Ueber^ einftimtmung mit ber großartigen 3:f|eorie Don ber Sntftel^ung beö SBelt^ geb&ubeiS nnb fpecieH unfereiS $Ianetenfqftemd, toAä^t auf @runb oon matl^ematifd^en unb afironomifd^en 2]^atfa(l()en 1755* unfer fritifd^er ^l^ilofop]^ JSant") auffteUte, unb toeld^e fpdter bie berül^mten SRa« tl^ematiler Sa^lace unb^erfd^el auöfäl^rUd^er begrünbeten, ^iefe J(odmogente ober Sutmidelungdtl^eorie beS äSeltalli^ ftel^t nod^ l^te in faß allgemeiner Geltung; jte ift burd^ teine beffere erfe^t tt)orben, unb SRatl^ematiter, Sftronomen unb ©eologen l^aben biefelbe burd^ mannid^faltige Setoeife immer fefter gu ftä^en t)erfud^t. 2)ie j^odmogenie ^ant'i^ bel^auptet, baß baiS gange äSeltall in unDorbenllid^en Sitten ein gasförmigem Sl^aoS bilbete. ^Ke SRaterieUr loeld^e auf ber @rbe unb anberen äSelttörpem gegen« »drtig in oerfd^iebenen 3)i(^tigfeitSguftänben, in feftem, feft^flüffigem, tropfbar*f[üfftgem unb elaftifd^^flüffigem ober gasförmigem Slggregot« guftanbe ^ij gefonbert finben, bilbeten urfprünglid^ gufammen eine Hngige gleichartige, ben SBeltraum gleichmäßig erfüUenbe ^affe, toelC^e in $olge eines außerorbentliC^ l^ol^en 2;entperaturgrabeS in gasförmigem ober luftförmigem , dußerft bännem Suftanbe ft(l() be« fanb. 2)ie SRillionen t)on äSelttör{)em, toelC^e gegentoärtig auf bie t)erfC^iebenen @onnenf))fteme oertl^eilt finb, ejciftirten bamals noC^ niC^t. @ie entftanben erft in f^olge einer allgemeinen ^re]^ben)egung ober Dotation, bei toelC^er fiC^ eine Slngal^l Don fefteren üRaffen^ 286 (Sntwirfelung ber ©onnen, ^Totieten unb QRonbe. XIÜ. QXWfptn vxdfx al§ btc fibrigc gaSfönnlgc SRoffc Dcrbid^tctcn , unb nun auf Untere ate anjic^ungSmittetpunftc »irlten. @o entftanb eine ©d^eibung bes d^aotifd^en UmebelS ober SBeltgafe« in eine Sin« jaf>l üon rotirenben 3lebelbdllcn, tteld^e ftd^ me^r unb mel^r üerbid^'^ teten. Äud^ unfer ©onnenf^ftem »ar ein fold^er riejtger gadförmiger 3)unftbatt, beffen 33^eil(J^en fld^ fdmmtU(J^ um einen gemeinfamen SRittetpunft, ben ©onnenfem, l^erumbrel^ten. 3)er Slebelbatt felbft nal^m burd^ bie 9lotationdbeU)egung, gleid^ allen äbrigen, eine @p]^&^ roibform ober abgeplattete Äugelgeftalt an. SBdl^renb bie ßentripetalfraft bie rotirenben S^l^eild^en immer ndl^er an ben feften SKittetpunft be« SRebelbatt« l>eranjog, unb fo biefen mel^r unb mcl^r oerbid^tete, war umgefel^rt bie ©entrtfugat fraft beftrebt, bie ^)erip]^erifd^en S;i^eild^en immer »eiter öon jenem ju entfernen unb fle abjufd^leubern. Sin bem Slequatorlalranbe ber an beiben ^olen abgeplatteten Äugel toar biefe ßentrifugalfraft am ftdrfjten, unb fobalb fie bei »eitergel^enber SSerbid^tung baö Ueber« gemid^t über bie ßentripetalfraft erlangte, löfte fid^ l^ier eine ring« förmige Slebelmaffe oon bem rotirenben Satte ob. 35iefe 5Rebelringe jeid^neten bie aSal^nen ber jufünftigen Planeten öor. aittmdl^lid^ oer= bid^tete fid^ bie ^ebelmaffe bed ätingeS }u einem Planeten, ber fid^ um feine eigene 8ljre brel^te unb jugleid^ um ben ßentralfotper rotirte. 3n ganj gleid^er SBeife aber tturben oon bem Slequator ber ^la- netenmaffe, fobalb bie 6entrifugalfraft »ieber bag Uebergemid^t über bie ßentrtpetalfraft gewann, neue Siebelringe abgefd^leubert, weld^e in gleid^er SBeife um bie Planeten fid^ bewegten, wie biefe um bie Sonne. 9lud^ biefe Siebelringe oerbid^tieten jid^ wieber ju rotiren» ben aSdtten. So entftanben bie üRonbe, oon benen nur einer um bie @rbe, aber oier um ben Jupiter, fed^^ um ben Uranus fid^ be^ wegen. 3)er SUng beS Saturnud ftettt uniS nod^ l^eute einen SRonb auf icnem frül^eren entwidtelungsftabium bar. gnbem bei immer weiter fd^reitenber Slbfül^lung pd^ biefe einfad^en SSorgdnge ber aSer= bid^tung unb ^bfd^leuberung oielfad^ wieberl^olten, entftanben bie oer» fd^iebenen Sonnenf^eme, bie Planeten, weld^e fidE) rotirenb um il^re Xm. Ä«n^** fo«raoIogif*e ®o«tbeotie. 287 centrale @ofme, unb bie Trabanten ober 3Ronbe, toeld^e fid^ brel^enb um tl^ren Paneten betoegten. 3>er anftoglld^e gasförmige 3uftanb ber rotirenben ffieltförper ging aOmfil^Iui^ burd^ fortfd^reitenbe Slbl&l^lung unb SSerbi^tung in ben feurigpffigen ober gefd^moljenen Slggregatjuftanb über. 2)urd^ ben Serbid^tungSDorgang felbft iDurben gro^e 3Rengen Don 9B&rme frei, unb fo geftalteten ftd^ bie rotirenben @onnen, Planeten unb SRonbe balb gu glül^enben f^euerb&tten, gleid^ rieftgen gefd^moljenen SRetatttro^fen, n)dU^e Sid^t unb äßärme audftral^lten. ^urd^ ben ba« mit Derbunbenen äBdrmeüerluft ))erbid^tete ftd^ n)ieberum bie gef d^mol«^ jene SRaffe an ber OberfUd^e ber feuerfiäffigen SdUe unb fo entftanb eine bämte fefte Stinbe, todd^e einen feurigfl&ffigen Stttn umfd^lo|. 3n aSen biefen SSegiel^ungen koirb ftd^ unfere mütterlid^e @rbe nid^t toefentUd^ Mrfd^ieben \>on ben übrigen SSeltI5tpem oerl^alten l^ben. gür ben ßmedt biefer SJortrdge l^at ed »eiter fein befonbereS S«* tereffe, bie „natärlid^e @dl)5^fung«gefd^i(!^te bed SBeltalU'' mit feinen Mrfd^iebenen Sbnnenf^ftemen unb ^lanetenf^ftemen im (Sinjelnen ju ))erfolgen unb burd^ alle Derfd^iebenen aftronomifd^en unb geologifd^n Seipeidmittel matl^ematifd^ }u begr&nbeti. 3d^ be» gnäge mid^ bal^ mit ben eben angeführten ©runbgügen berfelben unb oertoeife @ie beguglid^ bt& Sldl^eren auf ^ant'S „äiagemeine »aturgefd^id^te unb ^toxit be« Fimmel«'' "), fotoie auf baö treffe lid^e »er! Don 6arug iSterne, ^SBerben unb aSergel^en^ «O SRur bie Semerlung toiU id^ nod^ l^ingufugen, ba^ biefe bemunberungiS« ttriirbige Sl^eorie, meldte man aud^ bie toiSmologifd^e®adt]^eorie genannt l^at, mit aQen und bis iej^t befannten aUgemeinen @rfd^ei« nungdreil^en im GinRang fielet, f^emer ift biefelbc rein med^anifd^ ober moniftifd^, nimmt audfd^lie^Iid^ bie ureigenen Jbräfte ber endigen 3Ra> terie für ^d^ in 8lnf))rud^, unb fd^Iie^t feben äbematurlid^en SBorgang, iebe jttedEmd^ige unb bemühte Sil^dtigleit eined perfbnlid^n ®d^&|)ferd DoQft&nbig aud. j^ant'g toMoIogifd^e @adtl^eorie nimmt ba^er in ber Snorgologie, unb indbefonbere in ber ©eologie eine il^nlid^e ^errfd^enbe Stettung ein, unb frönt in dl^nlid^er SBeife unfere ®e^ 288 Unetibl^feit unb dio^rdt be« ffiettaQ«. Xm. • fammtcrfcnntni^, »ie fiamard'« blologtfd^e 35cfccnbenjt]^corie in bcr ganjenS3iologte, unb namentUd^ in ber Sntl^ropologie. 93eibe ftü^en {id^ auiSfcl^UegUd^ auf med^anifd^e ober betou^ofe Urfad^en (Causae efficientes), nirgenbiS auf gtoedttl^dtige ober beiDU^te ttrfad^en (Causae finales). (aSergl. oben ©. 89—92.) SSeibe erfüBen fomit atte Snforberungen einer iDiffenfd^aftUd^en Sil^eorie unb merben fo lange in ©eltung bleiben, bid fie burd^ beffere erfe^t »erben. SItterbing« will id^ anbererfeitö nid^t oerl^el^len, ba^ ber gro^« artigen j^odmogenie ^ant'^ einige ©d^wäd^en anl^aften, toeld^e und nld^t geftatten, il^r baffelbe unbebingte SBertrauen }u fd^enlen, wie SJamardt'iS ©efcenbengt^eorie. ®ro^e ©d^toierigfeiten »erfd^iebener 9[rt l^at bie 93orftellung bed uranfänglid^en gasförmigen (Sf^aoS, ha^ ben ganjen SBeltraum erfüllte. 6ine größere unb ungelöfte ©c^toierig^ teit aber liegt barin, ba^ bie toiSmologifd^e ©adtl^eorie und gar feinen Slnl^altepunft liefert für bie ©rfldrung be« erften 31nflo|ed, ber bie 9ftotationdbett)egung in beut gaderfüUten SSeltraum t)erurfad^te. 93eim ®ud^en nad^ einem fold^en Slnfto^ werben wir unwiQIfirlid^ ju ber falfd^en Srage nad^ bem „erflen Anfang" üerfül^rt. ©inen erften Einfang lönnen wir und aber für bie ewigen Säewegungderfd^ei- nungen bed äSeltaUd eben fo wenig benten, ald ein fd^lieglid^ed @nbe. ^ad Sßeltall ift nad^ 9iaum unb 3^it unbefd^ränft unb uner« meglid^. @d ift ewig unb ed ift unenblid^. Sber aud^ fiir bte un^ unterbrod^ene unb ewige S3ewegung, in weld^er {id^ alle Stl^eild^en bed äSeltalld beftdnbig befinben, fbnnen wir und feinen Slnfang unb fein ©nbe beuten. 2)ie großen ®efc^e oon ber ©rl^altung ber Äraft") unb t)on ber ©r^altung bed ©toffed, bie ©runb- lagen unferer gangen 9taturanf d^auung , laffen leine anbere SSor- fteHung ju. 35ie SBelt, foweit jie bem erlenntni^oermbgen bed 3Ken» fd^en iugdnglid^ ift, erfd()eint ald eine gufammenl^&ngenbe j^ette oon materiellen Sewegungderfd^einungen, bie einen fortwdl^renben urfdd^^ lid^en SBed^fel ber fjormen bebingen. ^tbt §orm, r'^^^^^*"*-^**^»»eUifle Stefultat einer @umme oon S3ewegungderfd^einunp öergdnglid^ unb oon befd^rdnfter 3)auer. aber i^ Xni. Äanf« foemolofliWe ®a«tbeorie. 289 äßed^fel ber formen bleibt bie 3Raterie unb bie baoon untrennbare Äraft etoig unb unjcrftörbar. SBenn nun aud^ Jlant'^ todmologifd^e ®a<^t]^eone nid^t im ©tanbe ift, bie ©nttoidelungögefc^ici^te beö ganjen SBeltaU^ in be- friebigenber SBeife über jenen ßiiftanb be§ ga^Sfönnigen ßl^aoö l^inauö aufguMren, unb kpenn aud^ augerbem noc^ mancherlei gemid^tige S3e^ beulen, namentUd^ Don d^emifd^er unb geologifd^er @eite l^er, fid^ ge^ gen fte aufwerfen laffen, fo muffen wir il^r bod^ anberfeitö ba& gro^e ä^erbienft laffen, ben gangen Sau bed unferer 93eobad^tung gugdng^ lid^en SBeltgebäubeiS, bie „Slnatomie'' ber ©onnenf^fteme unb f{)eciell unfered ^lanetenf^ftemd, Dortrefflid^ burd^ il^re 6ntmid(elungdgefd^id^te gu erllären. ä^ietteid^t mar biefe 6ntmid(elung in ber S]^at eine gang anbere; DieDeid^t entftanben bie Planeten, unb alfo aud^ unfere @rbe, burd^ Slggregation au« gal^llofen fleinen, im SBeltraum gerftreufen SReteoriten? (Sine fold^e 3:]^eorie ift u. Sl. üon 3labenl^aufen, bem geiftreid^en äJerfaffer ber trefflid^en SBerfe ^Sftö" unb ^Oftri«" auf- geftellt worben. '*) aber meine« ©rad^ten« bieten biefe unb a^nlid^e Äo«mogenien nod^ größere ©d^wierigteiten, alö biejenige üon Äaut. 9lad^ biefem allgemeinen aSlidt auf bie moniftifdf)e Äo«mogenie ober bie naturlid^e @ntwidtelung«gefd^id^te be« SSeltaU« laffen @ie un« gu einem wingigen S3rud^tl^eil beffelben gurüdRel^ren, gu unferer mütterlid^en @rbe. SBir l^atten biefelbe im 3iiftcinbe einer feurig- Püffigen, an beiben ^olen abgeplatteten Äugel oerlaffen, bereu Ober- fläd^e {td^ burd^ Slblül^lung gu einer gang bünnen feften SRinbe oer- bid^tet l^atte. 2)ie erfte ©rftarrung^frufte wirb bie gange Dberfldd^e be« @rbfp]^äroib« ald eine gufammenl^&ngenbe, glatte, bünne fun9«ge{(b. 7. tlu4. 19 290 <2^Tfle (5ntftebun(^ ber «erge rnib be« ©affer«. XIII. SÜaum cntftanbcn fein, mcnn nid^t bcr äußere Sltmofpl^drenbrud bic jcr* brcd^lid^e Jftinbe nad^ innen l^inein getrieben l^dtte. Anbete Uneben« l^eiten entftanben n)a]^rfd^einli<]^ babnrd^, ba^ an Derfd^iebenen ©teilen bie abgefftl^lte JRinbe bnrd^ ben ©rftarrunggprocefe felbft pd^ jufammen» jofl unb ©prüngc ober SWiffe befam. 35er feuerpfifjtge Äem qnoB üon 5Reuem burd^ bicfe Sprünge i)ttoox unb erftarrte abermals, ©o ent= ftanben fd^on frül^jeitig mand^erlei ©rl^öl^ungen unb SSertiefungen, meldte bie erften ©runblagen ber S3erge unb ber 2:i^dler tourben. 9lad^bem bie ^Temperatur bei^ abgefüllten @rbballiS bid auf einen gewiffen ®rab gefunfen »ar, erfolgte ein fel^r »id^tlger neuer SJor* gang, nimlid^ bie erfte @ntftel^ung beiS Sßafferd. S)aSäSaffer mar bi^l^er nur in ^ampffomt in ber ben @rbball umgebenben Sitmo« fpl^äre Dorl^anben geioefen. Offenbar fonnte ba« äBaffcr fid^ erft ju tröpfbar=püfftgem 3uftönbe oerbid^ten, nad^bem bie Temperatur bcr Sltmofpl^&re bebeutenb gefunfen mar. 9lun begann bie meitere Um- bilbung ber ©rbrinbe burd^ bie Äraft be« SBafferö. ^nbm, baffelbe beftänbig in 5orm oon Stegen nieberfiel, l^ierbci bie ©rl^öl^ungen ber @rbrinbe abfpülte, bie ^Vertiefungen burd^ ben abgefpülten ©d^lamm auffüllte, unb biefen fd^id^temoeife ablagerte, bemirfte eiS bie au^er^ orbentlid^ mid^tigen neptunifd^en Umbilbungen ber 6rbrinbe, meldte feitbem ununterbrod^en fortbauertcn, unb auf meldte mir im näd^ften ^Vortrage nod^ einen naiveren S3lid( merfen merben. @rft nad^bem bie ©rbrinbe fo meit abgefül^lt mar, bafe ba« äBaffer Pd^ ju tropfbarer f^orm oerbid^tet l^atte, erft aliS bie biiS bal^in trodtene ©rbfrufte jum erften 2Rale oon Püfpgcm äBaffer bebedtt mürbe, tonnte bie ©ntftel^ung ber erften Organismen erfolgen. 3)enn alle Siliere unb alle Spangen, alle Organismen überl^aupt, befte^en }um großen Sl^eile ober jum größten 3:i^eilc auS tropf bar^püfpgem SBaffer, meld^eS mit anberen 3Raterien in eigentl^ümlid^er Sßeife pd^ oerbinbet, unb biefe in ben feft»püfpgen 8lggregatjupanb öerfc^t. SBir f5nnen alfo aus biefen allgemeinen ®runbgügen ber anorganifd^en @rbgefd()id^te gunäd^ft bie mid^tige 2]^atfad^e folgern, ba^ gu irgenb einer bepimmten Seit baS organifd^e Seben auf ber @rbe feinen Slnfang l^atte, Xm. Wrjeugung. 9eT0(ei(6uiig bet Ordani^men unb ^noTgone. 291 ba^ bie trbifd^cn Organismen ntd^t üon jel^cr ejrifttrten, fonbcm in irgenb einem S^itpnnfte jum erften 3RaI entftanben. 3Bie l^aben »ir nnS nnn biefe (Sniftel^unfl ber erften Organismen gn benfen? ^ier ifl berjenigc ^nft, an »eld^em bie melften SRatnr- forfd^er nod^ l^eutgutage geneigt ftn^, ben SSerfnd^ einer naturli<]^en @rflämng aufjugeben, unb gu bem äBunber einer unbegreiflichen @d^6|)fung gu flüd^ten. ÜRit biefem Sd^ritte treten fie, tpie fd^on Dör- fer bemerft »urbe, au^erl^alb beS ©ebieteS ber naturtDiffenfd^aftUd^en grfentttni^ unb üergid^ten auf jebe »eitere ©njtd^t in ben notl^toen'» bigen Sufammen^ang ber Slaturgefd^id^te. ß^e wir mutl^lo« biefen legten ©d^ritt tl^un, el^e wir an ber ÜRögUd^feit jeber ©rfenntm^ biefe« wicj^tigen SSorgangeS üergwcifeln, »oBen mir toenigften« einen SJerfud^ mad^en, benfelben gu begreifen. Saffen Sie un« feigen, ob benn »irf^ l\er jtnS barbietet. 9llS ^auptunterfd^ieb in biefer Segiel^ung fal^ man frül^er bie einfädle ©tructur ber legieren, ben jufammengefefeten Sau ber erfteren an. 5)er Ä5r|)er aller Organismen follte aus un« gleid^artigen ober l^eterogenen Sl^eilen )ufammengefe|t fein, aus SBerf« geugen ober Organen, toeld^e gum Qmd beS SebenS gufammentoirfen. dagegen follten aud^ bie Dolllommenften Snorgane, bie jtr^ftalle, burd^ unb burd^ aus gleid^artiger ober l^omogener SRaterie befleißen. S)iefer Unterfd^ieb erfd^eint fel^r toefentlid^. allein er verliert alle Sebeu* tung baburd^, ba^ mir in ben legten 3<^]^ren bie l^öd^ft merltoürbigen unb toid^tigen SKoneren lennen gelernt l^aben**). (SSergl oben @. 164—167). 2)er gange ^bxptx biefer einfad^ften üon allen Or* 296 etructur unb gorm ber Drflaui«mtn unb ^norgone. XIII. gani^men ift nur ein f cft-flüf flgcö , formlofc« unb ftructurlofcg 6i= »cipüntpd^en; er befielet in bcr SC^at nur m^ einer d^emifd^en SSer» binbung ober einer amor^)i^en SKifd^ung, unb ift eben fo DoHfommen etnfad^ in feiner ©tructur, tt)ie jeber 5tr^ftaE, ber au8 einer einjigen anorgifd^en SSerbinbung, j. 39. einem SKetaDfa^e, ober einer fel^r gu^^ fammcngefe^ten Äiefelerbe^SSerbinbung befielet. ©benfo wie in ber inneren ©tructur ober Sufontmenfe^ung, l^at man aud^ in bcr duneren gorm burd^greifenbe Unterfd^iebe jWifc^en ben Organismen unb Slnorganen finben motten, inöbefonbere in ber matl^ematifd^ beftimmbaren ^ftattform ber le^teren. atterbingS ift bie Är^ftattifation oorgugSwcife eine ©igenfc^aft ber fogenannten Sin* Organe. S)ie j^ftatte merben begrengt oon ebenen i^Iäd^en, toeld^e in geraben ßinien unb unter beftimmten meßbaren SBinleln gufam^^ menftofeen. 2)ie Silier* unb ^flangen=8form bagegen fd^eint auf ben erften fölxd feine berartige geometrifd^e SÖeftimmung gugulaffen. @ie ift meiftenö oon gebogenen gldd^en unb frummen fiinien begrengt, meldte unter oerdnberlid^en SBinfeln gufammenftofeen. Stttein mir l^aben in neuerer 3ctt in ben SRabioIarien unb in oielen anberen ^rotiften eine grofee ängal^l oon nieberen Organismen fcnncn ge* lernt, bei benen ber JJörper in gleid^er SBeife, wie bei ben itr^ftatten, auf eine matl^ematifc^ beftimmbare ©runbform ftd^ gurüdtfül^ren Idfet, bei benen bie ©eftalt im ®angen wie im ©ingeinen burd^ geometrifd^ beftimmbare SflSd^cn, Tanten unb SBtnfel bcgrengt wirb. Sn .meiner attgemeinen ©runbformenle^re ober ^romor|)]^ologie l^abe id^ l)ierfür bie auSfu^rlid^en Seweife geliefert, unb gugleid^ ein attge* meines gormenf^ftem aufgeftettt, beffen ibeale ftcreometrifd^e ®runb- formen eben fo gut bie realen t5ormen ber anorgifd^en Är^ftatte wie ber organifd^en Snbioibuen erfldren (®ener. 9Korpl^ol. I, 375—574). Sufeerbem giebt eS übrigens aud^ oottfommen amor^)]^e Organismen, wie bie 9Koneren, Slmöben u. f. w., weld^e jeben Slugenblidf il^re ®eftalt wed^feln, unb bei benen man eben fo wenig eine beftimmte ®runbform nad^weifen fann, als eS bei ben formlofen ober amor^)]^en Unorganen-, bei ben nid^t fr^ftattiftrten ®efteinen, 3lieberfd^ldgen u. f. w. XIIL ^^enoegung^erfc^etnungen ^et Organismen unb ^norgane. 297 ber %aU ift. 3Bir flnb alfo nld^t im ©tanbc, irgenb einen ^)rinct|)ieUen Unterfd^ieb in ber dufteren gform ober in ber inneren ©tructnr ber Sin« Organe unb Organismen auf juflnben. SBenben wir unS brittenS an bie Ärdfte ober an bie Seme« flungi^erfc^einungen biefer beiben üerfd^iebenen Äör|)ergntp^)en. $ier ftofeen »ir auf bie größten ©d^toierigleiten. 35ie Sebenöerfd^ei« nungen, wie fte bie meiften SKenfd^en nur üon l^od^ auögebilbeten Organismen, üon DoUfommneren 'Si)mtn unb fangen fennen, er^^ fd^einen fo rdtl^fell^aft, fo wunberbar, fo eigentl^ümlid^, baft bie SWeiften ber beftimmten Slnftd^t jtnb, in ber anorgifd^en 9latur lomme gar nid^ts Slel^nlid^eS ober nur entfernt bamit SSergleid^bareS Dor. SWan nennt \a eben beSl^alb bie Organismen belebte unb bie Slnorgane leblofe SRatur« förper. JDal^er erl^ielt fld^ bis in unfer gci^rl^unbert l^inein, felbft in ber SBiffenfd^aft bie ftd^ mit ber (grforfd^ung ber SebenSerfd^einungen befd^dftigt, in ber ^l^^ftologie, bie irrtl^ümlid^e anftd^t, baft bie p^qfl* falifd^en unb d^emifd^en (gigenfd^aften ber SKaterie nid^t jur ©rfldrung ber SebenSerfc^einungen auSreid^ten. ^eutjutage, namentlich feit bem legten Sal^rgel^nt, barf biefe Slnfld^t als oöttig überwunben angefel^en werben. 3n ber ^l^^flologie wenigftenS l^at fle nirgenbs mel^r eine Stdtte. es fdttt l^eutjutage feinem ^l^^ftologen mel^r ein, irgenb meldte fiebenSerfd^einungen als baS SRefultat einer wunberbaren Se- bcnSfraft aufjufaffen, einer befonberen gwedhndftig tl^dtigen Äraft, meldte aufterl^lb ber 3Raterie fielet, unb weld^e bie :p^9fifalifd^^d^emi» fd^en Ärdfte gewiffermaften nur in il^ren 2)ienft nimmt. 2)ie l^entige ^l^^ftologie ift gu ber ftreng moniftifd^en Uebergeugung gelangt, baft fdmmtlid^e SebenSerfd^einungen, unb Dor allen bie beiben ©runberfd^ei^^ nungen ber ©mdl^rung unb gortpflangung, rein |)]^qpfalif(^=d^emifd^e aSorgdnge, unb eben fo unmittelbar oon ber materietten Sefd^affenl^eit beS Organismus abl^dngig jtnb, wie alle ^)]^qpfalifd^en unb c^emifd^en eigenfd^aften ober itrdfte eines jeben Är^ftalleS lebiglid^ burc^ feine materielle 3wf ammenf e^ung bebingt werben. S)a nun berfenige ®runb* ftoff, weld^er bie eigent^ümlid)e materielle 3ufammenfe^ung ber Or« 298 Jto^Ieufioffvetbtnbuitdeit al« Urfa<^en bet 9eben«ftaft. XIII. flam§mcn bcbtngt, bcr j^ol^lenftoff ift, fo tnfiffcn »ir aUc ßeben^erfd^ci» nungen, unb t)or allen bie beiben ©runberfd^einungen ber (Srn&l^rung unb gortpflanjunfl, in legtet Sinie auf bic (gigcnfd^aftcn bcö Äol^lcn«* ftoff« jurücffül^rcn. gcbigUd^ bic cigcntl^ümlid^en, d^cmifd^^ pl^qfifalifci^en eigenfc^aftcn bc§ Äo^lenftoffö, unb namcnt* Ud^ bcr feftflüffigeSIggregatjuftanb unb bic leidste 3ctfc^* barfeit bcr l^öd^ft jufammcngcfc^tcn ciwci^artigcn Äol^lcn« ftoffDcrblnbungcn, finb bic mcd^anifd^cn ttrfad^cn jener cigcntl^ämlic^en IBewcgungScrfd^cinungen, burd^ iDcld^e fid^ bie Organismen Don ben SInorganen unterfd^eiben, unb bie man im engeren ©inne ba« „geben'' ju nennen pflegt. Umbiefe „Äol^Icnftofftl^eoric'', tocld^c id^ im jÄciten Sud^e meiner generellen SKorpl^ologic auöfül^rlid^ begrünbet l^abe, rid^tig ju würbigen, ift e« Dor SUlcm nötl^ig, bicienigen Se»egungöcrfd^ei= nungen fd^arf in'« äuge gu faffen, »eld^e beiben ®rup^)en Don SRatur« lörpcrn gemeinf am ftnb. Unter biefen ftel^t obenan bad SSad^d« t^um. äSenn @ie irgenb eine anorganifd^e Salglbfung langfam Derbam<)fen laffen, fo bilben ftd^ barin Saljft^itallc, üjcld^c bei weiter gel^cnbcr SSerbunftung bti Sßaffer« langfam an ©rö^c gunel^men. 3)iefc« Sßad^iStl^um erfolgt baburd^, ba^ immer neue 2:]^eil(^cn aui^ bem fiüfPgen aggregatguftanbc in ben feften übcrgcl^en unb fld^ an ben bereit« gebilbcten feften Jhr^ftalllcm nad^ beftimmten ©efe^cn an» lagern. 2)urd^ fold^e Anlagerung ober Sl^)|)ojttion ber SEI^eild^cn ent» ftcl^cn bie matl^ematifd^ beftimmten ^^ftaUformen. @ben fo burd^ Sufnal^mc neuer Stl^eild^en gcfd^icl^t aud^ ba« 3Bad^«tl^um bcr Drga« ni«men. S)cr Unterfd^ieb ift nur ber, ba^ beim Bad^St^um ber Or» ganismen in 5olge i^re« fcft*flüfPgcn Slggrcgatjuftanbc« bie neu auf« genommenen Sl^eild^en in'« innere be« Drgani«mu« Dorrftden (Sm tu«fu«cq)tion), wdl^renb bie Snorganc nur burd^ Sl))|)o{ttion , burd^ anfa^ neuer, gleid^artigcr SRatcric Don au^en l^cr gunel^mcn. 3>ttbeg ift bicfer wid^tige Unterfd^ieb be« Bad^Stl^um« burd^ ^tu«fu«ce))tion XIII. ®ad)«tbum unb ^npaffung bei j^r^ftatten unb bei DT^ant^men. 299 unb burd^ Sl))|)ofttion augenfd^einlid^ nur bie notl^menbige unb unmit- telbare 3rolge bc^ üerfd^iebenen 3)id^tigfeit«guftonbe8 ober aggreflat« guftanbed ber Organismen unb ber SInorgane. 3d^ .fann l^ier an biefer ©teile letber nid^t nöl^er bie mand^er- lei l^öd^ft intereffanten parallelen unb 9[nalogien verfolgen, koelc^e fld^ jwifd^en ber Silbung ber üolllommenflen Slnorgane, ber Är^- ftalle unb ber Silbung ber einfad^ften Organismen, ber SRoneren unb ber ndd^jt Dertoanbten formen, Dorflnben. 3^^ ^"fe ®i^ ^" biefer Sejiel^ung auf bie eingel^enbe SSergleid^ung ber Organismen unb ber Snorgane Dertoeifen, »eld^e id^ im fünften Äapitel meiner generellen SKorpl^ologie burd^gefül^rt l^abe (®en. SKorpl^. I, 111 bi« 166). 5)ort l^abe ic^ auSfül^rlid^ beriefen , bafe burd)greifenbe Utt' terfd^iebe jwifd^en ben organifd^en unb anorganifd)en Slaturförpern Weber in S9egug auf gorm unb ©tructur, nod^ in Sejug auf Stoff unb ifraft eyiftiren, bafe bie toirflid^ Dorl^anbenen Unterfd^iebe üon ber eigentpmlid^en 9{atur beS ^o^lenftoffS abl^dngen, unb ba^ feine unäberfteiglid^e ^luft gwifd^en organifd^er unb anorganifd^er 9latur eyiftirt. aSefonberS einleud^tenb erfennen @ie biefe l^öd^ft wid^tige 31^atfad^e, wenn @ie bie (Sntftel^ung ber f^ormen bei ben Är^ftallen unb bei ben elnfad)ften organifd^en SnbiDibuen üerglei« d^enb unterfud^en. Slud^ bei ber Silbung ber J^rqftallinbiDibuen treten gweierlei Derf d^iebene , einanber entgegenwirfenbe aSilbungS^^ triebe in Birifamfeit. 2)ie innere ®eft.altungSfraft ober ber innere SilbungStrieb, weld^er ber (Srblid^feit ber Organismen entfprid^t, ift bei bem Är^ftalle ber unmittelbare SuSflu^ feiner materiellen ßonftitution ober feiner d^emifd^en Sufammenfe^ung. 2)ie gorm bcS Är^ftaUeS, foweit fte burd^ biefen inneren, ureigenen aSilbungStrieb beftimmt wirb, ift baS SRefultat ber fpeciflfc^ beftimm- ten Slrt unb SBeife, in weld^er ftd^ bie fleinften JJ^eild^en ber fr^* ftaUifirenben 9Raterie nad^ Derfd^iebenen SRid^tungen l^in gefe^md^ig an einanber lagern. Sener felbftftdnbigen inneren SilbungSfraft, weld^e ber 9Raterie felbft unmittelbar anl^aftet, wirft eine jweite formbilbenbe Äraft gerabeju entgegen. 2)iefe dunere ®eftal« 300 ^eugerc unb innere ^ilbungdfroft ber Drganiemen unb %nor^am, XIII. tu ngöfraft ober bcn äußeren SBUbung^tricb Knnen wir bei htn Är^ftallen eben fo gut »ie bei ben Drgoniötnen al« 3[n^)af fung be* gelegnen, gebe« 5tr^ftattinbiüibuum mu^ jid^ »dl^renb feiner 6nt* ftel^ung gang eben fo tt)ie febe« organifii^e Snbioibuum ben umgeben^ ben (ginflüffen unb ©f iftenjbebingungen ber Slufeentoelt unterwerfen unb anpaffen. 3n ber Sl^at ift bie fjorm unb ®r5^e eines jeben Är^ftaDe« abl^dngig oon feiner gefammten Umgebung, g. 58. oon bem ©efäfe, in weli^em bie ih-ijftallifation ftattflnbet, oon ber a;em^)aratur unb oon bem Suftbrud, unter »eld^em ber Är^ftaU jtd^ bilbet, oon ber anwefenl^eit ober Slbwefenl^eit ungleid^artiger Mxptx u. f. w. 3)ie Sorm jebe« eingelnen ^ftaHe« ift bal^er ebenfo wie bie gorm iebeS eingelnen Organismus baS SüefuUat ber ©egenwirlung gweier einanber gegenüber ftel^enber fjactoren, beö inneren Silbungätrie:» beS, ber burd^ bie d^emifd^e ßonftitution ber eigenen SKoterie ge« geben ift, unb beS dufteren SilbungStriebeS, weld&er burd^ bie ©in* wirfung ber umgebenben SWaterie bebingt ift. SBeibe in SBed^feU wirfung fte^enbe ©eftaltungSfrdfte jtnb im Organismus eben fo wie im Är^ftaD rein med^anifc^er Sttatur, unmittelbar an bem Stoffe bcS jtörperS l^aftenb. äSenn man baS SSad^Stl^um unb bie ©eftaltung ber Organismen als einen SebenS|)roceft begeid^net, fo fann man baf«^ felbe eben fo gut oon bem jtd^ bilbenben ^rqftall bel^aupten. ^ie teleologifd^e SRaturbetrad^tung, weld)e in ben organifd)en formen gwedt mdftig eingerid^tete ©d^öpfungSmafd^inen erblidtt, muft folgerid^tiger SBeife biefelben aud^ in ben Är^ftallformen anerfennen. S)ie Unter- fd^iebe, weld^e ftd^ gwifd^en ben einfad^ften organifd^en gnbioibuen unb ben anorganifc^en ^ftatten oorflnben, jtnb burd^ ben feften Slggregatguftanb ber le^teren, burd^ ben feft^flüffigen 3wftanb ber erfleren bebingt. 3m Uebrigen jtnb bie bewirfenben Urfad^en ber 5orm in beiben ooUftdnbig biefelben. ®ang befonberS flar brdngt ftd^ 3^nen biefe Uebergeugung auf, wenn Sie bie l^öd^ft merfwür^ bigen @rfd^einungen oon bem äBad^Stl^um, ber Sln:paffung unb ber „SBed^felbegiel^ung ober ßorrelation ber S^l^eile'' bei ben entftel^enben Jtrqftallen mit ben entf:pred^enben (Srfd^einungen bei ber (Sntftel^ung Xin. Cltn^eit ber otganift^en unb anorgifc^en fflatxix. 301 bcr cinfad^ften orgonifd^cn Snbtoibucn (SRoncrcn unb 3dlen) t)cr= gleid^en. S)ie Slnalogie jwifc^en SBeiben ift fo gro^, ba^ toixtlxdi Iclnc fc^arfe ©rcngc ju gicl^cn ift. Sn metner generellen 5Wor))]^o= logie l^abe \6i l^ierfür eine ^(ngal^l Don fd^lagenben ^atfac^en an« gefüljrt (®en. 5Wor^)l^. I, 146, 156, 158). SBenn @ie biefe „ßinl^eit ber organifd^en unb anorga* nifd^enSlatur'', biefe wefentUd^e Uebereinftimmung berOrganiS« men unb Snorgane in ©toff, fjomt unb Äraft, ftd) lebl^aft üor äugen l^alten, wenn @ie ftd^ erinnern, ba^ koir nid^t im @tanbe ftnb, irgenb toeld^e funbamentalen ttnterfd^iebe gipifd^en biefen beiberlei Äör^)ergru|)|)en fefljufteUen (»ie jte frü^erl^in allgemein angenommen »urben), fo oerliert bie Srrage oon ber ttrjeugung fel^r üiel oon ber ©d^ioierigfeit, »eld^e fte auf ben erften fÖM gu l^aben fd^eint. &^ »irb unö bann bie ©ntoidelung beS erften Drgani^mu^S auö anor* ganifd)er 5Waterie üiel leidster benlbar unb Diel Derftanblid^er erfd^ei* neu, al« e« biöl^er ber 5att mar, mo man jene fünftUd^e abfolute ©d^eibewanb gtt)ifd)en organifd^er ober belebter unb anorganifd^er ober leblofer 9latur aufredet erl^ielt. S3ei ber ?frage Don ber ttrjeugung ober Slrd^igonie, bie toir ic^t beftimmter beanttoorten Knnen, erinnern ©ie ftd^ jundd^ft baran, bafe wir unter biefem 33egriff gang allgemein bie eitern» lofe Beugung eineiS organifd)en g^t^i^it^uiittt^» l^ic 6nt» ftel^ung eine^ OrgantiSmuiS unabl^angig Don einem elterlid^en ober geugenben Organismus oerftel^en. 3^ biefem Sinne l^aben wir frül^er bie ttrgeugung (Archigoma) ber ßltemgeugung ober Sortpflangung (Tocogonia) cntgegengefefet (®. 164). S3ei ber le^teren entfielet baS organifc^e SnbiDibuum baburd^, bafe ein größerer ober geringerer Sl^eil Don einem bereits beftel^enben Organismus fid^ ablöft unb felbftftdnbig weiter wdd^ft (®en. aWor^)^. H, 32). IBon ber ttrgeugung, weld^e man aud^ oft als freiwiUige ober urfprünglid^e S^fl^ng begeid^net (Oeneratio spontanea, aequivoca, primaria etc.), muffen Wir gundd^ft gwei wefentlid^ Derfd^iebene Sir* ten unterfd^eiben, ndmlid^ bie älutogonie unb bie $laSmogonie. B02 Urzeugung ober ^Itc^igonie. ^uto(^olTif unb *P!admogonie. XIII. Unter Slutogonic Dcrftc^en wir bic entftcl^ung cincö einfad^ftcn organifd^en 3nbtoibuumd in einer anorganifd^en 93ilbnngd^ flftffigfeit, b. 1^. in einer Sflüffigfeit, wcld^e bie gut S^fammen- fe^ung be« Organismus erforberlid^en ©runbftoffe in einfad^en unb beftdnbigen SSerbinbungen gelöft entl^dlt (j. 33. Äol)lenf dure , Slm* monial, bindre Calge u. f. w.); ^laSmogonie bagegen nennen wir bieUrgeugung bann, wenn ber Organismus in einer organi^ fc^en »ilbungSflüffigfeit entfielt, b. f). in einer Slüfjtgfeit, weld^e jene erforberlid^en ®runbftoffe in gorm Don Derwidelten unb loderen Äol^len[tofft)erWnbungen gelöft entl^dlt (j. ». ©weife, gett, Äo^lenl^^braten k.) (®en. SRorpl^. I, 174 ; U, 33). ^er SSorgang ber Siutogonie fowol^I als ber ^aSmogonie ift bis jie^t noc^ nid^t birect mit ooHer Sid^erl^eit beobad^tet. 3^ älterer unb neuerer 3^* '^^t man über bie SRöglid^Ieit ober SSBirflic^feit ber ttrgeugung fel^r gal^lreid^e unb gum Sl^eil aud^ intereffante äSerfud^e angeflettt. allein blefe 6jr|)erimente begiel^en ftc^ faft fdmmtlid^ nid^t auf bie ^utogonie, fonbem auf bie $laSmogonie, auf bie @ntftel^ung eines Organismus auS bereits gebilbeter organifd^er 5Katerie. Offen* bar l^at aber für unfere ©c^öpfungSgefc^ic^te biefer le^tere aSorgang nur ein untergeorbncteS Sntereffe. @S fommt für unS üielmel^r barauf an, bie grage gu löfen:. „®iebt es eine 8lutogonie? 3ft es m5glid^, bafe ein Organismus nid^t aus oorgebilbeter organifd)er, fonbem auS rein anorgifd^er SRaterie entfielt?" S)a]^er fönnen wir l^ier aud^ rul^ig alle iene gal^lreic^en @]rperimente, weld^e {td^ nur auf bie ^laSmogonie begiel^en, unb in bem legten ^al^rge^nt mit be« fonberem (Sifer betrieben worben finb, bei Seite laffen; gumal fie meift ein negatives 9lefultat l^atten. eingenommen auc^ , eS würbe baburd^ bie Sirflid^feit ber ^laSmogonie ftreng bewiefen, fo wdre bamit nod^ nid^t bie Sutogonie erfldrt. ^ie aSerfud^e über Slutogonie l^aben bis )e^t ebenfalls tein ftd^e* res pofttioes Stefultat geliefert. S^bod^ muffen wir unS oon oorn l^erein auf baS beftimmtefte bagegen oerwal^ren, bafe burd^ biefe &p perimente bie Unmoglid^Ieit ber Urgeugung überl^au^t nad^gewiefen Xni. «ewellfroft ber SetfiiAe ober Urzeugung. 303 fei. 2)lc attcnnclftcn 5Raturforfd)cr, »cld^c bcfhrcbt toorcn, biefc Stagc e]rf)erimentea ju entfd^eiben, unb loeld^e bei Slnwenbung aQer m5g^ lid^en l^orfic^törnagregeln unter ganj beftimmten SSer^dltniffen leine Organismen entftel^en fallen, ftettten auf ®runb biefer negatiDen SRe« fultate fofort bie Sel^auptung auf: „@d ift überl^aupt unmögUd^^ba^ DrganijJuien Don felbft, ol^ne elterlid^e 3^ttÖ«"Ör entftel^en.'' 5)iefe leichtfertige unb unüberlegte SBel^auptung ftfi^ten fte einfach unb allein auf bad negative 9fiefultat il^rer 6;cperimente, weld)e bod^ weiter ytiöit^ bereifen fonnten, atö ba^ unter biefen ober ienen, ]^5d^ft fünftlid^en SBer^dltniffen, wie fte burd^ bie @;r^enmentatoren gefc^affen mürben, {ein £)rganidmuon Bal^r« fd^einlid)feit gciDonnen, toeld^er fte bered^tigt, bie fiüde jwifd^en 5tant'öÄoSmogenle unb 8amardf'*2)efcenbengt]^eorie auSjufüHcn. 68 giebt fogar fc^on unter ben bis je^t befannten ÜRoneren eine Krt, bie DieOeid^t nod^ l^eutgutage beftänbig burd^ Urzeugung entfielet. 2)aS ift ber »unberbare, Don ^ujrleq entbedtte unb befd^riebene Bathybiuß. Bie id^ fd^on frül^ ertod^nte (@. 165), finbet fid^ biefeS ÜRoner in ben größten liefen beS ÜReereS, gtoifd^en 12,000 unb 24,000 Sufe, wo eS ben Soben t^eils in gorm öon nefe* förmigen $laSmaftrdngen unb ®efled)ten, tl^eils in f^orm oon un« regelmd^igen größeren unb Heineren PaSmaflunpen äbergiel^t (S3gl. meinen Sluffafe über „Satl^^biuS unb bie SKoneren'' im „ÄoSmoS'', »b. I, 1877, unb im ,,$rotiftenreid)\ 1878.) !lhir fold^e l^omogene, nod^ gar nid^t bifferengirte Organismen, koeld^e in il^rer gleid^artigen Sufammtnfe^ung auS einerlei Sll^eild^en ben anorganifd^en Jtr^ftaUen gleid^fte^en, tonnten burd^ Urgeugung ent« ftel^en, unb tonnten bie Itreltern aQer äbrigen Organismen werben. S3ei ber weiteren Sntwidelung berfelben l^aben wir als ben wid^tig« ften äSorgong gundd^ft bie Silbung eines J^erneS (Nucleus) in bem ftructurlofen (Siwei^flum))d^en angufe^en. S)iefe lonnen wir unS :p]^9« fitalifd^ als S3erbid^tung ber innerften, centralen (Siwei^tl^ld^en Xin. Gntffe&ung bet Seilen aud Woneren. 307 DorftcUcn, womit eine c^cmifc^e SSerdnberung berfelben ^anb in ^anb ging. S)ie bid^tere centrale ^af[e, meldte anfangt aUmdpc^ in bai^ pen))]^erifd^e PaSma überging, fonberte fid^ fpdter gong \>on biefem ob unb bilbete fo ein felbftftdnbiged runbed, d^emifd^ tttoa^ öerfd^iebene« 6itt)ei^I5rperd)en , ben Äem. 3)nr(]^ biefen SSorgong ift aber bereite auS bem 9Roner eine BtlU getoorben. S)a^ nun bie iDeitere ©nttoicfelung aller übrigen Organismen aud einer fold)en Belle feine ©d^toierigleit l^at, koirb aui^ ben bii^l^erigen SSortrdgen flar geworben fein. S)cnn iebe« Silier unb iebe ^anje ift im Se« ginn beö inbiDibuellen 2eben8 eine einfädle Qtüt. 2)cr 5Wenfd^ fo gut toie jebe« anbere ^itx ift anfangs weiter 5Rid^tS, als eine einfädle SigeUe, ein einziges ©d^leimtlüntpd^en, worin fid^ ein Jtem beflnbet (S. 170, 5ig. 3). eben fo wie ber Äem ber organifd^en QtUm burd^ ©onberung aus ber inneren ober centralen SKaffe ber urfprünglid^ gleid^artigen ^laSmallümpd^en entftanb, fo bilbete ftd^ bie erfte ScUl^aut ober SRembran an bereu Dberfldd^e. Slud^ biefen einfad^en aber l)öd^ft wichtigen SSorgang tbnnen wir, wie fd^on oben bemertt, entweber burd) einen d^emifd^en 9lieberfd^lag ober eine ip^^filalifd^e Serbid^^ tung in ber oberfldd^lid^ften SRinbeufd^id^t erfldren, ober aud) burd^ eine SluSfd^eibung. ©ine ber erften SlnpaffungStl^dtigf eitcn , weld^e bie burd^ Urgeugung entftanbenen ÜRonercu ausübten, wirb bie aSer* bid^tung einer äußeren 3fiinbenfd)i(^t gewefen fein, welche als fd^ü^cnbe ^ülle baS weichere Swnere gegen bie angreifenben ©inflüffe ber aufecn* weit abfd)lofe. SBar aber erft burd^ SSerbid^tung ber homogenen 3Koneren im Snneren ein ScHcnfem, an ber Dberpdd^e eine ß^ß^öut entftanben, fo waren bamit alle bie funbamentalen formen ber Saufleine gegeben, auS benen burd^ unenblid^ mannic^f altige 3u= fammenfe^ung ftd^ erfal^rungSgemd^ ber i^örper fdmmtlid^er l^öl^eren Organismen aufbaut. aßie fd^on frül^er erwdl^nt, berul^t unfer ganges SSerftdnbnife bcs Organismus wefentlid^ auf ber oon ©d^leiben nnb ©d)Wann im Sa^re 1838 aufgefteHten B^Ucntl^eorie. S)anad^ ift icber 20* 308 itUtnihtoxit unb «piafHbent^orle. XIIL Organismus cnteebcr eine einfädle QtUt ober eine ©emeinbe, ein Staat Don eng Derbunbenen 3«ttcn. 2)ie gefammten Sfonnen unb SebenSerfc^einungen eines Jeben Organismus flnb baS ©efammtreful^ tat ber formen unb fiebenSerfd^einungen aller einjelnen il^n jufam- menfe^enben S^Kcn. 3n fjolge ber neueren Sortfc^ritte ber ß^K^nle^re ift es nötl^ig gemorben, bie ©lementarorganiSmen ober bie organi* fd^en ^Snbiüibuen erfter Drbnung'', weld^e man getööl^nlid^ als „Sollen" begeic^net, mit bem allgemeineren unb paffenberen SRamen ber aSilbnerlnnen ober ^laftiben gu belegen. SSir unterfd^ei« ben unter biefen SBilbnerinnen gwei |»au:ptgrup|)en, nämlid^ Sqtoben unb ed^te 3^0^* ^^e S^toben finb lemlofe ^laSmaftäcte, gleid^ ben 5Woneren (@. 167, gig. 1). 2)ie Sollen bagegen jtnb ^laSma« jtüde, meldte einen 5tem ober 9lucleuS enthalten (@. 169 , %iq, 2). Sebe biefer beiben ^ou^)tformen üon ^laftiben gerfdllt »ieber in gwei untergeorbnete i^ormgru))))en, {e nac^bem fie eine dunere Uml^üllung (^aut, ©d^ale ober 9Rembron) bejifet ober nid^t. SBir fönnen bem^ nac^ allgemein folgenbe Dier oerfd)iebene ^loftibenarten unterfd^eiben: 1. Urcqtoben (©. 167, gig 1 A); 2. •^üllc^toben; 3. ttrgellen (@. 169, ?^g.2B); 4. |>üllgellen (@. 169, gig. 2A). SBaS baS JBer^dltnife biefer üier ^laftibenformen gur Urgeugung betrifft, fo ift folgcnbeS baS Bal^rfd^einlidifte: 1. bie Uro qt oben (Gymnocytoda), nodtte PaSmaftüde ol^ne Äern, gleid^ ben l^eute nod^ lebenben SKoneren, ftnb bie eingigen ^laftiben, weld^e unmitteU bar burd^ Urgeugung entftanben; 2. bie ^üllcqtoben (Lepocy- toda), ^laSmaftüde ol^ne Äem, weld^e üon einer ^ülle (ÜRembran ober Schale) umgeben finb, entftanben ouS ben Urc^toben entioeber burd^ SSerbid^tung ber oberfldd^lid^ften ^aSmafd^id^ten ober burd^auS« fd^eibung einer ^üUe; 3. bie Urgellen (Gymnocyta) ober nadtte Bellen, ^laSmaftüdte mit Äem, aber ol^ne ^ülle, entftanben aus ben Urc^toben burd^SSerbid^tung ber innerften ^laSmatl^eile gu einem Äeme ober SlucleuS, burc^ 2)ifferengirung üon centralem Äeme unb ptn- |)]^erif(^em ScHftoff; 4. bie ^üll gellen (Lepocyta) ober ^autgeUen, ^laSmaftüde mit Äem unb mit dunerer ^ülle (ÜRembran ober ©d^ale), XIII. ^ie afein nmgebilbet nmrbe, fönnen {id^ ttol^I 5fter im Saufe ber ß^t, ober unabl^ngig Don einanber an Derfd^ie« benen @teQen ber (Srbe n)ieber]^olt l^ben. ferner tonnen aud^ bie« fenigen l^öl^eren fpecififd^en formen, tteld^e nid^t bnrd^ natärlid^e Süd^tung, fonbem burd^ Saftarbgeugung entfianben finb, bie frfil^er enoäl^nten fflaftarbarten (@. 130, 245), »ieberl^olt an Der- fd^iebenen Orten neu entftanben fein. S)a und febod^ biefe oerl^ältni^« md^ig geringe Slngal^I oon Organismen l^ier oorldufig nod^ nid^t ndl^er interefPrt, fo fdnnen n)ir in d^orologifd^er Sejiel^ung oon il^nen ah feigen, unb braud^en blo^ bie ^Verbreitung ber großen SRel^rgal^l ber ZUfitX' unb $f[anjenarten in 93etrad^t gu giel^en, bei benen bie ein^ malige @ntftel^ung {eber @{)ecied an einem einzigen Drte, an il^rem fogenannten „©d^öt^fungdmittel^unfte", aud oielen ttid^« tigen ®rünben atö l^inreid^enb gefid^ert angefel^en toerben lann. 3ebe ^kx^ unb $flangenart l^at nun oon Anbeginn il^rer (SjA^ ftenj an ba^ Streben befeffen, fid^ über bie befd^rdnlte Socalitdt il^rer (Sntftel^ung, über bie ©d^ranfen il^red „Sd^öpfungdmittelpunlted'' ober beffer gefagt il^rer Url^eimatl^ ober il^reö ®eburt«ortea l^inauö au«* gubrciten. JDaS ift eine notl^tocnbige golge ber frül^er erörterten Sc- oöWerung«- unb UeberoöWerungöoerl^dltniffe (@. 144, 228). 3e ftdrler eine Silier- ober ^anjenart pd^ oermel^rt, befto »eniger reid^t il^r befd^rdnlter ®eburt§ort für il^ren Unterl^alt au8, befto l^eftiger wirb i>tt Äam|)f um*8 2)afein, befto rafd^er tritt eine UeberoöHerung ber ^eimatl^ unb in i^olge beffen 8luiSn)anberung ein. 2)iefe SB an« berungen finb aUen OrganiiSmeh gemeinfam unb fie finb bie eigent« lid^e Urfad^e ber »eiten SSerbreitung ber oerfd^iebenen Organismen« arten über bie Srboberßdd^e. Sie bie SRenfd^en au« ben überodDerten Staaten, fo manbem Siliere unb fangen aUgemein auS il^rer über« oöRerten Url^eimat^ auS. Stuf bie l^ol^e 93ebeutung biefer fel^r intereffanten SSanberungen XIV. *ctit>e fflonbeTungen ber flieflenben X^iere. 315 ber Organismen l^abcn fc^on frfil^cr öicle auSflcgcid^nctc SHaturforfd^er, insbcfonbcrc i^üV), ©d^lelbcn u. 31. »icbcrl^ott aufmerffam flc= mad^t. S)ie ^Transportmittel , burd^ »eld^e biefelben gefd^el^en, Pnb du^erft mannid^falttg. ^arttin l^t biefelben im elften unb )io5lften Kapitel feines SBerfS, loeld^e ber „fleograpl^ifd^en SSerbreitunfl" aus* fd^UefeUd^ gettibmet finb, Dortrefflid^ erJrtert. 2)ie StranSportmlttel flnb tl^eilS actiDe, tl^eils paffiöe ; b. 1^. ber Organismus beÄerfftettlßt feine SSanberungen tl^eils burd^ freie DrtSbeioegungen, bie Don il^m felbft auSflel^en, tl^eils burd^ Seweflunflen anberer 9laturförper, an benen er fid^ nid^t felbfttl^dtig betl^eiligt. 35ie actioen SBanbe rangen fpielen felbftDerftdnblid^ bie größte SRoIle bei ben frei bemeglid^en Sil^ieren. 3^ freier bie Setoe« gung eines Sl^iereS nad^ atten [Richtungen l^in burd^ feine Drga* nifation erlaubt ifl, befto leidster lann biefe Sl^ierart »anbem, unb befto rafd^er ftd^ über bie ©rbe ausbreiten. Slm meiften begunftigt Pub in biefer Sejiel^ung natüriid^ biefliegenben SEI^iere, unb inS» befonbere unter ben S38irbeltl^ieren bie SSdgel, unter ben ©lieber* tbieren bie gnfecten. Seichter als alle anberen ^xtxt fonnten pc^ biefe beiben jtlaffen alsbalb nad^ il^rer @ntftel^ung über bie gange @rbe Derbreiten, unb barauS erfldrt pd^ aud^ gum 5t]^eil bie unge« meine innere ©införmigfeit, »elc^e biefe beiben großen Jl^ierflaffen öor allen anberen auSgeid^net. 3)enn obwol^l biefelben eine aufeer* orbentUd^e Slngal^l oon üerfd^iebenen Srten entl^alten, unb obmol^l bie Snfectentlaffe allein mel^r öerfc^iebene ©pecieS bepj^cn foU, als alle übtigen ai^ierflaflen guf ammengenommen , fo ftimmen bennod^ alle biefe ungdl^ligen Snfectenarten, unb ebenfo anbererfeits bie öerfd^ie* benen JBögelarten, in allen wefentlid^en (Sigentl^ümlid^Jeiten il^rer Drganifation gang auffaKenb äberein. 2)a]^er fann man fomol^l in ber Älaffe ber Snfecten, als in berjenigen ber SSdgel, nur eine fel^r geringe Slngal^l üon größeren natürlid^en ®ruppen ober „Drbnungen" unterfd^eiben, unb biefe »enigen Drbnungen »eid^en im inneren Sau nur fel^r wenig oon einanber ab. 3)ie artenreid^en SSdgelorbnungen pnb lange nid^t fo meit t)on einanber oerfd^ieben, koie bie Diel loeniger 316 ^ctii^e Snnberungen ber If^itxt unb Vflan^en. XIV. artcnrcid^cn Drbnungcn bcr ©fiugetl^icrflaffc; unb bic an ®cncra« unb @^)ccicöformcn dufeerft reiben Snfwtcnorbnungcn ftcl^en ^ä^ im inneren Sau Diel ndl^er, al§ bie Diel Heineren Orbnuuflen ber ÄrebS« flaffe. 35ie burd^gel^enbe parallele jwifd^en bm SSJgeln unb gnf^cten ift aud^ in biefer f^ftemattfci^en Sejiel^ung fel^r intereffant; unb bie größte Sebeutung il^reö ^ormenreid^tl^umd für bie wiffcnfd^aftUd^e 3Rorp]^ologie liegt barin, ba^ fie und geigen, mie innerl^alb beiS engflen anatomifd^en @pielraumiS, unb ol^ne tiefere SSerdnberungen ber wefentlid^en inneren Drganifation, bic grftfete 9Kannmaltig!eit ber dufteren Äörperform fid^ audbilben !ann. Offenbar liegt ber ®runb bafür in ber fliegenben 2ebenö»eife unb in ber freieften Drt«bett)egung. 3« 5olge beffen ^aben pd^ SSJgel \om\jH als 3n= fecten fel^r rafd^ über bie gange ©rboberfldd^e verbreitet, l^aben an allen möglid^en, anberen Sil^ieren ungugdnglid^en Socalitdten fid^ angefiebelt, iinb nun burd^ oberfldd^Ud^e Snpaffung an beftimtnte Eocatoer^dltniffe il^re fpeciflfd^e gorm Dielfad^ mobiflcirt. 9ldd^ft ben fliegenben ^^l^ieren l^aben natflrlid^ am rafd^eften unb iDeiteften {td^ biejjenigen auiSgebreitet, bie ndd^ftbem am beften man^ bem tonnten, bie beften 2dufer unter ben ßanbbetool^nem, bie beften @d^ioimmer unter ben Sßafferbemol^nem. S)a8 SSermögen berartiger actxDer Sßanberungen ift aber nid^t bloft auf biejienigen Siliere be^ fd^rdnlt, tteld^e il^r ganged Seben l^inburd^ fid^ freier Drtdbemegung erfreuen. 35enn aud^ bie feftp^enben Siliere, »ie g. 33. bte Korallen, bie aiöl^renwürmer, bie ©eefd^eiben, bie ©eelilien, bie Safd^eln, bie 3ianlenfrebfc unb öiele anbere niebere Siliere, bie auf Seepflangen, Steinen u. bgl. fcflgewad^fen pnb, genieften bod^ in il^rer 3ugenb »enigflen« freie Drtöbemegung. @ie alle »anbem, el^e pe pd^ feft« fe^en. ®ettöl^nlid^ ift ber crfte frei betteglid^e Sugenbguftanb ber« felben eine flimmembe 2art)e, ein runblid^e« Äörperd^en, loeld^e« mittelft einei^ Jlleibed t>on beioeglid^en f^limmerl^aaren im Sßaffer uml^erfd^mdrmt unb ben !Ramen ®aftrula fftl^rt. Slber nid^t auf bie Siliere allein ift baS SSermögen ber freien OrtiSbettegung unb fomit aud^ ber actiDen Sßanberung befd^rdnft, XIV. *PofPoe gSöanberungen ber Zbitxt unb ^fTonjen. 317 fonbern felbft Dtelc Spangen erfreuen jtd^ beffelben. SSiele niebcre SBafferppaitjen, inSbefonbere auö ber SEanflflaffe, f(i^»immen in i^rer erften Suflenb, gleici^ ben eben ertoä^nten nieberen SEI^ieren, mittelft bewegUd^er fJUmmerl^aare, cntoeber einer fd^iöinflenben ®eifeel ober eine« jittemben 2Bimperpeljc«, frei im SBaffer uml^er unb fe^en pd^ erjt fpfiter feft. ©elbft bei Dielen ^öl^eren Spangen, bie »ir al« fried^enbe unb fletternbe begeid^nen, fönnen »ir öon einer actiöen 2Banberung fpred^en. S)er langgeftrerfte ©tengel ober SBurgelftod berfelben friedet ober Hettert m&l^renb feine« langen S9Sad^«tl^um« nac^ neuen ©tanborten unb erobert pd^ mittelft feiner meitoergioeigten tiefte einen neuen SBol^nort, in bem er pd^ burd^ ÄnoSpen befeftigt, unb neue Kolonien oon anberen gnbiDibuen feiner Slrt l^eroorruft. @o einpu^reid^ nun aber aud^ biefe actiüen äSanberungen ber meipen Stillere unb oieler fangen pnb, fo »urben pe allein bod^ bei loeitem nid^t au«reid^en, un« bie (Sl^orologie ber Organismen gu erfldren. SSielmel^r Pub bei »eitern »id^tiger unb oon ungleid^ größerer SBirlung, »enigPen« für bie meipen Spangen unb für Diele Siliere, Don jel^er bie paffioen SBanberungcn geioefen. ©old^e pafp^e £)rt«Derfinberungen »erben burd^ dufeerp mannid^faltige Ur* fad^en l^eroorgebrad^t. 2uft unb SBaffer in il^rer ewigen Seioegung, äBinb unb SBellen in il^rer mannic^faltigen Strömung fpielen babei bie größte Sfiolle. 3)er SBinb l^ebt allerorten unb allergeiten leidste Organismen, Heine ^itxc unb Spangen, namentlich aber bie jugenb- lid^en j^eime berfelben, 31^iereier unb ^pangenfamen, in bie $5l^e, unb fül^rt pe »eitl^in über Sanb unb SWeer. SBo biefelben in ba« SBafler fallen, »erben pe oon Strömungen ober Sßellen erfaßt unb nad^ anberen Orten l^ingefül^rt. SBie »eit in Dielen Odilen Saum* Pdmme, l^artfc^alige grüd^te unb anbere fd^ioer DertoeSlid^e $pan= gentl^eile burd^ ben Sauf ber f^lüffe unb burc^ bie Strömungen beS SReercS Don il^rer urfprünglid^en ^eimatl^ »eggefül^rt »erben, ip au« gal^lreid^en 93eifpielen befannt. ^almenftdmme au« SBepinbien »erben burd^ ben ®olfprom nad^ ben britifd^en unb nor»egifd^en Äüpen gebrad^t. JlHe großen Ströme fül^ren Sreibl^olg auS ben @e* 318 Iran^poTt buT(^ ©offer unb f(6n>immenbe CtMtx^t. XIV. birflen unb oft Sl4)citpflanjcn au§ il^rcr Qucttcn^^eimat]^ in bic @be- ncn l^inab unb »citcr bis ju il^rcr Sluömünbung in baiS SWccr. Swifd^en bcui SBurgcImcrt bicfcr fortflctricbencn ^flanjcn, jiDifci^cn beul ®ejiucigc bcr fortgcfcJ^Äcuimten Saumftduiuic p^cn oft jal^l* rcid^c a3ctt)ol^ncr berfclbcn, welche an bcr pafPöcn SBanbcrung 'S^til ncl^mcn muffen. 2)ie Sauuirinbe ift mit SWoo«, Sfled^ten unb paxa-- ptifd^en Snfecten beberft. Slnbere gnf^cten, Spinnen u. bergl., felbfl Heine Steptilien unb ©äugetl^iere , p^en geborgen in bem l^ol^lcn Stamme ober l^alten pd^ feft an ben Stt^^ifl^n. ^n bcr 6rbe, bic jioifd^en bic Burgelf af cm cingcflcmmt ip, in bem ©taube, »cld^cr in ben 3iinbenfpaltcn feftp^t, bepnben pd^ gal^Uofc Äcimc Don flci- neren Silieren unb ^panjen. fianbet nun bcr fortgetriebene Stamm glüdlid^ an einer fremben itüfte ober einer fernen Snfcl, fo lönnen bic ®dpe, weld^e an bcr unfreimittigen Sficife 3]^eil nel^mcn mufettn, il^r Sal^rjcng Dcrlaflen unb pd^ in bem neuen äJaterlanbc anpebeln. eine feltfame befonbere Sorm biefeö SBaPertranSporte« Dcrmittcln bic fc^iDimmcnben @idbergc, bic pd^ aKjiäl^rUd^ Don bem etoigen @ife bcr ^olarmcere ablöfen. Dbwol^l iene Jalten 3onen im ®angen jel^r fp&rlid^ bcDöUert pnb, fo tonnen bod^ mand^e üon il^ren 93emo]^nem, bic pd^ iuf&nig auf einem @i§bcrge m&l^rcnb feiner Slblöfung befanben, mit bemfelben öon ben Strbmungen fortgcful^rt unb an »ärmeren Mften gelanbet loerben. So ift fd^on oft mit abgelöften @isblöd(en bed nörblid^cn @idmeercd eine gange flcinc 93eüölterung oon ^kxtn unb Spangen nad^ ben nörblid^cn duften Don Europa unb Smerita gefül^rt »orben. 3« fogar eingcinc ©«fud^fe unb eisbfircn pnb fo nac^ S^lanb unb ben britifd^en unfein gelangt. Äeinc geringere Sebeutung als ber SBaffertrani^port bep^t für bic pafPöcn SSBanberungen ber 2ufttrandport. 3)er Staub, ber unfere Strafen unb S)dd^er bebedtt, bie erbfrufte, »eld^c auf trodtcnen %th bem unb auSgetrodtneten SSBaflerbedten pc^ bepnbct, bie leidste ^umui5= bedte bed SßalbbobenS, furg bie gange Oberpäd^c bed trodtcnen fianbes entl^ält Millionen Don fleinen Organismen unb Don keimen berfelben. S5icle Dou biefen tteineu linieren unb Spangen fonnen ol^ne Sd^aben XrV. ^TondpOTt bur* 5öir6eln»inbe unb €türme. 319 DoKftdnbig audtrodnen unb emad^en iDieber gum fieben, fobalb {{e befeu^tet merbeu. 3eber SSinbflo^ l^ebt mit bem @taube ungdl^Uge fol^e Heine Sebeioefen in bie ^bl^e unb fill^Tt {te oft meilenioeit mäi anbeten £)rten l^in. Sber aud^ grbgere Organismen, unb namentlid^ Äeime Don fold^en, Wunen oft meite ^Hiffiöe ßuftreifen mad^en. Sei Dielen ^anjen Pub bie @amen!6rner mit leidsten geberlronen Der« feigen, bie ttie SaQfd^irme mirlen unb il^r @d^ioeben in ber Suft er- leidstem, il^r SWeberfatten erfd^weren. ©pinnen mad^en auf il^rem leidsten gabengefpinnfie, bem foflenannten „fliegcnben SBeiber*@om= mer*, meilenweite guftreifen. Sunge tJrofd^e »erben burd^ SBirbel* loinbe oft gu Saufenben in bie Suft erl^oben unb faUen aU foge« nannter „^^ofd^reflen" an einem entfernten Orte nieber. SBögel unb Snfectcn Bnnen burd^ ©türme über ben l^alben ©rbfrei« toegflefüi^rt »erben. Sic fatten in ben öereinigten Staaten nieber, nad^bem fte jid^ in ©ufllanb erl^oben litten, ^n Kalifornien aufgefloflen, Jommen fte in O^ina erft »iebcr jur SRu^e. ÜRit ben SSofleln unb Snfecten ttnnen aber »ieber Diele anbere Drganidmen bie Steife Don einem kontinent gum anbern mad^en. @elbftDerftdnblid^ »anbem mit aQen Organid« men bie auf il^nen »ol^nenben ^arajlten, bereu Qa^ Segion ift : bie glöl^e, gdufe, aWilben, ^ilge u. f. ». 3n ber @rbe, bie oft g»ifd^en ben 3^cn ber 935gel beim Sluffliegen l^&ngen bleibt, ft^en »ieberum fleinc Siliere unb Spangen ober iteimc Don fold^en. Unb fo !ann bie frei»ittige ober unfrei»illige SBanberung eine« eingigen größeren Dr- ganiömuö eine fleine %loxa ober ^auna mit Dielen Derf c^iebenen Wirten auiJ einem SBelttl^eil in ben anbem l^inüber fül^ren. Slufter ben angegebenen Jranöportmitteln giebt e^ nun auc^ nod^ Diele anbere, bie bie Verbreitung ber Z^xtx^ unb ^pangemSlrten über »eite ©tredten ber (grboberpäd^e , unb inSbefonbere bie attgemeine aSerbreitung ber fogenannten fo«mopolitifd^en ©pecie« erfl&ren. 2)od^ »ürben »ir und l^ieraud aUein bei »eitem nid^t alle d^orologifc^en Sl^atfad^en erfl&ren tonnen. SSie tommt ed g. 93., ba^ Diele @ü^»aPer« be»o^ner in gal^lreid^en, »eit Don einanber getrennten unb gang ge* fonbcrten fjlufegebieten ober (Seen leben? SSBie Jommt e«, bafe Diele 320 (56oroIogif<^e ©ebewtung htx geologift^en 35orgänge. XIV. ®cbirfli5bc»o]^ncr, bie in bcr @benc gar ntd^t cjrifttren fönncn, auf fldnjHd^ getrennten unb »eit entfernten ©cbirgöfetten gcfunben »er* ben? 3)afe Jene ©nfewafferbemol^ner bie jtoifd^cn ii)xm SBafferge» bieten liegenben fianbftreden, bafe biefe ©ebirgSbettol^ner bie gmijd^en il^ren ®ebirg«l^eimat]^en liegenben ©benen in irgenb einer SBeife actio ober pa\^t> burd^wanbert l^ätten, ift fd^ioer anjunel^men unb in Dielen Sitten gar nid^t benfbar. ^ier lommt uns nun afö mfic^tiger a3un= beögenoffe bie (Geologie gur ^ülfe. Sie löft unS jene fd^iöierigen »iät^fel Dottftänbig. S)ie enttt)i(felung8gef(l^i(l^te bcr @rbe geigt unS, bafe bie SSertl^ei^ lung üon Sanb unb SBaffer an il^rer Dberfldd^e jtd^ in ewigem unb un= unterbrod^enetn SBed^fel beflnbet. Ueberatt finben in f^olge t)on geolo^ gifd^en aSerdnberungen be« ©rbinnem, balb l^ier balb bort ftdrier oor^ tretenb ober nad^Iaffenb, Hebungen unb ©entungen bed Sobend ftatt. SBenn biefelben aud^ fo langfam gefd^el^en, bafe pe im Saufe beS göl^rl^unbertS bie SWeereSfüfte nur um »enige 3otte , ober f elbfl nur um ein paar 2inien lieben ober fenfen, fo beioirlen fie bod^ im Saufe langer 3citrdume erftaunlid^e 3iefultate. Unb an langen, an uncrmefelid^ langen S^itrdumen l^at e§ in ber ©rbgefd^id^te niemals gefel^lt. 3m Saufe ber öielen SKittionen Saläre, feit fd^on organi^ fd^e« Seben auf ber (grbe e;riftirt, l^aben Sanb unb SKeer fxc^ befldn= big um bie 4)crrfd^aft geftritten. kontinente unb Snfeln ftnb unter SKeer oerfunJen, unb neue ftnb auS feinem ©d^oofee emporgeftiegen. @een unb 3Reere ftnb langfam gel^oben loorben unb auSgetrodhiet, unb neue SSafferbedten finb burd^ ©enfung beS 93obenS entftanben. ^albinfeln »urben gu Snfeln, inbem bie fc^male Sanbgunge, bie fte mit bem geftlanbe oerbanb, unter SBaffer fan!. 3)ie ^n\An eines älrd^ipelaguS mürben gu ©pij^en einer gufammenl^dngenben ©ebirgS- fette, wenn ber gange Soben il^reS SKeereS bebeutenb gel^oben tourbe. So ttKir einft baS SRittelmeer ein Sinnenfee, als nod^ an ©tette ber ®ibraltarftra^e Slfrita burd^ eine Sanbenge mit (Spanien gufam« menl^ing. ©nglanb l^at mit bem europdifc^en Seftlanbe felbft xodi)- renb ber neueren ©rbgefd^id^te, als fd^on SRenfd^en ejriftirten, wieber* XrV. ®eologlf(^e ©fTänberunfl ber geogropbiWen Q^Ten^en. 321 l^olt gufatnmcttgci^angcn unb ift toicbcrl^olt baöon flctrcnnt »orbcn. 3a jogar 6uropa unb 5Rorbamcrifa l^abcn unmittelbar in 3ufam= mcul^ang gcftanbcn. ©ic ©übfcc bilbctc cinft einen großen pacU pjd^en kontinent, unb bic jal^Uofen Keinen Snfeln, bie I)eute in ber^ felben jerflrcut liegen, »aren blofe bie l^öc^ften Äuppen ber ®ebirge, bie jenen ßontinent beberftcn. 3)er inbifd^e Dcean e]rijiirte in gorm eineiJ Kontinents, ber üon ben ©unba-Snfeln längs beS fublid^eu apenS pd^ bis jur Dftffifte öon SlfriJa erjtredtte. 3)iejer einftige grofee ßontinent, ben ber (Snglänber ©clater »egen ber für il^n c^araf= teriftifd^eö ^^^Il^öff^ 2emuria genannt l^at, ift jugleid^ üon großer SBebeutung als bie »al^rfd^einlid^e 2Biege beS SKenfc^engefc^led^tS, bas l^ier pd^ öermutl^lic^ guerft aus antl^ropoiben Slffen l^eroorbiU bete. ®ang befonberS intereffant ift aber ber wichtige Sflad^weiS, »eld^en Sllfreb 3Ballace •*) mit ^ülfe d^orologifd^er 3:]^atfad^en ge- fül^rt l^at, bafe ber l^eutige malaqifd^e 3lrd^i^)el eigentlid^ auS gmei gang üerfd^iebenen Slbtl^eilungen beftel^t. JDie »eftlid^e Slbtl^eilung, ber inbo-mala^ifd^e Slrd^tpel, umfaßt bie großen 3«fcl^ Sorneo, Saoa unb Sumatra, unb l^ing frül^er burd^ SWalatta mit bem apa* tifd^en f^eftlanbe unb mal^rfd^einlid^ aud^ mit bem eben genannten Semurien gufammen. 3)ie öpiid^e ^tbtl^eilung bagegen, ber auftrat mala^ifc^e Slrd^ipel, (SelebeS, bie SWoluffen, 9leuguinea, bie ©alo* monS'Snfeln u. f. ». umfaffenb, panb frül^erl^in mit Sluftralien in unmittelbarem ßwfammenl^ang. Seibe Slbt^eilungen »aren üormals gwei burd^ eine ÜKeerenge getrennte Kontinente, pnb aber je^t größten- tl^eilS unter ben SWeereSfpiegel oerfunfen. 3)ie Sage jener frul)eren 3Weerenge, bereu ©ubenbe gwifc^en Sali unb gombol ^inburd^ gel^t, l^at SBallacc blofe auf ®runb feiner genauen d^orologifc^en 33eob= ad^tungen in ber fc^arfpnnigften SBeife fep gu beftimmen oermod^t. @o ^aben, feitbem tro^)fbar=püfpgeS SBaffer auf ber @rbe ejHftirt, bie ®rengen üon SBaffer unb Sanb pd^ in ewigem SBed^fel oeränbcrt, unb man fann bel^aupten, ba^ bie Umriffe ber Kontinente unb 3n* fein nid^t eine ©tunbe, ja nic^t eine Winute l)inburd^ pd^ jemals gleid^ geblieben pnb. 3)enn ewig unb ununterbrod^en nagt bie 33ranbung ^flfcfel, 9iaturl. €d?üpfung3äefd?. 7. «ufl. 21 322 0beroIo(^if(f)e IJebeutung ber gcotogifi^fit ©orgänge. XIV. an bctn ©aume ber Äuftcu; unb loaö ba9 2anb an bicfcn ©tctten beftänbig an Slndbel^nung t^erliert, bad geiDtnnt eS an anberen Stellen burd^ Slnl^dnfnng üon ©d^lamm, ber jtc^ ju feftem ©eftein öerbtd^tet unb »ieber über ben ÜReereöf|)ie9eI al§ neues Sanb ftd^ erl^ebt. Slid^tö fann irriger fein, alö bie äJorfteüung öon einem feften unb unöerdn- berlic^en Umriffe unferer kontinente, »ie pe un« in frul^er Swfl^i^ fc^on burd^ unferen mangell^aften, ber geologifd^en 93ajid entbel^renben geogra{)]^if(]^en UnterricJ^t eingeprägt loirb. %un braud^e id^ @ie idoI^I laum nod^ barauf aufmerffam gu machen, tt)ie anwerft mic^tig Don iel^er biefe geologifc^en äScr&nberum gen ber ©rboberflfid^e für bie SBanberungen ber Organismen unb in Solge beffen für il^re (S^orologie gettefen fein muffen. SBir lernen baburd^ begreifen, mie biefelben ober gang nal^e üenoaubte ^itx^ unb ^PPangen^^trten auf öerfd^iebcnen Snfeln üorfommen fönnen, obtool^l pe nid^t ba^ SSa^er gmifd^en benfelben burd^ioanbem fonnen, unb n)ie anbere, baS @üfett)aper bemol^nenbe Slrten in öerfd^iebcnen gefd^lofle^ neu ©eebedfen »ol^nen Jönnen, obgleid^ pe nid^t baS Sanb jtt)ifd^en benfelben gu überfd^reiten oermögcn. 3ene Snfeln »aren frul^er a3erg= fpi^en eines gufammenl^dngenben geftlanbeS, unb biefe Seen ftanben einftmalS in unmittelbarem Sufammenl^ang. 2)urd^ geologifd^e @en= hing mürben bie erfteren, burd^ Hebung bie le^teren getrennt. Sßenn wir nun femer bebenJen, »ie oft unb loie ungleid^mdfeig an ben oer- fd^iebenen ©teilen ber 6rbe f olc^e toed^felnbe Hebungen unb Senfungen ftattfanben unb in golge beffen bie ©rengen ber geograpl^ifd^en SSer- breitungSbcgirJe ber Slrten pd^ üeränberten, »enn mir bebenJen, mie au^erorbentUd^ mannid^faltig baburd^ bie actiüen unb pafp^en SBanbe« rungen ber Organismen beeinpufet merben mußten, fo lernen mir Doll= Pänbig bie bunte !IRannid^faltigfeit beS 93ilbeS begreifen, meld^eS unS gegenmärtig bie SSertl^eilung ber Sll^ier- unb ^angen=2lrten barbietet. 5Rod^ ein anberer mid^tiger Factor ift aber l^ier ]^en)orgu]^eben, ber ebenfalls ffir bie ooKe @rflärung ieneS bunten geograpl^tfd^en 93ilbeS üon großer Sebeutung ift, unb mand^e fel)r bunfle SD^atfad^en auf« l)ellt, bie mir ol^ne il^n nid^t begreifen mürben. S)aS ip ndmlid^ ber XrV. ©boToIogifc^e ©ebeuhiiifl be« irbif^en ÄUmatt)e(^feI«. 323 attmdl^ltd^cÄUmasSBcd^fcI, »eld^cr »dl^rcnb bc§ langen SScriaufiJ bcr organifc^cn ©rbflcfd^lc^tc ftattgefunben l^at. SBic »tt fd^on im Dorl^ergel^enben SSortrage gefeiten l^aben, mu^ beim Seginne b^^ or» ganifc^en £ebend auf ber @rbe aUgemetn eine Diel l^bl^ere unb gleid^« mdftigerc Slemperatur gel^errfd^t l^aben, atö gegenwärtig ftattflnbet. 3)ie 3onen=Unterf(l^iebe, bie je^t fcl^r auffattenb l^erüortreten, fe^en bamatö nod^ gdnglic^. Sßal^rfd^einlid^ Diele SRiSionen ^a^xt l^inburd^ l^errfd^te auf ber ganzen @rbe ein ^ima, tteld^eS bem l^ei^eften %xo^ pcMxma ber Sc^tjeit nal^e ftanb ober baffelbe nod^ übertraf. 2)er fjbdi^t SHorben, big ju »eld^em ber 5Kenf(l^ ie^t Dorgebrungen ift, toax bamatö mit $almen unb anberen Slropengeiodd^fen bebedt, beren t>erfteinerte [Rcfte »ir nod^ Je^t bort finben. ©el^r langfam unb all« mdl^Iic^ nal^m f^dterl^in bie 5£em:peratur ab; aber immer nod^ blieben bie ^ole fo toarm, baft bie gange ©rboberfldd^e für Organismen be= lool^nbar loar. @rft in einer oerl^dltni^md^ig fel^r jungen $enobe ber erbgcfd^W^te, ndmlic^ im beginn ber SEertidrjeit, erfolgte, »ie t^ fd^eint, bie erfle »al^mel^mbare Slbfül^lung ber ©rbrinbe öon bm beiben $olen l^er, unb fomit bie erfte S)ifferenjirung ober ©onberung Derfd^iebener 2;em|)eratur=®ürtel ober flimatifd^er 3onen. S)ie lang» fame unb aUmdl^Ud^e Slbnal^me ber 5{;enq)eratur bilbete fid^ nun inner« f^alb ber 3:ertidr^enobe immer loeiter aM, bis jule^t an beiben $olen ber erbe ba« erfte eis entftanb. SBie »id^tig biefer Älima=SBcd^fel für bie geograi)]^ifd^e SSerbrei« tung ber Organismen unb für bie entftel^ung jal^lreid^er neuer arten »erben mufete, brandet faum auSgefül^rt ju »erben. JDie 31^ier= unb ^flanjen^artcn, bie bis jur Slertidrjeit l^in überall auf ber erbe bis JU ben $olen ein angenel^mes tro^ifd^eS jllima gefunben l^atten, »aren nunmel^r gegwungcn, enttoeber jic^ ber einbringenben Ädlte anjupaffen ober öor berfelben ju fliel^en. 3)ieienigen @|)ecies, loeld^e pd^ an|)a6ten unb an bie jinfenbe Stemperatur gettöl^nten, »urben burd^ biefe Slccli« matijation felbfl unter bem einPuffe ber natürlid^en ßüd^tung in neue arten umgett)anbelt. 3)ie anberen arten, toeld^e Dor ber Ädlte polten, mußten auSwanbem unb in ben nieberen SBreiten ein milbereS ÄUma 21* 324 ^«e (5i«jeit ober ®tada!periobe. XFV. fud^en. S)aburd^ mufeteu blc biiSl^erigen aScrbrcitungö - Seglrf c bcr Slrtcn gmaltig ücränbcrt »erben. 9lun blieb aber in bem legten großen Slbfc^nitte ber @rbgef(]^id^te, in ber anf bie Jerttdrjeit folgenbcn Quartär 5 ^eriobe (ober in ber 3)iluüial'3cit) bie SBärme * Slbnal^me ber @rbe öon ben ^olen l^er feineöwcflö ftel^en. SSielmel^r fanl bie Sleutperatur nun tiefer unb tiefer, \a felbfl »eit unter ben l^eutigen ®rab l^erab. S)a^ ndrblid^e unb mittlere Sipen, ©uropa unb Slorb^Slmerifa beberfte ^6) öom Slorb^ pol ]^er in großer Sluöbel^nunfl mit einer gujammenl^dnflenben (SiS= becf e, meldte in unjerem @rbtl^eile U^ gegen bie SUpen gereid^t ju l^aben fd^eint. ^n dl^nlid^er SBeife brang aud^ 00m @übpol l^er bie ^älte öor, unb überjog einen großen, ie^t eidfreien Sl^eil ber füblid^en ^albJugel mit einer ftarren 6i§bed(e. ©0 blieb gwijd^en biefen ge- waltigen lebentöbtenben ©idcontinenten nur nod^ ein fd^maler ®firtel übrig, auf »eld^cn ba^ Seben ber organifd^en SBelt jtd^ guiiidtgiei^en fonnte. JDiefc ^eriobe, mdl^renb toeld^er ber SWenfd^ bereits ejriftirte, unb »elc^e ben erften ^auptabfd^nitt ber fogenannten 3)iluöialjeit bilbet, ift je^t allgemein unter bem 9lamen ber (äiSjeit ober ®la* cialperiobe befannt unb berül^mt. 3)er erfte 9laturforfd^er, ber ben ©ebanfen ber eiSgeit flar er* fafete unb mit ^ülfe ber fogenannten SBanberblödte ober erratifd^en ©teinblödEe, fowie ber „®letfd^er*@c^liffe" bie grofee 3luöbel)nung ber frül^eren SSergletfd^erung üon 3Wittel-6uropa nad^wie«, toar ber geift- öoUe ^arl ©d^imper. 3Son il^m angeregt, unb burd^ bie felbftftdm bigen Unterfud^ungen beS audgegeid^neten (Geologen Gl^arpentier bebeutenb gcförbert, unternal^m e§ fpdter ber Sd^ttjeiger 9latnrforf(^er gouiö Stgaffig, bie Sl^eoric öon ber ßii^geit weiter auSgufül^ren. 3n englanb mad^te jid^ befonber« ber ©cologe gorbeö um jte oer= bient, unb üer»ertl)ete jte aud^ bereites für bie "Sifcom öon ben SBan= bcrungen unb ber baburc^ bebingten geograpl^ifd^en Verbreitung ber arten. 31 g affig l^ingegen fd^abete fpdterl^in ber 2:]^eorie burd^ ein* fettige Uebertreibung, inbem er, ber Äataftroplien-Jl^eorie ßuöier'ö gu Siebe, burd^ bie plö^lic^ ^ereinbred^enbe Ädlte ber ©idgeit unb bie XIV. ebotoloßiWe ©ebfutung bet ©löcialperiobe. 325 bamit ücrbunbcnc „JRcüoIution" bcn gänjUd^cn Untcrflang ber bamal« lebcttbcn ©(i^dpfung crfldrcn wollte. auf bic ei«jclt fclbfl unb bic fd^arfflnnlgcn Untcrfud^unflcn über il^re ®rengen naiver eingugel^cn, l^abe Id^ l^ier feine JBeranlaffunß, unb fann um fo mel^r barauf üerjici^ten, als bie ganje neuere geo== logifd^e Slteratur baüon »oB ift. Sie flnben eine auSfül^riid^c erörte= rung berfelben üorgüglid^ in ben SBerfen öon 6otta**)» S^ell '"), Blttel ••) u. f. tt). %ux unö ift l^ier nur ba§ l^ol^e ©eujld^t üon »e- beutung, »e^e« Pe für bie ©rfldrung ber fd^mierigflen d^orologifd^en Probleme bejijjt, unb »eld^e^ Mn 2)artt)in fel^r rid^tig erfannt »urbe. e^ fann ndmlid^ feinem 2^t\^t\ unterliegen, bafe biefe JBerglet^ fd^erung ber l^eutjutage gemdfeigten S^nen einen aufeerorbentlid^ be* beutenben ©influfe auf bie geograi)]^f(]^e unb to|)ograi)]^if(J^e S5ert]^ei= lung ber Organismen auiSüben unb biefelbe gdnglid^ umgeftalten mu^te. äßdl^renb bie ^dlte langfam Don ben $olen l^er gegen ben SIequator üorrürfte unb 8anb unb ÜReer mit einer gufammcnl^dngen' ben @idbe(te übergog, mu^te jie natürlid^ bie gange lebenbe DrganiS- men*3Belt üor jid^ l^er treiben. Siliere unb ^flangen mußten aus^ loanbem, »enn jie nid^t erfrieren »oBten. S)a nun ober gu jener 3eit Dermutl^Ud^ bie gemd^igte unb bie 2:ro))engone nid^t toeniger bid^t atö gegentt)drtig mit ^flangen unb Silieren beöölfert getoefen fein tt)irb, fo mufe fld^ gtoifd^en biefen unb ben üon ben ^olen l^er fommenben ©inbringlingen ein furd^tbarer Jtampf um'« JDafein er* l^oben l^aben. 3n biefem Jtanipfe, ber iebenfatti^ Diele Scti^rtaufenbe bauerte, »erben Diele 8lrten gu ®runbe gegangen, Diele SIrten abge= dnbert unb gu neuen ©pecie« umgebilbet loorben fein. S)ie biöl^erigen 98erbreitungöbegirfe ber SIrten aber mußten Döttig Derdnbert »erben. Unb biefer Jtampf mufe aud^ bann nod^ fortgebauert l^aben, ja er mufe Don Steuern entbrannt, unb in neuen gönnen weiter gefül^rt »orben fein, al« bie ©isgeit il^ren ^öl^epunft überfd^ritten l^atte, unb al^^ nun* mel^r in ber poftglacialen ^eriobe bie S^enqjeratur »ieber gunal^m unb bie Organismen nad^ ben $olen l^in gurüdtguioanbem begannen. 3ebenfaBS ift biefer gewaltige Älimawed^fel, mag man fonft bem* 326 ^^oioIogiWe öebeutung bei ©ladölpetiobe. XIV. fclbcn eine größere ober eine geringere Sebeutung äufci^reiben, eine« berjenigen @reigni{fe in ber @rbgef(i^i(i^te, bie am bebeutenbften auf bie SSertl^eilung ber organifci^en formen eingetoirft l^aben. Slament» lid^ »irb aber ein fel^r^toici^ttge« unb fd^toierige« d^orobgifd^eö 9Ser* l^dltnife baburd^ in ber einfad^ften SSBeife erflärt: ba« ift bie fpecipfd^c Uebereinftimmung öieler unferer Sll|)enbett)o]^ner mit Dielen Setool^' nem ber ^olarWnber. (S^ giebt eine grofee Slngal^l \>on anögegeid^- neten Silier* unb ^flanjen^gonnen, bie biefen beiben, »eit getrennten @rbgegenben gemeinfam jinb unb nirgenbiS in bem weiten, ebenen Stoifd^enraume gmifd^en beiben gefunben toerben. @ine SBanberung berfelben Don ben ^olarldnbem nad^ ben Hlpenl^öl^en ober untgelel^ri wäre unter ben gegentoärtigen Ilimatifd^en SBerl^dltniffen unbenfbar ober bod^ l^öd^ften« nur in wenigen feltenen Ratten anjunel^men. (Sine fold^e 3Banberung fonnte aber flattflnben, ja jie mufete ftattflnben toäl^renb beiS aKmäpd^en Eintritte« unb Sftü^jugeiS ber (SiSgeit. 3)a bie SSergletfd^erung Don 9lorb» Europa bis gegen unfere Sllpenfette Dorbrang, fo toerben bie berfelben folgenben ^olarbeiool^ner, ®tn^ tianen unb @a]rifragen, @idfud^fe unb ©d^neel^afen , bamals unfer beutfd^e^S SSaterlanb unb überl^au))t SRitteleuropa beD5lferi l^aben. Sltö nun bie Stentperatur n^ieber junal^m, gog jid^ nur ein Sil^eil biefer arttifd^en 93eDölterung mit bem gurädCmeid^enben @ife in bie $olar^ Jone »ieber gurüdt. ©n anberer ^ül berfelben ftieg flatt beffen an ben 93ergen ber Sllpenfette in bie ^Sf^c unb fanb l^ier bad il^m gu^ fagenbe falte JSlima. @o erlldri jid^ gang einfad^ jene« Problem. SBir l^aben bie Seigre Don ben SBanberungen ber Organismen ober bie SRigrationStl^eorie biSl^ Dorguglid^ infofern »erfolgt, als fie uns bie SluSfhral^lung jeber Zffm^ unb ^angenart oon einer eingigen Url^eimatl^, Don einem ,,@d^5))fungSmittelpun(te'' auS erlläri, unb il^re Ausbreitung über einen größeren ober geringeren Stl^eil ber erboberfl&d^e erl&utert. 5Run jinb aber bie SSBanberungen ber Siliere unb fangen f&r bie @nttt)idtelungSt]^eorie aud^ nod^ augerbem beS^ l^alb Don groger Sebeutung, loeil toir barin ein fel^r loid^tigeS {)ülfs^ mittel für bieSntftel^ung neuer Sir ten erblicfen muffen. SBenn XIV. (Sntfle^img neuer «rten burTVX gurädtfd^tagen. Senn bagegen fold^e Slbarten auSgeioanbert jinb, wenn fie burd^ weite ©ntferaungen ober burd^ ©darauf en ber 3Banberung , burd^ 5Keere , ®ebirge u. f. w. Don ber alten ^eimatl^ getrennt jinb, fo ift bie ©efal^r einer SBermifd^ung mit ber ©tamm* form aufgel^oben, unb bie SfoUrung ber auSgewanberten fjorm, bie burd^ Sliipaffung in eine neue Slrt übergel^t, »erl^inbert il^re itreu* gung unb baburd^ il^ren 9fi&dtfd^lag in bie ©tammform. 2)iefe SBebeutung ber SBanberang für bie 3folirang ber neu ent« ftel^enben SIrten unb bie SJerl^ütung balbiger SlüdBel^r in bie ©tamm* formen würbe oorgüglid^ oon bem geiftreid^en Sleifenben ÜRori^ 328 ßntPffeung neuer bitten bur* ffianberung. XIV. SBaflncr in SKünd^cn l^crDorgcl^oben. 3^ einem bcfonbcrcn ©(j^rift^ d^en über „3)ie JDarftin'fd^e SEl^eorie unb ba^ ?IRi8ration«9efe^ ber Organii^men" fül^rte aßagner au« feiner eigenen reid^en (Srfal^rung eine grofee Ängal^l üon treffenben SBeifpielen an, »eld^e bie »on 2)ar= tt)in im elften unb jttölften Äo^jitel feine« Sud^e« gegebene ÜRigra* tion^tl^eorie beftätigen, unb meldte ganj befonber« ben 9luj>en ber ööHigen 3folirung ber auögetoanberten Organismen für bicentftel^ung neuer Specieö erörtern. SB agner fafete bie einfad^en Urfad^en, „meldte bie tJorm rdumlid^ abgrenjt unb in il^rer t^pifd^en SBerfd^iebenl^eit begrünbet l^aben" in folgenben brei ©dfeen jufammen: „1- 3^ größer bie 6umme ber aSerdnberungen in ben biSl^erigen SebenSbebingungen ifl, »eld^e emigrirenbe Snbiüibuen bei ©inwanberung in einem neuen ©ebiete finben, beflo intenjiüer mufe bie iebem Organismus inne mol^nenbe SSariabilität fld^ dufeem. 2. 3e weniger biefe gefteigertc inbiüibuetteSSerdnberlid^feit ber Organismen im rul^igen^ortbilbungS* procefe burd^ bie SBermifd^ung jal^lreid^er nac^rüdlenber ©inwanberer ber gleid^en »rt geftört wirb, befto Ijäufiger wirb ber 5Ratur burd^ ©ummirung unb 33ererbung ber neuen SKerfmale bie Silbung einer neuen aSarietdt (Slbart ober Siaffe), b. i. einer beginnenben Slrt, ge« lingen. 3. 3^ üortl^eill^after für bie abart, bie in ben einjelnen Or= ganen erlittenen SJeränberungen flnb, je beffer lefetere ben umgeben* ben aSerl^dltniffen jid^ anpaffen, unb je Idnger bie ungeflbrte 3*^= tung einer beginnenben SJarietdt üon ßoloniften in einem neuen 2:er» ritorium 6f)nt 5Kifd^ung mit nad^rüdlenben ©intoanberern berfelben 3lrt fortbauert, beflo l^dufiger wirb aus ber Slbart eine neue »rt entftel^en." S)iefen brei ©dfeen üon2Rorij> 3Bagner fann3«l>«^ beiftim» men. ^r üoIHommcn irrig muffen mir bagegen feine SSorftellung Ijalten, bafe bie SBanberung unb bie barauf folgenbe 3föli^nö ^^ auSgewanberten 3ttWüibuen eine notl^menbige SBebingung für bie ßntftel^ung neuer SIrten fei. 3Bagnerfagt: „Ol^nt eine lange S^t bauembe Trennung ber ßoloniften üon iljren frül^eren Slrtgenoffen fann bie Silbung einer neuen Slaffe nid^t gelingen, fann bie 3«^*= XIV. 3RonO ©aflnet« aMiflration*d«fet 329 ttal^l übcrf)au^)t nid^t ftattfinbcn. Unbcfd^rdnftc Ärcujung, ungcl^ln* bcrtc gcfd^lcd^tUd^c SJcnnifci^ung aBcr Snbiiribuen einer ©pecte« »irb ftetö ©Icid^förmiflfeit ergeugen unb SSarietdten, beten 5KerImalc nid^t burd^ eine Sieil^e üon (Generationen fijrirt toorben flnb, »iebcr in ben Urfd^lag gurüdflofeen." JDiefen @a^, in »eld^em SBagner felbft baö $an^)trefultat fei* ner Slrbeit jnf ammenfafet , mürbe er nur In bem ^aUe über]^au^)t üertljeibigen fonnen, wenn alle Organismen getrennten ©efd^led^t« mdren, wenn jebe ßntftel^ung neuer Snbiüibuen nur burd^ SSermi* fd^ung männlid^er unb meiblid^er S^tbiDibuen mögtid^ ttäre. 3)a$ ift nun aber burd^auö nid^t ber^öH. 2Rerf»ürbiger SBeife fagtSBag* n er gar 5Rid^tö üon ben jai^lreid^en 3»ittem, bie, im SBeflfe üon bei« berlei ©efd^led^tSorganen, ber Selbftbefrud^tung f dl^ig jinb ; unÖ ebenf o 9lid^tö üon ben japofen Organismen, bie überl^au^jt nod^ nid^t ge* fd^led^tlid^ bifferengirt jinb. %un l^at es aber feit friil^efter Seit ber organifd^en (ärbgefd^id^te taufenbe üon Organismenarten gegeben, unb giebt beren taufenbe nod^ l^eute, bei benen nod^ gar fein ©efd^led^tSunterfd^ieb, überljaupt nod^ gar feine gefd^led^tlid^e iJortpflangung üorfommt, unb Die fid^ auSfd^Ue^lid^ auf ungefd^Ied^tlid^em Sege, burd^ Sl^eilung, ^noSpung, ©porenbilbung u. f. tt). fortpflangen. S)ie grofee ?IRaffe ber ^rotiften, bie 9)?oneren, Smoeben, ÜM^f om^ceten, SRl^igopoben, gtifuforien u. f. »., furg fafl alle bie nieberen Organismen, bie »ir in bem gwifd^en SH^ier^« unb ^fiangenreid^ ftel^enben ^rotiflenreid^ aupl^ren »erben, pflangen fid^ auSfd^Ue^Ud^ auf ungefd^Ied^tlid^em SSege fort! Unb gu biefem gel^ört eine ber formenreid^ften Organismen« flaffen, ia fogar in geioiffer Segiel^ung bie formenreid^fte oon atten, inbem alle möglid^en geometrifd^en ®runbformen in il^r oerförpert finb. S)aS ift bie »unberbare Älaffe ber SRl^igopoben ober Burgel» füfeer, meldte bie falffd^aligen I^alamopl^oren unb bie fiefelfd^aligen SRabiolarien umfafet. (SJergl ben XVI. JBortrag.) auf alle biefe ungefd^led^tUd^en OiganiSmen toürbe alfo felbft* oerftdnblid) bie SBagner'fd^e Sl^eorie gar nid^t antoenbbar fein. S)af* 330 ^oti0 OBagnn'd Vt^rationdgefe^. XIV. fclbc ttürbc aber ferner aud^ üon atten ienen S^ittem ober ^erma- pl^robiten gelten, bei benen j[ebed ^bbibuum, im S3efj^e Don mdnn^^ Ud^en unb »etblid^en Organen, ber ©elbftbefrud^tung fdl^ig ijt. 2)a« ijt j. 39. bei ben ©trubetoünnem, ©augioünnem unb Sanbwürmem, tt)ie überl^am)t bei fel^r oielen SSBürmern ber Saß, ferner bei ben toid^« tigen 5KanteIt]^ieren, ben »irbettofen SJerwanbten ber SBirbeltl^iere, unb bei fel^r Dielen anberen Organismen aus Derfd^iebenen ©nippen. aSiele üon biefen SIrten jinb burd^ natürlid^e Bftd^twng entftanbcn, ol^ne bafe eine „Äreujung'' ber entftel^enben ©pecieS mit il^rer Stammform überl^aupt möglid^ toar. SBie id^ fd^on im ad^ten JBortrage 3^nen geigte, ift bie (SnU ftel^ung ber beiben ®efd^led^ter unb fomit bie gange gefd^Ied^tlid^e f^ortpflangung überl^aupt als ein JBorgang aufgufaffen, ber erft in fpdterer 3«it ber organifd^en 6rbgefd^id^te in golge Don 2)ifferenji:= rung ober SlrbeitStl^eilung eingetreten ift. 3)ie dlteften Orga* niSmen ber 6rbe fönnen fld^ JebenfattS nur auf bem einfad^ften un» gefd^Ied^tlid^en 9Sege fortgedrängt l^aben. @elbft iej^t nod^ oermel^ren jld^ fafl atte ^otiften, ebenfo »ie aUe bie ga^ofen S^ßenformen, loeld^e ben Äörper ber l^öl^eren Organismen guf ammenf ejjen , nur burd^ ungefd^Ied^tlid^e 3^ugung. Unb bod^ entftel^en l^ier äberaQ burd^ ©ifferengirung in f^olge oon natürlid^er Sü^i^h^ttfl n^^^^ SIrten". 8lber felbft toenn »ir blofe bie ^kx^ unb ^angenarten mit getrennten ®efd^Ied^tem l^ier in Setrad^t giel^en toottten, fo würben toir bod^ aud^ für biefe Sßagner'S ^auptfaj^, ba^ „bie 9Rigra< tion ber Organismen unb bereu ^loniebilbung bie notl^koen« bige SBebingung ber natürlid^en Su^t^jal^l feien'', be- ftreiten muffen. @d^on Huguft SßeiSmann l^at in feiner @d^rift „Ueber ben ©inpufe ber SfoHrung auf bie Slrtbilbung'' jenen @aj> l^inreid^enb loiberlegt unb gegeigt, bag aud^ in einem unb bemfelben SBol^nbegirle eine ©pecieS jid^ in mel^rere SIrten burd^ natürlid^e 3üd^tung fpalten fann. S^bem id^ mid^ biefen SBemerfungen an* fd^Ue^e, möd^te id^ aber nod^ befonberS ben l^ol^en Sertl^ nod^mals l^eruorl^eben , ben bie SlrbeitStl^eilung ober 3)iff erengirung al§ bie notl^ttcnbigc %o\Qt bcr natürltd^cn Sfi^i^tung bcpfet. Sitte bic ücrfd^icbcnen ß^Kcnarten , bic ben Äörpcr bct l^ol^crcn Orgo? niömcn gufammcnfe^en, bie 5Rctt)enjctten, 5Dluöfeljetten, JDrüfenjetten u. f. m., attc blcfc; „guten Urtcu'', biefe „bonae species" üon @letnentatorganiSmen, jinb blog burd^ Sltbeitötl^ettung in f^otge t)on natärtid^er 3Ad^tung entftanben, troj^bent fie nid^t nur niemals räum- lid^ ifoUrt, fonbem fogar feit il^rcr entftcl^ung immer im engflen rdumlid^en 3Serbanbe neben einanber ejrtftirt l^aben. 3)affelbe aber, \oa^ üon biefen (älementarorganiömen ober „Snbiüibuen erfter Drb- nung'' gilt, baö gilt aud^ üon ben üielgettigen Organismen l^öl^erer Drbnung, bie als „gute Slrten" erft f^)dter aus il^rer Suf^wiinen« fe^ung entftanben jinb'O- SBir Pub bemnad^ jtoar mit JDarioin unb SBallace ber ^n^ Pd^t, ba§ bie SBanberung ber Organismen unb il^re 3fölirung in ber neuen ^eimatl^ eine fel^r günftige unb üortl^eill^afte Sebin^^ gung für bie entftel^ng neuer 8lrten ift; bafe pe aber bafftr eine notJ^menbige S3ebingung fei, unb ba^ ol^ne biefelbe leine neuen Slrten entftel^en fönnen, ttie SBagner bel^au^)tet, fonnen »ir nid^t jugeben. 3Benn 3Bagner biefe Slnpd^t, „bafe bic 5!Rigration bie notl^' mcnbige SBebingung ber natürlid^en 3ud^ttt)al(l fei" , als ein befonbereS „SRigrationSgefejj" aufftettt, fo l^alten mir baffelbe burd^ bie angeful^rten Stl^atfad^en für tijiberlegt. -S)ie Separation burd^ 5Ki« gration ift nur ein befonberer ^fatt üon Selection. 3Bir l^aben über- bieS fd^on frül^er gejeigt, bag eigentUd^ bie Sntftel^ung neuer Slrten burd^ natürlid^e Sud^tung eine matl^ematifd^e unb logifd^e 5flot]^tt)enbigfcit ift, toeld^e ol^ne SBeitereS auS ber einfad^en S3er= binbung üon brei grofeen 5E]^atfad^cn folgt. 2)iefe brei funbamentalen SH^atfad^cn pnb: ber Äampf um'S S)afein, bie SlnpaffungSfdl^igfeit unb bie 33ererbungSfäl(igfeit ber Organismen. 3luf bie jal^lreic^cn intereffanten ©rfd^einungen, meldte bie geo* gropl^ifd^e unb topogra^)l^ifd^e SSerbreitung ber Organismenarten im einjelnen bar bietet, unb »elc^e pd^oottftdnbig auS ber3;]^eorie ber ©election unb üKigration erfldren, fonnen mir l^ier nid^t eingel^en. 332 ©ebeutund bei df^oxolo^it für bie Dcfcenben^t^eoiie. XIV. 5Rd]^creö barübcr cntJ^altcn bic angcfül^rtcn ©d^riftcn Mn3)artt)in, äßatlace unb ^oti| SSagner. 3)ie »ici^tige Seigre Don ben SBcrbrcitung^fd^ranfcn, bcn Sflüffcn, ÜRecrcn unb ®cbirgen, ijt bort üortrcffli(i^ erörtert unb burd^ gal^Ireld^e Seifpiele erläutert. 5Rur brei ßrfci^elnungen mögen nod^ »egen ll^rer befonberen Soeben* tung l^ier beröorgel^oben »erben. 3)a« ift erfleni^ bie nal^e gönn« t^ertoartbtfd^aft, blc anffoUenbe „gfamtUenäJ^nlid^felt" »eld^e jtt)lf(i^en ben d^arafteriftlfd^en £ocalformcn Jebe« ©rbtl^elte unb tl^ren auöge- florbencn, fofpien SBorfal^ren in bemfelben ©rbtl^eil ejrijtirt; — ^\oüttn^ bie nid^t minber auffattenbe „Sfcimiliendl^nlid^feit'', gioifd^en ben Sewol^nem »on gttfelgruppen unb benjenigen be« näd^jt an= grenjcnben fJefHanbe«, üon toeld^em au« bie Snfeln beüölfert tt)ur= ben; — unb enblid^ brittens ber gang eigentl^ümlici^e Sl^aralter, »eld^en bie Slora unb f^auna ber Snfeln überl^aupt in il^rer S^^- fammenfe^ung geigt. Sllle biefe Don ^artoin, äSallace unbSBagner angeful^rten d^orologifd^en 2:i|atfa(l^en, nantentlid^ bie nterttoürbigen (Srfd^einungen ber befd^ränften Socal^g'öunen unb ^floren, bie SBerl^ältniffe ber 3n« felbemol^ner gu ben gcftlanbbeDöIferungen, bie toeite SBerbreitung ber fogenannten „fodmopolitlfd^en ©pecieS", bie nal^e SSenoanbtfd^aft locQler Qptcit^ ber ©egentoart mit ben audgeftorbenen Slrten beffetben befd^räntten ©ebieted, bie nad^toeiSlid^e Sludftral^lung jeber S(rt Don einem eingigen @d^öt)fung«mitte^)unfte — atte biefe unb atte übri= gen @rfd^einungen, n^eld^e und bie geogrctpl^ifd^e unb topogrctpl^ifd^e ^Verbreitung ber OrganiiSmen barbietet, erfldren jid^ einfad^ unb DoK» ftänbig aud ber @election8« unb SRigrationdtl^eorie, n^dl^renb jie ol^ne bicfelbc überl^aupt nid^t gu begreifen flnb. 3Bir erblidlen bal^er in allen biefen (ärfd^einungdreil^en einen neuen getoid^tigen Semeiö für bie SBal^rl^eit ber JDcfcenbengtl^eorie. 9)efoTm ber Spflematif buT(^ bic ^efcenben^tbeorie. ^ad natürtic^e @9flem aU Stammbaum. ^Paläontologifc^e Urfunben bed Stammbaume^, ^ie Serfleine« runden aU ^enfmän|en ber 6erfd^iebenen organifd^en i^ormen ald bie biDergenten Slad^fom^ men einer eingigen ober einiger menigen gemeinfd^aftUd^en Stamm* formen nad^jumeifen. SSie tonnen mir und aber ben mirflid^en Stammbaum ber tl^ierifd^en unb ))PangIid^en f^ormengru^pen aud ben bürftigen unb fragmentarif d^en , bid je^t baruber gemonnenen ©rfal^rungen conftruiren? S)ie Slntmort l^ierauf liegt fd^on jum SEl^il in bemienigen, mad mir frül^er über ben ^araUeliSmud ber brei ©nt* mid(elungöreil(en bemerft l^abcn, über ben mid^tigen urfdd^Ud^en 3^' fammenl^ang, meld^er bie paldontologifd^e (Sntmidtelung ber gangen organifd^en Stämme mit ber embr^ologifd^en ©ntmidfelung ber 3«= bioibuen unb mit ber f^ftematifd^en ©ntmidtelung ber ©nippenftufen Derbinbet. Sundd^ft merben mir und gur £dfung biefer fd^mierigen Sluf* gäbe an bie Paläontologie ober SSerfteinerungdfunbe gu men* ben l^aben. 3)enn menn mirllid^ bie 2)efcenbengtl(eorie mal^r ift, menn mirflid^ bie oerfteinertcn SRcfle ber oormald lebenben Sil^iere unb ^flangen oon ben audgcftorbenen Ural^nen unb SSorfal^rcn ber je^igen Drganidmen l^errül^ren, fo müfetc und eigentUd^ ol^ne SBeltered bie Äenntnife unb SSergleid^ung ber aSerfteinerungen ben Stammbaum ber Drganidmen aufbedten. So einfad^ unb einleud^tenb nad^ bem tl^oretifd^ entmidlelten ^ringip 3l|nen bied erfd^einen mirb, fo aufeer* orbentUd^ fd^mierig unb oermidtelt geflaltet fid^ bie Aufgabe, menn man fie mirflid^ in angriff nimmt. Sl^re |)ractifd^e Söfung mürbe fd^on fel^r fd^mierig fein, menn bie aScrfteinerungen einigermaßen 336 9(blagcning ber t>ctfle{neninfllfa(unben (Srbfc^i^ten. XV. üottft&nbtfl crl^altcn mären. 2)a<5 tft aber feineömeflö ber Satt. SSiel* tnel^r tft bte l^anbgretfltd^e ©d^bpfungdurtunbe, meldte tn ben SSer- ftetttcrungen begraben Itegt, über atte üKaafeen unDoUftdnblg. S)af)tx erfd^etnt e<5 jefet öor Slttem not^menbig, biefe Urhinbe frittfd^ ju ^)rufen, unb ben SBert^, meldten bte SSerftetnerungcn für bte ©nttotdelung^ gefd^td^te ber organtfd^en (Stämme bejtj^en, ju befttmmen. ^a mtr bte attgemeine Sebcutung ber SJerftetnerungen alö „JDenfmüngen ber ©d^öpfung'' beretts frülier erörtert l^aben, ate mir ßuDier'ö Ser^^ bienfte um bte ^etrefactenfunbe betrad^teten, fo fönnen mir je^t fo- gleid^ gur Unterfud^ung ber Sebingungen unb SJerl^ältniffe übergel^cn, unter benen bte organlfd^en Äörperrefte »erfteinert unb in mel^r ober weniger fenntlid^er Sonn erl^alten tourben. 3n ber SRegel flnben »ir 3Serfteinerungen ober ^etrefacten nur in benjenigen ®efteinen eingefd^loffen, meldte fc^id^tenweife afö ©d^lamm im SBaffer abgelagert »urben, unb meldte man beSl^alb neptunifd^e, gefd^id^tete ober febimentdre (Sefteine nennt. ®ie Slb' lagerung fold^er ©d^id^ten fonnte natürlid^ erft beginnen, nac^bem im SJerlaufe ber ©rbgefd^ld^te bie SJerbid^tung be« SBafferbam|)feS JU tropfbar «püfPgem fflaffer erfolgt mar. Seit biefem'S^itpunft, meldten »ir im legten aSortrage bereit« betrad^tet Ratten, begann nid^t attein bai^ Seben auf ber 6rbe, fonbem aud^ eine ununter^ brod^ene unb ^od^ft »id^tige Umgeftaltung ber erftarrten anorganifd^en erbrinbe. S)ad SBaffer begann feitbem jene aufeerorbentlid^ »id^tige med^anifd^e SBirffamfeit, burd^ »eld^e bie ©rboberflädie fortmä^renb, wenn aud^ langfam, umgeftaltet wirb. 3d^ barf »ol^l alö befannt oorauöfefeen, meldten aufeerorbentlid^ bebcutenben ßinpufe in bicfer SBegiel^ung nod^ Je^t baö SBaffer in Jebem Slugenblicf ausübt. 3«^ bem eö alö Siegen nieberfdttt, bie oberften Sd^id^ten ber ©rbrinbc burd^pdtert unb oon ben ©rl^öl^ungen in bie Vertiefungen Ijcrabflie^, Ibft t» üerfd^iebene mineralifd^e Seftanbtl^eile bei8 Sobenö d^emifd^ auf unb jpült med^anifd^ bie lodter gufammenl^dngenben S^l^eild^en ab. an ben Sergen l^erabpiefeenb fül^rt baö SBaffer ben @d^utt berfelben in bie (Sbene unb lagert il^n alö ©d^lamm im ftel^enbeu XV. 9lbladeniiifl bei Derfteinerunglföbwnben (IrbWic^ten. 337 aßaffcr ab. @o arbeitet c^ beft&nbifl an einer (Smiebriflung ber Serflc unb auöfüHung ber ^&Ux. ©benfo arbeitet bie SBranbung be« 5Keere« ununterbrochen an ber S^^ning ber Äüften unb an ber auffüUung be« SKeerboben« burd^ bie l^erabgefci^Idmniten Irüm^ mer. @o würbe fd^on bie Sil^dtigfeit beg 3Ba|ferÄ attein, »enn pe ni(i^t bnrd^ anbere Umftänbe »ieber aufgewogen würbe, mit ber Seit bie gange ©rbe niöeUlren. 6« fann lelnem Qm\\ü unterliegen, ba^ bie ®ebirg$maffen, welci^e aHjIdl^rUd^ atö Sd^lamm bem SReere gugefül^rt werben unb jid^ auf beffen S3oben abfegen, fo bebeutenb Pub, bafe im SBerlauf einer Idngeren ober fürgeren ^eriobe, üiettetd^t Don wenigen SRiSionen ^ctl^ten, bie (Srboberfldd^e DoQfommen geebnet unb Don einer gufammenl^dngenben Sßafferfd^ale umfd^Ioffen werben würbe. 3)a^ biei^ nid^t gefd^iel^t, Derbanlen wir ber fortbauemben Dulfanifd^en ®egenwirfung be« feurig «püfjigen 6rbinneren. 3)iefe Äeaction be« gefd^molgenen Äem^ gegen bie fefte 3Wnbe bebingt ununterbrod^en wed^felnbe {Hebungen unb @en{ungen an ben Der« fd^iebenften ©teDen ber (Srboberfldd^e. 3Weiften§ gefd^el^ biefe ipebungen unb Senfungen fel^r langfam; attein inbem jie Sal^rtau« fenbe l^inburd^ fortbauem, bringen jie burd^ ©ummirung ber Ileinen (Singelwirfungen nid^t minber grogartige Sftefultate l^erDor, wie bie entgegenwirfenbe unb niDeUirenbe SH^dtigfeit be« SBafferö. Snbem bie Hebungen unb ©enfungen ber Derfd^iebenen ©rbtl^eile im fiaufe Don Sal^rmittionen Dielfad^ mit einanber wed^feln, fbmmt balb biefer balb jener Sl^eil ber (Srboberfldd^e über ober unter ben 6|)iegel bci8 üKeercö. Seifpiele bafür l^abe id^ fd^on in bem Dorl^er« gel^enben SJortrage angefül^rt (6. 321). 6i5 giebt wal^rfd^einlid^ feinen Dberfldd^entl^eil ber ©rbrinbe, ber nid^t in fjolge beffen fd^on wieber« l^olt über ober unter bem SReereöfpiegel gewefen wdre. 3)urd^ biefen Dielfad^en Bed^fcl erHdrt jid^ bie 9)?annid^faltigfeit unb bie Derfd^ieben« artige Sufammenfe^ung ber galflreid^en ne:|)tunifd^en ©efteinfd^id^ten, weld^e pd^ an ben meiften ©tetten in betrdd^tUd^er JDidte über einanber abgelagert l^aben. 3n ben Derfd^iebenen ©efd^id^tdperioben, wdl^renb beren bie Ablagerung flatt fanb, lebte eine mannid^fad^ Derfd^iebene 338 (ünt^rifnno ber 0T9anif<(m Grbgefc^ii^te in geofogif^e Venoben. XV. ©eüJBenntfl i>tm Silieren unb ^ffanjen. SBctin bic gcid^cii bcrfdben «omf ben ©oben ber ©cto&ffer l^crabfanlcn, britcfteii jle il^rc Mtpet- f«rm in betn loeid^n ©d^amme al, unb unDemei^Ud^e 31^eUe, l^arte Jtaod^en, S'^ite, ®6ialm u. f. m. mürben unjerftört in bemfelkn eingef^Ioffen. @ie Hidben in bem @d^Iantm, ber jid^ gn ne:|)tunif(i^em heftete Derbid^ete, erl^aUien, mtb bienen nun aU SSerfteinerungen guir ^^on^eriftil ber betreffenben @d^ik t)erfd^iei)enen Afer eitwmber obgdagerten @d^id^en ber ne^ tonffd^en ®efiteine, meU^ ^ fel^ mannid^fottiter äSeife m» StaÜ, Si^im unb ®anb jifoitanengefej^t |iub, l^aben bie Geologen >gru|)4)ai« tt)€ife in ein ibealeS Aftern juf a«Mettgeftdtt , toeld^eiS be« gonjen 3. 3nbem toir fo bie S^trdume ber organifd^en @rbgefd^td^te unb bie mdl^renb berfelben abgelagerten ne:|)tunifd^en unb Derftetnerung«fül^renben @rb« fd^id^en in ein geglieberte« Softem bringen, Derfal^ren oir genau Doie bie |)iftori(er, toeld^e bie S^ltergefd^id^te tu bie brei ipauptab« fd^uitte be« Slltertl^m«, be« SRittelalter« unb ber 9leugeit, unb {eben biefer Sbfd^nitte »ieber in untergeorbnete ^erioben unb (Spod^en ein» tl^len. SBie aber ber Jpiftorifer burd^ biefe fd^arfe f^ftematifd^e ©in« tl^lung unb burd^ bie beftimmte Slbgrengung ber ^erioben burd^ ein^ jelne 3ö]^re«ja^len nur bie Ueberfid^t erleid^tem unb feine«tt)eg« ben ununterbrochenen Sufömmcnl^ang ber (Sreigniffe unb ber SSölferent^ toictelung leugnen mill, fo gilt gang baffelbe aud^ Don unferer f^ftema« tifd^en ßintl^eilung, @pecification ober ®af jtflcation ber organifd^en (Srbgefd^id^te. 3lud^ l^ier gel^t ber rot^e gaben ber jufammenl^&ngen« t>tn (Snttoidelung überaE ununterbrod^en l^inburd^. SSir Denoal^ren un« alfo au«brücflid^ gegen bie Slnfd^auung, al« sollten toir burd^ unfere fd^rfe Slbgrengung ber größeren unb Heineren ©d^id^tengrup* pen unb ber il^nen entfpred^nben 3ritr&ume irgeubwie an öuDier'« Seigre Don ben ©rbreDolutionen unb Don ben »ieberl^olten 5Reufd^5pf* ungen ber organifd^en SeDölferung anfnüpfen. JDafe biefe irrige ßel^re burd^ £9 eil Idngft grünblid^ miberlegt ift, l^abc id^ Sinnen b^ reit« frül^er gegeigt (3Jergl. @. 113.) 22* 340 2>i< f"nf Stiialitr ber oTöonif^en on atten beutUd^ erl^altenen SSerfteinerungcn gilt baS „fana= bifd^e SWorgemöefen" (Eozoon canadense), beffen organifd^e ?Ratur freilid^ nod^ jtoelfell^aft ift unb üielfad^ beftritten roixb. JDaffelbe ifl in ben unterften laurentijd^en ©d^id^ten (in ber Dttatooformation, am Sorenjftrome) gefunben toorbcn. Iro^bem bie ^)rimorbialen ober ard^olitl^ifd^en SSerfteinerungen un^ nur jum bei »eitem fleinften S^^eile in fenntlid^em Suftanbe er* l^alten jlnb, befl^en biefelben bennod^ ben SBertl^ unjd^d^barer 35ocu= mente für biefe dltefte unb bunfelfte 3rit ber organifd^en ©rbgefd^id^te. Sundd^ft fd^eint barauö l^erDor jugcl^en , ba^ tt)dl)renb biefeS gangen ungel^euren S^itraumö nur SBafferbetool^ner ejrifKrten. SBenigftcn« ift bis jejjt unter atten ard^oUtl^ifd^en ^etrefaftcn nod^ fein eingigeö ge« funben »orben, weld^eiS man mit ©id^erl^eit auf einen lanbbcwol^nen« ben Organismus bejiel^en fönnte. Ätte ^flanjcnrefte , bie wir aus ber ^rimorbialjeit bejt^en, geliören ju ber nicbrigften t)on atten ^Panjengn4)^)en, ju ber im SBaffer lebenben ßlaffe ber 2: an ge ober Sil gen. Siefe bilbeten in bem warmen Urmeere ber $rimorbialjelt mdd^tige SBdlber, t)on bereu fjormenrcid^tl^um unb Did^tigleit uns nod^ l^euttgen SageS il^re @))igonen, bie S^angwdlber beS atlantifd^en 342 ^motgeit ober Beitoltet bet goTntoälbet. XV. (Sargaffomecrcö, eine ungefdlire aSorftettung geben mögen. 2)le co« loffalen Sangtodlbet ber ard^oUtliifd^en ßcit erfc^ten bamols bte no^ gdnglid^ fel)lenbe SBalbtjegetation be« fjeftlanbei^. ®Iei(^ ben ^flan« jen lebten aud^ atte Sil^iere, t)on benen man 3ftefte in ben ard^oUü^ifd^en ©d^ici^ten gefunben l^at, im SBoffer. S3on ben ©lieberfü^ern finben ^i) nnr ÄrebStl^ierc, noc^ leine @|)innen unb ^nfectcn. SSon b^n SBirbeltl^ieren flnb nur fel^r »enige i5if<ä^tefte befannt, »eU^e fld^ in ben j[fing|ten t)on aUtn primorbialen ©(j^id^ten, in ber oberen @i* lurformation Dorfinben. dagegen muffen bie fo^flofen SBirbeltl^iere, n)eld^e tDir @d^&beUofe ober Sitranien nennen, unb a\x^ benen jid^ bie %i\äit erft entoidteln fonnten, maffenl^aft »dl^renb ber ^^ morbialjeit gelebt l^aben. S)al)er {önnen toir fie fotool^l nad^ ben ©d^dbellofen alcmattbte Sonnen (Proterosaurus k.). Srotfbem !5nncn tt)ir ba^ primäre Seitaltcr ba« bcr fjifd^e nennen, weil bicfe wenigen Slmpl^bien unb ÄeptiUen gong gegen bie unge* l^eure SKcnge ber ^)aldoUt]^ifd^en Sijd^e jurudtreten. (gbenfo Wie bie Sif^e unter ben äBirbeltl^eren, fo l^Kttf^Un unter ben ^anjen toöX)^ renb biefeiS 3citroum§ bie gantpflanäen ober ^iUciucn Dor, unb jtoar fowol^I ti^U f^arnfr&uter unb i^ambdume (Saubfame ober ^\fißi>* pteriben) ald ©d^oftfame (ßalamopl^Qten) unb @^ut>^nfante (Sepi« bopfft^ttn). ^efe lanbbewol^nenben Same ober Silkinen bHbeten bie ^auptmaffe ber bW^ten |)aldolit]^if(]^en Snfeltodlber, bereu fofflle SRefie und in ben ungel^euer mdd^tigen @teitrfo]^Ienlagent bed carbo^ nifd^en S^ftemS unb in ben fcj^toäd^eren jtol^lenlagem beS beDoni^ fd^en unb ptwxi^äjta S^ftemS ersten finb. @ie berechtigen uni^, bie $rimdrieit eben fowol^l baiS Beitalter ber Same, a\& bad ber Sifd^e gu nennen. ^r bdtte gro^c ^uptab|(|iiitt ber ^Idontologif(i^en Sntttnde^ lungi^gefd^id^te mirb burci^ bie ®ecunbftrgeit ober ba^ ßeitalter ber 9labeln)dlber gebilbet, »eld^ed aud^ baä mefolitl^ifd^ ober mefogoifd^e 3eitalter genannt toirb. @alber.) 7. «eitere 9RefoIitt^'3ett ober Xria^^^eriobe. 8. ORittlere 9KefoIitt^«3eit « Suro^O^eriobe. 9. Steuere 9)?efoIit^>3eit * ^hetbe^^eriobe IV. Sietter 3ettvaum: (EnenoIit^if^eS ^tÜtXttX. 3;ertidr^3eit. (3eitalter ber 6äuget^iere unb ber iBaubmälber.) 10. «eitere (laenoIit^«3«it ober d^ocaene $eriobe. 11. SRittlere (laenoIit^3eit * 9)?iocäene $eriobe. 12. Steuere (laenoIit()«3eit » ^piiocaene $ertobe. V. Bflnfter 3eitvaum: 9llt(r0|l0lit(ifle« | ^* I. fiauteiitif(|e« | '^* 3roern dttbopmiiiii J'altm Cimburg €^robkalk Conbontbon tOei#kreibe C^ritiifonb Utocom tOeolbttt yortlonb Offorb 6atb Hettpet 6ttiitfoiib neurotbfanb Hobttnfonb Hoblftikolk yaton jlfracombe Cinton Cttblo» CoiibooerQ Coiibeilo lloUbom Cott0mQiib Cobrobor Ottomo DbeTaduDiale UnteroQuDtale Oberbüut^iäle Unterbilut)iale ObeYpHocoene UntcTpIiocaene Obermiocäenc Untetmiocaene Obeteocaenc SRittelcocacne Untcteocacnc Obeifreibe 9)tittelfretbe Unteifreibe SälbcTformation Obetooltt^ Untcroolitb Sia«foYmation Dbertriod Untertriad Dberpermif(^e Unteipertnifc^e Dbet(arbonif(^e Untercatbonifd^e Dbetbet)onif(^e ertTeteH, fe^tc tt)dl)renb bcr ©ecunbdrjeit gang übertoicgenb btn Seftanb ber SBdlber jufammen. Sie farnartigen ^flanjen traten bagegen jurüd unb bie Saubl^bljer enttoidelten jid^ erft gegen 6nbe beö 3«ttalterS, in ber Äreibejeit. SKel fürjer unb weniger eigentl^ümlicj^ ate biefe brei erften Seit* alter »ar ber vierte ^u^jtabfcj^nitt ber organifcj^en ©rbgefcä^id^te, bie tertiär jeit ober baS S^italter ber Saubiodlber. 3Dicfer3elt= räum, toeld^ aud^ caenolitl^ifd^eS ober caenojoifd^eS 3^talter l^ei^t erflredte jid^ oom ©nbe ber Äreibefd^id^tenbilbung bi§ jum 6nbe ber pliocaenen ©d^id^tenbilbung. S)ie todl^renb beffen abgelagerten ©d^id^* tm erreid^en nur ungefdl^r eine mittlere 5Wdd^tigfeit oon 3000 %vi^ unb bleiben bemnad^ weit l^inter ben brei erften SenainS jurftdf. Slud^ jinb bie brei ©^ftemc, weld^e man in bem tertidren Serrain unter* fd^eibet, nur fd^wer Don einanber gu trennen. S)a« dltefte berfelben l^ei^t eocaeneiS ober olttertidre^S, ba« mittlere miocaene« ober mittel* tertidre« unb baö jüngfte ^)liocaeneiS ober neutertidre« ©^ftem. 2)ie gefammte SBeoölIerung ber SEertidrgeit ndl^ert fld^ im ®an* gen unb im ©ingclnen fd^on oiel mel^r berjenigen ber ©egenwart, alö eö in ben oorl^ergel^enben B^ttaltem ber %aU war. Unter ben 3Bir* XV. auattärjcit ober SeitaUer Ux dultumolber. 347 bcltl^icrcn überwiegt üon nun on bic ßlaffc bcr ©äugctl^iere jbei »citcm alle übrigen. (Sbenfo l^enrfcj^t In ber ^anjenwelt bie formen^» rcid^e ®ntppe ber 2)cdfamcn|)flanjen ober Slngiof^)ermett Dor, beren 8aubl)6lger bie (l^araftertfttfd^en Saubtofilbcrber 3:erti&r* jelt bilbeten. S)ie Äbtl^eUung ber Slttgioj|>ennen befielet auö htn bei« ben ©äffen ber ©infeimbWttrigen ober SKonocot^leboncn unb ber 3tt)etfeiTnblfittrigen ober JDicot^lebonen. Qtoax litten fd^ angiof|)ennen aud beiben ©äffen fd^on in ber Äreibejeit gqeigt, unb ©dugetl^iere traten fd^on im legten Slbfd^nitt ber Sria^geit auf. SUleln beibe ®n4)|)en, ©fiugetl^iere unb Sedf amen|)flan jen , erreid^en il^rc eigentUcJ^e Sntwtdtelung unb Dberl^nfdlaft erft in ber Sertidrjelt, fo ba^ man biefe mit DoOem Siedete banad^ benennen fann. 35en fünften unb legten $au|)tabfd^nitt ber organifd^en (Srbge* fd^id^te bilbet bie JDuartärjeit ober ßuUurjeit, berjenige, gegen bie Sänge ber t)ier übrigen S^italter t)erfd^tt)inbenb furge ßcitraum, ben U)ir gett)d]^lid^ in fomifd^er @elbftäber^buug bie ^SBeltgefd^id^te'* ju nennen ))flegen. ^a bie Sludbilbung beiS 3Renfd^en unb feiner 6ultur, meldte mdd^tiger atö atte frül^eren SSorgänge auf bie orga« nifd^e SBelt umgeftaltenb einmirfte, biefe« S^tatter d^rafterifirt, fo Knnte man baffelbe aud^ bie 9Renfd)enieit, bai^ ant]^ro))oIit]^ifd^e ober ant]^rot)ojoifd^e ß^talter nennen. &^ fbnnte aUenfaDs aud^ bad Seitalter ber 6ulturti)dlber l^ei^en, »eil fclbft auf ben niebe* ren ©tufen ber menfd^lid^en (Sultur il^r umgeftaltenber ©influfe fid^ bereit« in ber SBenu^ung ber SBdlber unb il^rer ©rgeugniffe, unb fo^ mit aud( in ber ^l^qjiognomie ber Sanbfd^aft bemerlbar mad^t. ©eo- logifd^ toirb ber Seginn biefe« Seitalter«, loeld^e« bi« jur ®egcntt)art reid^t, burd^ ba« @nbe ber ^jliocaenen ©d^id^tenablagcrung begrenjt. ^ie nef)tunifd^en @d^id^ten, »)eld^e todl^renb be« t)er]^dltni^md^ig (urgen quartdren Seitraum« abgelagert würben, flnb an ben üerfd^ie«' benen ©teilen ber 6rbe Don fel^r Derfd^iebener, meift ober t>on \^t geringer JDidte. 5Kan bringt bicfelben in jloei tjerfd^iebene ©^fteme, t)on benen man ba« dltere al« biluDial ober pleiftocaen, ba« neuere al« allutjial ober recent bejeid^net. 2)a«2)iluöial=@95 348 ®laciale unb poflglaciolc Vctiobe. XV. ftem gerfättt fclbft totcbcr in gwci Sormattoncn, in bie älteren gla= cialen unb bie neueren |)oftglacialen Silbungen. SBdl^renb ber alteren 33ilut)ialäeit nämlid^ fanb jene au^erorbentUd^ mertoürbige ©miebriflung ber 6rbteuH)eratur ftatt, »e^e ju einer auSgebel^nten aSergletfd^erung ber gemäßigten 3onen fül^rte. J^ie l^ol^e SBebeutung, »eld^e bieje ^ei^Sjett" ober ®lacial^$eriobe für bie geogra« p^x\itt unb to|)ogrcq)]^if(]^e SSerbreitung ber Organismen getoonnen l^at, ift bereits im tjorl^ergel^enben Vortrage auSeinanbergefe^t »orben (@. 324). aud^ bie auf bie eiSjeit folgenbe ^9la(]^eiSaeit\ bie poft« glaciale $eriobe ober bie neuere Siluöialjeit , »dl^renb »eld^er bie 5£em))eratur toieberum ftieg, unb baS @iS fid) mii ben $olen jurüdjog, tt)ar für bie gegentödrtige ®eftaltung ber d^orologifd(en aSerl^dltniffe l^öd^ft bebeutungSDoK. S)er biologifd^e (Sl^arafter ber JDuartdr jeit liegt toefentlid^ in ber Sntmidelung unb SluSbreitung beS menf(]^lid^en Organismus unb feiner Kultur. 3Beit mel^r als jeber anbere Organismus l^at ber aRenfd^ umgeftaltenb, jerftörenb unb neubilbenb auf bie SEl^ier» unb ^anjenbet)5lferung ber @rbe eingemirft. SluS biefem ®runbe, — ni(]^t »eil tt)ir bem 5Kenfd^en im Uebrigen eine priDilegirte SuS' nal^mefteKung in ber Sflatur einrdumen, — Knnen tt)ir mit vollem ated^te bie Ausbreitung beS aRenfd(en mit feiner ©ultur als SBeginn eines befonberen legten 4)au^)tabf(l^nittS ber organifcj^en ©rbgefd^id^te bejeid^nen. SBal^rfd^einlid^ fanb allerbingS bie UxptxXxiit (Snttöidelung beS Urmenfd^en aus menfd^endl^nlid^en Riffen bereits in ber füngeren ober pliocaenen, oielleicj^t fogar fcj^on in ber mittleren ober miocaenen SEertidrjeit ftatt. attein bie eigentliche enttoidclung ber menfd^li' d^en ©prad^e, »eld^e tt)ir als ben toid^tigften ^ebcl für bie 2luSbil= bung ber eigentl^ümlid^en SSorgüge beS 5Wenfd^en unb feiner ^errfd^aft über bie übrigen Organismen betrad^ten, fdKt »al^rfd^einlid^ erft in je* neu Scitraum, toeld^en man aus geologifd^en ©rünben als |)leiftocaette ober biluüiale Qtxt \>on ber tjorl^ergel^enben ^liocaen^)eriobe trennt. 3ebenfattS ift bcrjenige 3citraum, loeld^er feit ber (gntwidtelung ber menfd^lid^en @^)rad^e bis jur ®egentt)art üerflofe, wag berfelbe aud^ XV. gUetotbe t>\at bet fünf gef(^i*tetfn 5enoin«. 349 Diele Sal^rtaufenbe unb tjtelleid^t 4)unberttanjenbe t)on Salären tn ^^ \^xnii genommen l^aben, üerfd^minbenb gerinfl gegen bte unermefe' H^e Sfinge ber S^träume, weld^e Dom Segtnn beö organifd^en Seben« auf ber ßrbe bi« jur ßntftel^ung beS SKenjd^engejd^led^tö tjerfloffen. 35ie Dorftel^enbe tabettarifd^e Ueberftd^t geigt Sinnen redete (@. 345) bte Sieil^enfolge ber |)aldontologif(l^en S^errainö, ©^fteme unb gorma= Honen, b. 1^. ber größeren unb Heineren neptunifd^en ©d^id^tengruiJ» pm, »eld^e SSerfteinerungen einfd^Uefeen, tjon ben oberften ober aKu« üialen biiS ju ben unterften ober laurentifd^en Ablagerungen l^inab. S)ie Unfö gegenüberftel^enbe Sabette (@. 344) fül^rt ginnen bie l^ifto- rifd^e ßintl^eilung ber entfpred^enben S^t^Äume t)or, ber größeren unb Heineren |)aldontologijd^en Venoben, unb jwar in umgefel^rter Sieil^enfolge, Don ber dlteften laurentifd^en V\^ auf bie iüngfte quar« täre Seit l^inauf. (SSergl. aud^ @. 352.) 3Ran l^at Diele SScrfud^e angeftettt, bie S<^f)\ ber gal^rtaufenbe, weld^e biefe 3citrdume jufammenfe^en, annfil^emb ju bered^nen. SRan Derglid^ bie Side ber @d^lammfd^id^ten, toeld^e erfal^rungSgemäg \oSi)^ renb eines S^^^^iiwbertfJ pd^ abfegen, unb weld^e nur toenige Sinien ober 3oKe betragen, mit ber gejammten 35idte ber gefd^id^teten ©e* fteinSmaffen, beren ibeale« ©qftem tt)ir foeben überblidtt l^aben. JDicfe JDidte mag im ®anjen burd^jd^nittlid^ ungefdl^r 130,000 %vi^ betra- gen, unb l^ierDon lommen 70,000 auf ba§ primorbiale ober ard^oli« tl^ifd^e, 42,000 auf ba« |)rimdre ober paldolitl^ifd^e, 15,000 auf ba« fccunbdre ober mefolitl^ifd^e unb enblid^ nur 3000 auf baö tertidre ober caenolitl^ifd^e S^errain. S)ie felir geringe unb nid^t anndl^ernb be« ftimmbare burd^fd^nittUd^e 35icfe beS quartdren ober ant]^ro^)olit]^ifd^en SEerraing fommt babei gar nid^t in Setrad^t. SRan lann jic l^öd^ ften« burd^fd^nittlid^ auf 500-700 gufe anfd^lagen. ©elbftoerftdnb* lid^ l^aben aber aQe biefe SRa^angaben nur einen ganj burd^fd^nitt^ lid^en unb anndl^emben SBertl^, unb foKen nur baju bienen, baS relatiDe SRa^Derl^dltni^ ber ©d^id^tenf^fteme unb ber il^nen ent^^ fpred^enben 3rttabfd^nitte ganj ungefdl^r ju uberblidfen. aud^ »erben bie Wa^e fel^r Derfd^ieben abgefd^d^t. 350 ««Iatii»e e&nge bei fünf geoIogif*en 3titoftet. XV. SBcnn man nun btc flcfommtc ßrtt bcr organifd^cn ©rbge* fd^lii^tc, b. ]^. bcn ßanjcn ß^traum feit Seginn bciS ScbenS auf bcr @rbe btö auf ben l^eutigen Sag, in Ijunbert glei(j^e Sl^eile tl^eilt, unb tt)cnn man bann, bcm angegebenen burci^fd^nittUd^en JDidenöer^ pltni^ ber ©d^id^tenfqfteme entf^)re(]^enb, bie relatioe S^itbauer ber fünf ^au^)tabf(]^nitte ober S^tatter nad^ ^ocenten bered^net, fo er* giebt fld^ folgenbe« aUefultat. (Sergl. @. 352.) I. «rc^olit^ifi^e ober ^rimorbialjeit 53,6 IL ^aläolit^lfie ober ^rimärjeit 32,1 III. aRefoUti^ifd^e ober ©ecunbdrjeit 11,5 IV. eaenolit^ifd^e ober Serttdrjeit 2,3 V. aUitl^ropoUtl^ifd^e ober Ouattfirjelt 0,5 Summa 100,0 @d betr> bemnad^ bie Sdnge bed ord^olitl^ifd^en ßeitraumd, to&l^renb beffen nod^ gar !eine lanbbemol^nenbe Siliere unb $flan« Jen ejriftirten, mel^r otö bie i^lfte, mel^r aU 53 ^ocent, bagegen bie £dnge bed ant]^ro|M)Ut]^ifd^en B^traumS, mdl^renb beffen ber SRenfd^ e^rte, bium ein l^albed $rocent oon ber ganjen Sänge ber orgoni« fd^en erbgefd^id^te. @ö ift aber ganj unmöglid^, bie Sänge bicfer Seiträume aud| nur annäl^emb nad^ ^cäfxen ju bered^nen. S)ie JDide ber ©d^lammfd^id^ten , »elc^e »dl^renb eines 3a]^r- l^itnbertd fid() in ber ©egenn^art ablagern, unb »eld^e man als Saftig für biefe Sered^nung benu^en moUte, ift an ben oerfd^iebenen SteEen ber @rbe unter ben ganj oerfd^iebenen 93ebingungen , unter benen uberoQ bie Slblagerung ftattfinbet, natürlid^ gan} oerfd^ieben. @ie ift fel^r gering auf bem Soben bt& tjofftti SReereS, in ben 93etten breiter giftffe mit (urjem Saufe, unb in Sanbfeen, welche fel^r bürftige 3«- föiffe eri^ten. Sie ift öerl^ältnifemäfeig bebeutenb an Weeredffiften mit ftarler Sranbung, am Sudflu^ groger @trbme mit langem Sauf uttb in Sanbfeen mit ftarfen 3uflüffen. 2ln ber SKiinbung be& SRifft* ^px, »eld^er fel^r bebeutenbe ©d^lammmaffen mit ftd^ fortfül^rt, »ür«' ben in 100,000 Salären »ol^l etwa 600 Sufe abgelagert »erben, «uf bem ®runbe bt& offenen SKeereß, weit üon ben Äuften entfernt, »er* bcn fld^ todl^rcnb biefc« langen Scltraum« nur tocnigc fjufe ©d^lamm abfcjjcn. (Sdbft an bcn Äüftcn, wo tjcrl^ältntfemd^lfl t)lel ©(j^lamm abflelagcrt »irb, mag bic JDtdc bcr boburd^ toäl^renb eine« ^a^x^ l^unbcrtd gebilbetcn ©d^id^ten, »enn jte nad^l^er jld^ ju feftem ®e* ftelne t)erbid^tct l^aben, bod^ nur wenige ßoHe ober Sinien betragen. ScbenfattiS aber bleiben aKe auf biefe SSerl^ältniffc gegrünbeten SBc= red^nungcn gauj unjtd^er, unb wir fönnen unö aud^ nid^t einmal an* ndl^ernb bie ungel^eure gfinge ber S^ti^ö^^c üorfteKen, weld^e jur Silbung jener neptunifd^en ©d^id^tenf^fteme erforberlid^ waren. 9hir relatioc, nifl^ abfolute ßeitmafee Pub l^ier anwenbbar. 9Ran wftrbe öbrigend aud^ ooQfommen fel^l gelten, wenn man bie 5Kad^tigfeit Jener ©djid^tenf^fteme aOein al« 3RaMtab für bie in- }wifd^en wirflid^ i^erfloffene Qdt ber @rbgefd^id^te betrad^ten wollte. S)enn Hebungen unb ©enfungcn ber ©rbrinbe l^aben beftdnbig mit einanber gewed^felt, unb aKer SBal^rfd^einlid^feit nad^ entf))nd^t ber mineralogifd^e unb |)aldontologifd^e Unterfd^ieb, ben man jwifd^en je jwei auf einanberfolgenben ©d^id^tenfqftemen unb jwifd^en Je jwei Sormotiwien berfelben wal^rnimntt, einem betrdd^tlid^en S^Jitd^en»^ räum oon !)tcien gal^rtaufenben, »dl^enb beffen bie betreffenbe ©tettc ber erbrinbe über bad Baffer gel^oben war. 6rft nad^ Ablauf biefer 3wifd^enjeit, aliS eine neue ©enfung biefe ©teile wieber unter EBaffer brad^te, fanb bie Slblagerung einer neuen SSobenfd^id^t ftatt. 2)a aber injwifd^en bie anorgifd^en unb organifd^en SSerl^dltniffe an biefem Orte eine betrdd^tlid^e Umbilbung erfaliren l^atten, mufete bie neuge* bilbete ©d^lammfd^id^t au« oerf^iebenen Sobenbeftanbtl^len jufam* mengefe^t fein unb ganj oerfd^iebene SSerfteinerungen einfd^Uefeen. 35ie auffattenben Unterfd^icbe, bie jwifd^en ben aSerfteiuerungen jweier übereinanber liegenben ©d^id^ten fo l^duflg ftattflnben, ffnb einfad^ unb leidet nur burd^ bie Slnnal^me ju erfldren, bafe bcrfelbe ^unft ber ©rboberfldd^e wieberl^olten ©enfungen unb $ebun= gen ausgefegt würbe. 5Rod^ gegenwdrtig pnben folc^e Hebungen unb ©enfungen, weld^e man ber Sleaction be« feucr-flüfpgcu ©rbfernö gegen bie erftarrtc Slinbe jufdireibt, in weiter Slu^bel^nung ftatt. 352 SRelativt t>idt btr fänf e^t^i)\ifMm Xttraonif(<>e« 69f}em. I. «(((0' mmt Ablagerungen ber $rimorbiaI< seit. airca 70,000 gufe. III. eilurif(^ed 69fiem. (iirca 22,000 guf. II. (^ambrif(^e4 €9Pem. Circa 18,000 gu^. XnhtUt 3ur Ueberfl(^t ber neptuntf(^en t>erf!etne« rungdfu(^renben @4i4ten«€9ßeme ber (Srbrinbe mit Sejug nuf i^re Derbaltnigmägige bur(6f(!^nittU(!^e 2>i(te. . (130,000 5u6 drca.) 1 1 I. 9aurenttf(^e^ 69flem. d'ma 30,000 gug. II III. — I XV. Se(^fet bei ©enfun^^dgeiträume unb J&fbnng^jeiträume. 353 ©0 ftetflt j. S. bie ilfifte t)on ©d^töebcn unb ein SEl^cil t)on ber SBejtfüfte ©übamcrilaS bcftfinbig langfam empor, wäl^renb bie Äüfte Don 4)oIlanb unb ein Sl^eil üon ber Dftfüfte ©übamerilaö attmdpdö unterjtnft. 3)aö Steigen wie baö @inlen gejd^iel^t nur fel^r langfam unb betrdflt im g^l^tl^wnbert balb nur einige Sinien, balb einige 3ott ober liöd^ftenö einige ^ufe. SBenn aber biefe Setoegung ^unberte oon 3a]^rtaufenben l^inburd^ ununterbrochen anbauert, tt)irb fie faltig, bie l^dd^ften ®ebirge ju bilben. Offenbar liaben fil^nlid^e Hebungen unb ©enfungen, wie jie an jenen Stetten nod^ l^eute gu meffen finb, wdl^renb be^ ganjen SSer* laufeö ber organijd^en ßrbgefd^id^te ununterbrod^en an oerfd^icbenen ©teilen mit einanber gewecj^felt. S)aö ergiebt fxd^ mit ©id&erl^eit auö ber geogra^)]^ija^ jtc ftd^ tti(^t in fenntU(]^er fjorm confetDiren fönncn. 5Bon allen bicfen »id^tigcn Organismen »erben »ir naturgemdfe aud^ gar feine Derfleinerten SRcfte gu flnben erwarten fönncn. fjemer jtnb bie gwflcttbguftdnbe faft aller Organismen fo »eiiä^ unb gart, i>a^ fle gar ni(]^t öerflelnerungSfdl^g flnb. SBaS tt)ir alfo öon SSerfleinerungen in ben ne|)tunif(ä^en ®ijiä)kn^ fqftemen ber ©rbrinbe öorfinben, baS jtnb im ®angen nur »cnige f5or= men, unb meiftenS nur eingelne 33ru(]^ftfide. ©obann ift gu berüdftd^tigen, bafe bie SKeerbemol^ner in einem Diel l^öl^eren ®rabe SluöjiiJ^t l^aben, il^re tobten Äör^)er in ben abgela= gerten ©d^lammf(]^i(]^ten öerjteinert gu erl^alten, als bie SBeüJOl^ner ber füfeen ®eü)dffer unb beS iJeftlanbeS. 3)ie baS Sanb bemol^nenben Organismen fönncn in ber SRcgcl nur bann öerfleincrt tDcrbcn, »enn il^rc Scicj^cn gufdllig ins Baffer fatten unb auf bem Sobcn in crl^dr- tcnben @(]^lammf(ä^i(^ten begraben »erben, »aS t>on man(^erlei SBe^ bingungen abl^dngig ift 3)a]^er fann eS unS ni(^t SBunber nel^men, bafe bie bei toeitem größte SKel^rgal^l ber SSerfteinerungen Organismen anget|ört, bie im SKeere lebten, unb i>a^ öon ben Sanbbeüjol^nem öerl^dltnifemdfeig nur fel^r »enige im fofjtlen Sujtanbe erl^alten ftnb. SBe^e Swfdlligfeiten tjkxM in'S Spiel fommen, mag Sinnen attein ber Umftanb betoelfen, bafe man öon öielen foffllen ©dugetl^ieren, inSbefonbere öon fajt allen @dugett|ieren ber ©ecunbdrgeit , »eiter 5Ri(ä^tS fennt, als ben Unterfiefer. 2)iefer Äno(]^en ift erftenS öerl^dlt« nifemdfeig feft unb löft jtd^ gtoeitenS jel^r lei(^t öon bem tobten 6aba* öer, baS auf bem SBaffer fd^loimmt, ab. SBdl^renb bie Sei(^e oom SBaffer fortgetrieben unb gerftört toirb, fdttt ber Unterfiefer auf ben ®runb beS SBafferS l^inab unb »irb l^ier Dom @(ä^lamm umf(]^loffen. 3)arauS erfldrt jtd^ allein bie mcrfmürbige SEl^atfaiJ^e, bafe in einer Äalff(^i(l^t beS Suraf^ftemS bei Oyforb in ©nglanb, in ben ©d^iefem oon StoneSflelb, bis ie^t blofe bic^ Unterfiefer oon gal^lreid^en SBeuteU tl^ieren gefunben »orben jtnb, ben dlteften Sdugetl^ieren, toeld^e »ir 358 üHangel^aftigfeit ber |>aIäontoIodif4(n Sci^öpfungdutfunbe. XV. fcnncn. Jßon bem ganjcn übrigen Äor^)cr berfelbcn »ar aud^ md^t ein JSnod^en mel^r t)or]§anben. S)ie ®egner ber ^ntmidelungdtl^eorie tDärben na(!^ ber bei itinen gebräud^Iid^en fiogil l^ierauS btti Sd^lu^ jietien muffen, ba^ ber Untcrfiefer ber einjige Änod^en im Seibe ie= ncr merfmürbigen Siliere toar. 3für bic fritifd^e SBürbigung ber öielen unbebeutenben SufftHe, bie unfere Äenntnife ber SJerftelnerungen in ber bebeutenbften SBeife bceinpuffen, finb ferner aud^ bie Sn6fl)uren fel^r letirrcid^, »eld^e fic^ in großer SWenge in Derfd^iebenen auögebel^nten ©anbfteinlagern, j. S. in bem rollten ©anbftein t>on ßonnecticut in Slorbamerifa, flnben. S)iefe Sufetritte rül^ren offenbar üon SBirbeltl^ieren , »ol^rfd^einlid^ Don 8fle|)tilien l^er, oon beren Stbxptx felbft nn8 nic^t bie geringste @^)nr erl^alten geblieben ift. 2)ic Slbbrüdte, »eld^e il^re %ix^t im Sd^Iamm l^interlaffen l^oben, oenotl^en und aQein bie oormolige ejriflenj oon biefen uns fonfl ganj unbefannten Stiicren. SBeld^e Si^fätligfelten aufeerbem nod^ bie Orengen unferer pa^ läontologifd^en Äenntniffe befHmmen, f innen @ie barauö crmeffen, i>a^ man oon fel^r oielen loid^tigen SJerfteinerungen nur ein eingigeö ober nur ein paar efem^)lare fcnnt. 6d flnb nod^ nic^t gtoangig 3at|re l^er, feit »ir mit bem unoottjtänbigen abbrud eineö SSogete au§ bem guraf^ftem belannt tourben, beffen Äenntnife für bie ^^Xf-^ logenie ber ganjen aSögdclaffe oon ber attergröfeten SBid^tigfeit ift. aUe biSl^er befanntcn SSögel fteUten eine fel^r einförmig organifhrte ®ntp^)e bar, unb geigten leine auffaUcnben Uebergangöbilbungen gu anberen 9ßirbelt{|ierclaffen , aud^ nid^t gu ben ndd^ftoertoanbten SRe^jtilien. Sener fofflle SJogel au8 bem 3ura bagegen befafe feinen gen)5{|nlid^en SSogelfd^ioang , fonbem einen @ibe(^f enf c^toang , unb bejt&tigte baburd^ bie a\x& anberen ©rünben öermutl^ete Slbftam* mung ber 3Sögel oon ben ©ibec^fen. 3)urd^ biefed eingige ^etrcfact »urbe alfo nid^t nur unfere Äenntnife oon bem Sllter ber SJogel» claffe, fonbern aud^ oon il^rer SBIutdoertoanbtfd^aft mit ben Sflepti* Uen »efentlid^ erweitert. 6ben fo finb unfere Äenntniffe oon an* beren a^iergru^^)en oft burd^ bie gufdilige ©ntbedung einer eingigen XV. Wtiaä^tn tc« snangeU fofftlei 3n>if(^enformeiu 359 aScrflcinctung »cfcntUd^ umgcftaltct »orbcn. 3)a »ir aber toixtlxäi wn tnelen tDid^ttgen ^etrefacten nur fel^r menige 6;rein^lare ober nur SSrud^ftucfe fennen, fo mug aud^ aud biefem (Srunbe bie pa^ Idontologifd^e Urlunbe ^6i\t unDoOfidnbig fein. eine »euere unb fel^r empflnblid^e Surfe berfelben ifl burd^ ben Umftanb bebingt, bafe bie 3tt)if(^enformett, töeld^e bie t)erf(]^ic= benen Strien öerbinben, in ber Siegel nid^t erl^alten flnb, unb gnjar aus bem einfad^en ©runbe, tt)eil biefelben (nad^ bem $rinci^ ber 35iöergenj beä ©l^arafter«) im Äauq)te nxxC^ JDafein ungünftiger ge« fteUt toaren, als bie am meiften bioergirenben SBarietdten, bie fid^ au« einer unb berfelben Stammform entoidelten. 3)ie Qtoi\iitn^ glteber ftnb im ©anjen immer rafd^ audgeftorben unb l^aben ^i) nur feiten ooUftdnbig erl^alten. ©ic am fifiriften bioergirenben §or= men bagegen tonnten fid^ längere 3^it l^inburd^ ald felbftftänbtge Slrten am 2eben erl^alten, fid^ in jal^lreid^en Snbioibuen ausbreiten unb bemnad^ aud^ leidster oerfteinert toerben. ©aburd^ ift j|ebod^ nid^t auSgefd^loffen, ba^ nid^t in oielen trauen aud^ bie oerbinben« ben 3tt>tf<^cnformen ber arten pd^ fo ooHftdnbig oerfteinert erl^tel» ten, ba^ fie nod^ gegentoärtig bie f^ftematifd^en Paläontologen in bie grSfete SSerlegcnl^eit oerfe^cn unb enblpfe ©treitigfeitcn über bie gang milHürlid^en @rengen ber @^ecieS l^eroorrufen. (Sin auägejeid^neteS a3eif^)iel ber SIrt liefert bie berül^mte Diel* geftoltige @ä^toaf[erfd^nede auS bem @tubent]§al bei @tein]^eim in SSftrtemberg, meldte balb als Faladina, balb als Valvata, balb als Planorbis multiformis befd^rieben morben ift. S)ie fd^nee* meinen ©dualen biefer Keinen @d^nede fe^en mel^r als bie ^dlfte oon ber gangen 2Raf[e eines tertidren J^alF^ugelS gufammen, unb offen« baren babei an biefer einen gocalitdt eine fold^e »unberbare 2formen= SRannid^faltigteit, ba^ man bie am meiften bioergirenben @jrtreme als menigftenS gtoangig gang oerfd^iebene SIrten befc^reiben unb biefe fogar in oier gang oerfd^iebene Gattungen oerfe^en I5nnte. Slber alle biefe ejrtremcn formen flnb burd^ fo maffenl^afte oerbin* benbe 3^if^^nformen oertnftpft, unb biefe liegen fo gefe^mdgig 360 ®To6e ©ebeutung einjelnet töerfieinetunflen. XV. Über unb neben einanber, ba^^ilgenborf barauö auf baS Älarfte ben Stammbaum ber ganjen fjormengntppe entoideln fonnte. ©benfo finben jtc^ bei jel^r Dielen anbeten fofjtlen Sitten (j. S. öielen 2lm* moniten, Stetebtateln , Seeigeln, ©eelilien u. f. ».) bie öetfirilpfen* ben Stt^if^cnfotmen in foliä^er SWaffe, bafe jte bie „fofjtlen ©pecieö* ftdmet" jut SSetjtoeipung btingen. SBenn @ic nun attc öotl^et angefül^ttcn SSett|filtniffc ettofigen, beten SReil^e P(^ leiiä^t noä) öctmel^ten liefee, fo »etben @ic jid^ ni(]^t batübet »unbetn, ba^ bet natütlic^e @(ä^ö^)fungöbeti(]^t obet bie @(^5^)fungiSutfunbe, töie fle butiä^ bie SSetfteinetungcn gebilbet toitb, ganj au^etotbentlid^ lüdenl^aft unb unDottft&nbig ift. 9lbet btnnoij l^aben bie »itflic^ gefunbenen SSetfteinetungcn ben gtöfeten SBettl^. 31^te SBebeutung füt bie natfitli(]^e @(l&ö^)fungögef(^i(!^te ift ni(]^t ge« tinget alö bie Sebeutung, »eltl^e bie betütimte S^if^^tift öon SRo- Jette unb baö ©ectet öon Äano^)uö füt bie aSölfetgejd^id^te, füt bie Sltc^dologie unb ^l^ilologic bejt^cn. SBie e^ bnxij biefc beiben ut- alten 3nf(J^tiften mbgli(]^ »utbe, bie ®ef(^ici^te beS alten (^Q^pttn^ aufeetotbcntlid^ gu etweitetn, unb bie ganje ^ietoglq^)]§enf(l^tift gu entgijfetn, fo genügen ung in öielen %&Utn eingelne Änoiä^en eines Stl^icteg obet unöottftdnbige Slbbtüdc einet niebeten Sß^ict* obet ^Pangcnfotm, um bie »id^tigften anl^altspunfte füt bie Oefiä^id^tc einet gangen ®tu^))e unb bie (Sttenntni^ il^teS ©tammbaumiS gu geioinncn. @in paar Heine Sadgfil^ne, bie in bet Äeu^)et*5otmation bet Stiag gefunben toutben, l^aben füt ^i) allein ben jtc^eten S3e= »ei« geliefett, bafe fd^on in btx SEtiaiSgeit ©äugetl^iete epftitten. S8on bet ttnöottlommenl^cit beö geologifiä^en @cl^ö^)funggbeti(ä^tcS jagt 3)atü)in, in Uebeteinftimmung mit S)jell, bem betülimten, fütglid^ öetftotbcncn ©eologcn: „2)et natütli()^e @c^b<)fungiSbeti(!^t, toie il^n bie Paläontologie lief ctt , ift eine ®ef d^id^te bet @tbe , um öoUftdnbig etl^alten unb in loed^felnben ©ialecten gejd^tieben, toooon abet nut bet le^te, blofe auf einige Sil^eile bet ©tbobetfldd^e fld^ begiel^enbe Sanb bis auf uns gdbmmen ift. S)o(^ aud^ t)on biefem SBanbe ift nut l^ic unb ba ein futgeS (Eapikl etl^alten, unb öon je« XV. Unt)i)afommen()(it Ux polöontologif^en Sd^ßpfung^uifunbe. 361 bcr ©citc pnb nur ba unb bort einige ^tiUn übrig. 3cbe5 SBort ber langfam »ed^jelnben ^pxai^t bicfcr Sefc^reibung , mel^r ober »cniger oerf(]^icben in bcr ununterbrod&enen SReil^cnfolgc ber eingeU nen abfd^nitte, mag ben anfi^eincnb plo^lid^ »eij^felnben 2cben^=^ formen entf^)re(l^en, »elc^e in ben unmittelbar auf einanber liegenben ©d^id&ten unferer »eit Don einanber getrennten Formationen begra« ben liegen.'' SBenn @ie biefe aufeerorbentliiä^e ttnöoUjtänbigfeit ber pa\&on^ tologij(^en Urfunbe jt(^ beftdnbig öor Sugen l^alten, fo »irb eö Sinnen nid^t »unberbar erfd^einen, bafe »ir noiä^ auf fo öiele un« pd^ere ^9^)ot]^efen angetoiefen jtnb, toenn »ir »irflid^ ben Stamm« bäum ber üerfc^iebenen organijd^en ©ntp^jen entwerfen »ollen. 3^- bod^ bejt^en »ir glüdlid^er SBeife aufeer ben SSerfteinerungen aud^ nod^ anbere Urfunben für bie Stammeögefc^id^te, welche in öielen Fällen Don nid^t geringerem unb in ben meiften fogar oon Diel l^öl^e« rem SBertl^e jtnb als bie ^etrefacten. 2)ie bei weitem wid^tigfte üon biefen anberen @c^5^)fung§urfunben ift ol^ne 3tt)eifel bie Du* togenie ober ^eimedgefd^id^te, bie @nttt)id(elungi$gefd^id^te bed orga» nifd^en gnbiüibuumö (Embryologie unb SKetamorpl^ologie). 3)iefe wieberliolt un§ furg in großen, marfigen ßöfl^ i>ö* S9ilb ber Formen* reil^e, weld^e bie SSorfal^ren be« bctreffenben 3«i>iöü)uum« oon ber SBurjel il^reö (Stammet an burd^laufen l^aben. Snbem wir biefe pa^ Idontologijd^e ©ntwidtelungSgefd^ic^te ber SSorfal^ren alö Stammet- gefd^ic^tc ober ^l^^logenie bejeid^neten, fonnten wir ba^ wid^tige biogenetifd^e ®runbgefe^ au8f^)red^en : „S)ie Dntogenie ifl eine furge unb jd)nelle, burd^ bie ®efc^e ber 3Sererbung unb Sln^jajfung bebingte SBieberl^olung ober 3fieca^)itu5 lation ber ^l^^logenie." Snbem iebeö Sil^ier unb iebeö ®ewfid^ö Dom aBeginn feiner inbiöibuettcn ©jriftenj an eine SReil^e Don gang Derfc^iebenen Formguftänben burd^lftuft, beutet eiS un§ in fd^neller Folge unb in allgemeinen Umriffen bie lange unb langfam wec^« felttbe JReilie Don Formgujtdnben an, weld^e feine 2ll|nen feit ben dlteften Seiten burd^laufen l^aben (SSergl. meine „Slntl^ropogcnie).**) 362 ^0* bioflenetif^e (»tunböefe^. XV. attcrbingö ifl bte SKjgc, »cld^c un« bic Ontogcnic ber Orga« nidmen t)on il^rer ^l^qlogenie giebt, in ben tneiften f^Oen mel^r ober iDeniger k)emtf(i^t, unb gtoar um fo mel^r, \t m^ bte Sltq)af<> fung im Saufe ber Seit bai^ Uebcrgetoid^t über bie Vererbung er» langt l^at, unb je mäd^tiger ba§ ®efe^ ber abgefürgten SBererbung unb bas @e{e^ ber »etl^felbegügUd^en Sln^affung eingemirlt l^aben. attein baburd^ »irb ber l^ol^e SBertl^ nxijt Derminbert, noelcj^en bie »irflid^ treu ertialtenen ßöfl^ V^^^ ®fijje beji^en. Scfonberö für bie Srfenntnife ber frül^eften ^)aIdontologl|(^en (SnU midelungSjuftdnbe ift bie £)ntogenie üon gang unfd^d^» barem SSertl^e, meil gerabe Don ben dlteften Sntmidelungdju» ftdnben ber @tdmme unb Slaffen \xni gar feine verfeinerten tiefte erl^alten »orben finb unb aud^ fd^on toegen ber »eid^en unb garten itör^erbefd^offenl^eit berfelben nid^t erl^alten bleiben tonnten. Jteine SSerfteinerung I5nnte und Don ber unfd^dpar »id^tigen Sl^atfad^e be» rid^ten, meldte bie Dntogenie und erjdl^U, ba^ bie dlteften gemein» famen SSorfal^ren aUer oerfd^iebenen S^l^ier» unb $flangenarten ganj einfad^ S^tt^r fll^cic^ ben @iem waren. Äeine SBerfteincrung Knute und bie unenblid^ tt)ert]^ooae, burd^ bie Dntogenie feflgefteUte ^aU fad^e betoeifen, ba| burd^ einfädle SSermel^rung , ©emeinbebttbung unb arbeitdtl^ettung jener QtJicn bie unenblid^ mannic^faltigen Äör^jerformen ber oieljettigen Organismen entftanben. 60 l^ilft und bie Ontogenie über Diele unb gro^e 2üdten ber ^aldontologie l^intoeg. du ben unfd^d^baren @d^5))fungdurtunben ber ^aldontologie unb Dntogenie gefeilen fic^ nun brittend bie nid^t minber »id^tigen 3eugniffe für bie SBlutdüermanbtfd^aft ber Drganidmen, »eld^e und bie Dergleid^enbe Anatomie liefert. SBenn dufeerlid^ fel^r oer» fd^iebene Organidmen in il^rem inneren S3au nal^qu übereinftimmen, fo tonnen mir baraud mit ©id^erl^eit fd^lie^en, ba^ biefe Ueberein» ftimmung il^ren ®runb in ber Jßererbung, jene Unglelc^l^eit bagegen il^reu @runb in ber Slnpaffung l^at. Setrad^ten @te j. fß. oergleid^enb bie ^dnbe ober ä3orber|)foten ber neun oerfd^iebenen ©dugetl^iere, meldte auf ber gegenüberftel^enben 2;afel IV abgebilbet finb, unb bei XV. ^i« @d)öpfunfl*utfunbe bet ortgUic^enbcn Anatomie. 363 betten baö fnö(!^erite @felct=®erüft itn Stttteim bcr ^attb uttb bcr fünf Singer pd^tbar ift. Ueberatt flnben jtd^ bei ber t)et:f(l^iebenflen dufeeren i^orm btejelben Änod^cn in bcrfelben S^^l r Sagerunfl unb ' aScrbtnbung »ieber. ©afe bic ^anb beö SKenfd^en (%\%, 1) öon berjentgen feiner nä(]^flen aSenuanbten , beö ©orilla (5ifl- 2) unb be§ Drang (Sig-3), fel^r toenig öerfiä^teben ift, iDirb t)iettei(l^t fcl^r natürlid^ erfd^einen. SBenn aber aud^ bie aSorber^)fote beö^unbeS (5ig.4), fowie bie SBruftfloffc (bie ^anb) beö Seel^unbeö (f5tg.5) unb beS ©el^l^inö (5ig. 6) gang benfelben »efentUd^en Sau jeigt, fo tt)irb bie§ fc^on mel^r überrafd^en. Unb noc^ »unbcrbarer toirb c§ 3^nen t)orfommen, bafe aud^ ber Flügel ber Sfl^bermauö (5ig. 7)r bie ©rabfd^aufel bcö SWaulmurfö (fjig. 8) unb bcr SSorbcrfufe be3 unDollfouimenften attcr ©dugctl^iere, beS (Sd^nabcltl^ierS (f^g. 9) ganj aus benfelben ^nod^en jufammengefe^t ift. 9lur bie @ro^e unb Sorrn ber ^nod^en ift t)ielfad^ gednbert. S)ie ^afjil unb bie SIrt il^rer Slnorbnung unb SScrbinbnng ift biefelbe geblieben. (SScrgl. aud^ bie ©rfldrung ber SEaf. IV im anl^ang.) 68 ift ganj unbenibar, ba^ irgenb eine anbere ttrfac^e, als bie genteinfc^aftlid^e Sßererbung t)on gemeinfamcn ©tamuieltern biefe »unberbare Homologie ober ©leid^l^cit im »efentltc^cn inneren S3au bei fo t)erfd^iebcncr dufeerer gorm öerurfad^t l^abe. Unb »enn @ie nun Im ©ijftcm t)on bcn (Sdugetliieren »eiter ]()inunterfteigen, unb flnben, bafe fogar bei btn SSbgcln bie fjlügel , bei • ben 9ic|)tilien unb Slm^)]^ibien bie SBorber^ fufee, iDcfentlic^ in berfclben SBcife aus benfelben Änod^en jufammen« gefegt ftnb, »ie bie arme bcs aRenfc^en unb bie SSorberbeinc ber übrigen ©dugetl^iere, fo lönnen @ie fd^on barauS auf bie gemcinfamc abftammung aller biefer SBirbeltl^iere mit Dotter ©id^erl^cit fd^liefeen. S)er ®rab ber inneren gormDertoanbtfd^aft entl^üttt Sinnen l^ier, ö)ie überatt, ben ®rab ber toal^ren ©tammoenoanbtfd^aft. Stammbaum nnb ©efd^id^te beö ^toti^nteid^ö« ^pedeOe ^ur(^fü()TunQ ber ^efcenbenitf^eotie in bem notürfi^en Softem bet DiganUmen. (ionpruction bei 6tommböume. ^bpommung aQec metir^elligen Drgonidmen von eiuicUiden. ^bflammung bei 3tUm Don SRoneren. Segciff bei otgonifc^en Stämme ober Vbplen. 3oben. IBemerfungen jur oQgemeinen 9{aturgef4i4te ber $ro< ttßen: i^re Seben^erf^einungen, ^erniMe 3i(ftni^i^^und (3nbii>tbuoütöt unb ©runbform). $^pfogenie bed ^rotiflenreic^d. SWcittc Ferren ! SDurd^ bic bcnfcnbc SScrgleitl^ung bcr inbiöibuel« len unb ^aldontologifd^en SnttDtdelung, fomie burd^ bie oergleid^enbe auatomic bcr Organismen, bur(^ bie öergleid^cnbe Setrad^tung il^rer entoideltcn gormöermtniffe, gelangen mir gur ©rfenntnife il^rer ftu= fentociö öerfiä^icbenen Sormöcrnjanbtfd^aft. ©aburd^ gewinnen toir aber gugleid^ einen ©inblirf in i]^re»a]^re@tammt)er»anbt = fd^aft, »eld^e nac^ ber ©efccnbenjtl^eorie ber eigentUd^e ®runb ber gonnöertoanbtjd^aft ift. SBir gelangen alfo, inbem wir bie txsopixu fd^en SfiefuUate ber Embryologie, Paläontologie unb Anatomie gufam» menfteUen, oergleid^en , unb gur gegenfeitigen @rgdngung benu^en, gur ann&l^emben @r(enntnig bed natürlichen @)jftemd, »eld^eS nad^ XVI. 6pedeUe ^iitc^fujtung ber ^efcenbengtbeorie. 365 « unfcrcr anjlil^t bcr Stammbaum bcr Organismen ijt. SÜIerbing« bleibt unjer menfd^Ud^eS SBiffen, »ie ftberatt, fo gang bcfonberö l^ier, nur ©tüdtoerf, fd^on wegen ber aufecrorbentlii^en Unöottftdnbigfeit unb Südenl^attigfeit ber enq)irif(]^en @(i^ö^)fung«urfunben. Snbeffcn bürfen »ir un§ baburc^ ni(]^t abfd^reden laffen, jene l^öd^jte Slufgabe ber Siologie in Singriff ju nel^men. fiaffen @ie unö üielmelir feigen, »ie »eit e« f(]^on fc^t möglid^ ijt, tro^ beö unöottfommenen 3uftanbeö unferer embr^ologifiJ^en, paldontologifi^en unb anatomif(]^en Äennt= niffe, eine anndl^embe ^^poü)t]t öon bem DertDanbtfd^aftlid^en 3u* fammenl^ang ber Organismen aufjuftetten. ©arüjin giebt uns in feinen SBerfen auf biefe fpeciellen %xa' gen ber SJefcenbenjtl^eorie feine Slntmort. 6r äußert nur gelegent= lid^ feine SSermutl^ung, „i>a^ bie 3:i^iere öon ]()öd^ftenS üier ober fünf, unb bie ^flangen öon eben fo trtelen ober noc^ meniger @tamm= arten l^errül^ren''. 3)a aber anij biefe »enigen ^aiH)tformen nod^ Qpnxm üon Dermanbtfd^aftlii^^er SJerfettung geigen, unb ba felbft ^angcn^^ unb Sl^ierreid^ burd) ücrmittelnbe UebergangSformen oer* bunben finb, fo gelangt er »eiterl^in gu ber Slnnal^me, ,,ba6 toal^r* fd^einlii^ atte organif(i)en SBefen, bie jemals auf biefer (grbe gelebt, Don irgenb einer Urform abfiammen**. ©leii^ ©arioin l^aben aud^ bie anberen Slnl^änger ber 2)efcenbengt]^eorie biefelbe meiftenS blofe im allgemeinen bel^anbelt, unb nid^t ben SSerfud^ gemad^t, fie aud^ f^edeU burd^gufül^ren , unb baS ,,natärlid^e Softem'' mirflid^ als ^Stammbaum ber Organismen" gu bel^anbeln. SBenn »ir bal^er l|ier biefeS fc^toierige Untemel^mcn »agen, fo muffen »ir uns gang auf unfere eigenen güfee ftetten. 3d^ l^abe 1866 in ber f^ftematifd^en (Einleitung gu meiner att- gemeinen @ntmi(felungSgefd^id^te (im gleiten ^anbt ber generellen 2Ror^)]^ologie) eine Ängal^l üon ]^q^)ot]^etifd^en Stammtafeln für bie größeren OrganiSmengru^^en aufgeftellt, unb bamit tliatfdd^lid^ boi erften 3Serfud^ gemad^t, bie Stammbaume ber Organismen in ber SBeife, »ie eS bie entmidelungStlieorie erforbert, mirflid^ gu con- ftruiren. 2)abei mar id^ mir ber aufeerorbentlid^en Sd^mierigfeiten 366 (UwinctÜB bcr CtraalcinK. XYL biefer Sufgobe tH>Ibnsien betvtt^ Säubern iä^ tro^ aler abf^rrf« tenbttt ipinbemifff biefdbe bcntuK^ in Sngriff no^, bcanlpnK^f i(^ tDciter 9K(l^t§, ole bcn erftm Scriud^ gemad^ tmb }u iDriteren nnb bffferen Serfut^ angeregt ^ ^oben. 3>ie meiften ßoologen nnb Sotonifer {tnb oon biefem Snfang fe^r n^enig befriebigt ge^ toefen, unb am toenigflen naturlid^ in bem engen Specialgebiete, in tDelc^em ein S^ber befonberS arbeitet Sllein loenn irgenbiDO, fo ifi geioi^ ^er bai^ Säbeln iriel leid^ al^ ba^ Seffermad^ ^aB bi^ ^ erft f 0 loenige Serfud^ gemad^t nmrben, meine Stammbonme bnrd^ beffere ober ühttifaapt bnrd^ anbere jn erfe^en, betoeifi am beften bie nnge^re Sd^toierigteit ber nnenblid^ oemricfielten Snfgabe. Sber gleid^ allen anberen miffenfd^aftlid^ ^tfpoiife\tn, mdd^e jnr Qx^ Rimng ber 31^a(^ bienen, merben aud^ meine genealogifc^ ^tfpotlfe^tn fo lange auf Seriutftd^tignng Snfpmd^ mad^en bärfen, bid fie bnrd^ beffere erfe^t merben. ^offentlid^ mirb biefer @rfa^ red^t balb gefc^e^, nnb id^ münfd^te 9K(^td me^r, al$ bag man erfter Serfnd^ red^t Diele 9latnr^ forf(^ anregen mbi^te, menigftend anf bem engen, i^nen genau be^ tannten @|)ecialgebiete bed Zifitt^ ober ^anjenreid^S bie genaueren @tammb&ume für einjelne @ru|>^ aufsuftellen. S)nr(]^ gal^lreid^e berartige äkrfud^e loirb unfere genealogifc^e Srtenntni^ im Saufe ber ßeit langfam fortfd^reiten, unb mel^r unb me^r ber SSollenbung nd^er fommen, obiool^l mit S3eflimmtll^ oorauSjufe^en ifi, ba^ ein oollen« beter Stammbaum niemals mirb erreid^t »erben. @$ fehlen un^ unb loerben und immer fehlen bie unerl&^lid^en paldntologifd^en ©runb- lagen. 2)ic dlteften Urfunbcn »erben unö ewig öerfd^loffen bleiben au8 ben frül^er bereit« angeführten Urfad^en. S)ie dlteften, burd^ Ur- geugung entftanbenen Organismen, bie ©tammcltem aller folgenben, muffen mir und notj^menbig ald SRoneren benfen, ald einfädle meid^e ftmcturlofe Sitoei^flämpd^en, o^ne iebe befümmte i^orm, ol^ne irgenb meld^ ^arte unb geformte Sifült. S)iefe unb il^re ndd^ften 9übf5mm< linge maren bal^er ber Sr^altung im oerfteinerten 3uftaube burd)aud nid^t fdl^ig. ßbenfo fe^lt und aber aud ben im legten äSortrage aud< XVI. KMInrnmung aütx me^raedigen Organidmen Don ein§eOfigen. 367 fftl^rUd^ erörterten ®rftnbcn ber bei »eitern grofetc SEl^cil oon ben gapofen ^)aIdontolo8if(]^en 2)octtmenten , bic jur fieberen ©urc^fül^' rung ber ^\ammt^t\(fiiä)k ober ^l^qlogcnie unb jur »a^ren 6r= fenntnife ber organifc^en ©tammbdume eigeutlid^ erforberlid^ todren. SBenn »ir bal^er ba^ SBagnife il^rer ]^q<)ot]^etif(]^en 6onftruäion ben* nod^ untemel^men, fo pnb »ir öor allem auf bie Unterftü^ung ber beiben anberen Urfunbenreil^en l^ingetDiejen, »eld^e baö ^)aIdontolo5 gijd^e Ärd^iö in »efentUti^jier SBeife erg&ngeti, ber Äeimeggefcftid^te unb ber Dergleic^nben Snatomie. Bi^en »ir biefe l^öd^jt »erti^üoUen Urfunben gel^örig benfenb unb t)erglei(j^enb gu Sflatl^e, fo mad^en »tr jundd^ft bie au^erorbentlid^ bebeutungSDotte SSol^mel^mung , ba| bie aQemteiften Organismen, inSbefonbcre alle l^öl^eren Siliere unb ^anjen, auö einer SSieljal^I oon 3eUen jufammengefe^t pnb, il^ren Urf^)rung aber au5 einem ffii nefy^ men, unb ba^ biefeS @i bei ben Sil^ieren ebenfo toie bei ben ^flangen eine einjige ganj einfädle ßette ift: ein Älüm^)cl^en einer ßitoeifeoer* binbung, in welchem ein anberer eitoei^artiger Äör^)er, ber Sdlfem, eingefd^loffen ift. 2)iefe fernl^altige ScHc tt)d(]^ft unb Dergröfeert jt(i^. 3)ur(l^ Sl^eilung bilbet jtd^ ein 3etten]^duf(]^en, unb auö biefem entftel^en burd^ ÄrbeitStl^eilung in ber frül^er befd^riebencn SSSeife bie öielfad^ tierfc^iebenen fjormen, »dd^e bie auägebilbeten Sil^ier* unb ^pongen«^ arten unö oor JUigen führen, ©iefer unenblic^ »id^tige Vorgang, »eld^en loir atttäglid^ bei ber embrqologifd^en Snttoicfelung jjebed tl^ie* rifd^cn unb ^)Panjlid^en gnbiüibuum« mit unferen ?lugen @d)ritt für ©d^ritt unmittelbar »erfolgen fönnen, unb »eld^en mir in ber JRegel burc^auS nid^t mit ber oerbienten eiirfurc^t betrachten, belelirt un« pd^erer unb üolipdnbiger, al^ aUe SBerfteinerungen eö tl^un fönnten, fiber bie urf^)runglid^e <)aldontologifd^e entwidelung aller mel^rjeUigen Organismen, aller Isolieren SÖ^iere unb Spangen. 35enn ba bie On= togenie ober bie embr^ologifd^e entwidelung icbe« eingelnen 3nbioi* buum« ttid^ts »eiter ift, al« ein hirger «ußgug ber ^l^^logenie, eine 9leca|)itulation ber ^)aldontologifd^en enttoidtelung feiner SJorfal^ten* fette, fo fönnen mir barauS gundd^p mit ooBer ©id^erl^eit ben eben fo 368 ^(bftnmmung aOer raefjrjefligen Organismen t»on einjcHlgen. XVI. cinfad^en al§ bcbeutenbcn ©d^lufe gleiten, bafe'allc mcl^rjeUigen Jl^icre unb ^flangen urf^jrüngUd^ üon cinjclUgcn Dt- gani^mcn abftammcn. $Dic uralten ^jrimorbialcn SSorfal^rcn be§ SRcnfd^cn fo gut wie atter anberen Sintere unb atter au« olelen Sitten gufammengefe^ten ^flangen waren einfädle, ifolirt lebenbe 3ctten. JDie- fe§ unfd^ä^bare ©el^eimnife be§ organifd^en ©tammbaumeö wirb wt§ burd^ ba§ ©i ber Spiere unb burd^ bie wal^re ©ijelle ber ^flanjen mit untrügUd^er Sid^erl^eit oerratl^en. SBenn bie ®egner ber 3)efcenbenj= tl^eorie unö entgegenl^alten, e§ fei wunberbar unb unbegreiflid^, bafe ein fiufeerft com^)licirter oielgeHiger DrganiSmuö au§ einem einfad^en eingelligen Organismus im Saufe ber Seit l^erDorgegangen fei, fo ent= gegnen wir einfad^, bafe wir biefeS unglaublid^e SBunber jeben augen= blid nad^weifen unb mit unfcren Singen verfolgen fönnen. 35enn bie ©mbr^ologie ber Siliere unb ^flangcn fül^rt unS in fürjefter S^it benfelben SSorgang greifbar oor Slugen, weld^er im Saufe ungel^eurer Seiträume bei ber ©ntftel^ung bcS gangen ©tammeS ftattgefunben l^at. Sluf ®runb ber feimeSgefd^id^tlid^cn Urfunben fönnen wir alfo mit ootter ©id^erl^eit bel^aupten, bafe atte mel^rgelligen Organismen ebm fo gut wie alle eingettigen urf^Jrünglid^ üon einfad^en ßetten ab^ flammen; l^ieran würbe ftd^ fel^r naturlid^ ber ©d^lufe reil^en, bafe bie ältefte SBurgel beS 2:]^ier= unb 5ßfIangenreid^S gemeinfam ift. 2)enn bie oerfd^iebenen uralten ,,@tammgetten'', auS benen ftd^ bie wenigen öerfd^iebenen ^auptgnip^Jen ober ,, Stämme'' (^l^^len) beS ^kx^ unb 5ßflangenreid^S entwidtelt l^aben, fönnen il^re SJerfd^iebenl^eit felbft erft erworben l^aben, unb fönnen felbft oon einer gemeinfamen „Ur- ftammgette" abftammen. SBo fommen aber jene wenigen „Stamm- getten" ober biefe eine „Urftammgellc'' l^er? ßur ^Beantwortung biefcr genealogifd^en ©runbfrage muffen wir auf bie frul^er erörterte ^la^ ftibentl^eorie unb bie UrgeugungSl^W^t^efe gurürfgreifen. (@. 309.) SBie wir bamals geigten, fönnen wir unS burd^ Urgeugung un- mittelbar nid^t Sollen entftanben benfen, fonbem nur SWonercn, Urwefen ber benfbar einfad^ften Slrt, gleid^ ben nod^ ie^t lebenben ^rotamoebcn, '^rotom^fen u. f. w. (@. 167, gig. 1). 3tur foldlje XVI, «bftommung ber 3e0en »on 9Xoneren. 369 ftructurlofe ©d^lcimf örpcrd^cn , beten gaitjer eiioeifeartifler Seib fo flletd^artifl in jid^ »ie ein anorgifd^er Är^ftatt ift, unb bennod^ bic beiben organifd^en ©runbfunctionen ber ßmäl^rung unb gort|)fIan^ jung öottgiel^t, fonnten unmittelbar im Seginn ber laurentifd^en Qcxt aus anorgifd^er SRaterie burd^ Sutogonie entftel^en. SS&l^renb einige SRoneren auf ber urjprünglid^en einfad^en SBilbungöftufe öerl^arrten, bilbeten fid^ anbere aQm&l^lid^ ju StUtn um, inbem ber innere Äem beg ßimeifeleibeS jid^ öon bem ftufteren S^Ufd^leim jonberte. Slnbererjeitö bilbete jid^ burd^ JDifferenjirung ber dufeerften S^ßf^l^iwi^ fd^id^t fowol^I um einfädle (femlofe) ß^toben, alg um nadfte (aber feml^altige) QtUtn eine äußere ^ütte (3Rembran ober ©d^ale). 3)urd^ biefe beiben ©onberungSöorgänge in bem einfad^en Urjd^leim beö SWo- nerenleibeö, burd^ bie SBilbung eineö ÄcmS im Snnem, einer ^uUe an ber dufteren Dberfl&d^e be« PaSmaf ör^jerS , entjtanben aui5 ben urfprünglid^en elnfad^ften ß^toben, ben ÜRoneren, jene öier oerfd^ie* benen Slrten oon Paftiben ober Snbiöibuen erfter Drbnung, au« benen »eiterl^in alle übrigen Organismen burd^ ©iffereujirung unb Sufammenfe^ung jid^ entoidteln fonnten. SebenfallS jinb bie Moneren bie Urquellen alles fiebenS! ^ier tt)irb jid^ S^nen nun junäd^ft bie fjrage aufbr&ngen: ©tam* men alle organijd^en S^toben unb 3dlen, unb mitl^in aud^ iene ©tammjellen, »eld^e »ir öorl^er als bie ©tammeltem ber wenigen großen ^au|)tgru^)pen beS Silier* unb ^flanjenreid^S betrad^tet l^aben, öon einer eingigen urfprüngUd^en SRonerenform ab, ober giebt eS mel^rere öerjd^iebene organifd^e ©tämme, bereu ieber öon einer eigen- tl^umlid^en felbjtftänbig burd^ Urgeugung entftanbenen ÜRonerenart abjuleiten ift. SDtit anberen SBorten: Sft bie gange organijd^e 3SBelt gemeinfamen Urj^jrungS, ober oerbanlt fie mel^f^ fad^en UrgeugungSacten il^re Sntjtel^ung? ^iefe genealo« gifd^e ©runbfrage jd^eint auf ben erften SBlidf ein aufeerorbentlid^es ©e« tt)id^t gu l^aben. S^ibeffen werben Sie bei ndl^erer SBetrad^tung balb feigen, bafe jie baffelbe nid^t beji^t, oielmel^r im ®runbe öon jel^r un« tergeorbneter 33ebeutung ift. 370 5?egrijf ber orgoniWen ©tamrae ober cige ober Äreife" beS 31^icrreid^S unterfd^ciben. (SJergl. ©. 48.) Saer uub 6ut)ier um terfd^ieben bereu nur öier, ndmlid^ 1. bie SB irbeltl^ier e (Vertebrata); 2. bic ©liebertl^iere (ArticulatÄ); 3. bie SBeid^tl^iere (Mol- lusca) uub 4. bic ©tral^ltl^iere (Badiata). ®egentt)drtig unter* fc^eibet man gewöl^nlid^ jieben, inbcm man bcn ©tamm ber ©lieber'^ tl^iere in bie beiben Stdmme ber^lieberfüfeer (Arthropoda) uub ber SBürmer (Vermes) trennt, uub ebenf o " ben ©tamm bcrStral^l» tl^ierc in bie brei ©tdmme ber ©terntl^iere (Echinoderma) , ber ^flanjentl^ierc (Zoophyta) uub ber Urtl^iere (Protozoa) jcrlegt. Snncrl^alb iebeS ber fteben ©tdmme geigen alle buju gel^örigcn Stl^iere tro^ großer SRannid^faltigleit ber dufeeren fjorm bennod^ im inneren S3au fo jal^lreid^e uub »id^tige gemcinfame ©runbgüge, bafe wir an il^rer ©tammoerwanbtfd^aft laum jweifeln fönucn. S)affelbc gilt au(^ öon ben fed^S grofeen ^auptclaffeu, »eld^e bie neuere SBotanif im ^auäcnrcid^e unterfd^cibct, ndmlid^ l.bieSlumenpflaujen (Pha- nerogamae); 2. bie Same (Filicinae); 3. bie ÜWofe (Muscinae); 4. bic Siedeten (Lichenes); 5. bic^iljc (Fuiigi)unb 6. bieSange (Algae). $Die legten brei ®n4)^)en jeigen felbft toieberuto unter ji(^ fo nal^e Scgicl^ungen, bafe man fte als Sl^alluSpflaujcn (Thallo- XVI. 3a6I ^er etämme be« Z^itmi^i unb M cr ^l^^len ober ^awptQXWfpen be§ ^Panjenreid^g auf öier bcfd^rdnfen fönnte. Slud^ SWoje unb game lönnte man al« ^ro= tl^aUuSpflanjen (Prothallota) jufammenf äffen unb baburd^ bie 3al^l ber ^aujenftämme auf brei emiebrigen: 33lumen^)flanjen, $roti^aUud:pflanjen unb Sl^alludppangen. 3lhtn f:pre(l^en ober getDtd^tige 2:]^atfa(l^en ber Anatomie unb ber ©ntotcfelungSgefcl^id^te fowol^l im ^xttv^i) al« im ^flanjenreid^ für bie SSermutl^ung , ba^ aud^ biefe n)enigen ^auptclaffen ober Stimme nod^ an ü^rer SBurjel jufammenl^ängen, b. 1^. bafe il^re nie* berflen unb ätteften Stammformen unter jid^ »ieberum ftammöer- loanbt ober tDenigfteniS nid^t ju unterfd^eiben finb. ÜRan lann aud^ nod^ einen ©d^ritt weiter gelten unb mit 3)artt)in annel^men, bafe bie beiben Stammbäume beS Silier» unb ^anjenreid^S an il^rer tief' ften SBurjel jufammenl^&ngen, bafe aud^ bie nieberflen unb dlteften äl^iere unb ^flangen ))on einem einjigen gemeinfamen Urmefen ab- flammen. 9latürlid^ fönnte nad^ unferer Slnfld^t biefcr gemeinfame UrorganiSmuS nur ein burd^ Urjeugung entftanbeneö SDtoner fein. SSorfld^tiger »erben »ir öorl&ufig JebenfaE« öerfal^ren, toenn »ir biefen legten Sd^ritt nod^ Dermeiben, unb lool^re Stammüertoanbtfd^aft nur innerl^Ib febe^ Stammet ober ^l^^lum annel^men, too fie burd^ bie a:i^atfad^en ber öergleid^enben Slnatomie, Dntogenie unb ^a= läontologie jiemlid^ fidler geftettt toirb. aber fd^on Je^t.Iönnen »ir bei biefer ©elegenl^eit barauf l^inioeifen, bafe jtoei öerfd^iebene ®runb«= formen ber geneabgifd^en ^^potl^cfen möglid^ jinb, unb bafe aDe öer- fd^iebenen Unterfud^ungen ber JDefcenbenjtl^eorie über ben Urf^jrung ber organifd^en 5ormengru^)^)en fld^ fünftig entmeber mel^r in ber einen ober mel^r in ber anbem öon biefen beiben SRid^tungen bewegen »er* ben. $Die einl^eitlid^e (einftämmige ober mono<)]^9letifd^e) 8lbflammung§]^9|)ot]^efe »irb beftrebt fein, ben erften Urf|)rung fo* iDol^I oUer einjelnen Drganismengru|)pen atö aud^ ber ©efammtl^eit berfelben auf eine einjige gemeinfame, burd^ Urjeugung entftanbene SKonerenart gurüdfgufül^ren (S. 398). $Die öiell^eitlid^e (oiel* 24* 372 9potH«n- 373 bcn Urjpruitfl bcffclbcn auö riner cingigen affenfonn öorjicl^cn, »dl^' rcnb bic SInbcrn pd^ mel^r ju bcr aSorfteDung neigen tottbtn, bafe meistere öerfd^icbene ÜRenfc^cnortcn unabl^dngtg öon einanber aus- meisteren öerfd^icbenen Affenarten entftanben jlnb. Dl^ne un« l^ier fd^on beftimmt für bie eine ober bie anbere Sluffaffung au«juf<)re(l^en, wollen tt)ir bcnnod^ bie Semerfung nid^t unterbrfidfen, bafe im SlUge^ meinen für bie ]^öd^ftenunb]^ö]^ercngormengru^)|)en bie ein* flämmigen ober mono^jl^^letifd^en JDefcenbenjI^^^Jotl^efen mel^r innere SBal^rfd^einlid^feit befi^en, bagegenfür bienieberen unb nieberften Abtl^eilungen bie Dietftdmmigen ober:pol9« pl^^letifd^en Slbftammungj^l^Qpotl^efen. JDer frül^er erörterte d^orologifd^e @a^ t)on bem einfad^en ^@d^5:pfungdmittelpunfte'' ober ber einjigen Url^eimatl^ ber meiften @|)ecie$ fül^rt gu ber Slnnal^me, bafe aud^ bie ©tammform einer ieben grift^en unb Heineren natür» lid^en ®nH)^)e nur einmal im Saufe ber Seit unb nur an einem Orte ber 6rbe entftanben ifl. 3für alle einigermaßen biffercnjirten unb l^öl^er enttoidfelten ©laffen unb ®iaffen^nH)|)en be« Sl^ier«^ unb ^flangenreid^i^ barf man biefe einfädle ©tammeStourjel, biefen mo* nopl^^letifd^en Urf^jrung alö gefid^ert annel^men (öergl. @. 313). 5üt bie einfad^en Organismen nieberften SflangeS gilt bieS aber nid^t. aSielmel^r wirb »al^rfd^einlid^ bie entwidfelte JDefcenbenjtl^eorie ber 3ufunft ben |)ol9|)]^9letifd^en Urf|)rung für öiele niebere unb unöoH* lommene ®nH)|)en ber beiben organifd^en Sfleid^e nad^toeifen (SSergl. * meinen »uffa^ über „einftdmmigen unb öielftdmmigen Urf^jrung" im ^ÄoSmoS" »b. IV, 1879). Smmerl^in fann man öorldufig (— als l^euriftifd^e ^^otl^efe! — ) für baS 21^ierreid^ einerfeits, für baS ^anjenreid^ anbcrerfeits eine einftdmmige ober mono:p]^9letifd^e ^efcenbeng annel^men. ^iemad^ würben alfo bie oben genannten fieben @tdmme ober ^l^^len beS 2:]^ierreid^S an il^rer unterften Surgel jufammenl^dngen, unb ebenfo bie erwdl^nten brei bis fed^S ^auptclaffen ober ^l^^len beS ^flangenreid^S öon einer gemeinfamen dlteften Stammform ab« juleiten fein. 3SBie ber 3«fömmen]^ang biefer ©tdmme ju beulen ift, 374 3)ad lRd(^ bct qjrotiflen ober Umefen. XVI. werbe ic^ in ben näd^ften aSortrdgen eridutem. S^wÄd^jt aber mftffen tt)ir uns l^ier nod^ mit einer fel^r merftoürbigen ®ni|)<)e öon Drga* niömcn bejd^dftigen, »eld^e »eber in ben ©tammboum be« fangen* reid^S, nod^ in ben ©tammbaum beö 3:i^ierrei(l^d ol^ne timfiUd^en 3tt)an0 eingereil^t werben fönnen. ©iefe intereffanten unb wid^tigen Organismen finb bie Urwefcn, StllxnQt ober $rotijten. ©dmmtUd^e Organismen, weld^e wir als $rotiften jufammen« faffen, geigen in ber duneren gönn, im inneren 33au unb in ben gebenSerfd^einungen entweber einen jo einfad^en inbijferenten SJ^a« rafter ober eine fo merhoürbige ÜRifd^ung öon tl^ierifd^en unb <)flanjs Ud^en eigenjd^aften , bafe fle mit Harem aUed^te Weber bem Jl^ier- reid^e, nod^ bem ^anjenreid^e jugetl^eilt werben Idnnen, unb ba^ feit mel^r als gwanjig 3fÄ^ren ein enblofer unb fnid^tlofer ©treit barüber gefül^rt wirb, ob fle in j|eneS ober in biefeS einjuorbnen feien. 3)ie meiften ^rotiften ober Urwefen flnb öon fo geringer @r5|e, bag man fle mit bloßem ^uge gar nld^t wal^rnel^men lann. 3)a]^er ift bie 5Ke]^rja]^l berfelben erft im 2aufe ber legten ffinfjig Saläre befannt geworben, feit man mit $ülfe ber öerbefferten unb allgemein öerbreiteten 5Kifroffope biefe wingigen Organismen l^duflger beobad^tete unb genauer unterfud^te. Aber fobalb man baburd^ nd^r mit il^nen oertraut würbe, erl^oben fld^ aud^ alsbalb unauf^örlid^e ©treitigfeiten über il^re eigentUd^e Slatur unb i^re Stellung im na= türlld^en S^fteme ber Organismen. SSiele öon biefen gweifell^ften Urwefen würben öon ben SBotanifern für S^l^tere, öon ben 3oologen für ^flangen erUdrt ; eS wollte fle feiner öon Selben l^aben. Slnbere würben umgelel^rt fowol^l oon ben SBotanllem für ^Sflangen, ^ als öon ben Soobgen für Siliere erfldrt; ^^tx wollte fle l^aben. 3)lefe SBlberf<)rüd^e flnb nld^t etwa burd^ unfere unöoBfommene Äenntnlfe ber ^otlften, fonbern wlrflld^ burd^ bie 3ftatur blefer SBefen beblngt. ©ie meiften ^rotiften bleiben geltlebenS einfädle S^Hen; ba nun bie organlfd^e S^He baS gemelnfame ®runbelement fowol^l für ben ölelgeHlgen ^angenlör<)er wie für ben ))lelgelllgen 2:i^iert5rper Ift, ba jener fowol^l wie blefer urf:prüng» XVI, *** aioffen be« qjtotijlenrei*«. 375 U^ nur aui5 einer 3cUc, ber @ijelle, etttjtel^t, fo folgt au« ber einjeHigen SBcfd^atfenl^eit ber ^rotiften SHd^tö für il^e ©tomm« »erwanbtfd^aft. Slufeerbem jeiflen bie tneiften ^rotiften eine fo bunte aSermifd^ung öon tl^ierifd^n unb ^)PanjU(l^en3eB(i^arafterett, bafe e« lebiflUd^ ber SBiUfur bc« einjelnen SBeobad^ter« überlaffen bleibt, ob er fle bem JD^ier* ober ^flanjenreid^ einrcil^en »itt. 3« nad^bem er biefe beiben Sleid^e befinirt, je nad^bem er biefen ober jenen ©^rafter al8 beftimmenb für bie Sl^iematur ober für bie ^panjennatur on^el^t, »irb er bie cingelnen ^rotiftcnclaffcn balb bem Sl^ierreid^e, balb bem ^an* jenreid^e jutl^eilen. 23iefe f^ftematifd^e ©d^mierigleit ift ober boburd^ gu einem ganj unauflödlid^en jhtoten getoorben, ba^ alle neueren Unterfud^ungen über bie nieberften Organismen bie biSl^er angenom^ mene fd^arfe ®ren je jioifd^en SC^ier» unb ^pangenreid^ überl^au^t ööHig öemrifd^t ober »enigpen« bergeftalt jerftört l^aben, bafe il^re SBieber^ l^erfteDung nur mitteip einer gang fünftUd^en 3)epnition beiber Sfleid^e möglid^ ip. Slber aud^ in biefe JDepnition »oUen oiele ^rotiften burc^» au« nid^t l^ineiupapen. au« biefen unb Dielen anbem ©rünbcn ip e« iebenfaD«, »enig« Pen« öorldupg, ba« 35ePe, bie gioeifell^apen Stt^ittenoefen fowol^l au« bem 2:l^ierreid^e al« au« bem ^pangenreid^e au«gun)eifen, unb in einem gioifd^en beiben mitten innepel^enben britten organifd^en 3?eid^e gu Der* einigen. JDiefe« öermittelnbe S^ifd^^nreic^ l^abe id^ al« Sleid^ ber Hellinge ober U riefen (Protista) in meiner allgemeinen Slnatomie (im erpen 93anbe ber generetten üRor^jl^ologie SBanb I @. 191—238) au«fü]^rlid^ begrünbet. 3^ meiner 2Ronogra^)]^ie ber SWoneren ") unb in meiner <)o|)ul&ren ©d^rip über ^ba« ^rotipenreld^'' *') l^abe id^ ^pütx baffelbe in etwa« öerftnberter SBegrengung unb in fd^drferer JDepnition erldutert. ai« felbftpdnbige ©laffen be« ^rotiftenreid^« fann man gegenwärtig bie 12—13 ßlaffen anfeilen, »eld^e in nad^« Pel^enber a:abeae (®. 377) aufgefül^rt pnb. 2)iefe laffen pd^ »ieber in öier größeren Gruppen ober ^au|)tclaffen gufammenfaffen, ndm» lid^: 1. bie ÜRoneren, 2. bie 93acillarien , 3. bie gnfuforien, unb 4. bie 9tl^igot)oben. 376 ^kU anbere und unbelannte ^Dtiftenclaffen gang felbftftdnbige organifd^e ©tdmme ober ^l^^len barfteHen, bereu jeber fid^ aus einem, öieHeid^t fogar au8 mel^reren, burd^ Urgeugung entftanbenen SWoneren unabl^dngig enttoidtelt l^at. XVI. 377 fibcr bic größeren unb Heineren ®xvopptn bei5 ^rotiftenreid^S. ^üupttlafftn |lrolt|leiiretii^s. Claffen ilrottflntretii^«. IDrbiittiigeii |lrott|leii(laffftt. I. Monera IL BadUariae nL Inftisorla IT. Bhizopoda f 1. Moiera 2. Diatomeae 3. Läbyriitiiileae 4. FlageUata 5. CataUaeto 6. Ciliato 7. Aeiietae 8. 6res*riiae 9. Lo^osa 10. Myxomyeetes { { 11. Tlialaiiopliora 12. Heliozoa 13. Radiolaria 1. Lobomonera 2. Rbizomonera 3. Tachymonera 4. Navicnlatae 5. Ecbinellatae 6. Lacernatae 7. Labyrintbnleae 8. Nudoflagellatae 9. Tbecoflagellatae 10. Cilioflagellatae 11. Cystoflagellatae 12. Catallacta 13. Holotricba 14. Heterotricba 15. Hypotricba 16. Peritricba 17. Monacinetae 18. Synacinetae 19. Monocystida 20. Polycyfltida 21. Gymnolobosa 22. Tbecolobosa 23. Pbysareae 24. Stemoniteae 25. Tricbiaceae 26. Lycogaleae 27. Monostegia 28. Polystegia 29. Monotbalamis 30. Polytbalamia 31. Apbrothoraca 32. Cbalarotboraca 33. Desmotboraca 34. CoUoideae 35. Spbaeroideae 36. Discoideae 37. Cyrtoideae 38. Cricoideae 39. Solenariae 40. Acanthariae namt aU 6rtfy»iel. Protamoeba Protomyxa Bacterinm Navicnla Cocconema Frustulia Labyrinthula Eoglena Dinobryum Peridininm Noctilaca Magospbaera Paramaeciam Stontor Eaplotes Vorticella Podopbrya Dendrosoma Monocystis Didymopbyes Amoeba Arcella Aetbalinm Stemonitis Trichia Lycogala Gromia MiUoIa Lagena Polystomella Actinopbrys Acanthocystis Hedriocystis Thalassicolla Haliomma Enchitonia Litbocampe Petalospyris Aulospbaera Acanthometra 378 Ziit ntuUdtn ÜRontTcn ttt IBtgtnioatt. XVI. BiE man tiefer pielftfimmigen ober ^jolqp^qletiff^cn SJcfcenbena^qpo- tliefe nt^t beipflichten, unb jtel^t man bie etnftdmmise ober mono^ pl^qletifi^e annähme Don ber SlutöHrwanbtfii^aft aOer Organismen vor, fo wirb man bie Oerft^iebenen $roti^enclaf{en ald ntebere äBurgeU fc^ögUnge ju tietra claffen unb i^re allgemeine 9taturgefi^id^te DorauSjuf{^i(ten. 3luf ber tiefften @tufe beS $rotiftenrei^ed, nie ber organtf^en SBett äberl^aufpt, fielen bie f^ou me^rfac^ befproc^enen 3Roneren ober „Urlinge" (Monera), bie ^Ö^ft merfroflrbigen ,,0rgoni8men oEtne Organe" (Sig. 8). @onto^l auf aUen SntuittelungSftufen ^i%. S. ProUmoeba piimitiTB, tln ÜRontt ^tf fügtn Tüa^tii, ilort Utrßiä« gm. A. Dal Qanjt Wenn mit ftintn forinnit4(tlnben Soitfäßtn. B. IGajftIbt btginnt |id) in jiDti ^älfttn ju t^tlltn. C. X)lt Xicnnung ttt btittn ^Ifttn iß cuOflänbij gctooTbtti unb jttit fltDI nun tin Itlbffjlänbigtj 3"^''>"i''ur^ bie voSTommene @}lel(]^arftgleit i^rer ganjen eiueigartigen jCörpermaffe, )mr<^ ben DÖKigen 3Rangel einer Bufammenfe^ung aas ungleii!^rtigen S^eili^ fVtobu(tt btfTtlbtn anjuft^tn finb. beftritten, inbeffen feinesnegS beftimmt miberlegt moröen. (Sßergl. meinen Stuffat Aber „Sdat^^biuS unb bie ^Roneren" im elften Sanbe befl „ÄoSmoS" unb im „^rotiftenreic^'', 1878). SBal^rfii^einlic^ ge« !^6ren ju ben SBoneren auc^ bie berü!|mten Sacterien ober Sii» brionen, äufeetft Heine, lebliaft beweglid^e, (emiofe ^rotiften, wel^ aU bie Urfa(^e Dieler anftedeuben Aranf^eiten (j. 39. SRiljbranb) betrautet unb meift ju ben tilgen gerei^net »erben. 380 ^ie neutralen ^moeben ber Oegenwort. XVI. ai§ jtücitc ßlaffc be§ ^rottftcnrcic^« betrachten tt)ir bie 20«= bofen ober Slmocbinen (Lobosa), »cld^e »egen il^rer cinfad^en unb inbiffercnten 3cO^«'5latur öon befonberem Sntereffe flnb. 68 ge^ren bicrl^^ btc nadten 31 mo eben (Gymnolobosa) unb bie be« fd^alten Slrcellen (Thecolobosa). 3)ie geioil^nUd^en llmoeben jlnb ber Z^^pu^ ber einfachen, f eml^altigen , aber nod^ formlofen S^^e. ®anj dl^nlid^e, narftc, feml^atttöe gellen fommcn überall im Slnfange ber ßnttoideluttfl foiool^l bei cd^ten fangen, afö bei eckten Silieren öor. 2)ie t5ort|)flangun0§jellen g. 35. t>on öiclen SWgcn (®|)oren unb eter) ejriftiren längere ober fürjere B^xt im SBaffer in ffonn öon nadten, feml^altlgen S^ß^n, bie öon einfad^en SImoeben unb öon ben nadten 6iem mand^er Siliere (j. 39. ber ©d^iodntmer ®\}pijO» no|)boren unb 2Rebufen) gerabeju nid^t ju unterjd^eiben flnb. (SSergl. bie Slbbilbung öom nadten ©i be« 39lafentangö im XVII. aSortrag.) @igentlid^ ift jebe nadte einfädle S^Oe, gleid^t)iel ob jie aud bem Sl^ier^ ober ^an3enför<)er lommt, oon einer felbftftänbigen Slmoebe nid^t toefentUd^ öerfd^ieben. JDenn biefe le^tereift felbft SHid^t^^ toeiter als eine einfädle Urgelle, ein nad(tc8 Älünq^d^en oon S^ßfd^lritn ober $roto|)lai5ma, »eitles einen Äern ober SlucleuS entl^dlt. 3)ie Sufammenjiel^ungSfäl^igfeit ober ßontractilität biefeS Protoplasma aber, toeld^e bie freie Slmoebe im 3lu§ftreden unb 6ingiel^en form« toed^felnber Sortf&^e geigt, ift eine allgemeine SebenSeigenfd^aft beS organifd^en ^laffon eben fotool^l in ben tl^ierifd^en toie in ben <)Pang' lid^en $laftiben. SBenn eine frei betoeglid^e, il^re tJorm beftänbig ftnbembe Ämoebe in ben Sflul^eguftanb übergcl^t, fo giel^t jie fid^ ftigelig gufammen unb umgiebt fid^ mit einer auSgefd^toi^ten ÜRembran. JDann ift Pe ber tJorm nad^ eben fo »enig oon einem tl^ierifd^en 6i al8 öon einer einfad^en fugeligen ^angengeHe gu unterfd^eiben (5ig. 10 A). SHaijfte leml^altige QtUzn, gleid^ ben in 5ig. 10 B abgebilbeten, weld^e in beftänbigem SBed^fel formlofe flngerdl^nlic^e ^fortfft^e aus* ftreden unb toieber eingiel^en, unb »eld^e man beSl^alb als Ämoeben begeid^net, finben jtd^ öielfad^ unb fel^r weit verbreitet im fufeen SBaffer unb im ÜReere, \a fogar auf bem Sanbe fried^enb öor. ©iefelben XVI. «motbciBen ob« 9Toloplafl«n. 381 nehmen i^re 9la^ninfl in berfelben SBelfe auf, wie e* früher (@. 166) Don ben ^rotatnoeiien befi^cietien mürbe. SSigmetlen tann man i^re Sortpflanjunfl burc^ St^eilunfl (Sifl. 10 C, D) fieoba^ten, ble ic^ be= 3ig, 10. Amoeba Bphaerococcus (tint ^ImoebdiFürm b» fügen ÜBdfftre ohne conliattile Slnft) ftail ottgiogtit. A. %\% ein^ttapftllt ^tmotbe im Stutiejuflanb, btftt^tnb aus einem tugttigen $( nemo flu mptn (c), ivdi^tt einen Ann CiJ iiebf) Sttntöeper^tn foj (infdilitll. Die einfad» 3eEe i|> onn einn ß^flt ober 3«H(n. intmbran ^d) umTcblofTen. 6. £it freie ^mutbt. mtic^e bit topfte oter 3'Qüflut gcfpiengt unb ottlaflen bat. C. Sterelbe beginnt fitb ju Ibeileii, inbem i^i Aern in jmelAeiiK jtrfälll unb bei StUfc^Itim iroi^-^tn beiben |14 einfi^nätt. D. X>it H^tilung ip UDlIenbel, inbem aud) bnS ^iTPtoplaSma voOllänbig in {nct ^Alften jtifaQen ifl (Da unb i)b;. rettö in einem fril^eTen SSortrage ^l^nen gefc^ilbert i^abe (@. 169). fBiele t>on biefen fonnlofen Slmoeben ftnb neuerbtngS als jugenblic^ entwiflelunflSinftänbe Bon anbeten ^rotiften (namentlich ben 5K9^o= m^ccten) ober als abflelöfte 3eDen pon nieberen Spieren unb ^an= jen eifannt morben. S)ie farblofen SÖIutjeQeit ber Siliere, j. S. au<^ bie im menfc^lii^en Slute, {inb Don 3lnioeben nt^t ju unterfc^eiben. Sie fönnen gleii^ biegen fefte Äörperi^en in it|r SnnereS aufnehmen, H)te i^ juerft 1859 burd) ?rnrteninfl berfelben mit feinjert^eilten gortiftoffen naf^geroiefen ^obe. anbere Smoeben bageflen (mie bie in )^g. 12 abgebilbeten) fi^einen felbftftänbtge „gute SpecieS" gu fein, inbem fie fi^ Diele ©enerationen ^inburt^ unoerdnbert fort' )>fEangen. Sluger ben eigentlit!^en ober nadten Smoeben ((rymDo- loboBae), finben wir weituerbreitet, befonberS im föfeen aJaffer, ou^ befd)alte ülmoeben (Theeolobosae), beren nacFter $roto)>laSmaleib t^etlweiS bnn^ eine fefte ©(ijole (Arcella) ober felbft burd) ein aus @teind)en jufammengenebteS @ePu(e (Difllugia) gefc^üttt ift. 382 ©ebeutung* ber Vmoeben für bie a0()emeine Genealogie. XVT. Dbgletd^ biefe ©d^ole mannid^falttge unb jierlid^e formen annimmt, entf|)ri(l^t bcnnod^ il^r lebenbiger gnl^alt nur einer einjigen einfad^en 3ette, bie pd^ wie eine nadte Slmoebe öerl^It. 23ie einfad^en nacften Slmoeben pnb für bie gefammte Sßiologie, unb inSbefonbere für bie @tammeSgefd^id^te, näd^ft ben ÜRoneren bie »id^tiflften öon oEen Drganiömen. JDenn offenbar entftanben biefe einfad^fien einjeHigen SBefen urf<)rünglid^ auö einfad^en 5Ko= neren (Protamoeba) baburd^, baft ber erfte »id^tige ©onberungö* Dorgang in il^rein l^omogenen @d^leimlbrper ober ^laffon ftatt« fanb, ndmlid^ bie ©ifferenjirung be§ inneren Äernö öon bem um* gebenben Protoplasma. S)aburd^ toar ber grofee Srortfd^ritt öon einer einfachen (femlofen) 6 9 tobe gu einer ed^ten (fernl^altigcn) Seile gefd^e^n (oergl. f5ig-8A unb fjig. lOB). gnbem einige oon biefen QtUm fid^ frül^jeltig burd^ 3(uöfd^tt)i^ung einer erftarren- ben SWembran abfapfelten, bilbeten fte bie erften ^flanjenjeHen, mdl^renb anbere, nadtt bleibenbe, pd^ ju ben erften Sl^ierjeHen ent« »idteln tonnten. ^ ber Slnmefenl^eit ober bem 5Kangel einer um* l^üllenben ftarren üRembran liegt ber toid^tigfte, obtool^l leineiSmeg« burd^greifenbe $ormunterfd^ieb ber pflanglid^en unb ber tl^ierifd^en Seilen. Jnbem bie ^anjenjellen fld^ fd^on frül^jeitig burd^ 6in«= fd^liegung in il^re ftarre, bidte unb fefte @ellulofe*@d^ale ablapfeln, (gleid^ ber rul^enben Slmoebe, giß- 10 A) bleiben jie felbftfldnbiger unb ben @inflüffen ber Slugenmelt loeniger jugänglid^, atö bie n)ei« d^en, meiftenS nadten ober nur öon einer bfinnen unb biegfamen ^aut umJ^üHten äl^ierjellen. JDal^er vermögen aber aud^ bie erfteren nid^t fo tt)ie bie legieren gur Silbung l^öl^erer, jufammengefe^ter ®ett)ebÄt]^eile , j. SB. 5Rert)enfafem , ÜRuSlelfafem jufammenjutreten. Sugleid^ tt)irb fid^ bei ben dlteften eingeUigen Organismen fd^on frül^jeitig ber mid^tigfte Unterfd^ieb in ber tl^ierifd^en unb <)flang* lid^en Slal^rungSaufnal^me auSgebilbet l^aben. 2)ie dlteften eingeUigen Siliere tonnten als nadtte Bitten,, fo gut wie bie freien Slmoeben (gig. 10 B) unb bie farblofcn »lutgetten, fefte Äörperd^en in baS Snnere il^reS »eld^en geibeS aufnel^men, mdl^renb bie dlteften ein^^ XVI. öetgelf(^»atmer ober Jlagellaten. 383 jcttigcn ^flanjcn, burd^ il^rc üRcmbran abgcfdpfelt, l^lcrgu nici^t mel^r fällig toarcn unb blofe Pßfpgc ülal^rung (mittclft SJijfuflon) burd^ bicfclbc burcj^trcten laffcn tonnten. auf bic Ic^tcrc SBeifc ndl^rcn [xij auc]^ bic fonbctbarcn ®re- gar inen (Gregarinae. 3)aö pnb einjettige, jicmlid^ gro^e ^ro« tiften, xotlijt fcj^maro^cnb im 3)anne unb in bcr ßcibcöl^öl^le üicler Siliere leben, ^ij tourmdl^nUc]^ belegen unb jufammenjiel^en , unb frül^et irrtl^ümlid^ ju ben 3Bürmem gefteHt tourben. SSon ben Umoeben unterfd^eiben pd^ bie ®regarinen burd^ ben üRangel ber üeränberlid^en fjortfd^e unb burd^ eine bicfe ftrudurlofe ^ütte ober ÜRembran, bie il^ren ß^Henleib umfd^lie^t. SRan fann pe ate Kmoeben auffaffen, meldte jtd^ an parajttifd^e Sebenömeife getoöl^nt unb in i5olge beffen mit einer auögefd^wi^ten ^üUe umgeben l^aben. Salb bleiben bic ®regarinen einfädle 3^0^^/ l&^lb legen jte pd^ gu Äetten öon jtoei ober brei Sitten an einanber. Sei ber Sort= pftangung giel^en Pe fd^ fugelig gufammen, ber Äem löft pd^ im Protoplasma auf unb le^tereö gerffillt in gal^lreid^e Heine Mgeld^en. S)iefe umgeben, pd^ mit fpinbelförmigeu füllen unb toerbcn fo gu fogenannten ^orofpermien (ober ^eubo«9laüicenen). @|)dter fd^litpft auÄ ber ^ülle ein Heine« 5Koner l^erauö, toeld^e« pd^ burd^ 9lleu= bilbung eine« Äemd in eine amoebe oertoanbelt. ^nbtm le^tere »dd^ft unb pd^ mit einer ^ülle umgiebt, »irb pe gur ©regarine. ai« eine Dierte ^rotipen=(5laffe fd^liefeen pd^ l^ier bie®eifeel= fd^todrmer ober ©eitler an (Flagellata, %i%. 11). ®leid^ ben ßobofen pnb pe intereffant burd^ il^re inbijferente 9iatur unb il^ren neutralen ßl^arafter, fo ba§ pe üon ben ßoologen mei^enS für ein» geHige Sß^ere, Don ben SBotanifcm für eingettige Spangen erHdrt »erben. 3n ber ^at geigen pe gleid^ nal^e unb »id^tige SSegiefy^ ungen gum ^pangenreid^ »ie gum ^kxxt\6). einige ^agellaten pnb öon ben frei betoeglid^en Sugenbguftdnben ed^tcr 5ßpangen, namentlid^ ben ©d^wdrmfporen vieler Jange, nid^t gu unterfd^eiben, todl^renb anbere pd^ fd^einbar ben ed^ten Stl^ieren anfd^lie^en. ^n SBirHid^Ieit pnb pe neutrale ^rotiften unb pelzen ben bewimperten 364 3IJmmtThigrin obn Sotatlatttii. XVI. Snfujorien {Ciliatä) (el^r na^e. 3)ie ®eifee[(<%WÄnner pnl» einfalle ßellen, uett^e enttveber einjeln (i^g. 11) ober ju SolDirim Dereinigt Slfl.ll. Qin tinjdn« ecfft(If(^loä[intT (Eaglen* atrimta) ßatt rtigidltrt Obtn i|l bic fabtnfätmigt f^ningtribt Oti^tl flAtbat, in bti 9Kittt bct TUtiEx 3tQergeigIer (Cilioflaeellata) beji^en augerbem no^ einen befonbereti ffiimf erring, ^ie grfiftten unb eigen^^ f^ümli^ften formen ftnb aber bie 3ReerIeu^ten ober Slafengei^Ier (Cystoflagellata), toel^e im S^unteln Sit^t au^^Q^Ien unb oft in folt^er 3Raffe auftreten, bog bie SReereSoberPfit^e meilenweit leu^tet. @ine Don biefen SneereSleu^ten (Leptodiscus medusoidee) al^mt ilform unb ääemegungen einer wal^ren ^ebufe nai^ unb ift tro^bem nur eine einfädle fil^irmförmige S^He. eine fel^r merftufirbige neue ^rotiftenform , weld^ i<^ glim»' merfugel (Hagospbaera) genannt l^be, i^ im ®ef)tember 1869 Don mir an ber noimegift^en Afifte entbedt unb in meinen biologi<= f^en iStubien") einge^b gef^ilberi uoiben (®. 137, %af. V). Sei ber 3«frf ®i«=Oe in ber Dld^e Don Sergen fing i^ an ber Oberfld^e bt9 3Rttrt9 fd^uimmenbe Su^evft jierli^e Heine jhtgeln (5ig- 12), gufammengcfe^t auS einer anjtt^I Don (ungefähr 30—40) wimpemben bimfönnigen 3 t(l|1 i^irt« Slimmtitltibt« umlKT' fdjraimintnb, von btt Ct>tiflä(6t if jelbftftönbig im SBaifer untrer, ü^nlii^ genptfyen bemiBHjerten Snfuforien ober ©Haten. S)ie 3eßen fentten jii!^ na<^()eT ju ©oben, jogen i'^re SBinqier^are in ben ßeib jurüd unb gingen aUm&^Iif^ in bie Sonn einer frie^enben amoebe über (äl^nlic^ 5ig. lOB). ®ie lettere f(^)(elte ^i^ fpäter ein (loie in gig. 10 A) unb jerfiel bann buri^ fortgefe^te Stoeit^eilung in eine gro^e Slnja^l von 3eQeT0Td§ert). 3n ber Tlittt ber fiefelfc^otigen deOe iß ber 3eaenrern (Nudeas) lubfl feinen Jternförper^en (Nucleolus) fi^tbar. gewacj^fen jtnb ober ftd^ in eigent^mlid^er SBeife rutjcj^enb, fd^toimmenb ober frie(!^enb uml^crbemegen. 3i^r »ei(!^er S^ttenleib, ber burd^ einen cj^arafterifti- fcj^en garbftojf bräunU(^ gelb gefärbt ift, toirb ftet« t)on einer feften unb ftarren Äiefelf(!^ale umf(!^loffen, loeld^e bie gierlid^ften unb mannid^faltigfien formen bejt^t. a)iefe Äiefel^ütte befielet eigentlich auö gtoei Hälften, bie nur loder gufammenl^ängen unb ft(!^ oerl^alten, loie eine ©d^aci^tel unb i^r 3)edel. 3n ber Suge gtt)if(!^en bciben finben ^i^ eine ober ein paar ©palten, tooburd^ ber einge* f(!^loffene toeid^e S^ttenleib mit ber aufeentoelt communicirt. 3)le itiefelfd^alen finben pd^ ntaffenl^aft üerjteinert üor unb fe^en mand^e ©efteine, g. S. ben Siliner 5ßolirfcl^iefer unb baö fc^toebifd^e Söerg« mel^l, Donoiegenb gufammen. äBal^rfd^einlid^ ben S)iatomeen näd^ftDenoanbt jinb bie Sab 9« rintl^lduf er (Labyrinthuleae), toeld^e erfl 1867 Don 6ienIott)öfi an ^dl^len im ©eetoaffer entbedtt tourben (fjig. 14). 6« jinb fpinbel* förmige, meiftenö bottergelb gefärbte S^ßen, toeld^e balb in bid^ten Raufen gu Älumpen vereinigt ftfeen, balb in l^öd^ft eigentl^nmlid^er SBeife pd^ uml^erbetoegen. @ie bilben bann in nod^ unerllärter SBeife 25* S*l(imi)il)t ob« HHDronnKchn, XVI. Qig. 14. Labyrinthula macro- cysris ((larf Bttfliögdt)- Unttn tine Qtiuppt uon jufammeneeiiaufitn 3 bilbet ben Uebergang üon biefen ju ben SRabiolarien. SDle ©tral^Iinge (Radiolaria) bilben bie britte unb Ic^te (Slaffe ber SRI^ijopoben. 3« i^^^^ nieberen formen fd^Uefeen jte jt(!^ eng an bie ©onnlinge unb Jämmerlinge an, mdl^renb jte ^ij in il^ren Isolieren formen toeit über biefe erl^eben. SSon beiben unter* fcj^ciben jte jtd^ toejcntlid^ baburd^, bafe ber centrale SD^eil beS Äör* per« auö üielen ßctten jujammengeje^t unb Don einer feften SKem- bran uml^üttt ift. S)ieje gefcj^bffene, meiftenö fugelige „Gentrol- fa^jjel" ift in eine fd^leimige Paömafd^id^t eingel^uttt, t)on toclcj^er überatt SEaufenbe t)on pcj^ft feinen gdben, bie Derdftelten unb ju= fammenpiefeenben ©d^einfü^d^en, auöftral^len. 2)a3mifd^en ftnb gal)l- reid^e gelbe ^tütn üon rdtl^fell^after SSebeutung gerftreut, toeld^e ©tdrfemel^lfönter entl^alten. 5)ie meiften SRabiolaricn geid^nen fid^ burd^ ein fel^r enttoldtelteö ©feiet au§, meld^eö auS Jiefelerbe befielet unb eine tounberbare flutte ber gierlid^ften unb feltfamften formen geigt. (3Sergl. SEaf. XVI nebft erAdrung.) Salb bilbet biefeS ^efel= ffelet eine einfache ©itterfugel (gig. 16 s), balb ein fünftlid^eö Softem Don mel^reren conccntrifd^en ®itterfugeln, meldte in einanber gefd^ad^= telt unb burd^ rabiale ©tdbe üerbunben ftnb. SWeiften« ftral^lcn gier* Ud^e, oft baumförmig üergtoeigte ©tad^eln oon ber Dberfldd^e ber Äugeln au§. Slnberemale befielet baö gange ©lelet blofe aus einem Äiefelftern unb ift bann meiftenö aus gtoangig, nad^ einem beftimmten matl^emattfd^en ®efe^e üertl^eilten unb in einem gemeinfamen SRittel* punfte Dereinigten ©tad^eln gufammengefe^t. Sei nod^ anberen SRa* biolarien bilbet baS ©lelet gierlid^e Dielfammerige ©el^dufe »ie bei ben ^ol^tl^alamien. 6S giebt tool^l feine anbere ©ntppe oon Or* ganlSmen, toeld^e eine fold^e 5wtte ber oerfd^iebenartigften ®runb* formen unb eine fo geometrifd^e Slegelmdfeigfeit, Derbunben mit ber TirfsHp-Radinlapipii dps Phallpridpr' XVI. Slra^Iinflf oHt «a^icla^Ifn. 393 jierli^ften Är^itcftonif , in i^ren ©(eletbUbungen entwiöelte. ©ie meiften her bis ie|t ielonnt ßeroorbcnen formen ^abe \^ in ber aWeerenge »on 5Keffina htobaäikt unb in bem atlaä obgebilbet, ber meine ^Jlonograp^c ber JRabioIarien begleitet "J. @ine ber ein^adtjften Sonnen ift bie Cyrtidosphaera eehinoides Bon Dtijja (Jig. 16), ^ie- 16- CjriidosphBera echlnoldes. 400ma( DtTgiD^ctt. c. fiugellgt Sen> tialtapftl. 9. OllletfiitniiA bunDbiDi^tnt Jlit fei fetale, a. stadiale 6tad)tln, ncli^e von bttfdtxn out^Ta^len. p. ^ftubopobien otti <ä(beinfüg(^en, lotl^t Dan ia tit StntiaKapftI umgditiibtn Sc^ltimbiillt au4|^Tab(eii. I. &t\bt dietligt 3tntn, »tI4t ba)Wif4(n geßteul finb, unb VmljiumriitiKt eiilbadtii. S>a§ ®Ielet beftef|t ^ter blo^ üüS einer etnfacfien @itterlugel (s), roelifi lurjc rabiale Stacheln (a) trägt, unb loelc^e bie ßentraU tap\ü («) loder umfc^liegt. SJon ber <£(^Ieint^üUe, meiere bie le^tere umgiebt, ftra^Ien fetgr ja^lreic^e unb feine 8d)etntü^$en (p) aus, 394 Sträflinge ober IRabioIarien. XVI. tt)el^e linfs gutn 2:]^eil jurfidgejogen unb in eine num))ige @ci^letm« majfe üerfd^molgen jinb. ©ajtoifd^en jinb Diele gelbe ScHen Q) jer» ftreut. äSäl^renb bie SSl^alamopl^oren nteiftend nur auf bem @runbe beö SWeereiJ leben, auf Steinen unb @ee|)flan jen , jtoifd^en @anb unb ©d^lamm mittelft il^rer Sd^einfu^d^en uml^er!riecl^enb , fd^einen ba« gegen bie SHabiolarien fotool^l an ber Dberflä(!^e beö SReereö, al8 in ben üerjd^iebenften Siefen beffelben ntaffenl^aft ju fd^toeben. 3)ie benfmurbigen unb ei^od^emad^enben @ntbedtungen ber (Sl^aQenger« @;rpebition l^aben üor n)enigen S^l^ren bie überrafd^enbe SSl^atfad^e ergeben, ba^ ber Sd^lamm bed ^eereöbobeniS oft gerobe in ben tiefften abgrfinben, (— bi« ju 27,000 gfufe ^inab!) gröfetentl^lö aui$ Siabiolarien befielet. @ie finben jid^ l^ier in ungel^euren üRen« gen bcifammen, ftnb aber meifteng fel^r flein. Sfrül^er l^at man fle Ddllig überfeinen unb erfl feit gtoanjig S^l^ren genauer lennen ge* lernt. Saft nur biejenigen SRabiolarien, toeld^e in ©efettfd^aften bei« fammen leben (^ol^c^ttarien) , bilben ®anerttlum))en Don einigen 9RiBimetcm 3)urc^meffer. dagegen bie meiften ifolirt lebenben (3Ro^ noc^ttarien) lann man mit bloßem Sluge nid^t fel^n. 2:ro^bem fin« ben ftd^ il^re Derfteinerten ©dualen in fold^en ^Raffen angel^duft, bag fte bi«tt)cilen ganje Serge jufammenfe^en, j. 33. bie SHlobareninfeln bei ^interinbien unb bie S^fel S3arbaboiJ in ben äntitten. 2)a bie ^Reiften oon Sinnen mit ben oorftel^enb angefül^rten ^ro* tiftenclaffen Dermutl^lic^ nur toenig ober öietteid^t gar nid^t genauer belannt fein merben, fo n)ill id^ ie^t sun&d^ft nod^ einiget ungemeine über il^re Slaturgefd^id^te bemerfen. 2)ie grofee ÜRel^räal^l aller ^ro» tiften lebt im 3Reere, tl^eitö freifd^ioimmenb an ber Dberfldd^e ber @ee, tl^eite auf bem ÜReereiJbobcn fried^enb, ober an Steinen, 8Ru* fd^eln, ^flanjen u. f. ». feftgctoad^fen. ©cl^r Diele Urten Don ^ro» tiften leben auc^ im füfeen SBaffer, aber nur eine f el^r geringe Hn^^ jal^l auf bem feften Sanbe (g. 33. bie SR^om^ceten, einige Sobofen). 2)ie meiften fönnen nur burd^ baö 3Rifroffop toal^irgenommen wer« ben, ausgenommen, toenn jie gu SRiDionen Don ^^iDibuen gufam^ XVI. gebenderWeinunften t>ti *Protiflen. 395 mengel^äuft üortommen. 9htr menige erreid^en einen ^ur(!^mef[er Don meisteren 9RiQtmetem ober felbft einigen Sentimetem. SSad il^nen aber an Äörpergröfee ofißel^t, erfe^en pe bux6i bie ^robuction erftaunlid^er SRajfen oon S^ioibuen, unb greifen baburd^ oft fel^r bebeittenb in bie Deconomie ber 9latur ein. 3)ie um)ertoei$Ii(i^en Ueberrefte ber geftorbenen ^rotiften, toie bie itiefelfd^alen ber JDia» tomeen unb SRabiolarien, bie j^dffd^alen ber 2]^alamopl^oren, fe^en oft bide ®ebirßömaffen gufammen. 3n il^rcn Seben^erfcj^einungen, inöbefonbere in S3ejug auf emäl^rung unb Sortpflanjung, fd^Ue^en pd^ bie einen ^rotiften mel^r ben ^panjen, bie anberen mel^r ben 3:]^ieren an. 3)ie SHal^rungöauf* nal^me fotool^l atö ber @toffn)e(!^feI glei(!^en balb mel^r ben{enigen ber niebercn Stl^iere, balb mel^r benienigen ber nieberen ^panjen. grele Drtöbewcgung lommt oielen ^rotipen ju, toäl^renb pe anberen fel^lt; aQein l^ierin liegt gar fein entfd^eibenber @^ar(Aer, ba loir aud^ ungweifell^afte a:]^iere fennen, benen bie freie Drtsbetoegung ganj ab* gel^t, unb ed^te ^panjen, tt)el(!^e biefelbe bep^en. @ine ©eele be* p^en atte ^rotipen fo gut wie alle Sil^iere unb toie alle ^panjen. 3)ie Seelent^dtigfeit ber ^rotiften dufeert pd^ in il^rer »eijbarleit, b. 1^. in ben SSemegungen unb anberen aSeränbcrungen, toeld^e in Solge üon med^anifd^cn , eleftrifd^en , d^emif d^en Äeijen u. f. to. in il)rem contractilen Protoplasma eintreten. Sewufetfeln, SBiEend« unb S)enl=33ennögen Pub oietteid^t in bemfelben geringen ®rabe oor* l^onben, n)ie bei oielen nieberen Silieren, lofil^renb man(!^e oon ben l^öl^eren Stl^ieren in biefen Söejiel^ungen toenig l^inter ben nieberen ÜRenfd^en gurüdfpel^en. Am meipen enttoidfelt erfd^eint bie ßdlfeele in btn einjettigen ©liaten, bie eben beSl^alb frül^er für oottfommene 3:i^iere gel^alten tourbcn. SBie bei atten übrigen Drganiömen, fo Pub aud^ bei ben ^rotipcn bie ©eelent^dtigfeiten auf SRolecular^ SSetoegungen im ^rotoplaiSma gurüdCsufül^ren. 3)er toic^tigftc pl^^fiologifd^e ßl^aralter beS ^rotiftenreid^« liegt in ber auSfd^lie^lid^ ungefd^led^tlid^en ^^ortpflangung aHer ^ierl^er gel^iörigen DrganiSmen. 2)ie ed^ten Sl^iiere unb fangen 396 fiebcnderfc^einungen bet »Protiflen. XVL Dermel^ren fld^ faft auSfd^Ue^Ud^ nur auf gefd^Ied^tUd^em 9Bege. 3)ie nieberen ^tere unb $flanjen Dertnel^ren ftd^ gmar aud^ Dtelfa(i^ auf ungefd^Ied^tUd^em 9Sege, burd^ 3:]^eUung, JbtoiSpenbUbung, ^tlm^ bilbung u. f. ».; aUcin bancbcn flnbct ftd^ bei bcnfelben bod^ faft immer nod^ bie gefd^Icd^ttid^c 5ort))fIanjung , oft mit erfterer regcl- mfifeig in ®cnerationen abmed^felnb (9Wctagcneft^ ©. 185). ©fimmt- lid^e ^rotiften bagegen pflangen ftd^ auiSfd^UegUd^ nur auf bem un- gefd^lec^tlid^en SBege fort, unb ber ®cgenfa^ bcr bcibcn ®efd^le(ä^ter ift bei il^nen uber]^au^)t nod^ nid^t burd^ £)ifferenjirung entftanben. @§ giebt »ebcr mfinnlid^e nod^ »eiblid^e ^rotiften. ©ingelne Sluö» nal^mcn oon biefcr SRegel fd^eincn ftd^ bei bcn glageUaten (j. 33. JBot öocinen) gu finben. £)ie fogenannte „ßonfugation" (ober „Kopu- lation"), »eld^e bei üicicn ^rotiftcn jtd^ finbet, fann aUerbing« als ein SSorfpiel ober Anfang gefd^led^tUd^cr 3^wflii"9 angefel^en »erben, aber ein Untcrfd^ieb ber mdnnlid^en unb »eiblid^en 3^Den ijt meiftenö nod^ nid^t crfennbar. SBie bie ^rotiften in il^ren ScbenSerfd^einungen jtoifd^en SUfkxtn unb ^flangen (unb gtoar oorjüglid^ J^if^i^en ben nieberften gönnen berfelben) mitten inne ftel^en, fo gilt baffelbe aud^ oon ber d^eml« f d^en 3ufammcnfe^ung il^reS ÄörpcrS. (Siner bcr toid^tigften Un« terfd^icbe in ber d^emifd^en 3ufammcnfe|ung beS SÖ^ier« unb $flan^ genförperö beftel^t in feiner d^arafterlftifd^en ©feletbilbung. 3)aS ©Met ober baö fefte ®erufte beö Äörperö bcftel^t bei ben meiften ed^ten ^flangen aus ber ftidftofffreien SeQuIofe, meldte ein Sluöfd^toi^ungigs probuct bcö fticfftoffl^altigen 3cttfd^leimcö ober Protoplasma ift. Sei ben meiften ed^ten Stl^ieren bagegen befielet baS ©Met gemöl^nlid^ entioeber aus ftidfftoffl^altigen SJerbinbungcn (ß^itin u. f. ».), ober aus Äalferbe. 3n blefer Sejicl^ung »erl^alten fid^ bie einen ^o^ tiften mel^r toie ^flanjen, bie anberen me^r toic SEI^iere. Sei SSielen ift aud^ baS ©telet DorgugSmeife ober gang aus j(iefelerbe gebilbet, »eld^e fotool^l im Stifter* als ^angcnfdrper öorfommt. 2)er actioe SebenSftoff ift aber in allen gdllen baS fd^leimige Protoplasma. 3n S3egug auf bie gormbilbung ber ^rotiften ift inSbefon» XVI. 5nbit)lbualitot ber qi^rotiflen. 397 bcrc l^eiDor jul^cbcn , ba§ bic gnbiöibualität il^rc« Äörpcr« faft immer auf bcr ticfftcn ©tufc bcr enteidclunß ftcl^cn bleibt, ©cl^r Diele ^Totiften bleiben jeitleben« einfädle ^laftiben ober gnbi« Dibuen erfter Drbnung. Sei ben ^Rotieren pnb biefe ^laftiben ober ^(Slementar^Drganij^men" blofee ß^toben, bei ben meiften ^ro* tiften einfädle QeUm. Slnbere bilben jtoar burd^ SJereinigung oon mel^reren gwbioibuen ©olonien ober Staaten oon ^laftiben; allein aud^ biefe l^öl^eren 3nl>i^il>uen jtoeiter Drbnung oerl^arren meiften« auf einer fel^r niebrigen äuöbilbung^ftufe. £)ie Sftrger biefer Pa« ftibengemeinben bleiben fel^r gleid^artig, gelten gar nid^t ober nur in fel^r geringem ®rabe Slrbeiti^t^eilung ein, unb oermögen bal^er ebenfo »enig il^ren ftaatlid^en DrganiömuiS ju l^öl^eren Seiftungen ju bef&l^igen, atö ettoa in Sejug auf baS menfd^lid^e ©emeintoefen bie SBilben SReul^ottanbi^ bieö fönnen. £)er Sufammen^ang ber ^laftiben bleibt aud^ meiften« fel^r lodter, unb iebe eiujelne bewal^rt i^re Inbi^ibuette ©elbjlftänbigfeit. 2)a]^er bilben aud^ bie ^rotiften niemaU ed^te ®e^ » e b e (SRerüen, SKuöfeln, ©effifee, ^arend^^m), »ie bie ed^ten ^kxt unb ^flaujen. ^liemaliS bringen e« bie ^rotiften jur Silbung Don Keimblättern, »ie fte alle ed^ten ^xttt im Seginne ber Äei* mung bilben. (Sbenfo toenig enttoidCeln fte ftd^ gu einem 5£:]^allu<^ ober einem tl^alluiSartigen S^Hcoutplejc, »ie bie ed^ten ^flangen. S)ie grofee üWel^rjal^l ber^rotiften bleibt jtitlebeni^ einjellig. ein gioeiter fjormd^arafter, toelc^er näd^ft ber nieberen SnbiDi* bualitätöftufe bie ^rotiften befonberö auöjeid^net, ift ber niebere Slugbilbungj^grab i^rer ftereomctrifd^en ®runbform. SDSie id^ in meiner ©runbformenlel^re (im oierten S3ud^e ber generellen Wotpffo- logle) gegeigt l^abe, ift bei ben meiften Drganij^men foiool^l in ber ®efammtbilbung beö Äörperö alö in ber gorm ber eingelnen SEI^eile eine beflimmte geometrifd^e ©runbform nad^gutoeifen. S)icfe ibeale ©runbform, toeld^e burd^ bie Qcüjll, Sagerung, SSerbinbung unb S)ifferengirung ber gufammenfe^enben Sl^eile beftimmt ift, oerl^dlt ftd^ gu ber realen organifd^en f^orm d^nlid^, toie ftd^ bie ibeale geo«» 398 ©Tunbformen ber ?rotiflen. XVI. mctrifd^c ©runbform bcr Är^ftattc ju ll^rcr unDoUfotnmcncn realen Sonn Derpit. S3ci ben metftcn Äörpcm unb Äör))ert]^cUeu t)on S^l^ieren unb ^flanjen ift bleje ®runbfonn eine ^^ramibe, unb gtoar bei ben fogenannten „ftral^Ug^refluIfiren" Sonnen eine reguldre $9= ramibe, bei ben l^öl^er bifferenjirten , fogenannten „bilateral f^m- metrijd^en* gorrnen eine irregulfire ^^ramibe. (SSergl. bie Tabellen ©.556—558 im erften Sanbe ber gen. Woxp\).) Sei ben ^otiften ift biefe ^ß^ramibenfonn , toeld^e im a:i^ier» unb ^pangenreid^e Dor- l^errfd^t, im ®angen fetten, unb ftatt beffen ift bie gorm entoeber ganj unregelmi^ig (amor^))^ ober irregulär), ober e<8 ifi bie ©runb* form eine einfad^ere, reguläre, geometrifd^e fjotm; inSbefonbere fel^r l^duflg bie Äugel, ber ß^Iinber, baö eilij)foib, ba^ ©pproib, ber S)oppelfegel, ber Äegel, baS reguläre ^ol^eber (2:etraeber, ^cyaeber, Dctaeber, ©obefaeber, gcofaeber) u. f. to. Sitte biefe nieberen ®runb= formen beS ^)romorp^ologifd^en Softem« ftnb bei ben ^rotiften oor:= l^errfd^enb. ^tboä) fommen baneben aud^ nod^ bie l^öl^eren regulären unb bilateralen ©runbformen oor, »eld^e im Silier* unb ^flaujen- reid^ oortoiegen. Slud^ in biefer ^inftd^t fd^lie^en ftd^ oft oon näd^ft* Denoanbten ^rotiften bie einen (j. 33. bie 2:]^alamo))]^oren) mel^r ben SEl^ieren, bie anberen (j. 33. bie SRabiolarien) mel^r ben ^flangen an. äBad nun bie paläontologifd^e ßntmidCelung beS ^ro- tiftenreid^S betrifft, fo fann man barüber fel^r öerf d^iebene , aber immer nur l^öd^ft uftftd^ere genealogifd^e ^qpotl^efen aufftetten. aSietteid^t finb bie einjelnen klaffen beffelben felbftftänbige Stämme ober $1^9len, bie ftd^ fotoo^l unabl^ängig oon einanber aU oon bem Sl^ierreid^ unb oon bem ^flangenreid^ enttoidtett l^aben. ©elbft toenn tt)ir bie mono^jl^^letifd^e ©efcenbeujl^^potl^efe annel^men, unb für atte OrganiiSmen ol^ne SluiSnal^me, bie femaliS auf ber @rbe gelebt l^aben unb nod^ je^t leben, bie gemeinfame Slbftammung oon einer eingigen SRonerenform bel^aupten, felbft in biefem %aUt ift ber Swfammen= l^ang ber neutralen ^otiften einerfeit« mit bem ^angenftamm, anbrerfeitö mit bem 3]^ierftamm nur fel^r lodter. 3Bir l^ätten jte bann aU niebere SBurgelfd^öfelinge angufel^en, »eld^e ftd^ unmittelbar au8 XVI. CHnflämmige ober monoph^UH^dit ^efcenben^^^^l^ot^efe. 399 bcr SBuTjcl |cttc§ gtociUdmtnigcn organifd^cn Stammbaums cnt= »idelt l^abcn, ober Dicttcid^t atö tief unten abgcl^cnbc Qto^Qt eines gemeinjamen nieberen ^rotiftenftammeS , toeld^er in.ber SRitte jtot- fd^en ben beiben biüergirenbeu l^ol^en unb mdd^tigen ©tfimmen beS Sil^ter- unb ^panjenreid^S aufgefd^offen ift. 2)ie eingelnen ^rotiften« claffen , mögen jte nun an il^rer SBur gel gnH)))entt)etfe enger jujam* menl^ängen ober nur ein lodtereS Süfd^el oon SBurjelfd^o^Ungen bil* ben, »firben in biejem gaEe »eber mit ben red^ts nad^ bem SEl^ier* reid^e, nod^ mit ben Unte nad^ bem ^flaujenreid^e einfeitig abgelten- ben DrganiSmengnH)^)en 6ttoa8 gu tl^un l^aben (©.400). SRel^men toir bagegen bie oiell^eitHd^e ober pol^pl^^letifd^e ©e^ jcenbeng]^!)^)ot]^efe an, fo »örben toir unS eine mel^r ober minber grofee Slnjal^l oon organifd^en Stämmen ober ^l^^len oorgujteUen l^aben, toeld^e aUe neben einanber unb unabl^ängig aus bem ge- meinfamen 33oben ber Urgeugung auffd^iefeen (SSergl. @. 401). @s »ürben bann gal^lreid^e öerfd^iebene SKoneren burd^ Urgeugung ent= ftanben fein, bereu Unterfd^iebe nur in geringen, für unS nid^t er« fennbaren 2)ifferengen il^rer d^emijd^en 3ufammenfe|ung unb in golge beffen aud^ il^rer ©ntioidtelungSfäl^igfeit berul^en. ©ine geringe SJngal^l oon SKoneren »ürbe bem ^flangenreid^, unb eben fo anbrer« feits eine geringe SJngal^l öon 5Konereu bem ^xtxxdäi ben Ur« fprung gegeben l^aben. 3tt>if<%^ b\t\tn beiben ©ruppen aber toürbe pd^, unabl^dngig baöon, eine größere Slngal^l öon felbftpänbigen Stimmen enttoicfelt l^aben, bie auf einer tieferen DrganifationS* Pufe ftel^en blieben, unb pd^ weber gu ed^ten Spangen, nod^ gu ed^ten SEI^ieren enttoidtelten. 6ine pd^ere 6ntfd^eibung gioifd^en ber monopl^^letifd^en unb po« l^pl^qletifd^en ^^potl^efe ip bei bem gegentofirtigen unüottfommenen 3uPanbe unferer pl^qlogenetifd^en ©rfenntnife nod^ gang unmöglid^. S)ie öerfd^iebenen ^otipengruppen unb bie Don il^nen faum trenn« baren nieberpen gönnen einerfeits beS SEl^ierreid^S, anbrerfeits beS ^Pangenreid^S, geigen unter einanber einen gu innigen ßufammenl^ang unb eine gu bunte SRifd^ung ber ma^gebenben eigentl)ümlid^feiten. 400 GinPämtniger ober monopbViftiWet Stammbaum ber Organismen. XVI. II. ^flangen Plantae sBIumenftanj^en Phanerogamae III. Animalia SBirbeli^iere Vertebrata ®Iiebert^iere Articulata garnc Filicinae Sternt^tere Ecbinoderma Seic^t^iere MoUnsca aWofe Moscinae Surmt^iere Helminthes Siechten Licbenes ^flan^entbiere Zoopbyta Xange Algae Fungi Urbarmt^iere Gastraeada Protophyta I. fReutrale Unoefen Protista Protozoa IBegetabile üWoneren 9leutrale aWoneren minimale üWoneren ^x(^d))fttng«9cf(^. 7. «ufl 26 402 ^ielfiammtge ober polppbpletifd^e ^efcenben5o^p))otHe XVI. S>a\)cx erfd^eittt gcgcnttjdrtig noij Jcbc f^ftematlfd^e (Sintl^cilung unb Slnorbnung bcr Sonnengruppen mel^r ober »eniger fünftUd^ unb gc* jtt)ungen, unb aud^ ber l^ier S^ncn Dorgefül^rte SSerfud^ gilt nur atö ein ganj proDiforifcJ^er. 3e tiefer man iebod^ in bie genealogi» fd^en ®e]^eimniffe biefeö bunfeln gorfd^ungSgebieteö einbringt, befto me^r SBal^rfd^einlid^feit getoinnt bie Änfcä^auung, ba§ einerfeitö ia^ ^Panjenreid^, anberfeitö baö SEI^ierreid^ einl^eitUd^en Urfprungö ift, ba§ aber in ber ÜRitte jtt)ifd^en biejen beiben großen ©tammbdumen nod^ eine Stnga^l Don unabl^&ngigen Ileinen Organismengruppen burd^ Dielfad^ tioieberl^oUe ttrgeugungdacte entfianben ift, toeld^e burd^ il^ren .inbifferenten, neutralen Sl^arafter unb burd^ bie SRifd^uhg öon t^ierijd^en unb pflanglid^en 6igenjd^ften auf bie Segeid^nung Don jelbftftänbigen ^rotiften Slnjprud^ mad^en fönnen. SBenn toir alfo aud^ einen gang felbftft&nbigen @tamm für baS ^Panjenreid^ , einen jioeiten für ba« 2:]^ieneid^ annel^men, »firben toir jtt)ifd^en beiben bod^ eine Slnjal^l oon felbflftfinbigen ^tiHen« ftdmmen auffteQen ttnnen, bereu jjeber gang unabl^dngig oon jenen auiS einer eigenen ard^igonen SRonerenform fid^ enttoidCelt l^at. Um jtd^ biefe« SJerl^dltni^ gu oeranfd^aulid^en, fann man jtd^ bie gange Drganigmentoelt ate eine ungel^eure SBiefe oorfteHen, toeld^e größten« t^eite oerborrt ift, unb auf »eld^er gtoei oieloergtoeigte mdd^tige Säume ftel^en, bie ebenfalls gröfetentl^eite abgeftorben jtnb. 2)iefe lederen mögen baö Stl^ierreid^ unb ba« ^flangenreid^ oorftellen, il^re frifd^en nod^ grünenben Steige bie lebenben Jl^iere unb ^flangen, bie oer» borrten 3^^ig^ ii^it toellem Saube bagegen bie audgeftorbenen ©rup» pen. S)aö bürre ®xa^ ber SBiefe entfprid^t ben »a^rfd^einlid^ gal^U reid^en, audgeftbrbenen ©tdmmeUr bie toenigen nod^ grünen ^alme bagegen ben t^t nod^ lebenben ^l^^len bed ^rotiftenreid^iS. S)en gemeinfamen 93oben ber SBiefe aber, aud bem aOe l^eroorgefpro^t jtnb, bilbet ber Urfd^leim ober baS ^laffon. Staimnbaitm nttb ®efc!^ic!^te bed ^flanjettteid^d« ^ad natürliche 6pflem bed $fIan§enTei^d. (Sintbeifung bed ^fTanaenreid^d in fed^d ^au))tdaffen unb ad^tgc^n dla^tn. Untemic^ ber Slumenlofen ((Er^pto« gamen). 6tammgnippe bei ^ftoQudpflanaen. Sänge ober ^Igen (Uitange, ®Tän« tange, Srauntonge, fHot^tan^t, 9Rodtange). Sabenpffan^en ober 3nop^pten {%ltä^f ten unb 9ilie). €tomnigntppe ber Vrot^aflnlpflanaen. 9Rofe ober 9RuMnen (9ebermofe, Saubmofe). %atnt ober gilidnen (Saubfarne, €<^ftfarne, SBafferfarne, @(^uppenfarne). Untenei(^ ber ^lumenpflangen (^^anerogamen). IRacftfamige ober ®t^nofpermen. Volmfame ((Ipcabeen). 9)obet^dt)er (Koniferen). SReningod (i^netaceen). ^Decffamige ober 9ngiofpermen. Wonocotplen. ^icotplen. Std^* blutige (^petalen). @ternblät^ige (^fhopetaten). ®Ioe anjnlel^nen. 3)enn obgleid^ ba& nat&rlid^e ©Aftern ber S^itxt, ^rotiften unb fangen niematö enbgftltig feftgeftellt toerben, üielmel^r immer nur einen mel^r ober weniger anndl^ben ®rab Don (Srlenntni| ber tool^ren @tamm« üenoanbtfci^aft eneid^en toirb, fo »irb ed nid^lSbeftotoeniger jjeber« geit bie ^ol^e IBebeutung eineiS l^^potl^etijcj^en Stammbaum^ bel^Iten. SlQerbingd tooQen bie meiften Boologen, ^rotifttter unb 93otanUer bnrd^ i^r „natörlid^ei^ Softem'' nur im Sopibarft^l bie fubjectiüen älnfd^auungen audbruden, bie ein ieber Don i^nen Don ber objiectiDen 26* 404 ^a« natüTÜd^e 69flem ht9 Vfionjenreic^d. XVTI. „gormDcrtoanbtfd^aft'' bcr Organismen bcjt|t. allein Mc toal^rc Sonnöemanbtfd^aft Ijt {a im ®runbe, tele @ie gefeiten l^aben, nur bie notl^toenbige golfl^ ber »al^rcn „ ©tammöerttjanbtfcl^aft". S)a* l^er »irb Jeber ^oxp^oloQt, »eld^er unfere ©rfenntnife be<^ natürlid^cn ©Qftcmö förbcrtr gleid^jeitig, er mag »ollen ober nid^t, aud^ unjere erfenntni^ beg Stammbaume« förbcm. 3« mel^r ba« natürlid^e ®X)' ftem feinen SRamen »irflid^ öerbient, Je fefter eö jtd^ auf bie überein* flimmenben SRefultate ber Dergleid^enben Slnatomie, Ontogenie unb Paläontologie grünbet, befto ftcj^erer bürfen toir baffeibe aU ben an^ n&l^emben SluSbrud be<^ toal^ren Stammbaumes betrad^ten. 3nbem toir un« nun ju unferer Ijeutigen Aufgabe bie ©tammcS« gcfd^id^tc bcö $panjenreid^S fteden, »erben »ir, jenem ®runbfa^e ge* m&^, jun&d^ft einen Slid auf ba^ natürlid^e Softem ht& $flan^ genreid^iS gu toerfen l^aben, toie baffeibe ^eutgutage Don ben meiften Sotanilem mit mel^r ober minber unbebeutenben ^dnberungen ange- nommen toirb. 3)anad^ jerf&Qt gundd^ft bie gange ^af[e aller $f[an« jenformen in jioei Jpauptgntppen. 3)iefe oberften ^auptabtl^eilungen ober tlnterreid^e ftnb nod^ biefelben, »eld^e bereit« Dor mel^r al« einem gal^rl^unbert 6arlSinn6, ber Segrünber ber fqftematifd^en SHatur- gefd^id^te, unterfd^ieb, unb toeld^e er @rqptogamen ober ©el^eim« blül^enbe unb ^l^anerogamenober Dffenblül^enbc nannte. S)ie le^teren tl^eilte Sinn* in feinem fünfilid^en ^flangcnf^ftem nad^ ber Derfd^iebenen Qaiil, Silbung unb SJerbinbung ber ©taubgeffifee, fo= tt)ie nad^ ber SSertl^eilung ber ®efd^led^t«organe , in 23 oerfd^iebene (Slaffen, unb biefen fügte er bann als 24fte unb le|te ©äffe bie @rQ|)togamen an. SHe ©r^ptogamen, bie gel^eimblül^enben ober blumenlofen fangen, toeld^e frül^erl^in nur toenig beobad^tet »urben, l^aben burd^ bie eingel^enben Sforfd^ungen ber SHeugeit eine fo grofee SRannid^faltig* feit ber formen unb eine fo tiefe SSerfd^iebenl^eit im gröberen unb feineren Sau offenbart, ba§ »ir unter benfelbcn nid^t weniger al« breigel^n Derfd^iebene (Slaffen unterfd^eiben muffen, »fil^rcnb »ir bie Safji ber ©laffen unter ben Slütl^enpflangen ober ^l^aneroga- XVn. @<4^ ^auptclaffen unb ac^t^e^n CLtaffen be« 9flan)enici(^d. 405 men auf fünf bcjd^rdnlcn fönncn. 3)lcfc ad^tjcl^n Sl äffen bc8 ^flanjenreid^i^ aber gntppiren fld^ naturgemd| tvieberunv berge« ftalt, bafe tt)ir im ®angen fed^« Jpau|)tclaffen (ober Älaben, b. 1^. Slefle) beö ^panjenreid^« untcrfd^eiben finnen. 3*oel Don bie» fen fed^d ^aitptdaffen faOen auf bie Slütl^enpflangenr Dier bagegen auf bic Slütl^enlofcn. 3Bie ftd^ fene 18 ©äffen auf biefe fed^S ^avofU claffen, unb bie le^teren auf bie ^auptabtl^eilungen bed ^^angem reid^S öertl^eUen, jeigt bie nad^ftel^enbe Tabelle (@. 408). 2)a8 Unterreid^ ber 6r9|)togamen ober Slumenlofen fann man gundd^ft naturgemd^ in jtpei ^auptabtl^eilungen ober Stamm« gnippen jerlegcn, meldte fid^ in il^rem inneren Sau unb in il^rer dune- ren 5orm fel^r »efentUd^ unterfd^eiben, ndmlid^ bie 2:]^attu«^)Panjen unb bie ^rotl^Oudpflangen. S)ie @tammgru))|)e ber 2:]^aUud|)fIan« gen umfaßt bie beiben großen ^auptclaffen ber Sänge ober SIU gen, »eld^e imSBaffer leben, unb ber Sfabner, gaben^jflangen ober 3»nop]^9ien (f^ed^ten unb $ilge), toeld^e au^erl^alb beS SSaf» fers, auf ber 6rbe, auf Steinen, Saumrinben, auf Dertoefenben or* ganifd^en j^5rpern u. f. to. toad^fen. S)ie @tammgrup|)e ber $ro« t]^aUuS|)fIangen bagegen entl^dlt bie beiben formenreid^en ^au^t« claffen ber SKofc unb garne. Mt Jl^aUuSpflangen ober Sl^allopl^^ten finb fofort baran gu erlennen, ba| man an il^rem Mrptt bie beiben mor^l^o« logifd^en ®runborgane ber übrigen fangen, Stengel unb Sldtter, nod^ nid^t unterfd^eiben tann. SHelmel^r ift ber gange £eib aller Stange unb aQer f^abenp flangen eine aud einfad^en Sdlen gufammen» gefegte 3Raffe, toeld^e man als Saubf5r|)er ober Sl^alluS begeid^» net. JDiefer Sl^aHuS ift nod^ nid^t in Slyorgane (Stengel unb SBur« gel) unb aSlattorgane bifferengirt. ^ierburd^, foioie burd^ Diele an* bere Sigentl^ämlid^feiten, ftellen fid^ bie 2:]^allo|)]^Qten allen übrigen ^flangen, ndmlid^ ben beiben ^auptgrup^en ber ^otl^aauS|)flangen unb ber Slütl^enpflangen, gegenüber unb man l^at bedl^alb aud^ l^dufig bie Unteren beiben als StodCpf langen ober @ormo|)]^9ten gu« fammengefafet. S)a8 SSerl^dltni^ biefer brei StammgnH)|)en gu einan« 406 ^boaudpflangen unb €to(fpflan§en. XVII. ber, entfpred^enb ienen beiben Derfd^iebenen Suffaffungen, mad^t Sinnen nad^ftel^enbe Ueberfid^t beuilid^: I. S3Iumenlofe A. S^^aQuipflanien \ I. ^baHudpflanien i (Thallopbyta). J (Thallophyta) ! (Cryptogamae). | g, «ptot^^oüuÄpflanjen (Prothallota). IL Slumenpflonieti f C. Slumenpflanien (Phanerogamae). l (Phanerogamae). II. @toerfteinerten ^flangenrefte, toeld^e toir mit ©id^erl^eit aud ber $ri> morbialgeit tennen, audfd^lie^lid^ biefer ^ouptclaffe an. S)a aud^ XVn. ^am)tclaj[e bet Xonge ober Wften. 407 alle Sil^icrrcftc biefcö ungcj^curcn SeitrauTn« nur toaffcrbciöol^ncnbcn Silieren angel^ören, jo jd^lie^en mir barauiSr ba^ lanbbemol^nenbe Organtömen bamald nod^ gar nid^t e^riftirten. @(l^on ouiS biefen ©rAnben mu^ bte erfte unb itnDoQtomtnenfle ^auptdaffc bc« ^panjcnrcld^ö, btcSlbtl^ctlung bcr Sangc ober ^U gen, für unö üon ganj befonberer SSebeutung fein. 3)aju fommt nod^ ba<^ l^ol^e 3ntercffe, toeld^e« uns biefe ^auptdaffe, aud^ an fid^ betrad^tet, gctodl^rt. %xo1} i^xtt l^öd^ft einfad^en 3iifömntenfe|ung auj5 gleid^artigen ober nur toenig bifferenjirten Sitten geigen bic Spange bennod^ eine au^erorbenttid^e SRannid^faltigfeit oerfd^iebener formen, ©inerfeitö gel^ören baju bie einfad^ften unb unt)ottIommenften aEer ®ett)äd^fe, anbrerfeitö feljr entoidtelte unb eigentl^ümUd^e ©eftalten. @benf 0 toie in ber SSoOfommenl^eit unb SRannid^fottigteit il^rer du^e» ren gonnbübung unterfd^eiben fid^ bie öerfd^iebenen Sügengruppen aud^ in ber Äör^jergröfee. Sluf ber tiefften Stufe flnben »ir bie »injig fleinen $rotococcud«9lrten, Don benen mel^rere ^unberttaufenb auf ben SRaum eineiS @tedtnabeltnopfd gelten. Sluf ber ]^5d^ften @tufe bettunbem toir in ben riefenmd^igen SRafroc^ften, meldte eine Sdnge Don 300—400 %vi^ erreid^en, bie l^id^jten öon allen ©eflalten be§ ^anjenreid^S. SSieOeid^t ift aud^ ein großer ^eil ber ©teintol^Ien auiS klangen entftanben. Unb toenn nid^t aus biefen ©r&nben, fo müßten bie SUgen fd^on beiSl^alb unfere befonbere Slufmertfantfeit erregen, toeil fie bie Slnfdnge bes ^flangenlebend bilben unb bie diteften ©tammformen aller übrigen ^anjengntp|)en entl^alten. 3)ie meifien Setool^ner beö SinnenlanbeiS f5nnen fid^ nur eine fel^r unDoOIommene SBorfteQung Don biefer l^öd^ft intereffanten ^awpU claffe beS ^angenreid^iS ntad^en, toeil jte baoon nur bie Derl^dltni^^^ md^ig fleinen unb einfad^en SSertreter fennen, meldte baiS fü^e Sßaffer betool^nen. S)ie fd^leimigen grünen SBafferfdben unb SBafferflodten in unferen Sieid^en unb Srunnentrogen, bie l^ellgrünen @d^leimüber= jüge auf allerlei ^oljtoerf, »eld^e« Idngere Qdt mit SBaffer in S9e* rül^rung toar, bie gelbgrfinen fd^aumigen ®d^leimbed(en auf ben itüutpeln unferer S)örfer, bie grünen 4)aarbüfd^eln gleid^enben S^ben^ 406 xvn. ber fed^ö ^aiH)tclaffett unb ad^tjcl^n ©äffen be§ ^angcnreid^S. dtommgruppen obrrttitttrrei4)t pfian\tnuid^9 A. Vftonaeit ThaUo- phyta B. Pritkil- Iota C. Slttntctt* Pkaaero- ober Älabm be« Claffen tet P1ian\tnttid)t I. Xange Algat n. Sabnei Inophyta ni. Museinae 1. Utpflanjen 2. (Shrüntange 3. Srauntange 4. IRot^tange 5. SRodtange 6. Vilae 7. Steckten 8. Sebermofe 9. Soubmofe 10. Saubfatne 11. SBafferfaine 12. 8(^aftfarne 13. @(^uppenfaine ^ [ 14. (fatnpalmen ina(t>Itttf4ei Stammbaum bt« $fl()n}tnrt{(^l 409 Gamopetalae Astropetalae Dichlamydeae MONOCOTTLAB Abietineae Monochlamydeae DiCOTTLAB An^ospermae Cupressineae Araacariae Tazodineae Gnbtacbab Ctcadbab Taxaceae CONIFBRAB Symiosveniae Selaginbab Calamariae I Rbizocarpcae Opbioglosseae Ptbbidbab FUieiiM FnONDOSAB Hbpaticab Characbab Fucoideae Florideae Lichenes Conferreae AkM Fongi [ iBopnjti Protopbyta Moiera 410 Hudbe^nung bet unteimmif^en Xangmalber. XVII. maffciir totli)t überall im jtcl^cnbcn unb piefecnbcn @ü|tt)affcr öor* fommctt, pnb gröfetcntl^cite an^ ücrfd^icbcncn Sangartcn jufammcn:» gefegt, aber nur ©iefenlgen, »cld^e bie üKeereöfüfte befud^t l^aben, meldte an ben j(äften Don ^elgolanb unb Don Sd^ledtoig^olftein bie ungei^euren SRaffen au<^gett)orfenen @eetangd bemunbert, ober an ben geljenufcm beö 9RittelmeereiS bie gierlid^ geftaltete unb lebl^aft ge- färbte S^angDegetation auf bem TOeere^boben felbft burd^ bie flare blaue f^lutl^ l^inburd^ erblitft l^aben, »if[en bie Sebeutung ber Sxing^ claffe annfil^emb ju »ürbigen. Unb bennod^ geben felbft biefe for* menreid^en untermeerifd^en Sllgentofilber ber europdifd^en Äüfien nur eine fd^toad^e SSorftcllung üon ben foloffalen ©argaffotoälbem beö at^» lantifdjen Oceand, jenen ungel^euren Stangbdnten, toeld^e einen %16^ d^enraum öon ungeffil^r 40,000 Quabratmeilen bebedten, unb »eld^e bem Solumbud auf feiner SntbedungiSreife bie M\)t beS $eftlanbed Dorfpiegelten. Slel^nlid^e, aber toeit audgebel^ntere Stangtodlber toud^« fen in bem primorbialen Urmeere toal^rfd^einlid^ in bid^ten 9Raffen, unb »ie jaPofe ®enerationen biefer ard^olitl^ifd^en Spange üb^r ein« anber l^inftarben, begeugen unter Slnberen bie mdd^tigen fllurifd^en aiaunfd^iefer @d^tt)eben§, bereu eigentl^ümlid^e Swfammenfe^ung ti)e* fentlid^ öon fenen untermeerifd^en Sllgenmaffen l^enftl^rt. 9lad^ ber neueren Änftd^t be« Sonner ©eologen griebrid^ SKol^r ifi fogar ber größte SEl^eil ber ©teinfo^lenflö^e au« ben jufammengel^duften ^angenleid^en ber Sangtodlber im 5Keere entftanben. SBir unterfd^eiben in ber 4)au|)tclaffe ber Spange ober aigen fünf Dcrfd^icbenc ßlaffen, nämlid^: 1. Urtange ober ^rotopl^ten, 2. ®rün= tauge ober @onfen)een, 3. Srauntange ober f^coibeen, 4. SRotl^tange ober f^oribeen unb 5. SRodtange ober @^araceen. 3)ie erfie ©äffe ber Sauge, bie Urtange (Archephyoeae), fön* neu aud^ Ur|)flan8en (Protophyta) genannt toerben, »eil biefelben bie einfad^ften unb unDolRommenften Don aQen ^flanjen entölten, unb iuiSbefonbere jene dlteften aller pflanglid^en Drganii^men, toeld^e allen übrigen fangen ben Urfprung gegeben l^aben. @d ge]^5ren l^ierl^er alfo gundd^ft jene aQerdlteften oegetabilifd^en SRoneren, toeld^e Xyn. Uttan^e (^r^epf^pceen ober Vrotoplypten). 411 im ^Beginne ber laurentifd^en $eriobe burd^ Urgeugung entftanben finb. gcmcr muffen »ir bal^ln alle jene ^anjenfonnen öon einfad^fter £)rganifation red^nen, meldte oud jenen fid^ junäd^fi in laurentifd^er Seit entoidelt l^aben, unb »eld^e ben gonn»ertl^ einer einjigen ^lafiibe befa^en. Sunäd^ft toaren bied fold^e Urt)flän}d^en, beren ganjer Sibrptt eine einfädle (S^tobe (eine fernlofe ^laftibe) bllbete, unb meiterl^in fold^e, bie bereits burd^ @onberung Don Jtem unb $rotof ladma ben l^öl^eren ^onmoertl^ einer einfad^en 3^0^ erreid^t l^atten (»ergl. oben @. 308). SHod^ in ber ©egenmart leben oerfd^ie- bene einfad^fte 2;angformen, meldte oon biefen urf^rünglid^en ttr- pflanjen fid^ nur »enig entfernt l^aben. JDal^in gel^ören bie lang« familien ber @obiolaceen, $rotococcaceen,S)edmibiaceen, ^almeOaceen) ^i)brobictQeen, unb nod^ mand^e Slnbere. 9ud^ bie merfmürbige (Sntpf e ber ^I^Qcod^romaceen (@^roococcaceen unb DSciQarineen) toürbe l^ier» l^er ju jiel^en fein, fall» man biefe nid^t lieber al8 einen felbftftdn« bigen Stamm be« ^rotifienreid^» anfeilen »itt (oergl. @. 376). S)ie monoplaftiben $rotot)]^9ten, b.l^. bie aus einer ein» jigen $Iaftibe beftel^enben ttrtange, finb oom größten S^tereffe, meil l^ier ber pflanjUd^e Organismus feinen ganjen SebenSlauf als ein ein« fod^fteS „3nbioibuum erfter Drbnung" ooüenbet, enöoeber als lern« lofe e^tobe, ober als feml^altige S^He. SSorjüglid^ bie Unterfud^un« gen oon aiejranber SBraun unb oon 6arl 5flägeli, j»ei um bie 6ntttidtelungS«5£]^eorie fel^r oerbienten aSotanilem, l^aben unS näl^er mit benfelben belannt gemad^t. Qu ben monoc^toben ttr« pflanjen gel^dren bie ]^5d^ft mertoürbigen @d^laud^algen ober @i« pl^oneen, beren anfel^nlid^er Sibxptr in tounberbarer Sßeife bie $or* men mand^er l^dl^eren ^flanjen nad^al^mt. (Sinige oon biefen .@i« pl^oneen erreid^en eine ®r5ge oon melieren %n^^ unb gleid^en einem gierlid^en 3Rofe (Bryopsis) ober einem Sß&tlappt ober gar einer ooDIommenen Slütl^enpflanje mit @tengel, SSurjeln unb Sl&ttem (Caulerpa, f^rig. 17)- Unb bennod^ befielet biefer ganje gro^e unb oielfad^ du^erlid^ bifferenjirte Sibrptt innerlid^ aus einem ganj ein« fad^en @d^laud^e, ber nur ben f^ormtoertl^ einer einjigen (S^tobe befij^t. 3is- 11- Canlerpa denticDlata, eint maitopkfllbt Sip^ioittt in natäTl(4t( ®tö|t. Site gattit DctjnHgtt Urpflanjt. m\M aui tintm (ii«^tRbtn Sttngtl mit ffiuijtlfafti'Süfi^dn unb fltjäbnttn Saubblätttvn ju htfitben f^tint, i|l In atiinic^ftit nur tint tinjigt $laflfbt, unb jnai tint (ttinloft) Qqtobt, no4 nid)t tinmal oon bcm S'^nnnctl^ einte (ftrn^altigtn) 3e0t- S)iefe munberbaren @if ^oneen, SJautl^erien unb €aulei|)en jtiQcn unfi, Die uett es bie einzelne Sqtobe als ein einfat^jleiS ^ntiivibuum erfter Ort)nung burn Wim biiftlttn litgt btt Xttn ntbf) JttcnförptrtfKn. einen grofeen Sormenrei^^ ttiutn entfalteten, otjnebo^ bieSnbiöibuolitdtSftufe ei= ner einfadljen paftlbe ju überf^reiten. Uebrigen§ ttirb DieDeiii^t bog ^pan= jcnfqftem berSuhinft biefe einjelliflen „Urpflansen" fpdter in bag ^rotiftenreidj [teilen, toas anerbtngS losi|<^ ri^tiger fein würbe. an bie llrppangen ober UrtQnße l^liefet p)^e«n). 415 3ig. 19. ^ai (Si bei demeinen 9Iafentan(| (Fucus yesicalosns), eine einfa^e natfte 3^\lt, fiaxf t>eTgTÖ§ert. 3n ber Witte bei natften ^rotoplalma« Jtu0el fd^immert ber ^eQe Sttxn ^inbur^. lofen S^traumS gttfammengefe^t l^aben. S>ie t)erfteinerten Stefie, loeld^e und t)on benfelben (DorgügUd^ Qud ber filurifd^en Seit) erl^Iten {tnb, tbnnen und aUerbingS nur eine fd^ioad^e SBorftellung bat)on geben, »eil bie gönnen biefer SEange, glei^ ben meiften anbeten, jid^ nur fd^le^t }ur Srl^altung im foffUen Suftanbe eignen. 3«bo(]^ ifl t)ietteid^t, »ie fd^on bemerft, ein großer ffl^eil ber ©tetnfol^le qu8 benfelben sufammengefe^t. S35eniger bebeutenb ifl bie öierte 6laf[e ber Jonge, biejenige ber SRofentange ober SRotl^tange (Florideao ober Rhodophyceae). Stoar entfaltet aud^ biefe @laf[e einen großen ^ieid^tl^um oerfd^iebener gönnen. ?Ulein bie meiften berfelben flnb oon Diel geringerer ©röfee als bie Srauntange. ttebrigeng ftel^en fte ben lej^eren an SSolHom« menl^eit unb S)tfferen)irung ber Äußeren gönn feinedtoegS nad^, über« treffen biefelben oielmel^r in mand^er 99e}iel^ung. ^ierl^ gel^ören bie fd^önften unb jierlid^ften aller 3:ange, toeld^e foiool^l burd^ bie feine gieberung unb S^rtl^^lung il^red Saubfbrperd, mie burd^ reine unb jarte rotl^e gdrbung ju ben reijenbflen ^anjen gel^ören. 3)ie d^arcrfteriftifd^e rotl^e garbe ift balb ein tiefe« Purpur», balb ein brennenbed @d^arlad^^ balb ein garte« Slofenrotl^, unb gel^t einerfeit« in oiolette unb |)urf urblaue, anbererfeit« in braune unb grüne Stuten in beu)unberung«U)ürbtger $rad^t über. SSer einmal eine« unferer norbifd^en @eebäber befud^t l^at, toirb gemi^ fd^on mit Staunen bie reijenben gormen biefer gloribeen betrad^tet l^ben, meldte auf toei^em $a|)ier, gierlid^ angetrodbiet, oielfad^ }um 93ertaufe geboten loerben. S)ie meiften Siotl^tange finb leiber fo jart, ba| fie gar nid^t ber 93erfteinerung fdl^g finb, fo bie ^rad^tooQen ^^tiloten, ^locamien, S)elefferien u. f. to. S)od^ giebt e« einjelne gormen, toie bie @^on« brien unb @p]^ärociK:cen, loeld^ einen l^rteren, oft faft fnorpell^arten 416 Stammbaum bei Sänge ober tilgen. XVII. 3:]^Qnud bef^en, unb t)on biefeti ftib und aud^ mand^e Derfteinerte dtefte, tiQinentlid^ aud ben {ilurifd^en, bet)onifd^en unb j^ol^lenfd^id^ten, jpdter befonbcrö au8 bem 3uta, erl^altcn toorbcn. SBal^rfd^einlid^ nol^m Qud^ biefe 6Iaf[e an ber Suf^^tnmenfe^ung ber ard^oUtl^ifd^en Sangflora loefentlid^en Sntl^eil. S>ie fünfte unb le^te 6lQf[e unter ben Sllgen bilben bie ^oS^ tange (Characeae). ^ierl^er gel^bren bie tangartigen 9rmleud^ter< ppanjen (Ohara) unb ©lanjmofe (Nitella), »eld^e mit il^ren grünen, fabenfönnigen, quirlartig t)on gabelf|)altigen Sleften umfteEten Sten- geln in unferen Seid^en unb 2:ftm^eln oft bid^te SSdnle bilben. @iner« feits näl^em jid^ bie Sl^araceen im anatomifd^en Sau, befonberiS ber $ortpfIanjungdorgane, ben SRofen unb werben biefen neuerbingd un« mittelbar angereil^t. Jlnbrerfeit» flel^en jle burd^ t)iele (Sigenfd^aften tief unter ben ed^ten 3Rofen unb fd^Iie^en {td^ Dielmel^r ben ®rüm taugen ober 6onfen)een an. 9Ran lönnte fie bal^r tool^I als übrig gebliebene unb eigentl^fimlid^ auSgebilbete Slblbmmlinge oon fenen ©rüntangen betrad^ten, auS benen fid^ bie loal^ren SRoje entioidCelt l^aben. S)urd^ mand^e @igent]^mlid^teiten finb übrigens bie @^araceen fo fel^r oon allen übrigen ^anjen oerfd^ieben, ba| oiele Sotanifer fie als eine befonbere ^auf tabtl^eilung beS ^flangenreid^S betrad^ten. äSaS bie 93erU)anbtfd^aftSoer]^<niffe ber oerfd^iebenen Sang« claffen }u einanber unb }u ben übrigen ^flangen betrifft, fo bilben l^bd^ft toal^rfd^einlid^, loie fd^on bemerlt, bie ttrtange ober 3lrd^e))]^9ceen bie gemeinfame SSurgel beS Stammbaums, nid^t allein für bie oer« fd^iebenen 2;angclaf[en, fonbern für baS gange ^flangenreid^. S)eS]^alb lönnen fie aud^ mit äted^t als ttr^ flanjen ober ^rotopl^^ten begeid^net toerben. SluS ben nadCten oegetabilifd^en SRoneren, loeld^e fid^ im erften beginn ber laurentifd^en $eriobe entioidCelten, loerben gunäd^fi ^üllc^toben entftanben fein (@. 308), inbem ber nadtte, ftructurlofe @iioei^leib ber SRoneren fid^ an ber Dberfldd^e Iruftenartig oerbid^tete ober eine ^üQe auSfd^ioi^te. @|)äter]^in loerben bann auS biefen ^üUc^toben ed^te ^flangengeUen getoorben fein, inbem im Snnem fid^ ein Äem ober 3lucleuS oon bem umgebenben ßellftoff ober ^laSma XVn. ^Quptcloffe bet gfobenpffanjen obet 3nopf)i;)ten. 417 fonberte. 35ic brei ©äffen bcr ©rfintange, Srauntange uub 5Rot]^= tange, ftnb t)ielleid)t brei gefonb^rte Stämme, tt)eld)c unabl^ängig öon einanbcr aus ber gemeinfamen SBurgelgruppe ber Urtange entftanben jtnb unb ftd^ bann (ein ieber in feiner 2lrt) meiter entmicfelt unb t)iel= fad) in Drbnungen unb gamilien üergmeigt l^aben. 3)ic Srauntange unb SRotl^tange l^aben feine naivere a9lutgt)em)anbtfd)aft ju ben übrigen ßlaffen beö ^flangenreid^ö. 35iefe legieren jtnb üielmel^r au« ben Urtangen entftanben, unb gtoar entipeber birect ober burd^ äJermittlung ber ©rüntange. SBal^rfd^einlid^ ftnb einerfeitö bie 5Wofe (aus toeld^en fpäter bie fjame ^6) enttDidelten) auS einer ®ruppe ber ®rüntange, anbrerfeitö bie ^Ige unb glcd^ten aus einer ©ruppe ber Urtange l^erDorgegangen. 3)ie ^l^anerogamen l^aben ftd^ |cben^ fattS erft öiel fpdter auS ben gamen entipidelt. SllS ijtoeite ^au|)tclaffe beS ^angenreid^S l^aben mir oben bie gabner ober f5öben|)flanjen (Inophyta) angefül^rt. SBir Der* flel^en barunter bie beiben nal^eDermanbten ©äffen ber Siedeten unb $ilje. 35aS ftnb fel^r merfmürbige Organismen, bie urfprung^ Ud^ eigentlid^ nid^t in baS ^flanjenreid^ gel^örcn. 35ie ^ilje, meldte bie ^auptmaffe unb Stammgntppe ber gabenpflanjen bilben, ftnb öielmel^r logifd^er SBeife eigentUd^ in baS ^rotiftenrcid^ ju ftetten. es ift fel^r toal^rfd^einlid^, ba| Diele niebere $ilge (mie j. 33. mand^e ©ftl^rungSpilge, SRÜrococcuS^ formen u. f. m.) einer ^njal^l Don Derfd^iebenen ard^igonen (b. l). bnxä) Urjeugung entftanbenen) SWoneren il^ren Urfprung öerbanfen. ©omol^l bie Siedeten als bie $ilje unterfd^eiben ftdt) öon ben ed^ten ^panjcn burdt) bie ßufammeu^ fe^ung iI)reS »eidt)en ÄörperS aus einem bidt)ten ©c^ed^t oon fel^r langen, Dielfad^ öerfdt)lungenen , eigentl^ümlid^en gabenjeUen, ben fogenannten ^^pl^en, meSl^alb mir fie eben in ber ^auptclaf[e ber iJabenpflangen jufammenfaffen. ©iefe „^^p^en'' ftnb ß^toben, feine ed^ten S^Vitn. 2)enn fte entölten niemals einen 3 eifern, mie il^n Jebe edt)te ^flanjenjeKe (in il^rer ^uQmh menigftenS) bcfi^t. 2)ie erfte ßlaffe ber gabenpflangen, bie ^ilje (Fungi), merben irrtl^ümlic^ oft ©c^mämme genannt unb bal^er mit ben ed^ten t^ieri? 418 We (»ungO. XVH. fd^en (Sd^ioämmen ober @^ngten Dertoed^felt. @te jeigen jum SI^H aOerbingd nol^e SSemanbtfiJ^aft^egiel^ungen )u ben nieberfteti tilgen; tndbefonbere {tnb bie 2:ang))il}e ober ^l^^com^ceten (bte @a^ f rolegnieeti unb ^eronof^oren) eigentUd^ nur burd^ ben 3Rangel be$ SBIattgrund ober ßl^oro^J^^Ud t)on ben t)or]^er genannten @(l^ lau d^^ algen ober ©i^l^oneen {btn SSaud^erten unb @auler))en) oer^^ fd^ieben. Änbrerfeltö aber l^ben alle cigentUd^en ^Ige fo ötel ßigen^ tl^umlid^eS unb toetd^en namentUd^ burd^ il^re Srnil^rungiSioeife fo fel^r t)on allen übrigen ^fianjen ab, ba| man fie rid^tiger in bai ^rottfienreid^ ftetten fottte. SMe übrigen fangen leben gr6§tent^li^ Don anorgifd^er Slal^rung, loon einfachen SSerbinbungen, toeld^e fie }u oenDidtelteren jufammenfe^ @ie ergeugen Protoplasma burd^ Sufammenfe^ung oon SBaffer, ^ol^Ienfdure unb Slmmoniat. @ie atl^men j^ol^enfdure ein unb @auerftotf auS. S)ie $Uge bagegen leben, gleid^ ben Silieren, oon organifd^er 9la]^rung, oon oermidtelten unb loderen jlol^lenftoffoerbinbungen, meldte fie oon anberen Orga« niSmen erl^alten unb gerfe^en. @ie atl^men ©auerftojf ein unb jlol^lenfdure aud, »ie bie 'Siffitxt. Kud^ bilben fie niemals baS SBlatt« grün ober Sl^loropl^QU, meld^S für bie meiften übrigen $flangen fo d^aratteriftifd^ ift. @ben fo ergeugen fie niemals @tärtemel^l ober Smqlum. S)a]^er l^oben fd^on »ieberl^olt l^erDorragenbe 99ota» nUer ben SBorfd^lag gemad^t, bie $ilge gang auS bem ^flangenreid^e gu entfernen unb als ein befonbereS britteS 9teid^ gioifd^en ^m^ unb ^flangenreid^ gu fe^en. S)aburd^ toürbe unfer $rotiftenreid^ einen fel^r bebeutenben ßukoad^S erl^alten. S)a aber oiele $ilge fid^ auf gefd^led^tlid^ SSege fortpflangen, unb ia bie meiften SotanUer, ber l^erlbmmlid^en Slnfd^auung gem&|, bie $ilge als ed^te ^flangen betrad^ten, laffen toir fie l^ier oorldufig nod^ im ^angenreid^e ftel^en. S)er t)]^4letif(^e Urfprung ber $ilge mirb kool^l nod^ lange im ^um teln bleiben. S)ie bereits angebeutete nal^ SSertoanbtfd^aft ber ^^^ com^eten unb @lp]^neen (befonberS ber @at)rolegnieen unb 93au^ dberien) Id^t baran beulen, ba| ein 3:^eil ber ^ilge oon le^teren abftammt. SlnbrerfeitS fpred^en ieboc^ aud^ gemid^tige 3:]^atfad^en XVn. siebten (ßic^enel). 419 für bie SScrmutl^unfl , ba^ bic mciften $ttjc fdbftftänbiflen U^ f^Tungi^ ftnb. 2)te jtoeitc ©äffe bcr 3no|)]^9ten, bic Srlcd^ten (Lichenes), Pnb itt <)]^9loflenctifd^cr SÖegicl^ung fcl^r mcrftöurbig. S)ic übcrrajd^en* ben @ntbe(fungen ber legten 3<^Te l^aben ndmlid^ geleiert, ba^ iebe %Uiik eigentUd^ a\x& gtoei gang Derfd^iebenen ^flangen ^ufjam- mengefe^t ift, aus einer nieberen SUgenform (Nostoobäceae, Chroococcaoeae) unb auiS einer |)arajttif(l^en ^iljform (Ascomy- cetes), n)eld^e auf ber erfteren fd^maro^t, unb t)on ben ajfimtitrten ©totfen lebt, bie biefe bereitet. SHe grünen, d^loro|)l^tt]^altigen Seilen (®onibien), toeld^e man in ieber Sfled^te finbet, gel^ören ber 9llge an. S)ie farblüfen $dben i^^ipiftn) bagegen, n)el(^e bid^t t)er« loebt, bie |)auftmaf(e beiS f^led^tenlör^eriS bilben, gel^bren bem fd^ma« ro^enben $ilge an. Stimmer aber ftnb bcibe $ftanjenfonnen, ^Ij unb Sllge, bie man bod^ ald Slngel^drige gkoeier gang Derfd^iebener (Stoffen betradt)tet, fo feft mit einanber öerbuuben unb fo innig burdt)tt)adt)fen, ba| Sebermann bie Siedete als einen einl^eitlid^en DrganiSmuS betrad^tet. 3)ie metften ^ed^ten bilben mel^r ober »e» niger unanfel^nlid^e, formlofe ober unregelmS^ig gerrijfene, Iruftem artige Uebergüge auf Steinen, Soumrinben u. f. ». 3)ie garbe ber* felben toed^felt in allen m5glid^en Slbftufungen t)om reinften SSei^, burd^ @elb, Sfiotl^, @rün, Sroun, bis gum bunlelften @d^ioarg. 9Bid^^ tig finb' oiele f^led^ten in ber Deconomie ber 9latur baburd^ , ba| fle |i(^ auf ben trodtenften unb unfrud^tbarften Drten, inSbefonbere auf bem nadtten ®eftein, anjtebeln fönnen, auf meld^em leine anbere $flange leben (ann. £)ie l^arte, fd^toarge Saoa, toeld^e in DuIIani« fd^en ©egenben t)iele S^uabratmeilen SBoben bebedCt, unb toeld^e oft gal^rl^unberte lang Jeber ^angenanjiebclung ben l^artnftdtigften SBiberftanb leiftet, toirb guerft immer üon Siedeten bewdltigt. SBei^e ober graue ©teinfled^ten (Stereocaulon) jinb eS, loeld^e auf ben öbeften unb tobtcflen Saöafelbem mit ber Urbarmad^ung beS nadten gelfenbpbenS beginnen unb benfelben für bie nad^folgenbe l^öl^cre ^Segetation erobern. S^re abfterbenben Seiber bilben bie crfte S)amm= 27* 420 aUudpflanaen (SWofe unb Jatne). XVII. erbe, in loeld^er nad^l^er 5Kofe, 5ötne unb SBlötl^enpflanjen feften gufe faffen fönuen. Slud) gegen flimatijd^e Unbilben ftnb bie jdl^en 5led)ten unempfinbUdier al§ alle anberen ^flanjen. JDal^er über= jiel^en it)re trodenen Äruften bie nacften g^eljen nod^ in btn l^öd^ften, grofeentl^eils mit ewigem @d)nee bebecften ®ebirgie l^l^len @teiigelgUeber finb burd^ Querfd^ibeioänbe oon einonber getrennt Sei ben @d^aftl^lmen unb (Salamiten ift bie Oberßdd^e oon Idngdoerlaufenben parallelen ätippen burd^jogen, i»ie bei einer canndlirten @&ule, unb bie Oberl^aut entl^lt fo oiel Jtiefelerbe, ba^ {ie )um ©dienern unb ^oliren oenoenbet werben laitn. Sei ben @temblattl^almen ober Hfteropl^^lliten toaren bie ftemfirmig in Quirle geftellten Sldtter ftdrier enttoidtelt atö bei ben beiben an« bereu OrbnungeH. 3n ber ©egenmart leben oon ben @d^aftfamen nur nod^ bie unanfel^nlid^en Sd^ftl^alme ober (Squif etuui « %rten nnferer @üntpfe unb SBiefen, meldte n>dl^renb ber gangen ^m&r« unb Secunbdrgeit burd^ mdd^tige Sdume aui^ ber Gattung Eqid- XVII. ^aupulaffe btr Jatne oder gilkinen. 427 8etite8 vertreten toaren. ßut felben S^xt lebte aud^ bie näd^fbet« nmnbte Orbnung ber 9fliefen]^aline (Calamites), beten ftarle @t&mine gegen 50 Srufe ^btft etrei^ten. S)le Drbnung ber ©ternblattl^lme (AsterophylliteB) bagegen entl^ielt Heinere, gierige ^flanjen t)on fe^r eigentJ^ftmlid^er ^^orm, unb blieb audfd^Ue^Iid^ auf bie ^ritndr^ jeit bef(^ränft. (Scrgl. Saf. XVU, Unfe Seite). Km toenigften befannt oon aSen$amen ift uniS bie ©ef^id^te ber britten ©äffe, ber SBurjelfame ober 3Bafferfarne (Rhizocar- peae ober Hydropterides). ^n il^rent ^an f(!^Ue^en fi) biefe im fn^en SBaffer lebenben ^^ame einerfeits an bie Soubfame, anbrerfettd an bie @(l^u:)9penfame an. @d gel^ren l^ierl^r bie uoenig belannten 5Woöfame (Salvinia), Älcefame (Marsilea) unb ^lüenfame (Pilu- laria) in ben föfeen ®e»4ffem unferer ^eimatl^, femer bie größere f (l^n)immenbe AzoUa ber 3:ro);>entei(!^e. ^ie meiften SSafferfame ftnb Don jarter SSefd^offenl^eit unb bedl^b toenig gur 93erfteinening ge* eignet. S)a]^er mag ed xocHfl räl^ren, ba| il^re foffilen tiefte fo feiten pnb, unb ba§ bie ftlteften berfelben, bie »ir fennen, im 3uro gefunben n)urben. SBal^rfd^einlid^ ift aber bie @laffe üiel älter unb l^at ft(!^ bereiti^ tt)dl^renb ber paldolitl^ifd^en Qdt an& anberen i^amen burd^ Snpaffung an ba$ SSafferleben entn)idelt. aw eine befonbere gamcloffe »erben je^t biiSloeilen bie ßungen« farne (Ophioglosseae ober Glossopterides) betrad^tet. @ett)öl^nlid^ »erben biefe r^ame, ju »eld^en oon unferen einl^mifd^en Gattungen au^er bem Dpl^ogloffum aud^ ba^ SSotr^d^ium ge^brt, nur atö eine fleine Unterabtl^eilung ber Soubforne angefel^en. @ie Derbienen aber bedl^alb befonben^ l^enwrgel^oben gu »erben, »eil fie eine »id^tige, pl^^logenetifd^ Dermittelnbe S^if^^^form g»ifd^en ben ^eribeen unb &epibop]^))ten barfteQen unb bemnad^ aud^ gu ben birecten SSorfal^ren ber 93lumen))Pangen gu red^nen ftnb. S)ie le^te unb ^d^ft ent»idtelte f^amclaffe bilben bie @d^up))en^ farne (Lepidophyta ober Selagineae). 3SBie bie Sungenfame aud ben gaubfamen, fo jtnb f^)dter bie @d^u^)^>enfarne auö ben 3wnfl«t* famen entftanben. SMe @elagineen ent»idteUen fid^ l^bl^er aU aSe 428 Sd^uppenforne ober ©elagineen. XVII. Übrigen f^arne unb bilben bereite ben Uebergang gu ben S9Iumen= prangen, bie jtd^ au$ il^nen gund(i^fi ]^ert)orgebilbet ^aben. 9l&(l^fi ben SBebelfamen loaren jie am ntetfien an ber Bufammenfe^ung ber paldoUtl^ifd^en f^ammdlber betl^eUigt. Slud^ btefe @Ia{fe entl^dlt, gleid^iDie bie klaffe ber ©d^aftfarne, bret na^e t)emanbte, aber bod^ ntel^rfad^ Derfd^iebene Drbnungen, Don benen nnr nod^ eine am Beben, bie beiben anberen aber bereite gegen @nbe ber 6teinIol^Iengeit auS- geftorben jtnb. S)ie l^eute nod^ lebenben @(l^u^)}enfame gel^bren gur Drbnung ber SBfirlappe (Lycopodiaceae). 6« jtnb meiftenS Heine unb gierlid^e, moSdl^hlid^e ^dngd^en, beren garter, in t)ielen 9Bin« bungen fd^langenartig auf bem ©oben fried^enber unb üietoerdfteltcr Stengel bid^t Don fd^uppendl^nKd^en unb jid^ bedenben Sldttd^en elngel^ünt ift. 3)ie gicrlid^en Lycopodium-Sftanfen unferer 3BdIber, »eld^e bie ®ebirg«reifenbcn um i^re ^üte »inben, »erben Sinnen StUen betannt fein, ebenfo bie nod^ gartere Selaginella, toeld^e atö fogenannte^ „SftanfenmoS" ben SBoben unferer ©etodd^Sl^dufer mit bid^tem %^px6i giert. 2)ie größten 33drla|)^}e ber ©egenioart leben auf ben ©ubainfeln unb erl^cben jid^ bort gu ©tdmmen üon einem l^alben gufe JDide unb 25 %u^ ^6^e. aber in ber ^rimdrgeit unb ©ecunbdrgeit waren nod^ größere SBdume biefer ®ru^)^}e loeit oerbreitet, Don benen bie dlteften t)ielleid^t gu ben @tammeltem ber 9label]^5lger ge^bren (Lycopodites). S)ie mdd^tigfte @nttt)idelung erreid^te jebod^ bie ©ajfe ber @d^u^)^)enfame »d^renb ber ^rimdrgcit nid^t in ben Sdrlappbdumen, fonbern in ben beiben Drbnungen ber @d^u)))}en« bdume (Lepidodendreae) unb ber @iegelbdume (Sigillarieae). S)iefe beiben Orbnungen treten fd^on in ber 3)et)ongeit mit eingelnen 8irten auf, erreid^en jebod^ i^re maffenl^afte unb erftaunlid^e Slud- bilbung erft in ber ©teinfo^lengeit, unb fterben bereits gegen ©nbe berfelben ober in ber barauf folgenben permifd^en ^eriobe lieber aus. S)te ©d^uppenbdume ober Sepibobenbren loaren toal^rfd^einlid^ ben 93drla))pen nod^ nd^er oenoanbt, als bie @iegelbdume. ®ie erl^oben ftd^ gu prad^tooDen, unoerdfielten unb gerabe auffteigenben @tdmmen , bie {id^ am ®i))f el nad^ Srt eines J^onleud^terS gabel« XVn. Slumenjjffanjen ober ^Pbanetogamen. 429 fpaltig in jal^Ircid^c SIcftc tl^ciltcn. 2)icfc trugen eine Ärone öon @(l^u^)penbldttern unb »aren gleid^ bcm Stamm in jierlid^en ©piraU linien üon ben 9larben ober Slnfa^ftetten ber abgefallenen JBldtter be« berft. (Saf. XVII, red^tö oben.) aßan fennt @(l^u|)penbdume öon 40-60 %n^ Sdnge unb 12—15 gufe ©urd^meffer am SBurjelenbe. (Singeine @tdmme loaren mel^r atö |unbert %vi^ lang, ^oij Diel maffenl^atter finben pd^ in ber ©teinfo^le bie nid^t minber l^ol^en, aber fd^lanleren @tdmme ber mertmürbigen @iegelbdume ober @igU« larien angel^uft, bie an mand^en Orten ]^au:ptfdd^lid^ bie @tein« lol^lenflb^e jufammenfe^en. Sl^re SBurjelftÄdte l^at man frfil^er ali^ eine ganj befonbere ^flanjenform (Stigmaria) befd^rieben. S)ie @iegelbdume {inb in t)ieler SSejiel^ung ben @d^u|)penbdumen fel^r dl^nlid^, meid^en iebod^ burd^ il^ren anatomifd^en S3au fd^on me^rfad^ Don biefen unb Don btn tarnen über]^au|)t ab. @ie erfd^einen aud^ ben au^geftorbenen beoonifd^en S))copteribeen Dertoanbt, loeld^e d^arafteriftifd^e eigenfd^aften ber fSaxlccppt unb ber gaub^ fame in jid^ oereinigten, unb meldte nad^ ben mid^tigen pl^^logene« tljd^en Unterfud^ungen Don ©traöburger alö bie ]^9^)otl^etifd^e Stammform ber 33lumenppanjen ju betrad^ten finb. 3nbem wir nun bie bid^ten gamiodlber ber ^rimdrjett Derlaffen, meldte Dorgugdmeife aui^ ben Saubfarnen, aui^ ben @d^u|))}enbdumen unb @iegelbdumen gufammengefe^t finb, treten mir in bie nid^t min« ber d^arafteriftifd^en 9labelmdlber ber @ecunbdrgeit l^inüber. SDamit treten mir aber jugleid^ au« bem JBereid^e ber blumenlofen unb famen« lofen ^flangen ober 6r)))}togamen in bie jmeite ^au:ptabtl^eilung beS ^angenreid^S, in ba« Unterreid^ ber famenbilbenben Spangen, ber a8lumen^}flangen ober ^l^anerogamen l^inein. 3)iefe formen* reld^e Slbtl^eilung, meldte bie ^au^)tmaffe ber ie^t lebenben $pangen= melt, unb namentlid^ bie grofee 3Rel^rgal^l ber lanbbemo^nenben Spangen entl^dlt, ift iebenfaU« Diel jüngeren alter«, als bie «btl^ei* lung ber ßrqptogamen. JDenn pe fann erft im Saufe be§ ^)aldolit]^t« jd^en 3citalter§ auö biefer le^teren pd^ entmidelt l^aben. 2Rit Dotter ©emi^^eit tonnen mir htlfdupku, ba^ mdl^renb be« gangen ard^olitl^i^ 430 IRatftfamigt ober ®|;^iiinon>ermen. XVII. fd^cn 3ritaltcr§, alfo »dl^renb ber crftcn unb Idngercn ^dlftc bcr organifd^cn erbgcfd^id^tc, nod^ gar feine SluTneiq)flattjcn ejrtftirten, unb bafe jte pd^ erft »dl^renb ber ^rimfirjelt au8 famartigen Sr^ togamen entoidelten. 3)ie anatomifd^c unb embr^ologifd^e SSer^ wanbtfd^aft ber ^^anerogamen mit biefen le^tern ift fo innig, ba^ mir baraui» mit @id^erl^eit aud^ auf i^ren genealogifd^en Sufammen^ l^ng, il^re mirflid^e ©tammüertoanbtfd^aft fd^Ue^en fönnen. S)ie 93lumen))flangett tinnen unmittelbar tt)eber aud Sl^KuiSppangen nod^ aus SWofen, fonbem nur auö fjfamen ober giWcinen entftanben fein, ^öd^fi toa^rfd^einlid^ {inb bie @d^u:ppenfame ober Selagineen, unb gioar bie oorl^er genannten &))co)}teribeen, meldte ber l^eutigen ©ela- ginetta fel^r nai&e ftanben, bie unmittelbaren SSorfal^ren ber ^l^ane^ rogamen gemefen. (Sd^on feit langer 3^ W ^^^ ^^f ®ninb beS inneren anato» mifd^en S3aued unb ber embrqologifd^en ©ntoidelung bad Unterreid^ ber ^l^anerogamen in gmei gro^e ^au:ptclaf[en eingetl^eilt, in bie 9ladttfamigen ober ©^mnofpermen unb in bie S)edfamigen ober SIngiofpermen. 3)iefe legieren jtnb in jeber Sejiel^ung Doll^ fommener unb pi^er organijtrt al8 bie erfteren, unb l^aben jid^ erft \p&Ux, im 2aufe ber ©ecunbär jeit , au8 jenen enttoidtelt. S)ie ®9mnof^ermen bilben fotool^l anatomifd^ als embrqologifd^ bie Der» mittelnbe UebergangiSgntp^e Don ben fernen gu ben SIngiofpermen. S)ie niebere, unDoKIommenere unb dltere Don ben beiben ^au^t- claffen ber Slumenppaujen, bie ber 9la(ftfamigen (Gymnospermae ober ArcbiBpermae) erreid^te il^re mannid^faltigfte Slw^bilbung unb »eitefte Verbreitung »dl^renb ber mefolitl^ifd^en ober ©ecunbdrjeit. Sie ift für biefeö Seitalter nid^t minber (^arafteriftif (^ , »ie bie Samgntppe für bad Dorl^ergel^nbe )}rimdre, unb kuie bie Slngio^ f<)ermengnH)pe für baö nad^folgenbe tertidre Seitalter. SBir lonnten bal^ bie @ecunbdrgeit aud^ atö ben Seitraum ber ©^mnof^ermen, ober nad^ il^ren bebeutenbften SSertretem al« ba8 Seitalter ber Sftabel^ l^öljer bejeid^nen. ^ie 9lad(tfamigen gerfallen in brei Waffen, bie Koniferen, ß^cabeen unb ®netaceen. SBir finben Derfteinerte SRefte XVII. gfarnpölme ober ftpcabeen. 431 betfelbcn bereit« iit bcr ©teinfol^lc öor, unb muffen barau«. fd^Iie^en, ba^ ber Uebergang Don @(l^up)}enfamen in ®^nof4)ennen bereit« tDöl^renb ber ©teinfol^Iengeit, ober oieKeid^t felbft fd^on in ber be^oni^ fd^en 3citi erfolgt ift. S^mcrl^in \pk\tn bie Sladtfamigen lodl^rcnb ber ganjen folgenben ^rimdrseit nur eine fel^r untergeorbnete dtoüt unb ge« minnen bie ^errfd^aft über bie 5ßnie crft im ^Beginn ber ©ecunbdrjeit. S8on ben brei klaffen ber ®J)mnof^}enncn fielet biqenige ber garn^}almen (Cycadefte) auf ber nieberften Stufe unb fd^lie^t fid^, toxt fd^on ber %ame fagt, unmittelbar an bie $ame an, fo ba^ fie frii^ felbft Don mand^en SBotanifem mit biefer ®ru^))e in S^fteme Dereinigt würbe. 3n ber duneren ©eftalt gleid^en fie fo« iDO^I ben ^Imen al« ben ^ambdumen ober baumartigen Saub« famen, unb tragen eine au« $ieberbldttem jufammengefe^te ^one, meld^ enttoebcr auf einem bidten nicbrigen Strunfe ober auf einem fd^lanfen, einfad^en, fdulenförmigen Stamme ji^t. 3" ber ®cgen' »art ift biefe einft formenreid^e ©äffe nur nod^ burd^ wenige, in ber l^eifeen 3one lebenbe, gormen bürftig Dcrtrcten, burd^ bie nie« brigen 3^fenfame (Zamia), bie bufftdmmigeu Srobfarne (Encephalr artoB), unb bie fd^lanlftdmmigen JRottfame (Cycae). SRan flnbet jte l^dufig in unfcren Streibl^duf em , wo jte gcwol^Udö mit Halmen Derwed^felt »erben, ©ine Diel gr&feere gormenmannid^faltigfeit al« bie lebenben bieten un« bie auSgeftorbenen unb Derfteinertcn Bö1>fen« fame, weld^ namentlid^ in ber SRitte ber Secunbdrgeil (wdl^renb ber Suroperiobe) in größter SWaffc auftraten unb bamal« Dor jug«« meife ben (S^rafter bcr SSBdlber bcftimmten. 3n größerer gormenmannid^faltigfeit al« bie ©laffe ber ^alm^ farnc ^at jtd^ bi« auf unferc Seit ber anbere ßweig ber ßhjmno« fpermengru|)<)e erl^alten, bie klaffe ber SlabeH^ölger ober Sßpfen« bdume (Coniferae). 9lod^ gegenwdrtig fpielen bie baju gel^brigen ß^reffen, SBad^l^olber unb ßcbenöbdume (Thiya), bie Sajcu«« unb @infobdume (Salisburja), bie Xraucarien unb (Sebem, Dor aQen aber bie formenrcid^e ®attung Pinus mit il^ren gal^lreid^en unb be« beutenben SIrten, ben Derfd^iebcnen Äicfem, Linien, Sannen, Sid^ten, 432 OTcibelböIjer ober aoniferen. XVII. gdrd^en u. f. tt). in ben öcrfd^iebenften ©cgenbcn bcr (Srbc eine fel^r bcbeutcnbe SRoHc, unb fe^en aui^cbc^nte SBalbgcbicte faft allein ju- fammcn. S)ofc«= bdume in öerl^dltni^mdfeig wenigen ©attungen unb arten, aber in un= gel^euren SRaffen öon Snbiöibuen beifammen ftel^enb, ben ^au^)tbe^ ftanbtl^eil ber mcfolitl^ifd^en ffidlber. @ie red^tfertigen bie ^Benennung ber ©ecunbdrjeit ali^ be§ ^Scitalter« ber Jlabeltodlber" , obwol^l bie Koniferen fd^on in ber Sutageit öon ben ß^cabeen überflügelt würben. 2)ie @tamnigrm)pe ber Koniferen fpaltete jtd^ fd^on frül^jeitig in jwei tiefte, in bie äraucarien einerfeits, bie 2:ajraceen ober 6iben= bdume anbererfeitiS. SSon ben erfteren flammt bie ^au^)tmaffe ber Slabell^ölger ab. 3luö ben le^teren l^ingegen entwidtelte fid^ bie britte Klaffe ber @9mnof<)ermen, bie 9ReningoS ober Gnetaceae. 3)iefe fleine, aber fel^r intereffante Klaffe ent^dlt nur brei üerfd^iebene ®attungen: Gnetum, Welwitschia unb Ephedra; jie ift Don großer JBebeutung al^ bie unmittelbare UebergangSgruppe oon ben Koniferen ju ben 3lngiofpermen, unb jwar fpecieU gu ben JDicot^len. 3[u8 ben SHabelwdlbem ber mefolitl^ifd^en ober ©ecunbdrjeit treten wir in bie Saubwdlber ber caenolitl^lfd^en ober Stertidrjeit l^inüber unb gelangen baburd^ gur SBetrad^tung ber fed^^ten unb legten ^au^)tclaffe beö ^fiangenreid^ö , ber 3)erffamigen (Angio- spermae ober Metaspermae). 35ie erften fidleren SSerfteinerungen öon JDedtfamigen finben wir in ben ©d^id^ten beö ÄreibefijPemö, unb gwar fommen l^ier neben einanber SRefte oon ben beiben Klaffen oor, in weld^e man bie ^au|)tclaffe ber 3lngiof^jermen allgemein eintl^eilt, ndmlid^ Kinfcimbldttrige ober ÜWonocot^len unb 3weileimbldttrige ober JDicot^len. Snbeffen ift bie gang^ @xvOfpt wal^rfd^einlid^ dlteren Urf:prungiS unb fd^on wdl^renb ber Sria§=^eriobe entftanben. SBir fennen ndmlid^ eine 8tnga]^l oon gweifell^aften unb nid^t jid^er beftimmbaren fofjilen ^flangenreften %■ 'itat : 0, s. t S II, S- all j3,C Einheitlicher oder monophyletischer palaeonfolo^isch begründet. J i XVn. (JfnfeimMätttige ober SWonocotpIen. 433 au§ bcr gu^^jctt unb au§ ber Sriaögcit, meldte üon mand^cn So* tanifcm bereit« für 2lnfliof^)e^nen, üon anbcrcn bagegen für ®9m= nof^jermen gel^alten werben. SBa« bie belben ßtaffen ber 3)edEfamigen betrifft, SKonocot^len unb ©icot^len, fo ^aben jtd^ l^öd^fl »al^rfd^eim lid^ jundd^ft an^ ben ©netaceen bie 2)icot9len, l^ingegen bie 9Kono= cotJjlen erft ]pittt auö einer ©eitenlinie ober einem 3»cige ber JDicot^Ien enttoicfelt. 2)ie ©äffe ber ©infeimbldttrigen ober 6infamenlap^}igen (Monocotylae ober Monocotyledones , aud^ Endogenae genannt) umfaßt biejenigen JBlumenpflan gen , bcren ©amen nur ein einjigeö Äeimblatt ober einen fogenannten ©amenlap^jen (ßot^lebon) bep^t. Seber SBlattfreiö tl^rer SBlume entl^dlt in ber großen SWel^rjal^l ber Sdtte brei SBldtter, unb eS ift fel^r toal^rfd^einlid^, ba§ bie gemein* fame SWutter^jflanje atter SRonocot^len eine regelmdfeige unb brei* jd^Uge SBlütl^e befafe. 3)ie Sßldtter jtnb meiften« einfad^, üon ein* fad^en, graben ®efdfebünbeln ober fogenannten ^SHerüen" burd^jogen. 3u biefer 6laffe gel^ören bie umfangreid^en gamilien ber SBinfen unb ®rdfer, Sitien unb ©d^toertUUen, Drd^ibeen unb 2)io§coreen, femer eine änjal^l einl^eimifd^er SBBaff etpflan jen , bie SBafferlinfen, SRol^r* folben, @eegrdfer u. f. to., unb enblid^ bie :prad^tt)onen, ^öd^ft ent* midelten Familien ber ^roibeen unb ^anbaneen, ber S3ananen unb Halmen. 3^ ©angen ift bie SWonocot^lenclaffe tro^ aller formen* mannid^f altigf eit , bie fie in ber Scrtidrjeit unb in ber ®egenwart entwirfelt ^at, oiel einförmiger organifirt, als bie ^Jicot^lenclaffe, unb aud^ il^re gefd^id^tlid^e entwicfelung bietet ein üiel geringeres gntereffe. SJerfteinerte SRefte Rnb feiten gut er^lten. ^ebenfalls ejriftirten pe bereits in ber ^reibegeit, üielleid^t fd^on in ber a;riaS*^eriobe. 38iel größeres l^iftorifd^eS unb anatomifd^eS gntereffe bietet in ber ©ntwidelung il^rer untergeorbneten ®ruppen bie jtoeite ßlaffe ber 3)ed[famigen , bie 3tt>^il^ioibldttrigen ober Stoeifamen* lappigen (Dlcotylae ober Dicotyledones, aud^ Exogenae benannt). S)ie SBlumenppangen. biefer ©laffe befi^en, »ie il^r 3lame fagt, ge* möl^nlid^ gwei ©amenlappen ober Äeimbldtter (ßot^lebonen). 2)ie 434 3»«iWmbWttd0e ober tDkotplen. XVTI. ©runbgal^I in ber Bufatnmenfe^ung tl^rer SSIAtl^e tfi getodl^nlid^ nid^t brci, »ic bei bcn mciftcn SWonocot^Icn, fonbcm öicr ober fünf, ober ein SSlelfad^eö baöon. Sinter flnb il^rc SBldtter öewöl^nlid^ l^ol^cr biffcrengirt unb niel^r jufammengefe^t, al8 bie ber SWonocot^Ien, unb oon gefrümmten, oerdftelten ©efdfebünbeln ober „Slbern" burd^gogen. 3u biefer klaffe gehören bie meiften Saubbdume, nnb ba biefelbe in ber 2:ertidrjeit fd^on ebenfo toie in ber ©egenmart ha& Uebergemid^t über bie ®9mnof)}ermen unb %axnt befa^, fo lonnten loir bad caeno^ litl^ifd^e S^talter aud^ aU ba$ ber Saubiodlber bejeid^nen. Dbiool^l bie SRel^rjal^I ber S^icot^len ju ben l^bd^ften unb doK« fommenften ^ßanjen gel^irt, fo fd^Iie^t ftd^ bod^ bie nieberfte Sb* tl^Iung berfelben unmittelbar an bie ®9mnof:pennen, unb gmar an bie ©netaceen an. S3ei ben nieberen S^icot^len ift, toie bei ben ^Ronocot^Ien , JSeld^ unb SBIumenfrone nod^ nid^t gefonbert. 3Ran nennt fie bal^erJSeld^ blutig ige (Monochlamydeae ober Apetalae). S)iefe Unterclaffe ifi iDal^rfd^einlid^ atö bie @tammgnt|))}e ber SIngio« f<)ennen anjufel^en unb ejciflirte fd^on »dl^renb ber 5£riad- ober 3ura« Seit. @$ gel^bren ba^in bie meiften fd^d^entragenben Saubbdume: bie Sirlen unD (Srlen, SBeiben unb $a))peln, S3ud^en unb (Sid^en, femer bie neffelartigen ^panjen: Steffeln, ^anf unb ^opfen, feigen, SRauIbeeren unb 9tüfiem, enblid^ bie tt)olfSmttd^artigen , lorbeer« artigen, amarantl^artigen fangen u. f. U). 6rft \pütx, in ber Äreibejeit, erfd^eint bie jioeite unb üott« lommnere Unterclaffe ber JDicot^len, bie ®ru^)^je ber Äronenblü* t^igen (Diclilamydeae ober Corolliflorae). 3>iefe entftanben au« ben ^eld^blütl^igen baburd^, ba^ ftd^ bie einfädle SSlüt^enl^ülle ber legieren in Äeld^ unb Ärone biffereujirte. 2)ie Unterclaffe ber j^onenblüt^igen gerfdQt toieberum in jioei gro^e ^auptäbtl^eilungen ober 2egionen, bereu Jebe eine grofee SRcnge oon oerfd^iebenen Drb« nungen, 5icr Xppen t>on IBaer utib duoicr. !BeTme(rung betfelbtn auf fiebeti X^pen. ®enca« logifi^c Sebeutung bet fieben S^pen ald felbfifiänbigcT @tämme bed Xbienci(^d. ^ic fünf etfieti i^etmformen utib bic entfpTC(^cnbeti fünf älteficn Stammformen bcT X^itxt: flRontnn, ^mocben, Tioxha, ^laflöa, ®afhäa. SRonop^pIetift^e unb polppl^pletifc^e IDefctnbcn^^^ppot^^efe be^ X^itxxtxä)^. ^bfiammung bcr ^flangent^iete unb Sürmet von bei Oafhaca. d^dlenttticn unb Silatericn. (SIemeinfamer Urfprung ber t>'\tx ^d^crcn Xl^ietfiammt au« bem Sürmciflamm. (I^int^eilung bn fed^d Z^itxt flamme in 20 ^auptclaffen unb 40 klaffen. 6tamm bei Vflanjent^ieie. ^afhaeaben (^aflraea unb ®af)TuIa). €(i)tt)ämme ober Spongien (6<^Ieimf(^tt)ämme, ^afer« f(^tt)ämme, 5talff(^n)amme). IReffelt^iere ober ^falep^en ($oIppen, i^oratten, Sc^inn« quaden, Staat^quaQen, J^ammquaOen). @tamm bei Sumtf^iere ober ^elmint^en. (&{na;ige unb 3n}e{feitige ©runbfoim. dten>enf9fiem. Umürmer. $(attn)ÜTmei. 9tunbtt)ÜTmeT. Tio^ti)itxt. {Räbeit^iere. etemmüTmei. SRantelt^^iete. aHrine Ferren! 3)a8 natürlid^c Softem bcr Organismen, mU d^ed mir ebenfo im 3:]^ierrei^ iDie im ^angenrei^ gundd^ft atö Seitfaben für unfcrc gcncalogifd^en Untcrfud^ungcn bcnu^cn muffen, ift l^ier toxt bort erft neueren Urf^}mn9§, unb toefentlid^ burd^ bie gortfd^ritte unfere« g^l^tl^unbcrts in ber üergleid^enben Slnatomie unb Dntogenie bebingt. 3)ie ©tafjtflcationSüerfuii^e bt& üorigen ^[al^rl^unbertd beilegten ftd^ fafi f&mmtlid^ nod^ in ber SBal^n bed fönftUd^en Softem«, »eld^eS juerft ÄarlSinn* in ftrcngerer ^orm oufgeftettt l^atte. 2)a« fönfilid^e ©qftem unterfd^eibet pd^ üon bem 438 3^otürU*ed unb fün|lU(^e« epflem be« Xfeietrtic^«. XVIII. natürU(]^cn tt)cfcntU(J^ baburd^, bafe c« nld^t bic gcfamtntc Drgani* fation unb bic innere, auf bcr ©tamnuiemanbtfd^att berul^enbe 5orm« öcrwanbtf(]^att jur ®runblage ber ©intl^cilunö mad^t, fonbern nur • einjelne unb baju meift nod^ du^erlid^e, leidet in bie ^gen faQenbe 3Rerfmale. @o untcrfd^ieb Sinn 6 feine 24 ©äffen beS ^flanjen* reid^S tücfentUd^ nad^ ber Qa^, Silbung unb SSerbinbung ber ®taub= gefd^e. 6bcnfo unterfd^ieb berfelbe im 31^ierreid^e fed^S ©laffen »efcntUd^ nad^ ber Sefd^affen^eit be« ^erjen« unb beS SluteiS. 3)iefe fed^§ ©äffen »aren: 1. bie Sdugetl^iere; 2. bie SSögel; 3. bie Slm^l^ibien; 4. bie ffifd^e; 5. bie gJif^cten unb 6. bie SBurmer. 3)iefe fed^S 5j:f(ierclaffen Sinni^S jtnb aber leineötoeg« Don gleu d^em SBertl^e, unb eS mar fd^on ein toid^tiger gortf d^ritt , atö 2a= mard gu 6nbe beS öorigen Sal^rl^unbertö bie üier erften ©äffen al§ SBirbeltl^iere (Vertebrata) jufammenfafete, unb biefen bie übrigen ^kxtf bic Snfecten unb SBürmer Sinni'S, ate eine jmeite ^ou^tabt^cilung , als SBirbeUofe (Invertebrata) gegenfiberftettte. (SigentUd^ griff Sa mar dt bamit auf ben SSater ber SRaturgcfd^id^te, auf SlriftotelcS jurüdt, toeld^cr bicfe beiben großen ^au^)tgnH)|)en bereite unterfd^ieben, unb bie erftcren SBluttl^ierc (Enaema), bie legieren Slutlofe (Anaema), genannt l^atte. 3)en ndd^ften großen fjortfd^ritt jum natürlid^en ©qftem beö Sil^icrreid^ö traten einige S)ecennien fpdter jtoci ber öerbienftoottften Soologcn, ®eorge ©uüicr unb 6arl ©rnft SBaer. 3Bie fd^on frül^er crtodl^nt tourbe, ftcKten biefelben fajl gleid^jeittg, unb unab» l^dngig Don cinanber, bie SBel^auptung auf, ba^ mel^rere grunboer« fd^iebene ^au^)tgru^)^}en im ZXfittxdi) ju unterfd^eiben feien, öou benen febe einen gang eigentl^umlid^en SSauplan ober ^pud befi^e. 3n ieber biefer ^au^)tabt^eilungen giebt e« eine baumfdrmig oer« jtoeigte Stufenleiter oon fel^ einfad^en unb unoottfommenen bi« ju l^öd^ft jufammengefc^ten unb enttoicfelten gönnen. 3)er Slu^bil« bungUiS ober Sauplan bur(]^ bie Vererbung, ber ®rab ber SuiSbilbung ober ®onberung ba« gegen burd^ bie Sln)>affung bebingt ift. @oU)o]^l @ut)ier old Saer unterfd^eiben im ^l^ierreid^ oier oerjd^iebene %r)ptn ober Saupläne unb tl^eilen baffelbe bem ent^ f{>re(]^enb in oier gro^e ^auptabtl^eilungen (Stt^eige ober j(reife) ein. ^ie erfte t)on biefen loirb burd^ bie Sßirbeltl^iere (Vertebrata) gebilbet, toeld^e bie t)ier erften (Slaffenfiinn^'iS umfaffen: bie @äuge« tl^iere, Sögel, Sntpl^bien unb grifd^e. ^en gtoeiten ^u& bilben bie OUcbertl^ierc (Articulata), »eld^e bie Snfecten ginn*'«, alfo bie eigcntlid^en Snfecten, bie Saufenbfü^e, @|)innen unb Ärebfc, au^erbem aber aud^ einen großen Sl^eil ber Sßürmer, indbefonbere bie geglieberten SSunner, entl^alten. ^ie britte ^auptabtl^eilung umfaßt bie SSeid^tl^iere (Mollusca): bie &xaAm, ©d^necten, SRufd^eln, unb einige öenoanbte ®ntppen. 2)er ölertc unb le^te ÄreiS bc8 ^itx^ reid^ö enblid^ ift auiS ben üerfd^iebenen Stral^I fixieren (Badiata) jufammengefe^t, toeld^e fid^ auf ben erften Slidt üon ben brei looxffcx^ gel^nben Ztiptn burd^ il^re „ftral^Iige^, blumendl^nlid^e ^örperfonn unterfd^eiben. SSftl^renb nämlid^ bei ben äSeid^tl^eren, ®Hebert|ieren unb SSirbeltl^eren ber ^bxptx an» gtoei f^mmetrifd^Ieid^en @eiten» l^dlften befielet, aud jtoei ®egenfiudten ober Untimeren, t)on benen bas eine bad @:piegelbilb bed anberen barftcEt, fo ift bagegen bei ben fogenannten ©tral^ltl^i^ren ber Rbxp^ aui^ mel^r ald jtoei, getoöl^Ud^ üier, fünf ober fed^S ®egenftftdten juf ammengefe^t , loeld^e toie bei 440 3)ic Peben t^ierifc^en %t)ptn bct neueren Söologte. XVIII. einer SBlume um eine gemeinfame ^awftaft QtuppM pnb. @o auf« fattenb biefer Unterjd^ieb junftd^jt au^ erfd^eint, fo ift er bod^ im ®runbe nur untcrgeorbnet, unb leinei^toeg« l^at bie „Stral^lform'' bei atten „©tral^ltl^ieren" biefelbe SBebeutung. 2)ie Slufftettung biefer natürlid^en ^au<)tflrup|)en , S^en ober Äreifc bc§ Sil^ierreid^ö burd^ ©uöier unb SBaer toax ber größte fSfort- fd^ritt in ber ©laf jtflcation ber SC^iere feit S in n*. S)k brei ®xupptn ber SBirbeltl^iere, ®licbertl^iere unb SBeid^tl^iere ftnb fo naturgemäfe^ bag jte nod^ l^eutjutage in toenig oerdnbertem Umfang beibel^alten toer- ben. S)agegen mu^te bie gang unnatärlid^e ^Bereinigung ber ^ixaf)U t^iere bei genauerer ©rfenntni^ alöbalb aufgelöft »erben. 3ucrft loiei^ Seudtart 1848 nad^, bafe barunter j»ei grunböerfd^iebcne S^^pcn oermifd^t feien, nämlid^ einerfeitö bie @ternt liiere (Echinoderma) : bie ©eefteme, Seelilien, Seeigel unb Seegurlen; anbrerfeitö bie ^flanjentl^iere (Goelenterata ober Zoophyta): bie Sd^toämme, ^ol9:|}en, jtorallen, Sd^irmquaHen unb ^ammquaHen. Sd^on oorl^er (1845) l^atte ber auögejeid^nete SRfind^ener Soologe ©iebolb bie gwfufionStl^ierd^en ober gnfuforien mit ben SBurget fugern ober 9lll^ijo:|}oben in einer befonberen ^au:ptabt]^eilung atö Ur- tl^iere (Protozoa) öereinigt. 3)aburd^ ftieg bie S^l^l ber tl^ierifd^en Ztfptn ober ^eife auf fed^iS. @nblid^ tourbe biefelbe nod^ baburd^ um einen jiebenten S^puö oermel^rt, bag bie neueren Soologen bie ^au))tabt]^cilung ber ©liebertl^iere ober Ärticulaten in jioei ®ru^)pen trennten, einerfeitö bie mit geglieberten SBeinen öerf eigenen ©lieber« filier (Arthropoda), toeld^e ben Snfecten im ©inne Äinni'ö ent« fpred^en, nämlid^ bie eigentlid^en (fed^i^beinigen) gnfecten, bie Saufenb« füge, @^)innen unb Ärebfe; anbrerfeitg bie fufelofen ober mit unge« glieberten %n^tn öerf eigenen SBürmer (Vermes). JDiefe le^teren umfaffen nur bie eigentlid^en SBürmer (bie Sftunbtoürmer , Patt« »firmer u. f. ».) unb entf^)red^en bal^er leineatoegö ben SBfirmem im @inne fiinn^'S, toeld^er baju aud^ nod^ bie Sßeid^tl^tere, Stral^l« fixiere unb öiele anbere niebere Siliere gered^net ^tte. XVin. €tQmmedurfunben bcd I^ierrei(^«. 441 ©0 to&Tt bcnn nad^ bcr 2lnf(]^auung bcr neueren Soologen, »eld^c @ie fajt in allen ^anb^ unb Sel^rbüd^em ber flegentoärttgen 3:!(ierfunbc öertreten flnben, baö SJil^ierreid^ aug peben ganj öerfd^ie^' benen ^auptabtl^eilungen ober Zx^ptn jufammengefe^t, beren iebe bur^ einen d^arafterifKfd^en, il^r ganj eigentl^ümli^en fogenannten 93au))lan au^gegeid^net, unb öon Jeber ber anbercn ööHig öerfd^ieben ijt. ^n bem natärlid^en Softem bed Sil^ierreid^d, »eld^eiS id^ 3^nen fe^t atö ben »al^rfd^einlid^en ©tammbaum beffelben entoideln »erbe, fd^liefee iäi mid^ im ©rofecn unb ®anjen biefer fiblid^en ©int^eilung an, i<^ bod^ nid^t o!(ne einige SRobiflcationen , toeld^e id^ in Setreff ber ®e« nealogie ffir fel^r loid^tig l^alte, unb toeld^e unmittelbar burd^ unfere l^iftorifd^e Äuffaffung bcr tl^ierifd^en gormbilbung bebingt finb. 2)ie fogenannten Urtl^i er e (Protozoa), bie gnfuforien, SRI^igo» |)oben u. f. ». bilben feinen »al^ren „Zx^pn^''. @ic finb überl^au^)t feine ed^ten 2;i^iere, fonbern muffen in ba8 neutrale ^rotiftenreid^ geftellt »erben, ©amit tootten tt)ir jebod^ il^ren oenoanbtfd^aftlid^en Sufammenl^ang fotool^l mit bem Sil^ieneid^, als mit bem ^flangenreid^ feineg»egj5 leugnen. SSielmel^r ift t^ fidler, ba% fotool^l bie cd^ten, oielgelligen Siliere, aU bie ed^ten, öieljelligen ^flangen, urf^)rünglid^ oon einjelligen ^rotiften abftam:* men. (SScrgl. oben @. 396—402.) Ueber bcn Stammbaum beiS S^l^ierreid^eS erl^alten toir (ebenfo tt)ie über benjenigen beg gJflanjenreid^efS) offenbar bie fidler- ften auffd^luffe burd^ bie öergleid^enbc Anatomie unb Dntogenie. äufeerbem giebt unö aud^ über bie l^iftorifd^e Slufeinanberfolge vieler ®xvO!>ptn bie Paläontologie l^bd^ft fd^äfebare Sluöfunft. S^näd^ft fön^* neu toir aus gal^lreid^en Sil^atfad^en ber üergleid^enben Anatomie unb Ontogenie auf bie gemeinfame Sbftammung aller berfenigen ^iere fd^liefeen, bie gu einem fogenannten „^tfpn^" gel^bren. JDcnn tro^ aller SRannid^faltigfeit in ber äußeren Sonn, loeld^e innerl^alb JebeS biefer Ztfptn fid^ entioicfelt, ift bennod^ bie ®runblage beS inneren SBaueS, baS locfentlid^c SagerungSöerl^ältnife ber i?ör^)ert]^eile, »eld^cö ben 2;^puS beftimmt, fo conftant, bei atten ©liebem febeS 3;9^)uS fo 442 $ol9p()pIetifc^e unb monop^^letifc^e ^bflammung. XVHL übcreinftiuiuicnb, bafe man bicfdbcn eben »egen biefer inneren tJorm^ öenoanbtfd^aft im naturlid^en ©Aftern in einer eingigen ^au<)tgru^)^)e bereinigen mufe. JDarauö folgt aber unmittelbar, ba^ biefe 5Ber« einigung au^ im Stammbaum be^ S^l^ierreid^d ftattfinben mu^. ^enn bie wal^re ttrjad^e Jener innigen gormöenoanbtf^aft lonn nur bie »irflid^e ©tammöertoanbtf^aft [ein. SBir fönnen al[o wrlduflg an bem iDid^tigen @a^ feftl^alteuj^ ba^ alle ^tt^, toeld^e gu einem unb bemfelben ÄreiiS ober S^pu« gel^ören, oon einer unb berfelben ur^^ f^)rüngli^en Stammform abftammen. 3Rit anberen SBorten, ber SBe* griff beöifreifeiS ober3;9^)UÄ, wie er in ber Soologie feit SBaer unb ßuöier für bie wenigen oberften ^au))tgnH)pen ober „Unter rei^e" beö Sil^ierrel^« gebräud^lid^ ift, fftttt gufammen mit bem SBe* griffe beg Stamm eiS ober gJl^^lum, toie il^n bie JDefcenbenjtl^eorie für bie ©efammtl^eit berienigen OrganiiSmen amoenbet, toeld^e l^öci^ft:' loal^rfd^einlid^ ftammoertoanbt finb unb eine gemeinfame urf))rünglid^e aSurgel beji^en. SBenn »ir nun aM ben oben angefftl^rten ®rünbcn bie foge* nannten „Urt liiere" ober ^rotogoen au8 bem Sl^ierreid^e au*= fd^lie^en unb in baö ^rotiftenrei^ oertoeifen, fo bleiben nod^ fed^8 fogenannte „Ztiptn*' übrig, bie loir bemgemäfe atö eben fo oiele Stämme ober ^l^^len gu betrad^ten l^ätten. «^ier tritt unS nun ate gmeite« <)^^logenettf(l^eg Noblem biegrage entgegen: SBo lommen biefe fe^g a:i^ierftämme l^er? Sinb bie fed^« urf^)rünglid^en Stamm* formen berfelben gang felbftftänbigen ttrfprungg, ober jinb aud^ jie unter einanber in entfernterem ®rabe blutöoenoanbt? Slnfdnglid^ ßnnte man geneigt fein, biefe grage in poltipffti^ letif(]^em Sinne ba^in gu beanttoorten , ba^ für {eben ber fed^iS großen SC^ierftdmme minbeften« eine felbftftdnbige unb oon ben am bereu g&nglid^ unabl^&ngige Stammform angenommen toerben mu^. attein bei eingel^enbem SHad^benfen über biefe« f d^toicrige Problem ge= langt man bod^ fd^lieglid^ gu ber monop l^^letif d^e n Uebergeugung, ba^ aud^ biefe fed^iS Stammformen gang unten an ber SBurgel gii'= fammen^ngen, ba| aud^ jie toieber oon einer eingigen, gemetefawen XVin. «eltefie Stammformen bcd I^ierrei(^d: SWonercn. 443 Urform abjulcitcn fhtb. Hud^ im Sl^lcrrcid^, »ic im ^flan jen* reid^, gewinnt bei naiverer unb eingel^enberer Setra^tung bic cinftdmmigc ober mono^)^^letif^e 3)efcenbenj*^9^)0* tl^efe baö Uebcrgeioid^t über bie entgegengefejjtc, loitU ftämmige ober {>ol9p]^Qletif(]^e ^Q))ot]^efe. 3Sor aUem unb in erjlerSinie ift eS bie öerglei^enbeÄei* meiSgefd^id^te ober Ontogenie, loeld^e und ju biefer mono^l^Q» letifd^en Ueberjeugung oon bem einl^itlid^en Urf^runge bed ganjen Sil^ieneid^jJ (nad^ audfd^lufe ber ^rotogoen ober gJrotiften) fft!(rt. 2)er 3oologe, »eld^cr bie inbioibuctte entoidfclungdgefd^id^te ber Z\)kx^ ftdmme benfenb oergleid^t unb bie SBebeutung be« biogenetifd^en ©runbgefe^eS begriffen l^at (@. 361), »irb fld^ ber Ueberjeugung nid^t öerfd^Uefeen, bafe aud^ ffir bie fed^S angefül^rten Si^ierftdmme eine ge» meinfame SBurgelform angenommen »erben fann, unb bafe atte Sil^iere mit Inbegriff beö SWenfd^en auf eine eingige gemeinfame Stammform gurädtgeffil^rt toerben fönnen. SluS jenen ontogenetifd^en S^l^atfad^en ergiebt fid^ bie nad^ftel^enbe )>l^9logenetifd^e ^^^otl^efe, toeld^e id^ in meinen „Stubien gur ®aftraea»21^eorie'' ^*), in ber ^2lnt]^ro^)Ogcnie'' ") fotoie in ber ^$]^ilofo|)]^ie ber Äallfd^todmme" ndl^er erldutert l^abe (SKouograpl^ie ber Äallfd^todmme, Sanb I, @. 464, 465 u. f. ». „^k Äeimbldtter^SCl^eorie unb ber Stammbaum bcö Sl^ierreid^ö''). 2)ie erfte Stufe be« organifd^en Sebenö bilbeten aud^ im SEl^ier^ reid^e (»ie im ^angenreid^e unb ^rotiftenreid^e) gang einfädle 9Ro=» neren, burd^ Urgeugung entftanben. 5ßod^ je^t toirb bie einftmalige @;cifteng biefed benibar einfad^ften t^ormguftanbeiS baburd^ begeugt, ba^ bie eigette ber meiften S^l^iere (— balb oor, balb nad^ eingetretener Se^» frud^tung — ) gundd^ft ü^ren ifem öcrliert, fomit auf bie niebere SBil- bungöftufe einer lemlofen ß^tobe gurucfpnft unb bann einem 2Roner gleid^t. JDiefen merfwürbigen SSorgang beute id^ nad^ bem ®efe^e ber latenten Vererbung (@. 184) aU einen ^)l^^logenetifd^en SHildtfd^lag berS^Octtfotm in bie urf^}runglid^e ß^tobenform. 2)ie 5Wonerula, wie mir biefe femlofe ei-6^tobe nennen fönncn, toieberl^olt nad^ bem biogenetifd^en ®runbgefc|e nod^ l^eute bie dltefle atter 8ebenj5formen, 444 ^eltefte Stammformen ber ^t^iere: 9(moeben, Spnamoebien. XVIII. bie gemeinfame Stammform aller Organtömen, bas SRoner. (ßtt%\. @. 446 unb gifl. 20 A, @. 448.) £)er jtDeite ontogenetifd^e 93organg befielet barin, ba^ ^if in ber SRoneruIa ein neuer j(em bilbet, unb fomit bie tomlofe (Si-S^tobe ji^ aufg 9leue gu bem gorm-SBertl^e einer »ol^ren S^Ue erl^ebt. ^iefe QtUt ift bie S^tula, bie @tammjeUe ober bie fogenannte ,,erfte ^urd^ungöluger. (Srig. 20 B, @. 448.) JDem cntf<)re^enb l^aben loir atö bie jtoeite pl^^logenetifd^e Stammform bed Sil^ierrei^^ bie einfädle feml^altige tl^icrifd^e QdU ober baö eingeUige ttrtl^ier angufel^en, toeld^eiS nod^ l^eute in ben Slmoeben ber ©egentoart und lebenbig Dor Hugen tritt. ®Ieid^ biefen nod^ fe^t lebenben einfad^en Slmoeben, unb gleid^ ben nadten, baDon nid^t gu unterjd^eibenben (SigeUen vieler nieberen Siliere (ber Sd^todmme, SRebufen u. f. to.), toaren aud^ iene uralten ^l^^letifd^en @tamm^moeben gang einfädle nadtte QtVitn, bie jid^ mittelft formtoed^felnber gortfftfee fried^enb in bem laurentifd^en Urmeere uml^erbeioegten unb auf biefelbe Seife, toie bie l^eutigen Slmoeben, emdl^rten unb fortpflangten (loergl. @. 169 unb 380). 2)ieejrifteng biefer eingelligen, einer Umoebe gleid^en Stammform bei^ gangen Sil^ierreid^d toirb untoiberleglid^ burd^ bie l^id^ft mid^tige 2:]^atfad^e beioiefen, ba^ bad unbefrud^tete, toie baö befrud^tete @i aller Siliere, üom Sd^toamm unb Dom SSurm biiS gur ameife unb gum 5Wenfd^en l^inauf eine einfädle S^lle ift. Slu8 bem eingeHigen Suftanbe enttoidfclte fld^ in britter 2inie ber einfad^fte öiclgcllige Suftanb, ndmlid^ ein Raufen ober eine Heine ©emeinbe t)on einfad^en, gleid^artigen 3^0^* ^^ i^t ^^ fielet bei ber ontogenetifd^en (Sntmidtelung ieber tl^ierifd^en (SigeEe burd^ mieberl^olte Sil^eilung berfelbcn (burd^ bie fogenannte ^^gifurd^ung") gunäd^ft ein lugeliger Raufen t)on gleid^artigen nadten S^len (t)ergl. 5ig. 4, @. 170, unb %XQ. 20 C, D, E, @. 448). SBir nannten biefen SeHenl^aufcn megen feiner Äel^nlid^Ieit mit einer ÜRaulbeere ober SBrombeere bai» 9Raulbeer«@tabium ober ben SRaulbeer^^eim (Morula). 3n atten öerfd^iebenen S^l^ierftdmmen feiert biefer SWorula* Stbxptx in berfelben einfad^en ®eftalt toieber, unb gerabe aud biefem XVni. «eltefle ©tommformen beT ^biere: WoTäo, ©(ofiao. 445 toi^tigen Utnftanbe I5nnen toit na^ bem biogenettfd^en ©runbgefe^e mit bcr größten ©id^crl^ctt fd^Ucfecn, bafe aud^ bic ältcftc öicljcUigc Stammform bc« Sl^icrrei^iS einer fold^cn 9Rorula glid^, unb einen einfad^en Raufen öon lauter amoebcnartigen, unter jid^ gleid^en Urjetten barjteHte. SBir »otten bicfe dltefte »mocben = ®ef ettf d^aft, biefe einfad^jte Sil^ierjellen^emeinbe, »eld^e burd^ bie SRorula recopi* tulirt tDirbr SRoraea ober S^namoebium nennen. ÄuiS bem ©^namoebium enttoidtelte jid^ weiterl^in in frül^er lau= rentifd^er Urjeit'eine t)ierte Stammform beiS Sil^icrreid^^, meld&e bie ®eftalt einer ^ol^llugel l^atte, unb bie mir bal^cr Äugelblafe (Blastaea ober Planaea) nennen moUen. £)iefe Blastaea ent^ ftanb auiJ ber 5Woraca baburd^, ba§ im 3««cren be« fugeligen QtUm^ l^aufenö fid^ glüfjiflfeit anfammelte. JDaburd^ mürben bie fdmmtUd^en flleid^artigen QtUen an bie Dberflfid^e gebrängt unb bilbeten nunmel^r als einfädle Settenfd^id^t bie bünne SBanb einer lugeliflen Slafe. 2)ie amocboiben gortfd^e ber 3dlen begannen fid^ rafd^er unb regelmdfeiger ju bemegen unb oermanbelten fid^ in bleibenbc fjlimmerl^aare. JDurd^ bie SUmmerbemegung biefer legieren mürbe ber ganje oieljettigc Rbr-- ptx in frdftigere unb fd^neflere Semcgung oerfe^t, unb ging auö ber fried^cnben in bie fd^mimmenbe DrtSbemegung über. Auf biefe ur^ alten ^)]^9logenetifd^en SSorgdnge bürfen mir au« fidleren ontogeneti* fd^en SEl^atfad^cn fd^lie^en. JDenn in ganj berfelben SBeife gcl^t nod^ gegenmdrtig bei ber Äeimung nicberer Sil^iere au« ben oerfd^iebenften 31^lerftdmmen bie 5Worula in elfte flimmernbe Sart)enform über, meldte balb SBlajiula, balb „a3laftof^)]^dra", SBlafcnfeim ober gJla= nula genannt mirb. (f5fig. 20 F, G, (S. 448.) JDiefe »laftula ift ein blafenförmiger fugeliger Äör^)er, meld^er mittelft glimmerbeme* gung im SBaffcr uml^erfd^mimmt. 2)ie bünne SBanb ber fugeligen, mit Slüf jigfeit gefüllten Slafe befielet au« einer eingigen Sd^id^t t)on flimmemben Sollen, ber fogenannten Äeiml^aut (Blastodenna). aus ber SBlaftula entmidtelt fid^ bei Silieren aller @tdmme meiter^^ l^in jundd^ft eine au^erorbentlid^ mid^tige unb intereffante S^l^ierform, meldte id^ in meiner ^Ronograpl^ic ber Äalffd^mdmme mit bem Flamen 446 9(eUrf}f @tammfonnfn \>t4 %f^\txxtiM: 9afhata. XVIII. Sc(]^erfcim ober Gastrula (b. 1^. SWagenloröc ober ©armlaröe) bcleflt l^abe (fjifl. 20I,K, @. 448). 2)icfe ©aftruU fllei(^t äufecr- H^ bcr Slafhila, unterfd^eibct ftd^ aber wcfcntlid^ baburd^ Don il^r, bafe il^r innerer ^ol^lraum jtd^ burd^ eine SJKinbung nad^ au^en öffnet unb bafe bie 3^0^tt>ötti> beffelben nid^t einfd^td^tig , fonbem gwei* fd^id^ttfl ift. JDie ©aftrula entfielet au« ber SBlaftula baburd^, bafe bie SBanb ber legieren in baö S^nere eingefiü4)t »irb {%xq. 20 H). Sulefet berührt bie etngeftfilpte ^älfte ber SBlafe bie onbere ^dlfte unb ber urj^)run8Ud^e ^ol^lraum Cbie „Äeiml^öl^le") öirfd^winbet. 2)er wid^tige, burd^ bie (äinftulpunfl entftanbene ^ol^lraum ift ber Urbar m ober „Urmagen" (Protogaster), bie erfte Slnlage beS emäl^renben 3)anncanal§; feine Deffnung ift ber Urmunb (Prostoma ober Bla- stoporus), bie erfte SWunböffnung. 3)ie beiben S^K^nfd^id^ten ber 3)anntt)anb, loeld^e jugleid^ bie Äör^)em)anb ber l^ol^len ©aftrula ift, ftnb bie beiben primären j(eimblätter: i^autblatt (Exoderma) unb Darmblatt (Entoderma). 3)ie l^öd^ft toic^tige Saröenform ber ®a* ftrula feiert in berfelben ®eftalt in ber Dntogenefe öon ^xtttn aUer ©tdmme »ieber: bei ben ©d^wdmmen, SKebufen, i^oraHen, 3Bürmem, SKanteltl^iercn, ©temtl^ieren, SBeid^tl^ieren, \a fogar bei ben nieberften SBirbeltl^ieren (Amphioxus, öergL 2:af. XII, ^ifl- B4; Ascidia, eben» bafelbft %xq, A4). 8lu8 ber ontogenetifd^en Verbreitung ber ©aftrula bei ben Der- fd^iebenften Sl^ierclaffen, t)on ben ^flaujentl^ieren bis ju ben SBirbel* tl^ieren l^inauf , lönnen ioir nad^ tem biogenetifd^en ®runbgefe^e mit ©id^erl^eit ben wid^tigen ©d^lufe jicl^en, bafe »al^renb ber laurentifd^en ^eriobe eine gemeinfame Stammform ber fed^ö SEl^ierftdmme ejriftirte, toeld^e im SSefentlid^en ber ©aftrula gleid^gebilbet loar, unb loeld^e tt)ir Gastraea nennen »oHen. 2!)iefe ®aftraea befafe einen ganj ein« fad^en, lugeligen, eiförmigen ober Idnglid^ runben Äör^)er, ber eine einfädle ^öl^le t)on gleid^er ®eftalt, ben ttrbarm, umf d^lofe ; an einem ^ole ber fidugöa^e öffnete fid^ ber Urbarm burd^ einen 3Runb, ber jur 9lal^rungSaufnal^me biente. 3)ie iförperioanb (unb jugleid^ SDarmwanb) beftanb au3 jwei S^ttenfd^id^ten ober „ifeimbldttern" : XVin. ^< ffinf attefteit etammformen t>H Zf^itmid^^. 447 (Sntobetm ober Darmblatt, unb @;roberm ober ^autblatt; burd^ bie f^HmtnerbeiDegung bed leiteten fd^ioamm bie ®aftraea frei uuil^cr. Äud^ bei benicnigen l^öl^etcn 2;]^lcrcn, bei betten bie ur« f^)rünflli(l^c ®aftrula=Sortn itt ber ifcititcdgefcl^i^te burd^ gefftlfd^te ober abgelürjte SBererbutig (@. 190) t)erIoreti gegangen ift, l^at ftd^ bennod^ bie Sufammenfe^ung beS ©ajtraea^Äörperö auf biejenlge Äeimform t)ererbt, bie junäd^ft auS ber SRorula entfielet. SHefe Äeimform ift eine runbe ©d^eibe, bie auf einem fugeligen „Sftal^rungöbotter'' auf- liegt unb au§ jtoeiScflenlagen oberSBldttem befleißt. 3)ie äufeereSeflen« fd^id^t, ba^ animale ober bermale Keimblatt, entfprid^t beut (Sjrobernt ber ®aftraea; au8 il^r enttoidtelt fid^ bie dunere Dberl^aut (©pibermiö) mit il^ren ©rufen unb ^nl^dngen, fo toie ba§ ßentraU nerDenf Aftern. 2)ie innere S^Mcnf d^id^t , baö t)egetatioe ober gaftrale Äeimblatt, ift urf^)rünglid^ ba8 (gntoberm ber ©afhraea; aud il^r enttoidtelt fid^ bie erndl^renbe innere ^aut ((Spitl^elium) b^ JDarmcanaW unb feiner ©rufen. (JBergl. meine ^ant]^ro|)ogenie'' '•), Vortrag XVI.) 9Sir l^dtten bemnad^ burd^ bie t)ergleid^enbe j(eimedgefd^id^te fär unfere ^9)>ot]^efe t)on ber mono))]^9letifd^en ©efcenbenj bt^ Sil^ierreid^iS bereit« fünf |)rimorbiale ©nttoidfelungi^ftufcn getoonnen: 1) ba« 3Roner; 2) bie «moebe; 3) bie 5Roraea; 4) bie Slaftaea unb 5) bie ©aftraea. SHe einftmalige ejrifteng biefer fünf dlteften, auf einanber folgenben Stammformen, toeld^e im laurentifd^en S^italter gelebt l^aben muffen, folgt unmittelbar auö bem biogcnetifd^en ®runbgefefj, aui^ bem ^araUeliiSmuiS unb bem med^anifd^en ^aufalgufammenl^ang ber Äeimeö^ unb ©tammeiJgefd^id^te (ogl. @. 449). S)ie t)ier erften Sformftufen (bie animalen SRoneren, Slmoeben, SRoraeaben unb SBlaftaeaben) toürben il^rer einfad^en Sefd^affenl^eit toegen nod^ ju ben ^rotiften ju red^nen ober ate eigentlid^e Urtl^iere (Protozoa) an le^tere anjufd^lie^en fein. 5Wit ber fünften Sormftufe l^ingegen, mit ber ©aftraea, beginnt baiS eigentlid^e Sil^ierreid^ unb bamit eine toeit l^öl^ere Drganifation. Sl^re beiben Keimblätter bilben bie urfprung* lid^e ©runblage ffir alle Organe beö Sil^ierförperö. »it fünf iifttn 9i[tun9riTinerf<^n)uuben) gig. 20 A 2. Cytiü» 6tamm5e(le ober ^(Srfte Surd^ung4tugel'' 8ig. 20B. Phylo^iesis. ^ie fünf erflen 6tufen ber 6tam« med<'(Sntn)i(felung 3. MoriU (9Xautbeerfeim) itugetiger ^oufen von gleichartigen ^3ur<(ung4< ^gein'' 3ig. 20E i BlMtd» ^Stafenfeim) ^oble btafenförmige 9art>e (ober dmbtpo), beren bünne SBanb ani einer einzigen StUtnm^t beflebt gig.20P,G I 5. Gastrila (9e(^erfeim) SieljeOige Sort^e mit ^arm unb ^Runb; ^armmanb jmeiblättrig (Urfprünglif^e jteim« form ber ^ormt^iere) gig. 20I,K 1. Moierei ^ieltefle animale SXoneren (bur<^ Ur* jeugung entflanben) i Amoeba (ober Cjtaea) ^ieltefie animale 9(moeben I 8. Mora«a (€9namoebium ober lmoebenf}o(f) 9(eUefle Raufen von gefeUigen gteii^artigen 9(moeben 4. Blastaea (3timmeTf<^n)(irmer) ^o^Ie^ blofenförmiged Urtbier, beffen bünne SBanb aud einer einzigen flimmernben 3eaenf4i<(t befielt 5. GastraM SielieUige« 2)armt^ier mit ^axm unb 9Xunb; ^armmanb jmeiblättrig (Urfprünglif^e 6tamm form afler eckten X^iere: 2)armt^iere ober Metazoa) ^atdtl, 92atär(. ^öphuidtgef 0. 7. «ufl 29 450 etommboum be« thimtid^i. XVIII. JDte ^)]^9lctifcl^c @nttDitfelunfl bcr fc^« Sl^icrftämmc, tocld^e fomtt fdntmtUd^ t)on bcr ©aftraea abftammen, fd^lug Don biefem gemein- famen auSgangöpunfte au« einen gmeifad^ öerf^iebenen SBeg ein. 5Kit anberen SBorten: bie ®aftraeabcn (tt)ie mir bie burd^ ben blcibenben &a\ttaea'%tip\x& d^arafterijirte gormen=®nt|)^)e nennen fönnen) fpaltetcn jid^ in jtoei biöergircnbe 2inien ober 3tt)ei9e. JDer eine SöJeig ber ©aftraeaben gab bie freie DrtiSbetoegnng auf, fe^te pd^ auf bcm SWecreöbobcn feft, uttb tourbe fo gum Protascus, gu ber gemeinfamen ©tammfonn ber ^flangentl^iere (Zoophyta). 3)cr anbre QmtxQ ber ®aftraeaben bel^lelt bie freie Drt^betoegung bei, fe^te pd^ nid^t feft, unb enttoidtelte ftd^ »eiterl^in gur Prothelmis, ber gemeinfamen Stammform ber äBurmtl^iere (Helminthes). SDiefer le^tere ©tamm (in bem Umfang, tt)ie il^n l^eutgutage bie mobeme Biologie begrengt) ift ^)l^^logenetifd^ oom l^öd^jlen Sntereffe. Unter ben SBürmern nämlid^ flnben jid^, tt)ie toir nad^l^er feigen wer* ben, neben fel^r gal^lreld^en eigentl^ümlid^en Sil^ierfamillen unb neben oielen felbftftdnbigen ßtaffen aud^ eingelne fel^r merftoürbige Silier* formen, loeld^e als unmittelbare UebergangSformen gu ben öier l^öl^eren SC^ierftfimmen betrad^tet »erben tonnen, ©otool^l bie oer* gleid^enbe Anatomie aU bie Ontogenie biefer SBürmer Id^t un« in il^nen bie ndd^flen Slutsoenoanbten berjenigen auSgeftorbenen SC^iere erfennen, »eld^e bie urfprfinglid^en Stammformen ber oier l^öl^eren Sil^ierftdmme loaren. JDiefe legieren, bie SBeid^tl^iere, Stern» tl^iere, ©liebertl^iere unb 2Birbelt]^iere, ftel^en mitl^in unter einanber in feiner ndl^eren SBlutöoerioanbtfd^aft, fonbern finb an oier öerfd^iebenen Stellen auS bem Stamme ber SBürmer entf|)rungen. SBir gelangen bentnad^ auf ®runb ber öergleid^enben Slnatomie unb Ontogenie gu bemjenigen mono^l^^letifd^en Stammbaum be« a;i^ierreid^ö, beffen ®runbgfige auf S. 453 bargeflellt finb. Jpiemad^ jinb bie ^l^^len ober Stdmme beS 3:]^ierreid^8 genealogifd^ oon fel^r oerfd^iebenem SBertl^e. S)te urfprünglid^e Stammgnip))e beS gangen Sl^ierreid^S bilbete eine Slbtl^eilung oon ^rotiften , bie foge« XVnr. doelentftien unb Siloterien. 451 nannten Urtl^ierc (Protozoa). Au« bicfcn ^otojocn cntttirfcltc p^ bie bebeutungSüoHe @tammform ber ®aftraea, unb aus biefer ent« fprangcn aW jtoci btocrgircnbc Äcftc bic bcibcn ©tdmmc ber ^anjcn^ tl^icrc (Zoophyta) unb ber SBfirmer (Vermes). 8lu8 öier öcrfd^iebenen ®ru:p{)en bed 9Bunnerftammed entoictelten fid^ bie t)ier l^dl^eren 3:]^ier» flamme: einerfeltö bie Sterntl^lere (Echinoderma) unb ©Uebertl^iere (Articulata), anbererfeite bie SBeic^tl^iere (Mollusca) unb SBirbeltl^iere (Vertebrata). 3tu ©egenfa^ ju ben barmlofen Urt!(ieren (Protozoa), bic niemals Äeimbldtter bilben, fann man atte übrigen Siliere mit 3)arm unb mit jtoei Äeimbldttem unter bem Flamen ©armtl^ierc (Metazoa) juf ammenfaff cn. 8oflifd^ rid^tiger ift eiS, bie ^Urt^iere" ganj aug bem Sl^ierrei^e ju entfernen unb in baS ^rotiftenreid^ gu fteQen. ?ftad^bem wir fo ben monopl^^Ietifd^en Stammbaum be8 31^ler^ reid^ö in feinen mid^tigften ©runbjügen feftgeftettt l^aben, »enben »ir uniS ju einer naiveren SBetrad^tung ber l^iftorifd^en (Snttoidelung, »cld^e bie fed^i^ Stämme beS Sl^ierreid^i^ unb bie barin ju unterfd^eibenben ©äffen eingefd^lagen l^aben. JDie S<^\)\ biefer ©äffen ift im 3^ier^ reid^e Diel gr5^ a\^ im $flan jenreid^e , fd^n aM bem einfad^en ®runbe, meil ber S^itvUftptt, entf^)red^cnb feiner t)iel mannid^falti^' geren unb öoUfommncren Sebenötl^fitigleit, ftd^ in Diel mel^r öcrfd^iebe- nen SRid^tungen biffereujiren unb üeröottfommnen lonnte. Säl^tenb »ir bal^er baö ganje ^flanjenreid^ in fed^i^ Jpauj)tclaffen unb ad^tgel^n eiaffen eintl^eilen tonnten, muffen mir unter ben fed^^ ©tdmmen be« 21^ierreid^« mcnigftenj^ jwanjig ^au^)tclaffen unb öierjig biö fünf jig Klaffen unterfd^ciben. (SSergl. @. 452.) Unter ben fed^iS Jpauptgntp|)en ber cd^ten 3:]^iere ober 5Wetttjoen tritt junäd^ft ber ^auj)tftamm ber ^flanjentl^icre atten übrigen, allen SBilaterien ober jtoeifeitigen S^l^ieren gegenüber. SBalb »erben biefe ^flaujentl^iere mit bem filteren SHamen Zoophyta ober Phytozoa, balb mit bem neueren Flamen Coelenterata ober Goelenteria bejeid^» net. SRan fonn unter ben ^flangcntl^ieren brei ^auptclaffen untere fd^eiben: bie Urbar mt liiere (Oastraeadae), bie ©d^mammt^iere (Spongiae) unb bie 9leffelt]^iere (Acalephae ober Cnidariae). 29* 452 xvni. über bie 20 ^aitptclaffen unb 40 (Slaffen beö ^imdäii. ^ünpUiafftn hu Cloffnt t;i|ierreic^6. 0||{(lniiattf4rr Harne ber l;^irr(loffcii. A. ^fltminMfitxt Zoopkyta (CoeUnteria) B. Snmtliete Hehiiifkes c. Sei4it|tete MoUisea (Malacia) D. etemtlfiere Bekiif4ema (EttflUu) E. CHieberUtete Artieilato (Arthrotoa) Yertokrato I. Gastraeadae n. Spongiae ni. Acalepbae IV. Acoelomi | y. Scolecida | VI. Himatega | VH. Tuiiicata Vm. Conobades IX. Cochlides X. Tenthodes XL Proteftrellae Xn. Antheftrellae} 'Xm. Theoestre Uael XrV. Annelida | XV. Cruftacea { XVI. Tracheata XVn. Aerania XVnL Cjclostoma XIX. Anamnia XX. Amniota { { 1. Uibarmt^ierc 2. 6<4tpftmme 3. ^olppen 4. Si^imquaQcn 5. 6taaUquaIIen 6. 5(ammquaIIen 7. jtotaflcn 8. Umütmer 9. 91atttDümer 10. Stunbtoürmer 11. IRäbert^ieu 12. €terntpünner 18. 9lo4tbieu 14. 9(Tmfä$eT 15. aXantcU^iete 16. aXuf^etn 17. €^ntdtn 18. ihatfen 19. 6eeflctne 20. 6eefhra^ten 21. eeelilicn 22. 6ecrno4pen 28. €eei0e( 24. Ceegurfen 25. <&0cl 26. SoTflcntpfitmer 27. Stxtbimtxt 28. 6(^Ubtbiere 29. UduftTdbrer 30. Xaufenbfügcr 31. Spinnen 82. Snfecten 33. e^äbeSofe 34. StunbrnftuUr 35. %mt 36. $utd^f{f<(e 37. ^ur^e 38. 64Iei<^T 39. Söge! 40. eh\x%ttffitxt 1. Gastraeadae 2. Spongiae 3. Hydnisae 4. Medotae 5. Siphonophorae 6. Ctenophorae 7. CoralU 8. Arcbelminthea 9. Plathelmintbes 10. Nematelminthea 11. RoUtoria 12. Gepbyrea 13. Brjotoa 14. Bracbiopoda 15. Tnnicata 16. Acephala 17. Cochlides 18. Cephalopoda 19. Atteriae 20. Ophiarae 21. CriDoida 22. Blaftoida 23. Bchinida 24. Holothuriae 25. Hirodinea 26. Chaetopoda 27. Carides 28. Aipides 29. Protracheata 30. Myriapoda 31. Arachnida 32. iDsecU 33. Aerania 34. Cjclostoma 35. Pisees 36. Dipneiista 37. AmphibU 38. Reptilia 39. Atcs 40. Mammalla xvra. 9ftonop^9letif(^et 6tQmmbaum bc4 ^icnei^d. 453 Yertobnitft Anmiota Artieilalft (OTebert^iete) Anamni» Crustaoea Tracheata Eehiiodem» (etetnt^icte) Thecestrellae Anthestrellae Annelida Protestrellae Scolecida ZoopbytA (Coelenteria) $^an§ent(tcrc SpoDgiae ^^^P^ Gaftraeadae Coelemteiia Gastraemon (Gastraea monaxonia) (Sinnige (»aftxha Cyclostoma MoUnsea (Sci^t^iere) Teuthodes Acraoia Tunieata Cbordonia Helviifkes (Sumit^iete) CoeJomati Acoelomi Helmüithef BUateri» Gastraedii (Gaitraea diplenra) 3tt>eifciti0e ^ofhaa Conchades CochHdes Himatega Gastrae* 454 Diganifation bn Vflan^ent^ieic. XVIIL 2)ie iltefien Soopl^^ten ftnb bie @aflraeaben, an bie ftd^ fotool^I bie nie« berften @pongien, als aud^ bie nieberften Scalepl^ unmittelbar am fd^Iie^en. S)ie l^öJ^eren formen ber ^angentl^iere gelten bagegen meit auSeinanbet unb entfernen ftd^ ebenfo loeit t>on ben SUaterien. Set allen Stiaterien, b. 1^. bei aSen ed^ten Silieren, nad^ 9u^ fd^lu^ ber ^flanjenti^ere unb Urtl^ere, befielet ber inbit)ibuelle Stbxptt (— bie ? erf on — ) urf|)runflUd^ au8 gtoei f^mmetrifd^ gleid^en ^dlften, ben (^genftudten ober intimeren; bie redete {)älfte ift ia^ ©piegelbilb ber linlen. 93ei ben ^flanjentl^ieren l^ingegen ift baiS nid^t ber gaU. »ei ben «effeltl^ieren ifl ber Ädrper ^ftral^ig ober rabidr" , aud minbeftenS Dier $aar intimeren gufammengefe^t ; bei ben @d^tt)ammt]^ieren unb Urbarmtl^ieren lönnen uberl^aupt nod^ leine intimeren unterfd^ieben »erben, gcmer »erben bei faft aDen a3Ua= terien (— nur bie niebrigften Sformen aufgenommen — ) bie Dier »er* fd^iebenen i^ndionen ber ßmdl^rungdtl^gleit : Skrbauung, Slut« Umlauf, Stimmung unb 9udf d^eibung , burd^ Dier ganj Derfd^iebene Drganf^fteme betoerffteUigt, burd^ ben S)arm, bad Slutgefd^f^ftem, bie Sltl^mungdorgane unb bie {^amapparate. 93ei ben ^angentl^ieren bagegen ftnb biefe f^nctionen unb il^re Drgane nod^ nid^t getrennt, unb fie »erben fämmtlid^ burd^ ein einjigeS @9ftem Don ßmdl^rung^ canälen oertreten, burd^ bad fogenannte ©aftrocanalf^ftem ober ben coelenterifd^en S)armgefä^a))parat. 3)er 3Runb, »eld^er jugleid^ 9fter ift, fül^rt in einen 3Ragen, in »eld^en bie übrigen ^ol^lräume beS ^5rperi§ offen einmunben. 3)ie Seibei^l^ol^le ober boS Soelom, »eld^efS ben l^5l^eren oier SD^ierftdmmen julommt, fel^lt ben S^o}fli)t)ttn nod^ odQig, ebenfo bai^ SSlutgefd^f^ftem unb bai^ 93lut, ebenfo atl^mungdorgane, Stieren u. f. ». SlDe ^flanjentl^iere leben im 3Baffer, bie meiften im SReere. 9lur fel^r »enige leben im ffifeen SBaffer, ndmlid^ bie ©ftfetoafferfd^iodmme (Spongilla) unb einige Urpol^pen (Hydra, Cordylophora). (Sine $robe oon ben jierlid^en blumendl^nlid^en formen, koeld^e bei ben $f[anjentl^ieren in größter 3Wannid^faltlgfeit oorfommen, giebt Jaf. Vn (@. 456). 2)ie reid^fte fjülle oon |)rdd^tigen unb lounber* XVin. UtbarmtHete oUx öafhaaben. 455 DoDctt ©cftaltcn flnben »ir namcntlid^ in ber Jpau^)tclaff c bcr Slcffcl^ tl^icrc, unter bcnen bte fcftft^cnbcn ^ol^pcn unb Sorattcn cinerfcttö, bie frei fd^koimmenben 3Rebufen, ®tpl^onopl^oren unb Stenopl^oren anbererfeitö um ben $reid ber @d^5n]^eit tt)ftteifem. SSon ben brei ^au^)tclaffen ober ©tammdften ber ^flangentl^iere geid^nen fid^ bie Sleffeltl^iere burd^ bie eigenti^ämUd^en fUeffelorgane il^rer^aut au«; bie ©d^toämme l^ingegen burd^ il^re d^arafterifti- fd^en ^autporen; bie Urbarmtl^iere befl^en tpeber bie SHeffelorgane ber erfteren, nod^ bie Jpautporen ber legieren. Semer flnben »ir bei ben 9leffeltl^ieren meiftenS um ben 3Runb l^erum einen Äranj öon fjül^lem ober Sentofeln, bie fotool^I jum Saften, toie jum ©reifen als f$angarme bienen. S)iefe S^entaleln feilten fomol^l ben @d^tt)ammtl^eren ti)ie ben Urbarmtl^ieren. 2)ie erfie Jpau^)tclaffe ber S^opl^^ten, bie fleine ®ru^)pe ber Urbarmtl^iere (Gastraeadae), ift aud ben oben angefül^rten ©rün- ben als bie gemeinfame urfprunglid^e ^tammgru))pe nid^t allein aller ^anjentl^iere, fonbem uberl^aupt aller ed^ten 2:i^iere ju be« trad^ten. JDenn bei atten ed^ten Silieren ober 3Retajoen beginnt ja bie inbiDibueQe ßnttüidtelung beS Stbxptx^ mit ber 93ilbung einer maleren ©aftrula. SluS biefer l^bd^ft mid^tigen 3:]^atfad^e muffen mir nad^ bem biogonetifd^en ©runbgefe^e ben @d^lug giel^en, ba^ bie gemeim fame, uralte, Idngft auSgeftorbene Stammform beS SD^ieneid^S, bie ©aftraea, t^ner ©aftrula im Sßefentlid^en gleid^ gebilbet mar: ein einfad^er, länglid^ runber, bed^erförmiger Äörper mit einer Slye, beffen 3Ragen]^5]^le burd^ einen SRunb nad^ au^en geöffnet unb beffen 3Banb aus gmei 3cQtnf d^id^ten , ben beiben primären Keimblättern , gu^ f ammengefet^ mar (^g. 20 1, K, ®. 448). Su^er biefer fd^mimmen^ ben ]^9pot]^etifd^en ©aflraea mäffen mir aber gu ben ©aftraeaben oud^ nod^ einige merlmfirbige lebenbe $flangent]^iere t>on einfad^fter Organifation red^nen, bie G^emarien unb $]^))femarien. S)ie S^emarien ober S)ic9emiben, mit ber etngigen ®attung Dicyema, finb Heine @eetl^iere, meldte fd^maroj^enb in ben 9lieren ber Gepl^alopoben ober j^raden leben. 3Bie (Sbuarb oan adeneben 456 Vflan^ent^iere (d^oelentetien ober 3oo|»^9ten). xvm. über bie {^au^tclaffen unb klaffen ber ^anienü^iere. Cliaradrre Claffen €mt tSatttttig (ober ttnterelaffen). aU 6eifpiel. - f 1. Gastraemones Gastraea 1 ^Pflanjent^ieu o^ne I. Uthatmfiittti ^auti^oien unb o^ne 2. Cyemaria Dicyema Oastraeadae 9{e{T(l)eaen (®ruiib« ^ fom einayig). 1 3. Protascones Protascufl i 4. Physemaria Haliphysema ' 1. Myxospongiae Archispongia 2. Calcispongiae Olynthns II. e^iDümme V^an^tnt^itxt mit Spon^ae ^aut))oun, o^nc , 3. CeraspoDgiae Eutpongia ober 9}e{Tel|eaen (d^runb^ 4. RhapbiBpongiae Spongilla Porifera form cinofig). 5. Phloeospongiae G«odia i 6. Hyalospongiae Euplectella 1 1. Hydrusae Hydra TW cn^iv^tfitf ff... $flangent^iere o^nc III. neffett^iere Aealephae ^ f>h#r ^autporett, mit 9ltf{tU 1 gcQen ((^Tunbfom { 2. Mednsae 3. Siphonophorae Aarelia Physalia VVCI Ciidariae 1 fira^Iig ober freu$« 4. Ctenophorae Cydippe [ 5. Coralla Actinia neuerlid^ gezeigt l^at, finb biefdben aU eine eigent]^&mli(^e @laffe ober Drbnung ber ©aftraeaben ju 6etra(]^ten, audgejeid^net baburd^, bag eine gro^e @ntoberm»3(Q^ ben ganjen SRagenraum erfüllt. SHe $]^9femarien gleid^en ber Sdcula, ber feftji^enben ^[ugenbform ber @pongien unb 9calep]^en. S)a fotool^I bie Sd^koamm« tl^iere als bie ÜUeffeltl^iere bei il^rer @nttt)i(telung m^ bem @i eine ed^te ®oftrula«gonn burd^laufen, unb ba bie nieberften 3le))rdfen« tauten beiber {^au^tclaffen ber entfpred^enben pl^^logenetifd^en @tamm« ikt.yi. XVin. Utbtttmtjiere ober ©aflfäaben. 457 form ber ©aftraea nod^ fel^r nal^e (teilen, fo ift vorläufig bie ^^po« ü^efe gefiattet, bag beibe $au))tclaffen aud einer unb berfelben aud« florbenen Stammform entfprungen feien. S)iefe l^^potl^etifd^e @tamm» form loürbe ber sprotaScu« fein, ber im ®runbe Jlid^tö Änbere« ift, als eine feftgefe^te @aftraea. 2^re fr&l^e ß^fteng koirb koal^r» fd^einlid^ burd^ bie SiScuIa, t^e ontogenetifd^e @nttt)i(telungi$'$orm, koeld^e fokool^I bei ben Sd^koammtl^eren mie bei ben 9leffeltl^ieren gu» nid^ft aud ber ®aftrula ]^en)orge]^t. ÜHad^bem ndmlid^ biefe ®aftrula eine S^tlang im 3Baffer uml^ergefd^ioommcn ift, finft fie ju »oben unb fe^t pd^ bafclbft feft. 2)ie a«cula, »ie »ir biefe feftp^enbe Sugenb« form nennen, ift ein einfad^er ©d^laud^, beffen Jpöl^Ie (bie SKagen» l^öl^le ober ©arml^öl^Ie) fid^ an bem oberen (ber bafalen anfaj^ftette entgegengefe^ten) $oIe ber 2ängdajre burd^ einen 3Runb nad^ äugen dffnet. 2)er gange Sibxptt ift l^ier geioiffermagen nod^ 3Wagen ober S)arm, koie bei ber ®aftrula. 2)ie SBanb beS @d^Iaud^ed, bie Mxptx^ toanb unb gugleid^ S)armkoanb ber Sdcula ift, befielet aud gkoei 2^^^^ fd^id^ten ober 931&ttem, einem flimmembem @ntoberm oberS)arm« blatt (entf:^red^enb bem inneren ober oegetatioen j^eimblatt ber l^bl^eren 3]^icre) unb einem nid^t flimmemben ©jcoberm ober ^autblatt (ent* f:pred^enb bem duneren ober animalen j^eimblatt ber l^dl^eren Sil^iere). i^reilid^ ift bie 9lrt unb SBeife ber 9[i^cula«93Ubung bei ben @d^koamm« tigeren unb 9lef[eU]^ieren etioad oerfd^ieben, unb ed I5nnen baraud aud^ ®runbe für bie entgegengefe^te ^^potl^efe abgeleitet koerben, ba^ Sd^mammtl^iere unb 9leffelt]^iere unabl^dngig oon einanber aud oer^ fd^iebenen ©aftraeaben entfprungen finb. Sokool^l bie frei uml^erfd^koimmenbe ®aftraea ali^ aud^ ber feft» P^enbe ^rotai^cud koerben kodl^renb . ber laurentifd^en ^eriobe burd^ gal^lreid^e oerfd^iebene (Gattungen unb 8rten k)ertreten gekoefen fein, bie koir atte in ber 3oo|)]^9ten*®[affe ber Oaftraeaben gufammen« faffen fönnen. 30(5 einen legten, koenig oerdnberten Ueberreft biefer ®aftraeaben^ klaffe Knnen koir bie l^eute nod^ lebenben Gattungen Haliphjsema unb Gastrophysema betrad^ten, bie id^ alÄ Stoffe ber Sd^laud^tl^iere (Phy semaria) begeid^ne. @ine genaue SBef d^reibung 458 @on „Qvdm Wirten'' im @inne ber geaftl^nlidren S^ftemattiC fiberl^aupt nid^t \ptt6itn lann. ^ier giebt ed nur fd^koanlenbe f!rormen»9flei]^n, todö^t il^re @))eciei^»t^orm nid^t einmal auf bie ndd^flen ^lad^Iommen rein Der« erben, fonbem burd^ Sn^affung an untergeorbnete dunere @]riften)« Sebingungen unaufj^ftrlid^ abdnbem. $ier fommt ed f ogar l^dufig Dor, ba^ ans einem unb bemfelben @to(te oerf d^iebene Srten l^eroonoad^fen, toeld^e in bem ublid^en @9fteme gu mel^reren gang oerfd^iebenen (Sat» tungen gel^ftren; fo ). 93. bei ber merAoürbigen Sdcometra. S)ie gange dunere j(örper»@eftalt ift bei ben JSaUfd^mdmmen nod^ Diel biegfamer unb fl&ffiger atö bei ben ^efelfd^koämmen, Don mliim fie fld^ burd^ ben 93efi^ Don AaKnabeln unterfd^eiben, bie ein gierlid^eS @lelet bilben. 9Rit ber größten ^id^erl^eit Id^t fld^ aud ber Dergleid^enben Snatomie unb Ontogenie ber JSallfd^koämme bie gemeinfame Stammform ber gangen ®ruppe erlennen, ber fd^laucJ^firmige OlynthuB. Sud bem Ol^ntl^ud l^at fid^ gundd^ft bie Unter * Drbnung ber Sdconen ent^ koidtelt, aus koeld^en bie beiben anberen Unter^rbnungen ber Aaß« fd^kodmme, bieSeuconenunb@9conen,erft fpdter atö bioergirenbe Skoeige l^erDorgegangen ftnb. Snnerl^alb biefer Unter4Drbnungen Id^t fid^ loieberum bie 2)efcenbeng ber eingelnen ^formen ©d^ritt für Sd^rttt oerfolgen. @o beftdtigen bie ftaltfd^todmme in {eber Segiel^ung ben fd^on frül^er oon mir audgefprod^enen @a^: „S)ie gange SHaturge» fd^id^te ber @pongien ift eine gufammenl^dngenbe unb fd^Iagenbe 93e» »eiöfü^rung für ©anoin." *") SBiel formenreid^er, mannid^faltiger unb l^dl^er enttoidtelt atö bie @pongien unb ®afhraeaben, ift bie britte ^au^tclaffe ber fangen« tl^iere, bie 9lef f eltl^iere (Aoalephae ober Cnidariae). SSir unterfd^ei- ben in biefer ^au^)tclaffe folgenbe fünf ßlaffen: 1. 3)it^olXfptn (Hjdrusae), 2. bie Sd^irmguallen (Medasae), 3. bie @taat8- XVin. WefftU^iere ober ^faUpf^tn 461 quallen (Siphonophorae), 4. bie JfammquaUen (Ctenophorae) unb 5. bie J(oraUen (Goralla). Sdi^ bie gemeinfame Stammform ber gonjen ®ru{)))e ift bie Idngft auSgeftorbene Archydra ju be« trad^ten, ein Heiner mariner „VLxpolXfp'* , toeld^er in ben beiben nod^ l^te lebenben Sfi^teaffer^^ol^pen (Hydra unb Cordylophora) jtoei nal^e SBertoanbie l^interlaff en l^at. S)ie Archydra mar ben ^l^^f emarien unb ben einfad^ften @pongiensf$ormen (Archispongia unb OlynthuB) n^al^rfd^einlid^ fel^r nal^e Dermanbt, unb unterfd^ieb ^äi ion il^nen mefenflid^ rnffi, nur burd^ ben 93efi^ ber Sleffelorgane unb ben SRangel ber ^aut))oren. 9ud ber Archydra enttüidtelten ftd^ gunäd^ft bie Der« fd^iebenen ^i^broib^^ol^en, Don benen einige gu ben Stammformen ber Äoratten, anbere gu ben Stammformen ber SRebuf en lourben. äuä Derfd^iebenen 3tt)^0^ ^^^ festeren entttidelten ftd^ fpdter bie Stpl^o« no))]^ren unb Stenopl^oren. S)ie Sleffeltl^iere unterfd^eiben fid^ Don ben Sd^tt)dmmen, mit benen fie in ber d^arafteriftifd^en Silbung bed emdl^renben @anaU f^ftemS n^efentUd^ übereinftimmen, indbefonbere burd^ ben SRangel ber ^aut))oren, fon)ie burd^ ben beftdnbigen 93e{i^ ber 9leffeIorgane. Sias finb Heine, mit ®ift gefoate Slddd^en, toeld^e in großer angal^l, meifl gu Dielen 5Kittionen, in ber ^aut ber Sleffeltl^iere Dertl^eitt pnb. Sie bienen atö SBaffen, inbem {ie bei Ser&l^rung aud berfelben l^er« Dortreten unb il^ren giftigen S^^alt entleeren. ai« bie dltefie unb nieberfie unter ben fünf ©äffen ber SleffeU tigere ift biej[enige ber fleinen ^ol^pen (Hydrosae) gu betrad^ten. Sie unterfd^eiben ftd^ Don einem ^oia&oxS ober einer feftfi^enben ®afhraea D)efentlid^ nur burd^ il^re 9lef[elorgane unb burd^ einen Jhang Don t^lem ober Sentaleln, ber ben 3Runb umgiebt. 9Benige leben ifolirt ald eingelne ^erfonen; bie meiften bilben burd^ Jhioi$))ung St5d(« d^en, bie aud Dielen ^erfonen gufammengefe^t finb. Sold^e finben fid^ überall auf bem SReeredboben fefigetoad^fen unb gleid^en gierlid^en 93dumd^en. 3>ie nieberften unb einfad^ften Sngel^örigen biefer @[affe finb bie Heinen Sü|kDaffer))ol9))en (Hydra unb Cordylophora). Siir Ibnnen fie aU bie koenig Derdnberten 9lad^Iommen {euer uralten 462 Voippeti, «Webufen, €ip6onopboreii. XVIII. VirpolXfp^n (ArchydrÄe) anfd^en, meldte »dl^renb bcr ^rimorbial» jeit bcr flanjcn SlWI^cilung bcr Slcffcltl^icrc ben Urf|)runfl gaben. 5)cr mcrfwürbige, ftbcrall in unfcren Sctd^en ocrbrcttcte gcmrinc ©üfe^ waffcr^)ol9p (Hydra) flcl^ftrt »cgcn fcinciJ einfallen t^pifd^cn S3auci5 unb »cflcn feiner großen Sl^eilunfldfdl^lflfelt gn ben intereffanteften nieberen S^l^ieren. 2)ie gtoeite Älaffe ber Sleffeltl^iere bilben ble fd^önen Sd^irm« quallen ober!Webufen(Medu8ae). (Saf. VII, f^g. 8— 12.) Sie Pnb in oDen SReeren Derbreitet unb erfd^elnen oft an ber Oberfläd^e fd^mimmenb in ungel^euren ©(^mannen. S)te meiften ©d^irmquaQen l^aben bie gorm einer ®\odt, eineiJ ^utpilge« ober eine« Sftegenfd^irm«, Don beffen Slanb Diele garte unb lange gangfäben l^erabl^dngen. @ie gel^ören ju ben fd^önften unb intereffanteften SBetDOl^nem beö ÜReereS. ßinige erreid^en eine anfel^nlid^e ®rö^e, bid gu einem 3Reter 3)urd^« meffer. 3)abei befleißt aber il^r burd^fid^tiger, glasartiger A5rper faum au« einem ^ojent tl^ierifd^er ©ubftanj, au« 99—99*/, ^rocent @eeiDaffer. 3^re merftofirbige SebenSgefd^id^te, indbefonbere ber Der«^ midtelte ©enerationdmed^fel ber ^ol^^n unb SRebufen, liefert und fel^r U)id^tige 3^0niffe für bie Sßal^rl^eit ber Slbfiammungdlel^re. S)enn au« ben eiern ber IRebufen entftel^en meiften« nid^t loieber 3Rebufen, fonbem Dielmel^r ^ol^pen ber Dorigen ©laffe (Subularien unb ©am^ panarien). JDiefe le^teren aber treiben Äno«|)en, bie fld^ ablbfen unb gu SRebufen toerben. äSie nun burd^ biefen „®eneration«iDed^fel'' nod^ i^t tägli^ SRebufen au« $ol^en entftel^en, fo ift aud^ urf))runglid^ ))]^9logenetifd^ bie frei fd^toimmenbe 3Rebufenform au« ber feftft^enben $ol9))enform l^erDorgegangen. 9u« ber klaffe ber ©d^irmquaUen l^at fid^ al« eine britte (Slaffe ber 9leffelt]^iere biefenige ber ))rdd^tigen @taat«quallen entmidCelt (Siphonophora). S)a« {inb fd^koimmenbe Kolonien ober ®töd(e Don SRebufen, bie burd^ 9lrbeit«t]^eilung eine au^rotbentlid^ Derfd^iebem «ttige gorm angenommen l^aben. (SScrgl. äaf. VII, gig. 13 unb bereu (SrH&rung unten im Slnl^ngr fomie meinen Xuffa^ über ^9rbeit«tl^ei' lung in 9«atur unb aRenfd^enleben".)") XVÜL Stenopboreti, ieotaHen. 46S 9tt0 einem anbeten QtotxQt ber @(9^irmquaIIen l^at ft(9^ mal^r< fd^einlid^ bie Dierte klaffe bet 9leffeltl^iere, bie etgentl^ämlid^e ^htfftU lung ber j^arnrnquallen (Gtenophorae) enttüldelt. S)iefe DuaQen, roA^ oft aud^ 9tip:penquaaen ober ©urlenquaKen genannt merben, beft^en einen gurlenfdrmigen Stbx^tt, Doel^er, gleid^ bem Mtiftx ber meiften ®(^rmquaQen, fr^ftaUl^eQ unb burd^fid^üg mie gefd^Iiffened (S)IaiS ift. Sndgegeid^net {inb bie JtammquaUen ober ^Rippenquallen bnrd^ il^re eigentl^ämli(9^en SeioegungiSorgane , nämlid^ ad^t 9leil^en oon rubemben SßintperM&ttd^en, bie mie ad^t SRip:pen Don einem 6nbe bet Singi^^e (i)om ^Shinbe) jum entgegengefe^ten @nbe oerlaufen. %on ben beiben ^aitt^abtl^eilungen berfelben l^aben fid^ bie @ng^ mänbigen (Stenostoma) tool^I erft f|>dter auiS ben föeitmünbigen (Eurystoma) entttrtdelt («crgl. Saf. VU, ^g. 16.) Sine fftnfte Slaffe ber 9leffelt]^iere enblid^ bilben bie fd^önen Sti^* r allen (Goralla). Slud^ biefe ftammen, gleid^ aOen anberen Sfa« lepl^en, oon ^olijpen ober ^^bmfen ab. (S)Ieid^ ben brei oorigen Slaffen leben aud^ bie i(orallen auiSfd^KelUd^ im SReere unb finb namentUd^ in ben toärmeren SReeren bnrd^ eine f^IIe oon jierlid^en unb bunten blumendl^nlid^ Qfteftalten oertreten. @ie l^ei^en bal^er aud^ Slumentl^iere (Anthozoa). SHe meiften {inb auf bem ÜReered« boben feftgeioad^fen unb entl^alten ein innereiS ^alfgerftfte. SSiele oon i^en erzeugen burd^ fortgefe^ted äßad^i^tl^um fo getoaltige @t5(Ie, ba| il^re JSallger&fte bie ®runblage ganjer unfein bilben; fo bie berül^mten ÄoraDen^SRijfe unb SltoDe ber ©übfec, über beren merftoürbige formen ttnr erft bunl^ ©arioin*') aufgefldrt morben finb. 3)ie ©egenftftdte ober intimeren, b. 1^. bie gleid^artigen |)auptabfd^nltte beS Stbxptti^f loeld^e ftral^lenfdrmig oertl^eilt um bie mittlere |)au))ta;re be« Mxp^x^ l^etumfte^, finb bei ben ^oraOen balb ju oier, balb }u fed^d, balb itt ad^t oorl^anben. 3>anad^ unterfd^eiben mir ald brei Segionen bie oierj&l^ligen (Tetracoralla), bie fed^djdl^ligen (Hexacoralla) unb bie ad^t gdl^ligen Korallen (Octoooralla). ^ie oiergdl^ligen ^o^ raDen bilben bie gemelnfame @tammgru|)|)e ber ©äffe, au« toeld^er 464 «ilaterien obet jtoeiWtftige Zf^itxt. XVUL. ftd^ bie fed^f^gäl^Ugen nnb ad^tjäl^Ugen atö jmei btoergirenbe tiefte tnU toicictt ^abcn. (aScrgl. meine „arabifd&en JtoraUen", 1876.)") 2)ie tiefe Äluft, »eld^e bie formenreid^e ®tammflru^)pe ber ^flan^ gentl^iere Don aUen übrigen e(]^ten Silieren trennt, ift aud ben fd^on an« gebeuteten ®rünbcn (@. 454) fo bebeutenb, ba^ »ir biefe leiteten fämmtlW^ d« SBilateria, b.l^. ,, jwrifeitige ober jtoeil^dlftifleS^^iere", Jenen erfteren gegenüber fteDen fönnen. Sei atten biefen SBilaterien — b. \f. alfo bei atten SBurmtl^ieren , SBeid^tl^ieren , ©temtl^ieren, ®Uebertl^ieren unb SBirbeltl^ieren — befielet ber Sibxptx urf|)rüng- lid^, mie beim SRenfd^en, auS gtoei ©eitenl^dlften (@egenftüden ober intimeren), meldte f^mmetrifd^ glei(]^ finb. 2)ie redete ^filfte ober baö redete intimer ift baiJ ©egenjtüd ber linfen. 3« beiben Hälften finben {id^ biefelben Organe, in berfelben Sßerbinbung unb in gleid^er relativer, aber entgegcngefe^ter abfoluter Sagerung. SJal^er toirb bei atten biefen SBilaterien (— im ©egenfafee gu ben ^ßflangen* tigeren—) bie Sagerung atter Äörpertl^eile burd^ brei 8flid^ta]ren ober eutl^^nen beftimmt: Säng^ajce, ^feilajce unb Ouerajte. 2)ie Sdngda;:e ober ^au^ta;:e gel^t ber Sänge nad^ burd^ ben j^ör^er ber ^erfon l^inburd^, oom Dorbcren ^SWunbpoI" gum l^interen „®egen«' munbpol". 2)ie ^f eilajce ober JDidenajce (S)orfoöentrala]ce) gel^t oon oben nad^ unten, Dom SRüdCen^oI ^um 93aud^oI. 3)ie Ouerajre ober @eitenajre enbUd^ (Sateralajre) gel^t quer burd^ ben Sibxifcx l^inburd^, oom redeten gum linfen $ol. S)iefe le^tere 9[;:e ift gleid^oUg, mdl^renb bie beiben erfteren ungleid^oUg pnb. 5)a]^cr finben »ir bei atten Silaterien ober gtoeil^dlftigen Silieren urf:prünglid^ ben ®egenfa^ oon 9fied^td unb Sinli^, oon 9lüdten unb IBaud^, mdl^renb biefer ®egenfa^ ben ^flangentl^ieren ober (Soelenterien nod^ fel^lt. S)ie tiefe jtluft, toeld^e baburd^ gkoifd^en ben Soelenterien unb Silaterien befielet, gel^t biiS gur gemeinfamen Stammform ber ©afhraea l^inab. 9ujS mid^« tigen ®rünben ber Dergleid^enben SntttidRungiSgefd^id^te bürfen toir annel^men, ba| fd^on bie ®aftraea« Sinnen ber Silaterien iene gioei« feltige ©runbform ermorben l^atten, »dl^renb fie ben ©aftraea^SB^nen ber ©oelenterien nod^ fel^lte. (Sßergl. @. 463.) XVin. (Xoeten teilen unb ^Bitotetien. 465 Offenbar fielet bicfcr toid^.tigc Untcrfd^icb in urfdd^Ud^em Qn^ fammcnl^ang mit bcr urfprünglid^cn Scmeflnnflötoeifc bciber ^au^)t=* gntppen beö ^kxxtxii^. 2)ie clltcftcn formen bcr ^ßflanjcntl^lere ober (Soclcntcrien festen fid^ fcft anf bcm 5Kccreöboben , ober fte be- wegten fid^ frei fd^toimmenb im SWeere, ol^ne beftimmte Sftici^tung. Sie bel^iclten in Solge beffen bie einajrige ®runbform bei, »ie jte urfprünglicl^ il^re Stammform, bie einajcige ©aftraea (Gastraea monaxonia) befa§; ober fle erwarben eine frenjajcige, ftral^lige ober robiale ©rnnbform. 2)ie jtoeifeitigen Siliere ober SSilaterien l^in- gegen bewegten fi(]^ t)on 3lnfang an, fd^wimmenb im 3Keere ober fried^enb anf bem SWeereSboben, in einer beftimmten SRid^tnng, bie pd^ gleid^ blieb. 35abnrc]^ wnrbe ber nrfprfingUd^ einaf ige Äörper il^rer ©aftraea^ Sinnen jweifeitig, nnb fd^on bie dltefte gemeinfame Stammform aller SSilaterien mn§ biefe jweifeitige ®mnbform erwor* ben l^aben; fd^on jte befa§ fene d^arafteriftifd^en brei 3tid^ta;ren nnb war fomit eine jweifeitige ober rid^taf ige ©aftraea (Gastraea dipleura). 35ie fünf ©tdmme ober 5ß^qlen beS ^kxxtiä)^, weld^e wir bem=^ gemä§ ate SSilaterien jnfammenfaffen, nnterfd^eiben jtd^ in erfter 2inie fel^r anffallenb bnrd^ bie SBefd^affen^eit be§ wid^tigften aller Organe, beö ©eelen-Organö ober ßentral^Sfleroenf^ftem«. 33ei ben SBnrmtl^ieren (Helminthes) l^at baffelbe bie urfprünglid^e a3e* fd^affenl^eit beibel^alten , wie wir fie bei ber dlteften @tammgrn))))e ber SSilaterien üoranäfe^en muffen, ßö ift ein fogenannteö Url^irn (Protoganglion), ein einfad^er 9tert)enfnoten, t)on weld^em gdben anS= ftral^len, nnb weld^er wegen feiner 2age oberl^alb be<5 SKnnbeö ober ©d^lnnbeä and^ oft alö „Dberfd^lnnbfnoten'' (Ganglion suprapharyn- geum) bejeid^net wirb. 3)iefeS Url^im l^at ftd^ nrf^jrönglid^ an§ einer @d^eitel))latte, an« ber Änfeenfldd^e beS ^antblatteö ber Gastraea dipleura, ber Stammform ber SSilaterien entwidfelt. 38ei ben meiften SBnrmtl^ieren bel^dlt biefe« Url^irn feine nrf))riinglidt)e cinfadt)e SSe^ fc^affenl^eit bei, nnb nnr bei wenigen l^at e« jtd^ weiter cntwidEelt ju einem einfad^en „Sd^lnnbring". 466 xvni. über bic ©äffen unb Drbnungen ber Äcffeltl^iere (Acalephae). Claffen ntfftiWtttt Cegtoneii ber ntfreltlyiere Orbnungen ber tteffeltlytere aU 0eifptel L Hjrdmsae n. Mednsae nL Siphonophorae lY. Ctenophorae T. ftoraSett AnthoEoa 1. ^pbropolppen Hydromenae 2. iloraflpolppen HydrocoraUa 3. 6(^IeierquaQen Craspedotae (Aphacellae) 4. 8a))|>enquaQen Acraspedae (Phcicellotae) 5. 5tnoTf>eIquaIIen Chondrophorae 6. SBIofenquaflen Physcphorae 7. 5teI(^quoQen. CcUyeophorae 8. S^eitmunbige Eurystomae 9. (ingmünbige Stenoitomae 1 10. a^ierfhablide JtoraOen r 22. Tetracoralla \ 23. (24. In. ^c^tjha^Uge ^toraUen I 25. Hydrariae Sertulariae Milleporidae Stylasteridae Anthomedusae Leptomednsae Trmehymedosae Narcomedusae Scyphomedusae Peromedusae Conomedusae Discomedusae VeleUidae Agalroidae Rhizophysidae Hippopodinae Diphyidae [8. Beroidae Oetocoralla 12. 6e(^df}Ta^Uge JtoraOen Hexacotalla |26 127. Saccatae Lobatae Taeniatae CoraUarcha Rugosa Alcyonida Tubulosa €k>rgooida Pennatalida Antipatharia Halirhoda Perforata Eporosa Hydra Plamalaria MiUepora Stylaster Codonium Aequorea Aglaura Aegioa Lucemaria Periphylla Cbarybdea Aurelia Velella Agalma Rhizophysa Hippopoditts Diphyes Beroe Cydippe Eucharis Cestnm Protocorallium Stauria Alcyonium Tubipora Eucorallium Pennatula Antipathes ActiDia Madrepora Astraea XVIII. Stammbaum ber fffeffett^iere. 467 Ctenopherae Taeniatae Lobatae Saccatae Stenostomae Enrystoiiuie Tracbymedasae Cbondropborae Physopborae Caljcopborae Mednsae Discomedusae Peromediuae Antbomedusae Leptomedüsae Conomedusae Scyphomedasae Narcomedusae Cnuspedotae Acnu^edae CoraÜA Hjdrostoma Octocoralla Hezacoralla Scypbostoma Hjrdrariae Tetracoralla Hjdrocoralla Hydra Hydroroenae (Poriferae) Hjrdmsae Arcbydra Aealephae ProtospoDgia PliTBeniJUilae Ualipbysema Arcbydra Cfenariae Dicyema GastraeadAe Gastraemon Oagtraea 30* 468 xvm. aber bie (Slaffen unb Orbnungeh ber Sßurmtl^tere (Helminthes). ^ttnptcloffett ber tDurmt^irrr Claffen ber tDttmtt^iere Orbnttngeii ber ttttnnt^iere Ctne €(aHttiifl ale 6etfptel L ^[coetoiitier Aeoelomia n. Qkoltdbtn SeoleddA ED. ^inuttcgttt Hinuilegii lY. 2:itiiicateti Tmilcata 1. Umütmer Archelminthes 2. ^latttoürmer Piatkeiminthet 3. 9iäbert^iere Rotatoria 4. 9iunbn)ürmec Nemathelminthes 5. iere ober <)elmint(^cn. XVUI. l^öl^le gebilbet. Q^ gel^dren bal^in bie fejtfl^enben ^(dctbien, unb bie frei f(!^kotininenben ©attungen Pyrosoma, Doliolum unb Salpa, t)on bcncn Sebc eine bcfonbcrc Dtbnung rc^jrdfcnttrt. SBal^rcnb fo ücrf^iebcnc ©oclomatcn-Sweigc be« ötclgeftolttgcn Sürmer^tammei^ uniS tnel^rfad^e genealogifd^e Snlnüpfungdpuntte an bie t)ier l^öl^eren ^ierfidmme bieten unb loid^tige pl^qlogenetif^e Snbeutungen über beren Urfprung geben, jeigen anberfeitd bie niebe« ren acoelomen Sßärmer nal^e SSenDanbtfd^aftd^^Segiel^ungen )u ben ^angentl^ieren unb [teilen offenbar ben ©aftraeaben no^ fel^r nal^e. @e]^r mid^tig ift in biefer Sejiel^ung t)or SlUem ber !Dlangel bea^ VLxfjixn bejt^t; befonber^ aber flimmen alle überein burd^ ben oölligen SRangel ber ilörper«®liebcrung ober SReta* meren^99ilbung, mie mir fie bei ben l^bl^eren Silieren meifteniS oorpnben. 2)urd^ il^ren einfad^en ungeglieberten 2eib unterfd^eiben jtd^ bie SBurmtl^iere namentUd^ auffallenb oon ben SRingelmünnem ober Slnneliben, bie biöl^er meifteniS ju il^nen gered^net mürben, aber oielmel^r gu ben ©liebertl^ieren gel^ören. @rft mit ber ©lieberung tritt bie SRogUd^feit einer meit öollfommneren Drganifation ein, mie mir fie oor Sitten bei ben ©Uebertl^ieren unb SBirbeltl^ieren finben. n. ^üäftffitxt, etentt^iere, ©liebert^iere. €tamm ber ^tiäftffitn ober ORoaudfen. ^rei ^auptclaffen ber Sei^tt^iere: 6<^ne(fen ((^o^Uben). 9)fliif(^eln (CLonc^aben). Stxadtn (Cef>^aIopoben). 6tamm ber €ternt^iere ober (Sd^inobermen. 9tbf}ammung berfetben bon ben gcgtieberten Stürmern (^anjertoürmern ober V^roft^elmint^en). (S^eneration^n)e(^feI ber C^ino« bermen. 6e4d Glaffen ber@ternt(iere: @eef}erne(9(flcribett). €eeflra^Ien (Op^iuren). Ceelilien (C^rinoibett). 6eefno4pen (Slafloiben). Seeigel ((S<^iniben). ^ee^urfen (^otot^urien). @tamm ber ®Iiebert^ierc ober ^rticulateti. ^rei ^auptdaffen ber ®Iiebertbiere: (Ringeltbiere ober ^CnneUben ((Sgel unb ^orfienmürmer). ^ruflen^c tbiere ober (Iruflaceen (jtrebdt^iere unb €(^ilbt^iere). Suftrot^rt^iere ober Zxa» c^eaten (fprotra^eaten, SRpriapoben, ^rad^uiben, Snfecten). itauenbe unb fau« genbe 3nfecten. Gtammbaum unb (S>ef4i(^te ber aä^t 3nfecteu6rafieAta 4. ^interfiemer Opisthobranchia 5. Sungenfc^netfcn fWmoncUa 6. 6(!^aufclf<^ne(fen Scaphopoda 7. 9Ruf(^eln obne Ättphonia 8. Wufcbetn mit ^tbemrö^ren Siphoniata 9. €a(ff(^ne(fen Saccomorpha 10. S(offenf((ne(fen Pteropoda II. IBicrfiemige 7V/ro6raneAui 12. 3^^i^*^nitge Dibranchia 1^- 3. 4. 5. 6. 7. 8. Yeligerina Chitonida Cbiastoneara Ortboneara Heteropoda Tectibranchia Nndibranchia Saccoglossa Branchiopneusta Nephropnetista Dentalida 12. Palaeoconchae 13. Monomyaria 14. Najades 15. Disiphonia 16. Ghimosiphonia 17. Inclusa { { f9. \10. {■■■ ( { |l8. { ! { Veligera Chiton Fissnrella Murex Carinaria Aplysia Doris EIjsia Lymnaeas Helix Dentalium Area Ostrea ünio Teilina Solen Teredo Entoconchida Entoconcha 19. Propteropoda 20. Thecosomata 21. Gymnosomata 22. Protbeutides 23. Polyolenae 24. Decolenae 25. Octolenae Conularia Hyalaea Clio Orthoceras Nautilus Sepia Octopus XIX. €taum6aum ber SBeit^t^iere obet Sl^oKudfen. 481 C^astropoda ^o^lenfd^nedfett Prosobranchia Sorberfiemer Palmonata ^ungenfci^netfen CephalopodA Sttadm Dibranchia Stoeifiemet Opisthobranchia ^intervenier PteropodA Srtoffenfd^neilett Scaphopoda ^d^onfelff^itetfeti Acephala aXitfd^ebt SiphoDiata Sippomufd^eln Asiphonia @ip6oIofe Tetrabranchia IBierfiemer Saeoomorpha Plaoophora Ides ^tieifeti Veligera PromoUiisGa Surmt^ere Helminthes Gastraea ^acifcl, 9tatnrL 6(^ö))fuii0d9<{(^ 7. VufL 31 482 6tamme«gefd^i(4te htx 99ei((t^iete. XIX. totr aUc brd |)au|)tcla|fcn bcr SBc^tl^icrc neben einanber öerftelnert t)or, unb bieS bcioetfl beutU(]^, in Uebereinfttmmung mit öielen an- beten 3«iflni|fen, ba| ber 2Bei(]^t]^ierjlamm bamatö f(]^on eine md(]^tige äuSbilbunß errei(]^t l^atte, atö bie I^JI^erenStdmme, namentli(]^ ©lieber^ tl^iere unb SBirbeltl^iere, faum über bcn Seginn il^rer ]^iftorif(]^en (Snt toidelung l^inau« toarcn. 3n bcn barauf folgenben ß^taltern , be* fonberö aund(]^ft im pximäxtn unb »eiterl^in im fecunbdren ßeitraum, bel^nten ^ä^ biefe l^öl^eren ©tdmme mel^r unb mel^r auf Äoften ber 3Rottu8fen unb SBürmer au8, toeld^e il^nen im ÄanH)fe um baS 2)afein ni(]^t getoad^fen toaren, unb bem entfpre(]^enb mel^r unb mel^r al^nal^men. S)ie ie^t no(]^ lebenben SBei(]^t]^iere unb SBürmer finb nur als ein öerl^dltni^md^ig \äimaäitt Sfteft Don ber md(]^tigen fjauna ju betra(]^ten, »e^e in primorbialer unb i)rimdrer S^t ^"^^ ^^^ ^^i' beren ©tdmme gang übertoiegenb ]^errf(]^te. (93ergl. Saf. VI nebfi erfldrung im Slnl^ang.) 3n feinem Sil^ierftamm jcigt jtcl^ beutU(]^er, al§ in bem ber 3Rottu§Ien, »ie Derf(]^ieben bcr SBertl^ ift, ©e^en bie aSerfteincrungen für bie ©eologie unb für bie ^l^jjlogcnie bep^cn. 5ftr bie Geologie pnb bie Dcrf(]^iebcnen arten ber öcrfteinertcn SBei(]^t]^ierf(]^alen öon ber größten Sebeutung, toeil biefclben als „£eitmuf(]^eln'' öortrejflicj^e ©ienfte jur ©^arafteriftil ber Derf(]^iebcnen ©(]^i(]^tengru|)i)en unb il^rcS relatiDcn 8(lter8 leiften. %vix bie ©tammeSgcf(]^i(]^te ber 3RoI* luSfen bagegen befl^en pe nur fel^r geringen SBertl^, toeil pe einer» feitS Ä5ri)crt]^eile »on ganj untergeorbneter morp]^ologif(i^erSebeutung pnb, unb toeil anbererfeits bie eigentU(j^e entwidelung beS ©tammeg in bie dltere ^rimorbialjeit fdttt, au8 toe^er unS feine beutli(]^en Scrfteinerungcn erl^alten pnb. 3Benn toir bal^er bcn Stammbaum bcr ÜRottuSfen conpruiren tooHen, fo pnb toir üorjugStoeife auf bie Urfunben ber Äeime8gef(]^i(]^te unb ber öerglei(]^enben Anatomie an» geU)iefen, auS benen p(]^ ettt)a f^oIgcnbciS ergiebt. 8(tö bie eigentli(]^e ^avüpU ober @tammgru|)))e ber SRoUuiSfen l^abcn toir bie ^au^)tclaffe ber ©(j^neden (Cochlides) anjufcl^en. ?luö il^r l^abcn ^ij toa\)x\ij^n\xäi bie aJlufd^cln hnxä) rüdtfd^rcitenbe, XIX. 6tamm0nip)>e bet €<^netfen. 483 bic Äradcn umgcfd^rt butd^ fortf(]^rcitenbc Umbllbunß cntnrtdclt; crftcrc l^abcn bcn Äopf üerloren, leitete bcnfclbcn l^l^cr auj^ebilbct. S)ic |)ait|)tclaffc bcr ©(j^ncden gcrfftDt In fünf (Slaffcn, bic tro^ fcl^r t)erf(]^iebenaTtiger unb mannigfaltiger SuSbilbung b\xx6i x\)xt gemein» famc 3ugenbform al§ nd(]^ftoertt)anbtc Kbfömmlinge einer uralten gemeinfamen Stammform jid^ auStoeifen. S)iefe l^jjpotl^etif (j^e , feit SRiDionen öon Salären auSgeflorbene Stammform, bie Urfd^nede (Veligera ober Procochlis) »irb toefentUcJ^ Don berfelben Sefd^affen« l^eit gewefen fein, toie bie intereffante ©egeüaroe (Veliger), bie l^eute nod^ in ber j^eimedgefd^icj^te ber jneiften SRoQuöIen oorfiber« gel^enb erfd^eint. Sl^ren SHamen trdgt bie ©egellaroe öon einem großen flimmemben gtt)eila^)|)igen „®tQÜ** ober „Sftdber» Organ" (Velum), tteld^e« auf ber ©timfldd^e beö jungen SBeid^tl^iere« erfd^eint, »fil^ renb ben fRüdtn eine Keine na^)fförmige ©d^ale bedtt. aiö Ältefle SBeid^tl^iere , »eld^e ber gemeinfamen Stammform aUer SRoKudlen am ndd^ften ftel^en, Ibnnen entn)eber bie 3^ugo» brand^ien (Fissurella) ober bie nal^e oenoanbten $laco)) Igoren (Chiton) angefel^en »erben. 2)iefe legieren, bie ^lattenfd^nedten (Placophora), ©erben |e^t al« eine befonbere Älaffe betrad^tet, aui^ gegeid^net baburd^, ba6 bie Siüdenfd^ale in ad^t l^inter einanber ge» legene Äallplatten gerfdUt. 3n ber |)rimitioen SSef d^affenl^elt be« in» neren j(5r))erbaued ftel^en il^nen unter ben übrigen Sd^neden am ndd^ften bie t)aartiemigen Sd^neden (Zeagobrancbia), toeld^e gur großen jtlaffe berSol^Ienfd^neden (Oastropoda) gered^net »erben. Sl^r %u^ ift eine plaüt ©ol^le, auf ber bie ©d^nede friedet, »ie Don unferen getoöl^nlid^en Sanbfd^neden aUbelannt ift. Unter ben Sollten» fd^neden »erben aliS brei |)au|)tabt]^eilungen bie SSorberfiemer, hinter» fiemer unb Sungenfd^nedkn unterfd^ieben. Sei ben 93orberfiemem (Prosobranchia) liegt bie Äieme oor, bei ben ^interfiemem (Opistho- branchia) l^inter bem bergen. Sei ben Sungenfd^neden (Pulmonata), gu benen bie ge»öl^nlid^en SBeinbergfd^neden (Helix) unb ©arten» fd^neden (Limax) gel^bren, l^at ftd^ bie ^iemenl^öl^le burd^ Slnpaffung an Suftatl^mung in eine Sungenl^Sl^le Der»anbelt. S)iefe Sungen» 31* 484 ^unterfi^netfen unb ÜRuft^efn. XIX. f(]^ncdcn pnb bic cttijtßcn aJloHuSfcn, »cld^c bcn urfl)rfinßn(]^cn SBaffcr^^ aufcntl^aU Dcriaffcn unb ji(j^ an ba« Sanblcbcn angepaßt ^bcn. eine bcr mcrltoftrbiflftcn SBeicJ^tl^lcrfonnen Ift bic SBunbcr* f(]^nede (Entoconcba mirabilis), to)el(]^e bie befonbere @Iaffe ber @adf(]^ncden (Saccomorpha) bilbct. ©Icfc SBunbcrfd&ncdc cnt^ bcdtc bcr gro^e berliner ßoologc Sol^anncdSJlüUcr in bcr Sud^t üon ÜRuggia bei a:ricft; Sic ift in cntoidcttcm ßuftanbe ein cin^ fa(]^cr ©ad ober ®äila\x6i, tt)cl(]^cr mit 6icm unb @i)cnna angcfüttt unb an bcn S)arm einer ©cegurfe (Synapta) angcl^eftct gefunben toirb. Slimmcruicl^r mürbe .mon auf bic SScnnutl^uttg gefommen fein, ba^ biefer einfädle (Sierfd^Iaud^ eine umgetDanbelte ©d^nede kodre, tDcnn ni(]^t a\x& bcn @icm ft(i^ junge @(]^nedcn cntiDideUcn, bic ganj ben ©cgcUarDcn (Veliger) gctoöl^nUcl^cr Äiemcnf(]^neden (Natica) gleid^en unb ein f^iimmerfcgcl nebft ©d^ale bep^cn. Dtfenbar ift l^icr burd^ ?ln* ))affung an bie fd^maro^enbe ScbcniStDcife bie ©d^nede fo entartet, ba^ pe nad^ unb nad^ alle Organe, h\& auf bie ^aut unb bie ®t^ fd^lcd^tSorgane verloren l^at. Unter ben SBcid^tl^iercn fielet biefer gatt einjig ba, ©dl^rcnb er unter ben ÄrcbStl^icrcn bei ben ©adttrebfen (Sacculina) pd^ fcl^r oft loicberl^oU. S)ie ÄeiuieSgefd^id^te attein giebt un« bei biefen ööHig rüdgebilbeten ©d^maro^em Kuffd^lufe über il^rc ^erfunft unb ©tammeögefd^id^tc. SBal^rfd^cinlid^ ebenfalls burd^ Sftüdbilbung, bicfcbod^ Dorgug«^ »eife nur ben Äopf betroffen l^at, pnb au8 einer ®xuppc ber ©d^neden bie SRufd^cln (Conchades) entftanben. SBcgcn biefe« Äoi)fmangete »erben bie ÜÄufd^eln oft aud^ Äo|)flofe genannt (Acephala), ober toegen il^rcr blattförmigen Äiemen Slattfiemer (Lamellibranchia), ober ©egen il^rcjS beilförmig gugefd^firften %u^^ Scilfüfeer (Pele- cypoda), ober ©egen il^rcr jtt)eiflapi)igen ©d^ale 3tt)eiflai)per (Bi- valva). alle ÜRufd^eln l^abcn ben Äo|)f oerloren unb bamit aud^ bie liefern unb bie d^arafteriftifd^e, mit QöUfntn befc^te 9leibcplatte ber 3unge (Radula), bie bei allen übrigen 9Jlollu«fen (— bie entarteten SSBunberfd^neden aufgenommen — ) pd^ pnbet. Kud^ bie beiben Äugen be§ Äopfe« l^aben alle SMufd^eln eingebüßt; gum ©rfa^ bafür l^aben XIX. 3loifcnf(^net>n biefen abftammen. @ie geid^nen pd^ t>t>x ben @d^neden burd^ ad^t, jel^n ober mel^r lange Sinne aud, toeld^e im j^range ben 3Runb umgeben unb eigentl^umlid^e j^opf» 486 6teTnt()iere, dfi^itiobermen obei (Kfireden. XIX. gUebma^cn barflctten (glcid^ bcn ^Äoi)ffc8cln^ ber t^ffettf(]^ncdcn). S)ic Äradcn, ©cld^ no(]^ |c^t in unfcrcn ÜRcercn leben, bie ©epien, Äolmare, Slrgonantenboote unb ^erlboote, jlnb nur bürftige SRefte Don ber fonnenreicj^en ©d^or, xoüäit biefe ßlaffe in ben 5Reeren ber primorbialen, i)rimfiren unb fecunbÄrcn 3^ bilbete. 2)ie gal^lreid^en Dcrfteinerten UmmonSl^ömer (Ammonites), ^erlboote (Nautilus) unb S)onner(eiIe (Belemnites) legen noäi l^eutjutage ^on ieneui l&ngft er» lof(]^enen ®Ianje it& ©tammed S^ugni^ ob. S)ie meiften biefer ouS^ geflorbenen Äraden gel^ören jur 2egion ber Sierflemtgen (Tetra- branchia), t)on benen l^eute nur nod^ ha^ fonberbare ^erlboot lebt (Nautilus). SUle übrigen Se))]^alot>oben ber ®egen»art ftnb S^^i^ tiemige (EHbranchia). S)ie t)erf(l^iebenen Orbnungen, me^e man unter ben ^oOudlen» claffen unterfcj^elbet, unb bereu fijjtemotifcl^e SReil^nfolge Sinnen bie öorftel^enbe 3;abelle (©. 480) onfftl^rt, liefern in il^rer l^iftorifd^en unb il^rer entfpred^enben f)jftemQtif(]^en ßnttoidelung nianni(]^fa(]^e Se»eife für bie ©ültigfeit be8 fjortfcj^rittsgefefee*. 2)o febod^ biefe untergeorbneten 3RoUudIengru|)))en an ^ij toeiter t)on feinem befon« bereu S^tereffe jinb, Dertoeife iä^ Sie auf bie gegenüberflel^enbe ©fijge il^reiS ©tammbaumd (©. 481) unb auf ben auiSfül^rliiJ^en ©tamuu bäum ber 9Bei(]^t]^iere, melden xäi in meiner genereQen 3Ror))]^ologie gegeben l^abe, unb totnit mid^ fogleici^ loeiter jur 93etra(i^tung beS ©temtl^ierftammed. 3um ©tamme ber ©terntl^iere (Echinoderma ober Estrellae) gel^ren bie ©eefteme, ©eeftral^len, ©eelilien, ©eelno8|)en, ©eeigel unb ©eegurfen (Saf. IX). ©ie bilben eine ber intereffanteften unb bennod^ iDenigft belannten Hbtl^eilungen bed 3:]^ierreid^d. SHle leben im SReere. S^ber t)on 3^nen, ber einmal an ber ©ee »ar, wirb »enigjienjS jtoei fjormen bcrfclben, bie ©eefleme unb ©eeigel, ge* feigen l^aben. SBegen il^rer fel^r eigent^mlid^en Drganifation flnb bie ©temtl^ierc alö ein ganj felbfifidnbiger ©tamm beä Sl^ieneid^ö ju be» trad^ten, unb namentlid^ g&ujlid^ t)on ben Steffeltl^ieren ober Stolepl^en gu trennen, mit benen fie nod^ ie^t oft irrtl^mlid^ ald ©tral^ltl^iere XIX. dntfle^ung ber 6tetnt^iere au« 6tdt. ^ie gefd^id^tlid^e (SntoidCelung unb ber Stammbaum ber Sd^i« nobermen koerben vm& burd^ il^re jal^lreid^en mü> meift Dortrefflid^ 490 XIX. über bic eiaffcn unb Drbnungcn bcr ©temtl^icrc (Estrellae). jQauptdaffen brr dternt^trre ClofTen htt Or^ntttigett 0trrtitl)trre €^attttitg»itamen 6rtfpiele . L Protestrellae 6tetnt^iere o^ne innere CLentralifation n. SUtmett^temü^ieve Intbestrellae Sternt^iere mit t^eiU loeifeT innerer den* tratifation HL ftopfeUCietttt^ieve Thecestrellae 6temtbiere mit doU* {tänbigei innerer unb äußerer (Eentralifation 6eeßerne Aittriat n. 6eefira^Ien Ophiurat 1. Vettere 6eei9el 2. Jüngere Seeigel Colasteriae j Helminthaster iBridng» r Ophidiaster \ Afltropecten 3. Mm 6t.. , OpkLthi \ 0P«»><'<««™» 4. Seröfielte Geefiraftlenr Attroporpa [ EuryaUae \ Astrophjtam Sangarmige €eeUIienr Pentacriniu ^* I Anthoidea \ Comatala eeelilien Crinoida |6. 5hirgarmige 6eeUIienr Agelacrinns Cy9toidea \ Sphaeronites IV. 6eefnodpen Blastoida V. 6eei9el Echini VL ^eegurfen Holothuriae 7. SItegelmogifle ©ee* fnodpen Eublastotda 8. Skoeifeitige @ee« fnodpen Dysblcutouia 9. Pleitere Seeigel Palechini 10. Jüngere Seeigel Opteehini 11. 6eegurfen mit SüWen EupocHa 12. Seegurfen o^ne 3üg(i^en Apodia {Pentremites Elaeacrinns {Codonaster Elentherocrinot (Melonites Protechinns (Sphaerechinns Spatangus {Pentacta Rhopalodlna {Molpadia Synapta XIX. Stammbaum bet 6ternt(ieie obet ürmern. 493 SBönnem, nfitnlld^ bei einigen @tem»ümem (SipnncuUben) nnb Sd^nurtDönnem (9lemertinen). erinnern voxx und nun bc§ biogene* tifd^en ©runbgefejje« (@. 361) nnb begleiten \o\x bic Ontogenie ber Sd^inobermen auf il^re ^l^^Iogenie, fo toirb und auf einmal bie gange l^iftorifd^e @ntu)idelung ber 6temt]^iere flar unb Derft&nblid^, voSf)- renb fle ol^ne jene ^9))ot]^efe ein unUSbared diaü)\t\ bleibt (öergl. ®en. 3Rorp^. II, @. 95—99). Slufeer ben angefül^rten ©riinben legen aud^ nod^ Diele anbere Jl^atfad^en (befonberd aud ber tjergleid^enben Unatomie ber ed^ino- bennen) bad beutlid^fte S^ugnife für bie SRid^tigfeit meiner ^^potl^efe ab. 3c^ l^abe biefe ©tamml^^potl^cfe 1866 aufgefteHt, ol^ne eine äll^nung baDon gu l^aben, bag aud^ nod^ t^erfteinerte ©lieb^ toürmer ejriflircn, meldte iencn l^^potl^etifd^ öorauögefc^tcn @tamm^ formen gu entfpred^en fd^einen. ©old^e jtnb aber ingtoifd^en »irflid^ befannt getöorben. 3" ^ncr Slbl^anblung „über ein ÄcquiDalcnt ber tafonifd^en ©d^icfer SRorbamerifad in JDeutfd^lanb" befd^rieben 1867 ®eini^ unb fiiebe eine Slngal^l tjon gegliebcrten filurifd^en Sßürmern, toeld^e ben Don mir gemad^ten S^oraudfe^ungen ent^ fpred^en. 3)iefe l^öd^ft merftoürbigen SBürmer fommen in ben jtlu* rifd^en JDad^fd^iefem oon SBurgbad^ im reufeifd^en Dberlanbe gal^lreid^ in oortrejflid^ erl^altenem ßuftanbc oor. @ie l^abcn ben Sau eine« gegliebcrten Seeftemarmö, unb muffen offenbar einen feftcn .&aut* panger, ein oiel l^ärtercö unb feftereö ^autffelet befeffen l^aben, ald e« fonft bei ben SBürmem oorfommt. 3)ie S^l^l ber Äörperglieber ober SKctameren ijt fel^r betrdd^tlid^r fo bafe bie SBürmer bei einer Sreite oon V4— % Soll eine Sdnge oon 2—3 %vi^ unb mel^r er^ reid^en. JDie oortrefflid^ erl^altenen abbrüde, namentlid^ oon Phyllo- docites thuringiacus unbCrossopodiaHenrici, gleid^en auffaOenb ben fleletirten Slrmen mand^cr geglieberten Seefteme (Colastra). 3^ ^^' geid^ne biefe uralte SSßürmergruppe, gu wcld^er oermutl^lid^ bie Stamm- odter ber ©cefteme gel^ört l^aben, alö^angcnoürmer (Phracthel- minthes, S. 468, 469). 3)a bic glaffc ber Seefterne bie urfprünglid^e 5orm be« ftem^ 494 €eefletiie, 6eeflraWen/6eeIiIien. XIX. förmigen 9Surmftod(e<^ am getreueften erl^alten 1^, unb ba il^nen nod^ btc innere ©entralifation ber übrigen ©temtl^iere fel^lt, fo fann man feald befonbere f)au:ptllaffe, old ttrfterntl^iere (Prote- strellae) aßen übrigen entgegcnftellen. 3>lefe lejjteren bilben bann bie beiben ^au:ptclaffen ber Slumenfterntl^iere (Anthestrellao) unb Äa<)felftemt]^iere (Thecestrellae), jene mit unöoHjtdnbiger, biefe mit öottftönbigcr ßcntralifation ber Organe. S)ie SB lume n fte rntl^ier e (Anthestrellae) bilben bie beiben j^laffen ber ©eeftral^Ien unb @ee« lilien. 3)ie Seeftral^len (Ophiurae) [teilen ben ©eeftemen nod^ fel^r nal^e; bod^ i[t bie centrale ©d^eibe fd^on fd^arf öon ben fünf Sinnen abgefejjt. SBeiter entfernen fld^ üon il^nen bie ©eelilien (Crinoida), toeld^e bie freie DrtSbetoegung ber übrigen ©temtl^iere aufgegeben, fd^ feftgefe^t, unb bann einen md^r ober mtnber langen (Stiel enttDidelt l^aben. S>aburd^ finb fe in Dielen SSejiel^ungen ftarf rüdgebilbet »orben. einige ©eelilien (g. S. bie (Somateln, f!fig. B auf Staf. vm unb IX) löfen jtd^ iebod^ fpdterl^in Don il^rem Stiele mieber ab. S)ie urfprünglid^en SBurminbioibuen finb gmar bei ben Dpl^iuren unb Srinoiben nid^t mel^r fo felbftftänbig unb audgebilbet erl^alteur loie bei ben @eeftemen ; aber bennod^ bilben fte ftetiS md^r ober minber geglieberte, Don ber gemeinfamen SRittdfd^eibe abgefegte Arme. S)ie britte ^au:ptclaffe ber Sd^inobermen bilben bie ^apfel^ @ternt]^iere(Thece8trellae), bie brei ©äffen ber ©eefnoöpen, ©ee* igel unb ©eegurlen. ^ier finb ftetiS bie geglieberten 9rme nid^t mel^r al« felbflfldnbige Äörpertl^eile erfennbar, Didmel^r burd^ toeit^ gd^enbe ßentralifation beö ©todkö DoHfommcn in ber SBilbung ber gemeinfamen aufgeblafenen SKittelfd^eibe aufgegangen, fo bafe biefe j|e^ aU eine einfädle armlofe Süd^fe ober Aap fei erfd^eint. 2)er urfprünglid^e ^nbiDibuenftod ift fd^einbar baburd^ mieber gum $orm^ »ertl^ eine« einfad^en S^biDibuum«, einer eingelnen ^erfon, l^erab* gefunfen. 3)ie ©eefnoSpen (Blastoida) finb un« nur in Derfteiner^ tem Suftanbe befannt, toal^rfd^einlid^ aui$ einer Sbtl^lung ber Slntl^e« ftrcllen, ent»eber ber D|)]^iuren ober ber ©rinoiben entftanben. XIX. 6eefno#pen, €eeigtl, 6etourfen. 495 S)agegen ift toal^rfd^einttd^ aM einem 3tt>eige ber 9lfiertben bte formenreid^e @iaffe ber @eetgel (Echinida) l^eiDorgegangen. @ie fAl^rt il^ren 9tatnen Don ben jal^Ireid^en , oft fel^r großen ©tad^eln, »eld^e bte fefte, auiS j(alt))latten fel^r jierlid^ jufammengefe^te @ie @teletbilbung ber ^aut ift l^ier fel^r unDoQIommen unb bal^er fonnten feine beutlid^en Stefle Don il^rem langgeftredten malgenförmigen tourm« d^nlid^en Sibxptv in foffUem Suftanbe erl^ten bleiben. S)agegen Idgt fid^ auä ber Derglei^enben 9lnatomie unb Dntogenie ber ^olo« tl^urien erfd^lie^en, bag biefelben ma^rfcj^einlid^ auiS einer 9lbtl^eilung ber @eeigel bun]^ Snoeid^ung unb Stüdbilbung beIeifen* canöle Rtxnt SuftTd^ren HL l^itfttoVt^ere TrackeaU canöle etetd fiuftrö^ren ober Zxad^ttn { 1. Ogtl Hirudinea {Rhjnchobdellea Guathobdellea 1. kleine Seine 6tatt beten ^oug nä)>fe f ^^^w"**!"!?! ""' /2.1Botflentt)ütmeTr01igochaeta 3. IRaupIiu^iteim 3n>ei $aoT gü^I« ^örner 3. JdebdtHere C aride 8 Branchiopodm Copepoda Cirripeda Edriophthalma Podopbthalma ^. I 4. Gd^ilbt^ete fTrilobita ) ÄMpides l MerOBtoma (Sin ei $aai Sfügel) 8. 3nfecten Inaecta ( Chilopoda \ Diplopoda {Arthrogastres Araneae Acarida Archiptera Neuroptera Orthoptera Coleoptera Hjmenoptera Hemiptera Diptera Lepidoptera XIX. 6tommbauin ber Oliebett^iere. 499 Crnstacea StxtHib'xtxt Carides Aspides Snftro^vi^iete TracheaU "Snfectcn Insecta Xoufrnbfu§er Myriapoda 8vinntn Arachnida UifmfleT Proorustaeea Urluftrdbrei Protracheata 9littgettl^iete AnneUda «fiel Hinidinea SotßentoünneT Chaetopoda SRäbertbicre Rotutoria Goelomati Acoelomi Oagtraea 32* 500 ©lifbertbine ober ^Irticutaten. XIX. Strang, bcn ^^Sd^lunbring", mit bem „oberen ©d^lunbfnotcn", bem oberl^db gelegenen „ttrl^irn", tjerbnnben. 2)ie brei ^au:ptcloffen ber ©Uebertl^iere bejt^en mand^erlei ©igen* tl^ümlid^f eiten , burd^ bie jte ^ij fd^arf unterfd^eiben laffen. JDie aiingeltl^iere jtnb namentlid^ auiSgejeid^net burd^ il^re fogenannten ©d^Ieifencandle; ba§ jtnb SRierencanöle, bie in iebem ©Hebe ober ÜRetomer |td^ <)aartt)eife loieberl^olen. 35ie ßuftrol^rtl^iere anber* feit« ftnb fd^arf gefenngeid^net burd^ il^re merftoürbigen gnftröl^ren ober Srod^een, bie bei feiner anberen SB^ierllaffe »ieberlel^ren. 2)ie Äruftentl^iere bep^en »eber bie ©d^leifencandle ber Slingeltl^iere, nod^ bie Srad^een ber Suftrol^rtl^iere; il^re ß^itinJ^ülle ift meiften« falfl^altig, fruftenartig. Obiool^l nun burd^ biefe nnb anbere SWerfmale bie brei ^aupU flaffen ber ©Uebertl^iere jiemlid^ beftimmt gn unterfd^eiben jtnb, fo erfd^einen fte bod^ auf ber anberen Seite »ieber fo nal^e öertoanbt, bafe »ir fte in bem einen Stamme ber Articulata vereinigen muffen. Ungioeifell^aft »urgelt biefer 2:i^ierftamm in bem Stamme ber SBurmtl^iere, unb l^ier ftnb e8 Dor atten bie intereffanten fleinen Stöbertl^ierd^en (Rotatoria), bie ben S^^geubformen ber ©lieber- tl^iere auffaDenb gleid^en unb alfo i^al^rfd^einlid^ aud^ il^ren l&ngft auSgeftorbenen Stammformen am nfid^ften ftel^en. Db aber bie ^auptclaffen atte gufammcn au8 einer unb berfelben SBürmergntp<)e abguleiten finb, ober ob |te oon gtoei ober brei oerfd^iebenen ®nip|)en ber ^elmintl^en abflammen, baiS Idfet pd^ gur Qtxt nid^t pd^er ent* fd^eiben. 3)ie SRingeltourmer pnb aud^ fel^r nal^e ben 3lrd^anne== üben (Polygordius) unb Sternioürmern (Gephyrea) oertoanbt (f. oben S. 468). Selbft für bie eingelnen klaffen , bie loir unter jenen brei ^auptflaffen unterfd^eiben, ift ber einl^eitlid^e Urf<)rung nid^t überall feftgefteUt. gcbenfaU^S bürfen »ir aUe Suftrol^rtl^iere als 9lad^fommen einer gemeinfamen Stammform betrad^ten, ebenfo aUe ^ebötl^iere, ebenfo aEe SRingeltl^iere u. f. tt). SBie man pd^ um geföl^r ben |)]^9logenetifd^en ßiiföwtmenl^ang berfelben gegenwärtig oorfteUen tann, geigt ber ]^9))ot]^etifd^e Stammbaum auf S. 499. XIX. IRingeltt^ieu ober «nneUben. 501 ^ie Siingeltl^iere ober Sflingelmurmer (Annelida), bie frül^er ju ben ^elmintl^en geftellt mürben, gerfallen in jmei umfang« reid^e Slaffen, bie @gd nnb S3orftenn)ürmer. S)ie @gel (Hirudinea), ju benen ber mebicinifd^e SIntegel unb t^ide anbere ^arafiten ge> l^ören, beft^en feine Seine, baffir aber @angn&))fe, bur(]^ bie fie fid^ anfangen. S)ie Sorftentoürmer (Chaetopoda), bie gröfetentl^eitö im 3Reere leben, l^aben bagegen meiftend an {ebem @Kebe ein ober gtt)d ^aar hirje, nngegUebcrte Sdne, bie mit Sorftenbfinbdn be» »affnet finb. Slnbere 93orftentoörmer, »ie g. 93. ber Stegenmurm unb bie @ugtoaffer»m einanbet ab. ffienn @ie bagegen bie aus btm et gefd^lftpften ftül^eften 3fugenbfotmett obet ^SHaupliuS" blefet fed^iS Detfd^iebenen SMb\t bettad^ten, bie auf Staf. X mit entfpted^enben Sud^ftaben begeid^net finb (t^g. An--En), fo metben ®ie butd^ bie gtofee ttebeteinftimmnng blefet lebeten übettafd^t Jein. 2)ie De^ fd^iebenen ülaupliuiS^f^otmen jjenet fed^S Dtbnungen untetfd^eiben {id^ nid^t ftAttet, tote ettoa fed^d Detfd^iebette „gute ©pecieiS'' einet (Gattung. fBüx (Annen bol^t mit @id^eti^eit auf eine gemeinfame Hbftammung allet ienet Dtbnungen Don einem gemeinfamen Utltebfe fd^liegen^ bet bem l^eutigen 9tau))liud im SSefentlid^en gletd^ gebilbet mat. SBie man {td^ ungefdl^t bie Kbftammung bet auf @. 504 aufge« jdl^lten J^rebiS^&tbnungen Don bet gemeinfamen @tammfotm bed 9tau|)littS gegemodttig Dotfteden fann, jeigt Sinnen bet gegenübet^ ftel^enbe Stammbaum (@. 505). 3lud bet utfptftnglid^ ali felbftftdn« bige Gattung ejtiftitenbm 9tau))liud«$otm l^aten jld^ atö biDetgente \',i;.h„. .!„.,. ■ul;.-,n 1-.^. u;-l,. i;,rl„i/,„-, XIX. dniflent^iere ober Qnifiaceen. 5(^ 3»eigc nad^ öcrfd^tcbcncn Süd^tungcn l^tn bic brci 2egionen bcr ni^ bercn Ärcbfc cntoidclt, tocld^c al« Älcmcnfu^ige (Branchiopoda), Shibcrfü^igc (Copepoda) unb 9ianfcnfft^lgc (Cirripeda) untcrfd^ic« bcn »erben, aber aud^ bie beiben gegUmen bcr l^ren Ärebfe, bte ft^gigen ^angertrebfe (Edriophthalma) unb bie ftiel&ugigen $an» Sertrebfe (Podophthalma) l^ben aud ber getReinfamen 9lauf liuSform ilfttti Urfprung genommen. Slod^ l^eute bitbet bie 9lebalia eine um mittelbare^ ttebergangSform t)on ben ^l^^Hopoben ju ben @d^l jopoben, b. 1^. ju ber Stammform ber ftieldugigen unb ft^dugigen ^anjerfrebfe. Sebod^ ^at pd^ l^ier ber 3laupliu« jundd^ft in eine anbere Saroen* form, bie fogenannte Zoto, umgekoanbelt, koeld^e eine l^ol^e pl^qlogene^ tifd^e Sebeutung befi^t. S)iefe feltfame ZoSa l^at koal^rfd^einlid^ jundd^fl ber Drbnung ber ©paltfüger ober Sd^igopoben (Mysis etc.) ben Urfprung gegeben, oeld^e nod^ l^eutigen S^aged burd^ bie 9lebalien unmittelbar mit ben SBlattfü^em ober ^l^^Hopoben jufammenl^dngen. JDiefe (enteren aber fielen oon attcn lebcnben JJrebfen ber urfprünglid^en Stammform beö Slaupliud am ndd^ften. Sui^ ben @|)altf&^ l^aben fld^ otö )tt>ei bioergente S^^ig^ nad^ oerfd^iebenen Stid^tungen l^in bie ftieldugigen unb bie ftj^ugigen ^angerlrebfe ober SRalocoftrafen enttoidtelt, bie erfteren burd^ bie ©ameelen (Peneus etc.), bie Unteren burd^ bie jhtmaceen (Cama etc.) nod^ l^eute mit ben Sd^igopoben jltfammen« l^dngenb. Qu ben Stieldugigen gel^5rt ber f^u^trebd, ber Kummer unb bie übrigen Sangfd^iodnje ober SRatruren, aud benen jid^ erft fpdter in ber Ärcibegeit burd^ Jftüdfbilbung be« ©d^toanje« bie furj« fd^odniigen Jbrabben ober Srad^quren ^ntotdelt l^aben. SM @i^» dugigen fpalten ftd^ in bie beiben Stoeige bcr gW^bfe (llmt)^lpt*tn) unb ber äff ein (3fopoben), ju meldten le^teren unfere gemeine tRauer» affel unb JJeHeraffcl gel^ört. ^n ber J^eimeSgefd^id^te ber ©d^itbtl^iere ober Hfpiben finben mir nid^t bie d^aracteriftifd^e 9lau))liu8«Saroe, meldte mU Sid^er» l^eit auf eine gemeinfame Sbftammung aller j^rebstl^iere ober @ariben f daliegen Id^t. Sud^ l^ben bie erfteren nur ein $aar, 504 XIX. über bic Äruftcntl^tcrc ober ßruftacecn. Claffrtt Cru^acem Cegionett bft Crtt^aceett IDrbnttttgm htx Crtt^aceett L HveB^t^iete Carldes 9Rit itoei 9ln^ tennenpaaren« mit form I. Bruiohiopoda Aiemenfttfüge ftttbft H. Copepoda flttbrrfüfitge tittbfi m. Cirripeda tlattkntfüfitge Arebfi IV. Bdriophthalma di^ättgige llaitfer- litebfe V. Podophthftlma dttelüitgige |latt|et- krrbfe 1. Archicarides 2. Phyllopoda 3. Cladocera 4. Ostracoda 5. Eucopepoda 6. Siphonostoma 7. Pectostraca 8. Rhizocephala 9. Cumacea 10. Amphipoda 11. Laemodipoda 12. Isopoda 13. Zoöpoda 14. Schizopoda 15. Stomatopoda 16* Decapoda 6afltttig«tiame al« 6etfpitl Nanplins Limnetis Daphnia Cypris Cydops Lernaeocera Lepas Sacculina Cnma Gkunmanis Caprella Onisciis Zo8a Mjrsis SqoiUa Ajtacus IL Aspides mt einem %n* tennenpaai, o^ne 9{aupUu«^Jteim< form I. TrUobita dd^terntlofr dd^tlb- friere H. Merostoma 0ii|eerentragmbr 0(^ilbt^iere 17. Palaeadae 18. Asaphadae 19. Eurypterida 20. Xiphosnra Paradoxides Asaphns Pterygotus Limalas XIX. Stammbaum bei AtufitnttiieTc obci Stufiacttn. 505 Brachyara Anomara Macmra Decapoda Stomatopoda Isopoda Laemodipoda t Amphipoda Cumacea Edriophthalma Schizopoda Podophtiialma Enrypterida Xiphosura Rhizocephala Siphonostoma Merostonui Zo6a Nebalia Belinura Palaeadae Asaphadae Trilobita Cladocera Orripeda Phyllopoda Eucopepoda Copepoda Ostra- coda Branchiopoda Aspides Bnutehiopoda (Ifaiiplliis) Carfdes Rotatoria Oastraea ^ 502 Urftfb« ober WaupUu«. XIX. unb biefelbc: ber fogcnannte Slaupliu«. SJlcfcr mcrtmftrbiflc Urfrcb« ftcttt eine fel^r einfädle ungegUeberte iEl^icrfotm bat, beten Stbxptt meiftenS bie ©eftalt einet tunblid^en, oimlen obet bltnfötmigen @d^eibe l^at, unb auf feinet Saud^feite nut btei Seinpaate ttdgt. SSon biefen ift bai^ etfte ungefpalten , bie beiben folgenben $aate gabelfpaltig. Sotn übet bem Wnnbt ji^t ein einfad^ed un))aated Suge. Sto^bem bie t)etf(l^iebenen Dtbnungen bet Satiben^Slaffe in bem Sau il^teS Äötpet« unb feinet Unl^dnge pd^ fel^t »eit oon einanbet entfctnen, bleibt bennod^ il^te (ugenblid^e SlaupHudfotm immet im äSefentlid^en biefelbe. Sßetfen ©ie, um {id^ ^ietDon ju öbetjeugen, einen \)etglei« d^nben Slidt auf 3;af . X unb XI, beten nd^ete (Stfldtung unten im Snl^ange gegeben mitb. 9[uf Saf. XI feigen @ie bie auiSgebtlbeten 9le))täfentanten t)on fed^d t)etfd^iebenen JbrebdotbnungeUr einen Slatt« füftet (Limnetis, %{%. Ac), einen 9ianlenftebö (Lepas, ^g. Do), einen Stttjelltebö (Sacculina, §ig. Ec), einen Äubetlteb« (Cyclops, §ig. Bc), eine $ifd^Iaud (Lemaeoceta, f^g. Cc) unb enblid^ eine l^öd^ otgani^ fttte ®atnele (Peneas, §ig. Fe)- 3)iefe fed^g Ätebfc meid^en in bet ganzen JCdt^etfotm, in btt ßal^I unb Silbung bet Seine u* f. m., mie @ie fel^n, fel^t ftatt t)on einanbet ab. Sßenn @ie bagegen bie aud bm, 6i gefd^lftj)ften ftül^cften Sugenbfotmett obet „5Rau^)liu«'' biefet fed^iS t)etfd^iebenen Jttebfe bettad^ten, bie auf Saf. X mit entfpted^enben Sud^ftaben bejeid^net finb (^g. An--En), fo metben @le butd^ bie gto^e ttebeteinftimmnng biefet lebeten übettafd^t Jein. S)ie \>tt^ fd^iebenen 9lau^UuiS«f$otmen jenet fed^S Dtbnungen untetfd^eiben fid^ nid^t ftdttet, tok etioa fed^d t)etfd^iebene ,,gute &fK\t&'' einet Gattung. astt Unnen bol^t mit 6id^etl^eit auf eine gemeinfame Sbftammung allev ienet Dtbnungen Don einem gemeinfamen tttttebfe fd^Uegen^ bet bem l^eutlgen 9lau))Uud im SSefentlid^en gleid^ gebilbet mat. SBie man {id^ ungefäl^t bie Kbftammung bet auf €. 504 oufge« jdl^ten j^rebd «Dtbnungen t)on bet gemeinfamen ®tammfotm bed 9iauflitt8 gegenmdttig DotfteDen fann, geigt 2^nen btx gegenäkt» ftel^enbe Stammbaum (@. 505). Sud bet utfptftnglid^ atö felbfiftdn« bige Gattung ejtiftitenben 9hmpUui$«$otm l^aben {Id^ atö biDetgente i XIX. (Eruftent^iere ober Qruflaceen. 503 3n)etge nad^ t)erf(l^iebenen Siid^tungen l^in bie brei Segionen ber nie^ beren j^rebfe entoidelt, koeld^e atö j^iemenfu^ige (Branchiopoda), aiuberfüfeifle (Copepoda) unb SRanfenfft^lge (Cirripeda) unterfd^te» ben »erben, aber aud^ bie beiben KegUmen bcr l^l^rcn iCrebfe, bte ft^&ugigen ^angertrebfe (Edriophthalma) unb bie ftiel&ugigen ^an- gertrebfe (Podophthalma) l^ben aud ber gemeinfamen 9lauf liuSform ü^ren Urfprung genommen. Slod^ l^eute bitbet bie 9lebalta eine um mittelbare^ UebergangSform oon ben ^l^Oopoben gu ben Sd^ijopoben, b. 1^. ju ber Stammform ber jtieldugigen unb P^dugigen ^anjerlrebfe. Sebod^ ^at pd^ l^ier ber 3laupliu« jundd^jt in eine anbere 2art)en« form, bie fogenannte Zoto, umgekoanbelt, meldte eine l^ol^e pl^^Iogene^^ tifd^e Sebeutung bep^t. 3)iefe feltfame Zo6a l^at toal^rfd^einlid^ Jundd^P ber Drbnung ber ©paltfüfeer ober ©d^ijopoben (Mysis etc.) ben Urfprung gegeben, oeld^e nod^ l^eutigen S^aged burd^ bie 9lebalien unmittelbar mit ben SBlattfüfeem ober ^^tßopobtn jufammenl^dngen. JDiefe le^teren aber Pel^n oon allen lebenben Ärebfen ber urf<)rünglid^en Stammform bt^ Slaupliud am ndd^ften. Sui^ ben @|)altf&^ l^aben pd^ ald gmei bit)ergente S^^igc nad^ t)erfd^iebenen 9li(!^tuiigen l^in bie ftieldugigen unb bie pj^ugigen ^angerlrebfe ober SRalocoprafen enttoidtelt, bie erperen burd^ bie ©ameelen (Peneus etc.), bie Unteren burd^ bie jiumaceen (Cama etc.) nod^ l^eute mit ben Sd^igopoben gltfammen^ l^dngenb. 3^ btn (Stieldugigeu gel^ört ber f^u^trebe, ber Kummer unb bie übrigen Sangfd^iodnje ober SRatruren, au8 benen pd^ erft fpdter in ber Äreibegeit burd^ atüdfbilbung be« ©d^toanje« bie für j« fd^kodngigen Jbrabben ober Srad^quren ^ntoktelt l^aben. S)k @i^» dugigen fpalten pd^ in bie beiben 3tt>nge ber ^lol^ebfe (3(mt)^fptyben) unb ber affeln (3f opoben), gu toeld^en le^teren unfere gemeine tRauer^ affel unb JJetteraffel gel^ört. 3n ber J^eimeiSgefd^id^te ber Sd^itbtl^iere ober Hfpiben Pubeit oir nid^t bie d^aracteriftifd^e 9lau))Uu8«Saroe, oeld^e mitiSid^er« l^eit auf eine gemeinfame Sbpammung aller JCrebiStl^iere ober Sariben f daliegen Id^t. Sud^ l^ben bie erfteren nur ein $aar, 504 XIX. über bic Äruftcntl^lcrc ober ßruftacecn. Claffrtt htv Cru^acent Ctgionett Iftt Cttt^aceett IDrbntttigm (er Cttt^aceen 6atltttig«tiame aU 6rtfpiel L Carides mt imi 9ln« tennenpaaren« mit 9{aupUud«Jteim> form I. Bruiohiopoda Aiemenfttfitge Arebfe II. Copepoda flttberfüfitge Urebft m. Cirripeda tlankettftt^tge ürebfe IV. Sdriophthalina di^ättgige |lait|er- litebfe V. Fodophthalina dttrliittgige |lait)et- krtbfe ( I 1. Archicarides 2. Phyllopoda 3. Cladooera 4. Ostracoda 5. Eucopepoda 6. Siphonostoma 7. Pectostraca 8. Rhizocephala 9. Cumacea 10. Amphipoda 11. Laemodipoda 12. Isopoda 13. Zoöpoda 14. Schizopoda 15. Stomatopoda 16. Decapoda Nanplins Limneüs Daphnia Cypris Cydops Lemaeocera Lepas Saccullna Cuma Gammanis Caprella Oniscns Zo8a Mysis SqoiUa Afltacus IL e^ttbt^iere Aspides 9Rit einem %n* tennenpaac, o^ne 9{aupUu4^5teim< form I. TrUobita dd^rerntlofe dd^tlb- friert H. Merostoma 0ii|errenfragriibe 0(^ilbt^itre 17. Palaeadae 18. Asaphadae 19. Eurypterida 20. Xiphosura Paradoxidea Asaphus Pterygotus Limulus XIX. Stammbaum Ux ftiufitnt^ierc ober Stufiacttn. 505 Brachyara Anomura Blacrura Decapoda Stomatopoda Isopoda Laemodipoda #{ Amphipoda Camacea Edriophthalma Schizopoda Podophtiialiiui Enrypterida Xipho8ura Rhizocephala Siphonostoma Merostoma ZoSa Nebalia Belinura Palaeadae Asaphadae Trilobita Cladocera Orripeda Phyllopoda Eucopepoda Copepoda Ostra- coda Branchiopoda Aspides Branchiopoda (NanpUiis) laapj Carides Rotatoria Ckurtraea ^^^■^^^■^" 506 «ufttobrtjjieu ober i:rü<<>eaten. XIX. bic Ic^tcrcn baflcgen ftctg jtoci ^aar fjül^lj^ömcr ober antcnnen. Sro^bem ift c& toal^rfd^einltd^, ba^ ber @tammbautn beiber Sruftoceen« klaffen bod|» an ber Sßurjel jufatnmenl^dngt. S)agegen fd^eint bie brttte ^aitptclaffe ber ®Iiebert|iere, bie Suftrol^rtl^iere (Tracheata), auiS einer anberen @ru^^e t)on äBür« mem entfprungen ju fetn unb fd^Ue^t fd^ enger an bie erfte ^m)fU claffe, bleSttngcUl^lere, an, tniSbefonbere burd^ bie^rotrad^eaten (Peripatus), bie frftl^er ju le^teren gered^net würben. 2frttl^eflen8 jinb bie Srad^eaten int S(nfang ber paldolitl^ifd^en Seit, nad^ Hbfd^lu^ beS ard^olitl^ifd^en 3«ttrannt« entftanbtn, »eil alle biefe Siliere (im ©egenfa^ gn hcn meift »afferbeiool^nenben j^rebfen) urfprünglid^ fianb« bettol^ner jinb. Offenbar lönnen fid^ biefe 2uftat|mer erft entoidklt l^aben, atö nad^ SSerflng ber {tlurifd^en 3^t bad £anbleben begann. 3)a nun aber fofjtle 9iefle t)on Spinnen unb Swf^cten bereite in ben Steinfol^lenfd^id^ten gefunben »erben, fo fönnen »ir )iemlid^ genau ben ßeitpunlt il^rer @ntfte]^ung feftftellen. @iS mu^ bie ®nU »idtelung ber erften Srad^eaten aui^ Kemenatl^menben äBärmem gkoifd^en bas ®nbt ber Silurjeit unb btn Seginn ber @teinIo]^len< jeit fallen, alfo in bie beöonifd^e ^eriobe. Ueber bie Sntftel^ung unb SSertoanbtfd^aft ber Srad^eaten l^aben »ir bie »id^tigften Suffd^lüffe erft türjUd^ burd^ ben merfmurbigen ^eripatug erl^altcn, ber jtoar fd^on längere Qtxt befannt, aber erfl burd^ bie McbienftuoIUn Sttahirforfd^ ber (Sl^allenger (Sicpebition ge< nauer unterfnd^t xooxbm ift; namentlid^ l^at Stofele^ burd^ @nU bedung feiner Suftrö^ren unb feiner ©ntoidfelnng %i feinen natür«^ lid^en ^a^ im Softem angemiefen. ^l^er mürbe biefeS merfmurbige ^itt, mcld^ in ber ^eifecn ßone auf ber ©rbe Iried^enb lebt, ju btn SHingelmürmem gered^net unb gleid^t i^nen äu^erlid^ in ber c^lin» brifd^en gorm beS glcid^mdfeig geringelten Äorper^. SJicfer ift au« 20—30 ®liebem ober SKetamercn jufammengefe^t unb trägt eben fo t)iele furje ungeglieberte ^u^aare mit Tratten. SJer J?o<)f ift menig entmidtelt. UeberaU in ber ^«nt unregelmäßig t)ert]^eilt finben {id^ jal^lreid^e fe^r feine Suftl5d^er, meldte in enge, blinb enbigenbe £uft^ XIX. Xüufenbfu§et ober a»9riapoben. 507 röl^rcn^aSüfd^l l^incinfftV^^- 3)a5 beutet barauf f)in, ba^ bet btefen ^etipatiben, bie atö einsiges UeberUelbfel ber uralten bet)Dnifd^en Urluftro^t'^Sl^iere (Protracheata) ju betrad^ten jtnb, bie i^arac« teriftif^en Suftatl^mungiS^&rgane aud ^autbrüjen Don Slnneli« ben entftanben koaren, bcncn fie au(j^ in ber übrigen Organifotion fel^r nal^e ftel^en. Sei btn brei übrigen ßlaffen ber 3;ra(l^eatett, bei ben 3R^ria« poben, ära^niben unb Snfeäen pnb bie ßuftröl^ren ober Srad^een ni^t mel^r unregelmäßig Aber bie gange ^aut in gal^Itofen (leinen Süfd^eln oert^eilt, fonbem Dielmel^r regelmäßig in goei fiängd« reil^en t)On größeren a3üf(ä^eln georbnet. 35iefe münben j[eberfcit« bunt) eine Steil^e Don Suftl5(i^ern nad^ außen, burci^ meldte bie Suft in bie blinb geenblgten 9i5^ren eintritt. 3n icber ber beiben Sdng«* reil^en t)erbinben ^ä) geujo^nlic)^ bie urfprüngUc^ getrennten Süfd^el burd^ SSerbinbuttgöröl^ren ober anaftomofen, unb burd^ ftärlere ©nt* tt)i\tUn Snfecten alß ^au))ttl^eil be« Suftrö^remS^ftem« erfd^einen. f[m ndd^ften an bie $rotrad^eaten ober ^ripatiben fd^Iießen fld^ oon ben ftbrigen SErad^eaten bie 3;aufenbtüßcr (Myriapoda) an, bie gleid^ ben erfberen an bunWn, feud^ten Drten in unb auf ber (Srbe leben. f[ud^ l^ier ift bet Körper nod^ fel^r dl^nlid^ ben 9tingel« tl^ieren, aus einer großen ^gal^ ))on gleid^mdßig gebtlbeten 9hmq}^ gliebem ober ÜRetameren gufammengefe^t, Don benen {ebeS uriptftng» lid^ ein $aar furje, mit SitoXUn i>erfel^ene ^ine trdgt Set ber erfteit Drbnung ber SEaufenbfaßer, bei ben (Sinfad^füßern (GhUopoda) l^at {h^ biefes urfprüngUd^e Serl^dltniß erlitten. Sei ber gmeiten Drbnung l^ingegen, bei ben 35o|)<)elf(lßern(Diplopoda) jtnb j[e jtoct Äör^^erringe ober Sletameren mit einanber poanoeife oerfd^molgen, fo baß ieber SÜng fd^elnbor gn)ei födtvfmxt trdgt. 2)ie S# ^^^ felben ift oft fel^r groß, 60—80, bei einigen felbft über l^nnbert. 3u ben €]^ilopoben gel^kt Scolopendra unb Polysooias, jn ben @^o>= gnatl^ l^ingegeu JuIub unb Otomöris. 508 8pinnentt>iere ober ^ro<^niben. XIX. Sßdl^renb bei ben ^rotrad^eaten unb ^ria))oben bie QafjH ber 9iinge unb Setitpaare an bem langgeftredten kourmfSrmigen ^btptt [tctö fcl^r grofe ift, crfd^eint pc baßCflcn fcl^r rcbucirt bei ber britten Srad^eaten^Slaffe, ben Spinnen (Arachnida). ©emSl^nlid^ fd^teibt man il^ncn jum Unterfd^iebe t)on bin ftetö fed^iSbeiniflen Snfecten t)ier Seinpaare ju. Sie iebod^ bie @corpionfpinnen unb bie ©ei^elfcorpione beutlid^ ieigen, jt nb eigentlich aud^ bei il^nen, mie bei ben Stifteten, nur brei e(i^te Seinpaare t)or]^anben. S)ad fd^einbare knerte Sein* paar ber Spinnen (baö öorberfte) ift eigentlid^ ein Äieferpaar. Unter ben l^eute nod^ lebenben Spinnen giebt t& eine Reine ®ruppe, koeld^e toalrfd^einlid^ ber genteinfamen Stammform ber ganzen @laffe fel^r nal^e ftel^t. S)ad ift bie Drbnung ber Scorpionfpinnen ober So» lifugen (Solpuga, Galeodes), t)on ber mel^rere grofte, oegen ifftt^ giftigen Siffeö fel^r gefftrd^tete arten in Slfrifa unb Sipen leben. JDer iCörper beftel^t l^ier, wie mir eö bei bem gemeinfamen Stammvater ber 2:rad^eaten t)oraudfe^en muffen, aud brei getrennten flbfd^nitten, einem Äopfe, »eld^er ein ^aar Antennen (umgeioanbelt in „Äiefer* ful^ler") unb jwei ^aar Äiefer trägt, einer SBruft, an bereu brei klingen brei ed^te SBeinpaare befeftigt Pub, unb einem öielgUebrigen ^interleibe. 3n ber ®lieberung beS 2eibe« ftel^en bemnad^ bie Soli»' fugen eigentlid^ ben Snfecten ndl^er, dS ben übrigen Spinnen; nur ein j^ieferpaar ift t)erloren gegangen, ^ni ben beoonifd^en Urfpinnen, oeld^e ben l^eutigen Solifugen nal^e oenoanbt maren, l^aben pd^ oal^r» fd^einlid^ atö brei bioergente Btt)eige bie StredEfpinnen, äßeberfpinnen unb Sd^neiberfpinnen enttoidelt. (S. 511.) JDie Stredf Pinnen (Arthrogastres) erfd^einen atö bie dlteren unb urfprünglid^eren f^ormen, bei benen pd^ bie frühere Seibedgliebe» rung beffer erl^alten l^at, a\^ bei ben SHunbfpinnen. S)ie bid^tigPen gönnen biefer Unterclaffe pnb bie Scorpione, meldte burd^ bie ^l^r^niben ober ®ei^elfcorpione mit ben Solifugen oerbunben werben. SU« ein rüdfgebilbeter Seitenjtoeig erfd^einen bie Reinen SBüd^erfcor* pione, koeld^e unfere Sibliotl^elen unb Herbarien ben)o|nen. 3n ber ÜJlKtte ikoifd^en ben Scorpionen unb ben 9lunbfpinnen pelzen bie XIX. ©forpione, ©Pinnen, Wilben. 509 lanflbeintflcn ©(^nctbcrf Pinnen (Opiliones), »cld^c öicUdd^t an« einem befonberen Stt^^Ö^ ^^ ©oUfußen entftanben pnb. S)ie ^^cno* floniben ober ©pinnenfrebfe nnb bieJlrftiöfen ober SBdmflrmer, toeld^e man fletoöl^nUd^ no(^ le^t nnter ben @^)innen anftul^rt, jinb Don biefer ßlaffe gang anSjnfd^Uefeen. 2)ie erfteren jinb toal^rfd^ein^ lid^ nnter bie ßmftaceen, bie legieren nnter bie aHinßettl^iere gn ftellen. JBerfteinerte SRefte oon ©tredfpinnen flnben jid^ bereit« in ber ©teinfol^Ie. SDaflegen fommt bie gleite Unterclaffe ber Jlrad^niben, bie 3Beb er f Pinnen (Araneae), oerfteinert guerft im Jura, alfo fel^r Diel fester, oor. @ie l^aben jid^ toal^rfd^einlid^ an« einem S^^Q^ ^^ ©oUfuflen babnrd^ entioirfelt, bafe bie Seibe^ringe mel^r ober toenifler mit einanber oerfd^molgen. Sei ben eißentUd^en SBeberfpinnen, toeld^e »ir »egen il^rer feinen SBebefünfte bewnnbern, gel^t bie Serfd^mel^ gnnfl ber SRumpffllteber ober 5Ketameren fo toeit, bafe ber SRnntpf nnr nod^ au« gwei ©tüdfen beftel^t, einer Äopfbruft, »eld^e bie Äiefer nnb bie t)ier Seinpaare trdgt, nnb einem anl^an8«Io(en Hinterleib, an »eld^em bie ©pinntoargen ji^en. Sei ben SRilben (Acarida), »eld^e toal^rfd^einlid^ au« einem -Derfümmerten ©eitengweige ber 3Beberfpinnen bnrd^ Entartung (in«befonbere burd^ ©d^maro^erleben) entftanben pnb, Derfd^melgen fogar nod^ biefe beiben SRumpfftüdfe mit einanber gn einer nngeglieberten SRaffe. 2)ie britte nnb le^te ßlaffe unter ben trad^eenatl^menben Jlrtl^ro^ poben ift bie ber Snfecten (Insecta oder Hexapoda), bie umfang- reid^fte Don allen Sl^ierclaffen, nnb nSd^ft berjenigen ber ©dugetl^iere aud^ bie toid^tigfte Don allen. Stro^bem bie 3"f^cten eine größere SKannid^faltigfeit Don ßJattungen nnb Slrten entioidteln, al« bie flbri^ geh 3:i^iere gufammengenommen, jinb ba« alle« bod^ im ©runbe nur oberpäd^lid^e Variationen eine« eingigen SEl^ema«, toeld^e« in feinen »efentlid^en ßl^arafteren jid^ gang beftdnbig erl^dlt. Sei allen 3n« fecten jinb bie brei Stbjd^nitte be« 5Rumpfe«, ifopf, Sruft nnb hinter* leib beutlid^ getrennt. 2)er Hinterleib ober ba« Jlbbomen trdgt, toie bei ben Spinnen, gar feine geglieberten Slnl^dnge. S)er mittlere abfd^nitt, bie Sruft ober ber Sl^ora.r, trdgt auf ber Saud^feite bie 510 XIX. über bie Suftrol^rtl^iere obet Srad^eaten. Cloffrti ttnferdoffeii fDrbnungni €^ottitii0ft- brr ber bfr tiQiiint qU Ztad^taien ^rai^ratm i:roi^eoten 6ttf|itrle L ttrlttftrdl^reY fl.8tamminfectenf i. $eripatiben Peripatida MyrlapodA fl.etomminfectenf 1 Ontfchophora \ n. cige enttüeber ber Urpflgler ober ber SRe^flügler entwidtelt. SSon ben beiben Drbnungen ber fted^enben Snfecten, ben ^emi^)teren unb 3)i))teren, ift bie dltere blejenige ber^albflügler (Hemiptera), aud^ ©d^nabelferfe (Ähyuchota) genannt. JDol^n gel^ören bie brei Unterorbnungen bcr SBlattldufe (Homoptera)^ ber SBanjen (Heteroptera) , unb ber Sdufe (Pediculina). SSon erfteren beiben flnben fid^ foffffe SRefte fd^on im 5ura. ?lber fd^on im permifd^en (Softem fommt ein merltoürbige« Swfcct Dor (Euge- reon), koeld^eS auf bie Slbftammung ber {)emipteren Don ben Steu^ ropteren l^ingubeuten fd^eint. JBermutl^lid^ finb Don ben brei Unter* orbnungen ber $emi^)teren bie dlteflen bie ^omo<)teren, ju benen oufeer ben eigentUd^en aSlottldufcn aud^ nod^ bie ©d^ilbldufe, bie SBlattflöl^e unb bie S^xpm ober ßicaben gel^ören. Slu8 gwei Derfd^iebenen 2^^^ gen ber ^omopteren »erben fid^ bie Sdufe burd^ »eitgel^enbe Sntor«' XrX. @tamm««fltWl^te ber 3nfect«n. 515 hing (öorjüflUciö aScrlujt ber Slüflel), bic 3Banjcn bagcgen burd^ 95er* Dottfommnung (Sonberung ber beiben Slüßetpaare) entoirfelt l^obcn. 2)ic gtoeite Drbnunfl ber [ted^enben Snfecten, bieiJUegcn ober 3tt)ciflüglcr (Diptera) finben fld^ jöjar a\xä) fd^on im Sura öer* fteinert neben ben ^albpöglem öor ; attein bief elben l^aben jtd^ bod^ koal^rfd^einUd^ erft nad^trägUd^ auiS ben ^emipteren burd^ Stüdbilbung ber ^interpügel entoidtelt SRur bie aSorberjIüflel pnb bei ben ^U ptcren Dottjtdnbig ßeblieben. S)ie ^anptmaffe biefer Drbnunß bilben bie langgeftredften 5Küdfen (Nemooera) unb bie gebmngenen eigent- lid^en fliegen (Brachycera), öon benen bie erfteren tool^I dlter ftnb. S)od^ finben pd^ Don aSeiben fd^on SHefle im ^uxa öor. S)nrd^ 2)ege» nerotion in f$rolge t)on ^arafitiiSmud l^aben jid^ and il^nen koal^rfd^ein- Ud^ bie beiben Reinen ®ru|):|)en ber puppengeb&renben SanSfliegen (Pupipara) nnb ber fpringenben giftige (Aphaniptera) entoidelt. 3)ie ad^te nnb le|te 2^fectenorbnung, nnb jngleid^ bie einzige mit toirllid^ fd^lürfenben 5Knnbtl^eilen pnb bie ©d^metterlinge (Lepidoptera). 2)iefe Drbnnng erfd^eint in mel^reren morpl^ologifd^en aSegiel^nngen ol§ bie Dottfommenfte Jlbtl^eünng ber 3nf^cten unb l^at fid^ bemgem&g and^ erft am f|)dteften enttoidelt. SRan fennt ndmlid^ oon biefer Drbnung SSerfteinerungen nur au8 ber 5lertidrgeit, »dl^renb bie brei oorl^ergel^enben Drbnungen bi« jum Sura, bie oier beifeenben Drbnungen bagegen fogar bi§ jur ©teinfol^le l^inoufreid^en. 3)ic nol^e SSertoanbtfd^aft einiger SRotten (Tineae) unb ©ulen (Noc- tuae) mit einigen ©d^metterlingSfliegen (Phryganida) mod^t eS toal^r* fd^einlid^, bag fid^ bie (Sd^metterlinge aui» biefer ®ru|)pe, alfo au§ ber Drbnung ber 9le|Pügler ober Sfeuropteren enttoidtelt l^aben. SSBie Sie feigen, beftdtigt Sinnen bie gange ©efd^id^te ber 3n^ fectenclaffe unb toeiterl^in aud^ bie ©cfd^id^te beS gangen ©Uebertl^ier* ©tammeiS »efentUd^ bie grofeen ©efejje ber ©ifferenjirung unb 58er* DoMommnung, »eld^e toir nad^ 2)arö)in'iS ©electionötl^eorie als bie notJ^toenbigen Solgen ber natörlid^en Sü^tung anerfennen muffen. 2)er ganje formenreic^e ©tamm beginnt in ard^oUtl^ifd^er ß^it wt nieberften ßoelomaten^gormen, todd^e ben SRdbertl^ierd^en (im 33* 516 €tammbauni unb ®ef6i(^te ber etiebertj^iere. XIX. weiteren Sinne) angd^örten. 8luS fold^cn nod^ unöoMommcn ßCflUc« bcrten SBürmcrn, toclt^c bic Anlage bcö cl^aractcri|tifd^en SBau(^« mar!« cmarbcn, cnttoidcltcn pd^ bic Stammformen bcr brci biDcr- flircnbcn, aber bo(ä^ nal^e Denoanbten Untcrftdmme, bie »ir ate aHinfleltl^iere, Äruftentl^iere unb Suftrol^rtl^iere untcrfd^ieben. am nä(^ften ben SBurmtl^ieren (3lr(^anncUbcn unb ©epl^^reen) blieben bie SRingeltl^iere ober anneliben ftel^en, bie anfangi^ no(^ fufelo« »aren »ie bie egel, fpdter fjufeftummel mit SBorften erwarben toie bie Sorftentofirmer. ebenfaH« fd^on im ard^oUtl^ifd^en Seitalter, unb jioar in ber cambrif d^en ^eriobe, enttoicf eltcn jtd^ bancben bie ßruftentl^iere ober Äruftaceen. SJon biefen jinb bie Sd^ilbtl^iere, unb namentlid^ bie SErilobiten, burd^ jal^lreid^e SJerfteinerungen bereit« im beDonifd^en unb jilurijd^en, Ja fogar fd^on im combrijd^en Softem vertreten. SBal^rfd^einlid^ ebenfo alt jinb aud^ bie Urfrebje ober 3lr^ d^icariben. S)ie ©cftalt biefer Urfrebfe ift unö nod^ l^eute in ber gemeinfamen Sugenbform ber Derfd^iebenen Ärebfe, in bem merf^^ toürbigen 5llau^)liu8, anndl^ernb erl^alten. SluS bem 3laupliuj5 ent^ roidfelte jid^ »eiterl^in bie feltjame 3ofe'a, bie gemeinfame gußcnbform aHer l^öl^eren ober ^anjerlrebfe. SSiel jünger al§ bie toafferatl^menben SRingcltl^iere unb (Srujten^ tl^iere pnb bie luftatl^menbenSuftrol^rtl^iere ober Strad^eaten. Sl^re entftel^ung fällt erft in bie bet)onifd^e ^eriobe. 3)ie gemein« fame Stammform biefer Srad^eaten, bie gwifd^en bem ©nbe ber Silur* geit unb bem Seginn ber Steinfol^lengeit cntftanben fein mufe, ftanb mal^rfd^einlid^ bem l^eutigen $eri|)atud fel^r nal^e. Slu« fold^en ^rotrad^eaten enttoidtelten pd^ toäl^renb ber beoonifd^en S^it i>ic brei Stammformen ber Staufenbfüfeer, Spinnen unbgnfecten, bie alle fd^n in ber Steinfol^le Derfteinert pd^ pnben. 58on ben 3n* fecten e;riftirten lange 3cit l^nburd^ nur bie Dier beifeenben Drbnungen, Urpügler, Sle^pügler, ©rabpügler unb ifdfer, Don benen bie crpe toal^rfd^einlid^ bie gemeinfame Stammform ber brei anberen ip. 6rp Diel f^)dter entioidfelten pd^ au« ben beifeenben Snfecten, »eld^e bie urf^)runglid^e %oxm bcr brei Äieferpaare am reinpen betoal^rten, al« xkJL2v« Stammbaum unb ®ef(^^te bei 3nfect(n. 517 brei btocrgcntc S^txQt bic Icdenbcn, ftc(3^cnbcn unb fd^lürfcnbcn 3n= fcctcn. SBic bicfc Drbnungcn in bcr ©rbgcfd^td^tc auf cinanbcr folgen, i^gt Spänen nod^matö überfd^tUd^ bte nad^ftel^enbe 2:abeae. Sfitfectett ntu lonettbett Shtstbi^ettett Magtieantüi I. ^eigenbe 3nf«cten Mordentia 3fnfectett ---*Ä nttt fottgenben a^hmbtl^ett Sogentla II. Setfenbe Snfccten Lcunbentia m. 6tec^enbe 3nfccten Pungentia IV. 6c^lütf«nbc 3nfecten Sorbentia 1. UTflÜglet Archiptera 2. 9{e^flägter Neuroptera 3. (S^tabflügUt Ortboptera 4. mtx Coleoptera 5. ^autflügtei Hymenoptera 6. ^atbflügUi Hemiptera 7. gliegen Diptera 8. ^(tmetteTUnge Lepidoptera M. I. I A. A. 1 M. c. I guetp A. A. l oetfleinttt M. I. / in bet A. D. l ^tebtfol^Ie A. D. / A. A. M. I. A. A. Jd» G» A. D. M. C« A. A. 3uevft netfteittert im 3fttta Suevft octttetittn ^nmeifung: i6ei ben ac^t einjetnen Dibnungen bei 3nfecten ifl jugU^ bei Unterf(tieb in bei SRetamoip^ofe obei Seimanbtung unb in bei gtügelbilbung buic^ folgenbe Q3u(^fiaben angegeben: M. I. = Um^oUfiänbige tDtetamorp^ofe. M. C. = Soüfianbige Wetamotpbofe (Sergl. ®en. SWorp^. n, e. XCIX). A. A. = (Sleii^aitige ^Ifiget (Soiber< unb ^interffügel im IDau unb ®ett>ebe ni^t ober nuT tt>entg i^eifc^ieben). A. D. = UngteiiS^aitige glüget (Sotbei« unb hinter» pgel buic^ ßaife 2)iffeien3iTun9 im 9au unb Gewebe fe^t ))eif(^ieben). 516 €tammbauni unb (»efc^i^te ber ^liebertl^iere. XIX. »eiteren ©inne) angel^örten. SluS f old^en nod^ unöolllommen ßeflHe« berten 3Bürmem, toeld^e bie Slnlafle ht^ d^oracteriftifd^en Sau(^^ marfö emarben, entoidelten flcl^ bie Stammformen ber brei biöer^ flirenben, aber bod^ nal^e Denoanbten Unterftdmme, bie »ir al8 Siingcltl^iere , Äruftentl^iere unb Snftrol^rtl^iere nnterfd^icben. 8lm nä(^ften bcn SBnrmtl^ieren (Slrd^anneliben unb ©epl^^reen) blieben bieSRinfleltl^iere oberSnneUben [teilen, bie anfangs no(^ fufelo« »aren »ie bie @gel, fpäter Sufeftummel mit Sorftcn erwarben »ie bie SSorftentoürmer. ©benfaUg fd^on im ard^oUtl^ifd^en ßeitalter, unb jtoar in ber cambrifd^en ^eriobe, enttoicfeltcn jtd^ baneben bie ßruftentl^iere ober Äruftaceen. SJon biefen finb bie ©d^ilbtl^icre, unb namentUd^ bie Srilobiten, burd^ jal^lreid^e SJerfteinerungen bereit« im beDonifd^en unb jtlurifd^en, Ja fogar fd^on im cambrifd^en Softem öertreten. SBal^rfd^einlid^ ebenfo alt jtnb aud^ bie Urlrebfe ober Sir« d^icariben. 3)ic ©eftalt biefer Urlrebfe ift un« nod^ l^eute in ber gemeinfamen Sugenbform ber öerfd^iebenen Ärebfe, in bem merf«^ »firbigen Sttaupliu«, anndl^ernb erl^alten. ?luS bem Slaupliu« ent« »idtelte jtd^ toeiterl^in bie feltfame 3oöa, bie gemeinfame Sugenbform aller l^öl^eren ober ^anjerfrebfe. SSiel jünger ate bie »afferatl^menbcn SRingeltl^iere unb ßruften« tl^iere jtnb bie luftatl^menbenSuftrol^rtl^iere ober Jrad^eaten. Sl^re entflel^ung fSllt erft in bie bet)onifd^e ^eriobe. 3)ie gemein- fame Stammform biefer Srad^eaten, bie jwif d^en bem (Snbt ber ©ilur* geit unb bem Scginn ber ©teinfol^lengeit entftanben fein mufe, ftanb mal^rfd^einlid^ bem l^eutigen ^eri^atud fel^r nal^e. SluiS fold^en ^rotrad^eaten entioidelten pd^ todl^rcnb ber beDonifd^en Seit bie brei Stammformen ber Saufe nbffl 6 er, Spinnen unbjwf^cten, bie alle fd^n in ber Steinlol^le Derfteinert pd^ finben. SSon ben ^n- fecten eyiftirten lange 3«it i^inburd^ nur bie öier beifeenben Drbnungen, Urflögler, Sle^flügler, ©rabflügler unb ifäfer, oon benen bie erfte »al^rfd^einlid^ bie gemeinfame Stammform ber brei anberen ift. ©rft öiel fpäter enttoidelten jtd^ au8 ben beifeenben S^f^cten, »eld^e bie urfprunglid^e 5orm ber brei Äieferpaare am reinflen bettal^rten, al« xkJL2v« Stammbaum unb ®ef(tt(^te bei 3nfecten. 517 brct biDcrgcntc StotxQt bic Icdfcnbcn, ftcd^cnbcn unb fd^lürfcnbcn 3«' fcctcn. 3Bic bicfc Drbnunflcn in bcr ®rbflcf(3^i(l^tc auf cinanbcr folgen, jriflt Sinnen nod^mal« fibcrP(]^tHd^ bic nad^ftcl^enbc 3:obcttc. 3fttfc(ten ---*Ä nttt lonetiben Stmtbt^tUdt MMtieantla I. ^eigenbe 3nfecten Mordentia B. Snfeden ---*Ä nttt fongenben Sogentla II. Setfenbe 3nffcten Lcunbentia m. 6tec^enbe 3nfecten Pungentia IV. 6«Iürfenbe 3nfectcn Sorbentia 1. Utpgtet Archiptera 2. IRe^ffügter Neuroptera 3. ®rabflüdler Orthoptera Coleoptera 5. ^autflügter Hymenoptera 6. ^atbfffigUi Hemiptera 7. Sliegen Diptera 8. 6(tmetteinnge Lepidoptera M. I. I A. A. 1 M. c. / gnetp A. A. l Ottftehtttt M. I. / in bet A. D. l eteinfol^Ie M* C I A. D. / A. A. M. I. A. A. A. D. M. C* A. A. 3nevft WX\itmttl im 3fttta Snevft oetttetntn int ZttHkt ^nmeifung: i6ei ben ac^t ein^etnen Dibnungen bei 3nMen ifi jugleic^ bei UnteifiIbung buic^ folgenbe iBu^fiaben angegeben: M. I. = Um^oQflänbige tDtetamoip^ofe. M. C. = ©oOfianbige Wetamoip^ofe (Sergl. ®en. SWoip^. n, e. XCIX). A. A. = (9tei(^aitige ^(ägel (Soibei< unb ^inteiffägel im 9au unb Gewebe ni<3^t obei nui tt>eni9 t>eif<4ieben). A. D. = UngteiiS^aitige ffluget (Sotbei« unb ^intei^ flugel buic^ ßaife 2)iffeien3iiung im 9au unb Gewebe fe^t veifc^ieben). m. «Birbett^iere. ^ie 6(^öpfuiigdurfunben bet SBirbeltt^iere (Ser^Ieic^enbe Anatomie, dmbrpo^ togie unb oii Sinne unb 9amar(f. IBenne^ning berfelben auf ad^t (klaffen, ^auptclaffe bei 9)obr(^tigen obei S^abeQofen (Sanjett^iere). 9(utdt>er« manbtfc^aft bei ^c^äbeQofen mit ben IDi^antelt^ieien. UebdeinfHmmuug in bei embiponalen ($ntn)i(felung bed ^mpt)io;ud unb bei ^ddbien. Uifpiung bed 2BiibeU()ieifiamme^ aud bei SBüimeigiuppe. ^auptclaffe bei Unpaainafen obei 9)unbmäutei On^tx unb $ampieten). ^auptclaffe bei ^namnien obci ünniton» tofen. gif^e (Uifif(^e, e^mel^fif^e, j^noc^enfifi^e). Suic^fifc^e obei $Di)Ht«tff}en. Suid^e obei 9(mp^ibien (Van^eituic^e, 9}a(ftluic^e). ^auptdaffe bei ^mniont^teie obei ^mnioten. (Reptilien (8tammieptilien, Clibeö^tl @tiaugoöget, 5HeIodgel). 5Keinc getreu ! Unter bcn naturlit^cn ^aiq)tgrup^)cn ber Drga^ niSmen, »elcj^e »ir »cgen ber SBlutööcmaitbtfd^aft aller barin Der= einigten 3lrten alö ©tdmme ober ^l^^len bejeid^nen, ift feine ein= jifle Don fo l^eroorragenber unb übenotegenber Sebentung, als ber , ©tamm ber SBirbeltl^iere. 3)enn nad^ bem übereinftimmenben Ur- tl^eil aller 3oologen ift aud^ ber SWenfd^ ein ®lieb biefeö ©tammei^ unb fann feiner ganjen Drganifation unb @ntti)i(felung nad^ um möglid^ Don ben übrigen SBirbeltl^ieren getrennt »erben. SBie »Ir aber aus ber inbiDibueQen SnttoidelungSgefd^id^te beS SRenfd^en fd^on XX. 2)ie 6d>öpfun9«utfunben Ui ffltrbtU^ier«. 519 frul^ bic unbeftrcitbare S^atfad^c crtannt l^aben, bafe bcrjclbc in feiner Sntoidelung au& bem @i anfdnglid^ nid^t Don ben übrigen SBirbeltl^cren, nnb namentUd^ ben ©äugetl^icren, Derfd^ieben i[t, fo muffen wir notl^toenbig mit Segiel^unfl anf feine paldontologifd^e SnttoictelungjSgefcl^id^te f daliegen, ba^ baä SRenfd^engefd^led^t jtd^ ]^iflorif(^ »irflid^ auö niebcren SBirbeltl^ieren entoicfelt l^at, unb bofe baffelbe jundd^jt oon ben ©dugetl^eren abftammt. 2)icfer Umftanb einerfeits, roffcn iji, befonberiS öottfldnbig- JDurd^ guDier ift fd^on im Jln- fange unfereö gö^^^unbert« bie Dergleid^enbe Anatomie unb ^aldon= tologie, burd^ Sa er bie ^dme^Sgefd^id^te ber SSirbeltl^iere gu einer fel^r l^i^en SbtSbilbung gelangt. Spdterl^in l^aben oorgügUd^ bie toergleid^enb^anatomifd^en Unterfud^ungen oon ^fol^anneS Füller unb älatJ^te, unb in neuefter S^t biqenigen oon ©egenbaur unb ^uyle^ unfere ©rfenntnife oon ben natürltd^en SBertoanbfd^aft«* oirl^dltnlffen ber oerfd^iebenen 3Birbelt]^iergnqj<)en bebeutenb geför= bert. 3n8befonbere l^aben bie clafjtfd^en Jlrbeiten oonOegenbaur, mt^e überall oon bem ®runbgebanten ber S)efcenben3t]^eorie burd^» brungen finb, ben Seweis geffil^rt, bafe ba§ oergleid^enb*anatomifd^e SWoterial, wie bei aßen übrigen S^ffkxtn, fo gauj befonber« im SBirbel« tl^ierftamm, erft burd^ bie Slnjoenbung ber Slbftammungölel^re feine malere Sebeutung unb Geltung erl^dlt 9ud^ l^ier, wie überall, jinb bie SInalogien auf bie SInJpaffung, bie Homologien auf bie SSererbung jurüd^gufül^ren. Sßenn wir fel^, bag bie ©liebma^en ber Derfd^iebenften SBirbeltl^iere tro^ il^rer aufeerorbentlid^ oerfd^ie» bencn duneren %oxvx bennod^ wefcntlid^ benfelben inneren Sau be= 522 dint^eiluttg Hx mxbtWm in ot^t klaffen. tl^ierc in jöjci ^auptQxvipptn. S)ic crftc ^auptflru^^pc, btc gijd^c unb llm|)]^lbtcn, atl^mcn cnttocbcr jcttlcbcn« ober bod^ in ber Suflenb bnrd^ fernen, nnb »erben bal^er als ifiementoirbcltl^iere be= geid^net (Brancbiata ober Anallantoidia). S)ie jmeite ^au^tgru|>pe bagegen, SReptilien , Sßoßel unb ©äußetl^lere, atl^en gu feiner Qüt il^reS gebend bnrd^ Giemen, fonbem auSfd^Ue^Ud^ buxij Sungen, unb l^eifeen beSl^alb aud^ paffenb fiemenlofe ober Sungentoirbeltl^lere (Ebranchiata ober Allantoidia). @o rid^tig biefe Unterfd^eibung aud^ ift, fo {5nnen loir bod^ bei berfelben nid^t [teilen bleiben, loenn mir gu einem tool^ren naturlid^en @Qfiem beS SSirbeltJ^ierftammeS, unb gu einem naturgemäßen SSerftänbniß feines Stammbaums ge- langen tooDen. SSielmel^r muffen toir bann, »ie id^ in meiner genc* retten 5Kor^)l^ologie gegeigt l^abe, nod^ brei »eitere 3Birbeltl^ierclaffen unterfd^eiben, inbem toir bie bisl^erige Sfifd^claffe in oier öerfd^iebene ©äffen auflöfen (®en. aRorpl^. »b. U, Saf. VU, @. CXVI— CLX). 3)ie erfle unb nieberfte oon biefenßlaffen »irb burd^bie ©d^dbel» lofen (Acrania) ober SHol^rl^ergen (Leptocardia) gebilbet, t)on benen l^eutgutage nur nod^ ein eingiger ätepr&fentant lebt, baS merl» »ärbige Sangettl^ierd^en (Amphioxas lanceolatos). lUS gleite 6laffe fd^liegen ftd^ an biefe gun&d^fi bie Unipaarnafen (Monorbina) ober ätunbmduler (Cydostoma) an, gu benen bie S^ger (9R9]ci« notben) unb bie Sanqoreten (^etrom^gonten) gel^oren. ^ie britte ©äffe erft »ürben bie ed^en %x\äit (Pisces) bilbcn unb an biefe »Arben jtd^ als oierte Sloffe bie Surd^fif d^e (Dipneosta) auf daließen: UebergangSformen Don ben f^fd^en gu ben 3lnq)]^ibien. S)urd^ biefe Unterfd^eibung, toeld^e, »ie ©ie gleid^ fel^ »erben, für bie ©enea* logie ber SBirbcltl^icre fel^r »ui^tig ift, toirb bie urfprfinglid^e fOitx^ ga^l ber SSirbeltl^ierclaffen auf baS S)o))pelte gefteigert. du biefen ad^t, nod^ l^eute lebenben klaffen lann man aud^ nod^ eine neunte, auSgeftorbene ©äffe l^ingufügen. S)urd^ Me t)erglei*> d^enb-anatomifd^en Unterfud^imgen t)on ©egenbaur iiämttd^ l^at {td^ l^erauSgefiettt, baß bie merltxmrbige Slbtl^eilung ber Seebrad^en (Halisauria), »eld^e man btSl^er unter ben Ste^ttlien aufffl^rte. XX. ^¥ C^taffen unb oiei f^auptclaffen bei mxbt\if)itit. 523 »al^rft^cinUd^ bcbcutenb t>on bicfcn Dcrfc^icbcn unb als eine bejonbere ©äffe anjufel^en ift, toclt^e jtd^ nod^ Dor ben Slntpl^tblett öon bem SBirbcltl^ierftamme abgejnjeißt ^t. ©§ gel^ören bal^in bie berul^m^ ten 3ci^tl^9ofauren unb ^ejtofauren ber 3ura* unb ^etbcgeit, unb bie alteren ©imofauren ber Sria^jeit, toeld^e pd^ alle ndl^er an bie gifd^e als an bie Slntpl^ibieh anjufd^liefeen f(3^einen. Sebod^ bebürfen biefelben nod^ genauerer Unterju(]^unfl, unb toir lajfen fle öorlduflg nod^ bei ben SRqptilien [teilen. JDiefe ad^t ober neun ©äffen ber SBirbeltl^iere flnb aber feine«^ »egS Don gleid^em flenealoßifd^en 3Bertl^e. JBielmel^r möffen »ir bie* felben in ber Seife, »ie e§ Sinnen bereit« bie f^ftematifd^e Ueberfid^t auf @. 452 jeigte, auf öier öerfd^iebene $au^)tclaffett öertl^eilen. Sunäd^ft ttnnen toir bie brei l^od^ften ßlaffen, bie ©dugetl^iere, Sogel unb ©d^leid^er als eine natürlid^e ^auptclaffe unter bem Flamen berSlmniontl^iere (Amniota) guf ammenf äff en. 3)ief en ftellen fld^ naturgem&g als eine {koeite ^auptclaffe bie Slmnionlofen (Anam- nia) gegenüber, ndmlid^ bie brei ©äffen ber Surd^e, Äurd^flfd^e unb tJifd^e. S)ie genannten fed^S ßlaffen, fotool^l bie Slmnionlofcn als bie Slmniontl^iere, ftimmen unter pd^ in gal^lrcid^en SRerfmalen über* ein, burd^ n)eld^e fie fid^ t)on ben beiben nieberften ©äffen (ben Um pfliarnafen unb JRol^rl^erjen) unterfd^eiben. SBir fftnnen fie bal^er in ber natürlid^en ^auptgntp|)e ber ^aarnafcn (Amphlrhlna) öer« einigen, ©nblid^ finb biefe ^aarnafen nneberum öiel nSl^er ben SRunbmdulem ober Unpaamafen, als ben ©d^dbellofen ober fRoffc^ l^ergen öenoanbt. SBir fönnen bal^er mit Dollem Siedete bie ^aar= naf en mit ben Unpaarnafen in einer oberflen ^au^jtgruppe äufammen*^ ftellen unb biefe als ©d^dbeltl^iere (Craniota) ober (5entral= 1^ er Jen (Pachycardia) ber eingigen ©äffe ber ©d^dbellofen ober SRol^rl^erjen gegenüberftellen. 2)urd^ biefe, öon mir in ber generellen !Wor|)]^ologie oorgefd^lagene ©afftflcation ber SBirbclt^iere »irb eS möglidt), bie »id^tigften genealogtfd^en SBejtel^ungen ll^rcr ad^t ©äffen Har ju überfeinen. S)aS f^ftematifd^e SBerldltnife biefer ®rup^)en gu einanber Idfet ftd^ burd^ folgenbe Ueberfid^t furg auSbrüdfen; 524 epflematif^e Ueberflc^t ber a^t Sdirbeltbietclaffen. XX. A. ^ftbeflofe (Aerania) B. (Graniota) obei eeitttall^et^eti (Padijcardia) Unpaarnafen Monorhina 1. Süobt^erien I 2. IRunbm&uIer >. 9aar< ( nafen j Ämphi- rhina I. Amnion« r 3. Jif^e lofe I 4. fiuic^flf^e Anamnia ^ 5. Sutc^e II. Amnion» t 6. S^Uid^ei friere I 7. öööel Amniota l 8. @augetf)iere 1. Leptocardia 2. Cyclostoma 3. Pisoes 4. Dipneiuta 5. Amphibia 6. Beptilia 7. Avea 8. Mammalia Suf ber ntebrigften Organifationdjhtfe oon allen und betannten SBirbeltl^ieren ftel^t ber cinjige nod^ lebenbe SJertreter ber erften ßlaffe, baS fiangetfifd^d^en ober Sangettl^ierd^en (Amphioxus lau- ceolatus; Staf. XIII, ^ig. B). S)iefe« l^öd^ft intereffante unb ttid^ttgc Sil^ierd^en, loeld^ed über bte älteren äSurgeln unfered @tammbautne$ ein uberrafd^enbeiS Sid^t öerbreitct, ift offenbar ber le^te 5IKo]^tlaner, ber le^te uberlebenbe SHepräfentant einer formenreid^en nieberen SBlr« beltl^ierclaffe, toeld^e »dl^renb ber ^rimorbialgeit fel^r entoidCelt war, wx^ aber leiber ttegen beiS SRangel« aller feften ©felettl^cile gar feine öerfleinerten SHefte l^interlaffen tonnte. JDaiS fleine Sangetflfd^d^en lebt l^eute nod^ »eitDerbreitet in öcrfd^iebenen 5IKeeren, g. SB. in ber Dftfee, 9lorbfee, im 5Kittelmeere, gewöl^nlid^ auf flad^em ®runbe im @anb öergraben. S)er Äörper l^at, »ie ber ülame fagt, bie ®eftalt eines fd^malen, an beiben ©üben gugefpi^ten, langetförmigen SBlatte«. 6r* load^fen ift baffelbe ettoa gtoei 3<>Q ^^^%i ^'^^ rötl^lid^ fd^immemb, l^alb burd^jtd^tig. Sleu^erlkl^ l^at baiS Sangcttl^ierd^en fo »enig Sielen« Ud^feit mit einem Birbeltl^ier, bafe fein erjter entbedCer, ^alla«, et5 für eine unöoUtommene Sflad^tfd^nedCe l^ielt. Seine bep^t eiS nid^t, unb ebenfo»enig Äopf, ©d^äbel unb ©el^irn. S)a« öorbere Äörper* enbe ift äugerlid^ oon bem l^interen faft nur burd^ bie SRunböffnung gu unterfd^eiben. aber bennod^ beji^t ber Slm^)]^iopi« in feinem in« neren Sau bie ttid^tigften SRerfmale, burd^ tteld^e jid^ alle Birbel» tl^iere Don allen SBirbellofen unterf d^eiben , öor allem ben Sljcenftab unb ba« JRüdCenmarf. 3)er Sljcenftab (Chorda dorsalis) ift ein XX. @(^5beIIofe ober 9)o^rl^er)(n. Üan^ettbiert^en ober ^mpftiopi«. 525 c^Unbrifd^cr, Dorn unb leinten jugcfpi^ter, graber Änorpclftab, ttcl« d^er bic centrale Sye bt^ inneren ©feletiS unb bie ©runblage ber S38irbelfaule bilbet. Unmittelbar über biefem a^enftabe, auf ber SRüdenfeite beffelben, liegt ba^ SHadenmarf (Medulla spinalis), ebenfattiS urfprünglid^ ein graber, Dorn unb leinten jugefpi^ter, in» »enbig aber l^ol^ler Strang, »eld^er ba^ ^au^jtftud unb ßentrum bt^ SRert)enf9ftem« bei atten SSirbeltl^ieren bilbet (üergl. oben @. 270). Sei atten SBirbeltl^ieren ol^ne SluiSnal^me, aud^ ben 5Kenfd^en mit in^ begriffen, »erben biefe »id^ttgften Äörpertl^eile »ä^renb ber embr^o« nalen ©ntttidtelung a\x^ bem 6i urfprunglid^ in berfelben einfad^ften Sorm angelegt, »eld^e fie beim Slnipl^iojmö jeitlebenö bel^alten. ßrft fpätcr entioidtelt fid^ burd^ Sluftreibung beö öorberen @nbe§ aug bem SRüdtenmarl ba« (äel^irn, unb auö ber ©^orbafd^eibe ber baö (äel^im umfd^liefeenbe ©d^äbel. 5)a bei bem Slmpl^iof u§ biefe beiben »id^ttgen Organe gar nid^t gur 6nttt)idfelung gelangen, fo (önnen »ir bie burd^ il^n oertretene Sl^ierclaffe mit SHed^t alö ©c^äbellofe (Acrania) begeid^nen, im (äegenfa^e gu atten übrigen, ben ©d^dbeltl^ieren (Craniota). ©etoöl^nlid^ »erben bie @dt)dbellofen SRol^rl^ergen ober Slöl^renl^ergeu (Leptocardia) genannt, »eil ein centralifirtejS ^erg nodt) fel^lt, unb baö S3lut burd^ bic ßufammengiel^ungen ber röl^ren« förmigen Slutgefä^e fclbft im Äörper uml^ergetrieben »irb. 3)ie @dt)äbelt]^iere, »eld^e bagegen ein centraliprteö, beutelförmige^^ Jperg bejt^en, müßten bann im ®egenfa^ bagu Seutell^ergen ober 6en* trall^ergen (Pachycardia) genannt »erben. Offenbar l^aben fidt) bie @dt)äbelt]^iere ober ßentrall^ergen erft in fpäterer ^rimorbialgeit m^ ©d^äbellofen ober SRol^rl^ergen, »eld^e bem ampl^iopiö na^e ftanben, attmftl^lid^ ent»id[elt. ^Darüber lä|t un« bie ÄeimeSgefd^id^te ber ©d^äbelt^iere nid^t in 3»rifel. 2Bo ftammen nun aber biefe ©d^äbellofen felbft l^er? 2luf biefe »id^tige Srage l^at un8, »ie id^ fd^on im öorle^ten aSortrage er»ft]^nte, erft bie iüngfte Seit eine ^öd^ft überrafd^enbe 2lnt»ort gegeben. SluiS ben 1867 öer* öffentlid^ten Unterfudt)ungen oon Äo»ale»«f9 über bie inbioibuette 6nt»idtelung beö 2lmp]^iofu§ unb ber feftfl^enben ©eefd^eiben, Asci- 526 ©Iut*t)emotibtf*oft bet ©c^äbeflofen nnb ©etWeiben. XX. diae (auö bcr ©laffc bcr 5KaitteIt]^icrc, Tunicata) l^at fid^ crflebcn, ba| bie ÄeimcjSgcfd^id^te btefcr beibcn flanj ücrfd^iebcncn Sil^icrfonnett in il^rcr crftcn ^n^cnb mcrfmürbig übcrcinftimmt. 3)ic \xtx nmlfcx^ f(]^»immcnbcn 2art)cn bcr aöcibicn (Staf. XII, ^ig. A) entoidcln bie unjttjcifcll^afte Slnlage gum SRüdcninarl (gig. 5 g) unb gum Sljcenftab (§ig. 5 c) unb j»ar gang in berfdbcn SBcifc, toic bcr ampl^iofuö (Staf. XII, 5ig. B). «ttcrbing« bilbcn fic bicfc toid)tigftcn Organe bcjS aSirbclt^icrlörper« fpätcrl^in nid^t weiter auö. aSielmcl^r gelten Pe eine rudfd^reitenbc aSerwanblung ein, fe^en fid) auf bem 9Wecre«= boben feft, unb mad^fen gu unförmlichen Älumpen au§, in benen man faum nod^ bei dufeerer S3etrad)tung ein Stl^ier »ermutiget (Staf. XIII, 5ig. A). attein ba^ Slficfenmarf, cA^ bie Slnlage bc§ 6entralneröen= f^ftcmö, unb ber äyenftab, aU bie erfte ®runblage ber Birbelfdule, Pub fo »id^lge, ben SBirbeltl^teren fo au«fd^liefelid^ eigentpmlid^e Organe, bag mir baraud pd^er auf bie imrllid^e 93lutöt)enDanbtfd^aft ber SBirbeltl^iere mit ben SRanteltl^ieren fd^Ucfeen fönnen. Slatfirlid^ ttotten »ir bamit nid^t fagen, bafe bie Birbeltl^iere öon ben 5Kantel* tl^ieren abdämmen, fonbem nur, bafe beibe ®ruppen a\x^ gemein^ famer Burgcl entfproffen Pub, unb bafe bie SRanteltl^iere öon allen SBirbellofen biefenigen Pub, n)eldt)e bie nddt)fte Slutööenoanbtfd^aft ju ben SSBirbeltl^ieren bep^en. Offenbar l^aben pdf) mdl^renb ber ^rl= morbialgeit bie ed^ten Birbeltl^iere au8 »urmartigen ßl^orb at^ieren (Chordonia) fortfd^reitenb enttoidtelt, au8 toeld^er nad^ einer anberen, rudtfd^reitenben SRid^tung l^in bie entarteten SRanteltl^iere l^eröorgingen. (S3ergl. bie ndl^ere ©rfldrung öon Siaf. XII unb Xin im Slnl^ang; fonrte bie auSful^rlid^e S)arfteUung bt^ Slntpl^ioirud unb ber Ssdbie im xni. unb XTV. SSortrage meiner Slntl^ropogenie "). 3lu8 ben Sd^dbellofen l^at pd^ gundd^ft eine g»eite nieberc ®affe Don SBirbeltl^ieren entwidtelt, »eld^e nod^ tief unter ben 5ifdt)en Pel^t, unb »eldt)e in ber ®egcn»art nur burd^ bie Snger (5IK9pnoiben) unb Sanqjrcten (^etrom^gonten) vertreten »irb. Slud^ biefe ©afte tonnte toegen be§ 9Rangel§ aller feften Äörpertl^eile leiber eben fo wenig atö bie (Sd&dbellofen öerpeinerte SRefle l^nterlaffen. Slu^ il^rer Tai' Sä .b,iJimeljflf(^e " 5. 6. 5(no(^en{lf4< 6. 7. C^inlunger 7. 8. 3tt>«itunfler 8. 9. ^anjerlurt^e 9. 0. 6<^Iangenlurc^e 10. .1. Sc^man^Iuri^e 11- 2. Srof^lur^e 12. 3. etammreptilien 13. .4. 6ibe4fen 14. .5. Schlangen 15. 6. Grocobile 16. .7. 6(^ilbfröten 17. 8. eeebra^en 18. 9. Slugbra(^en 19. K). 2)ro4en 20. II. eSugerreptilien 21. S. UrtJÖflel 22. J3. 3abnt>ögel 23. 14. @trau§t)öge! 24. 15. 5eielt>ögel 25. jtloafentl^iere 26. IBeuteltbiere 27. $IacentaU^iere 28. Hyperotreta (Myzinoida) Hyperoartia (Petromyzontfa) Selachii Ganoides Teleostei MonopDeumones Dipneumones Phractamphibia Gymnophiona Urodela Batrachia Tocosauria Autosaoria Ophidia Crocodilia Chelonia Halisauria Pterosauria Dinosanria Therosaaria Saururae Odontornithes Ratitae Carinatae Monotrema Marsnpialia Placentalia XX. 6tommbaum bei SBirbeltbiere. 529 Teleostei ©cfemeljfifc^e GanoideB UrPWc Selachü 3»eilunget Dipneumones (Sinlunger MonopDeumones «Wol^Pfc^c Protopteri 7. öööel Aves 6. e^Ieic^er Reptilia 8. @äu0et(iete Mammalia Kntitiontl^eve Anmiota 5. Sur(^e Amphibia 4. fiutc^fiWe Dipneasta UrfiMe. Selachü 3. 3tf(^e. Pisces ^aamafett* Amphirliina ^xiätn 3nger PetromysoDtes Myxinoida r 2. (Runbmäuler Cyclostoma 9RanteIt^iere Tnnicata Acopeta Copelata tttq)aamafen. Monorhlna ^4ftbelt|iieve. Craniota 1. fRo^r^jerjen Leptocardia Aerania Tertebrata dboibat^iere Chordonia SSötmer Helminthes Gastraea jpaecfel, Katürl. ®Ct^öph>nd«d«f<^- 7. «ufl. 34 530 Utn^aarnnfen (fWonoT^inen). ^Ponrnofen (^ImpHrbinen). XX. 3)ic crftc Untcrclaffc jtnb bicSngcr ober ©d^leimfifd^e (Hy- perotreta ober Myxinoida). @te leben im SKeere fd^maro^enb auf gifd^en, in bereu Jpaut pe pd) einbol^reu (Myxine, Bdellostoma). 3m ©el^örorgan beft^en fte nur einen 3iinflcanal, unb il^r unpaare^ Slafenrol^r burd^bol^rt ben ®aumen. ^öl^er entioidelt ift bie jioeite Unterclaffe, bie Sampreten ober Briden (Hyperoartia ober Petro- myzontia). ^ierl^er gel^ören bie attbefannten glu^priden ober 5Reun« äugen unferer Slüf[e (Petromyzon fluviatilis), bereu Sefanntfd^aft Sie tool^l Sitte im marinirten Suftanbe fd^on gemad^t l^aben. 3m 5Keere toerben biejelbeu burd) bie mel^rmalö größeren ©eepriden ober bie eigentlichen Sampreten (Petromyzon marinus) vertreten. Sei biefen Unpaarnafen burd^bol^rt baö ülafenrol^r ben ®aumen nid^t, unb im ©el^örorgan pnben pd^ gwei SRingcandle. Slud^ pe bep^en einen runben ©augmunb mit ^orujäl^nen, burd^ ben pe pd^, S3lut^ egeln äl^nlid^, au ^ifd^en anfangen. Sitte SBirbeltl^iere, ttjeld^e je^t nod^ leben, mit Sluönal^me ber eben bctrad^tete'n 5IKonor]^inen unb bt^ Slmpl^iofuS, gel^öreu ju ber= ienigen Jpauptgrnppe, toeld^e wir al<^ ^aarnafen (Amphirhina) ober Äief ermünbige (GnatUostoma) bejeid^uen. Sitte biefe Siliere bep^en eine au§ jtoei paarigen ©eitenl^dlften beftel^enbe 9tafe, ein Äieferffelet, ein f^uipatl^ifd^e^ Sleröenne^, brei SRingcandle im ®el^ör= Organ unb eine 3Rilj. Sitte ^aarnafen bep^en femer eine blafen* förmige Sluöftütpung beö ©d^lunbeö, tt)eldt)e pdf) bei ben Sifd^en jur @d^tt)immblafe, bei ben übrigen ^aarnafen jur Sunge entttidtelt l^at. ©nblid^ ift urfprünglid^ bei atten ^aarnafen bie Slnlage ju jioei ^aar 6jctremitdten ober ©liebmafeen öorl^anben, ein ^aar aSorberbeine ober SruftpoPen, unb ein ^aar Hinterbeine ober Saud^popeu. Sitter* bing§ ip biiSttjeilen baö eine Seinpaar (g. S. bei ben Slalen unb SBalpfd^en) ober beibe Seinpaare (g. S. bei ben ßaecilien unb ©d^langen) öerfummert ober oerloren gegangen ; aber f elbft in biefen gdtten ift »enigften^^ bie Spur il^rer urfprünglid^en Slnlage in frül^er 6mbr^onalgeit gu pnben, ober e§ bleiben unnüfee tiefte berfelben aU rubimentdre Organe burdt) ba§ gange ßeben beftel^en (oergl. @. 13). XX. öorPWe utib 5lf*e. 531 auiS attcn bicfcn »td^tigcti angdd^cn fonncn »ir mit öoUcr ©id^erl^eit fd^Hcfecn, bafe fämmtlid^c ^aamafcn Don einer einjigen flemeinfd^aftlid^en Stammform abftammen, ti)eld)e »äl^renO ber 5ßri= morbialjeit birect ober tnbirect pd^ auö ben 5Konor]^inen entioidelt l^atte. 3)iefe (Stammform mufe bie eben anflcfül^rten Organe, nament^^ lid) aud^ bie Anlage gur ©d^ioimmblafe unb gu gttjei Seinpaaren ober f^loffenpaaren befeffen l^aben. 9Son allen je^t lebenben ^aar== najen [teilen offenbar bie nieberften ijormen ber ^aififd^e biefer längft auögeftorbenen, unbefannten, l^^potl^etifd^en Stammform, meldte toir ate ©tammpaamafen ober aSorfifd^e (Proselachii) begeid^nen fönnen, am näd^ften (öergl. Staf. XII). 3Bir burfen bal^er bie ®ntppe ber Urfifd^e ober 6 el addier, in beren SRal^men biefe ^rofelad^ier l^ineingepafet l^aben, alö bie ©tammgruppe nid^t allein für bie 3ijd^= claffe, fonbem für bie gange ^auptclaffe ber 5ßaarnafen betrad^ten. S)en ftdt)eren SeioeiS bafür liefern bie ,,Unterfud^ungen gur öer= gleid^enben Slnatomie ber SBirbelt^iere" oon 6arl ©egenbaur, »eld^e pdf) ebenfo burd^ bie jorgfdltigfte Seobad^tung, toie burd^ bie fd^arfjtnnigfte SReflefion auögeid^nen. 3)ie ©äffe ber Sifd^e (Pisces), mit meld^er toir bemgemdfe bie SReil^e ber ^aamafen beginnen, unterfdt)eibet fid^ oon ben übrigen fünf eiaffen biefer SReil^e oorgüglidt) baburd^, ba§ bie ©d^toimmblafe niemaliS gur Sunge enttt)idtelt, oielmel^r nur alö l^^broftatifd^er Stpparat tl^dtig ift Sn Uebereinftimmung bamit finben toir ben Umftanb, bafe bie 5lafe bei ben ijifd^en burd^ gtoei blinbe ®ruben oorn auf ber @d^nauge gebilbet toirb, meldte niemals ben ©aumen burd^bol^ren unb alfo'nie in bie SRad^enl^öl^le münben. ^Dagegen finb bie beiben 9iafen]^6]^len bei ben übrigen fed^^.ßlaffen ber ^aarnafen gu Suft= toegen umgebilbet, loeld^e ben ®aumen burd^bo^ren unb f o ben Sungen Suft gufül^ren. 3)ie ed^ten %\\6)c (nadt) 2lu§fd^lu§ ber 3)tpneuftett) finb bemnad^ bie eingigen ^aamafen, meldte aui^fd^Uefelid^ burd^ ^emen unb niemals burd^ Sungen atl^men. Sie leben bem ent- fpred^enb alle im SBaffer, unb i^re beiben Seinpaare l^aben bie ur^ fprünglid^e fjorm oon rubemben Sloffen beibel^alten. 34* 532 ber peben Segionen unb fünfgel^n Drbnnngen ber fjifc^claffe. KnterclofTrti Ce^tonett IDrbnuimett Btifpitit htt htt htt Ott« htn J^tfc^cloffe J^tf^claffe Sifd^tiafft imniblafe \12. ^taloTtige PhyMostomi j Enchelygenes / 13. Dtei^enfiemer i«rTT A A r'fj: l Stichobranchil VII. J(no(^enftf(^e\ obneeuftöangberl^. ^ ,,^. , 6«n)immblafe l^- *^W« ^ ^ / 15. ©üf*ememer \ Lopbobrancbii 6to4el^oi, 9Ren< f<^enl^ai, u. f. tt). €to(^eIro(^en, 3^^^ terto(^en, u. f. m. d^tmören, jtalor« r^pn^en, u. f. tt). depbafadpiben, 9Iq« cobermen, u. f. to. «öffelflöt, etör, Raufen, u. f. to. ^oppelflofTei, 9fla« flerjä^ner, u. f. tt). $aIaonidfen, jtno^ (^en(^e(^t«, u. f. ». «fnfanif*et giöfr fcl()e(^t, u. f. ». ^oloptpd^ier, dot* lacant^iben, u. f. ». ^occoleptben, %mu oben, u. f. w. ^antiflc, ßa<^fe, 5tatpfen , fflelfe, u. f. tt>. aale, 3itteraale, u. f. xo. ©arf(^e, ?ippfif*e, ^orfc^e, 6(!^oU len, u. f. nj. 5eofferflf*e, 3öeU fif<^e, u. f. w. 6eenabeln , 6ee« pferb(^en, u. f. to. @tommbaum ber amnionlofen 6(^äbelt(^iete. 533 Plectognathi Lophobranchii Peromela Labyrinthoclonta Stichobranchii Phjsodistl Anara Sozara Encbelygenes Thrissogenes Phjgostomi Teleostei Pycnoscolopes Fnlcrati Sozobrancbia Ganocephala UssampllibiA PhraetamphibU AmphibU Semaeopteri Dipneumonefl Coeloscolopes Cydiferl Efiücri (Cycloganoides) Bhombiferl (Rhomboganoides) Monopneamones Protopteri Placodermi Sturiones Cephalaspides Riyacei Pampbracti Tabnliferl (Placoganoides) Ganoides Sqaalacei Bip&eugta Cbimaeracei Holocephidl Plairiostomi SelachU Pisees AmphirMna Cyclostoma MonorliiBa Craniota Aerania 534 Urfif^e ober 6ela<^ier. XX. 25ic cd)tcn %x\äic werben gegenwärtig in brei öerfd^iebene Untere claffen einget^eilt, in bie Urpfd^e, (Sd^meljflfd^e unb Änod^enflfd^e. 35ie dlteften fjifci^e, toeld^e bie urfprunglid^e Sorm am gctreueften bemal^rt l^aben, finb bie Urfifd)e (Selachii). 3)aöon leben l^eufe gutage nod) bie ^aififd^e (Squalacei) unb SRod^en (Rajacei), toAiit man alö Quermäuler (Plagiostomi) jufammenfafet, fomie bie feltfamen unb abenteuerlid^ geftalteten ©eefa^en ober ©l^imären (Holocephali). Slber biefe Urflfd^e ber ®egenti)art, toeld^e in aßen ÜWeeren öorfommen, finb nur fd^toad^e SRefte Don ber geftaltenreid^en unb l^errfd^enben St^iergnqjpe, toeld^e bie ©elad^ier in frul^eren Seiten ber erbgefd^id^te, unb namentUd^ »äl^renb ber paldoUtl^ifd^en ^dt^ bilbeten. Seiber bep^en alle Urpfd^e ein fnorpeligeS, niemals Dott- ftdnbig oerfnöd^erteS ©feiet, »eldt)ej5 ber aSerfteinerung nur »enig ober gar nid^t fällig ift. S)ie eiujigen l^arten Äörpertl^eile, toeld^e in fofpiem Suftanbe pd^ erl^alten tonnten, pnb bie ßä^ne unb bie SloflenPad^eln. JDiefe pnben pd^ aber in fold^er 5Kenge, aRannid^* faltigleit unb ®rö§e in ben älteren Formationen oor, bafe wir barauiS mit Sid^erl^eit auf eine l^od^ft beträd^tlid^e enttoidtelung ber Urpfd^e in jener alteriSgrauen SSorgeit fd^liefeen fönnen. Sie pnben pd^ f ogar jd^on in . ben piurif d^en ©d^id^tcn , toeld^e oon anberen SBirbeltl^ieren nur wenige SRepe öon ©d^melgpfd^en einfd^liefeen. SSon ben brei Orbnungen ber UrPfd^e pnb bie bei »eitem »id^tigpen unb intereffantepen bie ^aipfd^e, »eld^e »al^rfd^cinlid^ unter allen lebenben ^aarnafen ber urfprünglid^en Stammform ber ganjen ®tup)(>t, ben ^rofelad^iem, am näd^pen ftel^en. Slu§ biefen ^ro= felad^iem, toeld^e oon ed^ten ^aipfd^en »ol^l nur toenig Derfd^ieben »aren, l^aben pdf) toal^rfd^einlid^ nad^ einer SRid^tung l^in bie ©d^melj- pfd^e unb bie l^eutigen UrPfd^e, nad^ einer anberen Slid^tung l^in bie JDtpneupen unb bie l^öl^er aufpeigenben Slmpl^ibien enttoidtelt. 3)ie ©d^melgfifd^e (Ganoides) [teilen in anatomifd^er Se« giel^ung öoUftänbig in ber ÜRitte gioifd^en ben UrPfd^en einerfeitd unb ben ^nod^enpfd^en anbrerfeitiS. 3n Dielen SRerfmalen ftimmen pe mit jenen, in Dielen anberen mit biefen fiberein. SSBir jiel^en XX. ec^meljfifc^e obei öanoibtn. 535 barau^ beit (Sd^lug, bag fte aud^ genealogifd^ ben Uebergang Don ben Urfifij^en ju btn J(no(^enfif(^en vermittelten, ^n nod^ l^l^erem ^QQ^e aU bte Urfifd^e ftnb Qn(j^ bie @)anoiben l^eutjutage grö^ten^ t^eil«^ QuSgeftorben, wogegen fte md^renb ber ganzen |)al&oUtl^if(j^en unb mefoUt^ifiJ^en Qt'xt in großer SRannid^faltigfeit unb 3Waffe ent» »idtelt »aren. 9ia(^ ber Derjd^iebenen gorm ber äußeren ^ant» bebedung tl^eilt man bie @(^meljjif ci^e in brei Segionen : ©epanjerte, ecff(j^np|)ige nnb 9{unb{(l^u|)|)ige. S)ie ge|)anierten Sd^melj:: fijij^e (Tabuliferi) ^nb bie dlteften unb fd^liefeen P(j^ unmittelbar an bie ©elaij^ier an, auö benen fte entf|)rungen finb. gofftle Slefte oon il^nen pnben fici^, obtool^l feiten, bereits im oberen Silur oor (Pteraspis ludensis auS b^n 2ublotof(^i(^ten). SRieftge, gegen 30 %\x^ lange Wirten berfelben, mit mäij^tigen ^nod^entafeln gepanzert, finben ft(]^ namentlic)^ im beDonifcJ^en @t)ftem. ^eute aber lebt oon biefer gegion nur no(^ bie tleine Drbnung ber @törfif(j^e (Sturiones), ndmli(^ bie £öffelftöre (Spatularides), unb bie ©töre (Accipen- serides), ju benen u. 31. ber Raufen gehört, toelij^er unS ben ^if^Ö' leim ober bie |)aufenblafe liefert, ber @tör unb Sterlett, beren (5ier toir als 6at)iar Dergel^ren u. f. xo. SluS bm gepanjerten Sd^melg- flfij^en l^aben ftc^ toa^rfcj^einlid^ als jmei biDergente QvocxQt bie ed» f(j^up|)igen unb bie runbf(^u:p|)igen entmidelt. S>ie e(If.(l^u|):pigen @(j^meljtif(j^e (Bhombiferi), meldte man burd^ il^re Dieredigen ober rl^ombifd^en at)on leben l^cutc nur nod^ wenige XX. fiut*fif*e obei 2)ipneuflen. 537 SReprdf cntantcn , ndmU(^ ber amcrifanifd^c ^Wold^flfcl^ (Lepidosiren paradoxa) im ©ebiete bed SmagonenftrotnS , unb ber atrifanifd^e ÜKold^pfiJ^ (Protopterus annectens) in Dcrfd^iebcnen ®cgcnbcn Slfri* laö. 6in brittcr großer ÜKold^pfcl^ (Ceratodus Forsten) i[t furjUd^ in Sluftralien cntbccft toorbcn. SBäl^rcnb ber trodenen gal^rcSjcit, im Sommer, Dcrgrabcn pd^ biefe feltfamen 21(iere in bem eintrorfnenben ©d^lamm in ein SHeft üon Sldttem, unb at^men bann Suft burd^ Sungen, toie bic Slmpl^ibien. SBdl^renb ber naffen Sal^rc^jeit aber, im SBinter, leben fte in Slüffen unb @üm))fen, unb atl^mcn SBaffer burd^ Giemen, ßlcid^ ben Sifd^en. Sleufeerlid^ gleid^en fte aalförmigen ^ifd^en, unb finb mie biefe mit ®ü)vopptn bebedCt; aud^ in mand^en ©iflentl^ümlid^Ieiten il^reö inneren 35aue§, bt^ ©felct^, ber ©jrtremi:* tdten K. gleid^en fie mel^r ben Sifd^cn, aU ben 2lm))]^ibien. 3n an- bereu ÜKerfmalen bagegen ftimmen pe mel^r mit ben festeren überein, Dor atten in ber Silbung ber gungen, ber 9lafe unb be^ ^ergenö. Sluö biefen ©rünben l^errfd^t unter ben Soologen ein emiger Streit barüber, ob bie ßurd^flfd^e eigentUd^ Sifd^e ober Slmpl^ibien feien. 3u ber SEl^at pnb fie »egen ber Dottftdnbigen 3Rifd^unß be^ ßl^arafterS meber bad eine nod^ bad anbere, unb U)erben mol^I am rid^tigften al§ eine befonbere SBirbeltl^ierdaffe aufgefaßt, »eld^c bm Ueber* gang jtoifd^en jenen beiben ©äffen vermittelt. Unter ben l^cute nod^ Icbenben a)i))neuften befi^t ßeratobu« eine einfädle unpaare Sunge (Monopneumoneß), »dl^renb $roto|)teruö unb fiepibofiren ein $aar Sungen l^oben (Dipneumones). Äud^ in anberen Segiel^ungen jeigt ßeratobus @|)uren Don l^ö^erem aiter, als bie beiben anberen. Sitte brei ©attungen finb iebenfattf uralt, unb bie legten uberlebenben SRefte einer Dormalö formenreid^en ®ntp|)e, meldte aber »egen SRan- gelö fefter ©felettl^eile leine üerfteinerten ©puren l^interlaffcn fonnte. Sie Derl^alten ftd^ in biefer SBejiel^ung ganj dl^nlid^ ben SMonorl^inen unb ben geptocarbiem, mit benen fte geioöl^nlid^ gu ben &ifd^en ge= red^net »erben. 3cbod^ finben ftd^ ßdl^ne, »eld^e benen beö ßeratobuS gleid^en, in ber SEriaö. SBal^rfd^einlid^ ftnb auögeftorbene JDipneuften ber paldolitl^ifd^en ^eriobe, toeld^c fid^ in beöonifd^er 3^^ ^uS Ur^^ 538 qjanjedurc^e ob« ^J&taftomptibien. XX. Pfd^en cntoidelt Ratten, al§ bic ©tammfomcu bcr atiipl^ibien unb fomit au(]^ aller l^öl^cren SBirbcltl^icrc ju bctrad^tcn. 3)ie nun folgcnben 3Birbclt^icrdaffcn, nämUd^ bic SlnH)]^ibicn unb bie Slmniotcn (SRcptilicn, SSößcl unb ©dufletl^ierc) lajfcn ft(j^ alle aut®runb il^rer d^arafteriftifci^en tünfjel^igen gupilbunfl (^cntabact^Ue) Don einer gemeinsamen, axiö ben ©elad^iem ent- fprungenen Stammform ableiten, »elci^e an jeber ber ijier ®lieb= mafecn fünf Selben befafe. SBenn l^ier weniger ate fünf ßc^cn auö^^ flebilbet ftnb, fo muffen bie fel^lenben im Saufe ber 3cit burd^ ^n^ paffuuß verloren ßcgangen fein. S)ie älteften un5 befannten Don biefen funfge^ißen SJertebraten ftnb bie Surd^e (Amphibia). SBir tl^eilcn biefe ©äffe in jioei Unterclaffcn ein, in bie ^anjerlurd^e unb SHadftlurd^e, oon bencn bie erfteren burd^ bie Sebedtung beö Äörperg mit Änod^entafeln ober ©d^u^pen auSgejeid^net jtnb. 3)ie erftere unb altere Unterclaffe bcr SlnH)]^ibicn bilben bie ^anjcrlurd^c (Phractamphibia), bie dlteften lanbbctool^ncnben SBirbcltl^icrc, oon bencn unö fof pie Äefte erl^altcn pnb. SBol^lerl^al- tene aSerfteinerungen berfelben finben jld^ fd^on in bcr ©tcinlol^le Dor, ndmlid^ bie ben f^fd^en nod^ am näd^ften ftcl^cnbcn @d^melg^ löpf c (Ganocephala), ber Slrd^cgofaurui^ Don ©aarbrüdEcn, unb bad 2)enbrer))eton au« Slorbamerifa. Sluf biefe folgen bann \p&ttx bic riePgen SBidtcljdl^ncr (Labyrinthodonta), fd^on im |)ermifd^cn Softem burd^ S^flofauruö, fpdter aber DorjügUd^ in ber SEriaö burd^ 5Waftobonf auruS , Srematofauru« , 6a^)itofauru« u. f. ». oertretcn. aJicfe furd^tbaren SRaubtl^icre fd^einen in ber Äörperform jmifd^en btn Ärofobilen, Salamanbcm unb Sröfd^en in ber 3Jütte gefianbcn gu l^ben, »aren aber ben beiben Ic^tcren mcl^r burd^ il^ren inneren 35au Dcrtoanbt, mdl^rcnb ftc burd^ bie fefte ^anjcrbcbedfung mit ftarfen ^od^entafeln ben erfteren glid^cn. ©d^on gegen ©übe ber Slriaöjcit fd^cinen biefe gei)anjertcn SRiefenlurd^e auSgeftorben gu fein. Jluö ber gangen folgenben ^dt fennen »ir feine aSerfteinerungen Don ^angcrlurd^cn. ÜRöglid^ertDcifc ftnb alö'le^tc Dcrfümmcrte 3icfte bicfer Unterclaffe bic l^eutc nod^ Icbenben iBlinbtDül^lcn ober ßaecllicn XX. 9{artgc ber ©ibed^fenorbnung l^at ftd^ bie Slbtl^eilung ber ©d^langen (Ophi- dia) entwidEelt unb gtoar »al^rfd^einlid^ erft im Seginn ber SEertidr* jeit 3Benigften§ fennt man Derfteinerte ©d^langen biö je^t blofe au§ tertidren ©d^id^ten. SSiel frul^er finb bie ©rocobile (Crocodilia) entftanben, Don benen bie dlteften, bie Sl^ecobonten ober Selobonten fd^on in ber SriaS, bie leleofaurier maffenl^aft Derfleinert fd^on im 3ura gefunben »erben; bie je^t allein nod^ lebenben ©uDiale unb afligatoren bagegen fommen erft in ben Äreibe^ unb 2:ertidrfd^i(^ten foffil Dor. 2lm meiften ifolirt unter ben Dier lebenben 9teptilien==Drbnungen fielet bie merftoürbige ®ru|)pe ber@d^ilbfröten (Chelonia). JDiefe fonberbaren 2:^iere fommen juerft oerfteinert im Sura Dor. @ie ndl^ern ftd^ burd^ einige ßl^araftere ben Stmpl^ibien, burd^ anbere ben ßrocobilen, unb burd^ gctoiffe ©igentl^ümlid^feiten fogar ben SBögeln, fo bafe il^r tt)al)rer ^a^ im Stammbaum ber [Reptilien unftd^er ift. 35 • 548 bcr Drbnungcn unb gamtUcn bcr SRepttUcn. it>\t mit einem t (e3ei<^neten ®nip))en finb in bei €ecunbär$eit ou^oeflorben.) Ordnungen titpiiiitn Familien ber firpftlien Familien ber Hepttlien €tn tfattnngftnamt als 6ftfpttl StontntveiitUiett Tocosauriat IL AntoMorüi nL lY. ctnccoiben 9Rofofourier 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. IRingeleibe^fen 10. (Slfornaeleonen 11. 9{attem 12. IBoumfc^Iangen 13. ®iftnattein 14. Ottern 15. 2Buimf<^Iangen 16. Sliecobonten 17. Seleofauriec 18. &a\>iaU 19. tiaigatoren 20. ^eef^ilbfröten 21. 3Tu§f(^Ubfrdten 22. €um))ff4ilbfrdten 23. Sanbf((ilbfT6ten 24. Urbrac^en r25. €4Ian9enbra((en i26. 8if(^bro^en f27. 6(i^nabelra(^en 128. tangfc^mänjige |29. glugeibec^fen 130. ^hir^f^mäniige (31. 9Iu0eibe4fen (32. 3tt>ergbra<^en 33. Sliefenbro^en 34. iSIep^antenbro^en 35. Sogeleibe^fen 36. Protamniota Proreptilia Proterosanria Ajcalobotae Monitores Lacertina Cbaicidia Scinccoidea Mosasanria Glyptoderma Vermilingaes Aglyphodonta Opisthoglypha Proteroglypha Solenoglypha Opoterodonta Thecodontia Teleosauria Gaviales Alligatores Thalasaita Potamita Elodita Chersita Simosanria Plesiosaoria Ichthyosauria Sauranodontia Dimorphodontia Rhampho- rhjnchi Pterodactyli Pteranodontia Nanosauria Harpagosauria Titanosanria Ornithoscelides Cftitgetrciitttiett TherosanriAt [37. ^Pelpcofourier 37. Pelycosanna |38. 9ififfeleibe<^fen 38. Rhyncho- cephalia 39. ^unb^jäbner [40. Se^I^äbner 39. Cynodontia 40. Cryptodontia t Protamnion t Arcbaeosannis t Proterosaurus Platjdactylus Monitor Laceita Zonurus Anguis t Mosasannis Amphisbaena Chamaeleo Colnber Dipsas Hjdrophis Vipera Typhlops t Belodon t Teleosaurns Gavialis Alligator Chelone Trionyx Emys Testudo Simosanrns Plesiosaums Ichthyosaurus Saurauodon Dimorpodon Rhampho- rhynchus Pterodactylus Pteranodon Nanosaums Megalosaurus Iguanodon Compsogna- thus Peljcosaurus Rhyncho- cephalns DIcynodon Udenodon XX. €tommbaum ttx 6aiiropfiben (9leptUien unb Sögel). 549 Sdgel Ayes 6trougDÖgel r^ftttgetj^erel L MammiJla J Carioatae Odontomithes Crooodilia Alligatores GaViales Saumrae PterosanrU PteranodoDtia Compsognathi Sftttgetre|)tiliett TherofiMUirlA Cynodontia Cryptodontia TeleoMoria Pterodactylia Oniitiioscelides Harpagosauria Titanosauria Rhamphorhynchi Nanosaoria CJliel< Mtm elonla Chersita Belodontia Dimorphodontia DinosMula Anomodontla Elodita Procrocodilia Potamita Hjdisaniia Saaranodontia Plesiosanria lehtfayösanrU SlmoMMiriA Ophidb Thalassita «Hbe^fett Autosaiirüi (Lacertilia) PelycoMHoiA Bbynchocephalii ^taitnmre|>taieti ToeosaorU Uvantttiütett Protamnioii 550 Slu^brac^en unb Dramen. SBa]^rf(]^einltcl^ liegt er tief unten an ber SBurjcl. ^bäi\i auffaUenb ift bic Slel^nlicl^leit, »e^e il^rc ©mbr^onen fclbfi nod^ in fpätcren ©tabien ber DntogencftS mit bcnicnigcn ber SSJgcl geigen (Dergl. Saf. II unb III). SSon ben 4 Unterorbnungen ber ©d^ilbfröten Pub bie dlteften bie @eef(]^ilbfröten (Thalassita). au§ biefen l^aben ft(]^ fpäter bie ^lufefd^ilbfröten (Pot«mita) unb au5 biefen »ieberum in weiterer golgc bie ©um^jffd^ilbfröten (Elodita) enttoidelt. 6nbU(]^ nod^ Diel fpöter, erft in ber 3;ertiärjeit, treten bie Sanbfd^ilbfrStcn (Chersita) auf. Unter ben fünf intereffanten Drbnungen ber auögefiorbenen SReptilien ift bie abmeid^enbfte unb fonberbarfte biejenige ber Slug- brad^en ober glugreptilien (Pterosauria); fliegenbe ©ibed^fen, bei benen ber aufeerorbcntlid^ üerlängerte fünfte Singer ber ^anb aU @tü|e einer gemaltigen ^lug^öut biente. @ie pogen in ber ©ecunbdrjeit wal^rfd^elnlid^ in dl^nlid^er SQ8eife uml^er, »ie jefet bie tJlebermdufe. 35ie Heinften glugeibed^fcn l^atten ungefäl^r bie ©röfee eineiS ©perlingiS. 3)ie größten ^erofaurier aber, mit einer* Älafter- »eite ber glügel üon mel^r ate 8 5Ketrt unb einer Sflumpfldnge üon 2 5Keter, übertrafen bie größten je|t lebenben fliegenben S86gcl (Sonbor unb aibatro^) bebeutenb an Umfang. @ie waren wirf« lid^e piegenbe 3)rad^en mit furd^tbarem ®ebife. 2)ie dlteren ^ero' fauricr (Dimorphodontia unb Rhamphorhynchi) l^atten einen langen ©d^wauj; bie füngeren (Pterodactylia unb Pteranodontia) l^atten benfelben rüdtgebilbet; bie coloffalen ^teranobontien l^atten aud^ ba8 ©ebife üerloren; eine intereffante parallele ju ben SSögeln. 3^re oerfteinerten 9fiefte, namentlid^ bie langfd^wdngigen Sil^ampl^orl^Qnd^en unb bie furjfd^wdnjigen ^erobactijlen, pnben pd^ jal^lreid^ in allen ©d^id^ten ber Sura* unb Äreibejeit, aber nur in biefen üor. 9lid^t minber merfwürbig unb für baS mefolitl^ifd^e S^itotter d^arafteriftifd^ war bie formenreid^e ®ruppe ber 2)rad^ett ober Sinb* Würmer (Dinosauria). S)a^ ftnb jum großen S^l^eil coloffale Slep- tilien, weld^e eine Sdnge üon 60—80 §ufe unb eine ^öl^e üon 20 bis 30 %vi^ eneic^ten, bie größten Sanbbewol^ner, weld^e \ttaaU unfer XX. ©oflelbra<^en unb 6augetbroc^en. 551 ©rbbatt getragen l^at. Sie lebten auöfd^HefeUd^ in ber ©ecunbdrgeit; beginnen mit ber unteren Jriaö unb l^Sren mit ber oberen Äreibe »ieber auf. 35ie meiften SRefte berfelben pnben jtd^ im 3ura unb in ber unteren Äreibe, namentUd^ in ber Bdlberformation. 3>ie 3Slt^xia^l waren furd^tbare SRaubtl^ierf (3Kegalofauruö üon 20—30, ^elorofauruS üon 40—60 %n^ Sdnge). Sfluanobon Jebod^ unb Diele änbere lebten öon ^flaujennal^rung unb fpielten in ben SBdlbern ber jtreibejeit mal^rfcl^einlid^ eine dl^nlid^e 9ioll€, tDie bie ebenfa fd^mer» fdttigen, aber Heineren @le:p]^anten , glufepferbe unb SlaiJl^örner ber ®egentt)art. 3« liefen coloffalcn ^paujenfreffern gel^ört ha^ größte aller befannten ganbtl^iere, ber ungel^eure SltlaSbrad^e (Atlanto- saurus), ber eine Sdnge öon 80 %n^ bei einer ^öl^e öon 30 fjufe erreid^tc; er fann jum ^rul^ftudt einen ganjen iBaum üerfpeift l^abcn. ©eine SBirbel l^atten über einen gufe SJurd^meffer. 2)iefe5 erflaunlid^e Ungel^euer ift 1877 in ben Äreibefd^id^ten üon ©olorabo in 3lorb= amerila oon bem berül^mten ^aldontologen 3Rarf]^ entbecft morben, bem tt)ir aud^ bie ©ntbedCung öieler anberer l^öd^ft intereffanter foffUer Birbeltl^icre öerbanfen; biefe beflnben jtd^ in ber unüergleid^- lid^en paldontologifd^en Sammlung ))on Dale College. Sieben j|enen 9iiefen flnben jtd^ aber aud^ Diele Heinere formen unter ben 2)ino« fauriem, ii^ jur ®rö&e einer Äafee unb einer ©ibed^fe l^erob. 5Kor* P^ologifc^ {inb {ie t)or SlUem intereffant burd^ ben Jhiod^enban il^rer ©Uebmagen, namentlid^ beg @d^ultergürteld unb 93edEengArtetö. 2)enn biefe ffil^ren allmdl^lid^ ju ber d^arafteriftifd^cn ©ilbung biefcr a^l^eile bei ben SSbgeln l^inüber, »eöl^alb ^ufle^ bie 2)injofaurier gerabeju SSogelbeinige (Omithoscelides) nannte. 3m engeren @inne gebül^rt biefer 9lame bem merbpürbigen Compsognathus aus bem ^nxa t>on ©olenl^ofen, ber unmittelbar ju ben $5geln l^inübcrfül^rt. Sie bie S>inofaurier ju ben SSögdn, fo bilben bie @duger« reptilien (TheroBauria ober Theromorpha) bie Uebergang^ntppe oon ben ttramnioten gu ben ©dugetl^ieren. ^er oerbienftt)one amerl« fanifd^e $aldontologe @ope, bem toir ebenfalls oiele ber mid^tigften 552 etomme«iflef*i*te bet tWeptillcn. XX. fofjtlen SBcrtcbratcnfunbc öerbanfcn, l^at fürjUd^ flcjcigt, ba& bicfc Sl^crofauricr (mciften^ bcr Striae angcl^örig) burd^ eine lange Sieil^e t)on 3tt)ifc^entormen üon -ben Socofauriern gu ben ©dugetl^lcren, unb iunäd^ft gu ben 5Konotremen l^inüberffil^ren. 2)a5 gel^t beutUcJ^ au^ bem San il^rer ©liebmafeen, namentUd^ be§ @(]^uUerflnrtel5 nnb SBedengürtelS l^erDor. 3)ie älteften Sl^erofanrier jtnb bie Pely- cosauria; obgleid^ fte fd^on fianbbeniol^ner maren, bejahen fte bod^ ftatt ber geglieberten SBirbelfänle nod^ eine einfache Gl^orba. ©pdter folgen anf jte bie Anomodontia, bie tl^eilö »enige gro&e ^unböjdl^nc befafeen (Cynodontia), tl^eilS bie Saline ganj öerloren l^atten (Crypto- dontia). Slu§ einer ®m<)pe ber Sl^erofanrier entoidelten ^äi wal^r« fd^einlid^ »dl^renb ber JriaiJperiobe bie Stammformen ber ©duge- tl^iere, bie ^ßromammalien. 3)ie ©laffe ber 33 ö gel (Aves) ift, »ie fd^on bemerft, burd^ il^en inneren 93au unb burd^ il^re embryonale @nttoid(elung ben 9ieptilien fo nal^e ücnoanbt, ba& fie ol^ne atten 3tt)eifcl aui8 einem Bxoeige biefer ßlaffc wirflic^ il^ren Urfpmng genommen l^at. SBic ginnen allein fd^on ein S3lidt auf Staf. II unb III jeigt, ftnb bie ©m« brqonen ber SSögel ju einer Seit, in ber fie bereit fel^r toefentlid^ oon ben ©mbrqonen bcr Sdugetl^iere ocrfd^ieben erfd^einen, »on benen ber ©d^ilbf röten unb anberer SReptillen nod^ faum ju unterfd^eiben. 2)ie S)otterfurd^ung ift bei ben aS5geln unD ateptilien partiett, bei ben ©dugetl^ieren total. 2)ie rotl^en iBlutgetten ber erfteren bcpfeen einen Äem, bie ber le^teren bagegen nid^t. 3)ie ^aare ber @duge* tl^iere enttoicfeln ftd^ in anberer SBeife, aU bie fiebern ber 9S5gel unb bie @d^u^)pen ber ^Reptilien. 35er Unterfiefer ber le^teren ift oiel oenoidtelter jufammengefefet, alö berjenige ber ©dugetl^iere. 8lud^ fel^lt biefen legieren baö Quabratbein ber erfteren. SBdl^renb bei ben ©dugetl^iercn (»ie bei ben Slmpl^ibien) bie SSerbinbung jwifd^en bem ©d^dbel unb bem erften ^aliJtoirbel burd^ jtoei (äelenfl^ödter ober ßonb^len gefd^iel^t, jtnb biefe bagegen bei ben SSögeln unb 3le<)tilien ju einem eingigen oerfd^molgen. 2)a]^er fa^t ^ufle^ bie XX. 6tomme«öef*i<5te r>tx «dftel. 553 beibcn Ic^tcrcn ßlaffcn mit üottcm SRcd^tc in einer ©ruppe atö Sauro- psida jufammen unb fteUt tiefen bie Säugetl^iere gegenüber. 3)ie Slbjweigung ber SSögel oon ben ^Reptilien fanb iebenfads erft ttjäl^renb ber mcfitfitl^ifd^en Qdt, unb jmar »aJ^rfd^cinlid^ »dl^* rcnb ber 3:riaöperiobe ftatt. 2)ie dlteften fof jtlen Sßoflelrefte flnb im oberen 3ura gefunben »orben (Archaeopteryx). aber fd^on in ber Stria^jeit lebten öerfd^iebene 3)inofaurier, bie in mel^rfad^er ^in« ftd^t ben ttebergang öon ben Socofauriem ju ben ©tammöätem ber SSdflel, ben l^^poti^etifd^en ^rotomitl^en, gu bilbcn fc^einen. 3u biefen merlroürbigen tteberganggformen gel^ört namentlid^ ber fd^on er* mäl^nte Compsognathus aud bem 2[ura oon ©olenl^ofen. 3)ie gro&e SKel^raal^I ber SSögcl erfd^eint, tro| aller SRannid^* faltigfeit in ber gdrbung beS fd^önen geberlleibeö unb in ber SiU bung be§ ©d^nabelS unb ber 5u&c, l^öd^ft einförmig organijtrt, in dl^nlic^cr Seife, wie bie S^f^ctenclaffe. S)en dufecren ©fiftenj« bebingungcn l^at ftd^ bie SSogelform auf ba^ SSielfdltigftc angepaßt, ol^nc babei irgcnb wcfentlid^ pon bem fircng erblid^en Si^puS ber d^arafteriftifd^en inneren Silbung abjuweid^en. 2)ie fogenannten ^^Drbnungen" ber SSögcl unterfd^eiben fid^ bal^er in öiel geringerem ®rabe üon einanber, als bie üerfd^iebenen Drbnungen ber SReptilien ober ber ©dugetl^ere. ^m ®anjen unterfd^eibcn »ir nur oier Drb* nungen oon S^ogeln: 1) bie Un)ögel (Saururae); 2) bie 3<^nt)ögel (Odontomithes); 3) bie ©trau^oSgel (Ratitae) unb 4) bie Äietoogel (Carinatae). 3)ie erfte Drbiiung, bie Uro 5 gel (Saururae) finb bis je^t bbfe burd^ eine einjige unb nod^ baju unooUftdnbig erl^altene foffilc 3lrt befannt, weld^e aber als bie dltefie unb babei fel^r eigentl^ümlid^e SSogelocrfteincrung eine fel^r l^ol^e Sebeutung beanfprud^t. 3)aS ifl ber Urgreif ober bie Archaeopteryx lithographica, toeld^e bis )e^t erft in jwei (gjcemplaren im litl^ogra|)]^ifd^en ©d^iefer öon ©ölen« l^ofen, im oberen 3ura oon iBoiem, gefunben tourbe. SBir bftrfen i^n als einen nal^ SSertoanbten ber l^^potl^ctifd^en Protomis be* trad^ten, ber gemeinfamen Stammform aller SSögel. 2)iefer merf» 554 Urvögel unb 3o&n»>ööd. XX. »ürbigc SßDgcl fd^eint im ©anjcn ©röfec unb Bud^ö cincö ftarlen atabcn gcl^abt ju l^abcn, »ic namcntlid^ bic wo^l crl^altcnen IBcinc jclgcn; Äopf unb Sruft fcl^lcn Icibcr. S)ic glügclbilbunfl »cici^t fd^on ctmas üon bericnigen bcr anbeten SBögel ab, nod^ ölel mel^r aber bcr ©ditoanj. S3ei atten übrigen Sögeln Ift ber ©c^tüang fel^r hxxi, fl^^ »enigen furjen SBirbeln gufammengefe^t. 3)ie legten ber- felben jinb ju einer bünnen, fenfrecj^t ftel^enben Änod^enplatte öer= »ad^fen, an »eld^er jid^ bie ©teuerfebem beö ©(i^manjeS fdc^erför:^ mig anfe^en. 2)ie Slrd^öopter^jc bagegen l^at einen langen @d^tt)anj, tt)ie bie (Sibed^fen, aus gal^lreid^en (20) langen unb bünnen SBirbeln gufammengefelt; unb an iebem SQ8irbel ji|en jweijeilig ein ^aar ftarfe ©tcuerfebem, fo bafe ber gange ©c^wang regelmdfeig gefiebert erfd^eint. JDiefelbe Silbung ber @d)wangtt)irbelfdule geigt fld^ bei ben embrqonen ber übrigen SSögel öorübergel^enb , fo bafe offenbar bcr ©d^toang ber Slrd^oopterqjc bie urfprfinglic^e, oon ben SHeptilien ererbte Sonn beS SBogelfd^wangcS barftettt. SBal^rfd^einlid^ lebten dl^n- lid^e Urt)5gel mit ©ibed^feufd^ioang um bie mittlere ©ccunbdrgeit in großer 5Kenge; bcr ßufatt l^at uniS aber erft biefen einen 3fleft bis te|t ent^üQt. eine gioeite, ebenfalls auSgeftorbcne 9Sogcl«Drbnung bilbcn bie mcrfioürbigen ß^'^^iöögcl (Odontomithes) , »cld^e 3Karf]^ in ber Äreibe öon 9lorb=3[merifa entbedtt l^at. @ie l^attcn bereits ben furgen fSfdd^erfc^toang ber getoöl^nlid^cn Äielöögel, aber im ©d^nabel trugen fle nod^ gal^lreic^c Säl^itc, toie »al^rfd^cinlid^ aud^ bie ttroogel. Q\xm Stl^eil waren fte fel^r grofe. Hesperomis, ber einem fd^ioimmcnben unb fleifd^frcffenben ©traufeoogelglid^, erreid^te über 2 5Ketcr Sdnge. 2)ie britte Drbnung, bieStraufeöögel (Ratitae), aud^Sauf* 0 0 gel (CuTsores) genannt, ftnb gcgentodrtig nur nod^ burd^ toenige lebenbe 3lrten oertreten, burd^ ben gtoeigcl^igcn afrifanifd^en Strauß, bie breigel^igen amerilanifd^en unb neul^oUdnbifd^cn ©traute, bie in« bifd^n ©afuare, unb bie oicrgel^igen ÄiioiS ober Stpter^f üon 9leufee* lanb. Sluc^ bie auSgeftorbenen 9liefeno5gel oon SRabagaSlar (Slep^or» niS) unb oon 9leufeelanb (3)inorniS) , »eld^e oiel' großer »aren als XX. ettoufoögel unb ^eiebögel. 556 bie ic^t Icbcnbcn größten ©troufec, gcldörcn ju bicfer ®n4)pe. SBal^r^ fd^cinlid^ jinb bic ftraufearttgcn SSöflcl burd^ abgewöJ^nung be« 5Uc= flcn«, burd^ ble bamtt ücrbunbcnc SRurfbilbunfl bcr glufltnuöfeln unb bcö bcnfelbcn gum anfa| biencnbcn Sruftbeinfammc« , unb bnxi^ entfpred^cnb ftdrierc au^bilbung bcr Hinterbeine jum Saufen, au« einem Smeige ber fielbrüfttgen SSöflel entftanben. SJleUeid^t jlnb ble« felben jebod^ aud^, »ie ^uyle^ meint, ndd^fte Serttjanbte ber JDino- faurier, namentUd^ be« Äompf ognatl^u« , unb [teilen bann ben ttr* obgeln ndl^er along (geböWelt) 8ruflbein o^ne 5tiel / Sttint Saint im 6(^nabel ^t^er 3ä(^eT« f(ttt)ona ((jefac^ert) 8cuflbein mit j^iel 3. Hesperomithes 4. Ichthyomithes 5. Apterygida 6. Dinornithes 7. Gasuaridae 8. Rheidae 9. Strathionidae 0. Dromaeognathae 1. Sphenisddae 2. Pygopodes 3. Longipennes 4. Steganopoda 5. Lamellirostres 6. Ciconaria 7. Grallae 8. Rasores 9. Gyraotes 20. Passerina 21. Maorochires 22. Picariae 23. Ck>ccyge8 24. Psittacidae 25. Raptatores Hesperornis Ichthyomis Apteryx Dinornis Casuarios Rhea Stnithio Tinamas Aptenodytes Colymbus Laras Peleeanos Cygnos Ardea Scolopax Gallos Colamba Fringilla Cypselos Picus Rhamphactos Psittacas Aqoila IT. @du0etl^iere* @pPem ber ^äugetdiere na(( ginne unb naä^ IDIainoiae. I^rei Untmlaffen ber 6äu0et()iere (Ornitbobelp^icn , ^ibelp^ien, !D>{onobeIpbien). Ornit^obelp^ien ober Sffonotremen. 64nabeIt^ieTe (Ornit^oßomen). ^ibelpbien ober SVarfupialien. ^flanjenfreffenbe unb fleif^freffenbe IDeutelt^iere. Sffonobelp^ien ober l«re. Äffen. SRdnc ^crrcn! 6« glcbt nur wenige SÄnjid^ten in ber @9fiC'= tnatif ber Drgantömen, über »eld^e bie Sdaturforfcl^er üon jel^er etntß flcwefen ftnb. Qu biefen wenigen unbeftrittenen fünften geJ^ört bie beöorjugte Stellung ber ©dugetl^icrdaffe an ber ©pifee beS S^l^ier* reid^S. 2)er ®runb biefeS ^riöHcgiumiS liegt tl^eitö in bem befon*' beren Sntercffe, bem mannid^faltigen 9lu^en unb bem öielen SScr* gnügen, bai in ber.Sl^at bie ©öugetl^iere mel^r als alle anberen Stillere bem aRenfd^en barbieten; tl^eilö unb nod^ mel^r aber in bem Umflanbe, bafe ber SRenfd^ fclbft ein ©lieb biefer ©äffe Ift. S)enn wie üerfd^ie* benartig aud^ fonft bie Stellung beS 3Renf(^en in ber 9latur unb im Softem ber Sil^lerc bcurtl^eilt worben ift, niemals ift je ein SRatur* forf(]^er barüber in 3tt)eifcl gcwejeu, bafe ber ÜKenfd^, minbefienS rein morpl^ologifd^ betrad^tet, jur ©äffe ber ©äugetl^iere gcl^öre. JDarauS 558 6i?PciifaUi5 muffen bcm Auftreten ber Scuteltl^iere jal^lreid^c, mit entmideltem ©ebife unb mit einer Äloafe üerfel^ene 3Ronotremen öorauSgegan* ßen fein. 2)ie SBejeid^nung : „Äloafentl^iere" (Monotrema) im »eiteren ©inne l^aben bie Dmitl^obetpl^len »egen ber Äloafe erl^alten, bur(ä^ beren S3efi| fie jtd^ üon allen anberen ©äugetl^ieren untcrfd^eiben unb bagegen mit ben SSögeln, SRcptilien, Slmpl^ibien, überl^aupt mit ben nieberen Sßirbeltl^ieren fibcreinftimmen. 2)ie Äloafenbilbung befiel^ barin, bafe ber lefete Slbfd^nitt beS 3)armcanal8 bie 5Kftnbungen be§ Urogenitala^)parateS, b. 1^. ber öereinigten $am* unb ®ef(]^le(l^ti5== Organe, aufnimmt, »d^renb biefe bei allen übrigen ©dugctl^ieren (3)ibeli)]^ien fotüol^l als SRonobel^l^icn) getrennt öom SWaflbarm au8== münben. Sebod^ ift aud^ bei bicfen in ber erften Qtxi bcS ©mbrqo^ leben« bie Äloafenbilbung üorl^anben, unb erfl fpdter (beim ÜRenfd^en gegen bie jwölfte SBod^e ber ©nttoidtelung) tritt bie 3:rennung ber beiben 3Runbung«öffnungen ein. „(äabeltl^iere" l^at man bie Äloafentl^iere aud^ »ol^l genannt, »eil bie üorberen ©d^lüffclbeine mittelft bcS SruftbeinS mit einanber in ber 5Kitte gu einem Änod^en= ftüdt üermad^fcn finb, dl^nlid^ bem befannten ^^Oabelbein" ber S56gel. Sei ben übrigen ©dugctl&ieren bleiben bie beiben @df)lüffelbeine Dorn üöUig getrennt unb üenoac^fen nid^t mit bem IBruPein. (Sbcnfo ftnb bie l^interen ©d^lüffelbeine ober Äorafoibfnod^en bei ben ©abeltl^ieren Diel ftdrfer als bei ben übrigen ©dugetl^ieren enttoidtelt unb oerbin^ ben ftd^ mit bem iBniftbein. ?lud^ in üielen anberen ßl^arafteren, namentlid^ in ber ©Übung ber inneren ©efd^led^töorgane, beS Oel^brlab^rintl^e« unb beS (äel^imö, fd^liefeen fid^ bie ©d^nabeltl^iere ndl^er ben übrigen Birbeltl^ieren al« ben ©dugetl^ieren an, fo bafe man fte felbft als eine befonbcre (Slaffe oon biefen l^at trennen tooHen. 3^bod^ gebdren fte, gleid^ allen an« beren ©dugetl^ieren, lebenbige Sunge, toeldie eine Seit lang oon ber 3Jhitter mit il^rer SRild^ crndl^rt »erben. SBdl^renb aber bei atten übrigen bie SWild^ burd^ bie @aug»arjen ober Qxi^tn ber SWild^brüfe XXI. Äloofentbiete ober Wonotremen. 561 entleert xoxxb, fel^len tiefe bcn ©d^nabeltl^leren gdnjHdf), unb bte SRlld^ tritt einfad) au« einer ebenen, febfönnig burd^löd^erten ^antftette l^erüor. ÜÄan fann pe bal^er aud^ al§ Sife^wlofe (Amasta) it^ gei(]^nen. 3)te auffattenbe ©d^nabelbilbung ber beiben nod^ lebenben ©d^na^ beltl^iere, »eld^e mit SSerfümmerung ber Saline öerbunben ift, mufe offenbar nid^t afö tt)cfentli(!^e§ SRerfmal ber ganjen Unterclaffe ber Äloafentl^iere, fonbern al« ein jufälliger 3lnpaffung§ci^aralter ange« feigen »erben, »eld^er bie legten SRefie ber ßlaffe üon ber auÄgeftor* benen ^am)tgruppe eben fo unterfd^eibet, »ie bie ©Übung eine« eben- falls jal^nlofen SRüffel« mand^e ßö^narme (g. 33. bie Slmeifenfreffer) üor ben übrigen ^lacentalt^ieren auSjeid^net. 2)ie unbefannten au«= geflorbenen ©tammfäugetl^iere ober ^romammalien, bie in ber Stria«» jeit lebten, unb oon benen bie beiben l^eutigen ©d^nabeltl^iere nur einen einjelnen, oerfummerten unb einfeitig auSgebilbeten ?lft bar« fleUen, befafeen toal^rfd^einlid^ ein fel^r enttoidtelte« ©ebife, gleid^ ben Sl^erofauriem, oon benen fte abftammen, unb gleich ben S3eutel« linieren, bie ftd^ jundd^ft au« il^en enttoidtelten. 2)ie Seuteltl^iere ober Sentier (Didelphia ober Marsu- pialia), bie jweite oon ben brei Unterclaffen ber ©dugetl^iere , oer« mittelt in jeber ^inftd^t, fomol^l in anatomifd)er unb embrqologifd^er, al« in genealogifc^er unb l^iftorifd^er iBegiel^ung, ben ttebergang gwi*« fd^en ben beiben anberen, ben Äloafentl^ieren unb Pacentaltl^ieren. 3tt)ar leben öon biefer ®ntppe nod^ je^t gal^lreid^e SSertreter, nament« lid^ bie aUbefannten Ädugurul^«, Seutelratten unb Seutell^unbe. SSttein im ®angen gel^t offenbar aud^ biefe Unterclaffe, gleid^ ben oorl^er» gel^enben, il^rem oölligen 8lu«fterben entgegen, unb bie nod^ lebenben ©lieber berfelben finb bie legten Überlebenben Stefte einer großen unb formenreid^en ®ruppe, »eld^e todl^renb ber mittleren unb Jüngeren ©ecunbdrgeit oorgug«»eife bie ©dugetl^ierclaffe öertrat. SBal^rfd^ein* lid^ l^aben fid^ bie Seuteltl^iere um bie SWitte ber mefolitl^ifd^en 3rit, »dl^renb ber 3uraperiobe , au« einem 3tt)cige ber Äloafentl^iere ent» »icfelt. ©pdter, gegen (Snbe ber Äreibegeit, ober im Seginn ber ^atdtl, 92atärl. ©(^cvfung^gefd^. 7. flufl. 36 562 öfutclt^iere ober WarfiipiaHen. XXI. Serttdrgeit , cjing ttJieberum auö bcn SBeuteltl^icrcn We ®Ti4)pc bcr ^laccntaTltl^lerc l^ert)or, wclcj^cr bic crftercn bann Balb im .ltam|)fc um'§ 35afein unterlagen. 3HIe fofftlen Sftefte üon ©dugrtl^teren, toeld^ tt)ir au§ ber ©ecunbdrjeit fennen, gel^öreu cntocber auöfd^He^Hd^ Seutelt^ieren ober (jum ^exl üietteicj^t?) Äloafentl^iercn an. 3)a^ ntat§ fd^eincn 3Seutelt!)iere über bie gange @rbe t)erbreHet getotfen ju fein, ©elbft in Europa (ßnglanb, f^anfreicj^) flnben »ir xotUfl erl^altene Stefte berfelben. ^Dagegen jinb bie legten Slu^lfinfer ber Un« terclaffe, tt)eld^e je^t nod^ leben, auf ein fe^r ehge§ SSerbreitungögebiet bef^rdnft, ndmlid^ auf 9leu]^ollanb, auf ben auftralifd^en nlib .einen fleinen Slieti be§ afiatifcj^en 2lrft)ipelagu^. ©inige toenige formen leben au^ no^ in Umerifa; l^lngegen lebt in ber ®egentt)art fein einjige§ Seuteltl^ler mel^r auf beut fjeftlanbe t)on Sljien, Slfrtfaunb (Suropa. 3)ie SBeuteltl^iere ffil^ren il^ren 9lamen üon ber bei ben tneiften xootjl entwidelten beuteiförmigen SafcJ^e (Marsupium), »eld^e jtd^ an ber 93au(]^jeite ber »elbliiä^en Siliere üorflnbet, unb in »eld^er bie 3Wutter il^re jungen nod^ eine geraume ßcit lang nai) ber ®eburt uml^ertrdgt. 35iefer Seutel tt)irb burd^ jtoei d^arafteriftifcj^e ©eutel- Ifnod^en geftü^t, welcj^e aud^ ben ©i^nabeltl^ieren jufommen, ben $la=^ eentaltl)ieren bagegen fel^len. 2)a§ iu.nge Seuteltl^ier »irb in üiel un^ üonfommneren ©eftalt geboren , alö ba^ junge ^lacentaltl^ier , unb erreid)t erft, nad)bem eö einige 3rtt im Seutel jtd^ entwldelt l^at, bcn- jenigen ®rab ber Slu^bilbung, »eld^en baö le^tere fd^on gleid^ bei fei= ner ®eburt beji^t. Sei bem SRiefenfdngurul^, tt)eld^e§ SRannöl^öl^e er== reid^t, ift ba^ neugeborene Sunge, ba§ faum einen 5Konat öon ber SWuttcr im ^Jrud^tbel^dlter getragen »urbe, nid^t mcl^r al§ JoUlang ; baffelbe erreid^t feine toefentlld^e JluSbilbung erft nad^l^er in bem ©eutel ber ÜWutter, too eö gegen neun 3Konate, an ber 3^^^ bcr SWild^brüfe feftgefaugt, ^dngen bleibt. SDie üerfd^iebenen Slbtl^cilungen, tt)eld^e man gcmöl^nlic^ al« fo= genannte fjctmilien in ber Untcrclaffe ber Seuteltl^iere unterfd^eibet, üerbienen elgentlid^ ben SRang üon felbftftdnbigen Orbnungen, ba fic fic^ in ber mannid^faltigen SDifferenjirung be« ®ebiffc§ unb ber ©lieb* XXI. a^fTanaenfreffenbe ©eutertbiere. 563 ma^en in äl)nUd^cr SBcijc, tocrni autij uid^t fo jd^arf, öon eiuanbtr untcrfeit größer al^ bie gröfeten je^t noc^ lebenben 5Warfupialien loaren. 36* 564 ©eutelt^lere ober «Warfuöialien. XXI. Diprotodon auetralis, bcffcn ©d^dbel allein brct fjufe lang x% übertraf ba§ Slufepferb ober ben ^ippopotamnS, beut e8 im ®anjen an fd^toerfdUigem unb plumpem Körperbau glid^, nod^ an ©röfee. 5Kan fann biefe auSgeftorbene ®nippe, toeld^e toal^rfd^einlid^ ben riejtgen placentalen ^uftl^ieren ber (äegentoart, ben glu^ferben unb SRl^inoceroS, entfprid^t, tool^l alS^ufbeutler (Barypoda) begeid^nen. liefen fel^r nal^e fielet bieOrbnung ber Äängurul^ö ober @pring= beutler (Macropoda). @ie entfpred^en burd^ bie fel^r oerfürgten SSorberbeine, bie fel^r oerlängerten Hinterbeine unb ben fel^r ftar!en ©d^ioanj, ber al8 ©pringftange bient, ben ©pringmäufen unter ben Slagetl^ieren. 3)urd^ il^r ®ebi§ erinnern jte bagegen an bie ^ferbe, unb burd^ il^re gufammengefe^te ÜRagenbilbung an bie SBicber!duer. 6inc britte Orbnung oon pflangenfreffcnben SBeuteltl^iercn gleid^t burd^ il^r ©ebife ben Sllagetl^ieren unb burdft il^re unterirbifd^e fiebenSioeife nod^ befonberS ben SBül^lmdufen. SBir fönnen biefelben ba^er al8 Silagebeutler ober tourgelfreffenbe SBeuteltl^iere (Rhizophaga) bejeicl^' nen. @ic jtnb gegeniodrtig nur nod^ burd^ ba§ auftralifd^e SBombat (Phascolomys) oertreten. @ine oierte unb le^te Orbnung oon pflan= genfreffenben SBeuteltl^ieren enblid^ bilben bie^letterbeutler ober frud^tefreffenben SBeuteltl^iere (Carpophaga), »eld^e in il^rer SebenS* toeife unb ®eftalt tl^eil« ben ©d^l^omd^en, tl^eil« ben Slffen entjpred^en (Phalangista, Phascolarctus). 3)ie gtoeite Segion ber ÜRarf Upialien, bie fleifd^freffenben SBeuteltl^iere (Zoophaga), gerfallen ebenfall« in Dier Hauptgruppen ober Orbnungen. 3)ie dltefte oon biefen ift bie ber Urbeutler ober infectenfreffenben SBeuteltl^iere (Cantharophaga). Qn biefer gel^ören toa^rfd^einlid^ bie Stammformen ber gangen Segion, unb oielleid^t aud^ ber gangen Unterclaffe. SBenigftenö gel^ören alle ftoneSfielber UnterKefer (mit SluSnal^me be« enodl^nten Stereognathus) infecten^ freffenben SBeuteltl^ieren an, toeld^e in bem je^t nod^ lebenben Myr- mecobius il^ren ndd^ften SSenoanbten bejt^en. 3)od^ toar bei einem Sl^eile teuer oolitl^ifd^en Urbeutler bie QafjH ber 3^^^^ gtö^er, afö bei ben meiften übrigen ©dugetl^ieren. 3)enn jcbe UnterÜeferl^dl^e XXL 565 bcr Scgioncn, Orbnungen unb Itntcrorbnungcn ber ©dugctl^icrc. L Svfite ttnterdaffe ber Cftngd|iere: tS^obler ober Hlookmtl^ifrr (Honotrem» ober Onüthodelphi»). @äuget^ieTe mit ^loah, of)nt $Iacenta, mit ^eutelfnod^en. Unbefannte oudgefioTbene €äuge« / (Microlestes?) (Dromatheriimi?) 1. ©äffet» 1. Ornithorhyn- f 1. Ornithorhyn ©c^nabeltdieie chida \ chus paradoxus 2. 8anb* ^ „ f 2. Echidna Omitiiostoiiia { ( 64nabelt^ieTe 2. Echidnida hystrix n. Suieite ttntercUtffe ber ^Ange^^iere: 6riitlrr ober tfrutrltbierr (Maraupialia ober Didelphla). ©äuget^ieie obne Jtloafe, o()ne ^lacenta, mit Seutelfno^en. Cegtonen ber 6ettteltl)tere Orbnungen ber 6ettteltl)iere 0g^ematifd)er Home ber Orbnungett J^amtUien ber 6ettleltl)tere nL !Pf[ati)eti^ frtffenbe Setstettl^ere Botanophaga IT. %ltii^ frtffenbe Setttett^ere Zoophaga 1. ^uf» Seutelt^ieie (^ufbeutlei) 2. 5^ängutu()» IBeutelt^iere (6piingbeutIeT) 3. fflurjelfreffenbe IBeutelt^^ieie (fRa^ebeutlei) 4. gtü^iefreffenbe Seutelt^ere (5eiettecbeutIeT) 5. 3"f«cten« freffenbe IBeutelt^iere (Urbeutler) 6. 3<^N<^Tin( ^eutelt^ieie (iRuffelbeutter) 7. 9iaub< Q3eutelt^iece (iRaubbeutlec) 8. «ffenfügige »eutelt^ieie (^anbbeutlei) 1. Barypoda 2. Macropoda 3. Rhizophaga l. Stereognathida Kototherida DiprotodoDtia 4. Plagiaulacida Halmaturida 6. Dendrolagida 4. Carpophaga {1. St 2. N< 3. Di {'■ Uo. Phascolomyida 8- Phascolarctida Phalangistida Petaurida 11. Thylacotherid» 5. C«.th»roph«g»ij2- Spalacothend. 13. Myrmecobida J4. Peramelida 6. Edentula 7. Creophaga 8. Pedimana |l5. rl6. 17. ^18. fl9. Chi |20. Did Tareipedina 16. Dasyurida Tbylacinida Thylacoleonida Chironectida Didelphyida 566 XXI. m. dritte ttittereiaffe ber ^^qttffktt: PlacentaUa. ^äuQct^iere ebne ^loatt, o^ne ©cutclfnod^en, mit *piocento. Crgionen ber ^rbnungcn bcr piacrntoll^terr {Hoccntdlt^ierr Kntrrorbniiiigrti ber |)la(entoltl)iere dsftemotifd^e Itamen 111,1. Indeoidua. {)(oeentaUI)(ere mit iPecibuo. V. ^uft^iere Uiigvlata VI. Cetomorpha ( I. Unpaarhufer I Perissodaciyla I n. «Paarhufer l Artiodactyla III. «Seerinber Sirenia IV. f 1. Stamm^uft^iere Protochela l 2. Xapirpferbe Hippotapiri r 3. 6ci^n)einet^iere Cboeromorph» 1 4. SBieberfäuer kuminantia 5. $ierfü§i^e Sirenen Halitberida 6. 3tt>^Vü6«öC 6irenen Halicorida fic- ( 1. Zi\X^U\>OX^Un Zeuglodontia \ 8. ^elp^tne Delphinaria *« 9. ( 2B Cetacea SBartenwale Balaenaria 111,2. Deoiduata. fUdcentoltbierr mit iPecibtto. vn. 3a^narnte Edentata VUL «aubfrcffcr Trogronüa IX. 8flei*freffet Carnassia V. 8(J?atrt<>ierc Effodientia VI. Sault^iere Dradypoda VII. fWaget^ere Rodenlia VIII. 6(^ein(^uf* t()iere Chelophora IX. tHaubt^ere CamiVora X.3nfecUnfrefferf24. Insectivora rr24. \25. X. Uffcttt^iere Primates 26. 27. 128. 129. XII. giebertbiere f30. XI. Halbaffen Prosimiae Chiroptera XIII. «ttffen Simiae { ^Imeifenfreffet ©ürtelt^iere JRiefenfault^iere Swergfaultbiere (Si(^^otnarti9e tDläufeartige ^uftbierartige ^afenartige ^Uppbaffe 2:iKdbottten jtofobontett @lep^anten Sanbraubt^iere 6eeraubt^iere Q3Iinbbarmtra0er ©Unbbarmlüfe ^ingeitbiere Slattertbiere ßangfüger j^ur^fügei $leberbunbe Jlebeimäufe q^Iattnafen 5(ra(Iena{fen 6(^ma(nafen Vennilingaia Cihgulata Gravigrada Tardigarda Sciuromorpha Myomorpha Hystrichomorpha LagomorpbA Lamnntigola Tillodontia Toxodonda Proboscidea Fissipedia Pinnipedia Menotyphia Lipotyphia Leptodactyla Ptenopleura Macrotarei Brachytarsi Pt«rocyne0 NycteridM Platyrrhinae Arctopitbeci Catarrhinae Anthropi XXL @tommb(^um bei Cäuget^^iere. 567 iSlep^anten ti'roboscidea Homines Tillodontia Toxodontia Lamnunguia @(]^eht]^fet Chelophora ^htaUenaffen Arccopitbeci glebermäufe Nycterides Salfif(^e Cetacea 6c^malnafen Catarrhiuae on Thylacotherium cntl^ielt 16 S&\)nt (3 ©d^ncibejdl^nc, 1 edga^n, 6 falfd^c unb 6 »a^rc SBadg&l^nc). SBcnn in bem unbcfanntcn Ober* ficfer eben fo Diel 3^^«^ f<^fecn, fo ^atte Thylacotherium nid^t mc« niger atö 64 Bö^ne, gerabe boppelt fo Diel als ber SRenfd^. S)ic Urbeutler entfprcd^en im ®anjen ben gtifcctenfreffem unter ben $la* centaltl^ieren , ju benen 38^1» 5Kaul»urf unb ©pi^mau« gehören, eine jtocite Drbnung, bie jtd^ »al^rfd^einlici^ au8 einem 3tt>eige ber erfteren enttoidelt f)at, jtnb bie SRüffelbeutlcr ober jal^narmen SBeuteltl^iere (Edentula), toeld^e burd^ bie ruffelförmig verlängerte • ©d^nauge, ba« uerfümmerte ®ebt§ unb bie bemfelben entjpred^enbe SebenStoeife an bie 3^^^^^^*^^^ ^^^^ ©bentaten unter ben ^lacen= talien, inSbefonbere an bie Slmeifenfreffer, erinnern. SlnbrerfeitS gleid^en bieSRaubbeutler ober SRaubbeuteltl^iere (Creophaga) burd^ 2eben8tt)eife unb SBilbung bt^ ®ebiffe« ben eigentlid^en SRaubtl^ieren ober 6arnit)oren unter ben ^lacentalt^ieren. (5ö gehören bal^in ber SBeutelmarber (Dasyurus) unb ber SBeutelioolf (Thylacinus) oon aieul^ollanb. Dbtool^l lefeterer bie ®röfee beö SBolfe« erreid^t, ift er bod^ ein 3tt)erg gegen bie auögeftorbenen SBeutellötoen SluftralienS (Thylacoleo), »eld^e minbeftenS Don ber ©röfee it^ 2brotn maren unb JReifejdl^ne Don me^r als jtoei 3^0 Sänge befafeen. 3)ie ad^te unb le^teDrbnung enblid^ bilben bie^anbbeutler ober bie äffen- fü^igen SBeuteltl^iere (Pedimana), toeld^e in ben toärmeren ©egenben Don Slmerila leben. @ie finben ftd^ l^&ufig in goologifd^en ©drten, namentlid^ Derfd^iebene arten ber ®attung Didelphys, unter bem Fla- men ber Seutelratten, SBufd^ratten ober Dpoffum befannt. Sin il^ren Hinterfüßen fann ber ©aumen unmittelbar btn Dier übrigen 3^^^" entgegengefe^t toerben, toie bei einer ^anb, unb fte fd^liefeen ftd^ ba- burd^ unmittelbar an bie Halbaffen ober ^rofimien unter ben $la^ centaltl^ieren an. ©S »dre möglid^, baß biefe lefeteren toirflid^ ben ^anbbeutlem ndd^ftDertoanbt ftnb unb auS Idngft auSgeftorbenen 93or^ fal^ren berfelben ftd^ enttoidtelt ^aben. 2)ie ®eneolagie ber Seuteltl^iere ift fel^r fd^toierig ju erratl^en, Dorjüglid^ bedl^alb, toeil mir bie gange Unterclaffe nur ^5d^ft unDoU* XXL 5lacentalt(>iete obet ?Jlacentnet. 569 ftdnbig fcnncn, unb bte Jc^t lebenben ÜRarfuploHen otfcnbar nur bie legten SRcftc bcö früheren gormenrcid^tl^uni« borjtcUcn. Sßictteid^t ^abcn jtd^ bic ^anbbcutlcr, SRaubbcutler unb SRüffclbcutlcr al« brei btöcrgcntc Slcfte auiS bcr gemcinfamcn ©tommgruppc bcr Urbcutlcr cntoidelt. 3n dl^nUd^cr SBctfc jtnb Diettcid^t anbcrcrfcit« bic SUag^ bcutlcr, Springbeutler unb ^ufbeutler al§ brei au^einanbergel^enbe Steige au§ bcr gemcinfamcn pflanjcnfrcffcnbcn ©tammgruppe, ben Äletterbeutlem l^crtjorgcgangcn. Älctterbeutler aber unb Urbcutlcr fönnten jtoei bit)crgente 9(cftc bcr gemcinfamcn Stammformen aller SBcutcltl^icrc fein, bcr ©tammbcutlcr (Prodidelphia), todd^e mdl^ rcnb bcr alteren ©ccunbärjcit au§ ben Äloafent^ieren entftanben. 3)if britte unb le^te Untcrclaffc ber ©duget^icre bilben bie $la» ccntaltl^icre ober ^laccntalicn (Monodelphia ober Placentalia). @ie ift bei meitem bie toid^tigftc, umfangreid^fte unb tjottfommcnftc Don ben brei Unterclaffen. 3)cnn gu il^r gel^örcn alle bcfanntcn ©öugctl^icre nad^ SluSfd^lu^ ber SBcutcltl^ierc unb ©d^nabclt^icrc. Slud^ ber ÜRcnfd^ gcl^ört biefer Untcrclaffc an unb l^at jtd^ au5 nie* beren Stufen bcrfclben enttoidelt. 3)ic ^laccntalt^icrc unterfd^eiben jtd^, toie il^r 9lame fagt, t)on ben übrigen ©dugctl^icren Dor Slllcm burd^ ben SBcjtfe eine« fogenann* ten ÜRutterfud^cnS ober Slbcrfud^cn« (Placenta). 3)a« ift ein fel^r cigcnt^ümlid^c« unb merfwürbige« Organ, »eld^eö bei ber (Sr» nd^rung beö im SD'hitterlcibc jtd^ enttoldelnbcn Sungen eine l^öd^ft mid^tige JRollc fpiclt. @« cnttoidtclt jtd^ au« bcr cmbnjonalcn ailan^» toi«, bie bei ben übrigen Slmniotcn in ®eftalt einer SBlafc au« bem 3)arm be« ©mbr^o l^crüorragt. 3)ic placenta ober bcr 5Kutterfud^cn (aud^ SUad^eburt genannt) ift ein »eid^er, fd^toammiger, rotl^cr Mxptx t)on fe^r oerfd^iebencr gorm unb ®rö^e, tocld^cr jum größten Sß^eile au« einem unentwirrbaren ®efled^t Don äbem ober SBlutgcfdfecn be* fielet, ©eine SBcbcutung bcrul^t auf bem @toffau«taufd^ be« crndl^ renben SBlute« jmifd^en bem mütterlid^en grud^tbe^dlter ober Uteru« unb bem Seibe be« Äeime« ober (Smbr^o (f. oben @. 266). SBcbcr bei ben SBcutclt^icrcn, nod^ bei ben ©d^nabcltl^icren ift biefe« l^öd^ft toid^« 570 Unteifc^iebe ber btei Unlcrclaffep ber ^auget^ieie. XXI. tige Organ cnttoidclt. SBon biefen beiben Unterclaffen uutcrfcj^ciben {td^ aber au^ au^erbem bie ^lacetttalt^iere nod^ burd^ mand^e an» bcrc eigcntl^ümlid^fciten, fo namentUd^ burd^ btn SKangel ber Seutel» hwd^cn, burd^ bie l^öl^erc äuSbilbung ber inneren ®efd^led^t8organe unb burd^ bie t)onfommnere Sntoidelung beS ©el^irnS, namentlid^ b^ fogenanntcn @d^tt)ieIenför^)eriS ober SBalfcnö (corpus callosum), »eld^er als mittlere ßommiffnr ober Duerbrudte bie beiben ^albfugeln beö großen ©el^imö mit einanber öerbinbet. 8lud^ fep ben ^lacen? talien ber eigentl^ümlid^e ^afenfortja^ bt^ UnterfieferiS, meld^er bie SBeuteltl^iere auiSjeid^net. SSie in biefen anatomijd^en 93egie^ungen bie aSeuteltl^iere jtoifd^en ben ©abeltl^icren unb ^lacentalt^ieren in ber 5Witte fielen, toirb Sinnen am beften burd^ nad^folgenbe 3u[ammen« ftettung ber toid^tigften ßl^araftere ber brei Unterclaffen flar toerben. Hloakent^terr 6ntteU^irrr t^lorrtitaU^tere 9tti Kntrrdafft« Ut Honotrem» Hanupialia FlaoenUlia d'dttgdl^ierc ober ober ober Omithodelphia Didelphi» Monodelphia 1. Jtloafenbilbung ' blelbenb embryonal embrponal 2. Si^en ober SWilc^ttarjen fe^Ienb oor^anben Dor^anben 3. Sorbete €^lu|fe!beine ober t)ertt)a(^fen ni(^t ni^t C^Iaoicutae in ber 9Ritte mit Denoad^fen oerma^fen bem 9ruflbetn »trtoat^fen 4. ^eutelfnod^en oor^anben oortianben fe^lenb 5. ^d^ioielenf örper bed ®e^irnd nid^t enttoicfelt nic^t entn)i(felt flarf eutn)i(felt 6. ^lacenta ober SRutterfut^en fe^ilenb fetalen b oorbanben 2)ie ^lacentaltl^iere ftnb in toeit l^ft^erem ÜRaafee mannid^faltig bifferenjirt unb t)ert)ottfommnet , afö bie SBeuteltl^iere unb man l^at bal^er biefelben Idngft in eine Slngal^l Don Drbnungen gebrad^t, bie ftd^ l^auptfdd^lid^ burd^ bie Silbung bed ©ebiffed unb ber f^rüge unter« fd^eiben. 3lod^ »id^tiger aber, als biefe, ift bie öerfd^iebenartige Su«* bilbung ber ^lacenta unb bie Slrt il^re« Suf^mmen^angeS mit bem mütterlid^en tJrud^tbel^dlter (Uteruä). 3^ ben beiben nieberen gegionen XXI. fpiaccnwU^^iere o^ne nnb mit 2)edbua. 571 bcr ^laccntaltl^icre ndmli^, bei ben ^uftl^icren »nb SBaltl^ercn, enfc ipidelt fld^ jtoifci^cn bem mütterlichen unb finblid^en Sß^eil bcr ^Iä^ centa nici^t j|enc eigent^iimlid^e fd^nmmmige ^ut, tocld^c man al^ hinfällige ^aut ober Decidua begeic^net. 2)iefe flnbct p(^ au^ fd^liefelid^ bei ben Dicr l^ol^er jiel^enben Segionen bcr ^lacentalil^iere, unb mir lönnen biefe le^teren bal^er nad^ ^njcUtf in ber ^anpt» gruppe ber 3)ecibuat]^iere (Deciduata) oereinigen. 3)icfen fielen bie beiben erflgenannten Segionen als 2)ecibualo[c (Indecidua) gegenüber. 2)ie ^lacenta untertreibet pd^ bei ben oerfd^iebenen Drbnnngen ber ^?Jlacentaltl>iere aber nid^ allein burd^ bie »id^tigen inneren ©tmc=» turoerfd^iebcnljeiten , toeld^e mit btm 5Wangel ober ber Slbmefenl^eit einer 5)ecibua oerbunben pnb, fonbern aud^ burd^ bie dufeere Sorm be^ 3Rutterfnd^enS felbft. Sei ben 3nbecibuen (|)uftl^ieren unb 2Bal« t^ieren) befielet berjelbe meiftenS auS jal^lreid^en einjclnen, jerftreuten 3otten ober ®efdfefnöpfen, unb man fann bal^er biefe ©ntppe aud^ alö Söttenplacentner (Villiplacentalia) bejeid^nen. Sei ben2)e* cibuaten bagegen ftnb bie cinjelnen ©efdfejotten ju einem jufammen- l^dngenben Andren t)ereinigt, unb biefer erfd^eint in jioeierlci t)erfd^ie« bener ®eftalt. 3n ben einen ndmlld^ umgiebt er ben embnjo in gorm eines gefd^loffenen ®ürtels ober JftingeS, fo bafe nur bie beiben ^ole ber Idnglid^runben @iblafe oon Sotten frei bleiben. 3)aS ift ber Sali bei ben SRaubtl^ieren (Camassia) unb ben Sd^ein^fem (Chelophora) , bie man beSl^alb als ®ürtel))lacentner (Zono- placentalia) jufammengefa|t l^at. 3n ben anberen JDecibuatl^ieren bagegen, ju »eld^en aud^ ber ÜRenfd^ gel^ört, bilbet bie ^lacenta eine einfädle runbe ©d^eibe, unb man nennt jte bal^er ©d^eiben- placentner (Discoplacentalia). ©agu gel^Jren bie Sllagetl^iere, Sn^ f ectenfreff er , ^lebertl^iere unb äffen, oon toeld^en legieren aud^ ber 3Renf(^ im joologifd^en ©qfteme nid^t ju trennen ift. 3nbeffen fd^einen biefe Unterfd^iebe in ber Sorm ber ^lacenta nic^t fo toid^tig unb burd^greifenb gu fein, loie man bis oor jturgem angenommen l^at. 35afe bie ^lacentaltl^ere erft auS ben SBeuteltl^ieren ftd^ enttoidtelt 572 «bflammung ber *piacentalt^iere öon ben »eutelt^ieren. XXI. I^abctt, barf ouf ®runb tl^rcr Dcrgleid^cnbcn Sfnatomie unb ©ntoidc» lungSgcfd^id^tc al« ganj pd^cr angcfcl^cn tocrbcn. SBal^rfd^cinlid^ fanb bicfc l^öd^ft »id^tige ©ntoidclung, blc crjte ^ntftcl^ung ber Paccnta fd^on gegen @nbe ber ^eibe^^eriobe, Diettetd^t aud^ erjt im SBeginn ber Stertiärgeit, todl^renb ber frfil^eften ©ocaemS^W, ftatt. ^Dagegen ijt e§ fel^r fd^toterig, bie grage gu beantworten, ob alle ^lacentaltl^lere aus einem ober auiS mel^reren getrennten SttJ^Ö^« l>cr SBeutlergruppe entftanben ftnb; mitanberen SSorten, ob bie (Sntftel^ung ber $Iacenta einmal ober mel^rmal jtatt l^atte. 811« id^ in meiner generellen ÜRor^' ))]^ologie jum erften ÜRal ben Stammbaum ber ©dugetl^iere gu be» grünben t)erfud^te, gog id^ aud^ l^ier, mie meiftend, bie monopl^^letifd^e ober eintourgelige 3)efcenbeng]^^)^)ot^efe ber ipol9^)]^9letif d^en ober oiel- tourgeligen Dor. ^ij nal^m an, bafe alle ^lacentner oon einer ein^ gigen ^lacentaU Stammform, b. 1^. oon einer Seutelt^ierform ab^ flammten, bie gum erften 9Rale eine ^lacenta gu bilben begann. %nx biefe mono^)l^9letifd^e ^j)^)ot]^efe fprid^t namentlid^ aud^ bie Zf^ot^ fad^e, bafe baö ©ebife ber älteften ^lacentaltl^iere, bie toir fofjtl im unterften ©ocaen flnben, meiften« in gleid^er SBeife aus 44 3^1^ nen gufammengefefet ift, nämlid^ in ieber ber oier itieferl^älften 3 ©d^neibegäl^ne, 1 ©dtga^n, 4 gfldeng&l^ne unb 3 SaÄengd^ne (©ebi^^ 3 14 3 gormel: qWq')* 2)a »ir biefe nämlidbe d^arafteriftifdbe 3^= fammenfe^ung beS ®ebiffe« foiool^l bei dlteften Sleifd^freffern (alt'^eocdnen SRaubtl^ieren), als bei dlteften ^flangenfreffern (alt* eocdnen ^uftl^ieren) antreffen, fo ift bie ^j)^)ot]^efe geftattet, bafe biefeS ®ebi§ oon ber gemeinfamen Stammform atter ^lacentalt^iere auf bereu oerfd^iebene Qmi^t oererbt tourbe. Sebod^ giebt es anbrer* feits aud^ gemid^tige ®rünbe für bie anbere ^)ol^)^)^9letifd^e Sin- nal^me, bafe ndmlid^ mel^rere Don Slnfang oerfd^iebene ^lacentalien» ®nn)pen auS mehreren oerfd^iebenen a3eutler'=®ntp^)en entftanben feien, ba^ alfo bie $lacenta felbft fid^ mel^rmals unabl^dngig oon einanber gebilbet l^abe. 3)ieS ift unter anberen bie Slnfid^t beS auS* gegeid^neten englifd^en 3oologen ^ujcle^. 3« blefem 5alle lonnte XXL ^uftbiere ober Ungulaten. ' 573 man junäd^ft al§ jtt)ci ganj getrennte ©nippen bie ^nbecibuen unb 3)ecibnaten aufraffen. S5on ben gnbecibuen »äte mögUd^cmelfe bie Drbnnng ber ^uftl^ierc, als bie ©tammgruppe, an§ ben pflanjen^ freffenben ^ufbeutlem ober SBar^poben entftanben. Unter ben JDeci» buateh bagegen »ürbe Dietteid^t bie Orbnung ber Halbaffen, ate ge* meinfame ©tammgntppe ber übrigen Drbnungen, au§ ben $anb* beutlem ober ^ebimanen entftanben fein. @ö tofire aber aud^ benibar, ha^ bie JDecibnaten [elbft »ieber au§ mel^reren oerfd&iebenen a3eutIer=Drbnungen entftanben feien , bie SRanbtl^iere j. 33. an§ ben SRanbbeutlern , bie SUagetl^iere an§ ben SUagebeutlem, bie Halbaffen an« ben ^anbbeutlem n. [. to. 3)a toir jnr Seit nod^ fein genfigenbe« 6rfa]^mug8material befi^en, nm biefe änfeerft fd^ioierige Srage jn löfen, fo laffen »ir biefelbe anf fid^ beml^en, unb »enben un§ gnr (äefd^id^te ber t)erfd^iebenen ^lacentalien^rbnungen, beren ©tamm« bäum pd^ oft in grofecr Sßollft&nbigfeit feftftellen Idfet. 35ie »id^tigfte unb umfangreid^ftc ©ruppe unter ben S)ecibua* lofen ober Sottenplacentnern bilbet bie Segion ber ^uft liiere (Un- gulata). @ie gel^ören in Dieler SSegiel^ung ju ben intereffanteften ©äugetl^ieren unb geigen beutlid^, »ic unS ba§ loal^re SJerftdnbnife ber natürlid^en SSertoanbtfd^aft berSll^iere niemals attein burd^ baö@tu== bium ber nod^ lebenben formen, fonbern ftetö nur burd^ gleid^mdfeige Serudtpd^tigung tl^rer auögeftorbenen unb oerfteinerten ©tarnrntjer- toanbten erfd^loffen toerben !ann. SBenn man in l^erfömmlid^er SBeife allein bie lebenben ^uftl^ierc berudtpd^tigt, fo erfd^eint e§ ganj natur- gemäß biefelben in brei gfinjlid^ oerfd^iebene Drbnungen einjütl^eilen, ndmlid^ 1. bie ^ferbe ober ©inl^ufer (Solidungula ober Equina); 2. bie SBieberfduer ober 3teei]^ufer(Bi8ulca oberRuminantia); unb 3. bie ©idtl^duter ober SSiell^ufer (Multungula ober Pachyderma). ©obalb man aber bie auögeftorbenen ^uftl^iere ber SEertidrjeit mit in Setrad^t giel^t, oon benen »ir fel^r gal^lreid^e unb »id^tige SRefte bep^en, fo geigt pd^ balb, bafe jene ©intl^eilung, namentlid^ aber bie Segrengung ber JDidfl^duter, eine gang fiinftlid^e ip. ©enn jene brei ®ruppen pnb nur abgefd^nittene 3lepe be§ ^uftl^ierpammbaumS, 574 Unpaarhufer ober fPetiffoboctplen. XKI. tDclci^c burd^ auögeftwrbcnc 3tt)if^enformen auf baö engftc jufammcn^ l^ftttgcn. 3)ic eine ^dlfte ber ©idEl^ftutcr, 3la^\)otn, SEapir unb ^^Ja^ läotl^cricn geigen pd^ -auf ha^ näd^fte mit ben 5ßfcrt)en öcmanbt, unb befi^en gkid^ bicfea un^)aarje]öifle güfee. 3)ie anbere Hälfte ber ©idtl^dutcr bagegcn, ©d^toeinc, Slu^ferbe unb Slnpplotl^erien, ^nb buid^ il^re paarjel^igen %n^t Diel enger mit ben SBieberfduern, als mit jenen erfteren üerbunbcn. SBir muffen bal^er gundd^ft al§ jtt)ei natürlid^e ^auptgnippen unter ben ^uftl^ieren bie beibeu £)rb= nungen ber ^aarl^ufer unb ber Un^)aarl^ufer unterfd^eiben, toeld^c ftdt) aliS gtoei biöergente 3lefte auö ber alttertidren ©tammgruppe ber @tamml)ufer ober ^rotungulatcn enttt)idelt l^aben. S)ie Drbnung bcrUnpaarl^ufer (Perissodactyla) umfafet bie= jenigen Ungulaten, bei bencn bie mittlere (ober brittc) 3e^e be§ %u^c^ ftdrier al^ bie übrigen enttoirfelt ift, fo bafe fte bie eigentlid^e 5Rittc be§ §ufe§ bilbet. ÜRan fann bie ^eriffobact^len in gioci Unter= orbnungen tl^eilen, in bie Url^uftl^iere (Protochela) unb bie^a = pirpferbe (Hippotapiri). 3u ben erfteren gel^ört jundd^ft bie ur= alte gemeinfame @tammgrui[)^)c aller ^uftl^iere, bie tn ©d^ioeincn unb i^lufepferben , anbrerfeitö bie Urtoieberfduer (Prommiuantia), toeld^e gu bm SBieberfduern l^inüberful^rten (Dreobontien unb Xi^)]^o= bontien). Sin biefe dlteften SBieberfduer (Ruminantia) fi^liefeen jt(^ gundc^ft bie Url^irfd^e ober S)remot]^erien an , benen unter ben lebenben bie Sraguliben am ndd^ften ftel^en, unb auö benen öieUcid^t al§ gttjei bioergente Stt^^flc bie ^irfd^fotmigen (Elaphia) unb bie ^ol^ll^ornigen (Cavicornia) fid^ enttoicfclt l^aben. ßinen fel^r eigentl^umlid^en, fd^on öon ber SBurgel beS SBieber= fduer-Stammeö abgegtoeigten ©eitenaft bllben bie Äamelf^iere (Tylopoda), beren Stammbaum oon ben ^oöbrotl^erien auftt)drt§ fld^ ©d^ritt für Schritt verfolgen Idfet, wie bei ben ^ferben. SBie fic^ bie gal^lreid^en Familien ber ^^uftl^iere biefer genealogifd^en ^qpo^ tl^efe entf^red^enb gruppiren, geigt Sinnen bie nad^ftel^enbe f^ftema- tifc^e Ueberfic^t. 3lu§ ^uftl^ieren, tt)eld^e fld^ an baö auöfd^liefetid^e Seben im SBaffer gemöl^nten, unb baburd^ fifdidl^nlid^ umbilbeten, ift ttjal^r^ fd^einlid^ bie merfttjurbige Segion ber SB alt liiere (Cetomorpha) entfprungen. Dbmol^l biefe SHiiere dufeerlid^ mand^en cd^ten gifd^en fel^r dl^nlid^ erfd^einen, ftnb jte bennod^ toirflid^e ©dugetl^iere. 576 XXI. @tammBaumUtt{e ber ^fetbe. [N.B. ^iefe Tabelle geigt, mte ber eingebt ge %vii ber heutigen $ferbe burc^ (Rücfbilbung aud bem breige^igen gug ber miocenen SRittelpferbe, unb biefer oud bem fünfgebigen {$ug ber älteflen eocenen ^eriffobactplen ^ert>orgegangen iß. HUt 3^U<^enflufen finb t)erf!einert in 9{orbamerifa gefunben.) |lfrrbt''6attttng t:frtiärrd)id)t dotdrrbein iQinUrbein Sebenbe^ $ferb Equus ©egetuoott unb 1 3e()« 1 3«&« Ober*!pttocen 1 ^auptgebe unb 2 ^tbtn* ge^en 1 3efee Unter*on oleicber 0röße 5 3f&on UebergangiSform ju ben ©ecrinbern (Sirenia). ©id^er barf man bemnad^ annel^men, bafe toenigftenö bie Drbnung ber ©eerinber (Sirenia) ober bie pflan^^ genfreffenben SBaltl^iere unmittelbar auö einem Qtoti^t ber ^uf= tl^iere l^ertjorgegangen pnb. S)agegen ift bieDrbnung ber fleifd^:' freffenben SBaltl^iere, bie Cetacea, toal^rfd^einlic^ anberen Ur« fprungS. @ie f d^einen öon bemf elben 3tt)cige ber ^lacentalien abguftam« men, ber aud^ ben SRaubtl^ieren ben Urfprung gegeben l^at. SBe« nigfleniS [d^einen eine oermittelnbe UebergangiSform gtoifd^en Seiben bie auSgeftorbencn riejigen S^wglobonten (Zeugloceta) gu bilben, beren fofjtle ©felete oor einiger S^t atö angeblid^e „©eefd^langen'' (Hydrarchus) gro^eö Stufjel^en erregten. SluS biefen S^fllobonten, bie pd^ an bie ©eeraubtl^iere (Pinnipedia) eng anfd^lie^en, jtnb DieHeid^t gunäd^fl bie SJelpl^ine (Delphinaria) unb au8 biefen fpdter bie coloffalen 33artenioale (Balaenaria), bie größten Siliere ber ®egen»art, l^ertjorgegangen. eine fel^r ifolirt ftel^enbe ©duget]^ier:'®nip^)e bilbet bie feltfame Segion ber Scil^«örmen (Edentata). ©ieiftauö ben beiben, toal^r* fc^einlid^ nid^t nal^e oenoanbten Drbnungen ber ©d^arrtl^iere unb ber gaultl^iere gufammengefe^t. S)ie Drbnung ber ©d^arrtl^iere (EflFo- dienta) befleißt auS ben beiben Unterorbnungen ber Slmeifenfreffer (Vermilinguia), gu benen aud^ bie @d^up))entl^iere gel^ören, unb ber ©ürteltl^iere (Cingulata), bie frul^er burd^ bie ricjtgen ®l9^)to=' bonten oertreten toaren. S)ie Drbnung ber ^JauUl^iere (Brady- , poda) beftel^t auS btn beiben Unterorbnungen ber Keinen fe^t nod^ lebenben Stt^ergfaulltl^iere (Tardigrada) unb ber auögeftorbenen fd^ioerfdlligen SRiefenfaultl^iere (Gravigrada). 3)ie ungel^euren t)er* fteinerten tiefte biefer coloffalen ^flangenfreffer beuten barauf l^in, ^a eitel, 9laturL @(^o))funa«gef(^ 7. «ufl. 37 578 bcr Drbnungcn unb Mamillen ber ^uftl^icrc. (N.B. 2)ie audgeflorbenen Samilien ftnb bur^ ein t be^ei^net) s Kntnrorbnttn^ gen ber iQuftt)tere drcttonen btr iQttftt)tetr J'amtlirit bet. jQttftbttre 0s9ematifd)er name ber ^amilten L ttrl^ftl^iete Protochela [I. @tamm^uft^iete Protungulata II. ^a^oxnt^itxt Ncuicomia { IL 2:a|)iKpfetbe Hippotapiri nj. Sapirtbi Tapiromorpha 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. IV. «Pferbet^iet JBippomorpha '" { ?; rlO. '11. 1X2. Urunpoai^ufett Sopbtobonten t 25rontotbcticn t Sö^nbötnct f ffla^^öxmx ^iad^ornpfetbet $aIäot^erien f Samatapiie f Urpferbe t SWittclpfetbe f Vfetbe CoryphodontiA Lophiodonüa Brontotherida Dinocerata Rhinocerata Elasmotherida Palaeotherida Tapirida Macraachenida Hippodontia Anchitherida Eqnina HL fvtltttgC Choeromorplia^ (ober ^\ Bonodoiitia) V. 6d^tt)eint^i Setigera rl3. ^^^ jl4. 13. Urpaatbufet t Anoplotherida Urfd^Weine t Anthracotherida 15. Bä)Xomt Suillida VI. «piumptbietc ri6. 6*tt)einpfetbe t Choeropotamida \11, Slugpferbe Hippopotamida Obesa vn. Uttt)iebct* fauer Proruminantia IV. Iföiebetfftiter Bmninanttii (ober ÜJlonbjäbnige, Selenodonüa) 18. 19. 20. .21. [22. Vin. ^itfd^t^ieTe^23. Eiaphia IX. <^o^lbörnet Cavicomia X. ^tonultbiere ISflopoda Dreobontien t 3Eip^obontien f ^lemot^^erien f a^ofc^udbirfö^e aj)of(^udt(^ieie «ttfc^e Utfliraffen t Giraffen UrgajeOen f Gaseden @$afe IRinber Urfamele t ^Itfamele t Samad 5lamele Oreodontia XiphodoDtia Dremotherida Tragalida Moschida Cervina Sivatherida Devexa Antilocaprina Antilopina Caprina Ovina BoTina Poebrotherida« Procamelida Aachenida Camelida XXI. ©tommboum bet ^uft^iere ober Ungulaten. 679 IRinber BoTina (S^iraffen Devexa €(^afe Ovina 3ieflen Caprina Cervina Stamüt CameU Moscbida Urgitaffe Sivatherida %ntiloptn Antilopina fpfevbe Hippomorplia Vfetb Equas Somad Aachenida 9IItrameIe ^ Procamelida Pliohippus CaTieonüa ElaphlA Sraguliben Dremotherida Urfamele Pofibrotherida itoiteu^iere Tylopoda ProtohippuB Miohippns Mesohippas Seerinber Sirenia JBiebevffttter Bnmiiiaiitia Tapire Tapirida 5lu§Pferbe Obesa Xiphodontia Setigera Oreodontia Orohippas ßamatapite Macrauchenida 9{a«()0TnpfeTbe Elaamotherida Urfc^weine Anthraco- therida 9iai^6tntx Nasicomia Umiebet« f&uer Proruminantia Eohippofl Hippodon Ulp erbe StttütnttHicirl^ufet Anoplotherida Palaeotherida ^toitiiitl^itft^iete ProtnngiilAta Cioryphodontia 37* 580 Halbaffen ober ßemuren. XXL ba^ btc ganjc Segton im Sluöfterbcn begriffen ift. 2)ie naiven ©c* jiel^ungen ber nod^ l^eute lebenben ßbentaten ©übamerifaS ju ben auögeftorbencn SRiefenformen in bemfelben ©rbtl^eil, mad^ten auf 2)artt)in bei feinem erften SSefud^e @übamerifa§ einen fold^en ein« brud, ba^ fte fd^on bamalö ben ©runbgebanfen ber JDefcenbenjtl^eorie in il^m anregten (f. oben @. 119). Uebrigen« ift bie ©enealogic gerabe biefer Segton fel^r fd^wierig. JDie goultl^iere ftnb nad^ neueren Unterfud^ungen JDiöcopIacentalien, unb ben Halbaffen n&d^ft öer^^ tt)anbt. JDie ©d^arrtl^tere l^ingegen ftnb öteUeid^t ganj anbercn Ur^^ fprung« unb l^&ngen mögUd^ertoeife mit Snfectenfreffent ober 9tage^ tl^ieren jufammcn. SSon befonberem 3ntereffe für bie ^l^^logenie ber ^lacentaltl^icre ift bie Heine Drbnung ber Halbaffen ober Semuren (Prosimiae). JDiefe .fonberbaren SEl^iere ftnb »aM^^^i^H^^ ttJ^tiig öeränbertc ?Rad^« fommen öon einer uralten ^lacentalicn-öruppe, bie toxx ate bie ge== meinfame ©tammgruppc öieler (»enn nid^t aller!) ^lacentaltl^iere betrad^ten Wunen. Sie »urben bigl^er mit ben äffen in einer unb bcrfelbeu Drbnung bereinigt, bie man nad^ SBlumenbad^ alö SSier» l^&nber (Quadrumana) bejeid^nctc. 3ni>cffcn l^abe id^ fte fd^on in ber „©enereUen SKorpl^ologie" (1866) g&njlid^ öon biefen abgetrennt; nid^t allein beöl^alb, tt)eil fte öon allen äffen Diel mel^r abweid^en, atö bie öerfd^iebenften äffen öon einanber, fonbem aud^, tt)eil fte bie intereffanteften Uebergangöformen ju ben übrigen Drbnungen ber JDecibuaten entl^alten. 3d^ fd^lie^e barauö, bafe bie wenigen Je^t nod^ lebenben Halbaffen, »eld^e überbicö unter fid^ fel^r öerfd^ieben finb, bie legten überlebenbcn Slcfte üon einer faft auögeftorbenen, einftmalö formenreid^en ©tammgruppe barfteUen, auö »eld^er ftd^ ein großer Sl^eil ber übrigen 2)ecibuaten als bioergente S^Jeigc ent= »icfclt l^aben. 3!)ie alte ©tammgru^pe ber Halbaffen felbft l^at fid^ öiet leidet auö ben ^anbbeutlem ober affcnfüfeigen Seuteltl^ieren (Pedi- mana) enttt)i(felt, tt)eld^e in ber Umbilbung il^rer ^intcrfü^e ju eiter ®reif]^anb i^en auffallenb gleid^cn. 3)ie uralten (»al^d^einlid^ in ber ©ocaen^^eriobe entftanbenen) Stammformen felbft ftnb natürlid^ XXI. Halbaffen ober fiemuten. 581 längft au^gcftorbcn, cbcnfo bie aflcrmeiften Ucbergangi^fonncn jwifd^cn benfclbcn unb bcn übrigen 2)ecibuaten=£)rbnungen. aber cinjelne [Refte ber le^teren l^aben pd^ in ben nod^ l^eute lebenben Halbaffen erl^alten. Unter bicfen bilbet ba§ merfmürbige gingertl^ier öon 2Ka« bagaStar (Chiromys madagascariensis) ben SReft ber fieptobact^len» ®nn)pe unb ben Uebergang ju ben SRagetl^teren. 3!)er feltfame ^ü^ flatterer ber @flbfee«3nfeln unb @unba=3nfeln (Galeopithecus), baö cinjige Ueberbleibfel ber ^enopleuren=^®nippe, ift eine öoUIommene 3tt)if^en[tufe jtt)ifd^en ben Halbaffen unb glebertl^ieren. 3)ie Sang» fufeer (Tarsius, Otolicnus) bilben ben legten SReft eine§ ©tamm= ätt)eige§ (Macrotarsi), ber gu ben 3nfcctenfrejfem l^lnüberfül^rt. JDie Äurjfu^er enblid^ (Brachytarsi) öermitteln ben anfd^lufe an bie eisten Slffen. Qn ben Äurjfufeern gel^ören bie langfd^todnäigen SRaR (Lemur), unb bie furjfd^toänjigen 3nbri (Lichanotus) unb Sori (Stenops), öon benen namentlid^ bie le^teren jid^ ben öermutl^Ud^en SJorfal^ren be^S aRenfd^en unter ben Halbaffen fel^r nal^e aujufd^Ue^en fd^einen. ©otool^l bie Äurjfüfeer alö bie Sangfu^er leben »eit jer= ftreut auf ben Snfrin beö füblld^en ajienö unb afrttaS, namentUd^ auf 5Mabagaöfar, einige aud^ auf bem afrifanifd^en geftlanbe. Äein ^albaffe ift i\Sf)tx lebenb ober fofpi in amerifa gefunben. 8W(e fäl^ren eine einfame, näd^tUd^e fiebenStt)eife unb Hettem auf SBdumen uml^er (öergl. ©. 321). S)ic umfangrcid^fte unter atten ^lacentaUen»®ru^)|)en ift bie* jenige ber Saubfreffer ober ©d^nelbegäl^nlgen (Trogontia), unter tt)eld^em SRamen loir l^ier bie 5Raget]^iere (Rodentia) unb ©d^elnl^uf- tl^iere (Chelophora) oereinigen. Sluf einer fel^r niebrigen ©tufe ber SluSbilbung ift bie fonnenreid^e Drbnung berSRagetl^lere (Rodentia) flel^en geblieben. Unter biefen ftel^en bie eid^l^ornarttgen (Soiuro- morpha) ben ^ingertl^ieren am näd^ften. Sud biefer ©tamnigrup))e l^aben jid^ toal^rfd^einlid^ al« jtoei bioergente Steige bie aRdufe*^ ajrtigen (Myomorpha) unb bie @tad^elfd^tt)einartlgen (Hystri- chomorpha) enttolcfelt, oon benen tene burd^ eocaene ÜR^o^riben, biefe burd^ eocaene ^fammor^ctiben unmittelbar mit ben Sid^l^om* 582 *Raflet()iete, Älippbaffe, Clep^anten. XXI. artigen jufamtnenl^dngen. 2)te öicrte Untcrorbnung , bie |)afen* artigen (Lagomorpha), l^aben fid^ iDol^l erfi fpdter aud einer t>on iencn brei Unterorbnungen entoidelt. an bie SRagetl^iere fd^Uefet jid^ fel^r eng bie merfmürbigc Drbnung ber @(]^ein]^ufer (Ghelophora) an. S3on biefen leben l^entintage nur nod^ att)ei, in ajien unb afrifa einl^eimifd^e (Gattungen , ndm» lid^ bie ®Upf)anttn (Elephas) unb bie Älip^)baffe (Hyrax). SBeibe tt)urben bidl^er gemöl^nUd^ gu ben ed^ten |)utti^ieren ober ttn« gulatcn gefteßt , mit benen jie in ber |)ufbilbung ber %ü^t übcreln« ftimmen. aUein eine gleid^e Umbilbung ber urf))ränglid^en %dgel ober JtraUen gu {^ufen finbet f d^ aud^ bei ed^ten Kagetl^ieren, unb gerabe unter biefen ^ufnagetl^ieren (Subungolata), loeld^e audfd^Iieg^ Kd^ Sübamerita betool^nen, finben fid^ neben Heineren 5^|ieren (g. S. SReerfd^toeind^en unb @olb]^afen) aud^ bie gri^ten aller ^lagetl^iere, bie gegen öier gufe langen SBafferfd^toeinc (Hydrochoerus oapybara). S)ie j(li))))baf[e, toeld^e aud^ du^erlid^ ben Slagetl^ieren , namentlid^ ben ^ufnagem fel^r dl^nlid^ finb, tt)urben bereits frül^er oon einigen berul^mten Soologen ald eine befonbere Unterorbnung (Lamnunguia) toirllid^ gu ben Slagetl^ieren gefteUt. S)agegen betrad^tete man bie Slepl^anten, faUd man {ie nid^t gu ben ^uftl^ieren red^nete, geioöl^n« lid^ als aSertreter einer befonberen Drbnung, »eld^c man ÄüffeW^iere (ProboBcidea) nannte. 9lun ftimmen aber bie Slepl^anten unb Silipp' baffe merhoürbig in ber Silbung il^rer ^lacenta überein, unb ent« fernen fid^ baburd^ iebenfatts gdnglid^ öon btn ^uftl^ieren. 2)iefe le^teren befi^en niemals eine S)ecibua, mdl^renb @le))]^ant unb ^^rajt ed^te S)ecibuaten finb. aUerbingd ift bie ^lacenta berfelben nid^t fd^eibenfdrmig, fonbem gürtelförmig, toie bei ben Slaubtl^iercn. allein es ift leidet m5glid^, ba^ fid^ bie gürtelförmige Pacenta erfi fecun» bdr au« ber fd^eibenfbrmigen enttoidtelt l^at. S» biefem §aße fönnte man baran bttdmi ba^ bie ©d^einl^ufer aus einem 3^^0^ ^^ Slagetl^iere, unb dl^nlid^ oieQeid^t bie Slaubtl^iere auS einem Qto^t ber Sttf^cnfreffer fld^ entioicfelt l^aben. S^benfaU« ftel^cn bie ®ie» planten unb bie j(lip:()baffe aud^ in anberen Segiel^ngen, nament» I XXI. gieif^freffet, 3nfectenfteffer, «aubt^iete. 583 Ud^ in bcr Stlbung wid^tigcr ©felcttl^ctlc, bcr ®licbmafeen u. f. »., ben 9lagetl^ieren unb namentUd^ ben {^ufnagem, näl^er ali ben cd^ten l^uftl^icren. JDagu lommt nod^, bafe meliere auSgcflorbene Srormen in mand^er Segiel^ung jn)ifd^en Slepl^anten unb Kagetl^ieren in ber SRitte ftel^en. S)a^ bie nod^ fe^t lebenben @lq)]^nten unb ÄIi<)pbaffe nur blc legten auöldufcr öon einer einfhnate formen» reid^en ®nn)pe öon ©d^einl^ufem ^nb, »irb nid^t allein burd^ bie fel^r gol^lreid^en ücrfteinerten Slrten öon 6lc|)]^ant unb 9Rafiobon be« miefen (unter benen mand^e nod^ größer, mand^e aber aud^ Diel fleiner, aliS bie jje^t lebenben (Sle))]^anten {inb), fonbem aud^ burd^ bie merfmürbiflen miocaenen JDinotl^erien (Gonyognatba), jmifd^en benen unb ben ndd^fbertoanbien Sle^l^anten nod^ eine lange SReil^e DOtt unbelannten üerbinbenben Stt^tf^ä^^^nnen liegen mufe. Slud^ bie merfmürbigenauSgejtorbenenSillobontien (Tillotheriae) unb äojcobonticn (Toxodon) l^en »al^rfd^nlid^ ju berfelben Orb^^ nung ber @^eli)))]^oren gel^ört SUed gufammengenommen ift f)mU jutage bie mol^rfd^einlid^fte Don allen ^))ot]^efen, bie man fid^ fiber bie Sntftel^ung unb bie SSertDanbtfd^aft biefer (Sl^elopl^ren bilben fann, ba^ biefelben bie legten tteberbleibfel einer formenreid^en ®nq)pe finb, bie fid^ aud ben Slagetl^eren, unb itoax tmil^rfd^einlid^ auiS 9Sertt)anbten ber @ubungulaten, enÜDidtelt l^e. 3n dl^nlid^er SBeife, »ie bie beiben ^flanjcnfreffcnben Drbnungen ber Srogontien, bie Slobentten unb Sl^elo^pl^orcn, üerJ^olten jid^ ju- einanber bie beiben fleifd^freffenben Drbnungen ber Snfectenfreffer unb [Raubtl^iere, bie toir in ber Äegion ber fjleifd^freffer (Car- nassia) vereinigen. SHe Drbnung ber 3nf e ctenf ref f er (InsectiTora) ift eine fel^r alte ®ru|)pe, meldte ber gemeinfamen audgeftorbenen Stammform ber ©ecibuaten, unb alfo aud^ ben l^eutigen Halbaffen, ndd^ftaerwanbt erfd^eint. Sie l^at jtd^ mal^rfd^einlid^ auS ig)albaffen enttoidCelt, meldte ben l^eute nod^ lebenben fiangfä^ern (Macrotarsi) nal^e ftanben. @ie fpaltet fid^ in gmei Orbnungen, Menotyphla unb Lipotyphla. SSon biefen jinb bie dlteren »al^rfd^einlid^ bie SÄeno'» ttip^ttif iDeld^e fid^ burd^ ben ä3efi^ eined SlinbbarmS ober S^^ldton t 584 8anbwu6t?jiere unb ©ccraubt^iere. XXI. Don ben Stpot^l^lcn untcrfd^cibcn. 3^ ben 2Kcnot^|)]^len gcl^örcn bic flcttcmben Sitpaiaö bcr ©unba^'Snfcln unb ble fpringcnbcn 5!Kacro== fccUbcö afrifaö. 2)ic fitpot^pl^lcn pnb bei un^ burd^ bic ©pi^mdufc, 2KauItt)ftrfc unb 39^ vertreten. 2)urd^ ®cbife unb SebcnSmcifc fd^Hcfecn Pd^ bic 3nfcctcnfrcffcr mcl^r ben SRaubtl^iercn, burd^ bic fd^eibenffir- mige ^laccnta unb bic großen ©amenblafen bogegen mel^r ben SRage* tl^iercn an. ebenfalls fd^on im Seginn ber ®ocatn'Qt\t crfd^eint neben icn Snfectenfreffem bic nal^e Demanbte Drbnung bcrSRaubtl^icrc (Car- nivora). 3)a§ ift eine fcl^r formenreid^e , ober bod^ fcl^r cinl^citUd^ organiprte unb natürlid^e ®nH)pe. JDic SRaubtl^icrc »erben »ol^l aud^ ©ürtelplaccntner (Zonoplacentalia) im engeren ©inne ge- nannt, obtool^l cigentUd^ gleid^ertteife bic ©d^einl^ufcr ober ©l^elo* |)]^oren biefe Scjcid^nung öcrbienen. @ie jcrfaflcn in jtoei, öu^erlid^ fel^r öerfd^iebene, aber innerlid^ ndd^fiöcmjanbte Unterorbnungen, bic Sanbraubtl^iere unb bie ©eeraubtl^icre. S^benSanbraubtl^ieren (Ferae ober Fissipedia) gel^Sren bie S&ren, ^unbe, Äa^en u. f. »., bereu Stammbaum jid^ mit ^ülfe öieler auögcjtorbener S^ifd^en^ formen ann&l^cmb erratl^en Idfet. Qn bcnSecraubtl^leren ober 3flobben (Pinnipedia) gcl^ören bie Seebären, ©eelSloen, ©ecl^unbe, unb als eigentl^umUd^ angepaßte ©eitenlinie bie äBalroffe ober äßal» robben. Dbtt)o]^l bie ©eeraubtl^ierc dufeerlid^ ben Sanbraubtl^ieren fel^r undl^nlid^ erfd^einen, jinb jie benfelben bennod^ burd^ il^ren in= neren Sau, il^r ®cbl^ unb il^re eigcntl^ümlid^e , gürtelfJrmigc ^la« centa ndd^ft oenoanbt unb offenbar auö einem 3tt>rig^ berfclben, öermutl^Ud^ ben ÜRarberartigen (Mustelina) l^eröorgegangen. 9tod^ l^eute bilben unter ben Ic^tcrcn bie ^if^ottem (Lutra) unb nod^ mel^r bie ©ecottem (Enhydris) eine unmittelbare Uebergang^form ju ben [Robben, unb jeigcn un§ beutlid^, tt)ic ber Xbxpti ber 8anb= raubtl^icre burd^ Sln^paffung an ba« Seben im SBaffer robbendl^nlid^ umgebilbet toirb, unb tt)ie au« ben ©angbcinen ber erfteren bie SÜuberfloffen bcr ^ceraubtl^icrc entftanben finb. S)ic le^tercn oer^ l^alten fid^ bemnad^ ju ben erfteren gang dl^nlid^ toic unter ben 3n^ XXI. Slcbertöicre unb «ffcn. 585 bccibucn bic ©ircnicn gu bcn ^uftl^ieren. ^ glcid^er SBcife »ie baö Slu^ferb nod^ l^cute gioifd^cn ben cytrcmcn 3tt)eiflen ber SRinbcr unb bcr Sccrinbcr in ber ÜRittc [tel^t, bilbct bie ©ccotter nod^ l^eutc eine fibriggcblicbcnc Sö^if^^^W^ jtt)if(]^cn bcn tocit entfernten 3tt)eiflcn ber ^unbe unb bcr ©ecl^unbc. ^icr »ie bort l^at bic gdnjUd^e Um- geftaltung ber dufeeren Äörperform, »cld^e burd^ an^jaffung an gang öerfd^iebene gebenöbebingungen bewirft »urbe, bie tiefe ©runblage ber erblid^en inneren eigentl^ümUd^feiten nid^t ju öertoifd^en öermod^t. Sin ber ©pi^e aUer ©äugetl^iere , unb fomit ber SBirbeltl^lere überl^aupt, ftel^t bic l^öd^ft cntwicfcltc Segion ber Slffent liiere ober ber ^Dbcrl^crrn" be« Sl^ierreid^ö, Primates. Unter biefem SRamen oercinigte fd^on Sinn* Dor mel^r alö einem gö^rl^unbert bie öier jDrbnungcn ber Halbaffen, ^ebermdufe, äffen unb SKcnfd^en („Ves- pertilio, Lemur, Simia, Homo"). Sin bie Halbaffen (Lemures ober Prosimiae), bie koir fd^on ht\pxo6)tn l^abcn, fd^lie^t fid^ un« mittelbar bic merftoürbige Orbnung ber flieg cnben ©dugetl^icrc obcrglcbcrtl^icrcan (Chiroptera). @ie l^at fld^ burd^ Slnpaffung an fliegenbe Scbcnötocifc in dl^nlid^er SBeife auffallenb umgebttbet, tt)ie bie ©ccraubtl^ierc burd^ Slnpaffung an fd^wimmenbe Sebendtoeife. SBal^rfd^cinlid^ l^at aud^ biefe Drbnung il^re SBurjcl in ben ^alb« äffen, mit benen fic nod^ l^eutc burd^ bic $clgflatterer (Galeopithecus) eng oerbunben ift. SSon ben beiben Unterorbnungen ber glcbertl^ierc l^abcn pd^ öcrmutl^lid^ bie infectenfreffenben ober glebermduf e (Nyc- terides) erft fpdter auS bcn früd^tefreffenben ober ^Icberl^unben (Pterocynes) enttoidtelt ; benn bie Ic^tcrcn (teilen in mand^er Scjie« l^ung ben Halbaffen nod^ ndl^er alö bic erfteren. SIIeifel l^iflorifd^ cnttoicfclt l^ot, fo motten mir bic genauere Unterfud^ung il^rc« @tambaume§ unb il^rcr ®efd^id^te einem befonberen Vortrage öorbcl^altcn. nrf:pruttg uttb Stattratbaum bed 9)lettf<|ett« ^ie ^ntoenbung bei ^efcenben^t^eorie auf Un Tltn\ä)tn. Un(imegli(^e fßt» beutung unb Iogif(^e IRot^toenbigfett berfelben. Stellung bed URenfd^en im natür« li^en Spflem ber ^^tere, indbefonbere unter ben btdcoplacentalen 6äuget^ieren. Unberechtigte Trennung ber $ier(anber unb 3n)ei^nber. berechtigte Trennung ber Halbaffen t)on ben ^ffen. SteQung bed ^enfc^en in ber Drbnung ber ^fen. 8 tl^ieren aHmäl^lid^ unb fd^ritttoeife enttoldelt l^t. Dafe biefe Äel^re ein ungertrennlld^er Seftanbtl^eil ber abftammungSlel^re, unb fomit aud^ ber aKgemeinen @ntn)icfelungdtl^eorie überl^au^t ift, bad mirb XXII, (»eoccntTif<^e unt ant^topocenttifc^c 3bee. 587 cbenfo öon allen benfcnben Slnl^dnflcrn, »le öon ollcn folflerid^tifl fd^lic^enben ©cgnern bcrfclben ancrfannt. SBcnn bicfc gel^rc aber »al^r i[t , f o toirb bie ertenntni^ oom tl^ierifd^en Urfprung unb Stammbaum 'be§ ÜRenfd^engefd^led^tö notl^ wenbifl tiefer, alö jeber anbere Sortfd^ritt bcö menfd^Ud^en ®eifted, in bie Seurtl^eilung aKer menfd^Ud^en SSerl^dltniffe unb jundd^ft in baö ©ctriebc atter menfd^Ud^en SBiffenfd^aften eingreifen. @te mufe frül^er ober fpdter eine öottftänbige Umwdljung in ber flangen SBelt« anfd^auung ber ÜRenfd^l^eit l^erDorbringen. 3^ 'bin t>w feften Ueber» geuflunfl, ba^ man in S^funft biefen unerme^Ud^en Sfortfd^ritt in ber @rtenntni^ atö Seginn einer neuen (Sntn)i(IeIungS))eriobe ber SRenfd^« l^eit feiern toirb. ©r Idfet jid^ nur öergleid^en mit bem ©d^ritte be« ©Opern icu§, ber jum erften ?Rale Rar auiSjufpred^en toaq^t, ba^ bie Sonne pd^ nid^t um bie @rbe bewege, fonbern bie ©rbe um bie ©onnc. ßbenfo wie burd^ baö SBcltf Aftern beS ßopernicuiS unb feiner ^ad^folger bie geocentrifd^e SSeltanfd^auung bed SKenfd^en umgeflogen würbe, bie falfd^e 3ln|id^t, bafe bie 6rbe ber 3Rittelf unIt ber SSelt fei, unb ba^ fid^ bie gange übrige Sßelt um bie erbe breite, ebenfo wirb burd^ bie, fd^ont)on2amardt Derfud^te älnwenbung ber 3)efcenbenjt]^eorie auf ben SRenfd^en bie antl^ro« pocentrifd^e Sßeltanfd^auung umgeflogen, ber eitle Sßal^n, ba^ ber 3Kenfd^ ber 5Wittdpunft ber irbifd^en Statur unb baS ganje ®e« triebe berfelben nur bagu ba fei, um bem SKenfd^en ju bienen. 3« gleid^er SBeife, wie baS SBeltf^ftem beö ßopernicuö burd^ Slew« ton'ö ®rat)itationötl^eorie med^anifd^ begrunbet würbe, feigen wir fpdter bie 3)efcenbengt]^eorie beS gamardt burd^ 2)arwin*ö (Se* lectionStl^eorie il^re urfdd^lid^e Segrunbung erlangen. 3d^ l^abe biefen in mel^rfad^er ^injid^t lel^rreid^en SSergleid^ in meinen SJortrdgen „über bie (Sntftel^ung unb bm Stammbaum bed SRenfd^engefd^led^tS'' weiter auSgefül^rt*''). Um nun biefe anwerft wid^tige Slnwenbung ber Slbftammungi^ leiere auf bem SRenfd^en mit ber unentbel^rlid^en ttnparteiiid^teit unb Dbjectiöitdt burd^jufftl^ren, mufe id^ Sie üor HUem bitten, pd^ (für 588 eteflunQ be« ORenfc^eit im 6pftem ber Zi^itxt. XXII, furje 3cit tücttigftcnö) aUcr l^crflcbrod^tcn unb oUgemcin üblid^cn aSor= [tettungen über bic „Sd^öpfutifl beö SRcnfd^cn'^ ju entäußern, unb bic tief cingctüurjelten SSorurtl^eile abjuftretfcn, meldte unö über b,icfen $unft fd^on in fröl^eftcr Sujenb einge^flanjt »erben. SBenn Sic bicd nid^t tl^un, fonncn @ie nid^t obicctiö ba§ ®e»id^t ber tt)ijfens fd^aftUd^en SBetDeiögrünbe tt)urbigen, toeld^e id^ 3^nen für bie tl^ic* rifd^e abftammung be« 9Kenfd^en, für feine ©ntftel^ung au« äffen« äl^nlid^en ©fiugetl^ieren anfül^ren tt)erbe. SBir Wnnen l^ierbei nid^t« beffereö tl^un, ol8 mlt^ujcle^ unö öorjufteßen, bafe »ir Sewol^ner elneö anberen Paneten todren, bie bei ©elegenl^eit einer »iffenfd^aft- lid^en SBeltreife auf bie 6rbe gefommen to&ren, unb ba ein fonber* bare« jtt)eibeinige§ ©fiugetl^ier, 3Renfd^ genannt, in großer Slnjal^l über bie gange erbe verbreitet, angetroffen l^dtten. Um baffclbe joo« ^OQ^^ 3u unterfud^en, l^dtten n)ir eine 3(nja]^l t)on 3nbit)tbuen bed» felben, in öerfd^iebenem Sllter unb au« öerfd^iebenen Sdnbem, glei(^ ben anberen auf ber ©rbe gefammelten Silieren in ein gro^e« %a^ mit äßeingeift ge^adtt, unb ndj^men nun nad^ unferer [RüdCtel^r auf ben l^eimifd^en Planeten gang objecti)) bie t)ergleid^enbe Slnatomie afler biefer erbbetool^nenben Siliere üor. 2)a ©ir gar fein perfön« lid^eö 3ntereffe an bem, öon un8 felbft gdngUd^ öerfd^iebenen 2Ken« fd^en l^dtten, fo n)ürben mir tl^n ebenfo unbefangen unb obtectiD mie bie übrigen 2:]^lere ber 6rbe unterfud^en unb beurtl^eilen. 2)abei mürben mir un« felbftDerftdnbUd^ gundd^ft aller anjid^ten unb Söhitl^ ma^ungen über bie ?Ratur feiner Seele entl^alten ober über bie geiftige Seite feine« SBefen«, mie man e« gemfil^nlid^ nennt. SBir befd^dfti« gen un« oielmel^r gundd^ft nur mit ber för|)erlid^en Seite unb ber« ienigen natürlid^en Sluffaffung berfelben,. meldte un« burd^ bie önt« mid(elung«gefd^id^te an bie {^anb gegeben mirb. Offenbar muffen mir l^ier gundd^ft, um bie Stellung be« 3Ben« fd^en unter ben übrigen Organismen ber ©rbe rid^tig gu beftimmen, mieber ben unentbel^rlid^en 2eitfaben be« natürlid^en Softem« in bie ^anb nel^men. SBir muffen möglid^ft fd^arf unb genau bie Stellung gu beflimmen fud^en, meldte bem 3Renfd^en im natürlid^en Softem ber XXn. ©teaung bt« OWenWen im ^pflem ber ffliibtltfeiere. 589 SEl^ierc jufömtnt. JDann fönncn tt)tr, tocnn öbcrl^aupt bic ©efcenbcnj:» tl^eoric rid^tig ift, au^ bcr Stellung im Softem tüicbcrum auf bic toixt^ l\6)t ©tammöcmanbtfd^aft jurutffd^lic^cn unb bcn ®rab bcr Slutö* öcmanbtfd^aft bcftimmcn, burd^ meldten bcr SKeufd) mit bcn mcn^^ fd^cn&l^nlid^cn Stl^icrcn jufammenl^ängt. JDcr ]^9|)ot]^etifd^c Stamm« bäum beö ^Wcnfd^cngcfd^lcd^tö toirb pd^ un§ bann als ba§ ©nbrcfultat bicfcr öcrglcid^cnb^anatomifd^cn unb f^ftcmatifd^cn Untcrfud^ung ganj öon fclbji ergeben. SBcnn Sie nun auf ®runb bcr öergleid^cnben Anatomie unb Dntogenie bie (Stellung beö SKcnfd^en in bcm natürlid^en Softem bcr Stl^icrc auffud^cn, mit tocld^cm tt)ir unö in bcn bcibcn legten SSortr&gcn bcfd^äftigtcn , fo tritt ginnen jundd()[t bic unumftö^lid^c Stl^atfad^c entgegen, bafe bcr SWcnfd^ bcm ©tamm ober $^^lum bcr SBirbcltl^icrc angcl^ört. aUc förpcrlid^cn ©igcntl^ümlid^fcitcn, bur(^ »eld^e pd^ alle SBirbeltl^icrc fo auffattenb öon allen SBirbellofen un= terfd^ciben, bep^t aud^ bcr 5Mcnfd^. 6bcn fo tocnig ift eS jematö jtt)cifel]^aft gewefen, bafe unter allen SBirbcltl^icrcn bie ©dugctl^ierc bcm 5Dlenfd^en am ndd^ften ftcl^cn, unb bafe er alle d^arafteriftifd^cn ÜJlerfmalc bep^t, burd^ tocld^c pd^ bie S&ugctl^iere üor allen übri* gen SBirbeltl^icrcn au^^jeid^nen. SBcnn Sic bann »citcrl^in bie brei ücrfd^icbcncn ^auptgruppen ober Unterclaffcn bcr Sdugctl^icre in'§ Sluge f äffen, bercn gegenfeitigeö SBcrl^dltnife mir im legten 3Sortragc erörterten, fo fann nid^t bcr geringfte 3tt)cifel barüber obmaltcn, bafe bcr SWenfd^ ju bcn $lacentaltl|ieren gcl^firt, unb alle bic »id^tigen 6igentl|ümlid^feiten mit bcn übrigen Paccntalien tljcilt, burd^ toeld^e pd^ biefe üon bcn SScuteltl^icrcn unb öon bcn Äloafcn« tl^icrcn unterfd^eiben. ©nblid^ ift Don bcn bcibcn ^auvtgnip|)cn bcr Paccntaltl^icrc, SJecibuaten unb Snbccibucn, bic ®ntppc bcrJDcci* buaten jwcifclöol^nc bie|enige, »eld^e aud^ bcn SKcnfd^cn umfaßt. JDenn bcr menfd^lid^e ©mbr^o enttt)i(felt pd^ mit einer ed^ten S)m- bua, unb unterfd^eibct pd^ baburd^ tt)efcntlid^ üon allen 2)ccibualofen. Unter bcn JDecibuatl^icrcn l^aben tt)ir al§ jmei gegionen bie 3ono= placentalien mit gürtelförmiger ^acenta (Siaubtl^ierc unb @d)cin« 590 CteOunö be« ÜRenfc^en im ©pflem bet CSugeWere. XXII. laufet) unb bic S)iSco|)laccntaUcn mit fd^cibcnförmiger Paccnta (alle übrigen 3)ecibuaten) unterfd^ieben. S)er SRenfd^ bep^t eine fd^ciben« förmige ^locenta, gleid^ atten anbeten S)iSco|)lacentaUen, unb mir tDörben nun alfo gundd^ft bie f^age gu beantoorten l^aben, todife Stellung ber 5Wenfd^ in biefer ®ru|)^)e einnimmt. 3m legten Vortrage l^atten tt)ir folgenbe fünf Drbnungen öon ©iScoplacentalien unterfd^ieben : 1) bie Halbaffen; 2) bie SRagetl^iere; 3) bie gnfcctenfreffer; 4) bic glebertl^iere ; 5) bie äffen. SBie 3eber öon Sinnen tt)ei^, fielet öon bicfen fünf Orbnungen bie le^te, biejenige ber äffen, bem ÜRenfd^en in jcber förperlid^en Segiel^ung »eit ndl^er, afö bie öier übrigen. 6s fann jtd^ bal^er nur nod^ um bie ^tagc l^anbeln, ob man im Softem ber @&uget]^iere ben SRenfd^en gerabeju in bie Drbnung ber ed^ten Slffen einrcil^en, ober ob man il^n neben unb über berfelben al« Vertreter einer befonberen fcd^ften Drbnung ber S)i8co^)lacentalien betrad^ten fott. Sinn6 öereinigte in feinem Softem ben SRenfd^en mit ben ed^ten Slffen, ben Halbaffen unb ben glebermdufen in einer unb berfelben Drbnung, toeld^e er Primates nannte, b. 1^. Dberl^errn, gleid^fam bie l^fid^ften SBürbenträger bc8 3:]^ierreid^§. S)tx ©fittinger Slnatom SSlumenbad^ bagcgen trennte ben SWenfd^en aU eine befonbere Drbnung unter bem Flamen Bimana ober 3n)eil^dnber, inbem er il^m bie bereinigten 8lffen ober Halbaffen unter bem SRamen Quadm- mana ober SSierl^dnber entgegenfe^te. S)iefe (Sintl^eilung mürbe aud^ Don 6ut)ier unb bemnad^ Don ben aUermeiften folgenben 3oo^ logen angenommen. 6rft 1863 jcigte ^ujrle^ in feinen oortreff* lid^en r,3cugniffen für bie ©tdlung beö aWenfd^en in ber SRatur" •'), ba^ biefelbe auf falfd^en Slnfid^ten berul^e, unb ba^ bie angeblid^en „SSierl^dnber" (Äffen unb Halbaffen) eben fo gut „Stoti^xibtt'* jinb, mie ber SRenfd^ felbft. 3)er Unterfd^ieb bc« f^feeö üon ber ^anb berul^t nid^t auf ber pl^^fiologifd^en ©igentl^ümlid^feit, bafe bie erfte Qt^^t ober ber ^Daumen ben öier übrigen Ringern ober ßc^cn an ber ^anb entgegcnftellbar ift, am ^fee bagegen ni<^t. JDenn e« giebt milbe SSölferftdmme, meldte bie erfte ober grofee Sd)t ben XXn. ©teffung be« SWenfdJen Im 6pflem ber Qlffen. 591 öier Übrigen am fjfu^e cbcnfo gegenüber fteUen fönnen, tele on ber ^anb. ©ie fbnnen alfo il^ren ^Oreltfu^" ebenfo gut alö eine foge« nannte ^^interl^aub" benu^en, toie bie Slffen. S)ie d^ineflfd^en Sootö« leute rubem, bie bcngallfd^en ^anbtt)erlcr »eben mit biefer hinter* l^anb. 2)ie ?Reger, bei bcnen bie grofee 3^^^ bcfonberS ftarf unb frei hmeQlxä) i[t, umf äffen bamit bie ß^^cigc, »enn pe auf 33dume tlcttern, gerabc tt)ie bie ^^öierl^dubigen" äffen. 3a felbft bie neuge= borenen Äinber ber l^öd^ftenttöidelten SWenfd^enraffen greifen in ben erflen SKonaten il^reS Sebenö nod^ eben fo gefd^idt mit ber „^inter- l^anb" , tt)ie mit ber ^SBorberl^anb'^ , unb Italien einen l^ingereid^ten Söffel eben fo feft mit ber großen 3^^^» wie mit bem SJaumen! 2luf ber anberen Seite bifferengiren jid^ aber bei ben l^bl^eren Siffen, namentUd^ beim @oriQa, $anb unb %n^ fd^on gang äl^nlid^ mie beim SRenfcl^en (öergl. !Jaf. IV, @. 363). S)er »efentUd^e Unterfd^ieb öon ^anb unb gu^ ift alfo nid^t ein |)]^9Pologlfd^er, fonbern ein mor^pl^ologifd^er, unb ift burd^ ben d^arafteriftifd^en Sau be§ fnfid^emen ©feiet« unb ber fld^ baran an* fe^enben ^RnSltln bebingt. JDie t^ufetourgeHnod^en jinb toefentlid^ anberö angeorbnet, alö bie ^anbrnurgelfnod^en, unb ben gufe bewegen brei befonbere SRuöfeln, »eld^e ber ^anb fel^len (ein furjer Seuge* muöfel, ein furger ©trcdhnuSfel unb ein langer SBabcnbeinmu^fel). 3n allen biefen Scgicl^ungen öerl^alten jid^ bie Slffeu unb Halbaffen genau fo wie ber 9Renf<^, unb ed mar bal^er DoKfommen unrid^tig, »enn man ben ÜRenfd^en Don ben erfteren alö eine befonbere Drb- nung auf ®runb feiner ftdrferen !r)ifferengirung öon ^anb unb %n^ trennen wollte. @benfo t)er]^dlt eS fid^ aber aud^ mit allen übrigen ffirperlid^en SKerfmalen, burd^ weld^e man etwa öerfud^en wollte, ben SRenfd^en öon ben Siffen gu trennen, mit ber relatioen 2dnge ber ®liebmafeen, bem Sau beS ©d^dbelö, beö ©el^irnö u. f. w. ^n allen biefen Segiel^ungen ol^ne »uSnal^me jinb bie Unterfd^iebe gwifd^en bem SKenfd^cn unb ben l^bl^eren äffen geringer, alö bie entfpred^enben Unterfd^iebe gwifd^en ben l^öl^eren unb ben nieberen äffen. auf ®runb ber forgfdltigften unb genaueflcn anatomifd^en SJer* 592 xxn. ber 9(ipm d^arafteriftifd^ Derfd^ieben. 2lUe ©atarl^inen ober Slffen ber alten SBelt l^aben ganj baffelbe ®ebi§, »ie ber SKenfd^, ndmlid^ in iebem tiefer, oben unb unten, oier ©d^neibejdl^ne , bann ieberfeits einen Sdja^n unb fünf S3adCjäl^ne, oon benen gkoei Südtengdl^ne unb brei SWal^ljdl^ne pnb, äufammen 32 QS^m. dagegen aUe Slffen ber neuen SBelt, aUe ^latqrl^inen, beji^en oier SSadtjdl^ne mel^r, ndmlid^ brei £ü(fenjdl)ne unb brei SKal^lgdline ieberfeltä oben unb unten. @ie ^aben alfo gufammen 36 ßö^ne. 9lur eine Heine ®rup|)e bilbet ba^ oon eine Su^nal^me, ndmlid^ bie Ärallenaf fen (Arctopitheci), bei benen ber britte ÜRal^lgal^n oerfummert, unb bie Demnad^ in ieber Äieferl^dlfte brei SudEengdl^ne unb jwei üRal^ljdl^ne l^aben. Sie unter« jd^eiben ftd^ Don ben übrigen Pat^rl^inen aud^ baburd^, ba^ fte an ben Ringern ber .Ipdnbe unb ben Sc^^m ber gufee. fallen tragen, unb feine Sfldgel, »ie ber SKenfd^ unb bie übrigen Slffen. JDiefe Heine ®nip|)e fubamerifanifd^er Slffen, ju toelc^er unter anberen bie befann» ten nieblid^en ^infeldffd^en (Midas) unb S5n)endf[d^en (Jacchus) ge- l^ören, ift lool^l nur alö ein elgentl^umlid^ enhoidtelter ©eitenjioeig ber Pat^rl^inen aufjufaffen. gragen voix nun, loeld^e SRefultate au« biefem ©Aftern ber Sljfen für ben Stammbaum berfelben folgen, fo ergiebt ftd^ barauö unmit« telbar, bafe ftd^ aUe 2lffen ber neuen SBelt au§ einem ©tamme ent« 38* 596 dntflebung be« OWenff^en aud WmalnaPgen «ffen. XXII. ttidelt l^aben, toetl Pe alle baö d^araftcriftifd^c ®ebi§ unb bic 5Rafen* bilbung ber ^Jlat^rl^inen bejt^en. 6ben fo folgt barauS, ba§ alle Slffen ber alten SBelt abftammen muffen Don einer unb berfelben gemeinfd^aft* U(]^en ©tammform, we^e bie SRafenbtlbung unb ha^ ©ebife aller je^t lebenben ßatarl^tnen befa§. g^nter fann eö faum jtoeifell^aft fein, bafe bie Slffen ber neuen SBelt, alö ganjer ©tamm genommen, entweber Don benen ber alten 3Belt abftammen, ober (unbeftimmter unb Dor^^ P(]^tiger auSgebrüdtt) bafe Seibe biDergente Slefte eines unb beffelben Slffenftamme« pnb. Sür bie Slbflammung beS SKenfd^en folgt l^ierau« ber unenblit^ toid^tige ©d^lu§, weld^er aut^ für bie Verbreitung be« ÜRenfd^en auf ber ©rboberflät^e bie größte Sebeutung beft^t, ba§ ber ÜMenft^ fit^ auS ben Gatarl^inen entioidelt ^at. 2)enn toir ftnb m6)t im ©tanbe , einen joologifd^en ßl^arafter aufjuflnben , ber ben ÜKenfd^en Don ben näd^ftoertoanbten Slffen ber alten SBelt in einem l^öl^eren ®rabe unterfd^iebe, alö bie entfemteften gönnen biefer ®nH);)e unter jtd^ Derfd^ieben jinb. ©g ift bieS ha^ toid^tigfle Slefultat ber fe^r genauen Dergleid^enb^anatomifd^enUnterfud^ungen «Ipufle^'S, loeld^e« nid^t genau berüdtjtt^tigt werben fann. 3n feber JBejiel^ung jinb bie anatomifd^en Unterfd^iebe jwifd^en bem SKenfc^en unb ben menfc^en* äl^nlid^ften ßatarl^inen (Drang, ®orilla, ©d^im;)anfe) geringer, al^ bie anatomifd()en Unterfd^iebe jioifd^en biefen unb ben niebrigflen, tiefft ftelienben ßatarl^inen, inöbefonbere ben l^unbedl^nlid^en ^aoianen. JDiefeö l)öd^ft bebeutfame 3flefultat ergiebt jtd^ auö einer unbefangenen anatomifd^en SSergleid^ung ber Derfd^iebenen fj^ormen Don ßatarl^inen als unjweifell^aft. • SBenn mir alfo überl^aupt, ber JDefcenbeujtl^eorie entf|)re(l^enb, baS natürlid^e Softem ber Siliere als geitfaben unferer SBetrad^tung anerfennen, unb barauf unferen Stammbaum begrünben, fo muffen loir not]^n)enbig gu bem unabioeislit^en @d^luffe !ommen, ha^ baS Wenfd^engeft^lec^t ein Sleftd^en ber @atar^inengru;);)e ift unb fid^ aus lÄngft auSgeflorbenen Slffen biefer ®ru|);)e in ber alten SBelt entioidelt l^at. ©inige Slnl^ftnger ber ©efcenbenj* t^eorie l^aben gemeint, bafe bie amerüanifd^en üRenfd^en jtd^ unab* XXII. IRenWenaffen ober ^nt^ropoiben. 597 l^angiß öon bcnen bcr alten SBelt auS amcrilanifd^cn Slffen cntoidelt l^dttcn. 2)iefc $9;)ot]^cfc ^altc id^ für ganj rrrig. 2)enn bic t>bU lige Ucbcrcinftimmung aller SKenfd^cn mit ben ßatarJ^i- neu in SBcjug auf bie t^araftcrtfttfcl^c SBtlbung bcr 9lafe unb bc«®cbiffcö bcmeift bcutltd^, ha^ jtc eine« Urf|)rungS jinb, unb fid^ au« einer gemeinfamen SBurgel erft entn)idelt l^aben, nad^« bem bie ^lat^rl^incn ober amerifanifc^en Slffen jid^ bcreitö Don biefer abgejioeigt l^atten. S)ic amerifanifd^en Urciniool^ner jtnb Diclmcl^r, koie and^ gal^lreid^e et]^nogra:p]^ifd^e Stl^atfad^en bereifen, auS 3lfien, unb tl^eitoeifc oieOeid^t aud^ au8 ^ol^ncjten (ober felbft auS 6uro;)a) eingekoanbert. 6iner genaueren SeftfteOung beS menfd^lid^en ©tammbaum« flel^en gegenwärtig nod^ gro^e ©d^toierigleiten entgegen. 5Rur baö Ifi^t fic^ not^ toeiterl^in bel^aupten, ba§ bie näd^ften Stammeltem \>t^ SWen« fd^engefd^led^tö fd^ioanjlofe ©atarl^inen (Lipocerca) toaren, äl^n* lit^ ben l^eute nod^ lebenben SKenfd^enaffen, bie jtd^ offenbar erft f|)d5 ter aus ben gefd^iodngten Satarl^inen (Menocerca), atö ber urf))rünglid^eren Slffenform, entioictelt l^aben. S3on ienen fd^wanglofen (Satarl^inen, bie fe^t aut^ pufig Wenfd^enaffen ober 9nt]^ro))oi« ben genannt merben, leben l^eutgutage nod^ oier Derfd^iebene ©attun^^ gen mit ungefdl^r einem JDu^enb Derfd^iebener Arten. 2)er größte SKenfd^enaffe ift ber berul^mte ©orilla (Gorilla engena ober Pongo gorilla genannt), toeld^er ben üRenfd^en an ®rö§e unb Stdrfe über^» trifft, in ber 3;ro;)enjone beö toeftlid^en Slfrifa einl^eimifd^ ift unb am 5luffe ®aboon erft 1847 öon bem SRifjtondr Saöage entbedtt tourbe. 5)ief em fd^lie^t jtd^ al« ndd^fter aSertoanbter ber Idngfl belannte @ d^ im:» |)anfe an (Engeco troglodytes ober Pongo troglodytes), ebenfalls im loefllid^en unb centralen Slfrila einl^eimift^, aber bebeutenb Heiner als ber ©oriOa. S)er britte öon ben brei großen menfd^endl^nlid^en Slffen ift ber auf SBomeo unb anberen @unba*3nfeln einl^eimifd^e Drang ober Drang»Utang, Don meld^em man neuerbingä jtoei nal^e öertoanbte Slrten unterfd^eibet, ben großen Drang (Satyrus orang ober Pithecus satyrus) unb ben Ileinen Drang (Satyrus morio 598 Sergleidjuitg Der SWenfc^enaffen unb bei »JWenfcben. XXII. ober Pithecus mono). @x\bliä) lebt nod^ im fübUt^en Sipen bie. ®aU tung ®ibbon (Hylobates), Don weld^er man 4—8 Derfd^tebene Slrten untcrft^clbct. @ie jlnb bcbeutenb Heiner alö bie brei erftgenannten Slnt]^ro|)oibcn unb entfernen ^ä) in ben meiflen SWerfmoIen fd^on »eiter öom SKenfd^en, S)k fd^ttanjlofen 3Renfd^enaffen l^aben neuerbingS, namentUd^ feit ber genaueren SBefanntfd^aft mit bem ©oriKa unb feit il^rer SSer- fnüpfung mit ber 9(nn)enbung ber S)efcenbengt]^eorie auf btn SRenfd^en ein fo allgemeine^ 3ntereffe erregt, unb eine folc^e ^lutl^ öon ©(^riften l^erDorgerufen, bafe id^ l^ier feine SSeranlaffung pnbe, ndl^er auf bie* felben eingugel^en. 3BaiS il^re SBejiel^ungen jum äRenfd^en betrifft, fo flnben Sie biefelben in ben treP(j^en ©d^riften oon ^uyleq"), garlSogt*'), »üc^ner*') unb SHolle") auöfftl^rlid^ erörtert. 3d^ befc^ränle mid^ bal^er auf bie 9Rittl^eilung be<^ koid^tigften aSgemeinen SlefultateS, loeld^ed il^re aUfeitige SSergleid^ung mit bem SRenfd^en er^^ geben l^at, ba^ ndmlid^ feber oon ben oier SRenfd^enaffen bem 3Renfd^en in einer ober einigen SBejiel^ungen naiver ftel^t, atö bie ftbrigen, ba^ ober leiner aliS ber abf olut in {eber Segiel^ung menfd^endl^nlid^fte bejeid^« net loerben fann. 3)er Drang ftel^t bem 3Renfd^en am näd^ften inä3ejug auf bie ©el^imbilbung, ber ©d^impanfe burd^ toid^tige @igentl^ümlid^:^ feiten ber ©t^dbelbilbung, ber @oriQa l^injtd^tlid^ ber SluiSbilbung ber . %n^c unb |)dnbe, unb ber ©ibbon enblid^ in ber SBilbung bes 93ruft^ fafienS. &i ergiebt jid^ alfo auS ber forgfdltigen Dergleit^enben Slnato- mie ber Slntl^ropoiben ein ganj dl^nlid^eS 9%efultat, mie eiS Beidbat^ auiS ber ftatiftift^en d^f^inmenftellung unb bentenben SSergleid^ung ber fel^r jal^lreid^en unb forgfdltigen Äörpermeffungen erl^alten l^at, bicSt^erjer unb Sd^warj lodl^renb ber JReife ber öfterreid^ifd^en gregatte SHooara um bie ©rbe an Snbioibuen oerfd^iebencr üRenfd^en* raffen angeftcttt l^aben. SBeiSbad^ fafet ba« ©nbrefultat feiner grfinblid^en Unterfud^ungen in folgenben Sßorten jufammen: „S)xt aiffendl^nlid^Ieit bcS SKenfd^en concentrirt fid^ leineömegS bei einem ober bem anbercn SSolfc, fonbern oertl^eilt fid^ berart auf bie XXU. ^bfiammung ber üRenf^en r>on SRtnf^enoffen. 599 eingclncn Äörpcrabfd^nittc bei ben öcrfd^icbcncn aSölIcrn, ba^ icbe« mit irgenb einem erbftude biefer aSertoanbtfd^aft, freilid^ ba& eine melir, ba« anbere weniger, bcbad^t ifl, unb felbft mir euro|)der burd^auS nid^t htan\pxnöim burfen, biefer äSemanbifc^att DoQftdnbig fremb gu fein". (3loDara*3fleife, 2lnt]^ro;)olog. St^eil). Slu^brüdlid^ toiO id^ l^ier nod^ l^eröorl^eben, tt)a§ eigentlid^ frei* lid^ felbftöerftdnblid^ ifi, ba§ lein einjiger Don allen {e^t le» benben Äffen, unb alfo aud^ leiner öon bcn genannten SWenfd^enaffen ber ©tammöater be8 ÜRenfd^engefd^led^t« fein lann. $5on benlenben anpngem ber ©efcenbenjtl^eorie ifl biefe 5Keinung aud^ niemalö bel^au^jtet, tooW ^ber Don i^ren gebanlen* lofen ®egnem il^nen untergefd^oben toorben. 2)ie affenartigen ©tammeltern beä üRenfd^engefd^led^tiJ ftnb Idngfl auöge« ftorben. aSieUeid^t »erben »ir il^re Derfteinerten ©ebeine nod^ ber= einft tl^eilioeiö in Sertidrgefleinen beö füblid^en afien« ober «frifa« auffinben. gebenfaHö »erben biefelben im joologifc^en Softem in ber ®nH);)e ber fd^toanglofen ©d^malnafen (Catarhina lipocerea) ober 3lnt]^ro))oiben untergebrad^t »erben mäffen. S)k genealogifd^en ^ij^otl^efen, gu »eld^en und bie Slnkoenbung ber SJefcenbengtl^eorie auf btn SKenfd^en in ben legten aSortrdgen biö l)ier]^er geful^rt fyit, ergeben fid^ für feben llar unb confequent benlen^^ ben SWenfd^en unmittelbar auS ben Sl^atfad^en ber öergleid^enben Slna« tomie, Dntogenie unb ^aldontologie. Sflatürlid^ fann unfere ^l^^lo« genie nur gang im Sittgemeinen bie ©runbgöge beiS menfd^lid^en Stammbaum« anbeuten, unb fie Iduft um fo mel^r ©efal^r beiJ 3^* tl^um«, ie ftrenger fte im ©ingelnen auf bie unö belannten befonberen a;]^ierformen begogen »irb. S^beffen lajfen fid^ bod^ fd^on fe^t min» beftens bie nad^ftel^enb aufgefulirten gtoeiunbgmangig Sll^nenftufen bed üRenfd^en mit anndl^ember ©id^erl^eit unterfc^eiben. SSon biefen ge* ^ören öiergel^n Stufen gu bm SBirbeltl^ieren, ad^t Stufen gu ben »ir» bettofen SSorfal^ren be§ SKenfd^en. %^itxi^äft äSorfol^reitlette ober 9ttfntnt^t beö Wttn^i^tn. {ßtx%l Un XX. unb XXI. S^oiträg, fotoie Zaf. XIV unb e. 352.) Srfie $aifte bev mettfc^n^en Sorfal^tenlette: (Srfie €tufe: tRonetett (Monen). S)ie ältcflcn SJorfal^ren beiJ SKenfd^cn toic aller anbcrcn Drga^ niömen toarcn Icbcnblgc SBcfen bcr bcnfbar clnfad^flcn Slrt, Dtga» niiSmen ol^ne Organe, gleite ben l^eutenoc^ lebenben SRoneren. @ie beftanben aud einem ganj einfad^en, burt^ unb burd^ gleid^«^ artigen, fhructurlofen unb formlofen itlümpd^en einer fd^leimartigen ober eitoeifeartigen SRaterie (^lajfon), »ie bie l^eute mäf lebenbc Pro- tamoeba primitiva (Dergl. @. 167, Sfig. 1). 2)er Sfor mtoertl^ biefer älteften menfd^Iid^en Ural^nen mar noc^ nit^t einmal bemjenigen einer Seile gleid^, fonbern nur bem einer ß^tobe (DergL @. 308). S)enn n)ie bei allen SRoneren mar Protoplasma unb ß^llenlem no(!^ nit^t gefonbert. S)ie erften öon biefen SKoneren entflanben imSeginn ber laurentifd^en $eriobe bnxi) Urjeugung ober Slrt^igonie aud fo> genannten „anorganifd^en Serbinbungen" , aus einfad^en Serbinbun» gen oon Äol^lenftoff » ©auerjtoff , SBajferjtoff unb Stidtfloff. 2)ie «n* na^me einer fold^en Urjeugung, einer met^anift^en (Sntfiel^ung ber erften Organismen aus anorgift^er SRaterie, l^oben mir im breigel^n« tenSSortrage als eine notl^ioenbige unb bered^tigte^qpotl^efe nat^gemiefen (oergl. @. 301). 2)en birecten, auf baS biogenetifc^e ©runbgefe^ (@. 361) gep^ten SB e» eis für bie frül^ere S^iftenj bie* fer älteften Sll^nenftufe liefert möglit^ertoeife nod^ l^eute ber Umfianb, XXn. XWeriWe «^nenrei^e t>e« Titn^tn, 601 ba^ na(!^ ben eingaben vieler Seobad^ter im 99eginn ber @i^@ntoi(fe« lung ber Scttcnfcm Derfd^totubet unb fomit bic ©IjcHc auf blc nicbcrc ©tufc berß^tobc jurüdflnft(5Woncrula, ®.443; aHüdfd^lag ber lernl^alttgen $Iaflibe in bie lemlofe). SluS ben mit^tigjlen aQgemeinen ®rünben tfi bie Xnnal^me biefer erften Stufe notl^menbig. 3tt)ctte 6tufe: fXmo^bm (Aaioebae). 2)ie jtocite Sll^ncnflufe beä SKenft^cn, toie aller l^öl^eren S^l^iere unb ^flangen, toirb burt^ eine einfädle QüXe gebilbet, b. l^. ein ©türfd^en ^roto|)la§ma, ba« einen item umfd^Ue^t. Slel^nlic^e „ein* jeUige Drganii^men" leben nod^ l^eute in großer SKenge. Unter biefen »erben bie getool^nlid^en, einfad^en Slmoeben (@. 169, 5ig.2) Don jenen Ural^nen nid^t mefentlid^ öerf trieben getoefen fein. 2)er gorm* toertl^ ieber Slmoebe ift toefentlid^ gleid^ bemjenigen, toeld^en baS ®i be« SKenfd^en, unb ebenfo ba« ®i aller anberen SEl^iere, nod^ l^eute beft^t (öergl. @. 170, gig. 3). 2)ie nadtten eijellen ber Sd^todmine, meldte ganj toit 3lmoeben uml^erlriet^en, finb Don biefen nid^t ju un< terfd^eiben. 2)ie eijeHe be8 SWenfd^en, »elt^e gleid^ ber ber meiflen anberen Siliere Don einer SKembran umfd^loffen ift, gleid^t einer ein« gelapfelten Slmoebe. S)ie erflen einjelligen Siliere biefer 2lrt entflan« btn auö SRoneren burd^ 2)ifferenjirung be8 inneren item« unb beS duneren $roto|)la8ma, unb lebten fd^on in fröl^erer $rimorbialgeit. S)en unumft5^lid^en SBeioeiiS, ba^ fold^e einhellige ttr^ tl^ierc aU birecteSSorfal^ren beS SKenfd^enioirflid^ ejciflir- ten, liefert gemä§ beöbiogenetifd^cn®runbgefe^e«(@. 276) bie2;i^atfad^e, ba^ baiS @i beS Stenfd^en weiter nid^tiS aliS eine einfädle Seile ift. (SSergl. ©.444.) S)titte €tufe: Cl^ttoittoeBiesi (Moraeada). Um un§ Don ber Drganifation berjenigen SSorfal^ren be« SRen^ fd^en, bie fid^ gundd^ft au8 ben einjeKigen Urtl^ieren entwidelten, eine ungefdl^re SSorfteUung ju mad^en, müjfen mir biefenigen aSerdnberun« gen Derfolgen, meldte baä menfd^lid^e &x im Seginn ber inbiDibueHen G02 Xifuiii^ MacamW H§ 9tM>^m. (Snttviifrlniig cAabfL 9cnbt ffia Intet nS btf Aeime^cfd^te mit grd^ €iäiaffnt auf bte gfmr bfr ^tarnrnt^gejäfiäfit. Utan ffobm mr f(^ frn^ 9^^iftn, ba§ bos di bes 9tatf4ai (ebotfo tote bad aller anberen Sdnget^tere) iia4 erfolgter Sefnul^tititg bsn^ nrieber^Ue Selbflt^eilitiigm emenJ^onfeiiiKmetitfail^ iQtb g^^ o^ic^ Bellen jerfäOt (6. 448, %i%. 4D, £). SDe btefe .$nr^ (^nngdtngeln' fnib anfanglü^ etnonber gleu^, o^ ^üOe, nocfte, tom^alttge BdletL Sä üiden S^^teren fu^fren biefelben Seioegntigen nad^ Srt ber amoeben ans. SHefer mttogenetifc^ (SnttDiddinigSgu^ ftanb, ben mr toegen feiner Utonlbecrfonn SRornIa nannten (@. 444), fü|rt ben fieberen fbttotx§, bog in frn^ ^Mmorbialjeit Sorfal^ren bed fRenf(^n e^iftirten, todd^ ben g^ormoert^ eines iKinfenS t)on gtei(^rtigen, Unter oerbnnbenen ßdlen befo^ 9Ran tann biefelben als amoeben-^emeinben (Synamoebia) ober SRanlbeeer- Jtngeln (Moraea) be)ei(^nen (DergL 6. 448, gig. 20£). 6old^ SRoraeaben entftanben ans ben einhelligen Urtl^ieren ber gmeiten Stnfe bnrd^ loieber^Ue @elbflt^eilnng nnb Ueibenbe Bereinigung bie^ fer Sl^nngSprobncte. SiixU etufe: fflnmwfrfwgefai (BUstMaia). ans ber 3Romla ober ber „SRanlbeertngel'' enttoicfelt ftd^ im Saufe ber j(eimung bei fe^r Dielen 3:^ieren ein mertoürbiger JSeim« juftanb, loeld^en guerft Saer entbectt unb mit bem 3tamtn JSeim« blafe ober Jteiml^autblafe belegt l^ot (Blastula ober Vesionla blasto- dermica). S)aS ift eine mit glüjjigleit gefüUte^o^Uugel, beren bfinne SBanb aus einer einzigen 3ellenf(^i(^t bejtel^t. (^eim^ l^aut ober Blaßtoderma). gnbem ftd^ im S^neren ber SWorula Slufftg^ feit anfammelt, »erben bie Sitten fÄmmtUd^ nac^ ber ^eripl^erie ge= brängt. Sei ben meiften nieberen Silieren, aber au(!^ no(!^ bei bem nieberften Sßirbeltl^iere, bem Sangettl^ere ober ampl^iojmS, nennt man biefe jtetmform f^Ummerlar^e (Blastula ober Blastosphaera), loeil bie an ber Dberfläd^c gelegenen gleichartigen StUtn haarfeine gort» fd|^e ober f^limmer^aare auSftreden, loeld^e ftd^ fd^lagenb im SSaffer XXII. XWeriWe «^nenrei^^ be« ÜRenf*en. 603 bctocgcn, unb babur^ ben ganjcn Äörpcr rotircnb uml^crtrclben. Seim SKcnfd^en, tt)ic bei aKen ©fiugetl^ieren, entfielt jmar aud^ ^eute nod^ au« ber ÜMorula biefclbe Äelml^autblafc (@. 267); aber ol^ne glimmerl^aare; biefe jinb burd^ Slitpaffung öerloren gegangen, aber bie toefentUd^ gleid^e SBilbung biefer flimmernben ^ol^llugel, bie Pd^ Dielfat^ burd^ SJcrerbung erl^alten l^at , beutet auf eine ebcnfo gebilbcte uralte Stammform, bie »ir gUmmerf d^wdrmcr (Blastaea) nennen lönnen. 5)iefe Slaftaea »ar eine^ol^llugel, bereu SBanb eine eingige ©d^id^t glimmerjetten bilbete (6.448, f^ig. 20, F, G). S)en pd^eren SBetoeiiJ bafür liefert ber Slmpl^iopiö, »eld^er einerfeits bem SWenfd^en blut8t)ertt)anbt ifl, anbrerfeit« aber nod^ baö ©tabium ber urf|)rünglid^en SBlaftula bi« l^eute conferDirt ^at. fünfte 6tufe: Itvbarmtll^iete (Oastraeada). 3m Saufe ber inbiöibueOen enttoirfelung entfte^t fotool^l beim ^v[üpi)\opx^ , xoxc bei ben Derfd^iebenften nieberen Silieren auS ber Slaflula jundd^ft bie anwerft toid^tige ßarDenform, »eld^e wir 2) arm :* laröe ober ©aftrula genannt l^aben (@. 448, %\q. 20, J, K). 5Rad^ bem biogenetifd^en ©runbgefe^e bereift biefe ©aftrula bie friil^ere ©jfifteuj einer ebenfo gebauten felbftfldnbigen ttrt]^ier=i5orm, »eld^e tt)ir ttrbarmtl^ier ober ®ajtraea nannten (@. 446). @otd^e ©aftraeaben muffen fd^on lodl^renb ber dlteren ^rimorbiatgeit ejcijtirt unb unter il^nen mujfen pd^ aud^ aSorfal^ren beö üRenfd^en befunben l^aben. 2)en fidleren SBetoeiS bafftr liefert ber Slnipl^iojruS, »et d^er tro^ feiner SlutiSöermanbtfc^aft mit bem SWenfd^en nod^ l^eute ba« ©tabium ber urf|)riinglid^en ®ajtrula mit einfad^er JDarmanlage unb ätoeibldttriger 5)armtt)anb burd^lduft (öergl. Staf. XII, 5ig. B4). ^ec^fie 6tufe: ttnoftnaer (Archelminthes). S)ie menfd^lid^en SJorfal^ren ber fed^ften ©tufe, bie aus ben ©aftraeaben ber fünften ©tufe l^en^orgingen, waren niebere SBürmer, toeld^e unter allen unö belannten SBurmformen benStrubeltoür- mern ober 2:urbellarien am ndd^ften ftanben, ober bod^ loenig:» 604 X^ierif^e «^nenreibe Ui IRenf^en. XXII. ftcns im ©anjcn bcrcn Sormtocrt^ bejahen. Sic toarcn gleite bcn heutigen ©trubetoümtem auf ber ganzen J^5r))eroberfldd^e mit äSim» )>em äbergogen unb bejahen einen einfat^en j^örper Don Idnglit^run« ber ©eftalt ol^ne aUe Xnl^dnge. @ine malere Seibedl^bl^Ie (@oelom) unb Slut mar bei biefen acoelomen SBfirmern nod^ nid^t Dorl^anben. @ie entftanben ft^on in früher ^rimorbialjeit auS ben ©aftraeaben burt^ SHbuug eines mittleren ^Keimblattes ober SRuSlelblatteS, fott)ie burd^ »eitere ©ifferenjirung ber inneren itörpertl^eUe ju öerfd^iebenen Organen; inSbefonbere bie erfte »Übung eine« SHerüenf^flemö , ber einfad^ften Sinnesorgane, ber einfat^fien Organe für SluSfd^eibung (9lieren) unb gortpflangung (®efd^led^t8organe). 5)cr JBetoeiS ba* für, bafe aud^ menfd^Ud^e SSorfal^ren oon dl^nlid^er JBilbung ejrifHrten, ift in bem Umftanbe gu fud^en, ba^ unS bie Dergleid^enbe Slnatomie unb Ontogenie auf niebere acoelome SBürmer, als auf bie gemeinfame Stammform nic^t nur aller ^öl^eren SSürmer, fonbem aut^ ber oier l^ö^eren Sl^ierftdmme , l^intoeifi. JDiefen uralten acoelomen ttrtoür» mem ftel^en aber Don aDen. uns brannten Silieren bie SurbeDarien am ndd^ften. (@. 470, 472.) eiebente 6tufe: XBei^tpftnnet (Scoledda). 3tt)ifc^en ben ttrioürmem ber oorigen Stufe unb ben ®^orba« t^ieren ber ndc^ften Stufe mäffen mir minbeftenS noif eine oerbin* benbe 3^tf<^^ftufe notl^ioenbig annel^men. 2)enn bie Sunicaten, mld^t unter aOen uns belannten Stl^ieren ber ad^ten Stufe am ndd^- flen flehen, unb bie SEurbeKarien, »eld^e ber fed^ften Stufe jundd^ft gleit^en, jinb gioar beibe ber nieberen Slbtl^eilung ber ungeglieberten SBürmer angel^5rig, aber bennot^ entfernen fid^ biefe beiben Xbtl^ei« lungen in i^rer Organifation fo koeit Don einanber, ba^ koir notl^ koenbig bie frül^re S^rifteng Don auSgeftorbenen Stt'if^^^formen jkoi« fd^en beiben annel^men mäffen. S93ir I5nnen biefe SerbinbungSglieber, Don benen uns koegen il^rer meid^en j(5r))erbefd^affen^eit feine foffilen tiefte äbrig blieben, als SBeid^koürmer ober Scoleciben gufammenfaffen. Sie entmidelten fid^ auS ben Strubelmürmem ber fed^fien Stufe ba^^ XXn. Ibitxi^dft «bnenreifte bed aiflf d^e entfprod^en ]^aben ; bod^ loar bie ©d^ioimmblafe, bie bei biefen mir oliS Shtbiment nod^ ejrijiirt, jidrfer entoidelt. @ie lebten bereits in ber ©ilurjeit, tt)ie pd^ au8 ben foffilen plurifd^en ^aiflfcl^'Sfleflett (Salinen unb gloffcn« fiad^eln) ergiebt. S)en {i(]^eren SeioeiS, ba| bie filurifd^en Sll^nen beS 3Renf(]^en unb aDer anberen ^aamafen ben @ela(]^iem näd^ft üertoanbt »aren, liefert bie üergleid^enbe Anatomie ber le^teren. Sie jeigt, bal bie DrfldnifationS'SSerl^dltniffe aller Slntpl^irl^inen jtd^ au8 benienigen ber ©elad^ier ableiten laffen. 3n>dlfte @tufe: Sut^fifd^ (Dipnengüi). Unfere giodlfte 8ll^nenfhife »irb burc^ Birbeltl^iere gebilbet, tütliit toal^rfd^einlic]^ eine entfernte Hel^nlid^feit mit ben l^eute nod^ lebenben SRold^fifd^en (Ceratodus, Protopterus, LepidosireD^ @. 637) befafeen. @ie entfianben auS ben Urfifd^en (»al^rfd^eim lid^ in ber S)e))onseit, im 93eginn ber ^imdrjeit) burd^ Sln^affüng an baS Sanbleben unb Umbilbung ber @(l^tt)immblafe ju einer luft^ atl^menben Sunge, foioie ber 9lafengruben (me^e nunmel^r in bie SRunbl^öl^le mfinbeten) ju Suftttegen. SWit biefer ©tufe begann bie Sfteil^e ber burd^ Sungen luftatl^menben ^orfal^ren be« SWenfd^en. Sl^re Drganifation toirb in mand^er ^infld^t berjenigen beö l^eutigen (SeratobuS unb protopterus entfprod^en l^aben, Jebod^ aud^ man* nid^fad^ oerfd^ieben getoefen fein. Sie lebten »ol^l fd^on im Seginn ber beoonifd^en 3rit. 2)en SeioeiS füril^re ©jriftenj fül^rt bie ocr* gleid^enbe Knatomie, inbem fie in ben S)ipneuflen ein SRittelglieb jioifd^en ben ©elad^iem unb Slntpl^ibien nac^toeifl. I^Teijet^nte 8tufe: iHemettlnnlt^e (Sozobranchia). HuS benfenigen gurd^fifd^en, toeld^e toir als bie Stammformen aller lungenatl^menben Birbelt^iere betrad^ten, entioidCelte ftd^ als loid^tigfle ^au^)tlinie bie ßlaffc ber Surd^e ober ampl^lbien (@. 538, XXn. %iitx\\äit «ftnentei^e hH tx^ fd^iebener Organe, namentlid^ ber SBirbclfäule. gct^^wföK^ ejriftirten fie um bie SRitte ber pal&olitl^ifd^en ober ^rimdrieit, oieUeid^t fd^on oor ber ©teinfol^lengeit. 3)enn fofpie Slntpl^ibien fluben pd^ fd^on in ber ©teinfol^le. 3)en Setoei« bafür, ba| berartige Äiemen«^ lurd^e ju unfern bireden Sorfal^ren gel^örten, liefert bie oergleid^enbe Slnatomie unb Dntogenie ber Slntpl^ibien unb ©dugetl^iere. !Biet§e^nte Stufe: ^nnitialitv^e (Sonini). Sluf unfere ampl^ibifd^en SSorfal^ren, bie jeitlebenS il^re Äiemen bel^ielten, folgten fpdterl^in anbere Slntpl^ibien, »eld^e burd^ aJleta* morpl^ofe im fpdteren Sllter bie in ber Swflenb nod^ oorl^anbenen Äiemen verloren, aber ben ©d^toanj bel^ielten, dl^nlid^ ben l^eutigen ©alamanbern unb SRold^en (Sritonen, oergl. @. 539). Sie ent* ftanben auiS ben jtiemenlurd^en baburd^, ba| fie fid^ baran ge« wöl^nten, nur nod^ in ber Sugenb burd^ Äiemen, im fpdteren Sllter aber blo^ burd^ £ungen gu atl^men. SBal^rfd^einlid^ lebten fie fd^on in ber jioeiten 4>dlfte ber ^imdrgeit, »dl^tenb ber permifd^en ^e^ riobe, oielleid^t fd^on »dl^renb ber ©teinfol^lengeit. 3)er Sern eis für il^re 6jriftenj liegt barin, ba§ bie ©d^ioanglurd^e ein notl^ioen« bige« SMittelglieb giDifd^en ber oorigen unb ber folgenben ©tufe bilben. $ünf)e^nte Stufe: ttromitioten (Protanmla). als ^rotamnion l^aben wir frül^er bie gemeinfame Stammform ber brei l^öl^eren SSBirbeltl^ierclaffen begeid^net, au8 »eld^er al8 gioei bioergente S^tx^t bie $roret)tilien einerfeits , bie ^romammalien ^a eitel, 92atütl. <&(^öpfun0f0c1(^. 7. «ufL 39 610 i:bierif(^e «anenreije be« «Wenfdien. XXII. anbrcrfdte pd^ «itteidcltcn (©.543). @tc cntflanb au§ unbe* lanntcn ©d^toanglurd^cn burd^ flänglid^cn SScrluft ber Äiemcn, 39ü- bunfl bc§ amniott, ber ©d^nedc unb bcS runben S^nftcrS im ®c= l^örorgan, unb ber Sll^ränctiorflanc. ^\)xt ©ntftcl^unfl fättt fpdteflen« in bcn legten Slbfd^nitt ber ^märgcit, in bic pcrmifd^c Verlobe. Unter ben befannten fof jtlen äBirbeltl^ieren flel^en il^nen cun näd^ften bie pcrmifd^en @tammrc^)tiliett (Proterosauria); i>iettei(l^t aud^ bie Pelycosauria, bie atö @tammformen ber @ äuger eptilien (Therosauria) ju betrad^ten jtnb (»ergl. oben @. 551). 3)er fidlere Sett)ci§ für il^re einftmalifle ©fiftcng liegt in ber üergleid^cnben Slnatomie unb Ontogenie ber Slmniontl^ierc. 3)enn alle 3let)tilien, 38öflel unb ©dugetl^iere mit Stibegrijf beö SRenfd^en ftimmcn in fo jal^lreid^en »id^tigcn ©igentl^ümlici^feiten überein, ba| fie mit »oller ©id^er^eit al8 3)efcenbenten einer einjigen gemeinfamen Stammform, be§ ^rotamnion, gu erlennen pnb. 6e(^gebnte 6tufe: ^tontmfftnger (Promammalla). Unter unferen SSorfal^ren oon ber fed^Sgel^nten bid gur gtoeiunb» gtoangigfien @tufe loirb un$ bereits l^eimifd^er gu SRutl^e. @ie ge> l^ören alle ber großen unb »ol^lbefannten ©äffe ber ©dugetl^iere an, beren ©rengen aud^ tt)ir felbft bi« fe^t nod^ nid^t überfd^ritten l^aben. S)ie gemeinfome, längft aui^geflorbene unb unbetannte Stammform aller Säugetl^iere, bie mir als ^romammale begeid^neten, ftanb fe^ benfalls unter allen fefet nod^ lebenben Silieren biefer ßlaffe ben ©d^nabeltl^icren ober Drnitl&oftomen am ndd^ften (Omitho- rhynchus, Echidna, @. 559). Sebod^ »ar jte oon legieren burd^ ooQftänbige Segal^nung beS ©ebiffeS oerfd^ieben. 3)ie Sd^nabelbil« bung ber l^eutigen Sd^nabeltl^iere ift febenfaDS als ein fp&ter ent- ftanbener SlnpaffungSd^arafter gu betrad^ten. 8llS Bioifd^enformen gtt)ifd^en ben ^omammalicn unb ^rotamnien (ober ^oterofauriern?) jtnb »al^rfd^einlid^ bie neuerbingS entbedtten ©äugereptilien (Therosauria) gu betrad^ten (»ergl. @. 551). 2)ie ^romammalien entflanben auS biefer ®nq)|)e wal^rfd^einlid^ erft im S3eginn ber XXn. JWeriWe «ftnenrei^e be« «Wenden. 611 ©ccunbätjcit, in bcr Zria^^^ttiobc, burd^ mand^crlci Sortfd^rtttc in bcr inneren Organif ation , fowie burd^ Umbilbung ber ©pibenni«* fd^uppen ju paaren unb Silbung einer Sßild^brufe, meldte 3ßild^ gur ©mdl^rung ber Sungen lieferte. S)er fidlere SSewei« bafur, ba^ bie ^romammalien, atö bie gemeinfamen ©tammfonnen aUer ^äugetl^iere, aud^ ju unferen Alanen gel^örten, liegt in ber öerglei^ d^enben Anatomie unb Dntogenie ber ©dugetl^iere unb be§ SRcnfd^en. eiebje^nte etufe: JBeuteUlHere (MarsiipiAliii). 3)ie brei Unterclaffen ber ©äugetl^iere ftel^cn, wie wir frül^cr fallen, ber Slrt im Sufammenl^anfl , ba^ bie SBeuteltl^ierc fowol^l in anatomifd^er, atö aud^ in ontogenetifd^er unb pl^i^logenetifd^er S3e^ giel^ung ben unmittelbaren Uebergang gwifd^en ben SRonotremen unb ^lacentaltl^ieren !)ermitteln (@. 561). S)a\)tx muffen jtd^ aud^ SSor* fal^ren be« SWenfd^en unter ben Seutcltl^ieren bcfunben l^aben. @ie entftanben auiS im SRonotremen, }u benen aud^ bie (Stammfäuger ober ^romammalien gel^Srten, burd^ ^^rennung ber floate in 9Raft^ barm unb UrogenitalfinuS, burd^ 93ilbung einer Srufttoarge an ber aWild^brüfe, unb burd^ tl^eitoeife 3ftüdtbilbung bcr ©d^lüff elbeine. S)ie dlteftcn SBeuteltl^ierc lebten icbenfaUö bereite in ber Sura^^eriobe (oieHeid^t fd^on in ber Sria^^S^it) unb burd^licfen todl^renb bcr Äreibe= jcit eine JRcil^e oon ©tufen, »eld^c bie ßntftel^ung ber ^lacentalien oorbcreiteten. S)en fidleren 33en)eiö für unfere Slbftammung oon SBeuteltl^ieren , meldte ben l^eute nod^ lebenbcn D|)offum unb Mn-- gurul^ im »efentlid^en inneren 33au nal^e ftanben, liefert bie ocr= gleid^enbe Anatomie unb Dntogenie ber ©äugetl^iere. ^d)t^t^nit 8tufe: j>aKaffen (Prosimiae). eine ber loid^tigften unb intereffanteflen Drbnungcn unter ben ©äugetl^ieren bilbet, »ie tt)ir fd^on frül^er fallen, bie Heine @rup^)c ber Halbaffen. Sie entl^ält »al^rfd^einlid^ bie unmittelbaren Stamm* formen ber ed^tcn äffen, unb fomit aud^ beö SMenfc^cn. Unfere ^alb* affen^SlI^nen befa^en oermutl^lid^ nur jiemlid^ entfernte dufecre Sielen* 39* 612 I^ierif^e ^^mnxtibt M SWenf(^en. XXII. Ud^Icit mit bcn l^cutc nod^ Icbcnbcn turjffi^lflcn ^albajfen (Brachy- tarsi), namcntlid^ bcn aWafi, ^nbxx unb Sori (@. 580). @ic tnU ftanbcn (wal^rfd^emUd^ imScginn bcr cacnoUtl^ifd^cn ober Stcrtidr« jcit) auö unbctannten, ben Scutclrattcn öcmanbten SBcutclti^icrcn bnxä) Silbung einer ^lacenta, SScriuft beS Seutel« unb ber Seutel- fnod^en, unb ftärfere ©ntoidelung beiS @d^iDielenför^)er§ im ©el^irn. 3)er fidlere 33ett)ei§, ba^ bic e(]^ten Slffcn, unb fomitaud^ unfer eigene« Oefd^led^t, birect öon ben |mlbajfcn l^erfommen, ift in ber öerglei« d^enben SInatomie .unb Dntogenie ber Pacentaltl^iere gu fud^en. 9leunge^nte @tufe: ^(J^UKnia^^n (Menooerca). Unter ben beiben Slbtl^eilungen ber ed^ten Sljfen, bie ftd^ auiS bvx ^dbajfen enttt)idfelten , beji^t nur biejenige ber ©d^malnafen ober ©atarWnen ndl^ere SSlutöüertoanbtjd^aft mit bem SRenfd^en. Unfere dlteren aSorfal^ren au§ biefer ®nH)pe waren üieHeid^t äl^nlid^ ben l^eute nod^ lebenben Slafenaffen unb ©d^lanfajfen (Semnopithecus), mit bemfelben ®ebi^ unb berfelben ©d^malnafe toie ber 5Kenfd^; aber nod^ mit bid^tbel^aartem Körper unb einem langen ^d^toanje (@. 597). 3)iefe gefd^todnjten fd^malnafigen Äffen (Catarhina menocerca) entftanben au« ben Halbaffen burd^ Umbilbung be« ®ebiffe« unb SSerwanblung ber ÄraHen an ben Qtf^m in Sftdgel, »al^rfd^einlid^ fd^on in ber dlteren Stertidrjeit. 3)er fidlere Sewei« für unfere Slbftammung üon gefd^wdujten Gatarl^inen liegt in ber üergleid^enben Anatomie unb Dntogenie ber Äffen unb SWenfd^en. 3n>aniigf!e @tufe: Steufd^ettaffen (Antliropoideg). Unter allen l^eute nod^ lebenben Äffen ftel^en bem SRenfd^en am ndd^flen bie großen fd^wanglofcn ©d^malnafen, ber Drang unb ®ib« bon in Äjten, ber ®orilla unb ©d^impanfc in Äfrita. S)iefe 2Ren» fd^enaffen ober Äntl^ropoiben entftanben wal^rfd^einlid^ wdl^renb ber mittleren Jertidrjeit, in ber miocaenen ^eriobe. @ie enttoidelten fid^ au« ben gefd^todugten 6atar^inen ber oorigen @tufe, mit benen fte im SBefentlid^en übereinftimmen , burc^ Sßerluft be« Sd^wanje«, XXIL %ffitii\d)t %^ntnxti\)t be« Wenden. 613 tl^citocifcn SScrluft bcr Sel^aarung unb übcmiegcnbe enttoidclunfl bc5 ©cl^irntl^cilc« über ben ©cpd^töt^cil bc^ ©d^dbclö. 2)irectc SSor- fahren bcS 3Rcnf(l^cn flnb unter ben l^eutigen Slntl^ropoiben nid^t mel^r ju fud^en, »ol^l aber unter ben unbefannten audgeftorbenen SRenfd^en« äffen ber SWiocaenjeit. 3)en fid^erenSeioelSfürble frul^ere ©piftenj berfclben liefert bie üergleid^enbe Slnatomie ber 3Renfd^enaffen unb ber 9Rettf(^en. (©.599.) (5inunb§n)anii9{}e 8tuf(: Stffenmettfd^en (Pithecaatliropi). Dbwol^l bie üorl^ergel^enbe Sll^nenftufe ben ed^ten SRenfd^en be= reitS fo nal^e fielet, bafe man faum nod^ eine üermittelnbe 3»ifd^en* flufe angunel^men brandet, tonnen toir alö eine fold^e bennod^ bie fprad^lofen Urmenfd^en (Alali) betrad^ten. JDiefe Slffenmenfd^en ober ^itl^efantl^ropen lebten »al^rfd^einlid^ erft gegen ©nbe ber S£er* tiärgeit. @ie entftanben auö ben 5Wenfd^enaffen ober 2lnt]^ro|)oiben burd^ bie DoDftdnbige %ngen)ö]^nung an ben aufredeten ®ang unb bie bem entf|)redeenbe ftdrfere SJifferenjirung ber beibeu Seinpaare. 3)ie „SSorberl^aub^ ber Slntl^ropoiben tourbe bei il^nen jur SReufd^en^ l^anb, bie „^interl^anb" bagegen jum ©angfu^. Dbgleid^ biefe Slffen« menfd^en fo nid^t bb^ burd^ il^re äußere JSbrperbilbung, fonbem aud^ burd^ il^re innere ®eiftedentU)idfelung bem eigentlid^en SRenfd^en fd^on öiel näl^er als bie SRenfd^enaffen geftanben l^aben »erben, fel^lte il^nen bennod^ ba§ eigentlid^e ^au^)tmerfmal beS SRenfd^en, bie articulirte menfd^lid^e SSBortfprad^e unb bie bamit öerbunbene ßntioidfelung beiS l^öl^eren ©elbpettu^tfeinS unb ber Segrifföbilbung. 3)er fidlere aSetoeiS, ba§ fold^e f^)rad^lofe Urmenfd^en ober Slffenmenfd^en bem f|)redeenben aRenfd^en vorausgegangen fein muffen, ergiebt fid^ für ben benfenben aRenfd^en auS ber üergleid^enben ©prad^forfd^ung (aus ber „üergleid^enben Anatomie" ber @^)radee), unb namentlid^ aus ber enttoidtelungSgefd^id^te ber @|)radee, fottol^l bei febem Äinbe (^^glottifd^e Dntogenefe'Or als bei iebem SSoWe (,,glottif(^e ^l^^lo* genefe''). (SJergl. @. 620.) 614 Zi^itxi^dft H^nenreibe be« Wet!f<^en. XXII. 3n>eiunb5n)an§i9f!e 6tufe: SRettfd^ (Honünes). 3)ic ed^ten aWcnfd^cn cnttoidcltcn fld^ au5 bcn ajfcnmcn^ fd^en ber üorl^ergel^enben Stufe burd^ bie allmdl^Hd^e SluiSbUbung bcr tl^ierifd^cn ßautf|)ra(]^e jur gcflUcbcrtcn ober articuUrten Bort» f|)ra(j^c. 5Kit bcr ßnttoidfelunfl biefer f^nction ging natürlid^ bie^ ienifle il^rer Organe, bic l^öl^erc 3)ijferenjirung be8 Äel^tto^jf« unb beö ®e]^im§, ^anb in ^anb. 2)er Uebergang oon ben fprad^lofen Slffenmcnfc^en ju ben cd^ten ober f|)red^enben SRenfd^en erfolgte fpdU teftenö im Seginn ber Quartär jeit ober ber 3)iluoial«^eriobe, toal^r* fd^einlid^ aber fd^on frul^er, in ber jüngeren Jertiärgeit. 2)a nad^ ber übereinftimmenbcn Stnjtd^t ber meiften bebeutenben ©prad^forfd^er nid^t alle menfd^lid^en ©prad^en oon einer gemeinfamen Urf|)rad^e ab= juleiten jtnb, fo muffen tt)ir einen mel^rfad^en Urfprung ber ©prad^e unb bem entfpred^enb aud^ einen mel^rfad^en Uebergang oon ben fprad^ lofen affenmenfc^cn ju ben ed^ten, fpred^enben SRenfd^en annel^men. (SSergl. unten @. 621, 622.) 3Rit SSejug auf bie frül^er erläuterten naturlid^en ^auptabtl^ei^ lungen be^ Silier ^ ©^ftemö fann man bie oorftel^enb angefftl^rten 22 ^auptftufen unferer S5orfal^ren^J?ette auf folgenbe 3 größere ®xup^ ptn oertl^eilen: I. ^rotiften=ai^nen (1. unb 2. eingeUige, 3. unb 4. oieljeHige ^rotiflen; U. SBürmer^Äl^nen (5. Urbarmtl^iere, 6.-8. ec^te SBurmt^iere); lU. SBirbelt^ier-ai^nen (9.— 14. nie« bere, 15.— 22. l^ö^ere SBirbeltl^ier^Sll^tten). S)ie d^ronologifd^c, mel^r ober minber wal^rfd^einlid^e aSertl^eilung berfelben auf bie oerfc^ie» benen ^aupt^^erioben ber ©rbgefd^id^te ftellen loir in folgenber Ueber» fic^t nod^malö jufammen. (SSergl. 6ap. XV— XIX meiner ^Slntl^ro^' pogenie", UI. «ufl. 1877.) XXTT. 615 Wfntmtifft beö mettfd^licl^ett ^tavmbamM. MN. = (^renge gwifc^en ben loirbeUofen ^f^ntn unb ben SBitbelt^ier^^bnen. SetfaUer ber €rbgffi^i(^te 6(ologtf4e llerioben ber organifdjen €rbgffd)id)te Zf^ntnfiufen bee Cebtnbe nidi^fit bttmanbit ber 3l)nm0tifeii L fM^o* I 1. 8aurentif(4e $e« t)riiti0rbial^\2. Gambrif(^e tperiobe^ 3dt 3. eilurifc^e tperiobe (IBergt. 6. 352 unb i^of. XIV nebff (Jrfiarung) \ I. SRoneren (Monera) 2. (SinuQige Ut< tliere 3. lOieljeatge SRoiäaben 4. ^o^Ifugeln (Blastaeada) 5. Utbarmt^iere (Qastraesds) 6. Uctourmer (Archelminthes) 7. 2Be(d)n>ürmet (Scolecids) 8. (E^orbatbiere (Chordonia) M 9. ©d^abeHofe (Acrania) 10. Unpaarnafen (Monorhina) II. Ucfif(^e (Selachii) Protogenes Protamoeba (Sinfat^e ^moeben (Autamoebae) ^Raulbeerfeime (Morula) 931aflula«$arben (^kfenfeime) ®af)rula«Satben (^ec^erfeime) 6tTubeIn)ücmer Sfläbertbiere (Si^eltoutm Balanoglossos 8eef(^eiben (Afloidiae) N Sansett^iere (Amphioxi) Sampreten (PetromjzoDtes) (Squalacei) luttS^JS^i ö. 6teinfobIen«*Pe* Vrteiftr.Seitl g aniIuT^e (Sozara) 15. Uramnioten (Protamnia) 5Ro\(iffi\d)t (Protoptera) DIm (Proteus) ^jolotl (Siredon) 2BaffeTmoI<^e (Tritoues) (Sibec^fen Autosauiia nL 9Ref 0« mWä^t obet ^ecttnbftt« 3ett 7. Xriad^tperiobe 8. 3uTa«$eriobe 9. 5treibe«$eciobe 16. Urfauget (Promammalia) 17. 9)eutelt()iere (Marsupialia) Cd^nabett^iete (Monotrema) ^euteltatten (Didelphyes) IT. flaeitD« I 10. (5ocaen<$etiobe lif^ifibe obet( 11. 9)2iocaen«$eTii)be Sevüib'S^it 1 12. q[)Uocaen«q[)etiobe 18. ^albafen (Prosimiae) 19. ®ef(^tt)an5te Gatarbinen 20. 9Renf(^enaffen obet ((^manjlofe Gatat^inen 21. @pra4lofe QRenfc^en ober ^ffenmenMen { { Sori (Stenops) HHafi (Lemur) fliofennffen, €(^Ianfafen (^oriOa, 8(^im« panfe, Drang, (Gibbon Stumme, Stxu tinen unb 9){icT0cepbaIen J.dnatt&ff 13. S>iIuoiaU$etiobe Seit 114. ^IluoiaU^eciobe f 22. €pied^enbe l 9){enf(^en ^(uflralier unb $apuad SSattbetuttg nttb 9SerBreitmtg beß SKenfci^ettgefci^Ieci^tö« 9Ketifcl^etta¥tett nttb 9Kettfcl^etiraffeti. fiUtx M 9Renf(^en9ef(^te(^U. Urfac^en ber dntfle^ung beffelben. ^er Ut< fpntng ber menf(^(((^en 8pra((e. (Sinflämmiger (monop^^Utifc^et) unb i»ielflani« miger (pol^p^^letifc^er) Urfprung bed snenfc^engefc^tec^U. ^(bflammung ber 9Ren« f(^en t)on oielen paaren. Glafflflcation ber 9Renfd^entaffen. Spflem ber jmölf 9Renf((enarten. 3Boa()aarige 9Renf(^en ober Ulotrii^en. 8üf(^eI()oaTide ($apua«, Hottentotten). fBIiefi^aarige (J^offetn, SReget). ^d^iid^if^aaii^t 9Renf<^en ober 8iffo« trieben. 6tTaPaatige (tluflralier, Tia\a\)tn, QRongoten, Srftifer, ^meiifaner). Sotfen^aarige (^tabibad, dtuhitx, URttteOanber). 93ebdIferungd5ot)Ien. Ur^eimatb bed SDtenfc^en (@ubaflen ober fiemurien). ^efc^affen^eit be« Utmenf<(en. Salfl bei Urfpratn erften Orunb legen XXin. SettToum Ux iSntfle^ung bed a)!enf((engef(^Ied^td. 617 linncn, ben genaueren unb eingel^enberen Sorfd^ungen ber S^funft üorbel^alten Metben. S)aö gilt aui} öon benjienigen fpecieHen SSer* l^dltniffen ber menfd^Ud^en ^l^^logenie, auf tDeld^e toxx fe^t fd^Ue^d^ nod^ einen flud^tigen SSUdf werfen motten, ndmlid^ üon ben Etagen nad^ Srit unb Drt ber ßntftel^ung be8 aRenfd^engefd^led^tö, fowle ber öerfd^iebenen arten unb Siaffen, in »eld^e jtd^ baffelbe bijferengirt l^at. SBaS iunäd^ft ben ß^ittaum ber ©rbgefd^id^te betrifft, inner* l^alb beffen langfain unb attmäpd^ bie Umbilbung ber menfd^en» äl^nlid^ften Slffen gu ben ajfendl^nlici^ften SRenfd^en ftatt fanb, fo ld|t jtd^ biefer natürlid^ nid^t nad^ Salären, aud^ nid^t nad^ Sal^l^unberten beftimmen. 5Rur baS tonnen toir auS ben, in ben legten SSortrdgen angefül^rten ©runben mit ootter ©id^erl^eit be]^au^)ten, ba§ ber 3Wenfd^ iebenfatt« öon ^)lacentalen ©dugetl^ieren abfiammt. 35a aber öon biefen ^lacentaltl^ieren öerfteinerte Sftefle nur in ben tertidren ®e* fteinen gefunben Werben, fo lann aud^ baS SRenfd^engefd^led^t frül^e* flen§ innerl^alb ber SCertidrjeit an^ ben öeröoHfommneten SKeufd^en»' äffen fid^ entwidfelt l^aben. S)a8 SBal^rfd^einlic^fte ift, bafe biefer wid^tigfte SSorgang in ber irbifd^en @d^5))fungi^gefd^id^te gegen @nbe ber SCertidräeit ftattfanb, alfo in ber pUocaenen, öietteid^t fd^on in ber miocaenen ^eriobe, oietteid^t aber aud^ erfi im Seginn ber 3)i= luöialjeit. SebenfattiS lebte ber SWenfd^ al8 fold^er in 3Ritteleuro|)a f d^on todl^renb ber 3)ilut)ialjeit, gleid^jeitig mit oielen großen, Idngft auSgeftorbenen @duget]^ieren, namentlid^ bem biluoialen (Slepl^anten ober SRammutl^ (Elephas primigenius), bem toottl^aarigen ^laSfiOTn (Ehinoceros tichorhinus), bem Siiefenl^irfd^ (Cervus euryceros), bem ^öl^Ienbdr (Ursus spelaeus), ber ^öl^lenl^^dne (Hyaena spelaea), bem ^öl^lentiger (Felis spelaea) k. 3)ie Siefultate, toeld^e bie neuere ©eologie unb Ärd^dologie über biefen fofftlen aJlenfd^en ber 2)iluoiat jeit unb feine tl^ierifd^en ßritgenoffen an baö Sid^t geförbert l^at, jinb öom böd^ften 3ntereffe. S)a aber eine eingel^enbe aSctrad^tung berfclben ben unS geftedtten Sftaum bei weitem überfd^reiten würbe, fo begnäge id^ mid^ l^ier bamit, il^re l^ol^e 93ebeutung im Slttgemeinen l^eröorgul^eben , unb oerweife Sie bejügUd^ be^^ Sefonberen auf bie 618 3eitTaum ber (Sntftc^uitg be« SRenfc^engefc^Mt«. XXIIL jal^lrdci^cn ©d^riftcn, tocld^e in ncueflcr 3^* über bie Urgefcl^ld^tc bc8 3Rcnf(]^cn crf(]^icnen flnb, namcntUd^ auf bie öortrcfflid^en SBcrtc üon ei^arlc« S^ell*^, 6arl aSogt'Oi Sricbric]^ SftoUc''), So^n Subbocf**), S. »üd^ncr") u. f. ». 3)ie ja]^Irei(]^en uitereffanten (Sntbedungen, mit benen und biefe auSgebel^nten Unterfucl^ungen ber legten S^l^re über bie Urgef^id^te bt& 9Renf(]^engef(]^le(]^tö befd^entt l^aben, ftellen bie loicl^tige (aud^ aud Dielen anberen @rünben fd^on längft toal^rfd^einlid^e) S^l^atfad^e au|er Stt)eifcl, ba| bie ©fiftenj beö SKenfd^engefd^led^tS als fold^en feben» faUiS auf mel^r ald stoanjigtaufenb ^^l^re gurudgel^t. Bal^rfd^einlid^ f nb aber feitbetn mel^r ate l^unberttaufenb Saläre, i^ielleid^t Diele ^un» berte üon Sal^rtaufenben öerfloffen, unb ed mu§ im ©egenfatj baju fel^r fomifd^ erfd^eiuen, toenn nod^ l^eute unfere Äalenber bie „6rfd^af* fung ber Bett nad^ ©alDiftug" üor 5825 Salären gefd^el^en laffen. Wbgen ®ie nun ben S^traum, tDdl^renb beffen bod üRenfd^en« gefd^led^t bereits als fold^eS ejriftirte unb fid^ über bie @rbe oerbrei« tete, auf iiDanjigtaufenb , ober auf l^unberttauf enb , ober auf Diele l^unberttaufenb Saläre anfd^lagen, iebenfalls ifl berfelbe oerfd^ioinbenb gering gegen bie unfa^are Singe ber S^itrdume, »eld^e für bie jiufenioeife enttoidelung ber langen SÜ^nenlette beS SRenfd^en erfor* berlid^ loaren. S)aS gel^t fd^on l^eroor aus ber fel^r geringen S)i(Ie, koeld^e alle biluoialen SIblagerungen im SSerl^dltni^ ju ben tertiären, unb biefe toieberum im SSerl^dltni^ gu ben oorl^ergegangenen befitjen (oergl. @. 352). aber aud^ bie unenblid^ lange Sfteil^e ber fd^rittweife pd^ langfam enttoidfelnben S^l^iergeflalten, oon bem einfad^ften 3Ro* ner bis jum Slntpl^io^ruS, oon biefem bis gum Urfifd^, oom Urflfd^ bis gum erften ©dugetl^iere unb oon biefem toieberum bis gum SRenfd^en, erl^fd^t gu il^rer l^iftorifd^en enttoidtelung eine »eil^enfolge oon Seit« rdumen, bie »al^rfd^einlid^ oiele aRißionen oon Sal^rtaufenben um» faffen (oergl. @. 115). S)ieienigen @ntU)id(elungSDorgdnge, toeld^e gundd^ft bie (Sntftel^ung ber affendl^nlid^ften 3Renfd^en auS ben menfd^endl^nlid^ften %ffen oer« anlasten, finb in gioei SnpaffungStl^dtigleiten ber letzteren gu fud^en, XXm. eittwicfelung bed aRenfd^eit aud bem 9(fen. 619 tt)eld^e t)or aUen anberen bie ^ebel gut 9Renf(]^tDerbung klaren: ber aufredete ©ang unb bic gcgliebcrtc ©prad^c. 3)icfc bcibcn t)]^9fioIogi{(^en ^^tnctionen etitftanben notl^ioenbig jugleid^ mit jmei cntfprcd^cnbcn morpl^ologifci^cn Umbilbungcn, mit bcncn pe in ber cngftcn SSBcd^felwirlung jtcl^cn, ndmlic]^ ©iffcrcnjirung ber bei* bcn ©liebma^enpaare uttbSJifferenjirung beö Äel^lfopf«. S)ie wid^tige Seruonfommimng biefer Drgane unb il^rer f^nctionen mufete aber brittcnS notl^wenbig auf bie2)ifferettjirung be8®e=' l^itu^ unb ber bat)on abl^dngigen ©eelentl^dtigteiten mäd^« tig jurüdtoirlen, unb bamit war ber Beg für bie unenblid^c Sauf« bal^n eröffnet, in toeld^er pd^ feitbem ber aRenfd^ fortfd^reitenb ent« widfelt, unb fetne tl^ierlfd^en SSorfal^ren fo »eit überflügelt l^at. SllS ben erften unb älteflen fjortfd^ritt üon biefen brei mäd^tigen @ntu)idfelungi^ben)egungen beS menfd^Ud^en OrganiiSmud l^aben wir wol^l bie I^ö]^ere2)ifferen3irung unb SSeröolIIommnung ber @;ctremitdten ]^ert)orsu]^eben , weld^e burd^ bie ®ew5]^nung an beu aufredeten ®ang l^erbeigefül^rt würbe. Snbem bie SSorber* füfee immer auöfdeUefelid^er bie gundion be8 ©reifen« unb ffletafleng, bie ^interfü^e bagegen immer auöfd^Uefelid^er bie Sfunction beö Sluf« tretend unb ©el^cniS übemal^men unb beibel^ielten, bUbete pd^ jener ©egenfa^ jwifd^en ^anb unb Sfufe au8, weld^er jWar bem SRenfd^en nic^t auöfd^lie^Ud^ eigentl^ümlid^, aber bod^ Diel ftdrfer bei il^m enfc« widfelt ift, alö bei ben meufd^enäl^nlidepen Slffen. SHefe 3)ifferenji* rung ber öorberen unb l^interen ©irtremität war aber nid^t allein für il^re eigene Sluöbilbung unb SSerDottlommnung l^öd^p öortl^eill^aft, fonbem pe l^atte gugleid^ eine ganje Sfteil^e Don fel^r wid^tigen SSer* dnberungen in ber übrigen Äör^)erbilbung im Oefolge. 3)ie ganje aSirbelfdule, namentUd^ aber aSedtengürtel- unb ©d^ultergürtel, fowic bie bagu gel^örige SRuSlulatur, erlitten boburd^ biejenigen Umbilbun« gen, burd^ weld^e pd^ ber meufd^lid^e ^5r^er Don bemjenigen ber menfc^endl^nUc^pen Stjfen unterfd^eibet. SSa^rfdeeinlid^ ooEiOgen pd^ biefeUmbilbungen fd^on lange oor (Sntftel^ng ber geglieberten ©prad^e, unb ed ejrtftirte ba^ aRenld^engefd^ledet fd^on geraume 3^^ ^^^ f^* 620 önttoitfelung be« Wenfd^en öu« bem «ffen. XXIII. ncm aufredeten ©ange unb ber baburd^ l^erbeigeffil^rten d^aralteri* ftifd^en mentd^Ud^en Äörperfonn, el^e pd^ bie eigentUd^e au«bilbung ber menfdeUd^en ©^rad^e unb bamtt ber jmeite unb toid^ttgere Stl^eil ber SRenfd^tDerbung t)onsog. SBir tSnnen bal^er tooifi, mit Siedet als eine bcfonbere (21fte) ©tufe unferer menfd^Ud^en Stl^nenretl^e ben f^)radeiofen SRenfd^en (Alalus) ober Sljfenmenfd^en (Pithecanthropus) unterfd^eibeur toeld^er sn)ar lörperlid^ bem SRenfd^en in allen toefent^^ Ud^en SRerhnalen fd^on gleid^gebilbet, aber nod^ ol^ne ben 93e{it^ ber gegUeberten 3Bortf|)radee toar. £te @ntfteieung ber gegUeberten SSortfprad^e, unb bie ba« mit üerbunbene l^öl^ere ©ifferengirung unb S5er!)oUIomm« nung bes ^el^IIopfiS l^aben n)ir etft ald bie \p&tctt, jiDeite unb toid^tigfte @tufe in bem @ntn)id(eIunga^ menfd^lid^e ©eelenleben unb fomit auf ba^ ©el^im einwirfen. 3)ie l^öl^ere 35ifferengi= rung unb SSeroolltommnung beS^el^irnS, unb be$®eifted* lebend ate ber l^öd^ftenf^unction bed^el^irnS, enttoicfelte fid^ in unmittelbarer SSed^feltoirtung mit feiner Sleu^erung burd^ bie ©prad^e. SJal^er tonnten bie bebeutenbften Vertreter ber oergleid^en« ben ©t)radeforfdeung in ber (SnttoidCelung ber menfd^lid^en ©prad^e XXm. Utfptung ber menfa^ bie Umbilbung men* d^endl^nlid^er Sljfen gu SRenfd^en mel^rmal« ftattgcfunben l^dttc, fo XXin. ^Ibflommung ber Vienf^en t)on einem ^aare. 623 tt)ärben bod^ jene 3ljfen felbft burd^ ben etnl^eitUd^en ©tatnmbaum ber ganjen Sljfenorbnung tt)ieberum gufatnmenl^dngen. (SiS I5nnte ftd^ bälget immer nur um einen ndl^eren ober entfernteren ®rab ber cigentlid^en Slutj^üertoanbtfd^aft l^anbeln. 3m engeren ©inne linnte bagegen biepoI^pl^Qletifd^e^lnfd^auung infofem SHed^t be^ l^alten, als bie Derfd^iebenen Urfprad^en {td^ DieOeid^t gang unabl^dngig t)on einanber entiDicfcU l^aben. SSBenn man olfo bie (Sntjtel^ung ber geglieberten SBortfprad^e atö ben eigentUd^en ^au|)taft ber 2Renfd^«= »erbung anfielet, wenn man ferner einen »iell^eitUd^en Urfprung ber ©prad^e annimmt unb wenn man gugleid^ bie Wirten beS 3Renfd^en=^ gefd^Ied^ti^ nad^ il^rem ©prad^ftamme unterfd^eiben will, fo lonnte man fagen, ba^ bie Derfd^iebenen SRenfc^enarten unabl^dngig Don ein« anber entftanben feien, inbem oerfd^iebene Steige ber au§ ben Äffen unmittelbar entftanbenen fprad^lofen Urmenfd^en ftd^ felbftfldnbig il^re Urfprad^en bilbeten. S^merl^in mürben natfirlid^ aud^ biefe an il^e SBurjel entioeber weiter oben ober tiefer unten »icber jufammen« l^dngen unb alfo bod^ fd^Iie^lid^ ade oon einem gemeinfamen Urftamme abjulciten fein. SSBenn wir nun an biefer le^teren Uebergeugung aUerbingö feft»^ l^alten, unb wenn wir aud oielen ®rünben ber Slnftd^t ftnb, ba^ bie oerfc^iebenen ©pecie« ber Urmenfc^en alle oon einer gemeinfamen Slf- fenmenfd^en^^orm abftammen, fo woOen wir bamit natürlid^ nid^t fagen, bafe „alle 5Wenfd^en oon einem ^aare abflammen". 3)iefe le^tere Slnnal^me, weld^e unfere moberne inbogermanifd^e Sil« bung aus bem femitifd^en SR^tl^uS ber mofaifd^en @d^5|)fungdge« fd^id^te l^eräbergenommen l^at, ift auf leinen f^all l^altbar. S)er gange berftl^mte @treit, ob ba^ 3Renfd^engefd^led^t oon einem $aar abfiammt ober nid^t, berul^t auf einer oolllommen falfd^en StagefteHung. (5r ifl ebenfo ftnnloS, wie ber Streit, ob alle Sogbl^unbe ober alle SRenn« pferbe oon einem ^aare abflammen. 2Rit bemfelben Siedete Knute man fragen, ob alle 3)eutfd^en ober alle ©ngldnber „oon einem ^aare abftammen" u. f. w. (gin „erfteö 5Wenfd^en^)aar'' ober ein „erfier SRenfd^" l^at über]^au|)t. niemals ejriftirt, fo wenig e« femalö ein 624 fCbffammung bet URenfd^en t)on üielen paaren. XXIII. crflcS $aar ober ein erfte« Snbtüibuum t)on gngldnbem, S^eutfd^cn, SRennpferben ober Söflbl^unbcn gegeben l^at. ^vxtx erfolgt natür« Ud^ bie (Sntftel^ung einer neuen Art auiJ einer bejtel^enben Slrt in ber SBeife, bafe eine lange Äette t)on Dielen »erfd^iebenen 3^biDibuen an bem langfamen UmbilbungS^roceg betl^eiligt ift. eingenommen, ba^ tt)ir alle bie oerfd^iebenen ^aare oon SRenf d^enajfen unb Sljfenmenf d^en neben einanber t)or uniS ^tten, bie ju ben wal^ren SBorfal^ren bed üRenfd^engefd^led^tö ge]^5ren, fo mürbe ed bod^ gang unm5glid^ fein, ol^ne bie größte SBiUfur eine« t)on biefen 8lffenmenfd^en«^aaren alö ffba^ erfte $aar'' gu begeid^nen. (Sbenfomenig lann man aud^ iebe ber jtoölf 3Renfd^enraffen ober ©pecie«, bie mir fogleid^ betrad^ten motten, t)on einem „erften ^aare", ableiten. 3)ie ©d^mierigfeiten, benen mir bei ber ©afftflcation ber »er^ fd^iebenen 5Wenfd^enraffen ober SRenfd^enarten begegnen, pnb ganj biefelben, meldte un« bie ©^ftematil ber Si)kx^ unb ^an jenarten bereitet. JJ^ier mie bort ftnb bie fd^einbar gang oerfd^iebenen gönnen boc^ meiflen« burd^ eine Äette t)on »ermittelnben UebergangSformen mit einanber »erfnüpft. ^ier mie bort fann ber Streit, ma§ 8lrt ober ©pecieö, unb maö SRaffe ober SJarietfit ift, niemals entfd^ieben mer* ben. Selanntlid^ nal^m man feit Slumenbad^ an, ba^ bad ^en^ fd^engefd^led^t in fünf SRaffen ober Sarietfiten gerfatte, nämlid^: 1) bie dtl^iopifd^e ober fd^marge 3iaffe (afrifanifd^e SReger); 2) bie mala^ifd^e ober braune 9laf[e (SRala^en, ^ob^nefter unb Sluftralier); 3) bie mongoUfd^e ober gelbe 9laf[e (bie ^auptbeoöllerung Giftend unb bie 6öfimo« SRorbamerifaö); 4) bie amerifanifd^e ober rotl^e SRaffe (bie Ureinmol^ner 8lmerifaö); unb 5) bie faufaftfd^e ober meifee SRaffe (ßuropder, 5Rorbafrifaner unb ©übmeft^Slftaten). 3)iefe fünf 3Wen= fd^enraffen fottten atte, ber iübifd^en ©d^öpfungSfage entfpred^enb, „oon einem $aare'', Slbam unb @oa, abftammen, unb bemgemd^ nur aSarietdten einer ärt ober @^)eäeiS fein. Snbeffen fann bei unbe= fangener SSergleid^ung fein ßweifel barüber ejriftiren, bafe bie Unter- fd^iebe biefer fünf SRaffen eben fo grofe unb nod^ gröfeer ftnb, al§ bie ,,fpeciflfd^en Unterfd^iebe", auf bereu ®runb bie Soologen unb XXni. eanflföpflgf imb furaföpftge Wenden. 625 • Sotanifcr ancrfannt gute ^kv^ unb ^an^cnartcn („bonae species") untcrfd^ctbcn. 3Rit SRcd^t bcl^aiiptct bal^er bcr trefpid^c Paläontologe Ouenftebt: „SBcnn SReger unb Äaufafter Sd^neden tofiren, fo »ür^ ben bie ßoologen mit aUgcmeiner Uebereinftimmung pe für gttjei ganj üortretflid^e @^)eciei5 ausgeben, bie nimmennel^r burd^ attmdl^Ud^e Slb= »eid^ung t)on einem $aare entftanben fein fönnten." 3)ie SRerlmale, burd^ »eld^e man genjöl^nlid^ bie 9Renfd^enraffen unterfd^eibet, ftnb tl^eiW ber ^aarbilbung, tl^eil§ ber Hautfarbe, tl^eilö ber Sd^äbelbilbung entnommen. 3n leitetet Sejiel^ung unterfd^eibet man alö jwei ejrtreme formen Sangföpfe unb Äurgföpfe. Sei ben Sangföpfen (Dolichocephali), beren ftdrffte Sluöbilbung pd^ bei ben Siegern unb Sluftraliem flnbet, ift ber Sd^dbel langgeftrecft, fd^mal, t)on red^tS nad^ linfs gufammengebrudtt. Sei ben Äurg!öpfen (Brachycephali) bagegen ift ber Sd^dbel umgefel^rt öon Dom nad^ leinten jufammengebrüdtt, furg unb breit, loie eö namentlid^ bei ben aWongolen in bie äugen fpringt. 3)ie gwifd^en beiben @]rtremen in ber 5Kitte ftel^enben 3Rittelfö^)fe (Mesocephali) pnb namentlid^ bei ben Slmerifanem Dorl^errfd^enb. 3n j|eber biefer brei ©nippen fom= men ©d^iefgdl^nige (Prognathi) öor, bei benen bie Äiefer, »ie bei ber tl^ierifd^en ©d^naugc, ftarf üorfpringen unb bie Sßorbergdl^ne bal^er fd^ief nad^ Dom gerid^tet jtnb, unb ©rabgdl^nige (Ortho- guathi), bei benen bie Äiefer toenig oorfpringen unb bie SSorbergdl^ne fenlred^t ftel^en. 2Kan l^at in ben legten g»angig 3ci^ren fel^r Diel SOWll^e unb 3rtt an bie genauefte Unterfud^ung unb SKeffung ber ©d^dbelformen genjenbet, ol^ne bafe biefe burd^ entfpred^enbe SRefultate belol^nt »orben wdre. 35enn innerl^alb einer eingigen ©pecieö, wie g. 93. ber mittettdnbif d^en , fann bie ©d^dbelform fo öariiren, ba^ man in berfelben ejrtreme ®egenfd^e pnbet. SSiel beffere 3lnl^alt= punfte für bie ßlafftflcation ber menfd^lid^en ©pecieö liefert bie Se^* fd^ajfenl^eit ber Sel^aarung unb ber Sprad^e, »eil biefe ftd^ Diel ftrenger als bie ©d^dbelform »ererben. Snöbefonbere fd^eint bie üergleid^enbe ©prad^forfd^ung l^ier ma^gebenb gu »erben. 3" ber neueften öortrefflid^en Searbei^ ^atdtl, ^aml @cl?ijpfuna«gef<^. 7. «ufl. 40 626 ffionjaorige unb fd^HAtbaonge Wenfi^en. XXIII. • tuttg bcr SRenjd^cnraffcn, xoelijct bcr SBiencr Sprod^forjcl^cr Sricb^ rid^ 9RülIcr in feiner auögegeid^neten ©tl^nogropl^ie *') gegeben l^ot, ift bie ©prad^e mit SRed^t in ben SSorbergrunb gefteHt. 3)emndd^ft tfl bie Sefd^affenl^eit beö i?o^)f]^aareS Don großer Sebeutung. Dbwol^l an pd^ aUerbingö ein untergeorbneter morpl^ologifd^er ©^arofter, fd^eint pe ftd^ bennod^ jiemlid^ ftreng innerl^alb ber SRaffe ju »ererben. aSon ben g^ölf 2Renf(]^en=©pecieö, bie »ir unterfd^eiben (©.628), jeid^nen pd^ bie öier nicberen arten burd^ bie tooUige Sefd^ajfenl^cit ber Äopfl^aare au§; jebe« ^aar ift banbartig obgeplattet unb er« fd^eint bal^er auf bem öuerfd^nitt Idnglid^ runb. 3Bir Knnen biefc üier Slrten öon SBoIll^aarigen (Ulotriclies) in gttjei ©nippen brin= gen, in Süfd^ell^aarige unD SSUefel^aarige. 33el ben Süfd^ell^aari^ gen (Lophocomi), ben $apuaS unb Hottentotten, load^fen bie^opf- l^aare, ungleid^mäfeig Dertl^lt, in fleinen Süfd^eln. 33ei ben 35 liefe = l^aarigen (Eriocomi) bagegen, ben Äaffem unb 5Regem, ftnb bie SBoUl^aare gleid^mfifeig über bie gange Äopfl^aut Dertl^eüt. aUe UIo* trid^en ober SBoHl^aarigen ftnb fd^iefgfil^nig unb langföpflg. 3)ie Sarbe ber Haut, be§ H<^^^^^ wnb ber Singen ift ftetö fel^r bunfel. Sllle ftnb Setool^ner ber füblid^en ©rbl^älfte; nur in 8lfrifa übcrfd^reiten fte ben 8lequator. ^xa Slllgemeinen ftel^en pe auf einer Diel tieferen ßnt^* toidtelungöftufe unb ben Slffen öiel nfil^er, aU bie meiften Siffotrid^en ober ©d^lid^tl^aarigen. einer toal^ren inneren ßultur unb einer l^öl^e« ren geiftigen 35urd^bilbung pnb bie Ulotrid^en unf filzig, aud^ unter fo günftigen Änpaffungöbebingungen , toie pe il^nen je^t in ben t>cr= einigten Staaten SRorbamerifa« geboten »erben. Äein !rau§]^aarige§ aSoIf l^at iemal« eine bebeutenbe ^^eefd^id^te" gel^abt. Sei ben ad^t l^öl^er^ SRenf d^enraff en , bie »ir aU ©d^Iid^t^ l^aarige (Lissotriches) gufammenfaffen, ift baS Äopfl^aar niematö eigentlid^ toottig, aud^ toenn e« bei eingelnen Snbiüibuen pd^ ftarl frdufelt. 3ebe§ eingelne Höatr ift ndmlid^ c^Iinbrifd^ (nid^t banbför« mig) unb bal^er auf bem Duerfd^nitt freiSrunb (nid^t Idnglid^ runb). Slud^ bie ad^t Uffotricften ©pecieö fönnen »ir auf gttjei ©ruppen öertl^eilen: ©traffl^aarige unb Sodtenl^aarige. 3» i>^n Straffl^aari« XXIÜ. €*Ii*t6aoTiflf unb »oHNadge ÜWenfAeit. 627 gen (Euthycomi), bei benen ba§ Äo^)f]^aar ganj glatt unb ftraff, nid^t fleftrfiufelt ift, gel^ören bie 8luftralier, SRala^en, SRongolcn, Slrftifer unb Slmerifaner. 3» ^^^ fiodenl^aarigen (Euplocami) bagegen, bei benen baS ^opfl^aar mel^r ober nieniger locfig unb aud^ ber Sart mcl^r alö bei allen anberen Slrten enttoidEelt ift, gel^ören bie S)rat)ibaS, kubier unb gWittettduber. (SSergl. ^taf. XV am ©nbe.) Seöor tt)ir nun ben SJerfud^ »agen, bie ^)l^^letifcl^e JDiöergeng be§ SRenfd^engefd^led^t^ unb ben genealogifd^en Sufammenl^ang feiner »erfd^iebenen Slrten l^^potl^etifd^ ju beleud^ten, »ollen »ir eine furje ©d^ilberung ber jttjolf genannten @pecie§ unb il^rer Verbreitung öor^ auöfd^icfen. Um bie geograpl^ifd^e Verbreitung berfelben flar gu über^ feigen, muffen »ir unS um brei ober üier Sal^rl^unberte jurüdoerfe^en, in bie 3rit, »o bie inbifd^e Snfeltoelt unb 8lmerifa eben erft entbedtt »ar, unb too bie gegenmfirtige »ielfad^c 3Wifd^ung ber ©pecieS, in§^ befonbere bie U^berflutl^ung burd^ bie inbogermanifd^e SRaffe, nod^ nid^t fo Dorgefd^ritten »ar. 3Bir beginnen, t)on ben nieberften Stufen auffleigenb, mit ben toolll^aarigen 9Renfd^en (ülotricbes), toeld^e fämmtUd^ prognatl^e 35olid^ocep]^alen ftnb. Unter ben Je^t nod^ lebenben 3Wenfd^enarten ftel^t ber urfprung= lid^en Stammform ber wolll&aarigen SKenfd^en am ndd^ften öielleid^t ber ?ßa^)ua (Homo papua). SDiefe @^)ecie§ betool^nt gegenttjfirtig nur nod^ bie grofee Snfel SReuguinea unb ben öftlid^ baüon gelegen neu Slrd^tpel t)on SKelaneften (bie ©abmonö = 3nf ein , Sfteu^^Äalebo- nien, bie neuen ^ebriben u. f. ».)• S^tftreute SRefte berfelben pnben ftd^ aber aud^ nod^ im Seinem ber |)albinfel 3Walacca, fonjie auf Dielen anberen Snfeln be§ grofeen ^)acififd^en Slrd^i^)elö; meiftenS in ben unjugänglid^en gebirgigen 3:]^eilen beö Innern, fo namentlid^ auf ben ^l^ilippinen. Slud^ bie furjlid^ au^geftorbenen SlaSmonier ober bie SeDölferung t)on Sßanbiemölanb gel^örte gu biefer 5lrt. Slu§ biefen unb anberen Umftdnben gel^t l^erDor, bafe bie ^apua§ frül^er einen Diel »eiteren aSerbreitungSbegid im Süboften ajtenö befafeen. Sie lourben auS biefem burd^ bie SKala^en öerbrdngt, unb nad^ Dften fortgefd^oben. 8lße ^a^)uaö ftnb öon fd^ttarger Hautfarbe, 40* 628 ^XIII. bcr 12 SRcnfd^cn-artcn unb %er 36 3iaffcn. (»crgl Jaf. XV.) Homo IiapiiA 2» Hottentotte f 5. H. hottentottos l 6. 8. Ilaffer Homo cftfer 4. Sieget Homo nlger IReuguineer 9ReIanefier Sadmanier Hottentotten IDuf^männei 3ulufoffern IDefc^uanen (liongofaffern Xibu^lReger 6uban«9{e0et 6ene0ambieT 9{i0titiet SRalacca, ^^bilippinen IReuguinea aRelaneflen 93anbiemend(anb ^aptanb (^aplanb Deflli(^ed eübafrifa Cientraied ©ubafiifa 23eflli(^ed eübafrifa ^ibu<8anb 6uban 6enegambien IRigntien SBeflen Seflen 9{oibn>e{len 9{otboflen 9{orboflen IRorboften 9{orben IRorboflen Oflen 6äboflen Oflen Dflen Oflen \ 5* ICitfhraliet H. anstralls Homo malayns Homo mon^tufl 8. 9Umtt H. areticos 9. Kmerifiiiter Homo Amerieaniis 10. ^oirfba^ H. dniTidA IL fftttbiet H. niiba 12. vtmtu Ubtbet Homo mediterraneiis 14. 9{0TbauflTaIier 15. 6äbauflralier 16. 6unbaneflet 17. ^olpneflet 18. aRabagaffen 19. 3nbo(^inefen 20. (]ioTeo«3<^panei 21. «Itaier 22. Uralier .( ( 23. ef!aflen, 9lox^* * europa, Ungarn 9{otbdflli(^fled %[Hn 9{örblid)fled ^merifa 9{oTbamerifa SRittelamerifa 6äbameiifa eubU^fled %mtiita Qoiber^3nbien (Pepton 3ula*9anb (KRittelafrifa) itaufafud 9{ÖTbUc^f}ed Spanien Arabien, 9{orbafrifa tc. 6übtt)eflafien, duropa k. dtorben IRoiben Seflen Seflen Oflen €üben 6ubtt)eflen 6uben 6üboflen Sübmeflen SBeflen 9{orbn>eflen 9{orben 9{oiben 9{orben Oflen? Wotben? Oflen Oflen Süboflen eüben? Oflen €uboflen xxin. Stammbaum bei {Wdlf 9Henf((en*91iten. 629 9. Ktttevifotter Snbogermanen ^amofemiten SRagoaien IDadfen jtaufaflei ^ppeiooraei Rinnen 8. Ktttifer Xataien ^almüdtn ^unaufen «ttafer eamojeben 12. SHtteUftiibet 6ingalefen ^ulater ^efanefen 10« ^otiiba^ ttrolier 3apanefen itoreanei 2)onaoIefen IL Wtubitt Stütt^opoxitt UtäUmtaitt 6iamefen Sibetanei 3ftiboifiiitefesi 7. fSlonqolta Eiq^loeunl IDlabagaffen ^olpnefiei 6unbane{tet 6« fOldUü^ 4Jteacr Erioeomi ^pronutla^eit 2. ^ottetttottett 5* ültfhKlIitt EuthToomi lissotricheB Lophooomi UlotridieB Urmenfd^en URenfd^enaffen 630 qjapuod unb Hottentotten. XXIII. Salb fpielt bicfc mcl^r in ba§ SBrdunlid^c, balb tncl^r in baS Sldulid^c. 35ic fraufen ^aarc »ad^fcn in SBüfd^cln, ftnb fpiralig ßctounbcn, unb oft über einen Sufe lang, fo bafe jte eine mdd^tigc, toeit abftel^enbe ttoBige ^erüde bilben. 2)a§ ©ejtd^t geigt unter einer fd^malen, ein- gebrücften Stirn eine grofee aufgeftülpte 9lafe, unb bide, aufgenjorfene 2xppcn, JDurd^ il^re eigentl^ümlid^e ^aarbilbung unb ©prad^e unter« fd^eiben ftd^ bie $af uaS t)on il^ren fd^lid^tl^aarigen ^lad^barn, joiDol^I Don itn 3Wala^en, alö »on ben Sluftraliem fo »efentlid^, bafe man pe aU eine ganj befonbere ©pecieö betrad^ten mufe. 3)en ^opuaö burd^ ben büfd^eligen ^aarwud^ö nal^e »enoanbt, obtool^l rdumlid^ toeit öon il^nen gefd^ieben, ftnb bie Hottentotten (Homo hottentottus). @ie betool^nen audfd^lie^lid^ ba<^ füblid^fte Slfrifa, ba^ Äaplanb unb bie ndd^ftangrenjenben SEl^eile, unb jtnb l^ier öon 5lorboften l^er eingettjanbert. ®leid^ il^ren @tamme§ge* noffen,, ben $a^)uaö, nal^men aud^ bie Hottentotten frül^er einen öiel größeren SRaum (toal^rfd^einlid^ ba§ gange öftlid^e Slfrifa) ein unb gelten je^t il^rem Sluöfterben entgegen. Slufeer ben eigentlid^en Hotten« totten, oon benen je^t nur nod^ bie beiben ©tdmme ber Äorafa (im öftlid^en Äa^)lanb) unb ber 5Rama!a (im »eftUd^en jta^)lanb) ejciftiren, gel^oren l^ierl^er aud^ bie Sufd^mdnner (im gebirgigen Snncm beö ^aplanbei^). Sei aUen biefen Hottentotten mdd^fi bad fraufe H<^a^ ebenfo in Sfifd^eln, mie bei ben $a^uaS, dl^nlid^ einer Särfte. Selbe ©pecieö ftimmen aud^ barin überein, bafe ftd^ im ©efdfe b^ toeib« lid^en ©efd^led^tg eine befonbere Neigung jur Slnl^dufung großer 5ett« maffen geigt (©teato^)9gie). 35ie Hautfarbe ber Hottentotten ift aber oiel l^eUer, gelblid^ braun. 3)aö fel^r platte ®e|td^t geid^net pd^ burd^ fleine Stirn unb SRafe, aber grofee 9lafenl5d^er auiS. 35er ÜJhinb ift fel^r breit, mit grofeen Sippen, baö Äinn fd^mal unb fpi^. 2)ie Sprad^e ift burd^ oiele gang eigentl^ümlid^e @d^nalglaute audge« geid^net. 35ie SSertoanbtfd^aft ber Hottentotten unb $apua« bebarf nod^ ndl^erer Segrünbung. 3)ie ndd^ften Slad^bam unb äßerioanbten ber Hottentotten ftnb bie Äaffern (Homo cafer). 3)iefe frauSl^aarige üRenfd^enart unte^ XXin. Äöffetn unb Sieger. 631 fd^eibet ftd^ iebod^ Don ben Hottentotten unb ^apuas baburd^, ba^ baö »oBifle ^aar nid^t büjd^etoeife Dertl^eilt ift, fonbem alö bic^teö SSUcfe ben ^opf bebedft (»ic bei ben 9legem). 35ocl^ ift biefer Unter- fd^ieb nid^t jtreng burd^ßrcifenb. 3)ie ^cirbe ber 4>aut burd^lduft atte abftufungen t)on bem gelblid^en 33raun ber Hottentotten bis ju bem Sraunfd^ttjarg ober reinen ©d^njarj beö ed^ten 3Reger§. SBdl^* renb man frül^er ber Äaffemraffe einen fel^r engen SSerbreitungö== begirf anxoie^ unb fte meijt nur ate eine Sßarietdt be^ ed^ten Siegers betrad^tete, jdp man bagegen je^t ju biefer ©pecieS faft bie ge= lammte SeDölferung beö dquatorialen Slfrifa Don 20 ®rab füblid^er bis 4 ®rab norblid^er 33reite, mitl^in aUe ©übafrilaner mit äuS^ fd^lu^ ber Hottentotten. SnSbefonbere gel^ören bal^in an ber Dftlüfte bie 3wlw'» 3ötnbe|t= unb SRofambif-SSölfer, im 3nneren bie grofee SBölferfamilie ber SBefd^uanen ober ©etfd^uanen, unb an ber SBeft* füfte bie ^cxxtvo^ unb 6ongo * Stamme. Sluc^ fte pnb, toie bie Hottentotten, öon SRorboften l^er eingettjanbert. 33on ben 5Regem, mit benen man bie Äaffern getoJl^nlid^ Dereinigte, unterfd^eiben jie ftd^ fel^r mefentlid^ burd^ bie @d^dbelbilbung unb bie ©prad^e. 3)aS ©eftd^t ift lang unb fd^mal, bie @tim l^od^ unb getoölbt, bie ^afe Dorfpringenb, oft gebogen, bie 8ip^)en nid^t fo flarf aufgetoorfen unb baS Äinn fpife. 3)ie mannid^faltigen ©prad^en ber Derfd^iebenen Äaffem=^@tdmme laffen ftd^ aUe Don einer auSgeftorbenen Urfprad^e, ber S3antu^@prad^e, ableiten. 3um ed^ten SReger (Homo niger) gel^ören gegentodrtig , nad^^ bem man Äaffern, Hottentotten unb 9Rubier Don il^m abgetrennt ^at, nur nod^ bie Sibuä im ßftUd^en SEl^eile ber ©al^ara, bie Suban- aSölfer ober ©ubaner, toeld^e gundd^ft im ©üben biefer großen SBüfte mol^nen, unb bie SeDöWerung ber xoeftafrilanifd^en Äuftenldnber, Don ber SKunbung beö ©enegal im Slorben, bi« unterl^alb ber Sliger^ 3Wunbung im ©üben (©enegambier unb 5Rigritier). S)ie ed^ten Sieger finb bemnad^ gmifd^en ben 9Iequator unb ben ndrbUd^en äBenbetreiiS eingef d^loffen, unb l^aben biefen Unteren nur mit einem fleinen SEl^eile ber Slibu'SRaffe im Dften überfd^ritten. S^nerl^alb biefer Qont l^at 632 ©*Ii*t^aariöe SWenfc^en. ^ufttalncger. XXÜL bic Sttcgcr-Slrt jtd^ öon Dften l^cr ausgebreitet. 2)le Hautfarbe bcr ed^ten 9leger ift ftctö ein mel^r ober minber rcincö ©d^toarj. 35ic 4>aut ift fammetartifl anguföl^len, unb burd^ eine eigentJ^mnlid^e übel* ried^enbe SluSbünftung auögejeid^net. SBdl^renb bie Sftegcr in ber toottigen Sel^aarung be§ ÄopfeiS mit ben Äajfem übereinftimmen, unterfd^eiben jxe jtd^ öon il^ncn nid^t unttjefentUd^ burd^ bic ®eftd^tö* bilbung. 3)ie Stirn ijt flad^er unb niebriger, bie 5Rafe breit unb bidt, nid^t öorfpringenb , bie Sippen ftarf »ulftig aufgetrieben, unb baS Äinn fel^r furg. Sluggegeid^net jtnb ferner bie ed^ten Sieger burd^ fel^r bünne SBaben unb fel^r lange Slrme. Sd^on fel^r frul^jcitig mufe pd^ biefe 2Renfd^en^@pecie§ in Diele eingelne @tdmme gerfplittert l^a» ben, ba il^re jal^lreid^en unb fel^r öerfd^iebenen ©prad^en fld^ faum auf eine Urf^)rad^e jurüdfful^ren laffen. 3)en üier eben betrad^teten toolll^aarigen SRenfd^en^^Slrten flel^en nun als anberer ^auptgtoeig ber Gattung bie fd^lid^tl^aarigen SKenfd^en (Homines liBsotriches) gegenüber. SSon ben ad^tSlrten biefer lederen laffen ftd^ fünf SpecieS als ©traffl^aarige (Euthy- comi) unb brei @pecieS als SodCenl^aarige (Euplocami) gufam^ menfaffen. SBir betrad^ten gundd^ft bie erfteren, gu benen bie UrbeDftl* ferung öon bem größten Sil^eile 8l|tenS unb Don gang Slmerifa gel^ört. . Sluf ber tiefften Stufe unter allen fd^lid^tl^aarigen 3Renfd^en, unb im ®angen öieUeid^t unter allen nod^ lebenben aRenfd^eu'^Slrten ftel^en bie Slufiralier ober Sluftralneger (Homo australis). 3)iefe ©pecieS fd^eint auSfd^liefelid^ auf bie grofee Snfel Sluftralien befd^rdnft gu fein. @ie gleid^t bem ed^ten afrifanifd^en 5Reger burd^ bie fd^toargc ober fd^toargbraune unb übelried^enbe ^aut, burd^ bie flarl fd^iefgdl^* nige unb langföppge Sd^dbelform, bie gurüdttretenbe ©tim, breite 5Rafe unb bidt aufgetoorfene Sippen, fottjie burd^ ben faft gdnglid^en 9Rangel ber 3Baben. ^Dagegen unterfd^eiben ftd^ bie Slufiralneger fowol^l öon ben ed^ten 5Regem, als oon il^ren ndd^ften 5Rad^bam, ben ^apuaS, burd^ oiel fd^todd^eren, feineren Anod^enbau, unb namentlid^ burd^ bie äJilbung beS Äopfl^aareS, »eld^eS nid^t toollig^frauS, fonbem entweber gang fd^lid^t ober nur fd^toad^ gelocft ift. 2)ie fel^r tiefe för= XXIII. ajlalapen (©unbanefler unb qjolDneRer). 633 pct\xi)t unb flcijttgc 2lu§bilbung§ftufc bcr Sluftralier ift gum Sl^cil öictteid^t nid^t urfprfinglid^ , [onbern burd^ SRüdbilbung , burd^ 2ln= paffung an bic fcl^r ungfinftigcn (Sfiftcngbcbingungcn Sluftralicnö cntftanbcn. SBal^rfd^cinlld^ ftnb bie Slufhralnegcr, al§ ein fel^r frul^ abgegttjeigtcr Sljt bcr ©utl^^comcn, »on SRorbcn ober 9lorbtt)eften l^cr in il^rc gegenwärtige ^eimatl^ eingewanbert. SBielleid^t ^nb fte ben 3)rat)iba§, unb mitl^in ben (5u^)locamen , ndl^cr öcnüanbt alö ben übrigen @utl^i)comen. 35ie ganj eigentl^umlid^e ©^)ra(l^e ber Sluftra» Her jerf^)littert jtd^ in fel^r gal^lreid^e fleine S^jcige, bie in eine nörb- lid^e unb in eine füblid^e abtl^eilung jtd^ gruppiren. @ine genealogifd^ »id^tige, obtool^I nid^t umfangreid^e SKenfd^em @^)ecie§ bilben bie SRala^en (Homo malayus), bie braune SKen- fd^enraffe ber frül^ercn 6tl^nogra^)]^ie. (Sine au^gcftorbene, fübapa» tifd^e SWenf d^en^Slrt , toeld^e ben l^eutigen SKala^en fel^r nal^e ftanb, ift ipal^rfd^einlid^ alö bie gemeinfame ©tammform biefer unb ber folgenben, l^öl^eren 9Renfd^en=Slrten angufel^en. 2Bir »ollen biefe l^^^iotl^etifd^e ©tammart al8 Unnala^en ober ^romala^en bejeid^nen. 3)ie l^eutigen ^Rala^en gerfaUen in gtoei »eit gerftreute SRaffen, in bie ©unbanefier, toeld^e SKalacca unb bie @unba*3nfeln (Sumatra, Sciöa, Someo k.) fotoie bie ^]^ilip^)inen beoölfem, unb bie $ol^* nefier, ttjeld^e über ben größten SEl^eil beö pacififd^en 3lrd^ipelö auö= gebreitet jinb. 35ie nörblid^e ®renge il^reö toeitcn a3erbrcitung§be= girlö toirb öftlid^ oon ben ©anbtoid^^gnfeln (^attjai), tocftlid^ üon ben 9Dlarianen=3nfeln (Sabronen) gebilbet; bie füblid^e ®renge bagegen öfttid^ oon bem SKangareoa^Slrd^tpel, toeftUd^ oon 5Reufeelanb. ©in toeit nad^ SBeften Derfd^lagener eingelner 3»^tfl l>cr ©unbaneper jtnb bie 33ett)ol^ner oon SRabagaöfar. JDiefe toeite ^)elagifd^e SSerbrei= tung ber SKala^en erflärt ftd^ auö il^rer befonberen JReigung für baS Sc^ifferleben. aiS i^re Ur^eimat^ ift ber füböftUc^e SEl^eil beö ajia- tifd^en geftlanbeö gu betrad^ten, oon wo auS fte ftd^ nad^ Dften unb ©üben verbreiteten unb bie ^opuaö Dor ftd^ l^er brängten. 3n ber förperlid^en Silbung ftel^en bie SRala^en unter ben fibrigen arten ben ÜRongolen am nfid^fteu; giemlid^ nal^e aber aud^ ben lodtigen 3Rittel* 634 Wolapen. Wongolen. XXIII. Idnbem. 3)cr ©d^dbcl ift tncifl furj!ö^)flg, fdtcncr mittclKpfig, unb fcl^r feiten langföpfig. 35aö |)aar ift fd^lid^t unb ftroff , oft jeboc^ etüjaö gelodt. 35ie Hautfarbe ift braun, balb mel^r gelblld^ ober gimmtbraun , balb mel^r rötJ^lid^ ober htpferbraun, feltener buntel» braun. 3n ber ©eftd^tiSbilbung ftel^cn bie 5Wala9en jum großen Stl^cil in ber SWitte gtoifd^en ben 5Wongolen unb aRtttettdnbem. Oft ftnb pe oon Unteren faum gu unterfd^eiben. 2)a§ ©efld^t ift meift breit, mit oorfpringenber 9Rafe unb biden Ätppen, bie 8lugen nid^t fo eng» gefd^li^t unb fd^ief, toie bei ben SRongolen. SlUe SWala^en unb ^o* l^nefter begeugen il^re nal^e ©tammeöoenoanbtfd^aft burd^ il^re ©prad^e, »eld^e ftd^ gtoar fd^on frül^geitig in Diele fleine ßttJeige gerfpUtterte, aber bod^ immer oon einer gemeinsamen, gang eigentl^ümlid^en Ur« fprad^e ableitbar ift. 3)ie inbioibuenreid^te oon allen 2Renfd^em8lrten bilbet neben bem mittellänbifd^en ber mongolifd^e 2Renfd^ (Homo mongolicus). 3)a]^in gel^ören aQe Setool^ner bed aftatifd^en ^^eftlanbe^, mit Sud« nal^me ber ^9^)erborder im 9lorben, ber wenigen SKala^en im ©ibs often (5Walacca), ber 3)raoibaö in äßorberinbien, unb ber SRittelldnber im ©übxoeflen. 3^ 6uro^)a ift biefe 3Wenfd^en=3lrt burd^ bie Sinnen unb Saften im 9lorben, bie SRag^aren in Ungarn unb DieUeid^t einen SEl^eil ber Surfen oertreten. 2)ie JJ^autfarbe ber SWongolen ift ftet« burd^ ben gelben ©runbton auiSgegeid^net, balb l^eller erbfengelb ober felbft koei^lid^, balb bunfler braungelb. S)a^ ^aar ift immer flrajf unb fd^toarg. 35ie ©d^dbelform ift bei ber großen SRel^rgal^l entfd^ieben furgfopflg (namentlid^ bei ben i^almüdten, Safd^firen u. f. ».), l^dufig aud^ mittelfbpfig (Stataren, ®^inefen u. f. ».). 3)a- gegen fommen ed^te Sangfopfe unter il^nen gar nid^t oor. 3^ ^^^ runben ©efid^töbilbung finb bie enggef d^li^ten , oft fd^ief geneigten äugen auffattenb, bie ftarf oorftel^enben Sacfenfnod^en , breite 9Rafe unb bidten 2i<)pen. 2)ie @^)rad^e aller 5Wongolen Idfet pd^ toal^rfd^ein* lid^ auf eine gemeinfame Urf^)rad^e gurüdtfül^ren. 2)od^ ftel^en pd^ alö gwei frül^ getrennte JE)au|)tg»eige bie einfilbigen ®^)rad^en ber inbo^d^inejlfd^en Siaffe unb bie mel^rjUbigen @^)rad^en ber übrigen XXIII. IWonflolen. «rftifei. «merifoner. 635 mongolifd^en JRaffcn gegenüber, ^n bem einpibigcn ober monof^U laben (Stamme ber Sni^od^inefcn gcl^ören bie libetaner, Sirmanen, ©iamefen unb ßl^inefen. 35ie übrigen, bie tjielplbigen ober pol9= f^ttaben SWongplen jerfallen in brei SRaffen, nämlid^ 1) bie i^oreo* Japaner (Koreaner unb 3ö^>ancfen); 2) bie Sltaier (Slataren, Surfen, i^irgifen, i^almüden, Surjäten, Jungufen) ; unb 3) bie Uralier (@a« mojeben, Sinnen). SBon ben ginnen ftammt aud^ bie mag^arifd^e Seoölferung UngarniS ab. SlliS eine 2lbj»eigung ber mongolifd^en 2Renf(l^en*3lrt ifl ber ^olarmenfd^ (Homo arcticus) ju betrad^ten. SBir f äffen unter biefer SBejeid^nung bie ©ettjol^ner ber arftifd^en ^olarldnber in beiben ^emifpl^firen jufammen, bie @gfimoi§ (unb ©rönlänber) in Sftorbamerifa, unb bie ^^perboräer im norböftUd^en Sljten (^ufagiren, Jfd^ultfd^en, Äuridfen unb Äamtfd^abalen). 35urd^ 3ln^affung an baö ^olarfUma ift biefe aRenfd^enform fo eigent^mlid^ umgebilbet, bafe man ftc tool^l aliS Vertreter einer befonberen ©peciei^ betrad^ten fann. 3^re Statur ift niebrig unb unterfe^t, bie ©d^dbelform mittelföpfig ober fogar langföpfig, bie Slugen eng unb fd^ief gefd^Ufet, toie bei ben 9Rongolen, aud^ bie 93ad(enfnod^en oorftel^enb unb ber SRunb breit. 3)aö ^aar ift ftraff unb fd^»arj. 3)ie Hautfarbe ift l^eßer ober buuHer bräunlid^, balb faft toei^Ud^ ober mel^r gelb, mie bei ben SRongolen, balb mel^r rotl^lid^, »ie bei ben Slmerifanem. 3)ie @pra* d^en ber $olarmenfd^en ftnb nod^ menig betannt, j|ebod^ fomol^l t)on ben mongolif d^en , als Don ben amerifanifd^en öerfd^icben. SBal^r« fd^einlid^ ftnb bie Slrftifer al§ gurüdtgeblicbene unb eigentl^ümlid^ an^ gepalte S^^iß^ i^ncö SKongolen-StammeS ju betrad^ten, ber auö bem norböftlid^en 3lpen nad^ 5Rorbamerifa l^inüberwanberte unb biefen (Srb- tl^eil beDölferte. 3ur 3cit ber (Sntbedfung Slmerifas »ar biefer ©rbtl^eil (oon ben ßsfimoö abgefel^en) nur üon einer einjigen SRenfd^enart beöölfert, ben Slotl^l^duten ober Slmer ifanern (Homo americanus). Unter allen übrigen SRcnfd^enarten pnb il^r bie beiben Dorigen am ndd^ften oerwanbt. gnöbefonbere ift bie ©d^dbelform meiflenS ber SKittelfopf, 636 «merifoner XXHI. feiten i?urjfopf ober Sangfopf. 35ie ©tirn ift breit unb fel^r niebrig, bie 5Ra[e grofe, öortretenb unb oft flebogen, bie Sacfenfnod^en Dor* tretcnb, bie Sippen e^er bünn, alö bid. 2)a8 ^aar ift fd^toarj unb ftraff. 35ie Hautfarbe ift burd^ rotl^en ©runbton auSgejeid^net, »cl^» d^er iebod^ balb rein hipferrotl^ ober l^eUer rfttl^lid^, balb uiel^r bunHcr rotl^braun, gelbbraun ober oliöenbraun xoirb. 3)ie jal^lreid^en ©pra* d^en ber öerfd^iebenen amerifanifd^en SRaffen unb ©tdmme flnb aufeer^ orbentUd^ »erfd^ieben, aber bod^ in ber urfprünglid^en Slnlage ipefenfc lid^ übereinftimmenb. SBal^rfd^einlid^ ift Slmerifa juerft Dom norb« öftlid^en Sipen l^er beüölfert »orben, oon bemf elben !Wongolen«^@tanimc, Äon bem aud^ bie Slrftifer, (Jg^^perborder unb @gf imoö) pd^ abgejtoeigt l^aben. 3«^^ breitete jtd^ biefer Stamm in 9lorbamerifa auS unb ttjanberte erft Don ba aus über bie Sanbenge Don Gentral-Jlmeraa l^inunter nad^ ©übamerifa, in beffen füblid^fter ©pi^c bie ©pecieö burd^ Änpaffung an fel^r ungünftige e^iftenj^Sebingungen eine flarfe gHudbilbung erful^r. üRöglid^er SBeife finb aber Don SBeftcn l^er au^er ^Rongolen aud^ ^ol^nefier in Umerila eingetDanbert unb l^aben fid^ mit biefen Dermifd^t. 3ct>«ttfatt8 finb bie Ureintool^ner SlmerifaÄ aus ber alten SSelt l^erubergelommen , unb leinedtoegd, toie @inige meinten, aü§ amerifanifd^en Slffen entftanben. Gatarl^inen ober fd^malnafige 3ljfen l^aben gu feiner 3eit in 3lmerifa ejriftirt. 35ie brei 2Renfd^cn-@pecicS, »eld^e toir nun nod^ unterfd^eiben, bie 35raDibaiS, 5Rubier unb SWitteUdnber, ftimmen in mand^erlei ©igen* tl^ümlid^feiten überein , toeld^e eine ndl^ere SSerwanbtfd^aft berfelbcn ju begrünben fd^einen unb fie Don ben Dorl^ergel^enben unterfd^eiben. 2)a]^in gcl^ört Dor Sitten bie ©ntmicfelung eineö ftarfen SBartl^aareiJ, loeld^eö atten übrigen ©pecieiJ entmeber ganj fel^lt ober nur fel^r fpdr* lid^ auftritt. S)a« ^auptl^aar ift getoö^nlid^ nid^t fo ftraff unb glatt, tt)ie bei ben fünf Dorl^ergel^enben 8lrten, fonbem meifteniJ mel^r ober weniger gebdtt. Slud^ anbere ®^araftere fd^einen bafür ju fpred^en, ba^ mir bief elben in einer ^auptgruppe, ben SodCenl^aarigen (Euplocami), Dereinigen fönnen. 35er gemeinfamen Stammform ber ®upbcamen , unb Dietteid^t XXIII. Drot?iba«. «ubier. 637 aller Siffotrid^en, fel^r nal^e fd^cint ber SJraöiba^'ÜMcnfd^ gu flcl^cn (Homo dravida). ®egcntt)firtifl ift bicfc uralte @pecte§ nur nod^ burd^ bie 2)ef]^on*5B5lfer im füblid^cn Stl^eilc Sorber-^nbieuö unb burd^ bie benad^barten Settjol^ner ber ©ebirge be§ norböftUd^en 6ei)* Ion öertreten. ffrül^er aber [d^eint blefelbe ganj SBorberinbien einge^ nommen unb aud^ nod^ toeiter pd^ auSgebel^nt gu l^abcn. @te geigt einerfeitö äßerwanbtfd^aftö'SBegicI^ungcn gu ben Sluftraliern unb 2Ka* la^en, anberfeits gu ben 2Kongolen unb aRittcIldnbem. 3)ie ^aut« färbe ift ein Ud^tereö ober bunflereö Sraun, bei einigen Stammen mel^r gelbbraun, bei anberen faft fd^toarglbraun. 5)aS ^auptl^aar ift, toie bei ben SRittelldnbem , mel^r ober toeniger gclodtt, toeber gang glatt, toie bei ben ©utl^ijcomen, nod^ eigentlid^ ttjollig, loie bei ben Ulo- trid^en. Slud^ burd^ ben auögegeid^net ftarlen ©arttoud^^ gleid^cn ftc ben 5IRittellfinbern. 3^re ooale ®e|td^t§bilbung fd^eint t^eils berjenigen ber 2Kala^en, tl^eite berienigen ber 9Rittelldnber am näd^ften Denoanbt gu fein, ©ewöl^nlid^ ift bie Stirn l^od^, bie 9Rafe oorfpringenb, fd^mal, bie £i<)pen wenig aufgeworfen. S^re ©prad^e ift gegenwärtig ftarf mit inbogermanifd^en Elementen oermifd^t, fd^eint aber urfprunglid^ oon einer gang eigentl^ümlid^en Urf:prad^e abguftammen. $Rid^t weniger @d^wierig!eiten als bie 35raoiba«@pecieig, l^at ben ©tl^nograpl^en ber 5Rubier (Homo nuba) oerurfad^t, unter weld^em SRamen wir nid^t nur bie eigentlid^en 9lubier (Scftangallaö ober ©on- golefen), fonbcm aud^ bie gang nal^e oerwanbten SulaS ober gellataS begreifen. 5)ie eigentlid^en 3Rubicr bewol^neu bie oberen SHiUSdnber (35ongola, ©d^angalla, Sarabra, Äorbofan); biegwlciö oberg^llata^ bagegen ftnb oon ba aus weit nad^ SSeften gewanbert änb bewol^nen ie^t einen breiten @trid^ im ©üben ber weftlid^en Sal^ara, eingefeilt gwifd^en bie Kubaner im 3florben unb bie Sftigritier im ©üben. ®e= wöl^nlid^ werben bie 3fluba* unb ^Jula^Sßölfer entwcber gu ben 5Regern ober gu ben l^amitifd^en äßölfem (alfo SRitteUdnbern) gered^net, untere fd^eiben ftd^ aber oon Seiben fo wefentlid^, bafe man fte als eine befonbere 2lrt bctrad^ten mufe. SBal^rfd^einlid^ nal^m biefelbe frül^er einen großen Stl^eil beS norböftlid^en Slfrifa ein. 3)ie Hautfarbe ber 638 OWitteaänber ober .^auföfler. XXIII. 9luba^ unb gula^SSölfer ift gelbbraun ober rotl^braun, feltener bunfel^ braun biö fd^warj. 3)aö ^aar ift nid^t wollig, fonbern nur lorfig, oft fogar faft ganj fd^licbt; bic Haarfarbe ift bunfelbraun ober fd^warj. 35er SBartwuc^ö ift öiel ftdrfer alö bei ben 9legern cntwicfelt. S)te oöale ©ejtd^töbilbung näl^ert ftd^ mel^r bcm mittellänbifd^en aU bem Stteger-St^puiJ. 2)ie @tirn ift l^od^ unb breit, bic 9lafe öorf^jringenb unb nid^t platt gebrüdtt, bic Sippen nid^t fo ftarf aufgeworfen wie beim 9leger. 2)ic ©prad^cn bcr nubifd^cn S3ölfer fd^cinen mit bcn= jcnigcn bcr cd^ten 9lcger gar feine SSermanbtfd^aft ju beft^en. Sin bic @pi|e aller ÜHcnfd^cnartcn l^at man öon icl^cr al§ bie l^bd^ft cntwicfcltc unb öoUfommenfte ben faufajtfd^en ober mittel^ länbifd^cn^Rcnfd^cn (Homo mediterraneus) geftellt. ® ewöl^nlid^ wirb bicfc gorm afö ^faufapfd^e Staffc'' bejeid^net. 3)a febod^ grabe bcr faufajtfd^e Bwcig unter allen 3laffen biefer ©pecie« bie »cnigft bebeutenbe ift, fo jicl^en wir bie öon gricbrid^ 3Küller öorge* fd^lagene, öicl paffenbere Sejeid^nung bciJ 5Webiterran-3Rcnfd^en ober 9Rittelianber§ öor. 35enn bie »id^tigften SHaffcn biefer ©pecieö, meldte jugleid^ bie bebeutenbften gactoren bcr fogenannten „SBcltgcfd^id^te" finb, l^abcn ftd^ an ben ©eftaben beö 3Kittelmeere« ju i^rer erften Slütl^e entttjidclt. S)er frül^erc SScrbrcitungiSbejirf biefer Slrt wirb burd^ bie SBcjcid^nung bcr „inbo^atlantifd^cn'* @pecie§ auögebrücEt, wdl^renb biefelbe gegenwärtig pd^ über bie ganjc @rbe verbreitet unb bic meiften übrigen SRenfd^cn^pcciciJ im i?ampfc um'ö S)afein über^ winbet. 3n förperlid^er, wie in geiftiger Scgiel^ung, fann pd^ feine anbere 3Rcnfd^enart mit bcr mittclldnbifd^en meffen. Sic allein l^at (abgefel^en ödn bcr mongolifd^en ©pecicg) cigcntlid^ ^©cfd^id^tc" ge= mad^t. ©ic attein l^at jene Slütl^e bcr ßultur cntwidtclt, weld^e ben üRenfd^en über bie ganjc übrige 3Ratur ju crl^cbcn fd^cint. 35ic ßl^arafterc, burd^ weld^c pd^ bcr mittelldnbifd^e 3Kcnfd^ öon ben anberen Slrten beö ®efd^lcd^ti5 unterfd^eibet , pnb aUbefannt. Unter ben duneren Äennjcid^en tritt bie l^cUe Hautfarbe in ben SSor« bergrunb ; Jebod^ jcigt bicfc alle Slbftufungen oon reinem SBeife ober 3flötl)lid^ weife, burd^ ®elb unb ©eibbraun, bi« jum ©unfclbraunen XXin. ©a«fen unb Äouföfler. 639 ober fclbft ©d^toarjbrauncn. 35cr ^aamud^ö ift tneiftcttjJ ftarf, bad ^auptl^aar mcl^r ober toeniger lodCig, ba§ SBartl^aar ftdrfcr, afö bei aDen übrigen Slrten. S)ie ©d^dbelform geigt einen großen Sreiten^ grab ber ©nttoicfelung; ubertöiegenb ftnb im ®anjen tool^l bie ÜRittel* fö|)te; aber aud^ gangf5|)te unb Äurjfö|)te pnb weit verbreitet. 2)er i?örperbau im ©angen erreid^t nur bei biefer einjigcn SKenfd^enart ieneö ©benma^ aDer 3:i^eile unb jene gleid^mdftige entwidelung, toeld^e wir olö ben S^puö »oDenbeter menfd^lid^er ©d^önl^eit bejeid^nen. 2)ie @prad^en aller JRaffen biefer @pecie§ laffen jtd^ biö fe^t nod^ nid^t auf eine einjige gemeinfame Urfprad)e jurudEfül^rcn; öieUeid^t ftnb minbe[ten§ t)ier öerfd^iebene Urfprad^en anjunel^men. 33em entf|)red^enb ftn8 aud^ t)ier öerfd^iebene, nur unten an ber SBurgel jufammenJ^dn« genbe Sftaffen innerl^alb biefer einen @pecieö ju unterfd^eiben. Qxo^ öon biefen SHaffen, bie Sa^^fen unb Äoufafter, ejriftiren nur nod^ in geringen Ueberbleibfeln. 35ie SaSfen, weld^e frül^er ganj Spanien unb Söbfranfreid^ beüölferten, leben je^t nur nod^ in einem fd^malen @trid^e an ber norblid^en ^fte @|)anienjJ, im ®runbe ber Sud^t öon Siöca^a. 35ie SRefte ber faulaftfd^en Siaffe (bie 2)ag]^ftaner, Stfd^er^ feffen, 3JKngrelier unb Georgier) ftnb je^t auf baö ®ebirgdlanb be§ Äaulafuö jurüdtgebrdngt. ©owol^l bie @<)rad^e ber Äaufafter, alö bie ber Saöfen ift burdf)auö eigentl)ümlid^ unb Idfet ftd^ weber auf bie l^amof emitif d^e nod^ auf bie inbogermanifd^e Urfprad^e jurudtful^ren. Slud^ bie ©prad^en ber beiben ^au|)traffen ber mebiterranen (Spt^ cieö, bie l^amofemitifd^e unb inbogermanifd^e , laffen pd^ faum auf einen gemeinfamen ©tamm jurudtffil^ren, unb bal^er muffen biefe beiben Sftaffen fd^on fel^r frul^ ftd^ öon einanber getrennt l&aben. ^amofemiten unb 3ni>ogermanen l^dngen l^öd^ftcniS unten an ber SBurjcl juf ammen. 35ie ^amofemitifd^e Stoffe fpaltete ftd^ ebcnfaUö fd^on fel^r frii]^ in jWei bit>ergirenbe S^^cige, ben l^amitifd^en 3tt)eig (in 6g9|)ten) unb ben femitifd^en ßttJcifl (in Slrabien). 33er eg^ptifd^e ober afrifanifd^e 3tt>^iflf ^ic ^amiten genannt, umfaßt bie alte Se* öölferung ©g^ptenö, femer bie grofee ®rup|)e ber Sib^er unb Serber, toeldf)e 9lorbafrifa inne l^aben unb frül^er aud^ bie canarifd^en gipfeln 640 ^atnofetniten unb Snbögermonen. XXIII. betool^ntcn, nnb enbliil) bic ®ntp|)c bcr Slltnubier ober 3tct]^io^)ier (Scbfd^a, ®aKa, 3)anatil, Somali unb anbcrc SSölfcr), locld^c baö ganjc norböftli(I)e Äüftenlanb öon Slfrifa bis gum Slcquator l^erab bc^ oölfcrn. S)er arabifd^c ober afiatifd^e ßweifl bagegen, bie@c* miten umfaffenb, f paltet ftd^ in jioci ^auptdftc: Araber (ox bem anbringen ber 3nbogermanen einigermaßen gefd^ü^t. dagegen werben bie übrigen SHaffen, bie ol^nel^in fel^r jufammengefd^moljen jlnb, bm übermäd^* tigen 3Rittelldnbem im Äautpf um8 2)afein frül^er ober fpdter gdnjlid^ erliegen, ©d^on je^t gelten bie Slmerifaner unb Sluftralier mit rafd^en ©d^ritten il^rer völligen Sluörottung entgegen, unb baffelbe gilt aud^ t)on ben ^apm^ unb Hottentotten. Snbem wir uniS nun ju ber eben fo intereffanten alö fd^wierigen Srage oon bem öcnoanbtfd^aftlid^en 3ufammenl^ang, ben SBan- berungen unb ber Url^eimatl^ ber 12 SKenfd^cnarten wenben, »iU id^ im aSorauö bemerfen, baß bei bem gegentodrtigen ßuftanbe un= ferer ant]^ro|)ologifd^en Äenntniffe Jebe Antwort auf biefe fjrage nur aU eine |)rooiforif(^e ^^potl^efe gelten fann. e§ oer* l^dlt fid^ bamit nid^t anberö, alö mit jeber genealogifdf)en ^^potl^efe, bie mir unö auf ®runb be§ „natürlid^en ©gftemi^" t)on bem Ur- fprung öermanbter Stl^ier* unb 5ßflanjenarten mad^en tonnen. S)urd^ jpaetfel, 9{atütl. ©(^öpfunö^gej* 7. ftufl. 41 642 Urbeimat^ be« Wenf^en (5«r Urmenf(6 »on ©fibofien ober 9emuHen. 643 SBanbcrung crfldren. (SBcrgl. bic ^RigrationS^Safcl XV, am ©nbc, unb bercn (Srfldrung.) SSott bem ]^9|)ot]^eitj^en Urmenfd^en (Homo primigenius), tDel^er fi^ entoeber in Semurien ober in ©äbafien (DieDei^t au^ im öftticJ^en ä^ifa) todl^rcnb bcr Scrtidrjcit au8 ant]&ro^)oiben äffen cnt= toidcltc, fcnncn »ir no^ feine fofftlen Äefte. SIber bei ber au^er«' orbentli^en Slel^nU^fcit, »cld^c p^ sti)if<%en ben nieberften 3Kenf^en« raffen unb ben l^5^ften 3Renf^enaffen felbft je^t no^ erl^alten l^at, bebarf e§ nur geringer 6inbilbungdfraft, um p^ gwifd^en Seiben eine Dermittelnbe 3ti)i!^cnform unb in biefer ein ungefdl^red Silb Don btm mutl^ma^Ud^en Urmenf d^en .ober Slffenmenfd^en öorjufteUen. S)ie ©d^dbelform beffelben wirb fel^r langfö|)fig unb fd^ief jdl^nig gemefen fein, bie Hautfarbe bunfel, brdunlid^. 33le Sel^aarung beS ganjen Ä5r|)eriS wirb bitter afö bei allen Je^t lebenben üRenfd^enarten ge= »efen fein, bie SIrme im aSerl^dltnife Idnger unb ftdrier, bie Seine bagegen turjer unb bünner, mit ganj unentoidetten SSaben; ber ®ang mit ftarl eingebogenen Änieen. 3Benn bie eigentUd^ menfd^li^e @|)ra^e, b. 1^. bie articuUrte 33e- grifföf^jrad^e, mono|)]^^letif^ ober einl^eitUcJ^en Urfprung« ift(ti)ie SBleef, ®eiger u. Sl. annel^men), fo loirb ber Slffenmenfd^ bie erften Slnfdnge berfelben bereit« befeffen l^aben. SBenn fie bagegen pol^pl^^letifd^ ober Diell^eitU^en Urf^jrungö ift (toie ©d^leid^er, g. ÜRüUer u. 31. bel^aupten), fo toirb ber Slffenmenfd^ nod^ fprad^lo« (Malus) gemefen fein unb feine 9lad^fommen »erben bie ®pxa6)t erft erworben l^aben, nad^bem bereits bie JDioergenj ber Urmenfd^enart in Derfd^iebene @|)ecie8 erfolgt »or. 33ie ß^^l ber Urfprad^en ift aber nod^ betrdd^tUd^ größer, als bie ßci^l ber Dorl^er betrachteten 3Ren« fc^enarten. 35enn eS ift nod^ nid^t gelungen, bie oier Urf|)rad^en ber mittettdnbifd^en ©|)ecie«, baö SaSfifd^e, Äaulajtfdf)e, ^amofemi== tifd^e unb S^tbogermanifd^e, auf eine einjige Urf|)rad^e jurüdtjufül^ren. ©benfotoenig laffen pd^ bie »erfd^iebenen 9legerfprad^en öon einer ge^ meinfamen Urfprad^e ableiten. S)iefe beiben @|)ecie«, 2Rittellänber unb 9leger, ftnb bal^er jebenfalls pol^glottonifd^. ^Dagegen ift bie 4V 644 ?^o(9g(ottonf unb monoglottone WenWenarten. XXIII. mala^ifd^c 2Renf(l^enart monoglottonif^; alle il^rc ^)Dl9ncpf^cn unb funbancPf^cn 2)ialcctc unb ©prad^cn laffcn ftd^ öon einer gc^ • metnfamcn, Ifingft untergegangenen Urf^)rad^e ableiten. 6ben fo monoglottonifd^ ftnb bie übrigen SKenfd^enarten: bie 5KongoIen, Sr!* tifer, Slmerilaner, 9lubier, SJraDiba^, Sluftralier, ^a^)ua8, Rotten* totten unb Äaffern (öergl. @. 648). Uebrigenö \pxtiitn öielc ipid^ttge ©rünbe für bie Slnnal^me, ba^ fd^Ue^UcJ^ bod^ aud^ aUe jene „Ur^ fprad^en'' jtd^ nod^ werben auf eine einjige gemeinfame SBurgel^ f|)rad^e jururffül^ren laffen. Sluö bem fprad^lofen Urmenfd^en, ben »ir ate bie gemeinfame ©tammart aDer übrigen ©pecie« anfeilen, enttt)idelten ftd^ jundd^fl wal^rfd^elnlid^ burd) natürlid^e Süd^tung öerfd^iebene un§ unbefannte, ie^t längft auögeftorbene 3Renfd^enarten, bie nod^ auf ber Stufe beö f|)rad^lofen Slffenmenfd^en (Alalus ober Pithecanthropus) ftel^en blie' ben. Stoei öon biefen @^)ecieg, eine tooK^aarige unb eine fd^lic^t^ l^aarige ärt, weld^e am ftdrfften biöergirten unb bol^er im Äam^)fe umS $Dafein über bie anbem ben @ieg baöon trugen, »urben bie Stammformen ber übrigen 3Renfd^enarten. S)er ^auptjmeig ber tooUl^aarigen SRenfd^en (Ulotriches) breitete jtd^ junfid^ft blofe auf ber füblid^en ©rbl^dlfte au§, unb »an« berte l^ier tl^eilö nad^ Dften, tl^eils nad^ 3Beften. Ueberrefte beö öfl- Ud^en ßttJ^ißc^ pnb bie ^ßopuaiS in Neuguinea unb 3Relanefien, toeld^e friil^er oiel weiter weftlid^ (in ^interinbien unb ©unbanefien) öerbreitet waren , unb erft fpfiter burd^ bie ÜRala^en nad^ Dften gebrdngt wur« ben. SBenig oerdnberte Ueberrefte be§ weftlid^en Steige« flnb bie Hottentotten, weld^e in il^re je^ige ^eimatl^ oon SHorboften auö ein= gewanbert ftnb. SBietteid^t wdl^renb biefer SBanberung jweigten fid^ oon il^nen bie Äaffem unb Sieger ab. 35er jweite unb entwidelungöfdl^igere Hau^)tjU)eig ber Urmen« fd^en^Slrt, bie fd^lid^tl^aarigen ÜHenfd^en (Lissotriehes), l^aben un8 DieUeid^t einen wenig oerdnberten, nad^ ©üboften geflttd^teten SReft il^rer gemeinfamen Stammform in ben affenortigen Sluftraliem l^interlaf[en. SJiefen legieren fel^r nal^e ftanben oieUeid^t bie füb* XXIII. fflanberung unb ^ludbreitung ber üWenfd^enarten. 645 aftatifd^en UrmaU^en ober ^romala^en, mit meld^etn Flamen toir öor^cr bic auögcjtorbcnc, l^^pottictifd^c ©tatnmform bcr übrigen fed^S SWcnfd^cnartcn bcjcid^net l^abcn. SluS bicfer unbcfanntcn gc^ mcinfamcn Stammform fd^eincn fld^ al§ brci biöergircnbc QwiQt bie etgentUd^en ^ala^en, bie ^ngolen unb bie @u))Iocamen ent- »Idtclt ju l^abcn. S)ic crftcn breiteten ftd^ nad^ Dften, bie jweiten nad^ Sllorben, bic britten nad^ SSBeften l^ln au8. 33ie Url^etmatl^ ober ber ^@d^öpfung§mltte4)unft'' bcr ÜRala^en ift im füböftUd^en ^^U bt^ ajlatifd^en geftlanbe« ju fud^en ober öielleid^t in bem auSgebel^nteren kontinent, ber frul^er beftanb, al§ nod^ ^interinbien mit bem @unba='8lrd^i))el unb bem 5ftUd^en fic* murien unmittelbar jufammenl^ing. SSon ba auS breiteten pd^ bie SRala^en nad^ @fibojten über ben ©unba^Slrd^tpel bis Suro l^in au«, ftreiften bann, bie $a^)uag Dor pd^ l^ertreibenb, nad^ Often gu ben @amoa= unb Songa-Sufeln l^n, unb jerftreuten ftd^ enblid^ öon l^ier aui^ nad^ unb nad^ über bie gange ^nfelioelt bed fübUd^en pacififd^en Dceanö, bi« nad^ ben @anbtoid^*3nfeln im Slorben, ben SRangareoen im Dften unb Sleufeelanb im ©üben. 6in einjelner Sti)cig, toeit nad^ SSBeften t^erfd^Iagen, bet)5lferte 3RabagaiS{ar. 35er jtoeite ^au^)tjtt)eig ber Urmala^en, bie ÜRongolen, brei* tete pd^ jundd^ft ebenfalls in ©üba^en aus unb beöölferte attindl^lid^r öon ba aus nad^ Dften, 3ilorben unb 9lorbti)efien auSftral^lenb, ben größten S^l^eil beS apatifd^en S^tlanbeS. 33on ben öier ^auptraffen ber mongolifd^en ©pecieS pnb »al^rfd^einlid^ bie g^bod^inefen als bie ©tammgnip|)e ju betrad^ten, auS ber pd^ erft als büjergirenbe Steige bie übrigen 3laften, ßoreo-S^aner unb Ural*3lltaier fpdter enttoidelten. SluS bem SSBeften SipenS toanberten bie Mongolen t>xtU fad^ nad^ @uropa l^inüber, U)o nod^ {e^t bie Rinnen unb i^apptn im nörblid^en 9iu|lanb unb @f anbinaDien , bie nal^e Denoanbten ^a^ g^aren in Ungarn unb ein 33^eil ber DSmanen in ber Stürlei bie mongolifd^e @^)ecieS vertreten. SlnbrerfeitS toanberte auS bem norböftlid^en SIpen, toeld^eS öor* mals i^ermutl^lid^ burd^ eine breite £anbbrüde mit 9brbamerila gu^ 646 ®eo0Tap(>if<^e ©erbreitung ber OÄenWenatten. YXYTT- fammcnl^ing , ein S'^txQ bcr 3Rongolcn in Mcfen ©rbtl^cil l^nübcr. SU« ein aft bicfeö 3tt>cifl^ö, toeld^cr burd^ 8ln^)af[unfl an bic un* flünftigen (gjriftcnjbcbingungen bc§ ^olarflimaS cigentl^ümli^ rüdgc* bilbct tourbc, jtnb bic Slrltifcr ober ^olanncnfci^cn ju betrauten, bic ^9|)crbordcr im norböftUd^cn Slftcn, bic 68fimo8 im nörblid^iten Slmcrifa. S)k ^anptmaffc bcr mongoUfd^cn (Sinisanbcrcr aber toan« bcrtc nad^ Säbcn, unb breitete fid^ aEmdl^Iid^ Aber gang SlmerUa au«, iundd^ft ftber ba« n5rblid^e, fpdter Aber ba« fäblid^c SImertla. S)er britte unb U)id^tigjtc ^au:pt}tt)eig ber Urmaiaqen, bie Sodten« t)ölfer ober @upIocamen, l^aben un« oieHeid^t in ben l^eutigen S)ra' oiba« (in SSorberinbien unb ße^lon) biejcnige 3Renfd^enart l^interlafjen, bie jtd^ am toenigjten oon ber gemeinfamen Stammform ber ©nplo* camen entfernt l^at. S)ie ^au|)tmaffe ber le^teren, bie mitteOdnbifd^e ©|)ecieö, toanberte öon il^rer Url^eimatl^ (^inboftan?) au« nad^ SSBeften unb bcöölfertc bie Äüftenldnber be« 3Kittclmeere«, ba« ffibtoefttid^e Sljten, 3lorbafrifa unb (Suropa. SU« eine Slbjtoeigung bcr femitifd^en Urt)ölfcr im norb5fHid^en Slfrtfa jtnb mögUd^crtocife bic Äubier ju betrad^ten, loeld^e toeit burd^ ^ittelafrila l^inburd^ bi« fofi }u beffen SBcfttüfte l^inübcrtoanbcrtcn. 35ic biöcrgircnben S^^eige ber inbo* germanifd^en 3laffe l^abcn jtd^ am tociteften öon ber gemeinfamen Stammform bc« Slffcnmenfd^cn entfernt. SSon ben beiben ^aupt^ jtocigen biefer 3laffe l^at im claf jtfd^cn SUtcrtl^um unb im 3RittelaIter ber romanifd^c 3ti>^ifl (bic graeco4talo*fcltifd^c ®ntp^)c), in ber ©egen« wart aber ber germanifd^c S^eig im SBcttlaufe ber ßulturentmidfdung bic anberen Qxo^Qt überflügelt. Obenan (teilen bie ©ngldnbcr unb bie S)eutfd^enr tocld^c üorjug«U)cifc gcgcniodrtig in bcr ©rlenntni^ unb bem 9(u«bau bcr @ntn)icfclung«gefd^id^tc ba« f^nbament für eine neue ^criobe ber toiffenfd^aftlid^cn ©enfmeife unb über]^au|)t ber l^öl^cren geiftigen ©ntioidfclung legen. xxm. 647 S^emotifd^e Vithtx^äft ber 12« Wltn^ifftn^^ptät^* N.B. ^ie Q^olumne A giebt bie ungefähre Set^dlferungdgabl in Oniaionen an. 2)ie dolumm ß beutet t>ai p^pletif^e (intn)i(felungdpabium ber @peded an, unb i^ar bebeutet: Pr = Sortfd^reitenbe ^tu^breitung; Co = Ungefäbred ®Iei4< bleiben; Re = IRücfbilbunQ unb ^tudßerben. 2)ie Q^olumne C giebt bad Serbaltnig bei Urfpradbe an; Mn (OnonoglottoniM) bebeutet eine einfache Urfprad^e: PI ($of9« gtottonif4) eine me^rfadbe Utfprac^e bei 6pecie^.. ^ribtt« iKfnfd)nt^0pfcie6 B iQeimatI) Söf^eH^vigel Lophooomi (ca. 2 Oniaio« nen) Enooonii (ca. 150 mU lionen) Eotlijeoiiif (gegen 600 gWiaionen) Enploeamf (aegen 600 dRiaionen) 1. ^pcpua 3. Hoffet 4. 9ltgiex 5. Ibt^alier 6. SRoIa^e 7. fRongoIe 8. Htltüer 9. ünterilaiteY 10. itratriba 11. ffbMtx 12. mttdUbiket 13. Odaflarbe bec «rten 8umma 2 •Re A Re 20 Pr 130 Pr 1^ Re 30 Co 550 Pr tV Co 12 Re 34 Co 10 Co 550 Pr 11 • Pr 1350 {9{euguinea unb SRela« nefien, $bilippinen, ajlalaffa w„ r6übli(^e« «frifa ^" l (daplanb) {@übafnfa (gmifc^en 30° 6. »r. urtb rüRittelafrifa (|n)if(^en PI { bem ^equatoi unb [ 300 31J. ©j.) Mn |9luPraUen {SJtalaf fa, @unbanef!en, $ol9ne^en unb Tta* bagadcai {9(f!en gunt grögten Xbeile, unb ndrb< lid^ed (Europa {9{orbdf}Ii4ed 9fien unb nöibli^M %mtx\ta {®an) 9(menfa mit ^udnabme bed ndtb« Ii(^flen Xbeiied ^ i@übafien (^oiberin« **" l bien unb (Jeplon) „ o rSWittelafrifa (IWubien ^°^ \ unb guklanb) 3n aaen Selttbeilen, Don 6ubafien aud PI l iun&cbft nac^ 9IoTb« afiifa unb 6übeuio< pa gen)anbeTt 3n aOen Selttbeilen, PI { t>0Tn)iegenb {ebod^ in Umenfa unb ^fien 648 Stammbaum bei femiHMen 9iafre. xxm. fRotirett (itotanet) Xigtet ^anaren ^m^aten Ueffittie? dnben Vbdnicier ^ebroet atiliti ^imiariten &üiatäbtt 5(anaanitett (9ier ®oten ^eiäf^e L/ ttrgermaneti 9la»oltittn «ttbtitten 9(ItMotten 3ilanbei 9lüttuoxtix 8iittitttt (Salen iSaUiet 93ritanniet dftoler St^n ^latiogerntaiieit dftdlofeltett iOBitttefett ®rie(|eii Sfiiber Sfraner llriet vtacotmiuittcit SMmEfMtuiitcit Sfnbogtntutitcit (Stotodnbe gegen ittib 99eioeife fflr bie Xßal^vl^eit ber ^efcenbenjtl^eorie« (Sinn)anbe gegen bie ^bflammungdle^te. (Stnmonbe bed glaubend unb bet Sernunft. Unerme^U^e Sänge bei geofogif<^en Seiträume. Uebeigongdformen ixoU f4en ben t>em)anbten ©pecied. 9(6^ängigfeit bei ^ormbeflänbigfeit t>on ber Ser« erbung, unb bed 3ormn)e4feId bon ber Unpaffung. (Sntfie^ung fef^r }ufammen* gefegter Drganifation^einri^tungen. ^tufenmeife Clntn)ienbige ®e4feltt)irfung ber (impirie unb tp^ilofop^ie. 9en)eife für bie JDefcenbengt^eorie. 3nnerer urfä(6Iid)er 3ufammen^ang oder bioIogif<^en (irfd^einung^reiben. ^r birecte ^trotii ber @etectiondt(eorte. 2)erbältnig ber ^efcenbengtbeorie jur Hn* tbropotcgie. iBeMeife für ben tbierifd^en Urfprung M SRenfd^en. ^ie $it(ecoiben« t^eorie aU untrennbarer IBeftanbt^eit ber ^efcenbengt^^eorie. 3nbucHon unb t>tf buction. 6tufenn)eife (Sntmicfelung bed menf^Ii^en ®et{le^. ilörper unb ®eifi. Onenf^enfeele unb Xf^ierfeele. IBUcf in bie Bufunft. SRcinc Ferren ! SBenn i^ cincrf eltö öicUcicJ^t l^offcn barf , ^n$a bur^ biefe äSortrdge bie SCbftammungiJlel^re mel^r ober loeniger xoaffx* f^einli^ gemo^t unb ©inige öon Sinnen felbft öon il^rer unerf^ütter« U^en Sßal^rl^eit Aberjeugt ju l^aben, fo \>tx})^U i^ mir anbrerfeitö feineötoeg«, ba& bie SReiften Don ^fintn im Saufe meiner erörterun* gen eine 5Kaffe oon mel^r ober weniger begrünbeten ©intoürfen gegen biefelbe erl^oben l^aben toerben. 6S erf^eint mir bal^cr fe^t, am ©bluffe unferer 93etra^tungen, burd^au^S notl^ioenbig, menigfieniS bie U)i^tig« XXrV. ®»ff«n unb ölauben. 651 jtcn bcrfclbcn ju toibcrlcgcn, unb äWflleid^ auf bcr anbeten Seite bie überjeugenben SemciSgrünbc nod^mal^J l^eröorjul^ebcn, toelcj^e für bie SBal^rl^eit ber ©nttoicfelungölel^re S^S^ife ablegen. 3)ic ©intoürfe, weld^e man gegen bie SlbftammungSlel^re über* IfavOft erl^ebt, jcrfatten in jtoei grofee ®nH)pen, ©intoänbe beö ®lau= ben§ unb ©intoanbe ber SSemunft. SRit ben ©intoenbungen ber erften ©ntppe, bie in ben unenbli^ mannid^faltigen ©laubeni^orftellungen ber menfd^Ud^en Snbtöibuen il^ren Urf|)rung l^aben, braud^e id^ mic^ l^ier burd^auS nid^t ju befaffen. S)enn, wie id^ bereits im änfang biefer SBortrfige bemerfte, l^at bie SBiffenfd^aft, als baö objectiöe ßr* gebnife ber jtnnlid^en ßrfal^rung unb beg erlenntni^ftrebenö ber menfd^lid^en SSemunft, gar 9lid^t« mit ben fubiectiöen SSorftettungen beö ®laubenö ju tl^un, toeld^e öon einjelnen 3Renfd^en als unmittel* bare Eingebungen ober Dffenbarungen beS ©d^öpferö ge^)rebigt unb bann t)on ber unfelbftftdnbigen ÜRenge geglaubt »erben. 33iefer bei ben öerfd^iebenen SBölfern ]^5d^ft öerfd^iebenartige ®laube, ber Dom ,,Slberglauben'' nid^t öerfd^ieben.ifl, fdngt bdanntlid^ erji ba an, »o bie SBiffenfd^aft aufl^ört. S)ie SRatunoifJenfd^aft betrad^tet benfelben nad^ bem ®runbfa^e Sriebrid^'S beS ©rofeen, „bafe 3eber auf feine 5a?on feiig werben fann/' unb nur ba tritt jte notl^toenbig in 6on* pict mit befonbcren ©laubensoorftettungen , »o biefelben ber freien Sorfd^ung eine ®renje unb ber menfd^lid^en ©rlenntnife ein ßiel fe^en motten, über toeld^eS biefelbe nid^t l^inauS bürfe. 33aS ift nun atter* bing« getoife l^ier im ftärfften SWafee ber gatt, ba bie 6nttoidEelung8* leiere jtd^ jur Aufgabe ba« l^öd^fte toiffenfd^aftlid^e Problem gefegt l^at, baS loir uns fe^en fönnen: bai Problem ber @d^ö))fung, beS SBerbenS ber 2)inge, unb inSbefonbere beS SSBerbenS ber organifd^en formen, an il^rer @|)i^e beS 5Dlenfd^en. ^ier ifl e« nun icbenfatts eben fo bas gute 3led^t, toie bie l^eilige ^id^t ber freien Sorfd^ung, feinerlei menfd^lid^e Slutoritdt ju fd^uen, unb mutl^ig ben ©d^leier t)om 93ilbe bes @d^öpferS gu lüften, unbdümmert, meldte natürlid^e SBal^rl^eit barunter »erborgen fein mag. 35ie g5ttlid^e Offenbarung, toeld^e toir als bie einjig »al^re anerlennen, fielet überatt in ber 652 Unetmcglic^) lange 3«itwume bcr oiflonif<^en (Jrbgefd^ic^itf. XXIV. Sliatur gcfd^ricbcn, unb iebetn 3Rcnf^cn mit gcfunbcn ©innen unb gcfunber SBcmunft fielet eg frei, in biefem l^eiligcn 3;em|)el ber Statur bur^ eigene^J fjorf^en unb felbjtftänbige^ (Srfennen ber untrügli^en Offenbarung tl^eill^aftig ju toerben. Sßenn \x>ix bemgemd^ l^ier aOe (Sintoürfe gegen bie Slbftammungd' leiere unberücfp^tigt laffen fönnen, bie etma Don ben ^rieftern ber öerfd^iebenen ©laubenSreligionen erlauben werben fönnten, fo »erben tDxx bagegen ni^t uml^in lonnen, bie toid^tigften Don benfenigen @in^ »dnben ju tolberlegen, toeld^e mel^r ober weniger tolffenfd^aftUd^ be= grunbet erf^einen, unb Don benen man jugeftel^en mu|, ba^ man burcj^ jte auf ben erften Slicf in gewiffem ®rabe eingenommen unb Don ber Slnnal^me ber äbftammung^lel^re jurudgef^redt werben fann. Unter biefen ©inmdnben erfd^eint SBielen afö ber »i^tigfie beqenige, weld^er bie ßeitldnge betrifft. SBir pnb ni^t gewol^nt, mit fo ungel^euren S^itmafeen umjugel^en, wie jte für bie @(j^öpfung«gef d^i^te erforberlicj^ jtnb. (5jJ würbe frül^er bereit« erwdl^nt, ba^ wir bie ßeitrdume, in weld^en bie Wirten burd^ aUmdl^Ud^e Umbilbung ent^ ftanben pnb, nid^t nad^ eingelnen g^l^rtaufenben bered^nen muffen, fonbem nad^ ^unberten unb nad^ 3Mionen Don Sal^rtaufenben. Sn» lein fd^on bie ©ide ber gefd^id^teten ©rbrinbe, bie ©rwdgung ber ungel^euren ß^itrdume, weld^e ju il^rer Slblagcrung auö bem SSBaffer erforberlid^ waren, unb ber gwifd^en biefen SenfungiSjeitrdumen Der= floffenen ^cbungiSjeitrdume beweifen un« bie ßcitbauer ber organi- fd^en ©rbgefd^id^te, weld^e unfer menfd^Ud^eö SaffunggDermfigen gdnj» Ud^ ilberjieigt. SBir ffnb l^ier in berfelben Sage, wie in ber Slfhro* nomie betreffs beS unenblid^en 3laumeiS. SSBie wir bie ©ntfemungen ber Derfd^iebenen ^lanetenf^fteme nid^t nad^ 3Reilen, fonbem nad^ ©iriusweiten bered^nen, Don benen febe wieber SRittionen 5Keilen ein* fd^Iie^t, fo mfiffen wir in ber organifd^en @rbgefd^id^te nid^t nac^ Sal^rtaufenben, fonbem nad^ paldontologifd^en ober geologifd^en ^e= rioben red^nen, Don benen febe Diele l^unbert 3ox Slugen. @anj gcwife muffen ungcl^eure, unö gar nid^t tJorfteUbare S^traume »erfloffen fein, »dl^renb bie ftufenmeife l^iftorifd^e ©ntoldelung be« Silier» unb ^flangenreici^ö burd^ oUmdl^^ Ud^e Umbilbung ber Sitten \>ox fid^ ging. @d liegt aber aud^ nid^t ein einjiger ®runb t)or, irgenb eine beftimmte ®renje für bie Sänge jener pl^^letifd^en 6nttt)icIelung8^)erioben anjunel^men. @in jweiter ^au^)teintt)anb, ber t)on fielen, namentlid^ f^ftema* tifd^en 3oologen unb Sotanifem, gegen bie SlbflammungSlel^re er^o= ben »irb, ift ber, bafe man feine Uebergang^formen jwifd^en ben öerfd^iebenen Slrten flnben fönne, »dl^renb man biefe bod^ nad^ ber Slbftammungälel^re in 3Renge flnben müfete. 3)iefer ©nwurf ift jum SEI^eil begrünbet, jum Stl^eil aber aud^ nid^t. 3)enn e§ ejiftiren UebergangiSformen fott)o]^I gtoifd^en lebenben, atö aud^ gmifd^en au$^ geftorbenen Arten in aufeerorbentlid^er SWenge, überall ndmlid^ ba, »o mir Gelegenheit l^aben, fel^r ga^lreid^e ^nbiDibuen t)on Denoaubten arten üergleid^enb inS STuge ju faffen. ®rabe biefenigen forgfdltig^ ften Unterfud^er ber eingelnen @^)ecie«, üon benen man Jenen (Sinmurf l^duflg l^ört, grabe biefe flnben fid^ in i^ren f^)eciellen Unterfud^ung«= reil^en beftdnbig burd^ bie in ber Stl^at unlösbare ©d^mierigfeit aufge^ l^alten, bie eingelnen Slrten fd^arf ju unterfd^eiben. 2« allen f^fteraa^ tifd^en SBerlen, »eld^e einigermaßen grünblid^ finb, begegnen ©ie enblofen Älagen barüber, baß man l^ier unb bort bie Slrten nid^t unterfd^eiben fönne, »eil ju öiele Uebergangöformen üorl^anben feien. JDal^er beftimmt aud^ jeber 5Raturforfd^er ben Umfang unb bie 3ö^l ber einjelnen Slrten anberS, al§ bie übrigen. SBie id^ fd^on frül^er ertodl^nte (S. 246), nel^men in einer unb berfelben Drganiömengruppe bie einen Soologen unb Sotaniler 10 Slrten an, anbere 20, anbere l^unbert ober me^r, todl^renb nod^ anbere ©^ftematifer alle biefe oer= fd^iebenen Sonnen nur alä Spielarten ober SSarietdten einer einjigen „guten ®pmz&** betrad^ten. 2Kan pnbet in ber Jl^at bei ben mei= ften fjormengruppen Uebergangöformen unb S^ifd^c^Pi^t^^ jwif^^n ben einjelnen ©pecieö in ^üUe unb SüUe. XXIV. Ue^ergongdfoTmen itoifc^en beti orgonif^en %xUn. 655 Sef üidcn Slrtcn fcl^lcn fretUd^ bic Ucbcrgangötonncn toitflid^. 3)icS etfldrt jtd^ inbeffcn ganj cinfad^ burd^ baS ^rinjtp bcr 3)it)cr= gcnj ober ©onbcrung, bcffcn Scbcutung xdi S^ncn frfil^cr crldutcrt l^abc. 3)er Utnftanb, bafe bcr Äampf um ba^ 3)afein um fo i^eftigcr jmifd^ jwei tjcrmanbtcn Sonnen ijl, je ndl^cr fic jtd^ ftel^cn, mufe notl^wcnbig ba§ balbige (Srlöfd^cn bcr öcrbinbcnbcn 3»if^cnformcn gmifd^cn jmci bitjcrgcnten Slrtcn bcgünjHgcn. SBcnn eine unb bic- felbc @^)ecic§ nad^ tjcrfd^icbcncn Sfticl^tungcn auSeinanbcrgcl^cnbe 5ia^ rtctdtcn l^cröorbringt, bic jtd^ ju neuen Slrtcn geftalten, fo mufe bcr ^amp\ jtoifd^cn biefen neuen formen unb bcr gemeinfamen Stamm* form um fo Icbl^aftcr fein, je toeniger jie jtd^ öon einanber entfer- nen, bagegen um fo »eniger gefdl^rlid^, je ftdrier bic JDiüergenj ift. Slaturgemd^ »erben alfo bic ücrbinbenben 3tt)tfd^enformen tjorgugs* »cife unb meiftenö fel^r fd^nett auöftcrbcn, »dl^rcnb bie am meiften bitjcrgcntcn formen afö getrennte ^neue Slrten" übrig bleiben unb pd^ fortpflanjen. S)era entf^)red^enb flnben »ir aud^ feine Uebergangi^ formen mel^r in fold^en ©rupfen, loeld^e gang im SluSfterben be» griffen finb, »ie j. S. unter ben SSbgeln bie Strange, unter ben ©dugetl^ieren bie (Slepl^anten, ®iraffen, Samele, 3\ü größere SWannid^faltigfeit ber formen flatt* flnben, unb anbere umgefel^rt, e« müfete eine üiel flrengere ®leid^= l^eit ber formen ftd^ jeigen, fo unterfd^d^en bie erfteren baS ®e»id^t ber SJererbung unb bie le^teren ba& ©etoid^t ber Slnpaffung. 3) e r ®rab ber SBed^f eltt^irfung jtoifd^en ber aSererbung unb 8ln= paffung beftimmt ben ®rab ber Seftdnbigfeit unb SSer* dnberlid^feit ber organifd^en @|)ecieS, ben biefelbe in iebem gegebenen Scitabfd^nitt befi^t. ©in »eiterer (Sinwanb gegen bie 3)efcenbenjt]^eorie, »eld^er in ben Hugen üieler ?Raturforfd^er unb ^]^ilofo^)]^en ein grofeeä ©ewid^t befi^t, beftel^t barin, ba^ biefelbe bie @ntfte]^ung gmectmd^ig »irfenber Organe burd^ jwedfloS ober med^anifd^ n)ir= fenbe ttrfad^en bel^auptet. 3)iefer Einwurf erfd^eint namentlid^ üon Sebeutung bei Setrad^tung berjenigen Organe, »eld^e offenbar für einen ganj beftimmten S^edf fo tjortrepd^ ange|)afet erfd^einen, ba^ bie fd^arfflnnigften SWed^anifer nid^t im ©taube fein mürben, ein tjoHfommnere« Organ für biefen Stt^edf ju erpnben. ©old^e Organe finb üor allen bie l^öl^eren Sinnesorgane ber Jl^iere, Sluge unb Ol^r. 2Benn man btofe bie Slugen unb ©el^örmerf jeuge ber l^öl^ren Stl^iere fennte, fo toürben biefelben unS in ber a:^at gro^e unb üielleid^t un^ XXIV. Wet^anifd&e (Jnt|te^utig ^tDerfmägiger Orgonifationdeinri^tunflen. 657 übcrftciflUd^e ©d^wicrigfcitcn wrurfad^cn. SBle fönnte man pd^ er« Tfldrcn, bafe aUcin burd^ bie nahlrild^c 3*<^tunfl jener au^eorbentUd^ l^ol^e unb gang bctounbent^iöürblge ®rab ber SSottfommenl^eit unb ber Swedm&feigfeit in Jeber Sejiel^ung crreid^t wirb, »eld^en toir bei ben Slugen unb Dl^ren ber l^öl^eren SEl^iere »al^rnel^men? S^m ®lü(f l^tlft uns aber l^ier bie »ergleid^enbe ?lnatomic unb &nU toicfelungSgefd^id^te über atte ^inberniffe l^inweg. 3)enn wenn tt)ir bie ftufenweife S8ert)onfommnung ber Slugen unb Dl^ren Sd^ritt für ©d^ritt im Stl^ierreid^ »erfolgen, fo flnben »ir eine fold^e aUmdl^^ Ud^e (Stufenleiter ber SluSbilbung t)or, bafe »ir auf baS fd^önfte bie (5nttt)i(felung ber l^öd^ft entwicfelten Organe burd^ alle ®rabe ber SSoHfommenl^eit l^inburd^ »erfolgen fonnen. (So erfd^eint j. S. ba^ Sluge bei ben nieberften Sil^ieren al§ ein einfad^er §arbftofffledf, ber nod^ fein Silb »on dufeeren ®egenftdnben entwerfen, fonbern l^öd^ftenS ben Unterfd^ieb ber Derfd^iebenen Sid^tftral^len »al^rnel^men fann. S)ann tritt ju biefem ein empflnbenber 3lert) l^inju. @^)dter ent« tt)idfelt pd) allmdl^lid^ innerl^alb jenes ^gmentfledS bie erfte Anlage ber fiinfe, ein lid^tbred^enber ^bxptx, ber fd^n im ©tanbe ift, bie fiid^tftral^len ju concentriren unb ein beftimmteö 33ilb ju entioerfen. SIber eS fel^len nod^ alle bie gufammengefe^ten ^paxak für SIccom* mobation unb SeiDegung. beS SlugeS; bie oerfd^ieben lid^tbred^enben SWebien, bie l^od^ bifferengirte Sel^nerüenl^aut u. f. »., »eld^e bei ben l^öl^eren 3:]^ieren biefeS 2Berfgeug fo ooUfommen geftalten. a3on Jenem einfad^ften Organ bis gu biefem l^öd^ft ooHfommenen ^paxat geigt uns bie oirgleid^enbe Anatomie in ununterbrod^ener Stufenleiter alle möglid^en Uebergdnge, fo bafe »ir bie ftufenweife, aUmdl^lid^e 6nt= ftel^ung auc^ eines fold^en l^öd^ft complicirten OrganeS »ol^l Derftel^en fönnen. ßbenfo »le »ir im Saufe ber inbiöibuellen ©ntmiclelung einen gleid^en ftufenweifen Sortfd^ritt in ber SluSbilbung beS Organs unmittelbar »erfolgen fönnen, ebenfomufe berfelbe aud^ bei berge* fd^id^tlid^en (pl^^letifd^en) (gntftel^ung beS Organs ftattgefunben l^aben. Sei Setrad^tung fold^er Ijöd^ft tJoHfommener Organe, bie fd^ein« bar üon einem funftlerifd^en (Sd^öpfer für i^re beftimmte 2:]^dtigfeit 658 9Re((atiird6e Gntflebung 3it»ecrnia§i0eT DT0onifatton«einrtdfthinQen. XXIV. jtocdmäfeifl crfunbcn unb conftruirt, in bcr Jl^at aber burd^ bic jtoecf* lofe S^dtigfcit bcr natürlid^cn Sud^hi^fl mcd^anifd^ cntjtanbcn jtnb, cm^)Pnbett t)iclc SWcnfd^cn dl^nlid^e ©d^mierigfciten bc« naturgcmd^en SScr[tdnbniffc§, »ie blc rollen Slaturoolfcr gegenüber ben tjertötcfelten ßrjeugniffen nnferer neueften SKafd^inenfunft. üDie SBüben , toeld^e jum erftenmal ein Sinienfd^iff ober eine gofornotiue feigen, mten biefe ©egenjtdnbe für bie ©rjeugniffe nbematurlid^er SBefen, unb Knnen nid^t begreifen, ba^ ber SKenfd^, ein Organismus il^reS ©leid^en, eine fold^e SRafd^ine l^erDorgebrad^t l^abe. 9(u(i^ bie ungebilbeten SWenfd^en unferer eigenen Sftaffe Pnb nid^t im ©tanbe, einen fo t)er* »idtelten ?l:p^)arat in feiner eigentlichen SBirlfamfeit ju begreifen unb bie rein med^anifd^e ?Ratur beffelben ju Derftel^en. 3)ie meiften ^a^ turforfd^er »erl^alten pd^ aber, toie 3)artt)in fel^r rid^ig bemerft, gegenüber ben formen ber Organismen nid^t anberS, als jene SBil* ben bem fiinienfd^iff ober ber fiocomotiDe gegenüber. S)aS naturge* md^e aSerftdnbni^ üon ber rein med^anifd^en ©ntftel^ung ber orga- nifd^en gormcn fann !^ier nur burd^ eine grünblid^e allgemeine bio« logifd^e Silbung unb burd^ bie fpecieUe SSefanntfd^aft mit ber »er^^ gleid^enben Anatomie unb @nttoid(elungSgefd^id^te gewonnen werben. Unter btn übrigen gegen bie ÄbflammungSlel^re erl^obenen 6in« loürfen loiU id^ l^ier enblid^ nod^ einen l^eroorl^eben unb toiberlegen, ber namentlid^ in ben Slugcn oieler Saien ein grofeeS ©etoid^t befl^t: SBie foB man jid^ nad^ ber ©efcenbenjtl^eorie bie ©eifteStl^dtig^ feiten ber Siliere unb namentlid^ bie f|)eciflfd^en Sleu^erungen ber^ felben, bie fogenanntenSnftincteentftanben benfen? 3)iefen fd^wie« rlgen ©egenftanb l^at ©arioin in einem befonberen Sapitel feines ^auptioerfeS (im jtebenten) fo auSfül^rlid^ be^anbelt, bafe id^ Sie l^ier barauf oenocifen fann. SBir muffen bie Snflincte tocfentlid^ als ©etool^nl^eiten ber Seele auffaffen, »eld^e burd^ ?ln^ paffung ertoorben unb butd^ SSererbung auf üiele ®ene^ rationen übertragen unb befeftigt toorben finb. Sie Sn^ ftincte oerl^alten fid^ bemgem&g gang mie anbere ©emo^nl^eiten, meldte nad^ ben ®efe|^en ber gel^duften Snpaffung (@. 209) unb ber be« XXIV. öntfle^mtg bet JnfHncte but* SererbunQ »on ^Inpaffutiöen. 659 fefligtcn aSercrbung (@. 194) jur ©ntftcl^unfl neuer ffuncttonen unb fotnit anij neuer formen tl^rer Organe fül^ren. ^ier wie überaß gel^t bie SBed^fetoirfung jtoifd^en Function unb Organ ^anb in ^anb. ebenfo »te bie ©eifteöfdl^igfeiten beS 9Renf(!^en jiufentoeife burd^ fort* fd^reitenbe Sln^)affung beS ©el^imS ertoorben unb burd^ bauembe S5er* erbung befeftigt tourben, fo Pub aud^ bie Sttftincte ber ^kxt, »el^e nur quantitativ, nid^t qualitativ von jenen verfci^ieben Pub, burd^ ftufenweife SServottloiftmnung il^reS ©eelenorganiS, be§ ßentralnerven^ f^ftemS, burd^ SBed^felwirfung ber Slnpaffung unb SSererbung, ent* jianben. 3)ie g^fttncte »erben bcfanntermafeen vererbt; aBein aud^ bie ©rfal^rungen, alfo neue Slnpaffungen ber Sl^ierfeele, toerben vef* erbt; unb bie Slbrid^tung ber ^auötl^iere gu verfd^iebenen ©eelen« tl^dtigf eiten , »eld^e bie toilben ffl^iere nid^t im ©tanbe Pub auSju^' filieren, berul^t auf ber SRöglid^Ieit ber ©eelenanpaffung. SBir fennen je^t fd^on eine Sfteil^e von Seif^)ielen, in benen fold^e anpaffungen, nad^bem pe erblid^ burd^ eine 3iei]^e von ©enerationen pd^ übertragen l^atten, fd^Uepd^ als angeborene Snftincte erfd^ienen, unb bod^ toaren Pe von ben SSoreltem ber Stl^iere erft ertvorben. ^ier ift bie S)reffur burd^ JBererbung in Snftinct übergegangen. SHe d^arafteripifd^en Snpincte ber gögbl^unbe, ©d^dferl^unbe unb anberer ^auStl^iere, »eld^e Pe mit auf bie SBelt bringen, pnb ebenfo tt)ie bie 5Ratur* injlincte ber »üben Spiere von il^ren SSoreltern erft burd^ Slnpaffung erworben toorben. @ie pnb in biefer Sejieljung ben angeblid^en ^©rlenntniffen a priori" beS 5Kenfd^en ju vergleid^en, bie urf^)rüng^ lid^ von unferen uralten SSorfa^ren (gleid^ allen anberen 6rlennt= niften) „a posteriori", burd^ Pnnlid^e (Srfal^rung, ertoorben tourben. SBie id^ fd^on frül^er bemerfte, pnb offenbar bie ^©rfenntniffe a priori" erp burd^ lange anbauernbe SJererbung von er* »orbenen ®e]^irnan))affungen auÄ urfprünglid^ em^)irifd^en „6rfenntniffen a posteriori" entpanben (@. 29). S)ie foeben befprod^enen unb toiberlegten ©inwdnbe gegen bie ©efcenbenjtl^eorie bürften »ol^l bie »id^tigPen fein, toeld^e il^r ent= gegengeljalten »orben Pub. 3^ glaube Sinnen bereu ©runblopgfeit 42* 660 C^rforberniffe für bo« OJerPänbntg ber Äbflommung^tebre. XXIV. gcnügenb bargctl^an ju l^abcn. S)ic jal^lrctd^cn übrigen (Slntoürfe, iDeld^e augerbem nod^ gegen bie ©nttoidelungSlel^re im SQgemeinen ober gegen ben biologifd^en Jl^eil berfelben, bie 2lbftammung8lel(re, im Sefonberen erl^oben »orben jinb, berul^en entroeber auf einer fol- d^en Unfenntnife ber empirifd^ feftgeft eilten 2:^atfad^en, ober auf einem fold^en ÜWangel an rld^tigem Serftdnbnife berfelben, unb an gdljigfcit, bie barauö notl^wenbig jtd^ ergebenben Solgefci^lüffe ju jiel^en, bafe e§ toirflid^ nid^t ber TOül^e loljnen würbe, l^ier naiver auf il^re SBibcr- legung einjugel^n. 3lur einige allgemeine ©ejid^kpunfte möd^te i(^ Sinnen in biefer Sejiel^ung nod^ mit einigen SBorten nal^e legen. Sundd^ft ift l(inji(!^tlid^ bt^ erftenofil^nten fünftes ju bemerfcn, bafe, um bie SlbftammungSlel^re DoUftänbig ju oerftel^en, unb um pd^ ganj üon il^rer unerfd^ütterlid^en SBal^rl^eit gu überjeugen, ein allge« meiner Ueberblid über bie ®efammtl(eit beö biologifd^en ©rfd^einungS- gebieteS unerldfelid^ ift. 33te ©efcenbenjtl^eoric ift eine bio* logifci^e SEl^eorie, unb man barf bal^er mit %nQ unb 9ted^t »er* langen, bafe biejenigen fieute, meldte barüber ein gültige^ Urtl^eil fdUen »oHen, ben erforberlid^en ®rab biologifd^er Silbung bejt^en. S)aju genügt e§ nid^t, bafe jie in biefem ober jenem ©ebiete ber Soologie, Sotanif unb ^rotiftif fpecielle ©rfal^rungöfenntniffe beji^en. SSielmel^r muffen jie notl^wenbig eine allgemeine Ueberfid^t ber gefammten ©rfd^einungöreil^en menigftcnö in einem ber brci organifd^en 3ieid^e beji^en. Sie muffen »iffen, »eld^e allgemeinen ®cfe^e au^ ber üergleid^enben 9Wor^)]^ologie unb ^l^^jtologie ber Dr* ganiömen, inSbefonberc auS ber Dergleid^enben Anatomie, au« ber inbiüibuellen unb ^)aldontologifd5en ©ntmidfelungggefd^id^te u. f. tt). Pd^ ergeben, unb fie muffen eine SorfteHung oon bem tiefen med^a« nifd^en, urfdd^lid^en ßwfammenl^ang l^aben, in bem alle jene 6rfd^cinung«reil(en ftel^en. ©elbftoerftdnbUd^ ift baju ein gewiffer ®rab allgemeiner Silbung unb namentlid^ ^)]^ilofo|)]^ifd^er ^rjiel^ung erforberlid^, ben leiber l^eutjutage nid^t oiele geute für nötl^ig l^alten. Dl^ne bie notl^wenbige SSerbinbung oon em^)irijd^en Äennt» niffen unb üon pl^ilofopl^ifd^em SJerftdnbnife ber biologi» XXIV. . ffiec^felwitfung jtt)if*en Empirie unb «P^ilofop^ie. 661 fd^cn ©rfd^cinungcn lann bic uncrfd^üttcrlid^c Ucbcrgeu^' guttg t)on bcr SBal^rl^clt bcr ©cfccnbcngtl^coric nld^t gc^ tDonnen merben. ühin bitte i(i^ Sie, gcflcnüber bicfcr cr[tcn SSorbcbinguttg ffir baö toal^rc SSerftdnbttife bcr ©efccnbcttjt^coric, bic bunte ÜRcngc Don fieu= tcn ju betrad^tcn, bic fid^ l^crauSgcnommcn l^abcn, über biefelbe münb« lid^ ober fd^riftlid^ ein oemici^tcnbcjS Urtl^cil ju fdUcn! 2)ie meiften berfelbcn Pnb gaien, tocld^e bic toid^tigften biologifd^en ©rfd^einungen entiDcber gar nid^t Icnnen, ober bod^ feine SSorfteUung Don il^rer tie^ feren Scbeutung beji^en. SBaö tofirben @ie oon einem Saien jagen, bcr Aber bic S^ttcntl^corie urtl^eilen »ottte, ol^ne iematö 3^^^" 9^ feigen ju l^aben, ober über bic SBirbcltl^coric, ol^nc icmals oerglcid^enbe Anatomie getrieben ju l^aben? Unb bod^ begegnen @ie fold^en Idd^er^^ lid^cn anmafeungcn in bcr ®efc^id^te bcr biologifd^en ©cfcenbcnj* tl^eorie atte Sage! Sic l^ören Saufenbc oon fiaien unb öon ^alb^ gebilbeten barüber ein entjd^cibcnbe^ Urtl^cil fdUcn, bic locber oon Sotanif, nod^ oon ßoologic, »eber oon oergleid^enber Slnatomie, nod^ oon ©ctocbclcl^rc , tocber oon ^aldontologie, nod^ oon embrqologie etioas toiffen. 3)a^er fommt cS, bafe, »ie ^ujrle^ treffenb jagt, bic aBermeijtcn gegen Sartoin ocrbtfcntUd^tcn ©d^riften ba^ ^apitv nid^t totxtti ^nb, auf bem fte gefd^rieben mürben. Sic Knuten mir eintocnben, ba^ ja unter ben ®egnem bcr ©cfccnbcnjtl^coric bod^ aud^ oielc ^Raturforfd^cr, unb felbft mand^ berühmte Soologen unb Sotanifer jlnb. S)icfe lefeteren jlnb jcbod^ meift ditere ©clcl^rtc, bic in ganj entgcgengefe^ten Slnfd^auungcn alt geworben jlnb, unb benen man nid^t gumutl^cn lann, nod^ am %benb il^rcÄficbcnö fid^ einer 3ieform il^rcr, jur fejtcn ©etool^nl^eit geioor* benen, SBcItanfd^auung gu unterhielten. @obann mu^ aber aud^ aud- brüddid^ l^croorgcl^oben locrben, ba^ nid^t nur eine allgemeine lieber^ {id^t bed gangen biologifd^en @rfd^einung$gebictc$, fonbem aud^ ein ^)]^ilofo|)]^ifd^cg aScrftdnbnife beffelben noti^tocnbige SSorbebin^ gungen für bic ooUe SBcrtl^fd^d^ung ber 3)efcenbenjt]^corie Pnb. . 5Run Pnben @ie aber gerabe biefe unerld^lid^en SSorbebingungen bei bem 662 Sec^feltoirfung gmiMen (^mpitie unb 'D^ilofop^ie. XXIV. größten Jl^cilc bcr l^euttgcn Slaturforfd^cr leibcr fcineswcgi^ erfüllt. 3)ic Untnaffc t)on neuen empirifd^cn ^ai^ai^m, mit bencn und bie riefigen fjortfcl^ritte ber neueren 9latur»iffenfd^aft bcfannt gemacht l^aben, ^t eine öorl^errfd^enbe Neigung für baS f|)ecielle ©tubium einjelner ©rfd^einungen unb fleiner engbegrenjter ©rfal^rungSgeblete l^erbeigefül^rt. 3)arüber »irb bie (Srfenntnife ber übrigen J^elle unb namentlici^ beö großen umfaffenben Slaturgangen meift ööttig »emad^« Wfftgt. Seber, ber gefunbe Slugen unb ein aRtfroflop gum JBeob» ad^ten, ^ei^ unb ®ebulb gum (Si^en l^at, lann l^eutgutage burd^ niifroffo^)ifcl^e ^(Sntbecfungeh" eine getoiffe SSerül^mtl^eit erlangen, ol^ne bod^ ben Flamen eine« 9laturforfd^er« ju Derbtenen. JDiefcr ge« bül^rt nur bem, ber nid^t blofe bie -einjelnen ©rfd^einungen ju f en* neu, fonbem aud^ beren urfdd^Ud^en S^^f^iiiiii^nl^ang ju erlennen fhrebt. 9lod^ l^eute unterfud^en unb befd^reiben bie meifien ^aldonto- logen bie SSerfteinerungen, ol^ne bie toid^tigften 2:^atfad^en ber (5m« br^ologie ju fennen. ÄnbrerfeitS Verfolgen bie (Smbrqologen bie &nU n)id(elungdgefd^id^te beiS eingelnen organifd^en 3ttbit)ibuumd, ol^ne eine Sl^nung t)on ber ^aldontologifd^en (SnttoidelungiSgefd^id^te bed gangen gugel^origen @tammed gu l^aben, loon neld^er bie 9$erfteinerungen be» rid^ten. Unb bod^ ftel^en biefe beiben Steige ber organifd^en ©nt« midelungSgefd^id^te, bie Dntogenie ober bie ©efd^id^te beS S^biDi* buumS, unb bie ^l^^logenie ober bie ©efd^id^te bed @tammeä, im engften urfdd^lid^en 3uf ammenl^ang , unb bie eine ift ol^ne bie am bere gar nid^t gu t^erftel^en. Slel^nlid^ fielet ed mit bem f^ftemati« fd^en unb bem anatomifd^en ä^^eile ber Biologie. 9lod^ l^eute giebt ed in ber 3oologie unb Sotanil gal^lreid^e @9ftematiler , meldte in bem Strtl^m arbeiten, burd^ blofee forgfdltige Unterfud^ung ber du^e* ren unb leidet gugdnglid^en j(ör^erformen, o^ne bie tiefere j(enntnig il^re« inneren JBaue«, ba« natürlid^e Softem ber 3:]^iere unb ^flan» gen conftruiren gu f önnen. anbrerfeit« ;giebt eö Anatomen unb ^ifto« logen, toeld^e ba« eigentlid^e SBerftdnbnife be« S^l^ier* unb fangen» tbr:perd blo^ burd^ bie genauefte (Srforfd^ung bed inneren j^brperbaued einer eingelnen ©pecied, ol^ne bie t)ergleid^enbe SBetrad^tung ber ge« XXIV. ©e(^feltt)irfung jwiWen dmpitie unb ^P^ilofopjie. 663 faramtctt Äörpcrform bei allen tjertoanbten DrflaniSmen, gewinnen gu fönncn meinen. Unb bod^ fielet aud^ l^ier, toie überall, Snncreä unb SleufecreS, SererbtciS unb 3lnfle|)d6te5 in ber engften SBe^fel* bejicl^unfl, unb baö ©injclne fann nie o^ne aSergleid^ung mit bem ju^^ gel^örigen ©angen »irflic!^ Derftanben toerbcn. genen einfeitigen 2fad^ arbeitem möd^tcn toir ballet mit ©oetl^e jurufen: ,Mu^ti im 9{atutbetra4ten „3mmer (Sind toie %fit% achten. ^9l\d)ti ifl btinnen, md^ii iß braugen, „Dtnn toad innen, ba^ ifl äugen."* unb »eiterl^in: ^9{atui ^at »ebet Jlern no«^ 84ale« ,,^aed ifl fie mit einem 9)}ale." Slod^ öiel nad^tl^eilifler aber, alö Jene einfeitigc SHid^tung, ift für ba« allgemeine SBerftdnbnife beg Slaturganjen ber 5Kangel an pl^ilO'* fo^)]^if(l^er Silbung, burd^ »elci^en jtd^ bie meijten Sttaturforfd^er ber ©egcntoart auSjeid^nen. 2)ie Dielfad^en SSerirrungen ber frül^eren fpeculatiDcn 5Ratur|)]^ilofop]^ie, auö bem erftcn ^Drittel unfere« Sal^r* l^unberts, Ijaben bei ben ejracten em^)irifd^en Slaturforfd^em bie ganje ^l^ilofopl^ie in einen fold^en 3Rifecrebit gebrad^t, bafe biefelben in bem fonberbaren SBal^ne leben , bad (^ebdube ber 9latunDiffenfd^aft aud bloßen 2:]^atja(l^en , ol^ne ^l^ilofo^l^ifd^e 9$erlnfipfung berfelben, au^ bloßen j^enntniffen, o^ne äSerftdnbni^ berfelben, aufbauen gu tbnnen. SBdl^renb aber ein rein fpeculatit^eiS , abfolut ^l^ilofopl^tfd^ed l^el^r« gebdube, meld^e^ fid^ nid^t um bie unerldglid^e ©runblage ber em» pirifd^en Stl^atfad^en fummert, ein fiuftfd^lofe toirb, ba« bie erfte befte erfal^rung über ben Raufen »irft, fo bleibt anbrerfeitij ein rein tm^ pirifd^e«, abfolut au3 Sil^atfad^en jufammengefe^te^ fiel^rgebdube ein »üfter ©teinl^aufen, ber nimmermel^r ben Flamen eineä ©ebdubeS Der* bienen »irb. 3)ie nadften, burd^ bie ßrfal^rung feftgefteUten 2:^atf ad^en Pub immer nur bie rollen Saufteine, unb ol^ne bie benfenbe SSer^ toertl^ung, ol^nc bie ^)]^ilofo^)]^ifd^e SSerfnüpfung berfelben fann leine SBiffenfd^aft fid^ aufbauen. 2Bie id^ ginnen fd^pn frül^er einbringUd^ 664 ffiec^felwirfung jmif*en (Smpirie unb qJbilofopWe. XXTV. üorjuftcttcn öcrfud^tc, entfielet nur burd^ bic innigflc SBcd^fel«* toirfung unb gcgcnfcitigc 3)urd^bnn8un8 t)on (5m))tnc unb ^]^ilofo^)l^ic baä uncrfd^üttcrlid^c ®cbdubc bcr toal^rcn, mo« niftifd^cnSBiffcnfcl^att, unb toaS baffclbc ift, bcr 3laturtt)iffcn* aug bicfcr bcflagcnäwcrtl^cn (Sntfrcmbunfl ber 5Raturfor()d^unfl t)on bcr ^^of o^)]^ic, unb au8 bcm rollen emptriSmu« , bcr ^cutju^ tage Icibcr üon bcn mciftcn 5ftaturforfd^cm al8 „cyactc 2Biffcnf(J^aft'' gc|)ricfcn tt)irb, cntf^)ringcn jene fcltfamcn aucrf|)rün8C bcS SScrftan* bcS, jene groben SScrftöfec gegen bie elementare Sogtf» ieneö Unücf« mögen ju ben einfad^ften i^d^lufefolgerungen, benen Sic l^cutjutage auf atten SBcgcn ber Slaturtolffcnfcl^aft, gang befonberS aber in bcr 3oobgie unb SSotanil begegnen fönnen. ^ter rd(ä^t P(ä^ bie SSer* nad^Idffigung ber :pl^ilofo|)]^i{(l^en Stlbung unb (Sd^ulung beS ®ei{ted unmittelbar auf ba^ ©ntpflnblid^fte. @d tft bal^er nid^t ju t^ertDun« bem, toenn a3telen jener rollen ©mpirifer aud^ bie tiefe innere 2Ba]^r= ^eit ber 3)efcenbenjt]^eorie gdnjlid^ tjerfd^loffen bleibt. SBie baö tri= Diale @^)rid^toort fel^r treffenb fagt, „feigen jie btn SBalb \>ov lauter Sdumen nid^t". 9lur burd^ allgemeinere pl^ilofopl^ifd^e ©tubien, burd^ (SrtDeiterung beS ©e^d^tStreifeS unb namentlid^ burd^ ftrengere lo» gifd^e ©rjiel^ung beS SSerftanbeS fann biefem fd^limmen Uebelflanbe auf bie S>auer abgel^olfen totxbvx. SBenn @ie biefeä SSerl^dltni^ red^t ertodgen, unb mit SSejug auf bie em))irifd^e SBegrünbung ber |)]^ilofo|)]^ifd^en (Sntmidelungdtl^eorie toeiter barüber nad^benfen, fo »irb eä 3^nen aud^ atöbalb Aar »er* ben, tt)ic e§ fid^ mit btn Dielfad^ geforberten SBetoeifen fiir bie 3)efcenbenjt]^eorie tjerl^dlt. 3« mel^r jid^ bie «bflammungSle^re in ben legten S^^ren allgemein Sal^n gebrod^en l^at, je mel^r jid^ alle toirflid^ benfenben lungeren Slaturforfd^er unb alle totrflid^ bio» logifd^ gebilbeten ^]^ilofo^)]^en öon il^rer inneren SBal^rJ&eit unb Um entbel^rlid^teit überjeugt l^aben, befto lauter l^aben bie ®egner ber- felben nad^ tl^atfdd^id^en SBeaeifen bafür gerufen, ©iefelben Scute, n)eld^e furj nad^ bem @rfd^einen t)on 3)anDin'd Sßerfe baffelbe für ^ XXIV. Sgmti\t für bie ©a^r^eit ber ^efcenbenjt^eorie. 665 ctn „bobcnlofcö ^antapcgcbdubc" , für eine „toillfüriid^e Qptmla^ tton", für einen „geiftreid^en Sraum" etfldrtcn, biefelben laffen jtd^ je^t gütig ju ber (Srildrung l^erab , bafe bie JDefcenben jtl^eorie atter* bingö eine toiffenfd^aftlid^e ^^^potl^efe" fei, bafe biefelbe aber erft nod^ ^betoiefen'' toerben muffe. SBenn biefe Sleu^erungen öon Seuten gefd^el^en, bie nid^t bie erforberlid^e empirifd^=))]&ilofop]^if(l^e Silbung, bie nid^t bie nötl^igen Äenntniffe in ber tjergleid^enben Ana» tomie, Embryologie unb ^aldontologie bejl^en, jo Id^t man jld^ ba& gefallen, unb oerioeift jte auf bie in jenen SBiffenfd^aften nieberge« legten Argumente. SBenn aber bie gleid^en Sleufeerungen oon aner* fannten ^ad^mdnnem gefd^el^en, oon ßel^rem ber Soologie unb Sota* nil, bie bod^ oon Sfted^tiSmegen einen Ueberblidf über bad ©efammtge» biet il^rer SBiffenfd^aft bejl^en foHten, ober bie toirflid^ mit ben Sll^tfad^en jener genannten SBiffenfd^aftägebiete oertraut Pub, bann mei^ man in ber S^at nid^t, load man baju fagen foQ. S)ieienigen, benen felbft ber je^t bereits getoonnene @d^a^ an empirifd^er 5Ratur= fenntni^ nid^t genügt, um barauf bie ©efcenbengtl^eorie fidler gu be= grünben, bie loerben aud^ burd^ leine anbere, etioa nod^ f:pdter gu entbedtenbe Sil^atfad^e oon il^rer SBal^rl^eit übergeugt »erben. 3)enn man fann jld^ feine SSerl^dltniffe öorfteUen, loeld^e ftdriereö unb oolt gültigere« Scugni^ für bie SBal^rl^eit ber SlbftammungSlel^re ablegen tonnten , atö ed g. 93 bie belannten Si^atfad^en ber oergleid^enben Anatomie unb Dntogenle fd^on je^t tl^un. Sllle großen Sl^atf ad^en« ®ru|)^)en unb alle umfaffenben ©rfd^einungSreil^en ber Derfd^iebenflenbiologifd^en ®ebiete fönneneingig unb aU lein burd^ bießnttoidelungStl^eorie med^anifd^ erfldrt unb öerftanben »erben; ol^ne biefelbe bleiben jte gdnglid^ ufterfldrt unb unbegriffen. Sie alle begrünben In ll^rem Inneren urfdd^= lld^enSufammenl^ang bie 3)efcenbengtl^eorle al§ baS größte blo« loglfd^e S^i^^ctlonögefe^. ®erabe In blefem Inneren, einigelt* lld^en unb med^anlfd^en ßaufaUSftejcuä liegt. l^re fefteSWad^t. S)le emplrlfd^en gunbamente blefe« SnbuälonSgefefeeg, jene umfaffen- ben blologlfd^en 5l]^atfad^en«®rup:pen, ftnb folgenbe: 666 3Bett)«ifc füi bie »a^r^eit ber Defccnbengt^^eotie. XXTV. 1) S)te paldontologifd^en S^atfad^en: bad ^fenmeife Sbtf« treten ber 9$erfteinerungen unb bie ^iftorifd^ Steil^enfolge ber aud<« geftorbenen Slrten unb Slrtengntp))en, bie grfd^mmg bed poldonto» logifd^en artemoecl^felö unb ini^befonbere bie tortf(]^reitcnbeS)if* ferengirung unb SSeroolltommnung ber ^itx^ unb $flanjen« grut)pen in ben auf einanber folgenben ^rioben ber (Srbgefd^td^tc S)ie med^anifd^e (Srtlärung biefer fxildontobgifd^en Srfd^einum gen giebt bie ie (Srfd^ungen ber J¥eimeiSgef(j^i(!^te ober Dntogenie, ber inbiDibueQen (SntiDidEe« lung^gefd^id^te ber Organismen (Embryologie unb SRetamorpl^oIogie); bie ftufenioeifen SSeränberungen in ber aQmdl^Kd^en 8udbilbung he» ^bxptt^ unb feiner eingelnen Organe, namentUd^ bie fortfd^rei« tenbe 3)ifferenjirung unb 98ert)oUfommnung ber Organe unb Äörpertljeile in ben auf einanber fölgenben ^eriobcn ber inbiöi« buellen @ntn)i(Ielung. S)ie med^anifd^e @rlldrung biefer onto« genetif(!^en (Srfd^einungen giebt baiS biogenetifd^e ®runbgefej^ 3) S>ie mor^l^ologifd^en S^l^atfad^en: bie @rfd^einungen ber öergleid^enben Anatomie ber Organismen; bie toefcnt* lid^e Uebereinftimmung beS inneren SBaueS ber Dertoanbten Organid» men, tro^ ber größten SSerfd^iebenl^eit ber dufteren gorm bei ben »er« fd^iebenen 9(rten. Sie med^anifd^e @rlldrung biefer morpl^olo« gifd^en (Srfd^einungen giebt bie S)efcenben)t^eorie, inbem fie bie innere Uebereinftimmung beS SaueS t)on ber SSererbung, bie duftere Un^ gleid^l^eit ber J(ör^erform t)on ber Snpaffung ableitd. 4) S)er ^aralleliSmuS ber pl^^Iogenetifd^en unb onto« genetifd^en Sl^atfad^en: bit l^armonifd^e Uebereinftimmung gmi« fd^en ber inbit)ibueKen @nttoidfeIungSgefd^id^te ber Organismen unb ber :paIdontoIogifd^en @ntn)idelungSgefd^id^te ber Slrten unb @tdmme. S)ie med^anifd^e @rlldrung biefeS ^araneliSmuS giebt baS bio« genetifd^e ©runbgefe^, inbem eS einen inneren urfdd^Ud^en S^^fcitn« menl^ang gmifd^en beiben SntioidfelungSreil^en burd^ bie ®efe^ ber XXIV. SBeweife für bie aBajitJeit bet ^efcenbenjtjeorie. 667 aScrcrbung unb Sln^jaffung tl^atfdd^Ud^ beßrünbct: „3)ic ÄeimcS* gef^id^te ift ein SluiSjug ber ©tammedgefij^td^te.'' 5) 3)er ^arallcllSmu« bcr morpl^ologifiä^cn unb gcnc* tifd^en Sl^atfad^en: bie l^annonifd^e Uebereinftimmung jmifci^en ber flufentocifen SluSbilbung, ber fortfd^reitenben ©ifferenji« rung unb SSerDoUfommnung, toie Pe un§ burd^ bie toerglei» d^enbe Anatomie auf ber einen ©eite, burd^ bie Dntogenie unb ^a= Idontologie auf ber anberen Seite Aar t>ox Slugen gelegt »erben. 3)le med^anifd^e @rtlärung biefeiS ^araMiiSmuS giebt bieSnnal^me eines inneren urfdd^lid^en Sufammenl^angeS a»ifd^en ben ©rfd^cinun» gen ber t)ergleid^enben Slnatomie unb (SntiDidfelungiSgefd^td^e. 6) 3)ie b^Steleologifd^en Sl^atfad^en: bie l^d^ft toid^ti« gen unb intereffanten ©rfd^einungen ber Derfümmerten unb entarteten, jtoedtlofen unb untl^&tigen Äör))ert]^eile. 3)ie med^anifd^e 6rflä« rung berfelben giebt bie UnjwedtmdfeigfeitSlel^re ober 2)^«=^ teleologie, einer ber toid^tigften unb intereffanteften Sli^eile ber uer* gleid^enben Anatomie. 7) 3)ie f^ftematifd^en ai^atfad^en: bie noturlid^e ®ru|)« 4)irung atter Derfd^iebenen gönnen oon S^l^ieren, ^flanjen unb ^ro* tiften in jal^lreid^e, Heinere unb größere, neben unb über einanber georbnete ®nn)pen; ber formoermanbtfd^aftlid^e Sufammenl^anfl ber arten, ©attungen, gamilien, Drbnungen, ©äffen, ©tdmme u. f. ».; gang befonberd aber bie baumförmig oergioeigte ®eftalt bed natürlid^en@9ftem$, tt)eld^e aud einer naturgemd^en Snorbnung unb 3uf fein, burd^ ben ^arafitii^muiS u. f. m.; mdl^renb biefe (Srfd^einungen ber „.9laturoeconomie'' , bei oberfldd^Ud^er Setrad^tung (ü^ bie »eifen @inrid^tüngen eineiS planmd^ig »irlenben @d^5:pferS erfd^einen, geigen fie pd^ bei tieferem (Singel^en aU bie notl^toenbigen folgen med^oni« fd^er ,ttrfad^en (?lni)affungen). 10) 3)ie 5£]^atfa(!^en ber gufammenl^dngenben l^iftori« fd^en (Sntmicfelung aller Organismen, »ie fie unter unfern 9ugen lebergeit oor fid^ gel^t unb einen tiefen inneren S^fammenl^ang gtDifd^en aOen genannten unb aOen übrigen (Srfd^einungSreil^en in ber Soologie, ^rotiftil unb Sotanif beipeift. 3)ie med^anifd^eiSrlld* rung biefes einl^eitlid^enS^fammenl^angeS aOer biologifd^en ^l^dnomene giebt bie JDefceubenjtl^eorie, inbem fie bie gemeinfamc Slbftammung aOer t)erfd^iebenartigen Organismen oon einer eingigen, ober mel^reren, abfolut einfad^en Stammformen, gleid^ ben organlofen üRoneren annimmt. 2)aburd^ »irft fie fowol^l auf jene eingelnen ©r* fd^einungSreil^en, als auf bie ©efammtl^eit berfelben ein erlldrenbeS XXrV. ©egrünbung ber ^efcenben^tf^eorie but* bie 6e!ectioit«t^eoTie. 669 Sld^t, ol^nc tocld^cS jlc un5 in il^rcm inneren urfdci^Ud^en Sufömmen^ l^ang gang unt)erftdnbUcl^ bleiben. Snf ®runb ber angefftl^rten großartigen S^wflniffe »ürben »ir Samarcf'« S)efcenbenjtl^eorie jnr ©rfldrung ber biologifd^en ^l^dno^* mene felbft bann annel^en muffen, ttjenn mir nid^t 35artt)in'g @e* lectioni^tl^eorie befdfeen. 9lun lommt aber baju, bafe bie erftere burd^ bie le^tere fo öollftdnbig birect bemiefen ünb burd^ med^anifd^e Urfad^en begriinbet* ttjirb , ttjie toir e§ nur uerlangen lönnen. S)ie ®efe^e ber 33ererbung unb ber Slnpaffung ftnb allgemein aner^ fannte pl^fiologifd^e Sl^atfad^en; jene finb auf bie gort^)flan=^ gung, biefe auf bie ßrndl^rung ber 3«0en gurüdffftl^rbar. Rubrer* feit« iftberÄampf um'ö S)afein eine biologifd^e Il^atfad^e, meldte mit matl^ematifd^er SHotl^töenbigleit au« bem allgemeinen ÜRißDer* l^dltnife gtoifd^en ber S)urd^fd^nitt«gal^l ber organifd^en gnbiöibuen unb ber Uebergal^l il^rer Äeime folgt. Snbem aber 2lnpaf[ung unb aSererbung im Äanq?f um'« 2)afein fid^ in beftdnbiger SBed^felmirfung beflnben, folgt barau« unoermeiblid^ bie natürlid^e 3ö^tw"flr ^^l^^ überatt unb beftdnbig nmbilbenb auf bie organifd^en arten einwirft, unb neue Slrten burd^ S)ioergeng be« ßl^arafter« ergeugt. 33e- fonber« begünftigt »irb il^re SBirffamteit nod^ burd^ bie überall ftatt=» flnbenben actiöen unb pafjtöen SBanberungen ber Organismen. SBenn mir biefe Umftdnbe red^t in ©rmdgung giel^en, fo erfd^eint un8 bie beftdnbige unb aOmdl^lid^e Umbilbung ober Transmutation ber organifd^en ©pecieS als ein biologifd^er ^roceß, ttjeld^er nad^ bem ßaufalgefe^ mit SHotl^toenbigleit auS^ ber eigenen 9latur berDr« ganiSmen unb il^ren gegenfeitigen SBed^felbegiel^ungen folgen muß. JDaß aud^ ber Urfprung beS 5Kenfd^en auS biefem allge« meinen organifd^en ttmbilbungsoorgang erfldrt werben muß, unb bafe er pd^ aus biefem ebenfo einfad^ als natürlid^ erfldrt, glaube id^ S^nen im öorle^ten Sortrage l^inreid^enb bewiefen gu l^aben. 3^^ fann aber l^ier nid^t uml^in, @ie nod^mals auf ben gang ungertrennlid^en ßufötn^ menl^ang biefer fogenannten „Slffenlel^re" ober „^itl^ecoibentl^eorie" mit ber gefammten 2)efcenbengt]^eorie l^inguweifen. SBenn bie le^tere 670 3nfeMction«f*Ififfe unb DebucHon«f*!uffe. XXI7. ba^ größte SnbuctionSgcfc^ bcr Siologtc ift, fo folgt bärau§ blc crftcrc mit SHotl^tocnbißfcit, al§ ba« ©Id^tigftc ©cbuctionögcfc^ bcrfclbcn. S3cibc [teilen unb fatten mit cinanbcr, S)a auf baö rid^tigc aSerftänbni^ biefed @a^ei^, ben id^ für l^öd^ft mic^tig l^olte unb bed^olb fd^on mcl^rmalS l^crtjorgcl^obcn l^abc, l^icr SlttcS anlommt, fo erlauben Sie mir, benfelben je^t nod^ an einigen SBeif^jielen gu erläutern. S3ei allen ©dugetl^iercn, bie »ir Icnnen, ift ber Sentraltl^eil be« 9lert)enf^ftemg baö Sftucfenmarl unb ba« ©el^im. »ir giel^en barauS ben allgemeinen SnbuctionSfd^lufe, bafe atte ©fiugetl^icre ol^neSluS^ nal^me, bie auiSgeftorbenen unb bie und noi^ unbetannten lebenben Slrten, eben fo gut tt)ie bie öon unS unterführten ^ptde^^ ein gleW^e« Oel^irn unb SRüdenmarl beft^en. Senn nun irgenbioo eine neue ©äugetl^ierart entberft »irb, g. 35. eine neue SBeuteltl^ierart, ober eine neue Affenart, fo toeife jeber S^olog öon öom herein, ol^ne ben in* neren Sau berfelben unterfud^t gu l^aben, gang beflimmt, bafe biefe ©pedeö ebenfalls ein ©el^im unb ein SRücfcnmarl befi^en mufe. Äeinem eingigen Sttaturforfd^er fdttt eö ein, baran gu gtoeifeln, unb etwa gu beulen, bafe ba^ ßentralneroenf^ftem bei biefer neuen @duge= tl^ierart möglid^enoeife aui§ einem SSaud^marl mit ©d^lunbring, toie bei ben ©liebertl^ieren, ober auS gerftreuten ^noten|)aaren, toie bei ben äßeid^tl^ieren befleißen lonnte. Sener gang beftimmte unb ftd^ere ©d^lug, toeld^er bod^ auf gar leiner unmittelbaren (Srfal^rung berul^, ift ein S)ebuctionrtfri t^i^ SJefcenbengtl^eorie ein burd^ alte genannten biologifd^en ©rfal^rungen empirifd^ begrünbete« grofee« S^buction«* gefe^; bie ^itl^ecoibentl^eorie bagegen, bie 93e]^auptung , bag ber SRenfd^ ftd^ au« nieberen, unb gun&d^ft au« affenartigen 6duge« tl^ieren, entMidelt l^abe, ein eingelne« 3)ebuction«gefe^, Meldte« mit jenem attgemeinen 3nbuction«gefe^e ungertrennlid^ öerbunben ift. 3)cr Stammbaum be« SKeufd^engefd^led^t«, beffen ungcfdl^re Um* riffe Ol Sinnen im üorle^ten Vortrage angebeutet unb ben id^ in meiner Slntl^ro^jogenie au«fü]^rlicl^ begrünbet l^abe**), bleibt natürlici^ (gleid^ allen öorl^er erörterten ©tammbdumen ber Stl^iere unb 5ßflangen) in feinen (Singell^eiten nur eine mel^r ober »eniger anndl^embe genea» logif^e Jp^potl^efe. 3)ie« tl^ut aber ber Slnmenbung ber S)efcenbeng* tl^eorie auf ben SWenf^en im ®angen feinen Eintrag, ^ier, ©ie bei atten Unterfud^ungen über bie llbftammung«Der]^dltniffe ber Organis- men, muffen Sie »ol^l unterfd^eiben gtoifd^en ber allgemeinen ober generellen S)efcenbeng*2:]^eorie, unb ber befonberen ober fpedellen ©efcenbengs^^potl^efe. S)ie allgemeiftc Slbftammungd'^Stl^eorie beanfprud^t öolle unb bleibenbe ©eltung, »eil fte burd^ alle öorl^er ge* nannten aOgemein biologifd^en 6rfcl^einung«rei]^en unb burd^ beren inneren urfdd^lW^en ßufammenl^ang inbuctiu begrünbet wirb. 3cbe befonbere $lbftammung«*.Jp9))ot]^efe bagegen ift in il^rer f:peäellen 672 Defwnbenjt^eoTfe unb 3)efceiibenj^9pot6efe. XXIV. Ocltung butd^ bcn iciDctUgcn Suftanb unferer biotogifd^cn 6rfcnntni& bebingt, unb burc!^ bie SluiSbel^nung ber obiectiüen empirifd^en ©runb^ läge, auf »cld^c toir burd^ fubjcctiuc ©d^lüffc bicfe ^^potl^cfe bebuctto arunbcn. SJal^er bcft^en ade cinjclncn SScrfud^c gur ©rtcnntnife bc§ ©tammbaumö irgcnb einer DrgattlStnengru^jpc immer nur einen geit«= »eiligen unb bebingten SBertl^, unb unfere fpecielle ^t)poÜft\c baruber tt)irb immer mel^r öertjottfommnct »erben, ie weiter mir in ber öer^^ gleid^enben Anatomie, Dntogcnie unb ^aldontologie ber betreffenbcn ®ruppe fortfd^reiten. 3e mel^r mir un§ babei aber in genealogifdö« einjell^eiten öerlieren, je »citer mir bie eingelnen Hefte unb Steige beö Stammbaum« verfolgen, befto unfici^erer unb fubjectiöer mirb, »egen ber Unöollftdnbigfeit ber em^jirifd^en ©runblagen, unfere f|)e« cielle abftammung^'Jp^potl^efe. 2)ieö tl^ut ieboc^ ber ©id^er^eit ber generellen Slbftammung^S'SEl^eorie feinen abbrud^. ®o erleibet ed benn aud^ leinen S^^if^l i><^^ ^it bie äbftammüng beS ^enfd^en gunäd^ft au« affenartigen, meiterl^in au« nieberen ©dugetl^ieren, unb fo immer »eiter au« imnfer tieferen ©tufen be« SBirbeltl^ierftamme«, bis gu beffen tiefften »Irbellofen SBurgeln, ja bi« gu einer einfad^en Paftibe l^erunter, al« allgemeine SEl^eorie mit Dotter ©id^erl^eit be* l^auptcn lönnen unb mfiffen. ^Dagegen toirb bie fpeciette Serfolgung be« menfd^lid^en Stammbaum«, bie naivere S3efKmmung ber un« be^ lannten SÖ^icrformen, meldte entmeber »irflid^ gu ben SBorfal^ren be« ÜWenfd^en gel^örten ober biefcn ©enigften« näd^ftftel^enbe SBlutSöer» toanbte »aren, ftet« eine mel^r ober minber anndl^embe JDefcenbeng* Jp^potl^efe bleiben. JDiefe Iduftum fo mel^r ©efal^r, fid^ öon bem »irflid^en Stammbaum gu entfernen, fe ndl^er fle bemfelbcn burd^ auffud^ung ber eingelnen Sll^nenformen gu tommcn fud^t. 2)a« ift mit 9lot]^tt)cnbigfeit burd^ bie ungel^cure Südtenl^aftigfcit unferer pa^ Idontologifd^en J^enntniffe bebiitgt, meldte unter leinen Umftdnben Jemal« eine anndl^ernbe 33ottftdnbig!eit erreid^en »erben. au« ber bcnlenben enodgung biefe« ©id^tigen Serl^dltniffe« er« giebt fid^ aud^ bereit« bie anttoort auf eine grage, meldte gemöl^nlid^ gundd^ft bei Sef^jred^ung biefe« ®egenftanbe« aufgemorfen wirb, ndm= XXIV. tBeWfift ffir bcn tbierifc^en Urfpnmö bed «Wenfc^cn. 673 Hd^ bic ^agc mij ben ttjiffcnfd^attl^cn Settjcifen für bcn tl^ic^ rifd^cn Urfprung bc§ aWcnfd^cngefd^lcd^tö. ^lidöt allein bic ®cgncr ber 2)cfccnbcngt]^coric, fonbcrn aud^ öielc anl^dngcr bcrfclbcn, betten bie ßcl^örigc pl^ilofopl^ifd^e SSilbung mangelt, pflegen babei t)or* gug^töeife an eingelne ©rfal^rungen, an fpecieHe empirifd^e gortfd^ritte ber 9latnrtt)iffenfd^aft gu benlen. 2Ran erwartet, ba^ plo^lid^ bie (&nU bedung einer gefd^ttjängten 5Kenfd^enraffe ober einer fpred^enben Äffen* art, ober einer anberen lebenben ober fof jtlen Uebergangi^form gtoifd^en Wenfd^en unb Äffen, bie gwifd^en beiben beftel^enbe enge Äluft nod^ mel^r auffüllen unb fomit bie Äbftantmung be§ ÜRenfd^cn öom Äffen empirifd^ ^^betoeifen" fott. ©erartige eingelne ©rfal^rungen, unb todren jte anfd^einenb nod^ fo überg^genb unb betoeiöfrdftig, fönnen aber niemal« ben gettüufd^ten 33ett)eiö liefern, ©ebanfenlofe ober mit ben biologifd^en ©rfd^einungöreil^en unbcfannte geute toerben jenen eingel- neu S^ugniffcn immer biefelben Sinwdnbe entgegenl^alten fonnen, bie jte unferer "Sijtonc aud^ je^t entgegenl^alten. S)ie unumftöfelid^e Sid^erl^eit ber S)efcenbeng'3:f|eorie, aud^ in il^rer Änwenbung auf ben SWcnfd^en, liegt oielmel^r oiel tiefer, unb fann niemals blo§ burd^ eingelne eutpirijd^e ßrfal^rungen, fonbern nur burdö pl^ilofopl^ifd^e 3Sergleidöung unb SBenoertl^ung unfere« gefammten biologifd^cn (Srfal^rungöfd^a^e« in il^rem loal^ren inneren SBertl^e er- fannt »erben. Sie liegt eben barin, bafe bie S)efcenbengtl^eorie als ein allgemeines SnbuctionSgefe^ auö ber oergleid^enben ©^ntl^efe aller organifd^en 9laturerfd^einungen, unb inSbefonbere auS ber breifad^en parallele ber oergleid^enben Anatomie, Ontogenie unb ^l^^logenie mit 9lot]^toenbigfeit folgt; unb bie ^itl^ecoibentl^eorie bleibt unter allen Umftdnben (gang abgefel^cn oon allen (Singelbeioeifen) ein fpecieller 3)ebuctionSfdölufe, »eld^er lieber aus bem generellen SnbuctionSgefet ber S)efcenbengt]^eorie mit Sflotl^wenbigfeit gefolgert »erben mufe. Auf ba§ rid^tige aSerftdnbnife biefer ^jl^ilofopl^ifd^en SSegrun* bung ber ©efcenbengtl^eorie unb ber mit il^r ungertrennlid^ oer* bunbenen ^itl^ecoibentl^eorie lommt meiner Änftd^t nad^ ÄUeS an. aSiele oon S^nen toerben mir bieS oielleid^t gugeben, aber mir gugleid^ 674 (clufcimcifc (ieulwicfclunfl bed menf(^lid)en 6felcnteben«. XXIV. eittgegenl^alten, ha^ ba^ 9lQe§ nurDon ber förperlid^en, nid^tüoti bcr gciftigcn entwidclung bc§ SWcnfci^cn gelte. 3)a toir nun VxSf^tv un§ blofe mit ber crftcren bcf^dftigt l^aben, fo i[t eö njol^I notl^toenbig, l^ier anij nod^ ö«! i>ic Ic^tcre einen aSlidf gu »erfen, unb gu jcigen, bafe aud^ pe jenem großen allgemeinen entwidfelung^gefe^e untere worfcn ift. ®abei i[t e§ öor allem not^menbig, pd^ in'« ®ebdd^tni& jurücf jumfen, toie über]^au^)t ba§ ©eiftige öom Äör^jerlici^en nie öoUig gefij^ieben »erben fann, beibe (Seiten ber 9latur öielmel^r unjertrenn- lid^ öerbunben jinb, unb in ber innigften SBedöfdwjii^infl wiit einanbcr ftel^en. SBie fd^on ©oetl^e flar auöfprad^, ^fann bie SWaterie nie ol^ne ®eift, ber ®ei[t nie ol^ne SWaterie ejriftiren unb »irffam fein". ®er funfttid^e ßwicfpölt, »eld^en bie falfd^e bualiftifd^e unb teleo* logifd^e ^l^ilofopl^ie ber aSergangenl^eit gtoifd^en ®eift unb Äörper, jtt)ifd^en Äraft unb ©toff aufredet erl^ielt, ift burd^ bie ^^rtfd^ritte ber 9laturerfcnntni6 unb namentlid^ ber ßnttoidtelungSlel^re aufge^ löft, unb fann gegenüber ber ftegreid^en med^anifd^en unb moniftifd^en ^l^iIofopl)ie unferer Seit nid^t mel^r beftel^en. 3Bie bemgemdfe bie 9Rem fd^ennatur in il^rer Stellung gur übrigen SBelt aufgefaßt njerben mufe, l^at in neuerer Seit befonber« SRabenl^aufen in feinen öortrefflld^en Berten: „3fi§" unb „Ofiriö'' "), fowie 6aru§ ©terne in feiner \>ox- gügUd^en ^enttoidfelungögefd^id^te be§ SBeltgangen, SBerben unb S8er= gelten" einleud^tenb gegeigt ••). SBa§ nun fpecieU ben Urfprung be§ mcnfd^Iid^en ®eifte§ ober ber ©eele be§ SWenfd^en betrifft, fo nehmen toir gundd^ft an febem menfd^ lid^en Snbioibuum loal^r, ba§ ftd^ biefelbe öon Slnfang an fd^ritttoeife unb aUmdl^Udö cntioidEelt, eben fo toie ber J^örper. SBir feigen am neugeborenen ^inbe, bag baffelbe meber felbftftdnbigeS Semugtfein, nod^ überl^aupt Hare SJorfteHungen beft^t. 2)iefc entftel^en erft aU* mdl^lid^, »enn mittelft ber ftnnlid^en ©rfal^rung bie ©rfd^einungen ber 3lugento)elt auf ba^ ßentralnert^enfqftem einioirfen. Hber nod^ entbel^rt ba§ fleine Äinb aller jener bifferengirten ©eelenbetoegungen, ©eld^e ber ertoad^fene SWenfd^ erft burd^ langjdl^rige ©rfal^rung er* loirbt. Huö biefer ftufentoeifen enttoidtelung ber SRenfd^enfcele in XXIV. Seiöleid^mig bed t[)ierif*fn unb menfc^Ilc^en Seelenlebend. 675 iebcm einjelncn Snbiöibuum lönncn ttjir nun, gemdfe bcm innigen • urf&d^Ud^en Sufammcnl^ang jtüifd^en ÄcimcS* unb ©tammcögcfd^W^tc unmittelbar auf bie [tufcnweife ©nhüidclung ber 5Kcnfd^cnfecle in ber ganjcn SMcnfdö^^it ^^^ weiterl^in in bcm ganjcn SBirbclt^ierftamme gurüdfd^Iie^en. 3^ unjcrtrennlid^er aScrbinbung mit bcm Äörpcr l^at aud^ ber ®ci[t bcö SMcnfd^cn ade Jene langfamcn ©tufcn ber ©nt^ »idelung, alle Jene einjelncn Stritte ber ©ifferenjirung unb 9?er== öollfommnung burcj^meffen muffen, Don weldöen S^nen bie l^^potl^e^ tif^e Sll^nenreil^e bcö SRcnfd^en im Dorlc^tcn SSortragc ein ungcfäl^rcö SSilb gegeben l^at. 2lllerbing§ pflegt gerabc biefe Sorftellung bei ben meiften ÜMcn« fdöen, »enn fie juerft mit ber fönttoidclungölel^re befannt werben, ben grofeten Slnftofe gu erregen, weil fie am meiften ben l^ergcbrad^ten mtj^ tl^ologildöen 3lnfd^auungen unb ben burd^ ein Sllter öon gö^rtaufenben gcl^eiligten SSorurtl^cilcn loiberfprid^t. SlUcin eben fo gut loie alle am bereu ^^nctionen ber Organismen mufe notl^toenbig aud^ bie SKeufdöen* feelc fid^ l^iftorifd^ enttoidelt l^aben, unb bie öergleid^enbe ©cclenlel^re ober bie empirifd^e ^fgd^ologie ber Siliere geigt unö flar, bafe biefe ßnttoidelung nur gebadet werben fann al§ eine ftufenweife ^eröorbil* bung au§ ber SSirbeltl^icrfeelc, al§ eine allmdl^lid^e JDiffercngirung unb 35ert)ollfommnung, toeldöe erft im Saufe Dieler Sai^ttaufenbe gu bcm l^errlid^en Sriumi)]^ bcS SWenfd^engciftcS über feine niebercn tl^icrifd^cn Sll^ncnftufen gcfül^rt l^at. .^icr, tt)ic fiberaH, ift bie Unterfud^ung ber 6nttt)idelung unb bie 3Sergleid^ung ber Dcrmanbtcn ©rfd^einungen ber eingige SBcg, um gur ©rfenntnife ber natürlid^en SBal^rl^cit gu gelangen. SBir muffen alfo Dor Slllem, »ie ttjir c§ aud^ bei Unterfud^ung ber ttrpcrlid^en 6nttt)idelung tl^atcn, bie l^öd^ften tl^icrifd^en ©rfd^einungen einerfeits mit ben nieberften tl^icrifd^cn, anbrerfeitö mit ben nieberften menfd^lid^en (Srfd^einungcn Dergleid^en. JDa^S 6nbrcfultat bie[er 3Ser= gleid^ung ift, bafe gwifd^cn ben l)od^ftenttt)idclten STI^icrfeelen unb ben tiefftcntmideltcn 5Kenfd^enfeelennur ein geringer qutintitatiöcr, aber fein qualitatiucr Unterfd^ieb ejriftirt, unb bafe biefer Unterfd^ieb Diel geringer ift, alö ber Unterfd^ieb gtoi- 43* 676 Übicrifc^er SuPanb ber niebaf^en ©öifcr. XXIV. fd^en ben nicberftcn unb l^od^ften ?!Kenfd^enfeclcn, ober aU bcr Unter» fd^icb gtüifd^en ben l^öd^ften nnb niebcrften 31^ier[eelen. Um ftd^ Don ber 33cgrnnbung biefcö ttji^tigen SRefuItate^ gn über» jengen, mnfe man üor Slttem ba§ ©etfte^leben ber toilben 5llaturt)ölfer unb ber ^inber öergleid^enb ftubircn "). Sluf ber tiefften Stufe menfd^» licj^er ©eifteöbilbung ftel^en bie Sluftrdier, einige ©tdmme ber pol^» nepfd^en ^opua«, unb in Slfrifa bie SSufd^mdnner, bie Hottentotten unb einige ©tdmme ber 9leger. ®ie ©prad^e, ber »id^tigfte ©l^arafter be§ ed^ten SWenfd^en, i[t bei il^nen auf ber tiefften Stufe ber Slu^bU- bung ftel^en gebUeben, unb bamit natürUd^ aud^ bie SSegripbilbung. ÜRand^e biefer toilben ©tdmme l^aben nid^t einmal eine SSegeid^nung für Sn^ier, ^flange, SEon, %axU unb bergleid^en einfad^fte Segriffe, wogegen fte für jebe eingelne auffaUenbe Jl^ier= ober ^flangenform, für ieben eingelnen Ion ober f?arbe ein SBort bep^en. @§ feilten alfo felbft bie ndd^ftUegenben Slbftractionen. Sn Dielen fold^er ©^jrad^en giebt e§ blofe ßöl^toörter für @in§, ßwei unb 2)rei ; feine auftraUfd^e ©prad^e gdl^It über Dier. ©el^r oiele toilbe SSölfer fönnen nur bi§ gel^n ober gwangig gdl^Ien, njdl^renb man eingelne fel^r gefd^eibte §unbc bagu gebrad^t l^at, bi§ oiergig unb felbft über fed^gig gu gdl^len. Unb bod^ ift bie Qa\jH ber Slnfang ber 3Ratl^ematif ! ©ngelne oon ben tt)il» beften ©tdmmen im füblid^en Sljten unb öftlid^en Slfrifa l^aben Don ber crften ®runblage aller nienfd^lid^en ®eftttung, öom Sfömtlienleben unb ber &ift, nod^ gar feinen Segriff, ©le leben in uml^erfd^ttjeifenben Heerben beifammen, »eld^e in il^rer gangen ßebenötoeife mel^r Sle^n- lid^feit mit toilben Slffenl^eerben, al§ mit cioiUftrten 9Wenfd^en«©taaten bep^en. SlUe Serfud^e, biefe unb oiele anbere ©tdmmc ber nieberen 5Kenfd^cnarten ber ßultur gugdngltd^ gu mad^en, pnb bisl^er gefd^eitert; e§ ift unmöglid^, ba menfd^lid^ SBilbung pflangen gu toollen, ©o bcr notl^igc Soben bagu, bie menfd^lid^e ©el^imoertjollfommnung , nod^ fel^lt. 9lod^ feiner öon Jenen ©tdmmen ift burd^ bie 6ultur Derebelt ©orben; Pe gelten nur rafd^er baburd^ gu ©runbe. ©ie l^aben pd^ faum über jene tieffte ©tufe be§ Uebergang^ Dom SWenfd^enaffen gum XXrV. Sfelenlebcn bet (jö^eren ffliTbcttf^icrc. 677 Slffcttmenfcl^cn crl^oben, wcld^e bie ©tammeltern bcr l^öl^crcn ÜMcnfd^cn» arten fd^on feit Sci^rtaufenben überfd^ritten l^aben**)- Setrad^ten @ie nun auf bcr anbcrcn Seite bie l^öd^ften @nt©i(fe= lunggftufen beö ©celenlebcnö bei bcn l^ol^eren SBirbeltl^ieren, nament* l\6i SSößeln unb ©äugetl^icren. SBenn ©ie in l^crtommlW^er SBeife als bie brei ^au^tgrufpen ber Derfd^iebenen ©eelenbemegungen ba& ßntpfinbcn, SBoUcn unb S)en!en unterfd^eiben, fo finben Sie, bafe in {eber biefcr Segicl^ungen bie l^od^ft enhüidEcUen SSögel unb ©dugetl^iere jenen nieberften SRenfd^enfonnen ftd^ an bie Seite [teilen, ober fte felbft entfd^ieben überpügeln. 2)er SBille ift bei b^n l^öl^eren Sll^ieren ebenfo entfd^ieben unb ftarf , »ie bei d^arafteröoHen ÜRenfd^en enttoidfelt. |)ier tt)ic bort i[t er eigentUd^ niemals frei, fonbem ftetS burd^ eine Äette öon urfdd^lid^en aSorftettungen bebingt (oergl. @. 212). 8lud^ ftufen ftd^ bie öerf d^iebenen ®rabe bes SBittenS , ber 6nergie unb ber Seiben= fd^aft bei ben l^ol^eren SD^ieren ebenfo mannid^faltig, als bei ben ÜRen^' fd^en ab. S)ie ©mpfinbungen ber l^öl^eren SO^iere ftnb nid^t tt)e= niger jart unb »arm, als bie ber SMenfd^en. S)ie Streue unb Slnl^fing« lid^feit beS ^unbeS, bie SKutteriiebe ber Söwin, bie ©attenliebe unb el^elid^e Streue bcr Sauben unb ber Snfc^jarablcS ift f^jrud^wörtlid^, unb »ie Dielen SKenfd^en fönnte fte jum 3Rufter bienen! SBcnn man l^ier bie Sugenben als „g^ftincte" ju bejeid^nen pflegt, fo Dcrbienen fie beim ÜRcnfd^en ganj biefelbe Scjcid^nung. SBaS enblid^ baS JDenlen betrifft, beffen öcrglcid^cnbe Sctrad^tung gtoeifclSol^ne bie mciften ©d^micrigfeiten bietet, fo Idfet fid^ bod^ fc^on auS bcr Dcrglcid^cnben pf^d^ologifd^cn Unterf ud^ung , namentlid^ ber cultiöirten JpauStl^iere, fo oiel mit ©id^crl^cit entnel^mcn, bafe bie SSorgdngc beS 35enfenS l^icr nad^ benfelben Oefc^cn, »ie bei uns, erfolgen. UeberaU liegen er= fal^rungcn ben Sorftcllungcn gu ©runbc unb oermittcln bie ©rfenntnife beS Swfcimmcnl^angS ä»ifd^en Urfad^c unb SBirfung. UeberaU ift eS, »ic beim SKeufd^en, bcr SBcg ber gnburtion unb S)ebuction, »eld^er bie Spiere jur SSilbung ber ©d^lüffe fül^rt. Offenbar [teilen in atten bicfen aScjicI^ungen bie l^öd^ft ent»idfelten Siliere bem ÜRcnfd^cn Diel ndl^er als ben nicbercn Spieren, obgleid^ fie burd^ eine lange Äette 678 Seelenleben ber nicberflen Xl^iere. XXIV. Don aUmdl^ltd^cn 3tt)ifd^en[tufen aud^ mit bcn leiteten öcrbunbcn ftnb. 3n SBunbtö trcfflid^cn Sorlcfungen über bic aJicnfd^em unb 31^iet= fccic") finben p^ bafür eine SKenge Don aSelegcn. SBenn @ie nun, nad^ beiben SRid^tungen l^in öerglcid^cnb , bie nieberften affcnäl^nUd^ften SKcnfcl^en, bie Sluftralneger, Sufd^mdnner, Slnbamanen u. f. ». einerfeitö mit biefen l^öd^ftentwidelten Stl^ieren, j. 33. äffen, 4>unben, ©lepl^anten, anbrerfeit« mit ben l^öd^ftenttoidtelten SRenfd^en, einem ariftoteleö, SHemton, ©^Jinoja, Äant, Sa» mardt, Ooetl&e guf ammenfteDen , fo tt)irb Sinnen bie SSel^auptung nid^t met)r übertrieben erfd^einen, bafe ba§ Seelenleben ber l^öl^cren ©dugetl^iere fid^ ftufentoeife ju bemienigen be§ ÜRenfd^eu enttoidfelt l)at. SBenn @ie l^ier eine fd^arfe ®renje giel^en wollten, fo müßten ©ie biefelbe gerabeju gtoifd^en ben l^öd^ftentwidEelten ßulturmenfd^en einerfeits unb bcn rol^eften 9laturmenfd^en anbrerfeitö giel^n, unb le^tere mit ben SD^ieren oereinigen. 3)aö ift in ber S^at bie Slnftd^t Dieler 3fleifenber, »eld^e jene nieberften SRenfd^enraffen in il^rem SSatcr* lanbe anbauemb beobad^tet l^aben. @o fagt g. 33. ein Dielgereifter ©ngldnber, toeld^er Idngere 3cit an ber af rif anif d^en SBefttüfte lebte : „bcn 9leger Ijalte id^ für eine niebere 9Renfd^enart (Species) unb !ann mid^ nid^t entfd^liefeen, afö „?!Wenfdö unb 33ruber" auf il^n l)erab= gufd^aueu, man müfete benn aud^ ben ®o rill a in bie gamilie auf'^ nel^men". ©elbft Diele d^riftlid^e ?D?ifftondre, meldte nad^ jal^relanger Dergeblid^er Slrbeit Don il^ren frud^tlofen GiDilifationöbeftrebungen bei ben nieberften SSölfern abftanben, fallen baffelbe l^arte Urtl^eil, unb bel^aupten, bafe man el^er bie bilbungöfdl^igen ^au^tl^iere, aU biefe unDernünftigen Diel^ifd^eu 9Menfd^cu gu einem gefttteten Kulturleben ergiel^en fönne. 2)er tüd^tige öfterreid^ifd^c SRifjtondr SKorlang g. 33.,^ toeld^er ol^ne aüen ©rfolg Diele Saläre l^inburd^ bie affen= artigen 9legerftdmme am oberen 9lil gu ciDilifiren fud^te, fagt auö= -brüdflid^, „bafe unter fold^en SBilben jebe SKiffton burd^au« nu^loö fei. @ie ftdnben weit unter ben unDernünftigen Stl^ieren; biefe le^* teren legten bod^ toenigftenö S^i^ä^cn ber ßuneigung gegen 2)ie= jenigeu an ben Jag, bie freunblid^ gegen fie finb; »dl^renb jene XXIV. gortWuitenbe Untwitfelung be« ü»enf*engefc^Ic*td. 679 öicl^ifci^cn einßcborcnen allen ©cfül^lcn ber JDanfbarleit öottig un^* jußdnflUd^ feien." SBenn nun aus biefen unb Dielen anbeten ^^flwtffen guöer- IdfPfl l^erDorgel^t, bafe bie fleiftigen Unterfd^iebe jtoifd^en ben nieber* jlen SWenfd^en unb ben l^öd^ften SO^ieren geringer pnb, als biej[enigen gwifd^en bm nieberften unb ben I^Jci^ften SWcnfd^en, unb loenn @le bamit bie Sl^atfad^e gufammenl^alten, bafe bei {ebem einjelnen 5Ken= fd^enfinbe ^ö) baS OeifteSleben aus bem tiefften ßuftanbe tl^ierif^er 93eto}u^tlofigIeit l^rauS langfam, ftufeniDeife unb albndl^lid^ entiDidelt, füllen mir bann nod^ baran Slnfto^ uel^nten, ba^ aud^ ber ©eift bes gangen ÜRenfd^engefci^led^tS fid^ in gleid^er Sri langfam unb ftufen^« toeife l^iftorifc!^ cntoidelt l^at? Unb foUen ©ir in biefer Stl^atfad^e, bag bie SRenfd^enfeele bur^ einen langen unb langfamen ^roce| ber 3)ifferengirung unb S3ert)ontommnung ftd^ gang aUmdl^lid^ auS ber SBirbeltl^ierfcele l^cröorgebilbet l^at, eine „entoürbigung'' beS menfci^lW^en ©eifteS finben? 3^^ g^ftel^e S^nen offen, bafe biefe le^» tere änfd^auung, meldte gegenn)&rtig Don oielen ^enfij^en ber ^U tl^ecoibentl^eorie entgegengel^alten wirb, mir gang unbegreiflid^ ift. ©e^r rid^tig fagt barüber Sernl^arb ßotta in feiner trefflid^en Oeologie ber ©egenwart: „Unfere aSorfal^ren fönnen uns fel^r gur ei^re gereid^en; Diel beffer nod^ aber ift eS, loenn wir il^nen jur ei^re gereid^en" **). Unfere entoidelungSlel^re erflärt bm Urfprung beS 5Kenfd^en unb ben Sauf feiner l^iftorifd^en (Sntwidelung in ber eingig natür« lid^en SBeife. SBir erbliden in feiner ftufenweife auffteigenben 6nt- »idelung auS ben nieberen SBirbeltl^ieren ben l^öd^ften Irium^l^ ber ÜRenfd^ennatur über bie gefammte flbrige 9latur. SBir ftnb ftolg bar^ auf, unfere nieberen tl^ierifd^en SSorfal^ren fo uncnblid^ »eit über« flügelt gu l^aben, unb entnel^men barauS bie tröftUd^e Oeloifel^t, bafe aud^ in Sufunft baS SRenfd^engefd^ledöt im Orofeen unb ®angcn bie rul^moolle Sal^n fortfd^reitenber ©nttoicfelung Verfölgen, unb eine immer l^ö^ere ©tufe geiftiger SJoUfommenl^eit erflimmen wirb. 3n biefem Sinne betrad^tet, eröffnet unS bie 2)efcenbengtl^eorie in il^rer 680 ^Hcf in fcie 3"fu"ft. XXIV. Slnttjcnbung auf ben SKenfd^en bie ermutl^iöcnbfte ausfielet in bic 3u« hinft, unb cntfraftct alle aScfurc^tunflcn, wdd^c man il^rcr aScrbrci^^ tung entgegengel^lten l^at. ®^ön ic^t Idfet jtd^ mit Scftimmtl^cit üoranöfel^cn, bafe bcr öott= ftänbiflc ©icfl unfcrcr entoidEcIungSlel^rc uncrmcfelidö ^^id^c %xviäitt tragen tüirb, fjru^te, bie in bcr ganjen (Sulturgcfd^id^te ber 3Rcnf(]^= l^eit ol^nc Oleid^en pnb. S)ie ndcJ^ftc unb unmittelbar[tc ^olge bcS' felben, bic gdnjUd^e SRcform ber SSiologie, ttjirb notl^wenbig bie noii tDid^tigcre unb folgenreid^ere SReform ber Slntl^ro^jologie nad^ ftd^ jiel^en. 2lu§ bicfer neuen SRcnld^cnlel^re wirb fid^ eine neue ^l^ilofopl^ic enttt)idfeln, nid^t gleid^ ben meiften ber bisl^erigen luftigen @t)[teme auf mctapl^QJifd^c ©peculationen, fonbem auf ben realen SSoben ber tjcrglcid^enben Soologie gegrünbet. SBie aber biefe neue moniftifd^c ^l^ilofopl^ic uns einerfeitä erft baS toal^re SSer* ftdnbnife ber toirflid^en SBclt erfd^liefet, fo iDirb fie anbrerfeitö in il^rer fegenSrcid^en Slntocnbung auf baS practifd^e 5Kenfd^enleben unö einen neuen SBeg ber moralifd^en SSeröoüfommnung eröpen. ÜMit il^rer 4>ülfe »erben »ir enblid^ anfangen, unö au5 bem traurigen 3nftanbe focialer Sarbarei emporzuarbeiten, in toeld^en »ir, tro^ ber öielgerül^mten ©öilifation unfereS S^^rl^unbertS, immer nod^ t>er== funlen pnb. 3)enn leiber ift nur gu wal^r, »aS ber berul^mte Sllfreb SBallace in biefer Segie^ung am ©d^luffe feinet SReifetoerfS ") be= merft: „33erglid^en mit unferen erftaunlid^en ^ortfd^ritten in ben pl^^* jtfalifd^en SBiffenfd^aften unb in il^rer practifd^en Slntöenbung bleibt unfer @i)ftem ber ^Regierung, ber abminiftratiüen 3wftij,.ber 9la« tionalergiel^ung, unb unfere ganje feciale unb moralifd^c Drganifation in einem 3uftönbe ber Barbarei." S)iefe fociale unb moralifd^e Barbarei töcrben töir nimmcrmel^r burd^ bic gefünftelte unb gefd^raubte ©rgicl^ung, burd^ ben einfeitigen unb mangell^aftcn Unterrid^t, burd^ bie innere Unwal^rl^cit unb ben dufeeren Slufpu^ unfcrcr l^eutigcn ßiöilifation übertüinben. SSiclmcl^r ift baju öor allem eine öoUftdnbigc unb aufrid^tige Umfel^r jur 9latur unb ju natürlid^en 93ert)dltniffen notl^menbig. 2)iefe Um!el^r mirb XXIV. »Urf In bie iwtunft. 681 aber crft möglid^, »enn bcr ?!Wenf(]^ feine toal^rc „Stellung in ber SHatur" erfennt unb begreift. 2)ann wirb ftd^ ber SKenf^, wie gri^ SRa^el treffenb bemerft, „nid^t langer alö eine Äuönal^me öon ben 5laturgefe^en betrad^ten, fonbem toirb enblid^ anfangen, baö ®efe^ mdfeige in feinen eigenen ^anblungen unb Oebanlen aufjufuci^en, unb ftreben, fein Seben ben SHaturgefe^en gemdfe ju fül^ren. ©r toirb bal^in fommen, baS Swfammenleben mit ©eineögleid^en , b. 1^. bie gamilie unb ben Staat, nid^t nad^ ben ©a^ungen femer Sö^rl^un- berte, fonbem nad^ ben vernünftigen ^rinci^jien einer naturgemäßen ©rfenntnife einjurid^ten. ^olitü, aWoral, SRed^tögrunbfd^e, meldte je^t nod^ aud allen möglid^en Duellen gef:peift werben, werben nur ben 9laturgefe^en ent[pred^enb gu geftalten fein. 2)a^ menfd^enwür= bige 3)afein, öon weld^em feit gal^rtaufenben gefabelt wirb, wirb enblid^ jur SBal^rl^eit werben." 2)ie l^öd^fte Seiftung be§ menfd^lid^en ©eifteiS ift bie öoUfom- mme ©rfenntnife, ba^ entwidtelte SRenfd^enbewufetfein, unb bie bar^ au« entfpringenbe ftttUd^e S^atfraft. „erlenne S)id^ felbft!" @o riefen fd^on bie ^l^ilofopl^en beö Slltertl^umö bem nad^ Serebelung ftrebenben SMenfd^en ju. „ßrfenne 3)id^ felbft!" @o mft bie ©nt* widelungölel^re nid^t allein bem einjelnen meufd^lid^en 3nbiDibuum, fonbem ber ganjen SKenfd^l^eit ju. Unb wie bie fortfd^reitenbe ©elbft« erfenntnife für leben einjelnen SMenfd^en ber mdd^tigfte ^ebel jur ftttlid^en 58ert)ollfommnung wirb, fo wirb aud^ bie ÜRenfd^l^eit als ®anje§ burd^ bie ©rfenntnife il^reö wal^ren UrfpmngS unb il^rer wirflid^en Stellung in ber SRatur auf eine l^öl^ere Sal^n ber morali^ fd^en S?ollenbung geleitet werben. 2)ie einfädle 9laturreligion, weld^e ftd^ auf baö flare SBiffen öon ber Sflatur unb il^ren unerfd^öpflid^en Dffenbamngöfd^a^ grünbet, wirb gufünftig in weit l^öl^erem SKafee öerebelnb unb öenjollfommnenb auf ben 6ntwidEelungögang ber 9Men[d^]^eit einwirfen, alö bie mannid^faltigen Äird^enreligionen ber öerfd^iebenen aS5l!er, weld^e auf bem blinbcn Olauben an bie bun= fein ®e]^eimniffe einer ^riefterlafte unb il^re m^tl^ologifd^en Offen* bamngen berul^en. 1 682 »lief in Die 3«funft. XXIV. ^ie moniftifd^e 9taturreligion, bie mir bemnad^ für bie »al^rc ^SRcIigion bcr Sufunft" Italien muffen, fielet nid^t, »ie attc Äird^cn^SReUgioncn , in Bibcrf^jrud^ , fonbcrn in ßinllanß mit bcr vernünftigen 9latur=erlenntni6. SBdl^rcnb Jene le^tcren fdmmtUci^ anf Sldufd^nng unb Slberglauben l^inauiSlanf en , grünbet ftd^ bie erftere auf SBal^rl^eit unb 3Biffen. SBie »enig aber bie Untertoerfung ber menf^Ud^en SSemunft unter ha^ ^oäi beiS SlberglaubenS unb bie ©ntfrcmbung öon ber 9latur im ©tanbe ift, bie SWenfd^en beffer unb glüdlid^er ju mad^en, ba5 jeigt bem Unbefangenen bie ©efd^W^te aller Äird^en^aicligionen. 2)ie fogenannte »lütl^ejeit beS 2Rittel=^ altera, in »eld^er baö ßl^riftentl^um feine SBelt^errfd^aft entfaltete, töar bie Seit ber gröbften Unwiffenl^eit , ber toiberlid^ften JRol^l^eit, ber tiefften Unftttlic^feit. S)ie ^^ilofop^ie, bie^ürftin unter ben SBiffenfd^aften, bie fd^on ein l^albeiS gö^rtaufenb öor ®^riftui5 in Z^ak^ unb anajrimanber , in ^eraflit, ßntpebocleiS unb S)emofrit bie ^eime jur l^eutigen. @ntn)id(elungSle]^re gelegt l^atte, mar burd^ bie S(u$breitung ber latl^olifd^en S)ogmen unb bie ©d^eiterl^aufen i^rer gnquiption jum blinben SBerfjeug beö Äird^englauben« ge* »orben. ßrft bie mäd^tige gnttoidelung ber SHaturwiffenfc^aft im legten g^tjrl^unbert , l^at ber öerirrten unb l^erabgetommenen ^l^ilofopl^ic wieber ben verlorenen SBeg jur SBal^rl^eit gejeigt, unb il^re @runblage tDtrb von ie^t an bie moniftifd^e @ntn)id(elungdle]^re bleiben. Äommenbe Sal^rl^unberte toerben unfere 3^t, toeld^er mit ber toiffenfd^aftlid^en Segrünbung ber enttoidtelungSlel^re ber fjöd^fte ^reiö meufd^lid^cr ©rfenntnife be[d^ieben »ar, ate ben S^tpunft feiern, mit ©eld^em ein neues fegenSreid^eö S^talter ber menfd^* lid^en ©nttoidelung beginnt, d^arafteriprt burd^ ben @ieg beö freien erfennenben ©eifteS über bie ©etoaltl^errfd^aft ber Slutoritdt unb bur(^ ben mäd^tig verebelnben 6influg ber moniftifd^en ^l^ilofopl^ie. ber im Seyte mit S^ff^^ atigefft^rteti @^riften, beten @tubtum bem Sefer }u em))fe^Ien ifi. 1. Charles Darwin, On the Origin of Species by means of natural selection (or the preservation of faTOured races in the struggle for life). London 1859. (VI Edition: 1872.) 3n« ^eutfc^e überfe^t öon $. ®. 33ronn unter bcm 2:itel: (E^arled Karmin, über bie ^ntfle^ung ber ^rten im 2:^ier^ unb fPflanjemlRetc^ hux^ natürliche 3"<6tund, ober (Sr^aUung ber t^erDoQfommneten JRaffen im Äompfe um'd SJafein. Stuttgart 1860 (V. «fuflage burdjgefe^^en unb berichtigt uon ©ictor ^arud: 1872). 2. Jean Lamarck, Philosophie zoologique; ou exposition des considerations relatives a Thistoire naturelle des animaux; ä la diversite de leor Organisation et des facultes, qu'ils en obtiennent; aus causes physiques, qui maintiennent en eux la Tie et donnent Heu aux mouTemens, qu'ils executent; enfin, a celles qui produisent, les unes le sentiment, et les autres rintelligence de ceux qui en sont doues. 2 Tomes. Paris 1809. Nonvelle edition, revue et precedee d'une introduction biographique par Charles Martins. Paris 1873. 3. SBoIfgang (^oet()e, 3ur Tloxpi)c\o%\t: Silbung unb Umbil^ bung organifc^er 9'laturen. S)ie SWetamorpIjofc ber urfd einer oDgemeinen Einleitung in bie t^er9lei(|)enbe Anatomie, au^gel^enb t)on ber Dfteologie (1786). 3ur IRaturtDiffenfci^aft im ^lOgemeinen (1780—1832). 4. C^rn|l ^aecfel, (Generelle 9Horpt»ologie ber Organismen: W* gemeine (^runbjüge ber organif(i^en ^ormenmiffenfd^aft, me(f)anif(l^ begrünbet burci^ bie t>on (S^arleS S>arnjin reformirte 3)efcenbenjt^coric. I. 93anb: ungemeine ^na* tomie ber Organismen ober ©iffenfc^aft t)on ben entwicfelten organif<^en gormeu. 684 55er§eid)nip tei im Jeyte mit 3*ff<'^» ongefübrten 6d?riften. II. ®anb: 9((Igemeine (inttvicfelungdgefc^ic^te ber Organismen ober Siffenfc^aft tjon ben entftc^enben organifc^en ffotmen. S3erlin 1866. (©crgtiffen.) 5. daxl (^egenbaur, ©runbrig bec t)erglei(^enben Anatomie. Seip^ig 1859 ai. umgearbeitete Auflage 1877). 6. ^ugufi6(^(ei(i)er, 2)ie S)arn>in'f(i^e Z\)tot\t unb bie ^prac^miffen* fc^aft. SBeimat 1863. II. QlujI. 1873. 7. 9». 3. e<^leibcn, 2)iei|Tenf(^aftU(^e IReifen. 2)eutf(^ t>on (iirnfl Dieffenbac^. 2 Zf)U. ^raunfc^mei^ 1844 14. Charles Darwin, The Tariation of animals and plants under do- mestication. 2. Voll. London 1868. 3nd 2)eutf(4e überfe^t )?on $ict or 6arud unter bem 2:itel: ^ad ^ariiren ber Xl^iere unb ^flanjen im Suflanbe ber Do» me|lication. 2 iBbe. Stuttgart 1868. 15. (Srnfl^aecfel, Siologifc^e 6tubien: I. ^eft: 6tubien über bie 9Ro> neren unb anbere $roti|len, nebfl einer (Hebe über (Sntn}i(felungdgang unb 9(uf* gäbe ber Soologie. Scipjig 1870. II. .^eft: 6tubien jur (ä^aflraa * I^eorie. 3ena 1877. 16. gri^ *WüIler, gür 2)arn)in. fieipjig 1864. 17. I^omad ^uylep, Ueber unfere 5tenntnig t>on ben Urfac^en ber ör« [(Meinungen in ber organif(^en 92atur. 6e(^d $or(efungen für Saien. Ucberfe^t oon ßarl ©ogt. ©raunfc^weig 1865. 18. i^ri^ 6d)ul^e, Ueber t>. @. 8ronn, Unterfuc^ungen über bie (Intmicfelung^gefe^e ber orga« nif(^en fflelt roä^renb ber «ilbungdseit unferer (Jrboberfläc^e. Stuttgart 1858. 20. darf 6rnfl 9aer, Ueber antn>i(felung«gef(^i(^te ber Xf^iere. 8eob« ad}{\xn% unb !Ref!eyion. 2 qSbe. 1828—1837. 21. Louis Agassiz, An essay oo Classification. ' Contributioos to the natural bistory of the united states. Boston. Vol. I. 1857. ©erjflAnip ber im Itxtt mit S'fff^" ongefül)rten 8(^Tiften 685 22. 5»n*"«"Wf^ ^<»«t 9(ügemeinc ^Äaturflefd^id^tc unb Zhtoxit bed Jf^im* meU, ober ©erfuti^ ^on ber ^JerfaffunQ unb bcm med)anifc^en Urfvtunfle bed ganjen ffieUgebäubed m^ 9lett)ton'fc^en ©runbfiijjen abgcljanbelt. ^önit^öberQ 1755. 23. örnfl^aerfel, DieülobiolflTieii. (Sine ÜWonoörop^ie. 9Wit einem «tiad öon a5 5^upfertöfeln. ©erlin 1862. 24. 9(uguflffieidmonn, €tubien jut jDefcenbenjf^fjeorie. ^eipjig 1876. 25. 5^0 dmo^, 3(i^f<^nft für einbeitUc^e Seltanft^auung auf ^runb ber (£ntn)i(felungdle^re. Unter 9Nitn>irfung \)on dbarled 2)arn}in unb (^rnf) $>öe(fel ^eroudöegeben t>on (Jrnfl ^roufe. 33anb I— V. 1877—1879. 26. 6orud ©ferne ((Srnft 5^raufe), ©erben unb ©ergeben, ßine ^nt^ n>i(fe(unö^öef<^i^te bed IRaturgonjen in gemeinberflänblic^er ^affunfl. Berlin 1876. 27. 3:boma« .^uyle^, 3«M9"iff« f"^ ^»^ ©tellung be« üWenfc^en in ber *Ratur. S)rei ^bbanblungen : Ueber bie iWaturgefc^icfcte ber menfc^ennfenliAen ?Jffen. Ueber bie SBejie^ungen bed ÜWenfc^en ju ben näc^flnieberen liieren. Ueber einige foffile menfd)UcI)e Ueberrefle. ©raunfd)n>eifl \Siu\. 28. griebrit^^fRoUe, 2)cr üWenf*, feine ^bflammung unb ©efittung im fiic^te ber 2)artt)in*f(i^en ße^re t>on ber ^Irtsöntf^ebung unb auf ®runb ber neueren geotogifc^ien C^ntberfungen bargejleflt. JJranffurt a./üW. 186ärfel, Siele unb ffiege ber beutigen (5nttt)i(relungdgef(^)i(^te. 3ena 1875. 30. ^barled fipell, ^d 9(lter bed ^Renfc^engefc^lcc^t^ auf ber (Srbe unb ber Urfprung ber 9(rten burc^ ^bänberung, nebf) einer iBefc^reibung ber (Sidjeit. Ueberfefet mit Sufä^en bon fiouid ©ücf^ner. fieip^ig 1864. 31. 8ern^arb @otta, ^ie Geologie ber ©egenmart. l^eipgig 1866. (IV. umgearbeitete 9luflage. 1874.) 32. 5?arl 3ittel, Qlud ber Urjeit. ©ilber au« ber 6(^öpfungdgefrf)i*te. OWünd^en 1872. II. 9lufl. 1875. ÜWit ja^ilrei^en ^oljf(^)nitten. 33. (5. IRaben^aufen, 3fid. 2)er SWenfc^ unb bie ©elt. 4 S3be. f>am* bürg 1863. (II. 9luflage 1871.) Dfiri«. ©eltgefe^e in ber ^rbgefc^ici^te. 3 33be. Hamburg 1874. 34. 9luguft Gd^lei^er, Ueber bie ©ebeutung ber ©prac^^e für bie IRatur« gef(^i(i^te bed ORenfc^en. SBeimar 1865. 36. 2BiH^elm33leef, Ueber ben Urfprung ber 6prac^e. ^etaudgegeben mit einem ©ortvort bon Srnfl ^aerfcl. ffielmar 1868. 36« ^tfreb 9luffel SBallace, S)er mala^ifcif^e ^r(i(^ipel. 2)eutf(^ von 51. 93. aWe^er. 2 93be. SSraunfc^weig 1869. 37. C^rnfl ^aecfel, %xabi\^t ilorallen, (&\n ^udflug nac^ ben Jto< 686 *öfV5ei^ni§ bet im leyte mit Siffern oitöefü^rten ©c^riften. raUenbänfen bed rotten SNeered unb ein ^\\d in bod $eben bei 5(oraIIentbiere. *Wit 5 Jatbenbrurftoffln unb bielen ^oljfc^nittcn. ©erlin 1876. 38. f>ecmann ^elm^ol^, ^Populäre n>iffenf(i^aftli(^e Sortrage. ©raun« fc^tDeig. I.— III. ^eft. 1871—1878. 39. ^lleyonbet ^umbolbt, «np*ten ber IRatut. 6tuttgart 1826. 40. ^ax\\ fiilienfelb, ®ebanfen über bie ©oddtviffenfc^aft ber 3ufunft. 3 93be. SWitau 1877. 41. C^rnfl $ä(fel, 2)od q|)rotiflenrei(^. C^ine populäre Ueberfii^t über bad Sormengebiet ber nieberflen Sebettjcfen. tli(iee Seit; erläutert bur^ bie Heber* refte bed 9(ttert()umd unb bie Sitten unb ®ebräu(^e ber fe^igen Silben. Deutf«^ t)on 91. ¥ off Ott). 3ena 1874. 45. griebrid) i^e(ltt>alb, (Sulturgef^i(i(^te in i^^rer natürlichen Clntivitfe« hing bid iur ®egentt)art. 9(ugdburg 1875. II. ^ufl. 1877. 46. Sil^elm Sunbt, 93orIefungen über bie !XRenf(^en« unb ^bierfeele. ßeipjig 1863. 47. 3ri^ S^ul^e, Jtant unb 2)artt)in. (Sin Beitrag gur @ef(^i(^te ber (Snttt)itfelungdleere. 1875. 48. Charles Darwin, The descent of man, and selection in relation to sex. 2 Voll. London 1871. 3nd 3)eutf(^e überfe^t t)on IBictor (laxu4 unter btm ^itel: „^ie 9lbflammung bed QRenfc^en unb bie gef(^le^tli(^e du^t« nja^l". 2 »be. Stuttgart 1871. 49. Charles Danrwin, The expression of the emottons in man and ani- mals. London 1872. 2)eutf(i(^ t>on $. 6arud unter bem llitel: 2)er ^udbrutf ber (^emüt^dbett^egungen bei ben 3Kenf(i(^en unb ben Silieren. Stuttgart 1872. 50. (Srnfl ^aetfel, 2)ie j(airf(^tt)ämme (^akifpongien ober (S^rantien). Qine tXRonograp^ie in irotx Sänben Zti^i unb einem 9(ttad mit 60 tafeln 9(b« bilbungen. I. Sanb ((S^enereQer ll^eil). ©iologie ber 5ta!ff(^tt)ämme. II. 9anb (SpecieQer %^t\\). Spflem ber jialff(^tt)ämme. UI. 8anb (Sfluflratit^er a^^eil). ^tlad ber 5^alff4tt)ämme. Serlin 1872. 51. (Srnfl ^adt\, 3reie SBiffenfc^aft unb freie (e^re. (Sine (Entgegnung auf IRuboIf IBir^ott)*« fRebe über ^^ie Srei^eit ber SBiffenfc^aft im mobernen Staate." Stuttgart 1878. 52. ^ermann Butler, S)ie Befruchtung ber 8Iumen bur^ 3nfecten. ßeipjig 1873. 33frjfi£|mi§ Ux im %txU mit ^x^ftxn ongefül^rten 6c^rifteii. 687 53. Jriebric^ 3öUncr, lieber bie 9latur bet 5?ometen. Beiträge §ur ®e* fc^ic^te unb Z^toxit bet (Srfenntnig. eeipjiö 1872. 54. Subivig IRoire, S)ie SBelt aU C^nttvitfelung bed (S^eifled. Saufleine 5U einer monifHfd^en SBeltanfd^ouuug. ßeipjig 1874. 55. ^at>ib Jriebri^ @trau^, 2)er alte unb ber neue Glaube. (Ein ©efenntni§. ©onn, VI. «uflafle 1874. ©efamraelte 6*riften. 12 ©änbe. 1878. 56. (^.rnfl ^aetfel, ^ntbropogenie ober (Sntn)i(felungd9ef(^i(^te bed S^en« fc^en. @emeint>erf}änbli(i^e n)iffenfd)aftli(^e Vorträge über bie ©runbjuge ber menfd^Ii^en jteimed» unb 6tammedgef(^i(^te. 102it 12 Safein, 210 ^oljfc^nitten unb 36 genetifdf^en 2:abeaen. 8eip)ig 1874. 57. Öubtüig SBüc^ner, «u« bem ©eifledleben ber 3:biere. II. ^nfi. «erlin 1877. 58. Ilbomad ^uflep, Sieben unb ^uffaf^e. Ueberfe^t \>on 3ri^ Sdf^ul^e. »erlin 1877. 59. (Srnfl^aetfel, (Befammelte populäre IBorträge aud bem ^biete ber enttDirfelungdle^re. »onn. I. ^eft 1878. II. ^eft 1879. 60. IS^ubtvig Malier, Ueberjeugungdtreue; beutfd^e ^Bearbeitung be<( ^ffap „On compromise^ t>on 3'>M SWorlep. ^annouer 1879. 61. ^ermann ÜÄüIler, bie ^ppotH« »" ^" ©df^ule. ©onn 1879. 62. q[^. darneri, @ittliinidmud. S)rei Su^er et()if. ©ien 1871. — S)er SWenfc^ ald ©elbfljwerf. ffiien 1878. 63. 3<>^n Subbocf, ^ie (Sntfle^ung ber ^ioiUfation unb ber Urjuflanb bed 9nenf(^engef(^le(^td, erläutert bur(^ bad innere unb äußere ^eben ber SBttben. a>eutfc^ t)on %. qjaffott). 3ena 1875. 64. 3oM IRibbot, 2)ie dxbW^hit (Sine pfpdbologifc^e Unterfu(if^ung i^^rer drfc^einungen, ®efe^e, Urfad^en unb t^olgen. 2)eutf(^ t?on Q. ^o^en. ßeipjifl 1876. 65. Herbert Spencer, @9flem ber f9ntbetif(i^en ^bilofopbie. ^eutfc^ t>on SB. IBetter. etultgart 1876 66. (^^arled2)arn)in, (Befammelte SBerfe. lleberfe^tt>on IBictor C^arud. 12 Sänbe. etuttgart 1878. ?( n J n tt ö* (Erblarttu) htx 9:afeln. Za^d I (jtoifc^cn @. 168 unb 169). i^ebett^deffl^icl^te eined eittfad^fiett Crdattidmud^ eined SRonered (Proto- iDjxa ADrantiaca). (^ergl. 6. 165 unb e. 379.) 2affl I ifl eine t^erftrinerte ^opie ber 9bbi(buitgen , n)fl(^e i(^ in meiner ^aWonogtavbie ber Woneren" (©iotogifAe 8tubien, I. |>eft, 1870; Zal I) »on bei (Sntn>itfetungdgef(^i4te ber Protomyxa aurantiaca gegeben babe. 2)0Tt fin« bet fl(^ axid) bie oudfübrlidf^e 9ef(i)Teibung biefed merfn>uTbigen üRonered (8. 11 bid 30). 3<^ babe biefen einfat^flen Drganidmud im 3äbrenb meined ^ufent{)alted auf ber canartfc^en Snfel Sanjerote entbeut; unb jn>ar fanb i(^ ibn feflft^enb ober umberfriec^enb ouf ben n)ei§en Jta!ff(^alen etned fleinen Gepbalo« poben (@. 485), ber Spirula Peronii, tDet^e bafelbfl maffenbaft ouf ber SReere^« Oberfläche f(^n>immen unb an ben 8tranb gen)orfen n}erben. Protomyxa auran- tiaca jeic^net ^ä^ t>or ben übrigen 9Honeren burd^ bie fc^öne unb lebbafte orange^ rot^e %axtt i^red ganj einfachen j^orperd nud, ber lebigtic^ aud Urfc^Ieim ober ^rotopladma befielt, ^ad t^oQfommen enttoiMte 9Koner ifi in ^\%. 11 unb 12 |larf t^ergrdgert bargefleQt. Sßenn baffelbe hungert (Jig. 11), flra(>(en t^on ber Oberfläche bed fugeligen ^c^teimforperd^end ringsum URaffen Don baumförmig »er« äflelten bemeglic^en 6(i(^Ieimfäben (6(^einfüg(^en ober a^ 9Roner frtft (Jig. 12), treten biefe 84)Ieimfäben t^ielfac^ mit einanber in Serbinbung, büben t^eränberlid^e 9{e^ unb umfpinnen bie jur 92a^rung bienenben frembcn Jtörperc^en, n>e((^e fle na^^er in bie Miit bed ^rotompfa^^orperd ^ineinjieben. 6o loirb eben in Sifl- ^^ (oben xt^H) ein fiefelfc^aliger bewimperter ®eige(f(^n>ärmer (Peridinium, 6. 384) Don ben audgefhecften @(^Ieimfäben gefangen unb naä^ ber SRitte bed @<^Ieim< ffige((^end (»ingegogen, in rotl^tm bereit« mef^rere ^alboerbaute ftefelfc^aUge 3n« fuforien (Xintinnoiben) unb 2)fatomeen (3fif)mien, €. 387) Hegen. ®enn nun Oln^^ang. (SrfläTund ber tafeln. 689 bie $rotompfa genug gefieffen ^t unb gen)a(i(^fen ifl, jie^t fie \\)xt @(i(^Ieimfaben aüt ein (gig. 15) unb gie^t ^^ fugetig jufammmen (^ig. 16 unb S^g* !)• 3" biefem IRu^eauflanbe fci^mi^t bie 5(ugel eine gaOeitige flructurtofe ^fiOe aud (^ig. 2) unb jerfant na(^ einiger 3eit in eine groge 9(n)a^I fteinet 8(^Uimfägel(^en (Jig. 3). 2)iefe fangen balb an, ^ä^ )u bemegen, ne^^men ®itnform an (%\%. 4), burc^brec^en bie gemeinfame ^äfle (^ig. 5) unb f(i(^n)immen nun mittelfl eined (haarfeinen, geiget förmigen ^ortfa^ed frei im Tlnxt um^er, mie ®eigelf(^n)armer ober StageQaten (6. 382, 5ig. 11). ffienn pe nun eine @pirula*6(^ale ober einen anberen paffen« ben ®egenflanb antreffen, laffen fte fl(^ auf biefem nieber, jie^^en i^re öei§el ein unb Wecken mittelfl formn)e(^feInber Jortfäfe langfam auf bemfelben um^er (gig. 6, 7, 8), tt)ie qjrotamoeben (6. 167, 378). 3)iefe fleinen ©c^leimförperc^en ne^^men 9)a^rung auf (gig. 9, 10) unb geben enttveber burc^ einfac^ed SBac^dt^um ober, inbem mehrere §u einem größeren ©c^leimförper (fpiaömobium) öerfc^meljen (gig. 13, 14), in bie erwa^fene gorra über (5ig. 11, 12). 2;afet II unb III (iXo\\i)tn ©. 272 unb 273). Heime ober ^mbt^imen t)im Hev t)erfi!^iebenett j£Sitbelt^erett. ©(^ilbfröte (A unb E), ^uf)n (B unb F), $unb (C unb G), «Wenf(i& •(D unb H). gig. A— D fteUt ein frühere«, JJig. E— H ein fpätered ©tabium ber (Sntwirfelung bar. Mt ad^t (Jmbrponen fmb »on ber rechten 6eite gefe^en, ben gewölbten tRücfen na^ UnU gewenbet. gig. A unb B finb flebenmal, gig. C unb D fünfmal, gig. E— H t>iermal ©ergrö^ert. 3:af. II erläutert bie ganj naje S3IuUöem)anbtf^aft ber JReptilien unb ®ögel, laf. m bagegen biejenige bed tx Safdn. meig in bad braune ^leifc^ unb bie ^aut eingeieici^net, x>on benen fle umf(^lo{{en toerben. %üt neun ^änbe ftnb genau in beifelben Sage bacgefledt, n&mU(^ bie $anbtt>uc^el (an toelc^e ^ä) oben bei 9(nn anfe^en toüibe) nacib obtn gerietet bie Singerfpi^en ober 3<^€nfPi^on furzen 5tno' (^en ^ufammengefe^t ijl (am oberen IRanbe ber ^anb); n. bet SRittelMnb (Metaearpus), meiere aud fünf langen unb |larfen 5(no(^en jufammengefelt ifl (in ber SWitte ber ^anb, burc^^ bie 3iff«" 1—5 beseici^net); unb HI. ben fünf Singern ober IBorber^e^^en (Digiti), t)on benen jebe n>ieber aud mehreren (meifi 2—3) 3e^eng1iebern (Phalanges) befielt. 2)ie $anb be« 9Renf(^en (Sifi- 1) f^t^t i^^rer ganzen iBilbung nacib in ber 9Hitte ^mif^en berjenigen ber bei* ben nä^flt^envanbten großen ül'lenfc^enaffen , namU(i^ bed (S^oriUa (Sig-2) unb bed Drang(3ig. 3). SBeiter entfernt [x^ bat^on fd^on bie Sorberpfote bed ^un« bed (Sig. 4) unb no(i(^ t>iel me^r bie ^anb ober bie SBruflfioffe be^ 8ee()unbed (3ig. 5). 9io^ ooOflänbiger aU bei festerem n)irb bie Vnpaffung ber ^anb an bie €4n)imm«$en)egung unb i^re Umbilbung jur Siuberfloffe beim 2)etp()in (Ziphiufi, 8ig. 6). ffiä^^renb ^ier bie in ber 8(^tt>imm^^aut ganj perflerften ginger unb (D^ittel^^anbfnoc^en furj unb flarf bleiben, merben fie bagegen augerorbentU(^ lang unb bünn bei ber glebermaud (gig. 7), n>o flc^ bie ^anb jum glügel aud^* bilbet. 2)en öugerflen ©egenfa^ baju bilbet bie ^anb bed (ITlauImurfd (^ig. 8), mel^e fi(^ in eine fräftige (9rabf(baufet umgemanbelt bat, mit augerorbentti^ t>erfür)ten unb t>erbi(ften gingern. 9)iel ä^nli(^er aU biefe Unteren formen (Jig. 5— 8) ifl ber menf^li<^en $anb bie öorberpfote be« niebrigflen unb untJoH* fommenfien oller ©äuget^iere, be« auflrolifd^en ©c^^nabclt^ier« (Ornithorhyn- chos, gig. 9), m\ä)t9 in feinem ganzen 9au unter aOen befannten 6äugetbieren ber gemeinfamen audgeflorbenen Stammform biefer klaffe am nSc^flen flebt. Qi f^at ft^ alfo ber 3Wenf(^ in ber Umbilbung feiner ^onb bur(^ 9lnpaffung weniger t>on biefer gemeinfamen Stammform entfernt, aU bie ^^lebermaud, ber Maulwurf, ber 2)elp^in, ber 6ee^unb unb Diele anbere 8äuget()tere. Safet V (hto\\i)tn @. 432 unb 433). • glnfiamuiifleY ober motiüpl^)|letifi!^eT ^tommbaittit bed Vflanaettreid^«, barfledenb bie ^ppot^efe t?on ber gemeinfamen ^bflammung aller ^flan^en, unb bie gef(^i(^tli(^e (Sntn>i(felung ber ^flanjengruppen n^af^renb ber paläontologif(^en Qln^ang. örflätung bet Xofeln. 691 qjedoben ber (5rb9ef<%i(^te. JDurd^ bie (jodjontaten ißtnien jlnb bie uetf^iebenen (auf 6. 344 onftefübtten) fleinmn unb ßtögtren ?Jetioben bet oröanif^en (Srb^ flef(i&it^te ongebeutet, »äjjrenb beten P* bie tjetfleinetungdfü^tenben (Stbf*i(^ten ablagetten. 2)ut(ä^ bie tjetticalen fiinien ftnb bie t)etf(ä^iebenen ^auptcloffen unb (Stoffen bed ^flanjenteic^d t)on einanbet gettennt 2)ie baumfötmig t^etgmeidten fiinlen geben ungefaßt ben ®tab bet enttoitfelung an, ben Jebe klaffe in jebet geologif^en Vetiobe uetmut^Iic^ etteic^t ^atte (oetgl. 6. 408 unb 409) STafet VI (jtoif(^cn @. 456 unb 457). (HnfUhttntigar ober tttotio))]^)|(etifcl^ev ^tavmäxmm bed ^ierre^d, batfleQenb bad gef^i^t(t(^e Sßa^dt^um bet fe(i(^d X^ietflämme in ben paläontoIogif(^en ^etioben bet otganif(^en (Stbgefc^ic^te. ^ut(^ bie ^oti^ontaten ßinien gh, ik, Im unb no ftnb bie fünf ßtogen 3dtoUct bet otganifc^en iJtb« gef^i($te t>on einanbet getrennt. S)ad Jetb gabh umfaßt ben at(^oIit()if(^en, bad gelb ighk ben paIäoIit^if(i(^en , bad ^elb likm ben mefoIit^if(i(^en unb ba^ ^elb nlmo ben caenolit^ifc^en 3dttaum. >Det fut^e ant^topoIit^if(^e 3^ittaum ifl hwxä^ bie Öinie no ongebeutet (oerg!. 6. 344). S)ie^ö{>e bet einzelnen Reibet entfpti^t bet tetatiuen fiänge bet babut^ bejei^neten 3«iti^öM»w«/ ^« P« P<^ un- gefaßt aud bem ^i(fenDerßäItnig bet in5n)if^en abgelagerten neptunif(^en ^dßtdßten abf(ißä^en lägt (Detgl. @. a52). ^et atdßolitßif^e unb ptimorbiale 3dttauni, n)äßtenb beffen bie lautentif^en, cambtifdßen unb ftluttfc^en ^c^ic^ten abgelagert n)utben, h>at t^ermutßlic^ allein für [x^ bebeutenb länger, aU bie i^ier folgenben 3eiträume jufammengenommen (tJergl. 6. 341, 350). ^öer aBabrft^elnlic^feit nac^ erteilten bie beiben 6tämme bet SOürmer unb ^flanjentßiere ißre ^lütßejeit fc^on TOä^jrenb bet mittieten qjrimorbialjeit (in ber cambrifc^en a^ 8pflem ber ölejl'eltßiere, 6. 466, unb gegenüber ben ©tommbaum berfelben, 8. 467.) 44* 692 ^In^aitft. (Srflarung bet 3:afeln. Unter bcn fefiPfenben «PfTanjent^ieren nuf bcm SWeereöboben tritt re^t« unten ein grofer Äoroflenjtocf ^erüor (1), tve^er ber rotben (Jbelforalle (Eucoralliiim) na^e uerwanbt ifl unb gleid^ biefer jur ©ruppe ber ad^tjo^Iigen Winbenfotaflen (Octocoralla Gorgonida) gehört; bie einzelnen 3nbtüibuen (ober ieren, »el^e bie obere J^olfte berSafelVII einnehmen, pnb »orjüglic^ bie frönen ÜWebufen wegen i^re« ®e« nerationdwec^fel« bemerfcndtDert^ (t»ergl. 8. 185). Unmittelbar über ber ißucer* naria (7) fci^tt)immt eine f leine ©lumenqualle (Tiara), beren glorfen förmiger jtörper einen fuppelartigen ^uffa^ i^on ber gorm einer päpfllic^en liara tr> (8). IBon ber Glotfenmunbung ^angt unten ein Jtran^ t^on fe^r feinen unb langen gangfäben ^erab. ^iefe 2:iara entn)i(felt |ld^ aud tHö^renpolppen, loel^e ber linf« unten fi^enben 2:ubularia (3) glei(i(^en. fiinfd neben biefer legieren fc^mimmt eine groge, aber fe^r garte ^aarqualle (Aequorea). 2^x f(i(^eibenförmiger, flad^ ge< toölbter i^örper giebt \i^ eben jufammen unb pregt Saffer aud ber unten befinb« li^tn 6(^irm(ö^le aud (9). S)ie fe^r ga^lreici^en, langen unb feinen, ^aarö^n« ticken gangfäben, toe^e t)om tRanbe bed @(^irmd herabhängen, werben burc^ ha^ audgeflof ene SBaffer in einen fegeiförmigen IBufc^ gufammengebrängt, ber fi(^ un» gefä^r in ber SRitte fragenartig nac^ oben umbiegt unb faltet. Oben in ber SRitte ber 8(^irm^ö()le ^ängt ber IDtagen ^erab, beffen 9Runböffnung t>on t^ier 9Runb« läppen umgeben ift. ^iefe aequorea flammt t'on einem fleinen Glocfenpolppen ab, tvel^^T ber (Sampanaria (2) gleicht. 93on einem ä(inli(i^en ®lo(fenpolppen ^(ntjong. ^rflärung Der Xafeln. 693 {lammt aud^ tit tUint, fia^ gemölbte lOIü^enquaUe (Eucope) ab, meiere oben in bei ÜÄitte f*tt)imml (10). 3" liefen ^tei gäOen (8, 9, 10), tvie bei ber aWe^r^ §a^I bet SRebufen, befielt bei ©enerationdtoec^fel barin, bag bte frei fcl^mimmen« ben Onebufen (8, 9, 10) butd^ Änodpenbilbung (alfo butc^ un^t\^U^tl\ä)t 3«"' gung, 6. 172), aud fefip^enben ^pbropolppen (2, 3) entfleben. a>iefe leiteten aber entfielen oud ben befru^teten eiern ber SRebufen (alfo bur4 ^ti^U^Üiä^t Seußung, 6. 175). ö« »ec^felt mitbin regelmägig bie ungefc^Iec^tlicfte, feflfitenbc i(felung eine birecte, inbem aud ben (Siern berfetben n)ieber SRebufen entfteben; fo bei ben (Huffelquatten ober (^erponiben (Carmarina, $ig. 11) unb bei ben Sart)en^ quallen ober ^eginiben (Canina, ^ig. 12). > yio^ intereffanter unb lehrreicher, ald biefe merfmürbigen 9)erbaltniffe, flnb bie Menderfc^einungen ber ^taatdquallen ober Sipbonop^oren, beren munberbaren ^olpmorpbi^ntud i^ fc^on mebtmald ermäbnt unb in meinem IBor^ trage über ^^rbeitdt^eüung in IWatur unb SWenft^enleben"*') gemeint)erftänbli(^ bargeflem ^abt (t)ergl. 6. 241 unb 462). %U ein SBeifpiel berfelben ifl auf lafel VII bie f^öne Physophora (13) abgebilbet. S)iefer f^wimmenbe SWebufen* flotf toirb an ber Dberf!ad^e bed (D^eered f(^n)ebenb erhalten hnxä) eine fleine, mit ßuft gefüate 6d^tt)immblafe, tütl^t in ber ^Ibbilbung über ben aSBafferfpiegel uor* ragt. Unterbalb berfelben ifl eine @aule uon uier on ge* frümmten fpinbelförmigen Xaflpolppen, ml^t jugteic^ bie ^ecfflütfe bilben, unter beren 6(^u^ bie übrigen 3nbiDibuen bed 6totfed (freffenbe, fangenbe unb jeugenbe $erfonen) Derfletft finb. 2)ie Dntogenie ber 6ipbonopboren (unb nament(i(ib au(^ biefer Physophora) ^aht \^ gnerfl 1866 auf ber canarifc^en 3nfel Sangerote beobachtet unb in meiner „(£ntn)i(felungdgef(^i(ibt< ber 8ipt>onop()oren'' bef(^rieben unb burc^ 14 Safein «tbbilbungen erläutert (Utrecht 1869). 6ie ifl xti^ an intern effanten llbatfac^^en, bie fi<^ nur burc^ bie S>efcenbenjtbeorie erflären laffen. (SbenfaQd nur buxä) bie ^Ibflammungdle^re gu t^erfleben ifl ber merfmürbige ®enerationdn)e(i(^feI ber ^oberen SRebufen, ber Sappenquallen (Ascrapedae, 8. 466), aU beren SDeprafentant oben in ber mtit ber 2:afel vn (titüa^ ^utüd^ tretenb) eine Pelagia abgebilbet ifl (14). 9(ud bem ®runbe bed flarf gen)dlbten glocfenförmigen 6(^irmed, beffen 0ianb gierlic^ gegast i|l, bangen Dier fe^r lange unb flarfe %xmt \)txah. ^ie ungefc^Iet^tli^en (Poippen, t^on benen biefe 6(^eiben« quaOen abflammen, finb i^'däff tin^a^t Urpoippen, t^on bem gen>ö^nli(i(^en 6üg« 694 ^nbaiig. (5rftäniiij^ bet lafeln. mafferpolppen (Hydra) nur tvenig Deifc^ieben. 9u^ ben ®enecation4n)e^fel biefet S)td€omebufen ^abe i(^ in meinem 93octToge über Sibeitdt^eilung bef<^rieben unb but* ba« löeifpiel bet ^lurelio erläutert.*') (Snblic^ ifl au4 bie le^te klaffe ber Spangen totere, bie (S^ruppe bet jlamm« qu allen (Ctenophora, @. 463) auf Xafel VII h\xxä) ^toti SRepräfentonten t^ertreten. Sinfd in ber SRitte, gn)tf(^en ber 9tequotea (9), ber ^^pfop^ora (13) unb ber ^unina (12) minbet fxäf fd^langenattig ein bteited, langed unb bünned Sanb, toie ein Büttel (15). 2)ad ifl ber ^errli^e groge IBenudgättel bed URittelmeered (Cestum), bet in aOen (Hegenbogenfarben [(filiert, ^er eigentliche, in ber 9Ritte bed longen IDanbed gelegene 5ldrper bed X^iered ifl nur febt Hein, unb ebenfo ge« baut, n)ie bie URelonenqualle (Cydippe), toel^e linfd oben f(^n>ebt (16). 9n biefet finb bie ac^t (^atafteriftif(^en ffiimpertippen ober gtimmerfamme ber dteno« p^^oren flc^tbar, fotoie ivoti lange ^angfäben. ^afet VIII unb IX (ätoif(^cn @. 492 unb 493). ^htttoitfeluitgdgefil^icl^e bet 0tenitl^ieTe (Echinoderma ober Egtrella). ^ie beiben 2:afeln erläutern ben (Senerationdn)e(^fel ber Sternt^iere an einem 9eifpiele aud bier oerfc^iebenen (klaffen. 5Die 6eeflerne (Asterida) flnb burc^ Ura8ter(AX bie @eelilien (Crinoida) burc^ Comatula (B), bie Seeigel (Ecbi- nida) bur(^ Echinos (C) unb bie 6eegurfen (Holothuriae) bur(^ Sjnapta (D) »ertreten (t)ergl. 6.488—491). ^ie ouf einanber folgenben ©tabien ber dnU tt)i(felung jlnb bur(^ bie ii^txn 1—6 be§ei(^net. Xaf. vm fteat bie inbit^ibueHe (Enttioitfelung ber erflen, ungef^lec^tli^en (9e* neration ber Sternt^iere bar ober ber 9(mmen ober Si treuen (getoöf^nlic^ unrichtig ^^fiarDen" genannt), ^iefe Timmen ^aben ben Jormwert^ einer einfachen, un* geglieberten Sßurmperfon. ^\%. 1 geigt ba< di ber bier €ternt(^iere, bad in allen n)efentli(i^en Regierungen mit bem C^i bed ^tn^^tn unb bet anberen X^iere über« einflimmt (t^ergl. 8. 265, gig. 5). Sie beim 9Renf(^en i|l bad Protoplasma ber (j^igeQe (ber Spottet) Don einer bi(fen, ftructurlofen SRembran (Zona pellocida) um« f^loffen, unb enthalt eitlen gla«()ellen, fugeligen S^Q^nfern (Nadeus), ber einen IRucleolu« umf(^liegt. %ud bem beftud^teten d^i ber Sternt^iere (Qfig. 1) enttoicfelt ftd^ Suna^fl burc^ n)iebeTrolte 3egung bie mifroffopif(i(^ fleine, burc^fi(^tige ^mme im Steere frei um^^erfc^wimmt. 2)iefe Jßimperfc^nur ifl in gig. 2—4 auf laf. VI burc^ ben ^n^ang. d^rfläTung ber Xafeln. 695 f(^malen, a6n>ed^felnb ^tU unb bunfel gefheiften @aum angebeutet. 2)ie ^mme bilbet fl(^ nun junac^fl einen gana einfa(i(^en JDarmcanal jur (icnä^ntng, mit SWunb (o), SWogen (m) unb Giftet (a). epoter^jin »erben bie ffiinbungen ber 9Bimperf(^nur complictrter unb ed entf)e|)en armartige gortfä^e (Sig- A3 bi« D3). SBei ben Seefiernen (A4) unb ben ©eeigeln (C4) werben biefe armartigen, uon ber S^imperfc^nur umfäumten ^ortfäle f^UegUc^ fe^r lang. SBei ben Seelilien ba« gegen (ß3) unb ben €een)alien (D4) t^ermanbelt fic^ flatt beffen bie gef^Ioffene' anfangt in fi^ felbfl ringförmig )urü(f(aufenbe SBimperfc^nur in eine IRei^e t)on (4—5) (inter einanber gelegenen, getrennten SBBimpergurteln. 3m 3nneren biefer fonberbaren ^mme nun entmitfelt {ic^ bur4 einen un« gef4Ie4tli(f^en 3rüngli(^ften JJ^orm ber 6ternt()iere, )u erfennen ifl. 2)ie s^eite (S^eneration eignet fi^ bon ber erflen, auf beren 5loflen fle tüa^fi, nur ben 9Hagen unb einen fteinen %\}tx\ ber iibrigen Organe an, mä^^renb SRunb unb 9(fter neu fi^ bilben. 2)ie Simperf(^nur unb ber 9iefl bed f[mmenfor))erd ge()en fpaterfiin t^erloren. ^nfänglic^ ifl bie jmeite (Generation (A5— D5) fleiner, barauf nid^t t>iel größer aU bie ^mme, toä^renb fie fpäter()in bur^ Sac^dt^um me^r aU ^unbertmal ober felbfl taufenbmal größer n)irb. Senn man bie Ontogenie ber tppifc^en IRepräfentanten ber bier @ternt(ier« klaffen mit einanber t'ergleic^t, fo toirb man U\^\ gema^r, ba§ fi(^ bie urfprüng« lic^e %xt ber Snttvicfelung bei ben 8eeflernen (A) unb Seeigeln (C) am beflen bur4 93ererbung conferoirt t^at, toä^renb fie bagegen bei ben €ee(iUen (B) unb 8eegurfen (D) na<^ bem ®efet>e ber abgefürjten Vererbung (©. 190) flarf jufam- menge^ogen loorben ift.. Saf. IX seigt bie enttoiifelten unb gef^Ie^tdreifen X()iere ber ^meiten (&tnu ration bon ber aRunbfeite, me^e in natürli^er SteQung ber ©terntftiere (rnenn fie auf bem SReeredboben friec^en) bei ben €eeflernen (A6) unb Seeigeln (C6) na^ unten, bei ben Seelilien (B6) nac^ oben, unb bei ben Seegurfen (D6) na^ Dorn gerichtet ifl. 3n ber SRitte gema^rt man bei aQen bier Sternt^ieren bie flernförmige, funfflra^Iige SRunböffnung. Sei ben Seeflernen (A6) ge^t bon beren (idtn eine me^rfaci^e 9)ei^e bon @augfüg(^en in ber SRitte ber Unterfeite jebed ^rmed bid ^ur 6pi|e ^in. Sei ben 6eeItUen (B6) ifl ieber arm bon ber Safld an gefpalten unb gefiebert. Sei ben Seeigeln (C6) finb bie fünf (Reihen ber Saugfäf(i(^en bur(^ breitere gelber von Stacheln getrennt. Sei ben Seegurfen 696 ^nbonß. etflätunfl bct Jafeln. tn^Uä^ (D6) finb ougerltc^ m bem fc^einbat tvuimo^^nU^en Sibxptx balb bie fünf 9u§(^eniei(i(n, balb nur bie ben SRunb umgebenben 5—15 (biet 10) gefteberten SRunbarme fl^tbor. Xa\el X uub XI (jtöifc^cn @. 502 unb 503). C^hoitfelungdgefd^i^te bet Ihrebdt^iere (Crostaoea). ^te beiben 2:afe(n erläutern bie (&ntn)t(felung ber t)erf(ibiefentli^en Uebereinflimmung bitfer festeren lagt fiäf mit t>oaer 6i(^er^eit auf (9runb M biogenetif^en ®runbgefe$ed (@. 361) bie 9lb« flammung aller t)erfrift ,,gür S)arn)in" bargetjjan bat. Xaf. X jeigt bie 9{aupliud*3u0enbformen Don ber Qaucibfeite, fo bo§ bie brei 9ein))aare beutlic^ b^t^ottreten, tot\d)t an bem furzen einfa^en Stumpfe anfi^en. ^ad erfte Don biefen Seinpaaren ifl einfach unb ungefpalten, toäbrenb bad ^totiU unb brüte Seinpaar gabelfpaltig finb. ^Ut brei $aare finb mit fteifen Sorften befe^t, mel^e bei ber 9)uberben}egun9 ber Seine ald ©(ib^immmerfieuge bienen. 3n ber SRitte bed Jtörperd i|l ber ganj einfache, gerabe >DarmcanaI fi(^tbar, meldb^r Dorn einen SRunb, bunten eine ^fterdffnung befl^t. Sorn über bem SHunbe fi^t ein einfac^ed unpaared ^uge. 3" aOen biefen n)efentU(^en Qigenf(^aften ber Drganifation flimmen bie fe(^d 92aupIiud«3ormen ganj überein, n>abrenb bie fec^d §uge^drigen audgebilbeten 5(rebdformen (Saf. IX) äufierfl Derf(^iebenartig organifirt flnb. 5Die Unterf(ib^<^^ ^^^ f^^^^ 92aupI{ud«3ormen bef(^rän(en fic^ auf gang unter« georbnete unb unmefentlic^e Serbältniffe in ber i^drpergröge unb ber Silbung ber $autbe(fe. Senn man biefelben in gefcble^tdreifem Suf^^nbe in biefer (form im Speere antreffen tonxht, fo tt>ürbe ieber 3ooIoße fie aU fec^d Derf(if^iebene Specie^ eined ®enud betrachten (Dergl. @. 501—505). 3:af. XI fteUt bie audgebilbeten unb gef^Iec^tdreifen jtrebdformen, bie f!(^ aud ienen fec^d IRaupIiud^Srten ontogenetifc^ — unb ebenfo pbplogenetif^! — ent< toidtU ^ahtn, Don ber rechten Seite gefeben bar. Jig. Ao geigt einen frei fdbtDimmenben 8ugn)afferfrebd (LimDetis brachjura) aud ber Drbnung ber Statt« fä§er (Phjnopoda) f(^n>a(^ Dergr$§ert. Unter allen je(»t no(^ lebenben i&rufla« ceen ftebt biefe Drbnung, meiere gur Segion ber 5liemenfä§er (Branchiopoda) ^njang. ©tflärunö ber 2:afeln. 697 gehört, bei ucfptüngü^en gemeinfamen 6tammfoim bed IRaupItud am nä^f^^n. 2)ie ^imnetid ifl in eine imeiflappige Qd^alt (mie eine Tiu\^t\) eingef(i(^Ioffen. 3n unfetei gigui (n^elc^e naä^ ®iube copirt ifl), flefit man ben Jtörpec eined \ct\h^ Ii(^cn Zffitxti in bet linfen €^ale liegenb; bie re^te 8(^aten(iälfte ifl meßgenom«* men. Sorn Gintec bem ^uge fte^t man bie jn>ei 3ü^I()drnec (Antennen) unb ba« Gintec bie gtvdlf Mattattigen Jüge bet rechten J¥dipeifeite, (hinten ouf bem 9lu(fen (unter bei Schale) bie C^iei. 9)orn oben ift bad S^ier mit bei Schale vemad^fen. gig. Bc jleOt einen gemeinen, fiei [(^»immenben 6ügtt>afferfiebd (Cyclops quadricomis) aud bei Dibnung bei diubeifiebfe (Eucopepoda) flaif t)ei9iö§eit bar. 9)otn untei bem 91uge fie^t man bie beiben $^ü^(^oinei bei xtä)ttn @eite, von benen bad potbere Diel länget aU bad l^inteie ift. ^a^intei folgen bie 5^iefei, unb bann bie Diei 9tubeibeine ber rechten @eite, n)eI4e gabelfpaltig finb. ^intei biefen finb bie beiben großen (Sierfacfc am ^lunbe bed ^inteileibed ftc^tbai. 3ig. Cc ift ein fc^maro^enbei 9tuberftebd (Lernaeocera esocina) aud bet Dibnung bet ^ifc^läufe (Siphonostoma). ^iefe fonbetbaten ^tebfe, n>el(^e man flitzet fut SBütmet ^ielt, finb butc^ ^npaffung an bad 6(!^mato^etIeben aud ben ftei f(^n>immenben 9tubeiftebfen (Eucopepoda) entftanben unb geböten mit i^nen ju beifelben gegion (Copepoda, 6. 488). 3nbera fie ft^ on ben Äiemen obei bei ^aut t>on 3if(^en obet an anbetn j^tebfen feftfe^ten unb t^on beten 5^dtpetfaft etnä()tten, bugten fie i^ie 9ugen, Seine unb tinbete Dtgane ein, unb n)U(^fen ju unfötmlic^en ungegliebetten €ä(fen aud, in benen man bei äu§etei 9etta(i(^« tung faum no(^ ein X^iet t^etmut^et. 9{ui bie testen Uebetbleibfel bei faft ganj Detloten gegangenen Seine ei(ialten fic^ no(^ auf bei iBau^feite in gotm t»on futgen fpi^en IDotften. ^toti t)on biefen t>iet tubimentäen Seinpaaten (bad btitte unb t>iette) finb in unfetei Sigut (tec^td) fic^tbat. Oben am j^opf fit^i man bi(fe, unfdtmli(4e %n^n%t, t^on benen bie unteten gefpalten finb. 3n bet T('\\tt bed Jtdpetd fie^t man ben ^atmcanat butc^fd^immetn, bei t^on einet bunfeln %tiU ^üQe umgeben ift. 9{eben feinem ^inteten Qnbe [\t^\ man ben C^ileitet unb bie 5littbtäfen bed n)eibU(^en ®ef^Ie(^tdappatatd. 9[eugeTli(i(^ (hängen bie beiben gtogen dieifärfe (»ie bei Cyclops, gig. B). Unfete fietnoeoceta ifl ^alb com dürfen, ^alb t^on bet teerten €eite gefe^en unb f^ioac^ Detgtogett. t^ig. De geigt eine feflfi^enbe fogenannte ,,(Sntenmuf(f^eI" (Lepas anatifera), aud bet Dtbnung bet 9lanfenftebfe (Cimpedia). 3)iefe 5^tebfe, übet iwel^e 2)atn)in eine \)b^ft fotgfaltige SRonogtap^ie geliefett ^at, finb in eine gmei« flappige i^alffci&ale, gleich ben SWuf^eln, eingefc^loffen, unb tt)utben bajet ftü^et aQgemein (fogai no^'t^on (äut^iet) füt mufc^elattige SBeid^t^iete obet 9Hoaudfen gehalten. (Stfl but(^ bie 5(enntni§ i^tet Dntogenie unb i|tet 9{aupIiud»3ugenbfotm (Dn, %af. VIII) n)utbe i^te on bet tw^ten €eite. Die rechte Hälfte bet ametf(apptgen €d^a(e ifl entfernt, fo ba§ man ben Mxptx in ber linfen @4alen* (ölfte liegen fie^t. ^on htm rubimentären j^opfe ber 9epad ge^^t ein langer Peifd^iger 6tiel aud (in unferer gigur m^ oben gefrümmt), mittelfl beffen ber 9)anfenfrebd an Reifen, €(^iffen u. f. n». feflgen)a(^fen ifl. 9(uf ber 9au(^feite fifen fec^« gufpaare. 3eber gug ijl gabelig in jwei lange, mit öorjlen befe>te, gefrümmte ober aufgeroQte ,,9tanfen'' gefpalten. Dber()a(b be« legten 9u§paarei ragt na^ hinten ber bünne, cplinbrifd^e €4tt>an) Dor. 3ig. Ec fleOt einen fc^maro^enben 6a(ffrebd (Smcculioa purpareft) aud bet Dtbnung ber ©urjelfrebfe (Rhlzocephmla) bar. 2)iefe «Parafiten {wben fi^ burd^ ^npaffung an ba« ©d^maro^erteben in äfinli^er Seife aud ben 9)an(en< frebfen (gig. De) entwicfelt, mie bie gif^Iäufe (Cc) aud ben frei f4n)immenben fRuberfrebfen (Bc). 3ebo(^ ifl bie Serfümmerung burd^ bie f(^maro0enbe (eben«« meife unb bie baburd^ bebingte 9iü(f bilbung aller Organe ^ier no(^ Diel n>eiter ge« gangen, ald bei ben meiflen $$if(^läufen. %u9 bem geglieberten, mit Seinen, Darm unb «uge »erfebenen Jtrebfe, ber in feiner 3ugenb aU Waupliul (En, Xaf. VIII) munter um^erfd^toamm, ifl ein unförmlicher ungeglieberter 6a(f, eine rot^ SBurfi gen)orben, meiere nur no4 ^efd^led^t^organe ((Sier unb €perma) unb ein Darm* rubiment ent(^ält. Die Seine unb ba« 9(uge finb Döllig berloren gegangen. 9Cm Hinteren (Snbe ifl bie Gefc^led^t^ffnung (bie 3Rünbung ber 8rut^ö^le). Hu« bem {Dlunbe aber ifl ein bi^ted Sufc^el bon ja^lrei^en, baumfdrmig toeritoeigten ffiurjelfafern (»eiborgemad^fen. Diefe breiten fid^ (mie bie Surjeln einer Vflange im (irbboben) in bem meinen ^interleibe bed (linfleblerfrebfed (Pagumi) au«, an bem ber SBurgelfreb« fd^maro^enb feflfi^t, unb au« toeld^em er feine 9{a^rung fangt. Unfere 9igur(Ec), eine C^opie nac^ $ri| Stüller, ifl fd^toac^ vergrößert unb geigt ben ganzen murflfdrmigen @a(ffreb« mit aQen SBurgelfafern, bie aul bem 9eibe be« 2Botint(ilere« (»eraudgegogen finb. 3ig. Fe ifl eine ®arneele (Peneos MfiUeri) au« ber Drbnung ber 3^M' füger (Deeapoda), )u tvel^er aud^ unfer glugfreb« unb fein n&c^fler Senoanbter, ber Kummer, fotoie bie furgfc^mängigen 5(rabben gehören. Diefe Drbnung enthält bie größten unb gaflronomif(^ toic^tigflen j^rebfe, unb gehört fammt ben fSRauU fägern unb 6paltfä§ern gur Legion ber flieläugigen (pangerfrebfe (Podopbthalma). Unfere (^arneele geigt, ebenfo toie unfer gflugfreb«, auf feber 6eite unterhalb be« 9luge« Dorn gtvei lange Su^l^örner (ba« erfle Diel f ärger toie ba« gtoeite), bann brei ^tiefer unb brei j^ieferfüge, bann fünf fe^^r lange Seine (oon benen bei Pe- neos bie brei Dorberen mit @d^eeren berfe^en unb ba« tritte ba« längfle ifl). (Snblic^ fi^en an ben 5 erften ®liebern be« ^interleibe« no4 5 (Paar fifterfuge. 9lu(^ biefe (S^arneele, ml^t gu ben (löd^fl entwitfelten unb DoQfommenflen Jtrebfen «n^ang. etflärunö ber lafeln. 699 gebort entfielt no^ ^xi^ ^üMtx'^ tvic^tiger (Sntbetfung aud einem 9{auvUud (Fn, laf. VIII) unb beweifl fomit, bag au^ bie liöjeren (Srupaceen ft^ aud ber« felben 9{aupIiud«3otm toie bie nieberen enttoicfett ^aben (t>tx%\. 6. 502). ^afct XII unb Xin (jttifc^cn @. 526 unb 527). SHe Slittdkierttanbtfdiaft ber fßirBelt^iere unb ber ^SirBellofen* («ergl. 6. 475 unb 526.) Diefe Stammbertoanbtfc^aft toirb beftnitik) begrünbet burd^ 5(on)oIen)df9'd n>i4tiQe, Don j^upffer beflatigte (Intbecfung, bog bie Ontogenie bed nieberflen Sirbelt^iered, bed Sanjett^^iered ober ^(mp^iofud, in i^ren toefentli^en (^runb* jügen oöOio übereinfümmt mit berjenigen ber tt^irbeUofen 6eefi^eiben ober Sdcibien oud ber klaffe ber SRantelt^iere ober Xunicaten. 9(uf unfern beiben Xafeln ifl bie 9tddbie mit A, ber ^m)>^iofud mit B bejetc^net. Xaf. XIU fleQt biefe beiben fe^^r k)erf(^iebenen X^ierformen odUig entn)i(felt bar, unb ^wor Don ber linfen 6eite gefefien, bod lERunbenbe na4 oben, bad entgegengefe^te @nbe tiaäf unten gerietet. 2)a(er if) in beiben Siguren bie 9iä(fenfeite nac^ re^t«, bie Saud^feite na4 Hnfd Qen)enbet. SDeibe S^duren finb f(^n)a<^ t^ergrögert, unb bie innere Cr* ganifation ber ^^iere tf) bur(^ bie burc^ft^tige ^aut ^inbur^ beutlid^ fid^tbar. 2>ie ernHu^fene ^eefd^eibe (gig. A6) fi^t unbemegli^ auf ben IDleeredboben fefl« Qen>a4fen auf unb flammert fi^ an Steinen unb bergl. mittelfl befonberer 20ur^ §eln (w) an, tüit eine ^flange. ^er ermac^fene ^mp^iofud bagegen ($ig. B6) f^n)immt frei umt^er, »ie ein gifc^c^en. 5Die ®u(^f)aben bebeuten in beiben Figuren baffelbe, unb ^»ar: a 9Runb5ffnunQ. b Seibeddffnung ober $orud ab« bominalid. c 9tu(fenf)ranQ ober df^oxta borfalid. d S)arm. e dierflocf. f di^ (eiter (vereinigt mit bem Samenleiter), g 9tü(fenmarf. h ^erg. i SDIinbbarm. k JTtemenforb (^t(^em^ö^Ie). 1 MUi^^^U. m 9)ludfeln. n 2:e|lifel (bei ber See* fc^eibe mit bem C^ierflocf )u einer 3n>itterbrüfe k>ereinigt). o ^fter. p ®ef(^Ie(^td« Öffnung, q tReife entwitfelte on einer ^uQe (3eQmembran ober 2)otter^aut) umgeben, unb f^Ue^t 700 ^ntjartä. ^rflarung ber Jafeln. einen fußcliöcn 3<ö^«rn ober JRucIeu« (y), biefer toieberum ein ÄeTnförpetaufe t)on SeOen (©. 170, gig. 4C, D). 3nbem f«^ im 3nneren beffelben gtüffigfeit onfammelt, entfielt eine fugelige, t>on einet StUtn\d)x^i umfc^Ioffene Slafe. 9n einer eteUe i()Ter Dbetflä^e flülpt {i(^ biefe Sßlofe taf(^införmig ein (gig. A4, B4). 2)iefe ^inflülpung ifl bie finla^t bed 2)armd, beffen ^ö^Ie (dl) fl4 ^UT(^ ben )>roDiforif(^en ^an>enmunb (d4) mäf ougen öffnet. 2)ie Darmmanb, tütl^t sugleic^ J^örpemanb iß, befielt je^t aud )n)ei ScQenfd^i^ten (^Jteimblat« tem"). IWun roa^fi bie fugelige fiatt^e C,®o(ltuIa", 6. 443) in bie Sänge, ffig. A5 jeigt bie fiatDe ber ^^cibie, gig. B5 biejenige be6 9[mp(ito|ud, Don ber linfen @eite gefe^en, in tttoa^ »eiterer <&ntn)i(fetung. S)ie S)arm^d(ile (dl) (»at fic^ ge« fd^toffen. ^ie IKäcfenmanb bed 2)armd (d2) ifi concat), bie Qau(!^n)anb (d3) conDei gefrümmt. Oberhalb bed S)armro(Td, ouf beffen 9iä(fenfeite, (at fi^ bo« aRebuUari'JRodr (gl), bie Einlage bed 9{u(fenmarf«, gebilbet, beffen ^oblraum je^t nod) Dorn nac^ äugen münbet (g2). 3^if4(n 9iü(fenmorf unb 2)arm ifl ber 9tü(fenf}rang ober bie ^(lorba borfalid (c) entflanben, bie 9(|e bed inneren €feletd. Sei ber Sart)e ber $(dcibie fe^t f\^ biefe Ci^orba (c) in ben tangen SRuberfc^toani fort, ein Saroenorgan, tvelc^ed fpäter bei ber IBern^anbtung abgeworfen wirb. 3e« bo(^ giebt ed au(^ je^t noc^ einige fefir fleine ^dcibien (Appendicolaria), meldte fi(^ nic^t Derwanbeln unb fefife^en, fonbern ^eitlebend mittelft i^red Siubeifc^manjed frei im Ttttxt um^erfd^mimmen. (Sergl. 6. 526.) ^ie ontogenetifd^en Xbatfa^en, toel^e auf ^af. XII \dftmciii\ä) bargefleOt ftnb, unb welche erfi 1867 befannt mürben, beanfpru(^en bie aQergrögte Sebeutung unb ^ f5nnen in ber S^at nic^t ^o(^ genug gefc^ä^t werben. @ie füQen bie tiefe J^Iuft aud, meldte in ber 9(nf(^auung ber bid^erigen ^oolo^xt jwifd^^en ben SBlrbelt^ieren unb ben fogenannten „Sirbedofen"* beflnnb. S)iefe ^luft würbe aQgemein für fo bebeutenb unb für fo unaudfüQbar gehalten, bag fogar angefe^ene unb ber ünU wi(fe(ungdt(^eorie nic^t abgeneigte S^ologen bartn eined ber grdgten ^inberniffe für biefelbe erb(i(ften. 3nbem nun bie Dntogenie bed 9(mp^io;ud unb ber ^dcibie biefed ^inberuig gänjUc^ aud bem 2Bege räumt, mad^t fie ed und )um erfien {Dlale möglid^, ben 6tammbaum bed IDIenfi^en unter ben ^mp^io;ud ^inab in ben Dieberjweigten @tamm ber „wirbetlofen" SBürmer in verfolgen, aud welchem audj) bie übrigen böseren 2:()ierftämme entfprungen finb. (S^ergl. 6. 475.) 9(n^ang. (Irflarung ber Safein. 701 Safct XIV (jtt)if(!^cn @. 544 unb 545). Cüipümmiget ober ntottopl^^let^ifdler ^tammBau ber fßirBeltl^iere, !DorfleQenb bie ^^pot^tfe Don ber gemeinfamen 91bflammtmg aOer SBirbel» totere unb bie gefi^ic^tlic^e Gntmicfelung ifirer t^erfc^iebenen (klaffen wä^renb ber palaontologifc^en $erioben ber (Srbgef^ic^te (t>erg(. ben XX. ^oxtxa%, €. 528, 529). !S)ur(^ bie ^orijontolen Linien ftnb bie (ouf 6. 344 angeführten) ^erioben ber or« ganif(^en (Srbgef^idbte angebeutet, n)a(irenb beren [\ä) bie Kierfleinerungdfu^^renben (irbfc^ic^ten ablagerten. 2)urd^ bie Derticalen Sinien ftnb bie (ilaffen unb Untere claffen ber SBirbelt^iere t)on einanber getrennt. 2)ie baumförmig Derjmeigten Linien geben bur^ i^^re größere ober geringere 3(\\)l unb 2)id^tigfeit ungefähr ben größeren ober geringeren @rab ber (Snttt>i(felung, ber SJIanni^faltigfeit unb 2)oafommen« tieit an, ben jebe klaffe in {eber geoIogif(^en $eriobe t>ermut()Ii^ erreicht ^atte. !93ei benjenigen Pfaffen, meiere n)egen ber meinen Sefc^affen^eit i^red Jtörperd feine Derßeinerten IRefie (linterlaffen fonnten (namentlich bei ben $ro(^orbaten, tHcranien, URonor^inen unb ^ipneuflen) ifl ber Sauf ber Q^ntn)i(felung ^^pot^etif^ angebeutet auf ®runb berjenigen IBeiie^ungen, »etc^e jmifc^en ben brei 6(^öpfungd« urfunben ber t)ergtei4enben Anatomie, Dntogenie unb Paläontologie efifiiren. !S)ie n)i(!()tigften ^n(^a(tdpunfte gur ^ppot^etifc^en (Srgänjung ber paläontologif^en Süden liefert t^ier, toit überaO, ha^ biogenetif^e ®runbgefe^, totl^t^ fid^ auf ben innigen ^aufatnejrud jmifc^en ber Dntogenie nnb ^^plogenie p^t (»ergl. 6. 276 unb 361, fon)ie lof. VIII— XIH). Ueberafl muffen tt>ir bie inbittibueUe 6ntn)icfelung aU eine furje unb fc^neüe (burc^ bie ®efe^e ber Ser« erbung t>erurfa(^te, burd^ bie (Sefe^e ber 9(npaffung aber abgeänberte) Sieber^olung ber paIäonto(ogif(^en €tammedenttt>ide(ung betra(]^ten. S)ie[er €a^ if! bad „Ce- ternm ceoseo'' unferer (Sntn)i(felungdle^re. ^ie Angaben über ta^ erfie ^rfd^einen ober ben (Sntf^e^ung^ieitraum ber ein* jelnen (Jlaffen unb Unterclaffen ber 2BirbeIt|iiere ftnb auf Zaf. XIV (abgefe^en oon ben angeführten t^ppot^etifc^en (Ergänzungen) möglid^jt ftreng ben paläonto« Iogif(^en S^atfa^en entnommen. 3«^o(^ if^ h^ bemerfen, bag in SBirflid^feit bie Sntfle^ung ber meiflen Gruppen n)a^rf4einli^ um eine ober einige $erioben früher faßt, aU und ^eute bie S^erfleinerungen anzeigen. 34 f^imme hierin mit ben ^nftd^ten ^ujle^*« überein, f)aht jebo^ auf Jaf. V unb XIV hiervon abgefe^en, um mi(^ nic^t ju fe^r bon ben patäontologifc^en X^atfat^en gu entfernen. 2)te 3okIen ^aben fotgenbe Sebeutung (oergl. baju Un XX. Vortrag unb 6. 528, 529). 1. X^ierifc^e IWoneren. 2. ^^ierif^e ^moeben. 3. ^Imoebengemein* ben (Moraea). 4. 3(immerf4n)ärmer (Blastaea) 5. Itrbarmtbtere (Gastraea). 702 ^n^ang. ^iflärung bet Xafeln. 6. Umürm« (Arcbelminthes).* 7. SWantdt^iete (Tunicata). 8. fianielt^iei (Am* phioxus). 9. 3nger (Myxinoida). 10. ßamprcten (Petromyzontia). 11. Unbe* (annte Uebergangdformen Don t>tn Unpaarnafen ju ben Utflfc^en. 12. 8ilutif<^e Urfif^e (Onchus etc.). 13. Sebenbe Urfif(*e (^olpfc^e, fRodftn, d^imaxtn), U. «et* tefle (fttuiif(]^e) ed^meljftfd^e (Pteraspis). 15. ^c^tlbfrdtenfifc^e (Pamphracti). 16. @tdrfif<^e (Stnriones). 17. (lief fc^uppigc @(l^mel)fif^e (Rhombiferi). 18. Stno* ^tnf)tä)i (Lepidosteas). 19. ^löffel^ec^t (Polypterus). 20. $o(Igtätenfif(^e (Coe- loscolopes). 21. !^t(i^tgrätenfif(^( (Pycnoscolopes). 22. J^a^I^e^t (Amia). 23. Ur« tnoä)tn\i\ä)t (Thrissopida). 24. J(no(^enflf^e mit Suftgong bet 8(i^tt)immblafe (Physostomi). 25. 5(no(^enftf(^e o^ne Suftgang ber @c^n)immblafe (Physoditti). 26. Unbefannte 3^tf<^(nformen itoifc^en Urftfc^en unb 8ur4fif<(en. 27. Cerato« das. 27 a. ^u^geflorbener (Seratobud bei %xia9, 27 b. Sebenbet auflTaltf(!()et (Ee« ratobud. 28. Ifrifanifc^er Sur^fif^ (Protopterus) tmb 9(meTifanif(^et Sut^flfd^ (Lepidosiren). 29. Unbefannte B^if^^^n formen ^totf^en Urftfc^en unb 9lmp^tbten. 30. @(^meliföpfe (Ganocepbala). 31. 2Bi(feIiä^ner (Labyriotbodonta). 32. 9Iinb< n)ü()(en (CaeciÜae). 33. j^iemenlur(^e (Sozobrancbia). 34. ^^Yoanfinx^ (So- zura). 35. %xo\ä^\\xxä)t (Anara). 36. 6tamm(eptilien obet Sofofautier (Pro- terosauras). 37. Unbefannte 3n>if(^enfotmen gmifd^n ^mptiibien nnb (ptotamnien. 38. ^(otamnten (gemeinfame Stammform aflet ^mniontbiere). 39. S&ugeneptUten (Tberosanria), fpätet ©fammfäuget (Promammalia). 40. Utf(^Iei<(et (Proreptilia). 41. ^ad^iä^nei (Thecodontia). 42. Urbiac^en (Simosanria). 43. @4langen« brad^en (Plesiosanria). 44. Sifc^bra^en (Ichthyosauria). 45. Sieleo fauriet (Am- pbicoela). 46. 8teneofaurter (Opisthocoela). 47. ^(ligatoten (Prostbocoela). 48. gleif^fceffenbe ^inofautier (Harpagosauria). 49. ^flangenfreffenbe 2)ino< faurier (Titanosanria). 50. 9){ofeIeibe(!()fen (Mosasauria). 51. ®emeinfame Stamme form bei €(!()(angen (Opbidia). 52. ^unb^^äfinige €(^nabeleibe(^fen (Cynodontia). 53. d^t^nlof^ 6(^nabeleibe(^fen (Cryptodontia). 54. Sangfc^toänjige Slugeibe^fen (Rbampborbyncbi). 55. i^urif^tvän^ige $tugeibe(^fen (Pterodactyli). 56. Sanb« fc^ilbftöten (Chersita). 57. !BoQelf(^Iet(^er (Tocornitbes), 3^if<^enfotmen }tt>if(^en 9tepti(ten unb Sogetn. 58. UrDoget (Arcbaeopteryx). 59. SBafferf(^nabett^iec (Ornitborhynchus). 60. 8anbfif<^enformen ^mifc^en 9eutelt()ieren unb $Iacenta(tt)ieren. 63. 3ottenpIacentnet (Vüliplacen- talia). 64. (^urtelplacentnet (Zonoplacentalia). 65. 6(^eibenptacentner (Disco« placentalia). 66. ^er URenfc^ (Homo pitbecogenes, t)on l^inn^ ittt^umlic^ Homo sapiens genannt). ^n^ang. CEifiarung ber Safein. 703 Safcl XV (am (Snbc bc« »ud^cs). ^i^ot^etifdle ^ffa^e bed ntonop^^letifdlen Itrfpntngd mtb ber IBerBreftung ber sttidlf ^Renfdletu^t^ded k»ou Seimnriett aud über bie ^be, €eIbf)k)eTf}änbtidi) beanfpiuc^t bie ^ter grap^ifc^ fHg^itte ^ppot^efe nut einen gan^ proDifotifc^en SOert^ unb (^at (ebigli^ ben S^vetf^ SU geigen, mie man fi(^ bei bem gegenwärtigen unDoQfommenen 3uPanbe unfeier ant^ropologi* f^en itenntniffe bie ^udßta^tung bet SJIenf^enarten oon einet einzigen Urtieimat^ aud ungefätir benfen (ann. tHU tt)abtf(^einli(^e Ur^eimat^i ober «»^arabied" ifl ^ier Semutien angenommen, ein gegenn)ärtig unter bem Spiegel bed inbif(^en Ocean^ oerfunfener tropif<(er Ctontinent, beffen frühere dlfifienj in bet 2:ertiärieit buT(^ ga^lreid^e %\fat^a^tn bet Zbitx* unb ^ffonjengeogtapt^ie fe^^r »a^rf^einli^ gemalt mirb (Detgl. 6.321 unb 642). 3nbe|Ten ifl ed mä) fe^t möglich, ba§ bie 6ppot(ietif(^e ^SBiege M ORenfc^engef^lec^td'' »eitet öfilic^ (in hinter« ob^t IBotbeti^Onbien) ober n)eitet n)ef}li(^ (im dflli(^en ^fti(a) lag. künftige, nament« li^ Detglei(^enb«aitt(itopoIogif(^e unb paläontologifc^e ^otfc^ungen votxUn und hoffentlich in ben 6tanb fe^en, bie Detmut^Ii^e Sage bet menfc^lic^en Itt^eimat^i genauet }u befhmmen, aU ed gegemvättig mdgli(^ ifl. 9Benn man unfetet monop^pletifc^en ^ppot^efe bie polpp^pletifc^e Dotjie^t unb annimmt, bag bie Detf^iebenen 9Renf(^enatten aud me^teten Detfc^iebenen ant^topoiben ^ffenatten butc^ allmähliche SetDoIIfommnung entflanben finb, fo fc^eint untet ben Dielen, ^iet mögli^en ^ppot^efen am meiflen Serttauen bie« ienige )u oetbienen, meiere eine jmeifac^e pit^ecoibe SBur^el bed 9){en« f(^engef(^le(^td annimmt, eine afiatifc^e unb eine afrifanifc^e SBurjel. d^ ifl nämli(^ eine fe^r bemetfendn)ett^e X^atfac^e, bag bie afrifanifc^en SRen« fc^en äffen (®otiI(a unb €^impanfe) ft(^ but^ eine entfc^ieben langföpfige ober boli^ocep^ale 8<^äbelfotm audiei<^nen, ebenfo mie bie ^frifa eigene ttiümlic^en fUtenf^enarten (Hottentotten, Jtaffern, fReger, 9{ubier). ^uf bei anbeten €eite flimmen bie afiatif^en 9){enf^enaffen (indbefonbere ber fleine unb groge Drang) burc^ i^re beutli(^ fur^föpfige ober brac^pcep^ale 6(^äbelform mit ben Dorjugdn^eife für ^fien bejeic^nenben SRenfd^enarten (iDIongolen unb SRalapen) tiberein. 9){an fdnnte ba^er n)o^l oetfu^t fein, biefe legieren (aftatif^e ID'ienf^enaffen unb Urmenf($en) oon einer gemeinfamen brac^p« cep^alen ^ffenform, bie erfleren bagegen (afrifanif(^e 9){enf(^enafFen unb Urmen« fc^en) oon einer gemeinfamen bolic^ocepfialen 9lffenform abjuleiten. 9luf jeben San bleiben t>a^ tropif^e «frifa unb H^ fäbli(^e ^ften (unb gmi« f^en beiben möglic^enoeife bad fie früher oerbinbenbt Semurien ?) bieienigen l^tiU 704 ^u()anQ. ^(flärung ber Safein. bet (Srbe, meiere btx bei t^tage Don ber Ut^eimat() bed URenfi^engef^ted^td Der oQen anbeten in Setrac^t fommen. (Intf(^ieben audgefd^Ioffen finb bei biefer %xa%t bagegen ^merifa unb ^uflTalien. %\xä) Europa (yotld^ti übdgend nut eine hv günfligte meflli^e ^albinfel t>on ^ften ifl) befi^t \ä)mx\\^ für bie „^axahit^* Stage" ®ebeutung. ^ag bie SBanberungen bet Detf(^iebenen SJlenfd^enarten t)on i^m Ut^eimatft aud unb x^xt geograp^^if^e ^Verbreitung auf unferer Saf. XV nur ganj im ^U^t* meinen unb in ben grdbflen Sü^tn angebeutet werben fonnten, tierftebt fi(^ ton fetbfl. 2)ie )a^Irei(^en jlreu^« unb Duermanberungen ber Dielen Svoti^t unb 6tämme, fomie i^re oft fe^r einflußreichen 9)ä(fn)anberungen mugten babei gän^tic^ unberücfftd^ttgt bleiben. Um biefe einigermaßen flar bargufieHen, mußten erflend unfere 5(enntni{fe Diet voQftänbiger fein unb jtveitend ein ganzer 9(ttad mit Dielen Derfc^iebenen lOligrationd^Safeln angemenbet tt)erben. Unfere 2:af. XV beanfpru(^t »eiter Dtic^td, aU gang im allgemeinen bie ungefähre geograpbif^e Serbreitung ber 12 9)>2enf4^enarten fo onjubeuten, mie fie im fänf^etinten 3<*^r(unbert (Dor ber oügemeinen Sudbreitung ber inbogermanifc^en 9taffe) befianb, unb n)ie fie ftd^ ungefätir mit unferer 2)ef€enben)b9pot^efe in (Sinflang bringen läßt. 9[uf bie gec grap(^if(^en Serbreitungdf^ranfen ((Gebirge, SBüflen, Slüffe, Steerengen u. f. m.) brauste bei biefer aflgemeinen SJIigrationdffijjt im (Sinjelnen um fo toeniger ängß« U(^e 9tütffi(^t genommen ju n)erben, aU biefe in früheren (ßerioben ber C^rbge* f(^i(^te gang anbete (Stößen unb gfotmen fjatten. Senn bie aQmä^^ltc^e Umbil« bung Dou catat^inen 9(ffen in pit^ecoibe URenfc^en n)ä()tenb bet Settiätjeit n^itN li^ in bem ^ppotjjetifc^en ßemutien flattfonb, fo muffen au^ ju Jenet 3«^* ^^« ^tenjen unb Jotmen bet heutigen kontinente unb fDleete ganj onbete gemefen fein. ^u(^ bet fetjt ma(3^tige (Jinfluß bet Gidgeit toitb füt bie d^otologiftften Jta» gen Don bet ÜBanbetung unb IBetbteitung ber fUtenfc^enarten große tBebeutung be» anfpru(^en, ohtoo^l er fi(^ im C^injelnen no(^ nic^t na^er beflimmen läßt. 3d^ Dertt)a^re mic^ alfo ^ier, roxt bei meinen anberen Cintmitfelung^d^pot^efen, audbrü(f< li^ gegen jebe bogmatif(^e 2)eutung; fie finb metter nid^td aU erfie Serfuc^e. Safe! XVI (jwifdicn @. 392 unb 393). ^ieffee«9labio((nrien ber Bdtif^en ^ttenger*@st)ebitioti« («ergl. 6. 392 unb 394.) ^ie 3<^^t ^^t gierli(!()en unb ^dc^fi mannidbfaltigen ®ef!alten Don fiefelf^aligen 9)abiotarien, tt)el<^e bie ben)unberungdmürbige britif(^e (S^allenger«Clj:pebi« lion (1872—187«») unter bet Leitung bee betübmten fc^ottifc^en S^'^l'^g*" ^xx Vn^ang. (Srfläning bei Itafetn. 705 lB9t>ine 5£^omfon aud btn Zitftn bed aquatoiialen pacififd^en Dceand ju Za^t gefdtbeit ffat, belauft {1(^ f^on je^t auf me^t aU taufenb, too^t untetfd^itbene, neue ^tten. 2)ie IBefc^reibung unb 9lbbilbung betfelben (auf ^unbert %aftln), an bei i(^ f<^on feit einigen 3a^ttn arbeite, n^irb in 2—3 3a()ien beidffentlic^t n)et« ben. (Sd ergiebt fi^ baraud in biefer n>unbeTbaren ^totiflenftaffe ein Diel grögerei 9ieit^tbum an toe(f(^iebenen unb manni(^fa(tigen ®tunbfoimen, aU in irgenb einer anbeten Jtlaffe bed $totiflenrei(^d, ^flanjenteic^d obet X^ierteic^d ju finben ifl. ^ie 12 arten, totlä^t auf Saf. XVI abgebilbet finb, geben einige ber wic^tigflen t^pifd^en ^o^nien mieber (2)ergl. au(^ mein ^^rotifienreic^^ 1878, unb meine ^^ORonograp^ie ber IHabioIarien^ 1862, mit %tM r>on 35 ^afetn). mt ^ier abgebilbeten ^i^tmen finb bem blogen ^uge unft^tbar unb flarf Dergrögett. 3ig. 1. Procyttariam primordiale, H. (Dtbnung ber QLoUibeen). (Sine fugelige 3cIIe ((^entralfapfel) mit centraler DeUugel ifl umgeben k)on mehreren fleinen ^.gelben S^Utn** unb fhaEiIt biele feine Säben aud (fpfeubopobien). t^ig. 2. Hexancistra qaadricaspis, H. (Drbnung ber 6p(aeribeen). (Sine (Sitterfugel (9iinbenfd^aU) mit centraler 5tugel (ORarffc^ale). 6 etac^eln (itUx mit 4 8pi^en) fielen in brei auf einanber fenfred^ten 9]'{eribian*(Sbenen. Sig. 3. Saturnulus planeta, H. (Orbnung ber 8p^aeribeen). (Sine ©itter* fugel (tRinbenfc^ale) mit centraler j^ugel (URatffc^ale). tNingd um biefelbe ein aqua« torialer üiefelring, (mit i^r t)erbunben bun^ gn)ei, in einer 9(fe liegenbe Stabe), ä^n(i(^ tt)ie um ben Planeten 6aturn ein äquatorialer 9{ebelring. gig* 4. Heliocladas farcatns, H. (Drbnung ber 2)idcibeen). (Sine linfen« förmige (9itterf(^ale (9iinbenf(^ale) mit einer centralen ilugel (^axt\ä)aU). Som ^equator ober t>om 9ianbe ber biconbefen Sinfe fira^^len ja^lreic^e JHefelflac^eln aud, bie gabelförmig get^eilt finb. gig. 5. Tricranastrom Wyrillei, H. (Orbnung bet ^idcibeen). öon einer centralen freidrunben Sd^eibe gefien bi^r, ein ^latted rec^ttoinflige^ Jtreuj bilbenbe 9(rme ab, beren ieber om (Snbe in brei Qadtn gefpalten ifl. gfeine gäben (^feubo« pobien) flra()len übetaO bon ber (SentraUapfel aud. gig. 6. Coelodendram Challengeri, H. (Orbnung ber (Sannibeen). 2)ie fugelige (Sentral'j^apfel ifl Don itoti gegenflänbigen (unt)erbunbenen) ^albfugeln eingef(^loffen, beren {ebe brei baumförmig beräftelte ^o^le Jtiefelrö^ren trägt, ^ud ber fc^marjbraunen $igmentmaffe, miä)t bie Qlentral^j^apfel um()ünt, flra^len ^ai^U reid^e feine gäben aud (^feubopobien). gig. 1, Acanthostephanus corooa, H. (Orbnung ber (Sricoibeen). !^rei fla(^elige ^iefelreifen, welche in brei auf einanber fentrec^ten (Sbenen flehen, finb in ber Seife berbunben, bag fle eine !Dornenfrone bilben. gig. 8. Cinclopyramis Murrayana, H. (Orbnung ber C^^rtibeen). (Sine 706 ^nl^ang. (STftäning ber Safein. ntunfeitige ^pramibe, beren neun Jlonten bur4 ^tele ^orijontale Dnerflä^ vei» bunben ftnb. Gin au§eT{i feinet (^ittemert fuüt bie Dieteifi^en Waffen au«, tt>el(^e bur4 jene gebtlbet wetben. 9. Enoecryphalufl Hnxleyi, H. (Drbnun^ ber (Sprtibeen). . dine ^o^ egelförmige (Bitterf^ale mit 3 ®liebem, (Sipfelfla^el unb 3 langen Sügd^en, bie am d^nbe gitterformig bur4bro4)en ftnb. 1 1. Diploconns Satnrni, H. (Drbnung ber $ a n a c a n t (i e n). d^in ^oppüt (egel, gleich einer 6anbu(r, beffen 9|e ein ßarfer, Dierfantiger, an beiben Qnben Dorragenber unb sugefpi^ter 6ta(^el bilbet; t>on ber SRitte ge(ien fleinere Stapeln ab. 12. LithopteraDarwioii, H. (Drbnung ber $a na cantfien). 3" ber SRitte eine freugförmige (Sentralfapfel mit t>ier Sappen. !Dad 5tiefelffelet begebt aul 20, na^ ID^üller*! ®efe^ Dertl^eilten 6ta(^eln, 16 Heineren unb 4 gr5§eren; le^tere liegen in ber ^equatoriaI<(Ebene unb tragen am (Snbe 4 ®itterplatten, g(ei(^ Sinb« mü6UnerfIoffenen Veriobe ber (lrbgef<^i<(te ifi aui ben ga^lreic^en unb tüo\;i[ erhaltenen Serfieinerungen ber- felben in 5^nli(4er Seife combinirt unb refiaurirt, tüit bied juerfl ber geniale fbo* tanifer Sfrang Uuger in feinen f(^dnen Silbern jur «Urmelt", fpiter Ddn)alb ^eer in feiner „Unoelt ber Bä^totii", unb Diele Snbere getf^an (aben. ^ie yfiangen, n)el4e biefen Urmalb ber Gteinfo^lengeit gufammenfe^en, finb gang über« mlegenb ^rotbaUoten aul ber ^auptflaffe ber $arne (Filicioae, 6. 408, 423). 9luf ber linfen 6eite bed Silbc^enl im IBorbergrunbe unten ergeben ft4 bie gefrümmten, armleu(^terartig get^eilten unb bid^t mit €(^uppenblätt(!^en bebecften 9äf(^e einiger Bärlappe (Lyoopodiaceae) aud ber j^laffe ber €4uppenfarne (Selagineae, 8. 427). $0(^ baräber empor ragen linfd bie rieftgen, blattlofen, cannellirten Fäulen mehrerer nacfter 6(^aft(alme (Equisetaceae), aul ber j^loffe ber €4aftfarne (Calamariae, €. 426); oben tragen fie einen japfenäfinlic^en @porenbe|)älter. 9le(^tl ba^inter flnb bie gierli^en, lär(^enä^nli(^en, gu berfelben j^laffe ge()örigen, f(^(anfen €tämme oon dtiefen^almen (Calamiteae, 8. 426) fi^U bar, toelc^e regelmäßig ^ufammengefe^te Dtabel^Duirle tragen. Q^egenäber auf ber reellen 8eite bei IBilbc^enl totxUn aQe anberen ^flangen oon ben ma^tigen, ^n^ong. (Jrflarung ber tafeln. 707 ^aUix^ ö69|lem 345. Olltaiet 628, 635. 9(mafl(n 561. «merifaner 628, 635. ^mnionlofe 541. Umtttont^ure 528, 540. «mnioten 528, 540. Smoeben 380, 382, 444. Hmoebinen 380. 9(mp^ibten 538. ^(mp^iofud 524, 528. «iiH>(>iT(>inen 530, 528. 91namnien 541. «ngiofperracn 408, 432. «Hnneliben 498, 501. ^notgane 5, 291. ^norgotogie 5. «Inpaffung 81, 139, 197. — abtoeic^enbe 221. 9lnpaffung, actuefle 202, 207. — attgemcine 207. — conelatiöe 216. — cumuIatiDe 209. — birecte 202, 207. — biwetöcnte 221. -- gehäufte 209. — geWte*tIi(^e 205. — inbirecte 201, 204. — inbioibueüe 204. — mittelbare 201, 204. — monfhofe 205. — potcntiefle 201, 204. — fejueOe 205. — fprungtDeife 205. — unbeWtänfte 223. — unenblic^e 223. — unioetfefle 207. — unmtttelbore 202, 207. — tt)e4felbeaügli(^e 216. 9(npa|Tungdgefe^e 203. Sntboioen 463, 466. ^nt^Topocenttifc^e Seltanf^auung 35. 51nt^ropoiben 592, 597. ^nt^ropoUt^ifc^e« itiialttt 344, 347. 91nt^topologie 7. ^nt^topomotp^Umud 17, 60. 3lraber 628, 640. «ra^niben 508, 510. Stbeit^t^eUung 241, 251. ^Itcellen 380. Srd^elmint^en 468, 472. 9(rc^ep^pceen 410. SHegifiet. 709 «rc^iflonie 164, 301. »Tc^oUt^if^ed 3ettoUer 340, 344. «tiei 640, 649. «riflotele« 50, 69. %xtt\Ux 628, 635. 9tmfu6Iet 468, 474. *ntt 37, 244. ^rt^ropoben 496. ^iticulaten 495, 498. mcih'm 475, 526. ftdconen 460. mpiUn 498, 501. mtxiUn 490, 493. idt bei eibitnbe 349. JWcotpIen 408, 433. S)ifferenairun0 241, 253. 2)i(ut)ia(«89f}em 345. 2)tpneuflen 536. SDtt>er9eni 241. SDrac^en 548, 550. S)ra»ibo 628, 637. 2>uatifltfd^e aBeUanfc^auung 19, 67. 2)9dteIeologte 14, 667. (^(^intben 490, 495. (^^inobetmen 486, 490. (Sdpptet 639, 648. ei be« SWenfc^en 170, 265. eibe(^fen 545, 547. (Siei 170, 178. (Sifur(^un9 ((Sit^eilung) 17a 266, 444. (gin^eit bei 9latüx 20, 301. C^in^eitUc^e ^bflammungd^ppotH^ 371. (Sinfeimblattrige 408, 433. Q^i^iett 324, 348. C^imeigfotpet 294. (Step^ant 566, 582. (Smpiiie 71. (Snbuifa(^e 20, 31. (Socaen«@9flem 345, 346. (Srbabel 161. C^rb(i(^feit 158. örbfünbe 161. (Sibn)eid^ett 161. (Scfenntniffe apofletioii 29. — apriori 29, 636. (^Tflarung bet d^iftl^einungen 28. C^tnä^tung 199. d^eOen 486. ^abenpflanjen 417. 3abnet 408, 417. gatne 408, 423. ^arnpalmen 408, 431. Silicinen 408, 423. ^^innen 635. giWe 531, 533. giaöettaten 377, 383. Siedeten 408, 419. Slebert^iere 566, 585. 8leif(ftfreffer 566, 583. SJIimmerfugeln 384. glotibeen 408, 415. Sflugeibe^fen 548, 550. Jlugreptilien 548, 550. 9fortpf[an$ung 164. — ampbiflone 175. — öef<^le<^tli*e 175. — {unßfraulic^e 177. Megiflef. 711 ^ortpflan^un^ monotone 164. — fcyucOe 175. — ungef^lec^tUc^e 164. 8ortf*titt 247, 252. Srefe 106. Sucoibeen 408, 414. gulotet 628, 637. gungi 408, 417. ©aflroa 446, 449. ©afitäaben 450, 455. ®afhula 446, 448. Gattung 37. ©egenbauT ((Sari) 278, 519, 531. ®ebirnenttt)t(felung 270. ®eifl 20, 674. ^eijlige (Snhvitfetung 658, 674. ©eigelf^wäimer 383. ©eigter 383. ®emmation 172. ©enerationdtoec^fet 187, 462. ®enud 37. ($eocentTtf(^e 9BeItanf(^auung 35. ©eojfrop 6. ^xiaixt 11, 103. Germanen 640, 649. ©efc^Ie^tdtrennung 176. ©ejldtunödfräfte 80, 300. ©ibbon 592, 597. ©tauben 8, 651. ©tiebertf^iete 495, 498. ©Hebfüger 496. ®oetbe (Söolfgang) 73. ©oet^e'd ^bfiammungdlefire 82. — »ilbungdtneb 82, 226. — g3ioloöie 80. — ^nttoirfetungdlebre 82. — ®ottedibiIofop^ie 73. — tpftonjenmetamotp^ofe 74. — epecificatlondttieb 81. — fflirbeltljeorie 75. ®oet^e*« 3*t)iWcnfleferfiiiib 76. (^onoc^oridmud 176. ®ono(^onflen 176. ©otifla 592, 596. ©ottedDorfienung 64. ©rabiä^nigt Tltn\^tn 625. ®rant 106. ©regatinen 377, 383. ®ne(^en 640, 649. (^pmnofpermen 408, 430. Halbaffen 566, 580. ^alifautiet 545, 548. ^amofcmiten 628, 639, 648. ^afenfanind^tn 131, 245. ^audtbiere 122. ^eliogoen 377, 391. Herbert 106. ^erebität 158. ^etmap^robitidmud 176. ^eimapjrobiten 176. ^erf^er« ieodmogenie 285. ^»iniotcgen 468, 474. ^imblafen bed 2Renf(4en 271. ^olot^uiien 490, 495. ^oofer 106. Hottentotten 628, 630. pacptoben 308. ^ua^eaen 308. Huft^iere 573, 578. Huyicp 106, 13d, 590. Hpbribidmu« 189, 245. ipbrufen 461, 466. 3apanefen 635. 3nbioibueae (gntwirfelung 261. 3nbo*inefen 628, 635. 3nbo9ermanen 628, 640, 649. 3nbuction 77, 671. 3nfuftondt^lete 385. 3nfufotlen 377, 385. 3nopb9ten 408, 417. 3nfccten 509, 511. 3nfectenfreffet 566, 583. 3n(iinct 658. 712 9legif}et. 3raner 640, 649. 3uben 640, 648. Sura^epflem 343, 345. Äajfern 628, 630. j^alffc^tvämme 460. ^tammeilinge 390. J^ammquaaen 463, 466. Äampf um'd S)afeiii 143, 225. Äant Ommanucl) 90. StanV^ ^bflammungdle^re 93. — (SrbbilMmgdt^eorie 92. — entn)t(re(unö«t6eorie 285. — ^xiiit bet Urt^cildfroft 91. — SWcc^anidmud 34, 92. — *Ratutp(>iIofop^ie 90. — ©clectlondf^eorie 151. iToufaPet 628, 639. jteimbtättei 447. jteim^aut 445. 5^eim(nodp(nbiIbung 173. J^eim^eKenbitbung 174. ^lienienbogen bed SWenfc^en 274. J^Iima«ffie(^feI 323. ^loafentbiere 560. Äno*enpWc 532, 536. J^nodpenbUbung 172. 5eobIen|loff 293, 299. Äoblenfiofft^eorle 298. Kopffüßler 485. Koranen 463, 466. Koreo*3opaner 628, 635. Kodmogente 285. Ko^mologifc^e ®adt^eorie 287. Kracfcn 480, 485. Krebfc 498, 501. KreibcSpflem 343, 345. Krufloceen 498, 501. Ärufient^iere 498, 501. Kiujföpfe 625. $!abprintbläufer 387. ßabprintbulern 377, 387. fiamard (3«aii) 98. Samartf'd 9lbf}ammunddU(ire 100. ^amarcf' 9 ^Int^ropologie 102, 587. — fRoturp^ilofop^ie 99. Samar(fidmud 134. $!aiiQ(dpfe 625. 9aniett(iiere 524, 528. $aplace'd Kodmogenie 285. Saubfarne 408, 425. Soubmofe 408, 422. $aur(ntif(^ed 6pfl(m 340, 345. fiebendfraft 20, 297. Sebermofe 408, 422. fiemurUn 821, 580. $!(onaibo ha ^ind 51. Septocarbier 524, 528. Seuconen 460. $i(^enen 408, 419. Sinn^ ((i^arO 36. Stnn^'d ^rtenbenennung 87. — «Pffanjenclaffen 404. — ec^opfungdgef^id^te 40. — ©peciedbegriff 37. — @9flem 36. — 3:bierc!af[cn 438. ßobofen 377, 380. Socfettbaarige OJIenfd^en 626, 647. ßuftro^rt^iere 506, 510. Sut^e 588. 8ur*fif*e 536. fipefl (S^jarled) 112. Spta'd 6(^dpfuneddef(4i(^te 114. 9RaQofp()ären 385. 3){ag9aten 635. URalapen 628, 633. ORalt^ud' SeDdlferungdttieorie 143. 9JIamma(ien 528, 567. 9JIoiiteU()iere 474. ORarfuptalien 561, 5^. eorie 87. — Woturpbilofop^iie 86. — Urfdbleimtl^eorie 86. Olpntiud 458. Ontogenefid 261. Dntogenie 9, 361. Dp^iuren 490, 494. Droitft 592, 597. Organe 5. OtöonUmen 5, 291. «Paarnofcn 528, 530. «PalaoIitbiWed Seitalter 342, 344. Paläontologie 49. Va(3^9carbier 525, 528. «Paliff^ 52. «Panber (d^rifHan) 262. «Papua 627, 628. efcenbeng^ppotH« 372. «PoIpncPer 628, 633. Vüippen 461, 466. Vorifeten 456, 458. «Primärjeit 342, 344. «Primaten 566, 585, 590. Vrlmorblalgeit 340, 344. qjromammalien 559, 565. qjroPmien 566, 580. erjen 524, 528. IRomanen 640, 649. IRotatorien 468, 473. Sftubimentäre «ugen 13, 255. — ©eine 13. — giügel 256. — (griffet 14. — ßungen 257. — !Wil*brüfen 258. — !Wu«feln 12. — IRirf^aut 12. — Organe 11, 255. — ©(^TOänje 258. — etaubfäben 14. — 3ä^ne 11. (Rü(ff(^Iag 186, 441. Olunbmauler 527, 528. 9tunbn)ürmer 468, 473. ©ouget^lere 556, 567. Saurier 548. 84aaffbaufen 98. 6*äbeUofe 522, 528. 6*abelt^iere 525, 528. 6<^aftfarne 408, 426. 6*ein^uft(>iere 566, 582. ec^iefgä^nige ORenf^en 625. ©«ilbfröten 547, 548. 6*ilbt^>iere 498, 501. ©(^impanfe 592, 597. e^irmquaaen 462, 466. ©(^langen 547, 548. 64Iau(^t()iere 457. 6*lei*er 529, 531. €(^lei(^er («ugufl) 97, 621, 640. 6ct)Ieiben (3. 3W.) 97. 6(^teimpilje 388. JRegiflet. 715 ^c^Iic^t^aarige SRenf^en 626, 647. 6(imaIna{iQe «iffen 592, 595. €(^metaftf4e 532, 535. ec^nabelt^iere 560. ©(^necfen 480, 482. ec^neibegä^nide 566, 580. e(^dpfer 58, 64. 6en 466. — 9lto(^mben 510. — «Tticulaten 498. — ©eutelt^lete 565. — Gatar^inen 592. — ßoelcnteraten 456. — ürufloceen 504. — Dibelpiien 565. — (Sc^inobetmen 490. — ©rbWic^teit 345. — 5if*e 532. — Formationen 345. ~ ®ef(^i(^tdpeTioben 344. — ®Uebertj)iere 498. — ^elmint^en 468. — ^uftljiere 578. — 3nfecten 510, 517. — j^tebfe 504. — aWammolien 565, 566. — ORatfupialien 565. — SWenf(^enatten 628. — aWenfc^enrajfen 628. — !Wenf(^enöorfai>ren 600. €9 {lern bei — a^onobelp^ien 566. — URoDudfen 480. — iRejfeltiiere 466. — «Pffanjen 408. — (Pflangent^ilere 466. — (piacentalt^iere 566. — Vlöcentnet 566. — (Plotljtiinen 592. — q3totif!en 377. — giepHlien 548. — 6äu9et^>iete 566. 566. — 6*leic^et 548. — ©Pinnen 510. — ©ternt^iete 490. — Siliere 452. — 24fa(^eoten 510. — Ungulaten 573, 578. — ©ertebraten 528. — ©ögel 556. — ©ei(^t^tere 480. — ffiirbelt^iete 528. — ©ütmet 468. — 3eiträume 344. — Soop^pten 456. ©pflematifd^e @ntmi(felung 277. Xange 407, 408. Xataien 635. 2aufenbfü§et 507, 510. 5Eeleologie 89, 259. a:eIeologi[(^e Seltanfc^auung L9, 67. Stertiärgeit 344, 346. SHialamop^oren 377, 390. X^aUopt^pten 405, 406. JbaKudpflanjen 405, 406. Ibierfeele 658, 675. 2:ocogonie 164. Sra^eaten 506, 510. Xiandfocmidmud 4. 2:Tandmutationdt^iere 4. Xreoiranud 83. Xriad<©9flem 343, 345. 2:Togontien 566, 580. Xuibeaarien 472. _i dtegifter. 717 2:unicaten 474. Ueberdangdformen 260, 654. UmbUbunQdIe()te 4. Unger (Sraitg) 98. Ungulaten 573, 578. Unpaamafen 527, 528. UnitDetfmäBtgfeit bei lRatui'18. yXnimdmaii^ttxmt^xt 14. 667. Utaller 635. Uramnioten 543, 609. Utcptoben 308. Urbomt^iete 455, 456. Urflf*e 532, 534. Urgef^i^te bed fBttn^^tn 618. Urlufttöbter 506, 510. Uimenfc^en 643. Utpflanjen 408, 410. UrfpTung bei eprad^e 621, 640. Uttange 410. Wxt^itxt 440. 441. Umefen 375. UrtDÜrmer 468, 472. Urgenen 308. Urzeugung 301, 369. «BanaMIität 197. IBaiiation 197. ©atietäten 247. «Beränbeili^feit 197. ©ererbunö 157, 182. — obötfurjte 190. — ampb^öiie 188. — angepaßte 191. — befepiflte 194. — beiberfeitifle 18. — confewatiöe 183. — conjlituirte 194. — continuirIi(^e 184. — er^altenbe 183. — emoibene 191. — fortf^teitenbe 191. — gemiWte 188. — öef«le(^tU(^e 187. — glei(^6itli(^e 195. Vererbung, %U\ä^it\tliä^t 194. — bontod^tone 194. — bomotope 195. — latente 184. — progrefPöe 191. — feyuette 187. — unterbtocbene 184. — ununterbrochene 184. — Detelnfati^tt 190. IBererbungdgefe^e 182. Sennenf(^It4ung 17, 60. S^erfteinerungen 50. öertebraten 521, 528. SerooQfommnung 247, 253. Siet|^eitti(^e 9(bftammungdbppot^e[e 372. IBitaliftif^e ^Beltanf^auung 16, 67. O^tiegbaarige ORenfc^en 626, 647. ©ögel 552, 556. Sorfabten bed IDlenfd^en 600, 615. ©agner (9»ori^) 328. aöagner («nbrea«) 123. ffiaflace («Ifreb) 120. 9Baaace'd a^orotogie 321, 332. 2BaIIace*d €eIectiondt^eorie 120. ffialtbiere 566, 575. 9Banberungen ber 9Renf(^enarten 641. 2Banberungen ber Organismen 314. 2öa|ferfarne 408, 427. 2Be(bfeIbeaiebun9 ber 2:^ei(e 216, 220. fflei«tbiere 478, 480. mtm eelectiondtbeorie 151. 2öiaen«freibeit 100, 212, 677. SBimperlinge 386. lEBimpertbieritteibilbung 176. nav Art: taner. arfKttiu-J .»-9-J- .f PacifiscKer Ocean. letMsehen Ursprungs und ^• 'er 7Z Mensefiat-Spedes von iat aas üier tÜt Ilrde . ZUÄ .*Uf > i'Äft,-./ ,!„ , 'T I